ANK: "Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs seit dem 18. Jahrhundert", via Zoom, Bonn (06.05 - 08.05.2021) - H-Net

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ANK: "Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs
seit dem 18. Jahrhundert", via Zoom, Bonn (06.05. –
08.05.2021)
Discussion published by Alexander Kling on Thursday, April 22, 2021
Vanessa Briese, Christopher Busch, Stefan Geyer, Alexander Kling, Tímea Mészáros
Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs seit dem 18. Jahrhundert
 (Online-Tagung, Bonn, 6.-8. Mai 2021, über Zoom, in Kooperation mit dem
              DFG-Graduiertenkolleg 2291 Gegenwart/Literatur)

„Das Alltägliche, niemals wird man dem Alltäglichen genügend nahe kommen“ – was
Louis Aragon in Le paysan de Paris von 1926 mehr en passant formuliert, könnte als
Emblem und Motto einer ganzen Reihe moderner Literarisierungs- und
Theoretisierungsversuche des Alltags vorangestellt sein. Wenn Maurice Blanchot
noch 1962 konstatiert: „Der Alltag verflüchtigt sich. Das ist seine Definition“, dann
macht er erneut auf den seitdem immer wieder artikulierten Umstand aufmerksam,
dass der Alltag gerade in seiner Vertrautheit ungreifbar ist und daher der
literarischen und theoretischen Formung bedarf. So wird es auch Karl Markus
Michel in seinem Essay Unser Alltag: Nachruf zu Lebzeiten von 1975 pointieren,
indem er parallel vorführt, dass der Alltag erstens unerzählbar und zweitens
unbedingt erzählbar ist – die Liste der Beispiele ließe sich bis in die unmittelbare
Gegenwart verlängern. Dieser Intuition will unsere Tagung nachgehen und stellt
dabei auf die Beobachtung ab, dass der Alltag gerade aufgrund seiner angeblich
uneinholbaren Konventionalität immer wieder Situationen der Formung und
Theoretisierung erzeugt, die sich in historischen Kontexten und als
Literaturgeschichte des Theoriereservoirs ‚Alltag‘ rekonstruieren lassen. Form und
Theorie sind dabei nicht unabhängig voneinander zu denken: Man kann den Roman
so gut wie den Essay, das Tagebuch oder das Gelegenheitsgedicht als die dem
Alltäglichen beikommende Gattung prämieren. Man kann die ‚Entdeckung des
Alltags‘ umgekehrt auf die Affinität der Disziplinen (Soziologie, Ethnographie) zu
spezifischen Genres (Reportage) zurückführen. Die Tagung interessiert sich für –
auch kanonisch durchaus randständige – Konstellationen, in denen der Alltag und
das Alltägliche als Theoriereservoir ernst genommen wurden, mithin für Situationen
theoretischer Phantasie, deren zentraler Bezugspunkt eine der literatur- und
kulturwissenschaftlichen Beschreibung zugängliche Vorstellung von Alltag bildet.
Die Einflussnahme des Themas bzw. der Struktur ‚Alltag‘ und seiner
Darstellungsweise ist dabei wechselseitig, wenn einerseits der Alltag Gattungen

Citation: Alexander Kling. ANK: "Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs seit dem 18. Jahrhundert", via Zoom, Bonn (06.05.
– 08.05.2021) . H-Germanistik. 04-22-2021.
https://networks.h-net.org/node/79435/discussions/7601058/ank-online-tagung-alltag-literaturgeschichte-eines
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braucht, die ihn repräsentierbar machen, aber andererseits gerade durch die
Beschäftigung mit dessen Phänomenen eine Arbeit an literarischer und
theoretischer Form in Gang gebracht wird. Es geht folglich darum, in historisch
einschlägigen Kontexten die Produktivität der Kategorie Alltag/Alltäglichkeit zu
analysieren.

