FÜHREN MIT FARBEN Eine gute Menschenkenntnis ist im Berufsleben eine begehrte Eigenschaft. Mit dem richtigen Riecher für andere muss man nicht ...

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FÜHREN MIT FARBEN Eine gute Menschenkenntnis ist im Berufsleben eine begehrte Eigenschaft. Mit dem richtigen Riecher für andere muss man nicht ...
FÜHREN
MIT FARBEN
Eine gute Menschenkenntnis ist im Berufsleben eine begehrte
Eigenschaft. Mit dem richtigen Riecher für andere muss man nicht
geboren werden. Jeder kann die Fähigkeit erlernen.
KAI-UWE HARZ

94   HARVARD BUSINESS MANAGER FEBRUAR 2019
FÜHREN MIT FARBEN Eine gute Menschenkenntnis ist im Berufsleben eine begehrte Eigenschaft. Mit dem richtigen Riecher für andere muss man nicht ...
AKADEMIE

K
                        onrad Adenauer ist berühmt
                        für seine etwas ungewöhn­
                        lichen Zitate, wie zum Bei­
                        spiel: „Nehmen Sie die Men­
                        schen, wie sie sind. Andere
                        gibt es nicht.“ In diesem Punkt
                        hatte der erste deutsche Bun­
deskanzler recht. Wir müssen unser Gegenüber so
akzeptieren, wie es ist. Ansonsten kommen wir
nicht weiter.
   Es stellt sich nur die Frage: Wie ticken denn „die
Menschen“? Wir wissen zwar, dass wir alle unter­
schiedlich sind und somit eine äußerst heterogene
Gemeinschaft bilden. Vor allem im privaten Um­
feld ist uns das bewusst. Es gibt Freunde, die per­
fekt zu uns passen; wir teilen ihren Humor, ihre
Werte und ihre Hobbys. Und dann gibt es die an­
deren, die uns womöglich langweilen und mit
denen selbst der Small Talk auf der Party anstren­
gend ist.
   Natürlich sind auch die Unterschiede im Arbeits­
alltag sichtbar. Der eine liebt Excel-Tabellen, der
andere kreatives Schreiben. Interessanterweise
wird das intuitive Wissen über diese Zusammen­
hänge in vielen Unternehmen gerade in der Perso­
nalführung vernachlässigt, wo es besonders wert­
voll wäre. In meiner Arbeit als Coach beobachte ich
häufig folgende Verhaltensmuster:
                                                            ILLUSTRATION: MAREN AMINI FÜR HARVARD BUSINESS MANAGER

   Recruiting: Viele Chefs achten beim Einstellen
von Mitarbeitern ausschließlich auf deren fachliche
Kompetenz. Im besten Fall spielen noch Sympathie,
Offenheit oder Teamfähigkeit eine Rolle bei der Ent­
scheidung. Dabei sind für verschiedene Positionen
in einem Unternehmen völlig unterschiedliche Per­
sönlichkeitsstrukturen erforderlich.
   Führungskräftetraining: Die meisten Seminare
für Manager laufen nach dem Schema „One fits all“
ab. Dabei gilt auch hier: Jeder ist anders, und unter­
schiedliche Mitarbeiterpersönlichkeiten benötigen
ihren ganz individuellen Führungsstil. Einige brau­
chen einen klar definierten Rahmen, andere haben
eher das Bedürfnis nach Freiheiten. Einige freuen

