Argumentarium - Transplantationsgesetz JA

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Argumentarium - Transplantationsgesetz JA
Argumentarium
Um was geht es?                                              Jedoch haben sich gemäss den Zahlen von Swisstransplant2
                                                             nur gerade 2% im Organspenderegister eingetragen. Der
Am 15. Mai 2022 stimmt die Bevölkerung über die Änderung     Wille bei Verstorbenen ist meist unbekannt. Das führt oft zur
des Transplantationsgesetzes ab. Dieses Gesetz bringt bei    Ablehnung der Organspende, obwohl diese im Sinn der ver-
der Organspende einen Systemwechsel zur sogenannten          storbenen Person gewesen wäre. Das wollen wir mit diesem
Widerspruchslösung. Das heisst: Wer nach seinem Tod          Gesetz ändern: In England, Frankreich und den Niederlan-
keine Organe spenden möchte, soll dies neu festhalten        den gilt die Widerspruchslösung und dank diesem System-
müssen. Bisher gilt das Umgekehrte: Eine Spende ist nur      wechsel halten mehr Menschen ihren Willen fest. So haben
möglich, wenn eine Zustimmung (zum Beispiel via Organ-       zum Beispiel in den Niederlanden 75% der erwachsenen Be-
spende-Karte, Patientenverfügung usw.) vorliegt. Mit dem     völkerung ihren Willen im nationalen Register festgehalten.
neuen Gesetz will man die Spenderate in der Schweiz er-
höhen und die Voraussetzungen schaffen, dass Betroffene      Warum brauchen wir die Widerspruchs-
weniger lang auf eine Transplantation warten müssen.         lösung bei der Organspende?
Im Jahr 2021 standen 1‘434 Personen auf der Warteliste       Eine Organtransplantation ist immer die letzte Therapieop-
für ein Spendeorgan. Pro Woche sterben ein bis zwei Men-     tion. Das heisst, man zieht sie nur in Betracht, wenn nichts
schen, während sie auf ein Spendeorgan warten. Der neue      anderes mehr hilft. Im Jahr 2021 standen 1’434 von dieser Si-
Gesetzesvorschlag kann diesem Missstand entgegenwir-         tuation Betroffene auf der Warteliste. 72 sind verstorben, wäh-
ken. Damit werden Leben gerettet. Am strengen und siche-     rend sie auf ein Organ warteten. Konkret gibt es in der Schweiz
ren Prozess der Organspende ändert sich nichts. Und auch     3-mal mehr Menschen auf der Warteliste, als passende Orga-
die Angehörigen werden weiterhin einbezogen. Bei unbe-       ne verfügbar sind. Im Durchschnitt warten Betroffene rund ein
kanntem Willen entscheiden stets die Angehörigen im Sinn     Jahr auf ein Herz, eine Lunge oder eine Leber. Bei der Niere
der verstorbenen Person.                                     beträgt die Wartezeit rund drei Jahre. Gewisse Personen war-
                                                             ten sogar mehr als sieben Jahre.3 Diese lange Wartezeit führt
Obwohl rund 80% der Schweizerinnen und Schweizer die         oftmals dazu, dass Patientinnen und Patienten erst sterbens-
Organspende befürworten, halten heute zu wenige ihren Ent-   krank werden müssen, bevor sie das rettende Organ erhalten.
scheid fest. Gemäss Umfrage des Bundesamts für Statistik1    Die lange Wartezeit ist nicht nur aus medizinischer Sicht prob-
vom 2017 haben 16.4% der Schweizer Bevölkerung eine          lematisch, es verursacht auch für die Patientinnen und Patien-
Organspende-Karte im Portemonnaie, 36.9% haben ihre          ten sowie ihrem Umfeld zusätzlich Schmerz und Leid.
Absicht mündliche gegenüber ihren Angehörigen geäussert.     Mit der Widerspruchslösung und umfassender Kommuni-

  Ich möchte                                                   Es ist eine
  meine Kinder                                                 Abstimmung
  aufwachsen                                                   fürs Leben.
  sehen.                                                       Renata, 61,
                                                               herztransplantiert
  Diana, 36,
  wartet auf eine Niere
Argumentarium - Transplantationsgesetz JA
Mit 26                                                           Die Organ-
  brauchte                                                         spende ist
  ich völlig                                                       etwas mega
  überraschend                                                     Schönes,
  eine neue                                                        sie kann
  Leber.                                                           Leben
  Samuel, 37,                                                      retten.
  lebertransplantiert
                                                                   Léonie, 18,
                                                                   Tochter einer
                                                                   Organspenderin

