Zusätzliche Stellen für exzellente Wissenschaftlerinnen - Max-Planck ...
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PERSPEKTIVEN Zusätzliche Stellen für exzellente Wissenschaftlerinnen Neues Programm bietet herausragend qualifizierten Nachwuchsforscherinnen eine langfristige Perspektive Mit dem Lise-Meitner-Exzellenzprogramm verstärkt die Max-Planck-Gesellschaft ihr Engagement, um exzellente Frauen in ihrer wissenschaftlichen Karriere zu fördern. Ab Frühjahr 2018 werden jährlich bis zu zehn zusätzliche Max- Planck-Forschungsgruppen für Wissenschaftlerinnen ausge- schrieben. Die Stellen werden über einen mehrstufigen Aus- wahlprozess in enger Rückkoppelung mit interessierten Max-Planck-Instituten besetzt. Die Leiterinnen bekommen einen auf fünf Jahre befristeten W2-Vertrag. Zusätzlich er- halten sie die Möglichkeit, an einem Tenure-Track-Verfahren teilzunehmen, das nach einer umfassenden Begutachtung eine unbefristete W2-Stelle mit Gruppenausstattung sichert. „Mit dem neuen Programm bieten wir einzigartige Chan- cen“, betont Max-Planck-Präsident Martin Stratmann: „Freie wissenschaftliche Entfaltung, langfristige berufliche Sicher- heit und klare Karriereperspektiven. Ich bin davon über- zeugt, dass wir auf diese Weise auch zukünftige Direktorin- nen gewinnen können.“ Die Max-Planck-Gesellschaft in- vestiert bis 2022 mehr als 30 Millionen Euro, um bessere Perspektiven für Wissenschaftlerinnen zu schaffen. Türöffner für Talente: Mit dem Lise-Meitner-Exzellenzprogramm möchte die Max-Planck-Gesellschaft den Pool an exzellenten Forscherinnen erhöhen. Lizenz für besseres Textverständnis Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Informatik entwickelt Technologie zur maschinellen Erfassung von Informationen Texte korrekt zu verstehen, ist für sich bringt. Für Maschinen sind solche nehmen Ambiverse, eine Ausgründung Computer nach wie vor eine Heraus- Interpretationen bisher kaum zu leis- aus dem Max-Planck-Institut, hat dar- forderung. Denn sie enthalten häufig ten – und wären doch essenziell für aus eine intelligente Softwarelösung mehrdeutige Begriffe, die schwer zu eine umfassende Nutzung von digita- für die automatische und akkurate Er- interpretieren sind. Menschen können len Inhalten. kennung und Interpretation von mehr- zum Beispiel den Sinn der Aussage Um dieses Problem zu lösen, haben deutigen Wörtern und Phrasen in Tex- „Nach Verletzung kein Neuer in Sicht“ Forscher am Max-Planck-Institut für ten entwickelt. Ziel von Ambiverse ist, anhand des Kontextes erschließen. Ein Informatik in Saarbrücken die Wissens- die Such- und Analysewerkzeuge auf informierter Leser erkennt, dass es basis Yago erstellt. Die semantische die Bedürfnisse von Firmen zuzu- sich um Nationaltorhüter Manuel Datenbank mit mehr als zehn Millionen schneiden, damit diese Daten aus Foto: Wolfram Scheible Neuer handelt, dessen Verletzung Pro- Entitäten (Namen, Organisationen, Nachrichtenarchiven, Unternehmens- bleme für seinen Verein und die deut- Städte und Ähnlichem) ist so etwas wie dokumenten und Produktreviews elek- sche Fußballnationalmannschaft mit ein Lexikon für Maschinen. Das Unter- tronisch besser auswerten können. 6 MaxPlanckForschung 4 | 17
PERSPEKTIVEN „Zivilcourage ist überall nötig“ Anna Baumert untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale mutiges Einschreiten bei Unrecht ermöglichen Zivilcourage genießt hohes Ansehen. Doch eine Person gegenüber moralischen The- warum zögern wir so oft, uns für Gerech- men? Wie wichtig sind ihr moralische Prin- tigkeit einzusetzen? Und wie unterschei- zipien? Wie stark tendiert sie dahin, mit den sich die Zivilcouragierten von den an- negativen Emotionen zu reagieren, wenn deren? Gemeinsam mit ihrem Team sucht sie Ungerechtigkeiten oder Unmoralisches Anna Baumert, Leiterin der Max-Planck- erlebt? Zudem geht es um Impulsivität: Forschungsgruppe „Zivilcourage“ am Max- Wie stark ist der Impuls, bei bestimmten Planck-Institut zur Erforschung von Ge- Situationen sofort