2021 Verborgenes Barock in Nürnberg Historische und aktuelle Fotografien
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Eingang zum Garten Johannisstraße 13, Foto Fritz Traugott Schulz, 1908 FEBRUAR
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Hesperidengarten Johannisstraße 15, Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935 MÄRZ
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Putto im Garten des sogenannten Scharrerhauses Johannisstraße 39, Foto Herbert Liedel, 2005 APRIL
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Tritonbrunnen am Maxplatz, Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935 JUNI
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Stuckdecke im Baumeisterhaus Bauhof 9, Foto Ferdinand Schmidt, undatiert AUGUST
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Sonnenuhr aus Buchsbaum im Hesperidengarten Johannisstraße 43, Foto Herbert Liedel, 2011 SEPTEMBER
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Verborgenes Barock in Nürnberg – Historische und aktuelle Fotografien Juni Barocke Kirchen und Rokokohäuser erwartet ein Besucher nicht unbedingt in Nürnberg. Hartnäckig hält sich bis heute der Eindruck einer vom spätem Mittelalter geprägten Tritonbrunnen am Maxplatz. Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935. (StadtAN A 44 Nr. C-6107-1) Stadt, obschon die ehemalige Reichsstadt zur Kunst und Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts einiges beigetragen hat: Hier wurde im Jahr 1662 die Malerakademie ins Leben gerufen, die als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Malerei und Kunsthandwerk in Nürnberg war, und 1644 entstand Der erstmals 1687 Wasser spendende Tritonbrunnen am Maxplatz ist der einzige erhaltene Barockbrunnen in der Altstadt. Vorbild des muschelblasenden Tritons ist die von der Pegnesische Blumenorden, die einzige der im 17. Jahrhundert gegründeten Sprachgesellschaften, die noch heute existiert. Ein gebürtiger Nürnberger ist der bekannte Giovanni Lorenzo Bernini (1598–1680) geschaffene Figur der Fontana del Tritone auf der Piazza Barberini in Rom. Barockkomponist Johann Pachelbel (1653–1706), der in seiner Heimatstadt ab 1695 als Organist wirkte. Da der Dreißigjährige Krieg in der Stadt keine Spuren der Zerstörung hinterlassen hatte, war zwar eine durchgreifende Bautätigkeit ausgeblieben, dennoch bietet die Stadt durchaus Zeugnisse der Barockarchitektur, wie die 1718 eingeweihte Egidienkirche oder das Bürgerhaus Adlerstraße 21 mit seiner schmucken Rokokofassade. Finden lassen Juli sich jedoch vor allem zahlreiche stilistische Details der Epoche: An den Bürgerhäusern der Altstadt sind es die Chörlein, deren Gestaltung sich dem Wandel der Zeit und Am Riesenschritt. Foto Herbert Liedel, 2011. (StadtAN A 104 Nr. 277) den vorherrschenden Moden anpasste. Deutlicher zeigen sich die Spuren des 17. und 18. Jahrhunderts im Inneren der Häuser, wie im Stadtmuseum Fembohaus oder im Die Häuser am Riesenschritt an der Ecke zur St. Johannis-Mühlgasse. Das kleine Sträßchen zweigt südöstlich des Johannisfriedhofs ab und endet in Treppen, die auf die Baumeisterhaus auf der Peunt, die beide mit prächtigen Stuckdecken aufwarten können. Ein Großteil, der einst zahlreich vorhandenen Wohngebäude mit barocker Ausstattung Hallerwiese führen. Die beiden Fachwerkhäuschen Riesenschritt 2 und 4 waren einst sogenannte Gärtnerhäuschen, die den Abschluss der Gartengrundstücke bildeten. wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Sie sind nur mehr über die Fotografien der Staatlichen Bildstelle Berlin, vor allem aber über die Bildnachlässe der Kunsthistoriker Vor ihnen liegen auf mehreren Ebenen angelegte Gärtchen. Fritz Traugott Schulz (1875–1951) und Friedrich August Nagel (1876–1959) sowie die Aufnahmen des Fotopioniers Ferdinand Schmidt (1840–1909) überliefert; alle drei Sammlungen werden im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrt. Eine Besonderheit des Barockzeitalters in Nürnberg sind die Hesperidengärten. Der Name spielt auf die goldenen Äpfel im Garten des Hesperus an, die von Herakles August entwendet wurden. Nachdem 1708 Johann Christoph Volkamers (1644–1720) Werk über Zitruskulturen unter dem Titel „Nürnbergische Hesperides“ erschien, bürgerte sich der Begriff als Bezeichnung für die hiesigen Barockgärten ein. Die seit