15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald

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15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
                         Michael Götzinger (Univ. Wien und
                         Wienerwaldmuseum Eichgraben)

2005: Anerkennung im Sommer durch die UNESCO (United Nations Educational,
Scientific and Cultural Organization)
2006: Staatsvertrag über den Biosphärenpark Wienerwald zwischen Wien und
Niederösterreich

                                               Ein derartiges Projekt braucht
                                               aber nicht nur rechtliche
                                               Grundlagen, es muss auch in den
                                               Herzen und Köpfen der
                                               Bürgerinnen und Bürger
UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ seinen Platz finden.
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Was ist ein Biosphärenpark?
„Biosphärenreservate („biosphere reserves“) sind Gebiete, bestehend aus
Ökosystemen, die international im Rahmen des UNESCO-Programms
„Der Mensch und die Biosphäre“ (MaB) nach Maßgabe internationaler Leitlinien für das
Weltnetz der Biosphärenreservate anerkannt werden.“

Ziel: ist in erster Linie der Schutz der vom Menschen geschaffenen Kulturland-
schaften und nicht so sehr Natur- oder Landschaftsschutz.

Aktuell gibt es 727 UNESCO-Biosphärenparks in 131 Staaten der Welt.
4 Biosphärenparks in Österreich - Folgende Biosphärenparks gibt es in Österreich
        (Jahr der Anerkennung):
Biosphärenpark Großes Walsertal (2000)
Bp Wienerwald (2005)
Bp Salzburger Lungau und Kärntner
        Nockberge (2012)    Blick vom Hegerberg
Bp Unteres Murtal (2019)    auf südl. Wienerw.
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Der Biosphärenpark Wienerwald
Daten BPWW: Fläche: 105.645 Hektar; in 51 BP-
Gemeinden und 7 Wiener Gemeindebezirken
leben ca. 750.000 Menschen.

Biosphärenreservate sind Modellstandorte zur Erfor-
schung und Demonstration von Schutz und nachhaltiger
Entwicklung auf regionaler Ebene; mit folgenden          Karte: https://www.bpww.at/de/artikel/infomaterial

Funktionen:
Schutz: Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und genetischer Vielfalt;
Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die
soziokulturell und ökologisch nachhaltig ist;
Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten, Umweltbildung
und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen lokaler, regionaler,
nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der nachhaltigen Entwicklung
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Der Biosphärenpark Wienerwald befindet sich in den Bundesländern NÖ und Wien
und versteht sich als Lebensregion in der Mensch und Natur gleichermaßen ihren
Platz finden und voneinander profitieren.
Seine Einzigartigkeit ist geprägt durch die Vielfalt von Natur, Kultur und nachhaltiger
Bewirtschaftung am Rande der Großstadt Wien.

Ziel ist es, die Natur schützen, wo Lebensräume und
Arten diesen Schutz brauchen und gleichzeitig die
zu einer Lebensregion für verantwortungsvolles
Wirtschaften und Handeln zu entwickeln.

Eine Zonierung der Landschaft erfolgt in drei unter-
schiedliche Nutzungs- bzw. Entwicklungskategorien:
3 Zonen: Entwicklungszone, Pflegezone, Kernzone(n)
(Kernzonen grün, Pflegezonen gelb)
                                                       Karte: https://www.bpww.at/de/artikel/infomaterial
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Die 3 Zonen im BP Wienerwald
Entwicklungszone (64% der Fläche) ist Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der
Bevölkerung mit Wirtschaftsweisen, die den Ansprüchen von Mensch und Natur
gleichermaßen gerecht werden: Ein umwelt- und sozialverträglicher Tourismus sowie
die Erzeugung und die Vermarktung umweltfreundlicher Produkte.

Pflegezone (31%) dient der Erhaltung und Pflege von Lebensräumen, die durch die
menschliche Nutzung entstanden oder beeinflusst sind (z. B. Wiesen, Weiden):
hohe Artenvielfalt durch Nutzung durch den Menschen und seine Nutztiere. Sie einhält
auch schützenswerte und pflegeabhängige Kulturlandschaften.