Programm

DONNERSTAG, 6. MAI 2021

11.00-11.30 Uhr:
Digitales Warm-up, Begrüßung und Einführung

Moderation: Tímea Mészáros / Vanessa Briese

11.30-12.15 Uhr:
CHRISTOPHER BUSCH (Bonn)
Hut ab (Knigge, Adorno, Wondergirl)

12.15-13.00 Uhr:
TIMOTHY ATTANUCCI (Mainz/Wien)
Überfluss und Überdruss. Melancholie und Ökonomie des Alltags in Ludwig Tiecks
Des Lebens Überfluß (1837)

13.00-14.30 Uhr:
Mittagspause

Moderation: Vanessa Briese / Christopher Busch

14.30-15.15 Uhr:
ALEXANDER KLING (Bonn)
Glocke vs. Kaffee. Zur komischen Nachahmung des Alltäglichen im 19. Jahrhundert

15.15-16.00 Uhr:
MARI JARRIS (Princeton)
Utopie des Alltags. Gender und ästhetische Form in den Werken Lu Märtens

16.00-16.30 Uhr:
Pause

Citation: Alexander Kling. ANK: "Alltag! Literaturgeschichte eines Theoriereservoirs seit dem 18. Jahrhundert", via Zoom, Bonn (06.05.
– 08.05.2021) . H-Germanistik. 04-22-2021.
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16.30-17.15 Uhr:
STEFAN GEYER (Bonn)
Zwischen Apotheose und Parodie. Zur Reflexivwerdung des Alltags im Frühwerk
Ludwig Tiecks

Ab 19.30 Uhr:
Möglichkeit zum digitalen Ausklang auf wonder.me

FREITAG, 7. MAI 2021

Moderation: Alexander Kling / Tímea Mészáros

Ab 9.15 Uhr:
Öffnung des Konferenzraums

09.30-10.15 Uhr:
NICOLAS PETHES (Köln)
Männer ohne Eigenschaften. Alltägliches Erzählen im Büroroman des langen 20.
Jahrhunderts

10.15-11.00 Uhr:
REGINE STRÄTLING (Bonn)
Lefebvre, Debord, Perec: Interferenzen von Alltagssoziologie, Performance und
Literatur um 1960

11.00-11.30 Uhr:
Pause

11.30-12.15 Uhr:
CHRISTINE WEDER (Genf)
Kunst des Fragebogens: Artistische Anlehnungen ans Alltagsgenre? (Max Frisch,
Hildegard Knef, Fischli/Weiss)

Moderation: Christopher Busch / Stefan Geyer

12.15-13.00 Uhr:
KERSTIN STÜSSEL (Bonn)
Alltagslyrik. 1970er, Neue Subjektivität, Pop

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13.00-14.30 Uhr:
Mittagspause

14.30-15.15 Uhr:
OVE SUTTER (Bonn)
Fragwürdige Selbstverständlichkeit. Alltag als Gegenstand und Problem der
Kulturanthropologie

15.15-16.00 Uhr:
TÍMEA MÉSZÁROS (Bonn)
Portals and Pebbles. Fictional Media and the Everyday Digital in the Contemporary
Novel

Ab 19.00 Uhr
Möglichkeit zum digitalen Ausklang auf wonder.me

SAMSTAG, 8. MAI 2021

Moderation: Stefan Geyer / Alexander Kling

Ab 9.15 Uhr:
Öffnung des Konferenzraums

09.30-10.15 Uhr:
ANNA RICK (Siegen)
Passigs Passagen

10.15-11.00 Uhr:
VANESSA BRIESE (Bonn)
„Überall zu Hause“ – Alltagskonstruktionen in Reiseblogs

11.00-11.30 Uhr:
Pause

11.30-12.15 Uhr:
ANNEKATHRIN KOHOUT (Siegen)
„Auch ein Feiertag kann ein Alltag sein“ – Literarisierung von Alltagserfahrungen
auf Instagram

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12.15 Uhr:
Abschlussdiskussion und Ende der Tagung

Allen interessierten Gästen stellen wir gerne den Zoom-Zugangslink zur Verfügung.
Kontakt: timea.meszaros@uni-bonn.de

Redaktion: Constanze Baum – Lukas Büsse – Mark-Georg Dehrmann – Nils Gelker – Markus Malo –
Alexander Nebrig – Johannes Schmidt

Diese Ankündigung wurde von H-GERMANISTIK [Nils Gelker] betreut – editorial-
germanistik@mail.h-net.msu.edu

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