dem Mittelalter bestehenden Anlagen, die zwischen Stadtmauer und Landwehr einen Grüngürtel um die Altstadt Stuckdecke im Baumeisterhaus Bauhof 9. Foto Ferdinand Schmidt, undatiert, wohl Ende 19. Jahrhundert. (StadtAN A 47 bildeten, erfuhren im 17. und 18. Jahrhundert eine Umgestaltung nach italienischen und holländischen Vorbildern und wurden mit kunstvollen Skulpturen und kleinen Brunnen Nr. KS-72-10) ausgestattet. Im Zuge der Industrialisierung wurden die Gartenareale nach und nach mit Mietshäusern überbaut. Geblieben sind von dieser reich gepflegten Hortikultur lediglich einige wenige Beispiele in der Johannisstraße sowie in der Altstadt die Gartengrotte im Haus Maxplatz 44. Auf dem Platz selbst ist der Tritonbrunnen zu bewundern, gestaltet Die Stuckdecke im Baumeisterhaus auf der Peunt wurde 1661 von Carlo Brentano (um 1630–1684) geschaffen. Zusammen mit der Decke im Stadtmuseum Fembohaus gehört nach dem Vorbild einer Figur der Fontana di Trevi in Rom. Ein Meisterwerk des Frühbarocks ist der Neptunbrunnen, der auf eine äußerst wechselvolle Geschichte zurückblicken sie zu seinen wichtigsten Werken in Nürnberg. kann. Eine Kopie ziert heute den Stadtpark. Inspiriert von den Aufnahmen Herbert Liedels (1949–2015) hat das Stadtarchiv Nürnberg für den Jahreskalender 2021 Ansichten dieser in der Altstadt und in den Vororten ver steckt liegenden barocken Kleinode zusammengestellt und kontrastiert dabei die atmosphärischen Farbbilder des Fotokünstlers mit historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die vor September der Zerstörung Nürnbergs entstanden sind und aus den Beständen des Stadtarchivs stammen. Sonnenuhr aus Buchsbaum im Hesperidengarten Johannisstraße 43. Foto Herbert Liedel, 2011. (StadtAN A 104 Nr. 278) Am südlichen Ende des Gartens in der Johannisstraße 43 wurde 1998 eine Boden-Sonnenuhr aus Buchs angelegt. Vorbild war eine ähnliche Sonnenuhr im Garten des Deckblatt Nürnberger Kaufmanns Johann Christoph Volkamer in Gostenhof. Durch eine Steinkugel verläuft der Polstab, der auf den Himmelsnordpol und parallel zur Erdachse aus Laubengang im Hesperidengarten Johannisstraße 45. Foto Herbert Liedel, 2014. (StadtAN A 104 Nr. 274) gerichtet ist. Die Zeit, die man hier ablesen kann, entspricht nicht unserer modernen Uhrzeit. Aus Holzgitter bestehende und bewachsene Laubengänge gehörten bereits im 17. Jahrhundert zur Ausstattung der Hesperidengärten. Hier inspirierten sie die Gestaltung des Gartens in der Johannisstraße 45. In der Mitte des Wegs ist die Personifikation des Lasters zu sehen, rechts, zwischen den von Rosen umrankten Lauben, steht die Oktober Figur des Herakles. Hesperidengarten Johannisstraße 47. Foto Herbert Liedel, 2011. (StadtAN A 104 Nr. 279) Januar Die Skulptur gehört zu einer weiblichen Figurengruppe mit den vier Erdteilen. Sie symbolisiert den Kontinent Asien. Die Gartenanlagen Johannisstraße 43 bis 47 sind vom drohenden Abriss verschont geblieben und konnten mit Hilfe des Bürgervereins St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf neu angelegt werden. Als lebendige Zeugnisse der Hesperidengarten Johannisstraße 13. Foto Herbert Liedel, 2005. (StadtAN A 104 Nr. 275) Nürnberger Gartenkultur laden sie heute zum Besichtigen und Verweilen ein. Das Foto zeigt den Hesperidengarten in der Johannisstraße 13 in winterlicher Stimmung. Um 1700 veränderte sich das Aussehen der Gärten durch Brunnen und Skulpturen, die einem mythologischen oder allegorischen Programm folgten, wie hier der Darstellung des Planetenolymps. Paarweise stehen sich Merkur und Minerva, Jupiter und Venus, Apollo und Diana sowie Mars und Saturn gegenüber. Der kleine Brunnen in der Mitte des Hauptwegs zeigt Amor, der mit einem Löwen kämpft. Den Abschluss des Areals bildet November ein barocker Gartenpavillon, der vom Neutorgraben 7 hierher versetzt wurde. Die Figuren stammen ursprünglich aus dem Garten Johannisstraße 21 und schmücken seit der musealen Neuanlage in den 1960er Jahren die Johannisstraße 13. Der Garten ist öffentlich zugänglich. Brüstungsgeländer an der Hofseite des Vorderhauses Johannisstraße 13. Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935. (StadtAN A 44 Nr. C-6248-4) Februar Das mit zierlichen Rocailleformen geschmückte Brüstungsgitter an der Hofseite des Wohnhauses stellt eine Besonderheit dar. Eingang zum Garten Johannisstraße 13. Foto Fritz Traugott Schulz, 1908. (StadtAN A 48 Nr. Sc-27-06) Haus und Garten in der Johannisstraße 13 gehören bis heute zu den am besten erhaltenen Anlagen. Kennzeichen der Hesperidengärten war die strikte Trennung von Hof und Dezember Gartenbereich durch eine Steinbalustrade, die als Brusthöhe bezeichnet wird. Im 18. Jahrhundert wurde diese durch ein kunstvoll gestaltetes Gitter ersetzt, das eine größere optische Durchlässigkeit zwischen Hof- und Gartenareal ermöglichte. Das schmiedeeiserne Gittertor zum Garten wird von einem Blumen- und Früchtekorb bekrönt. Blick auf die ehemalige Stuckdecke in der Egidienkirche. Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935. (StadtAN A 44 Nr. C-6168-12) Die 1718 eingeweihte Egidienkirche ist Nürnbergs einzige Barockkirche. 1696 vernichtete ein Brand den Kirchenbau bis auf den östlichen Bereich mit Chor und Kapellen. März Der Neubau nach Plänen von Johann Trost (1639–1700) wurde von dessen Sohn Gottlieb Trost (1672–1728) vollendet. Die reiche Stuckierung stammte von Donato Polli (1663–1738), die Deckengemälde sind eine Arbeit von Johann Daniel Preißler (1666–1737) und Johann Martin Schuster (1667–1738). Gemälde und Stuck wurden 1945 Hesperidengarten Johannisstraße 15. Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935. (StadtAN A 44 Nr. C-6248-7) größtenteils zerstört. Das Kircheninnere hat man in einer reduzierten Formensprache wiederhergestellt. Die Hesperidengärten in der Johannisstraße sind nach einem Grundschema strukturiert: Direkt an der Straße lagen zweigeschossige Häuser, in denen sich die Wohnräume befanden. Dahinter erstreckten sich die Gartenanlagen; in Nebengebäuden und seitlichen Trakten befanden sich Wirtschaftsräume, Ställe und die Winterstuben der Pflanzen. Das dreiflügelige Wohngebäude umschließt einen kleinen Innenhof, der, wie in der Johannisstraße 13, durch ein Gitter vom eigentlichen Garten getrennt ist. Impressum: April Herausgeber: VERLAG PH. C. W. SCHMIDT, 91413 Neustadt an der Aisch Putto im Garten des sogenannten Scharrerhauses Johannisstraße 39. Foto Herbert Liedel, 2005. (StadtAN A 104 Nr. 276) Fotonachweis: Stadtarchiv Nürnberg Bildauswahl: Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch, Stadtarchiv Nürnberg Das Haus in der Johannisstraße 39 erhielt seine Bezeichnung nach dem Kaufmann und Bürgermeister Johannes Scharrer (1785–1844), der es einst bewohnte. Scharrer legte Texte: Ruth Bach-Damaskinos, Stadtarchiv Nürnberg als Direktor der Polytechnischen Schule und als Direktor der ersten deutschen Eisenbahn die Grundlagen für die frühe Industrialisierung Nürnbergs. Der Putto im Garten gehört Layout: Markus Wirth, VERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT nicht zur ursprünglichen Ausstattung, sondern wurde im Kunsthandel erworben und ist wohl eine Arbeit aus dem Würzburger/Veitshöchheimer Raum. Ein alter Gartenplan aus 1. Auflage 2020 dem Jahr 1764 zeigt für das Anwesen ein längliches Grundstück, das zum überwiegenden Teil in Felder für den Obst- und Gemüseanbau eingeteilt ist. Lediglich unmittelbar © 2020 VERLAG PH. C. W. SCHMIDT, Neustadt an der Aisch hinter dem Hof lagen Zierbeete mit Buchsbroderien. Von dieser Gestaltung des 18. Jahrhunderts hat sich nichts mehr erhalten. Alle Rechte vorbehalten www.verlagsdruckerei-schmidt.de Mai Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags und der Verfasserin ist es nicht gestattet, diesen Kalender oder Teile daraus auf fotomechanischem Neptunbrunnen am Hauptmarkt. Foto Staatliche Bildstelle Berlin, 1935. (StadtAN A 44 Nr. C-6132-2) oder elektronischem Weg zu vervielfältigen. Ein Meisterwerk des Frühbarocks ist der Neptunbrunnen nach einem Entwurf des Bildhauers Georg Schweigger (1613–1690) und des Goldschmieds Christoph Ritter (1610–1676). ISBN: 978-3-87707-183-0 Das Original wurde 1796 an den Zarenhof verkauft, 1902 eine Kopie auf dem Hauptmarkt aufgestellt. 1934 wurde die monumentale Brunnenanlage entfernt und 1937 in die Gesamtherstellung: VDS VERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT, 91413 Neustadt an der Aisch Marienvorstadt versetzt, auf den heutigen Willy-Brandt-Platz. Seinen letzten Umzug erlebte der Brunnen im Jahr 1962. Seitdem ist er im Stadtpark zu bewundern. Printed in Germany
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