eingreifen zu müssen? meinschaftsgütern in Bonn, Antworten Darüber hinaus spielt wohl auch die Be- auf diese Fragen. Sicher ist: Kluges und reitschaft eine Rolle, erlernte gesellschaft- hilfsbereites Eingreifen kann man überall liche Regeln zu brechen. Die meisten von lernen – auch im Kleinen. uns haben gelernt, sich kontrolliert zu ver- halten, ihre Emotionen zu regulieren und Frau Baumert, über Zivilcourage wird vor andere Leute in Ruhe zu lassen. allem in der Presse oft sensationsheischend Anna Baumert berichtet. Was ist Ihr Fokus? Diese gesellschaftlichen Normen sorgen Anna Baumert: Uns geht es um Grund dafür, dass viele nicht eingreifen? lagenforschung. Wir untersuchen Situati- Genau das ist unsere Vermutung. In Situa- sollte Allianzen schmieden und Hilfe ho- onen, in denen jemand Unrecht tut, Re- tionen, in denen es einen Täter gibt, den len und anschließend als Zeuge zur Verfü- geln bricht oder sich unmoralisch verhält man aufhalten könnte, muss man erst ein- gung stehen. – und die von einem Dritten beobachtet mal gegen viele erlernte Konventionen ver- werden. Die psychologischen Prozesse und stoßen. Das ist nicht so einfach. Sie möchten mit Ihrer Studie eine Charaktero- Mechanismen, die darüber entscheiden, logie der mutigen Helfer entwickeln. Was ist ob jemand gegen einen Täter eingreift, Oft ist zudem nicht ersichtlich, ob das eigene Ihr Ansatz? sind vermutlich anders als beispielsweise Eingreifen berechtigt ist oder nicht. Für unsere Studie laden wir Personen ein, die Prozesse, die entscheiden, ob jemand Bei zivilcouragiertem Handeln besteht die in der Vergangenheit Zivilcourage ge- einem fremden Menschen hilft. zweifellos die Gefahr, jemanden fälsch zeigt haben. Das sind zum einen Men- licherweise zu beschuldigen – und sich da- schen, die für ihre Taten in Deutschland Wie couragiert sind wir Menschen denn? mit selbst in eine peinliche Situation zu ausgezeichnet wurden. Zudem haben wir Wenn Unrecht geschieht, greifen viel we- bringen. Einschreiten kann genauso ein einen allgemeinen Aufruf gestartet. Die niger Leute ein, als angenommen. Ich will Fehler sein wie Nichteingreifen. Man muss Teilnehmer müssen als Außenstehende Un- mich selbst nicht ausnehmen. Ich würde sich letztlich fragen, welche Folgen wel- recht erlebt und in irgendeiner Form einge- mir wünschen, dass ich, wenn ich in eine cher „Fehler“ hat. griffen haben. Alle, auf die das zutrifft, er- brenzlige Situation komme, bereit bin, auf halten von uns einen Fragebogen, der aus effektive Art zu intervenieren. Aber die Muss ich mich schlecht fühlen, wenn ich zwei Teilen besteht und online bearbeitet Forschung bestätigt: Bloß weil ich denke, nicht eingreife? werden kann. Die Auswertung ist anonym. dass ich eingreifen würde, ist das real Aus psychologischer Perspektive gibt es nicht unbedingt der Fall. Wir haben Teil- viele Hindernisse, die das Nichteingreifen Es gibt Trainingsschulen für Zivilcourage. nehmern eine Situation beschrieben, und verständlich machen. Jeder sollte sich je- Kann jeder lernen, sich couragiert zu verhalten? wir haben sie in die tatsächliche Situati- doch klarmachen, dass das eigene Verhal- Das ist sehr individuell. Die Schulen sind on gebracht. Es wurde deutlich, dass es ten Konsequenzen für das Verhalten ande- gut und hilfreich. Ich bin sicher, die Befun- sehr große Diskrepanzen zwischen dem rer hat. Wenn man selbst inaktiv bleibt, de unserer Forschung können auch für die- Vorhaben einzugreifen und dem tatsäch- erhöht dies das Risiko, dass auch andere se Trainings relevant sein. Allerdings geht lichen Eingreifen gibt. Viele Menschen das gleiche Verhalten zeigen. Man muss es nicht nur um den großen Konfliktfall. Zi- überschätzen ihre Handlungsbereitschaft jede Situation abwägen. Wir empfehlen, vilcourage ist überall nötig – in Schulen, in oder -fähigkeit. nicht immer unmittelbar dazwischenzu- der Nachbarschaft oder auch am Arbeits- gehen. Sonst bringt man sich selbst in platz. Es gibt viele kleine Situationen, in de- Es gibt