1.000 neue Windräder: Wie soll das gehen? - Windenergie und Artenschutz - Wie kann uns der Spagat gelingen? - Naturschutztage
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08.01.2022 Windenergie und Artenschutz – Wie kann uns der Spagat gelingen? Naturschutztage 2022, Donnerstag, 6. Januar 2022 Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender 1.000 neue Windräder: Wie soll das gehen? 1
08.01.2022 Eklat noch vor Regierungsantritt? 10.12.2021 Sven Giegold Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz https://www.rnd.de/politik/eu-naturschutz-lockern-umweltverbaende-reagieren-empoert-auf-giegold- vorstoss-XB5Y7QXWRZE7FOO6RQ22XGTPWE.html 3
08.01.2022 7 Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flut an Ahr und Erft https://www.tagesschau.de/inland/studie-starkregen-101.html 4
08.01.2022 Thesen 1. Der Klimawandel wird schon bald als Klimakrise spürbar werden. 2. Diese Krise wird zunehmend die öffentliche Diskussion bestimmen. 3. Wir müssen beim Klimaschutz viel(!) schneller vorankommen, um gefährliche Kipppunkte im Klimasystem zu verhindern. 4. Die Konflikte mit dem Artenschutz sind zu zeit- und ressourcenintensiv – auch für uns! 5. Aktuell erreichen wir weder im Artenschutz noch im Klimaschutz unsere Ziele. 6. Es braucht einen Systemwechsel, mit dem wir beide Krisen besser und schneller bewältigen. 7. Wir wollen ein Aufweichen des europäischen Artenschutzes verhindern! 8. Eine gute Möglichkeit wäre, die Aufteilung der Landschaft in Vorranggebiete und Ausschlussgebiete für die Windenergie 9. Voraussetzung: Artenhilfsprogramme zur Herstellung des günstigen Erhaltungszustands windkraftsensibler Arten. 7
08.01.2022 Vorranggebiete für die Windkraft (2 % der Landesfläche) Artenschutz Klimaschutz Vorranggebiete für den Artenschutz (X % der Landesfläche) Klimaschutz Artenschutz 8
08.01.2022 Umfangreiche Flächen-Analyse mit Ziel: Klimaschutz Artenschutz Regionalplanung oder Umfangreiche Flächen-Analyse mit Ziel: Klimaschutz Artenschutz Fachkonzept des Landes mit: a) Vorranggebieten für die Windenergie mit beschleunigten Verfahren b) Vorranggebiete für den Artenschutz mit wirksamen Artenschutzprogrammen 9
08.01.2022 Aber: Wo sind die 2 % Flächen im Land? Wir wissen, wo der Wind weht! 6% 7% Notwendig für 1,5 °C Klimaziel in BW: 2 % Quelle: LUBW, LGL, BKG 10
08.01.2022 Wir wissen wo die Schutzgebiete sind! • NSGs • Nationalpark • Pflege- und Kernzonen der Biosphärengebiete • Waldschutzgebiete • FFH- und Vogelschutzgebiete (NATURA 2000) Quelle: LUBW, LGL, BKG Wo könnten Vorranggebiete für den Vogelschutz liegen? 11
08.01.2022 Schwarzstorch-Schwerpunktregionen Verbreitungsschwerpunkte des Schwarstorches bei einem angenommen Modell Schwellenwert von 80% der Population Modell Modell Modell Modell Modell Modell Modell Datenbasis: LUBW 2015-2017 Wespenbussard-Schwerpunktregionen Verbreitungsschwerpunkte des Wespenbussardes bei einem angenommen Modell Modell Schwellenwert von 50% der Population Modell Modell Modell Modell Modell Datenbasis: Adebar, ergänzt durch LUBW 2018-2019 12
08.01.2022 Karten und Populationsschwellenwerte für insgesamt 16 Vogelarten notwendig Arten Großer Brachvogel Wanderfalke Kornweihe Rohrweihe Weißstorch Mornellregenpfeifer Rotmilan Wespenbussard Triel Schwarzmilan Wiesenweihe Ziegenmelker Schwarzstorch Kiebitz Baumfalke Auerhuhn Wo könnten Vorranggebiete für den Fledermausschutz liegen? 13
08.01.2022 Habitatmodelle für 16 windkraftsensible Fledermausarten Sensibilitätskarte für Fledermäuse Konfliktpotenzial bezüglich Kollisionen: • grundsätzlich überall vorhanden, flächendeckende Verbreitung der Zwergfledermaus, große Aktionsradien der Abendsegler-Arten, Breitfrontenzüge • Abschaltungen (= Vermeidungsmaßnahmen) in jedem Fall erforderlich • Hohe Abschaltzeiten sind vor allem an windarmen Standorten zu erwarten • Habitatmodelle geben Hinweise für Vorranggebiete zur Umsetzung von Schutzmaßnahmen Beispielausschnitt 14
08.01.2022 Vermeidungsmaßnahmen bleiben weiterhin notwendig • Mindestabstände zu Gebieten, mit besonderer Relevanz für den Artenschutz (z. B. Greifvogelhorste oder Fledermausquartiere) • Ablenkflächen anlegen und Mahdregime in der Landwirtschaft anpassen • Abschaltzeiten, z.B. in Zeiten hoher Flugaktivität von Fledermäusen • Zwingende Nachrüstung von Altanlagen mit Abschaltautomatiken • Neue technische Möglichkeiten zur automatisierten Erkennung von Vögeln nutzen • „reif für die Praxis“ (Erkennungsrate von 97,5 % auf 750 m Entfernung) • Schnelle Weiterentwicklung durch Künstliche Intelligenz (KI) 15
08.01.2022 Artenhilfsprogramme müssen … • den günstigen Erhaltungszustand der Populationen sichern oder wiederherstellen • verbindlich in einem Gesetz verankert sein • wirksame Maßnahmen umfassen (in Wald & Offenland; Verzahnung mit Förderprogrammen der Land- und Forstwirtschaft) • durch systematisches Monitoring begleitet werden (jährliche Berichtspflicht an den Landtag) • Verbindlichen Mechanismus für Korrekturen enthalten • Mit ausreichend Personal- und Finanzmittel ausgestattet werden (ca. 15-20 Mio. Euro pro Jahr) Beschleunigung: Verfahren verbessern statt schleifen Regionalverbände • sonstige Hemmnisse auflösen (z. B. Abstände zu Drehfunkfeuern, Wetterradar, Flugsicherung) Behörden • Zusätzliches Personal bei den Planungs- und Genehmigungsbehörden (ggf. Spezialisierung und Bündelung) • Fristen setzen und auch selber einhalten • Digitalisierung der Verwaltungsabläufe Standards für Artenschutzgutachten • Konkrete und rechtsverbindliche Standards für Artenschutzgutachten Beteiligung • Studien bestätigen, dass frühe Beteiligung Akzeptanz erhöht und Planungen verbessert 16
08.01.2022 Fazit • Schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien ist dringend nötig • Vorranggebiete könnten Konflikte mit dem Artenschutz von vornherein entschärfen und Prozesse beschleunigen • Wirksame Artenhilfsprogrammen müssen den günstigen Erhaltungszustand der Populationen sicherstellen • Artenhilfsprogramme müssen dafür finanziell und personell gut unterlegt sein (schätzungsweise 15-20 Mio. Euro pro Jahr) • Erfolg / Misserfolg muss durch ein systematisches und unabhäniges Monitoring erfolgen Danke für die Aufmerksamkeit! 17
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