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FÜHREN MIT FARBEN Eine gute Menschenkenntnis ist im Berufsleben eine begehrte Eigenschaft. Mit dem richtigen Riecher für andere muss man nicht ...
AKADEMIE SELBSTMANAGEMENT

sich auf abwechslungsreiche oder neue Aufgaben,             Es gibt unzählige Systeme, Modelle und Sche­
andere wiederum ­bevorzugen das Bewährte.               mata zur Bestimmung einer Persönlichkeit. Viele
   Mitarbeitermotivation: Wenn Chefs ihren Mit­         davon erfordern großen Aufwand. Ich wende seit
arbeitern etwas Gutes tun wollen, dann berücksich­      Jahren die Biostrukturanalyse an, die sich bei mir
tigen sie dabei selten die individuellen Bedürfnisse.   in der Praxis überaus bewährt hat. Diese Methode
Mehr Geld, neue Projekte, Lob oder andere Incen­        kann ergänzend im Recruiting eingesetzt werden,
tivierungen können bei unterschiedlichen Mitarbei­      ist aber vor allem bei der Strukturierung von Teams
tern völlig unterschiedliche Reaktionen hervorru­       oder der Führung und Motivation von Mitarbeitern
fen. Eine vermeintliche Belohnung kann für den          von Vorteil.
einen Mitarbeiter hoch motivierend sein, beim               Ich habe in meinem Leben sehr viele Verkaufs­
anderen jedoch das Gegenteil bewirken.                  teams geschult, die anschließend im Durchschnitt
   Ein zentrales Anliegen meiner Arbeit ist es, dem     ihren Umsatz um die Hälfte steigern konnten.
Menschen zu helfen, seine individuelle Persönlich­      Auch im Mental Coaching ist die Methode sehr
keit mit ihren Stärken und Schwächen kennenzu­          ­hilfreich; so habe ich unter anderem die Trainer
lernen und auch die Persönlichkeit seiner Mitmen­        einer re­nommierten Fußballnachwuchsschmiede
schen zu erkennen. Wer weiß, wie sein Gegenüber          gecoacht.
tickt, der weiß auch, wie er mit ihm oder ihr um­           Die Biostrukturanalyse hat der deutsche An­
gehen kann. Wer seine eigenen Bedürfnisse und            thropologe Rolf W. Schirm entwickelt. Sie basiert
die seiner Mitmenschen kennt, der führt harmoni­         auf den Untersuchungen des renommierten ame­
sche und produktive Beziehungen. Wichtig ist in          rikanischen Hirnforschers Prof. Dr. Paul D. Mac­
diesem Zusammenhang: Es gibt keine gute oder             Lean, der unter anderem lange an der Yale Medical
schlechte Persönlichkeitsstruktur und auch keine,        School geforscht hat. Seinen Erkenntnissen zufolge
die Erfolg garantiert oder verhindert. Uns muss nur      besteht unser Gehirn aus drei Teilen, die sich im
stets bewusst sein, dass jeder Mitarbeiter durch         Laufe der Evolution entwickelt haben: dem Stamm­
sein individuelles Persönlichkeitsfenster auf die        hirn, dem Zwischenhirn (limbisches System) und
Welt blickt. Wir müssen ein Verständnis dafür ent­       dem Großhirn. Diese drei Gehirnbereiche stehen
wickeln, dass Menschen eine bestimmte Eigenart           für unterschiedliche Persönlichkeits- und Verhal­
haben. Diese Toleranz unter den Mitarbeitern gilt        tensmerkmale. Um sie einfacher differenzieren zu
es zu fördern. Ich nenne das die Toleranz der An­        können, werden ihnen Farben zugeordnet: Das
dersartigkeit – oder auch den „Führerschein Men­         Stammhirn wird in Grün dargestellt, das Zwischen­
schenkenntnis“.                                          hirn in Rot und das Großhirn in Blau (siehe Tabelle
                                                         „Die Biostrukturanalyse“ oben rechts).
DIE DREI HIRNE                                              Der Ansatz geht davon aus, dass zwar alle Men­
Das „Lesen“ oder „Orten“ seines Gegenübers kann          schen über die drei Gehirne verfügen – dass sie bei
man relativ einfach lernen. Wer weiß, welche Per­        jeder Person allerdings unterschiedlich stark aus­
sönlichkeitsstrukturen für welche Aufgaben geeig­        geprägt sind.
net sind, kann erfolgreiche Teams bilden und weiß,       • Bei den grün-dominanten Menschen ist be­
was sie brauchen, um sich wohlzufühlen. Unter              sonders das Stammhirn – evolutionsgeschichtlich
solchen Voraussetzungen lassen sich Mitarbeiter            das älteste der Gehirne – stark entwickelt. Solche
besser motivieren – mit der Folge, dass die Produk­        Menschen legen viel Wert auf Gefühle und
tivität steigt und die Fluktuation sinkt.                  ­Harmonie.
                                                         • Rot-dominante Menschen (mit aktivem Zwi­
                                                            schenhirn) streben nach Dominanz und Status.