aber immer wieder Menschen, höchste Gefahr. nen man gegen Unrecht einschreiten kann. die in schwierigen Situationen eingreifen. Man kann überall lernen, gegenüber Unge- Was macht sie aus? Was sollte man tun, wenn es brenzlig wird? rechtigkeiten aufmerksamer zu werden. Foto: privat Darüber haben wir bisher nur Vermutun- Im Grunde das, was auch die Polizei emp- Interview: Martin Roos gen. Zunächst einmal geht es um eine mo- fiehlt: andere Leute ansprechen und sie Link zur Studie: ralische Disposition. Wie aufmerksam ist auf die Ungerechtigkeit hinweisen. Man www.coll.mpg.de/studie_persoenlichkeit 4 | 17 MaxPlanckForschung 7
PERSPEKTIVEN Doppelte Partnerschaft mit Harvard Max-Planck-Gesellschaft startet zwei neue Kooperationsprojekte mit führender US-Universität Max-Planck-Wissenschaftler arbeiten auf vielen Gebieten eng mit ihren Kollegen an US-amerikanischen Eliteuniversitäten zusammen. Zwei Kooperationen wurden nun auf eine insti- tutionelle Basis gestellt. Im Oktober 2017 fiel der Startschuss für ein neues Zentrum zur Erforschung des antiken Mittel- meerraums. Im Fokus des Max Planck – Harvard Research Center for the Archaeoscience of the Ancient Mediterranean steht vor allem die Mobilität im Mittelmeerraum im Zeitraum zwischen 1600 und 1000 vor Christus. Dort verbinden Wis- senschaftler der Harvard University in Cambridge (Massa- chusetts) und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsge- schichte in Jena etablierte archäologische und historische Ansätze mit neusten biotechnologischen Methoden. Im Januar startete das Max Planck Harvard Research Center for Quantum Optics. Hundert Jahre nach der Entdeckung der Quantennatur von Licht und Materie durchläuft die Quantenphysik gerade eine Art Revolution: Neue Techniken schaffen die Grundlagen für wesentliche Erkenntnisse in der Teilchenphysik ebenso wie für neuartige Geräte wie den Quan- tencomputer. Das gemeinsame Zentrum des Max-Planck- Instituts für Quantenoptik in Garching und der Harvard Handschlag zum Start: Mark C. Elliott, Beauftragter für internationale University bündelt Know-how und Infrastruktur der beiden Beziehungen in Harvard, und Max-Planck-Präsident Martin Stratmann Standorte und ermöglicht es, auf diese Weise ungelöste Pro- bei der Gründungsfeier für das gemeinsame Zentrum zur Erforschung bleme der Quantenphysik anzugehen. des antiken Mittelmeerraums. Fotos: Harvard University (oben), Sven Doering, Jürgen Bauer, privat, Wolfram Scheible (unten, von links nach rechts) Viermal erfolgreich Jeweils zwei Max-Planck-Direktorinnen und -Direktoren werden in diesem Jahr mit dem Leibniz-Preis geehrt 136 Vorschläge lagen vor, elf Kandi- beiten in der Stoffwechsel- und Ent- te im Quartett der Max-Planck-Preisträ- daten kürte die Deutsche Forschungs- zündungsforschung geehrt. Der Preis ger ist Bernhard Schölkopf vom Max- gemeinschaft (DFG) für den diesjähri- an Jens Beckert vom Max-Planck-Insti- Planck-Institut für Intelligente Systeme gen Leibniz-Preis – darunter vier Max- tut für Gesellschaftsforschung in Köln in Tübingen. Der Informatiker hat ent- Planck-Direktoren. Alessandra Buon ehrt dessen Verdienste um die Erneue- scheidende Beiträge zur Theorie und anno vom Max-Planck-Institut für rung einer interdisziplinären Perspek- zum Erfolg des maschinellen Lernens Gravitationsphysik in Potsdam erhält tive in den Sozialwissenschaften, vor geleistet. Im März wird die mit bis zu die Auszeichnung für ihre theoreti- allem im Schnittfeld von Soziologie 2,5 Millionen Euro dotierte Auszeich- schen Modelle, die es ermöglichen, die und Wirtschaftswissenschaft. Der Vier- nung in Berlin feierlich übergeben. Signale der Gravitationswellen zu iden- tifizieren und zu interpretieren. Erika L. Pearce vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Frei- burg wird für ihre herausragenden Ar- Die erfolgreichen Vier: Alessandra Buonanno, Jens Beckert, Erika L. Pearce und Bernhard Schölkopf (von links) erhalten den Leibniz- Preis 2018. 8 MaxPlanckForschung 4 | 17