Kernzone(n) (5%, ist Untergrenze) Zone(n), in der sich die Natur vom Menschen
möglichst unbeeinflusst entwickeln kann. Die UNESCO fordert, dass die Kern-
zone(n) gesetzlich geschützt wird/werden (z. B.: Naturschutzgebiete). Die Kernzonen
im BPWW umfassen ausschließlich Waldgebiete.
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Kulturlandschaften im Wienerwald
(2005), NÖ.
Rot: Siedlungsflächen
Grau: Verkehrsflächen
Hellgrün: Wiesen, Weiden
Grün: Wald
Beige: Äcker, Landwirtschaft
Violett: Weingärten

            Karte: https://www.bpww.at/de/artikel/infomaterial
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Innerhalb des Wienerwaldes bestehen bereits vier Naturparke:
Eichenhain (Klosterneuburg – St. Andrä-Wördern)              (www.naturparke.at)
Föhrenberge (Perchtoldsdorf - Mödling – Gumpoldskirchen)
Purkersdorf – Sandstein Wienerwald (Deutschwald)
Sparbach (Stiftung Fürst Liechtenstein)

Europaschutzgebiete:
Wienerwald-Thermenregion,
Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten,
Landschaftsschutzgebiet Liesing
       (Maurer Wald und Zugberg)

       Naturschutzgebiet Eichkogel,
       Freigut Thallern (seit 1141)
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Welche Themen und Begriffe sind im Biosphärenpark
     Wienerwald von Bedeutung?
• Geologie und mineralische Rohstoffe;
• wertvoller Naturraum und traditioneller Wirtschaftsraum
       sowie bedeutender Kulturraum;
• der Wienerwald als Biosphärenpark mit seinen drei Zonen;
• Kulturlandschaftstypen im Biosphärenpark Wienerwald;
• Wienerwaldwiesen und Waldtypen;
• Wienerwald Weiderind aus dem Biosphärenpark Wienerwald     Dolomit-Stbr. Gaaden
• Gelebte Nachhaltigkeit (Nutzung, Erhaltung,
   Regeneration)

       Köhlerei bei                            4500
       Michelbach                              v. Chr.
Köhlerei ab dem
17. Jh.?
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
Geologie und mineralische Rohstoffe
Seit der Jungsteinzeit werden im Wienerwald mineralische Rohstoffe gewonnen. Die
Gewinnung von Mineralen und Gesteinen bedingen Wirtschaft und Kultur einer Region.
                        Kalköfen bei Sattelbach   Quarzsandstein
Gips Preinsfeld                                                      Atzgersdorfer
                                                                     Stein (Miozän)

Alter ca. 255 Mio. J.
                                                    Flyschzone
Wienerwaldwiesen und Waldtypen
Wienerwaldwiesen sind meist nur in Schutzgebieten unter Schutz; sie wurden in
vielen Fällen durch Beweidung geschaffen (also nur durch Zutun des Menschen).
Schutzgebiet Perchtoldsdorfer Heide: Kalktrockenrasen auf Dolomit

Steinhummel auf Kuhschelle   Frühlings-Fingerkraut         Frühlings-Adonis
Wienerwaldwiesen und Waldtypen
Waldtypen: BPWW-Projekt „Biodiversitätsmonitoring und Beweissicherung in den
Kernzonen des Biosphärenpark Wienerwald“ (in den Jahren 2012 bis 2015).
Im BPWW sind 33 verschiede Waldtypen bekannt (österreichweit sind des derzeit 213).
Häufigste Waldgesellschaften in den Kernzonen des Biosphärenparks sind im Flysch-
Wienerwald der Waldmeister-Buchenwald und der Zyklamen-Buchenwald im Karbonat-
Wienerwald.
Eichen-Hainbuchenwald       Schwarzföhrenwald          Flaumeichen(gipfel)wald
Weitere Ergebnisse der Biodiversitätsforschung 1
21 verschiedene Fledermausarten für den BPWW wurden dokumentiert.
Verbreitungskarten von 18 ausgewählten Vogelarten erstellt, andererseits
Singvogelarten sowie Spechte und Tauben erhoben.
Es wurden 10 Amphibienarten (entspricht 50% aller in Österreich vorkommender
Arten), an untersuchten Gewässern und Probeflächen im BPWW nachgewiesen.
Als Zeigerarten für die Ungestörtheit des Waldbodens konnten insgesamt 49
Landschneckenarten nachgewiesen werden, 14 ausschließlich in den Kernzonen.
Mit Hilfe von Bodenfallen konnten 66 Laufkäferarten festgestellt werden.
Von den rund 1010 in Österreich vorkommenden
Spinnenarten wurden 171 in den Wäldern des
Biosphärenparks nachgewiesen.