GRÜN-DOMINANTE SIND                                      • Blau-dominante Menschen (mit aktivem Groß­
                                                            hirn) wirken oft zurückhaltend und sehr rational.

EXZELLENTE TEAMPLAYER. SIE
                                                            Natürlich verfügt jeder Mensch über jedes Gehirn
                                                         und damit auch über charakterliche Merkmale
                                                         aller drei Typen. Es gibt nur Dominanzen einer

BRILLIEREN IN JOBS MIT                                   der Gehirnregionen, es gibt keine „reinrassig“ roten,
                                                         grünen oder blauen Personen. Bei manchen Men­
                                                         schen sind zwei Komponenten oder sogar alle

VIEL KONTAKT ZU MENSCHEN.                                drei gleich stark ausgeprägt. Nichtsdestoweniger
                                                         können wir bei den meisten Menschen eine Domi­

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DIE BIOSTRUKTUR-ANALYSE
Der Anthropologe Rolf W. Schirm entwickelte die Analyse aufbauend auf den Erkenntnissen des US-Hirnforschers
Paul D. MacLean. Die drei Gehirnbereiche bilden verschiedene Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale ab.

Stammhirn                                       Zwischenhirn                                   Großhirn
GEFÜHL                                          EMOTION                                        RATIO
GRÜN                                            ROT                                            BLAU

• Bereitschaft und Bedürfnis zum                • Streben nach Dominanz und                    • Bedürfnis nach Distanz
  Kontakt                                          Überlegenheit
                                                                                               • Neigung zur Zurückhaltung
• Allgemeine Beliebtheit                        • Neigung zum Wettbewerb
                                                                                               • Tendenz zur Verschlossen­heit
• Orientierung an der Vergan­genheit,           • Natürliche Autorität
  an Bewährtem und Gewohntem                                                                   • Orientierung an der Zu­kunft
                                                • Impulsives Handeln
• Handeln aus Erfahrung                                                                        • Planvolles Handeln
                                                • Aktivität und Dynamik
• Bauen auf Vertrautes                                                                         • Präzise Zeiteinteilung
                                                • Konkretes und praktisches Denken
• Intuitives Handeln                                                                           • Systematisches, ordnendes Denken
                                                • Schnelles Erkennen des Machbaren
• Zuverlässigkeit erster Ein­drücke                                                            • Tendenz zur Abstraktion
                                                • Improvisationstalent
• Fantasie                                                                                     • Sprachliche Präzision