PERSPEKTIVEN Amazon kommt ins Cyber Valley Das Technologieunternehmen unterstützt Projekt zur künstlichen Intelligenz im Raum Stuttgart-Tübingen Das Cyber Valley hat einen weiteren Industriepartner gewon- nen: Amazon will sich an der Forschungskooperation beteili- gen, die auf Initiative der Max-Planck-Gesellschaft im Dezem- ber 2016 gestartet ist. Das Technologieunternehmen plant, in den kommenden Jahren 1,25 Millionen Euro zu Forschungs- gruppen in der Region Stuttgart-Tübingen beizusteuern. Dar- über hinaus wird Amazon in der Nachbarschaft zum Max- Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen ein eige- nes Forschungszentrum einrichten und die Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft verstärken. Max-Planck-Prä- sident Martin Stratmann begrüßt die Entscheidung: „Wir ge- winnen damit einen weiteren starken Partner, der die inter- nationale Bedeutung der Forschung im Cyber Valley noch ein- mal steigern wird.“ Für das Kooperationsprojekt – eine der größten Initiativen auf dem Feld der künstlichen Intelligenz in Europa – haben sich die Max-Planck-Gesellschaft, das Land Baden-Württem- berg, die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie Unter- nehmen wie BMW, Bosch, Daimler, Porsche und ZF Friedrichs- hafen zusammengeschlossen. Das Ziel ist, die Forschung zu intelligenten Systemen voranzutreiben und ein Umfeld für Beispielhaft im Cyber Valley: Der Roboter Apollo soll am Max-Planck- vermehrte und erfolgreiche Firmengründungen zu schaffen. Institut für Intelligente Systeme lernen, sich autonom zu bewegen. Ins Netz gegangen 100 Jahre alt werden – Im Herz von Wendelstein 7-X Wo die Wissenschaft wohnt und es genießen Mitten hinein in die Plasmakammer der Fu- Eine neue Ausstellung in der Eingangs- Das ist das Motto der Demografie- sionsforschungsanlage Wendelstein 7-X in halle des Münchner Max-Planck-Hauses App „A Life Journey“ von Population Greifswald führt das neue 360-Grad-Panora- zeigt Architektur, Forschungsinfra- Europe in Berlin. Neben Texten, Info- ma auf den Internetseiten des Max-Planck- struktur und Arbeitswelten an den Max- grafiken und Videos beinhaltet die Instituts für Plasmaphysik (IPP). Auch durch Planck-Instituten. Ob Labore, Bibliothe- App für iPad und iPhone auch viele die Experimenthalle kann man streifen und ken, Gewächshäuser oder technische Spiele, die interaktiv in das Thema die Anlagen besuchen, die das Plasma auf Großgeräte – optimale Infrastruktur ist demografischer Wandel einführen. viele Millionen Grad aufheizen. Via PC, Tab- ein entscheidender Faktor im internati- So kann sich beispielsweise jeder sei- let oder Smartphone kann man Blicke in alle onalen Wettbewerb um die besten Köp- ne mögliche Lebenserwartung be- Winkel werfen und sich an kleinste Details fe. Darüber hinaus sind die Gebäude rechnen lassen. Die App, die in zehn heranzoomen. Per Mausklick starten und Lebens- und Arbeitsraum: Orte der Be- Sprachen vorliegt, wendet sich vor stoppen kurze Videos, in denen IPP-Wissen- gegnung, der Offenheit und des Ver- allem an Schüler und Lehrer, die sich schaftlerinnen und -Wissenschaftler ihren trauens, die Kreativität und Austausch demografischen Themen unterhalt- Arbeitsplatz erklären; einblendbare Info fördern. Die Ausstellung „Wo die Wis- sam nähern wollen. Ein Tutorial tafeln erläutern wichtige Bauteile. Aufge- senschaft wohnt“, die auch als Slide- Foto: Wolfram Scheible führt in die Anwendung der App ein, nommen hat das Panorama der Münchner show vorliegt, zeigt Fotografien aus 18 zusätzliche Unterrichtsmaterialien Fotograf Volker Steger, von dem bereits das Max-Planck-Instituten: Gebäudeansich- und Webinare runden das Thema ab. Panorama der Garchinger IPP-Fusionsanla- ten und bauliche Details ebenso wie www.population-europe.eu/video/ ge ASDEX Upgrade stammt. Momentaufnahmen aus der Forschung. how-use-app-life-journey www.ipp.mpg.de/panoramaw7x www.mpg.de/video/fotoausstellung 4 | 17 MaxPlanckForschung 9
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