             Wolfsspinne (Männchen und Weibchen)
Weitere Ergebnisse der Biodiversitätsforschung 2
63 Wanzenarten wurden gefunden, das entspricht etwa 8% der
niederösterreichischen Wanzenfauna. Und unter den Zikaden
konnten 30 verschiedene Arten bestimmt werden.
               Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Neozoon)

Es kommen im Biosphärenpark 268 verschiedene Arten von Moosen
vor, 58 davon sind in den Roten Listen in NÖ als gefährdet gelistet.

Bei den Flechten ist auffällig, dass es etliche Aufnahmepunkte in Kernzonen als auch
im Wirtschaftswald gibt, an denen keine einzige epiphytische Flechte aufgefunden
werden konnte (ein Alarmzeichen). Positive Ergebnisse gibt es nur an Punkten am
Rande des Wr. Beckens, die über der Inversionsgrenze liegen.

Es konnten rund 800 Pilzarten nachgewiesen werden. Dies entspricht rund einem
Zehntel der für Österreich bekannten Arten; dabei gelangen 17 Erstfunde für
Österreich.
15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
                       Aktivitäten und Projekte
Ab 2007: GEO-Tag der Artenvielfalt
        Begegnungstage WissenschaftlerInnen und Bevölkerung zum Kennenlernen
        der Natur des Gebietes: Forschung und Bildung
Jährliche Weinprämierung, Klimabündnis Wienerwald

Ab 2008: Partnernetzwerke, BildungspartnerInnen

Ab 2009: Obstbaumtag,
   Wiederansiedlung des Habichtskauzes (Foto Zink)

2010: Buch 111x Biosphärenpark Wienerwald
       (Lois Lammerhuber)

2011: Offenland-Erhebung (2011 – 2013)
       Erstellung von Infopoints
BP Wienerwald Infopoints
Info-Point Maurer Wald

           Admiral (Vanessa atalanta)
15 Jahre BPWW - Aktivitäten und Projekte 1
2012: Erste Prämierung der „Wienerwäldlerin“
       Trockensteinmauerkurse
Ab 2013: Ernennung von BPWW-BotschafterInnen
       Landschaftspflegeaktion Biosphere Volunteer

2014: Plattformgruppe „Mountainbiken im Wienerwald“
                                               Scharbockskraut mit Wollschweber
2015: Biosphärenpark-Cup und 9. Tag der Artenvielfalt
       mit 10-Jahres Jubiläumskonzert
2016: Neuer Kriterienkatalog des MAB, positive
   Evaluierung 10 Jahre BPWW-Management
   1. Treffen der BPWW-BotschafterInnen          Arum sp.
15 Jahre BPWW Aktivitäten und Projekte 2
2017: Kartierungen der Fließgewässer
                     Blauflügel Prachtlibelle, Reiche Liesing
       Naturschutz und Genuss im BPWW 15 - 17
2018: Gründung des Wissenschaftlichen Beirates
       Big Five Volunteer (die 5 größten Schutzgebiete
       in NÖ.) darunter der BPWW
2019: Die Novellierung der Zonierungsverordnung
       bezüglich Pflegezonen ergibt flächenmäßig
       31% Pflegezonen; 1. Forschungsvormittag
2020: 15 Jahre Biosphärenpark Wienerwald
   Bauwerk in Form des Biosphärenpark-Logos,
   Es symbolisiert das gelebte Miteinander von
   Mensch und Natur in dieser von der UNESCO
   ausgezeichneten Lebensregion. „Mittelpunkt“ des
       BPWW in der Gemeinde Wienerwald
GEO-Tage der Artenvielfalt
Im Jahr 1999 startete das Magazin GEO erstmals einen Tag der Artenvielfalt, um die
Menschen für die heimische Naturvielfalt zu begeistern. Seit damals hat sich der Tag der
Artenvielfalt zur größten Feldforschungsaktion in Mitteleuropa entwickelt.
Im Jahr 2011 haben mehr als 25.000 Naturbegeisterte mitgemacht. Ziel für die
Teilnehmer ist es, in 24 Stunden in einem ausgewählten Gebiet möglichst viele Arten zu
finden.
Tag der Artenvielfalt im Biosphärenpark Wienerwald abwechselnd in Nieder-
österreich und Wien: wissenschaftliche Komponente und auch die Begeisterung der
Bevölkerung im Fokus der Veranstaltung. Beginn am Freitagabend,
Möglichkeit gemeinsam mit BiologInnen, die Tiere der Nacht hautnah
zu erleben.
Die Ergebnisse dieser Aktion werden gesammelt und ausgewertet.
Etwa 3 Jahre später erscheint ein reich bebildertes Buch, das in der
Region vorgestellt wird.                                    2015 →
Siehe https://www.bpww.at/de/artikel/ergebnisse-zum-tag-der-artenvielfalt
Buchpräsentation: Natur in Alland
Im Juni 2017 fand der Tag der Artenvielfalt des UNESCO Biosphärenpark Wienerwald
in der Marktgemeinde Alland statt. Rund 80 ExpertInnenen bestimmten mehr als
1.200 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten im Gebiet von Alland. Neben etwa 20 Orchideen-
arten befindet sich mit dem Schmetterling Schwarzer Apollo (Parnassius
mnemosyne) eine Besonderheit der Wienerwaldwiesen unter den Funden.