nanz erkennen und uns diese Erkenntnis zunutze              manent in einem Wettkampf, bei dem sie stets
machen.                                                     Sieger sein wollen. Auffällige Kleidung und Ac-
                                                            cessoires sind ein typisches Indiz.
ERKENNEN DES GEGENÜBERS                                   • Menschen mit Blau-Dominanz haben einen völlig
Es ist von Vorteil, in relativ kurzer Zeit zu erkennen,     anderen Auftritt. Man erkennt sie an ihrer Zurück-
welche Gehirndominanzen die Menschen in mei-                haltung und Distanziertheit. Ihre Sprache und
nem Umfeld haben. So kann man beispielsweise                Argumentation ist betont sachlich, sie lieben und
die individuellen Stärken und Schwächen der Kol-            brauchen Zahlen, Daten und Fakten, um ihrer
legen rascher erfassen, kann beurteilen, welche             Welt ein Gerüst zu geben. Mimik und Gestik ver-
Aufgaben ihnen liegen und bei welchen sie sich              wenden sie eher sparsam. Sie sind stets pünktlich
schwertun werden. Eine Führungskraft kann                   und gut vorbereitet und schätzen Überraschungen
so leichter erkennen, wie sie Mitarbeiter besser            und Spontaneität eher wenig.
­motivieren kann. Oder sie weiß im Kundenkontakt
 besser, was jene in einem Verkaufsgespräch am            EINSATZ IM RECRUITING
 stärksten überzeugt.                                     Bevor eine Stelle in einem Unternehmen neu be-
    Bleibt die entscheidende Frage: Wie erkenne ich       setzt wird, sollten sich die Personalverantwortli-
 mein Gegenüber, selbst dann wenn ich vielleicht          chen das Stellenprofil ergänzend noch einmal genau
 nur wenige Momente mit ihm verbringe? Dabei hel-         anschauen und überlegen, welche Gehirndominan-
 fen typische Merkmale:                                   zen für die Position besonders wertvoll sind.
 • Menschen mit einer Grün-Dominanz sind meist              Grün-dominante Persönlichkeiten sind exzellente
   sehr liebenswürdig. Sie reden viel, sind gemütlich     Teamplayer. Durch ihre hohe Empathie sind sie
   und gesellig. Ihre Mimik ist häufig stark ausge-       stark im Verkauf, aber auch in medizinischen, hel-
   prägt, sie haben sozusagen sprechende Gesichter.       fenden oder sozialen Berufen. Sie sind gute Trainer,
   Durch ihre offene Art wirken sie sofort sympa-         Coachs, Mentoren oder Mediatoren. Auch Schau-
   thisch auf ihre Umwelt.                                spielern, Rednern, Moderatoren oder Lehrern
 • Rot-dominante Personen betreten einen Raum             kommt diese Persönlichkeitsstruktur zugute. Sie
   mit „Hoppla, hier komme ich!“-Attitüde. Sie ha-        brillieren in allen Jobs mit viel Kontakt zu Mitmen-
   ben eine sehr dynamische und dominante Aus-            schen, in denen Kommunikationstalent und Fein-
   strahlung. In Gesprächen sind sie oft ungeduldig,      gefühl entscheidend sind. Gleichzeitig lieben sie das
   ständig in Bewegung, hören schlecht zu und stel-       Bewährte. Eine Aufgabe, die sich ständig verändert,
   len kaum Fragen. Sie sprechen mit großer Gestik        bedeutet für sie Stress.
   und reagieren rasch laut und emotional. Da sie           Menschen mit Rot-Dominanz sind aufgrund ihrer
   sehr statusorientiert sind, befinden sie sich per-     starken Erfolgsorientierung geborene Führungs-

                                                                                                     FEBRUAR 2019 HARVARD BUSINESS MANAGER   97
AKADEMIE SELBSTMANAGEMENT

FÜR BLAU-DOMINANTE IST                                  Erlebnissen führte – sowohl bezüglich der eigenen
                                                        Stärken und Schwächen als auch bezüglich des

EIN KLARER RAHMEN                                       ­Verhaltens der Kollegen. Dann optimierten wir
                                                         ­gemeinsam die Aufgabenverteilung des Teams.
                                                          Ein blau-dominanter Mitarbeiter, der vorher im

WICHTIG. SIE ARBEITEN GERN                                Kundenbereich tätig war, hatte sich durch sein
                                                          ­Distanzbedürfnis dort nie wohlgefühlt und die

MIT ZAHLEN.
                                                           ­Kunden eher verprellt. Nach unserem Workshop
                                                            kümmerte er sich um Planung und Logistik und
                                                            blühte dort regelrecht auf. Die Produktivität und
                                                            das Klima in dieser Apotheke haben sich extrem
persönlichkeiten. Aber sie sind häufig keine ange-          verbessert, was auch die Kunden positiv zurück-
nehmen Chefs, da sie ein starkes Ego haben. Sie             geben. Ähnliche Erfahrungen habe ich in anderen
brauchen das Rampenlicht und stehen gern allein             Branchen und Teams gesammelt – von IT- bis zu
an der Spitze. Sie geben gute Vertriebschefs, Krisen-       Verkaufsteams.
manager oder Bauleiter ab. Ihre Stärken entfalten
sie, wenn Durchsetzungskraft und Autorität gefragt      EINSATZ ZUR MOTIVATION
sind. Häufig findet man diese Persönlichkeitsstruk-     Immer wieder neue Aufgaben und Herausforderun-
tur bei Politikern oder Funktionären. Sie überneh-      gen? Für grün-dominante Menschen ist das die
men gern Verantwortung und lieben die Heraus-           Höchststrafe, für rot-dominante ihr Lebenselixier
forderung. Ein rot-dominanter Mitarbeiter wird sich     und für blau-dominante ein sportlicher Anreiz –
nie beschweren, dass ihm etwas zu viel oder zu          wenn sie genügend Zeit für die Lösung bekommen.
schwierig wird.                                         Verschiedene Persönlichkeitsstrukturen benötigen
   Blau-dominante Personen sind hervorragende           unterschiedliche Arbeitsumfelder. Was den einen
Wissenschaftler oder Controller. Ihr Perfektions-       Mitarbeiter motiviert, kann bei einem anderen zu
anspruch und ihre sorgfältige Planung macht sie zu      Frustration führen. Wer als Chef diese individuellen
ausgezeichneten Technikern, Steuerberatern, An-         Bedürfnisse berücksichtigt, wird durch deutlich
wälten, Chirurgen oder Architekten. Am liebsten         zufriedenere und produktivere Mitarbeiter belohnt.
tüfteln sie allein an einer Aufgabe. Kreative Brain-       Ein grün-dominanter Mensch braucht vor allem
storming-Sessions oder teamübergreifende Projekt-       ein freundschaftliches Miteinander mit Chef und
arbeit sind ein Albtraum für sie. Kanban-Tafeln oder    Kollegen. Da er seine Freizeit und sein Familien­
Scrum entsprechen eher ihrer Arbeitsmethodik. Sie       leben in vollen Zügen genießt, legt er Wert auf eine
schätzen intellektuelle Herausforderungen und           ausgewogene Work-Life-Balance. Er liebt Teamver-
„harte Nüsse“. Man darf sie allerdings nicht unter      anstaltungen und Feiern. In seinem Tätigkeitsfeld
Zeitdruck setzen oder zur Improvisation zwingen,        bevorzugt er Konstanz und möglichst wenig Stress.
dann geraten sie ins Schwimmen.                         Als Incentives eignen sich für ihn vor allem freie
                                                        Tage, Gutscheine für Hotels oder Restaurants oder
EINSATZ IN TEAMS                                        Teamevents. Ein Chef, der sich nach seiner Familie
Das Wissen um diese Stärken und Schwächen ist           erkundigt, sammelt sofort Punkte.
nicht nur bei der Neubesetzung von Stellen, son-           Mit solchen Anreizen muss man rot-dominanten
dern auch bei der Umstrukturierung von Teams            Mitarbeitern nicht kommen. Für sie zählen Auf-
oder bei der Neuverteilung von Aufgaben äußerst         stiegsmöglichkeiten, Titel, ein leistungsbezogenes
wertvoll.                                               Einkommen oder ein prestigeträchtiger Dienstwa-
   Mit dieser Methodik konnte ich diverse Teams         gen. Wohl fühlen sie sich in einem kompetitiven
positiv verändern – die Unternehmensgröße spielt        Umfeld, in dem sie sich stets aufs Neue beweisen
dabei keine Rolle. Vor wenigen Monaten rief mich        können. Solche Menschen brauchen schnelle Ent-
eine Apothekerin an. Die Stimmung unter ihren Mit-      scheidungen und neue Herausforderungen. Seitens
arbeitern war angespannt. Manche Kollegen waren         des Chefs und der Kollegen erwarten sie Achtung,
unzufrieden mit ihren Aufgaben und fühlten sich         Lob und Anerkennung. Der Begriff Work-Life-­
insgesamt nicht mehr wohl bei der Arbeit. Wir er-       Balance kommt in ihrem Wortschatz nicht vor.
mittelten zunächst die Persönlichkeitsstruktur             Für blau-dominante Menschen ist ein klarer Rah-
­jedes Teammitglieds, was bereits zu großen Aha-­       men wichtig: deutlich abgesteckte Zuständigkeiten,