Bisherige Tage der Artenvielfalt: 2005 in Königstetten, 2008 Ottakringer Wald,
2009 in Pfaffstätten, 2010 Mauer-Rodaun-Kalksburg,
2011 Altenmarkt a. d. Triesting, 2012 in Döbling,
2013 in Ma. Anzbach, 2014 in Hernals, 2015 in Breitenfurt,
2016 im Lainzer Tiergarten, 2017 im Raum Alland, 2018 im
Lainzer Tiergarten, 2019 in Pressbaum, 2020 abgesagt
(Pötzleinsdorfer Wald), 2021 in Eichgraben
Kaisermantel, Weißfleck-Widderchen auf Acker-Kratzdistel
Sonderausstellung „15 Jahre BPWW“ im
         Wienerwaldmuseum Eichgraben (März – April 2021)

• mit Dank an Dir. A. Weiß, Ch. Diry, I. Greilhuber, Fam. Czak u. a.
BPWW-Themen 2021 und weiter
Neu im Programm sind zahlreiche Online-Vorträge, Workshops und Mitmach-
aktionen wie etwa der Biosphärenpark Cup 2021.
Abenteuerliche Themenwanderungen und Erlebnis-Wochenenden für Kinder:
abwechslungsreiche und informative Führungen und Mitmachaktionen für die ganze
Familie (Naturkosmetik oder Naturseife herstellen, bei einem Kräuter-Workshop mehr
über die Verwendung heimischer Kräuter erfahren).
Workshops zum Thema nachhaltiges Gärtnern wie Nistkästenbauen oder
Obstbaumschnitt
Bei Mitmach-Aktionen des Biosphärenpark Wienerwald wie „Biosphere Volunteers“
können Naturbegeisterte jeden Alters gemeinsam mit BiologInnen mehr über den
einzigartigen Lebensraum Trockenrasen und dessen Bewohner erfahren und dabei
mithelfen, diese Naturjuwele zu erhalten.
Das Programmheft gibt es als Download, es kann unter office@bpww.at bestellt
werden.
BPWW – ausgewählte Bilder
Aktuelle Vielfalt im BPWW 2021                 (alle Fotos M. Götzinger)
Auflösung:
Kaisermantel          Österreichische     Aronstab       Zauneidechse
(Argynnis paphia)     Königskerze         (Arum sp.)     (Lacerta agilis)
       (Verbascum chaixii subsp. austriacum)

Turmfalke             Zimbelkraut          Russischer Bär          Adriatische
(Falco tinnunculus)   (Cymbalaria muralis) (Euplagia               Riemenzunge
                                          quadripunctaria)     (Himantoglossum
                                          Wald-Witwenblume          adriaticum)
                                          (Knautia dipsacifolia)
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