98   HARVARD BUSINESS MANAGER FEBRUAR 2019
SELBSTMANAGEMENT AKADEMIE

   definierte Projekte und klare Zeitvorgaben. Sie ar­                                        nissen. Wer sein eigenes Profil kennt, der kann sich
   beiten gern mit Zahlen und Daten und benötigen                                             bewusst auf seine Stärken konzentrieren und an
   viel Raum für Einzelarbeit. Die Aufgaben sollten ein   AUTOR                               Schwächen arbeiten.
   hohes fachliches Niveau erfordern und einen langen
   Planungshorizont haben. Ein Chef sollte die profes­    KAI-UWE HARZ                        FAZIT
   sionelle Kompetenz wertschätzen und sie vor allem      ist einer der Gründer               Wenn etwas Erfolg garantiert, dann ist es das Wissen
                                                          des ehemaligen Finanz­
   ausreden lassen.                                       dienstleisters AWD,                 um die unterschiedlichen Persönlichkeitsstruk­
      Es gibt keine gute und keine schlechte Per­         ­heute Swiss Life Select.           turen, die Fähigkeit, sie zu erkennen, und das Wis­
   sönlichkeitsstruktur. Keine, die Erfolg garantiert,     Er war dort Vertriebs­             sen um die jeweiligen Bedürfnisse. Wer weiß, wie
   und keine, die ihn verhindert. Auf den ersten Blick     direktor und hat die               sein Gegenüber „tickt“, was ihm wichtig ist und was
                                                           ­interne Akademie für
   könnte man denken, dass viele Menschen in Spit­                                            ihn überzeugt, kann Menschen extrem gut be­
                                                            ­Verkäufer und Führungs­
   zenpositionen eine Rot-Dominanz haben, da sie             kräfte aufgebaut.                geistern und mitnehmen und stellt die richtigen ein.
   über starken Erfolgswillen verfügen. Aber eine zu         ­Heute ist Harz mit der          Das hilft bei Transformationsprozessen in Unter­
   starke Rot-Dominanz verprellt die Menschen im              Harz Akademie als Coach         nehmen und natürlich auch im Verkauf.
   Umfeld. Wenn Rot nicht mit einer starken Grün-­            selbstständig. Er ist             Es reicht jedoch nicht, diese Dinge einmal zu ler­
                                                              ­Autor des Buches „Du!
   Komponente gepaart ist, die es ermöglicht, Men­             bist der Regisseur Deines      nen. Sie müssen aktiv gelebt werden. Alles, was wir
   schen mitzunehmen und zu begeistern, fährt der              Lebens“.                       im Alltag nutzen wollen, muss vorher zur Gewohn­
   rein Rote mit Schwung vor die Wand.                                                        heit werden. Nur dann stehen uns diese Erkennt­
      Jede Farbdominanz stattet ihren Besitzer mit                                            nisse auch in Stresssituationen automatisch zur
   Stärken aus, aber auch mit entsprechenden Hemm­                                            Verfügung.                © HBM 2019 siehe Seite 110

                                                                                Mit SPIEGEL COACHING
                                                                                    durch das Jahr!

                                                               NEU                         B li ck in s H
                                                                                                            ef t

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