kation kann die Spenderate in der Schweiz erhöht werden.       Prozess der Organspende bzw. -entnahme wird mit der neu-
Auf Organspenden sind Personen aus allen Altersgruppen         en Regelung nichts geändert. Dieser Prozess ist sehr klar
angewiesen. Geschichten von Betroffenen zeigen, dass es        definiert, streng kontrolliert und Organe werden sicher trans-
jede und jeden von uns treffen kann – sei es durch einen Un-   plantiert. Die Organzuteilung erfolgt strikt nach der Organ-
fall oder eine unvorhersehbare Krankheit. Es ist heute 6-mal   zuteilungsverordnung, die an das Transplantationsgesetz
wahrscheinlicher, dass man selbst eine Organtransplanta-       angelegt ist. Die Warteliste wird nach folgenden Kriterien
tion benötigt, als dass man selbst seine Organe am Lebens-     geführt:
ende spenden kann. Mit der Organspende können Leben            • Medizinische Dringlichkeit
gerettet und schwere Schicksalsschläge verhindert werden.      • Wohnsitz Schweiz
                                                               • Medizinischer Nutzen (Expertengruppen legen die Krite-
Wie funktioniert die                                              rien fest)
Widerspruchslösung?                                            • Spezifische Prioritäten (z.B. Kinder/Blutgruppe)
                                                               • Wartezeit
Die Widerspruchslösung bedeutet, dass alle, die keine Or-
gane spenden möchten, dies so festhalten. Ist eine solche      Es werden nur Organe entnommen, die einer Empfängerin
Willensäusserung vorhanden, wird von einer Organentnah-        oder einem Empfänger zugeteilt werden können.
me abgesehen. Liegt kein solcher Widerspruch vor, so wer-
den die nächsten Angehörigen in jedem Fall dazu befragt,       In der Schweiz gibt es fünf Organspendenetzwerke (mit 14
ob sie Kenntnis davon haben, dass die verstorbene Person       Entnahmespitälern) und sechs Transplantationszentren. Zu-
die Organe nicht hätte spenden wollen. Die Angehörigen         dem arbeitet die Schweiz mit europäischen Organisationen
können eine Organspende in dieser Situation ablehnen.          zusammen, was vor allem bei Spenden für Kinder und Per-
Wenn weder ein Widerspruch vorliegt noch Angehörige auf-       sonen mit seltener Blutgruppe sehr wichtig ist.
zufinden sind, so dürfen in keinem Fall Organe entnommen
werden.                                                        150 Fachpersonen, die in den Bereichen Organ- und Gewe-
                                                               bespende ausgebildet sind und Ärzteteams in den Spitälern
Was ist der Unterschied zum                                    begleiten den Organspendeprozess hoch professionell. Mit
heutigen System?                                               der Änderung des Transplantationsgesetzes bleiben diese
                                                               bewährten Strukturen und der Prozess identisch zur heuti-
Heute wird die sogenannte erweiterte Zustimmungslösung
                                                               gen Situation.
angewandt. Jeder und jede muss zu Lebzeiten selber ak-
tiv einer Organspende zustimmen. Wo dies unterblieb,
müssen die Angehörigen entscheiden. Obwohl rund 80%            1
                                                                   https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/zahlen-und-statistiken/
der Schweizerinnen und Schweizer einer solchen Spende              zahlen-fakten-zu-transplantationsmedizin/zahlen-fakten-zu-ein-
positiv gegenüberstehen, kommunizieren zu wenige ihren             stellung-verhalten-bevoelkerung.html
Willen. Mit der Konsequenz: Es sterben Menschen, da sie        2
                                                                   Jahresbericht Swisstransplant 2021
zu lange auf ein Organ warten müssen. Wichtig ist, an dem      3
                                                                   Jahresbericht Swisstransplant 2021
Argumentarium - Transplantationsgesetz JA
Warum soll ich am 15. Mai 2022
JA zur Änderung des Transplantations-
gesetzes stimmen?

Mehr Leben retten                                             Angehörige entlasten

Jede Woche sterben in der Schweiz ein bis zwei Personen       Weiterhin gilt: Am besten ist es, wenn jede Person zeitle-
auf der Organwarteliste. Eine Organspende schenkt neues       bens festhält, ob sie Organe spenden möchte oder nicht. Es
Leben, wenn das eigene Leben zu Ende geht. Das ist für vie-   findet in jedem Fall ein Angehörigengespräch statt. Dieser
le Menschen ein tröstlicher, würdevoller Gedanke. Mit einer   Prozess ist klar geregelt und gut organisiert. Wenn der Wil-
Organspende kann eine Spenderin oder ein Spender bis zu       le nicht bekannt ist, haben die Angehörigen die Aufgabe, im
neun Menschenleben retten. Es gibt keine Altersgrenze und     Sinn der verstorbenen Person eine Entscheidung zu treffen.
sehr wenig Ausschlusskriterien für die Organspende.           Mit der erweiterten Widerspruchslösung fällt ihnen die Ent-
                                                              scheidung im belastenden Trauermoment leichter, weil eher
                                                              bekannt ist, ob jemand nicht spenden möchte.

80% der Schweizer Bevölkerung ist für die
Organspende
                                                              Sei ein Superhero
Rund 80% der Schweizer Bevölkerung ist positiv zur Organ-
spende eingestellt. Die Mehrheit ist bereit, ihre Organe zu   Konkret kann jede und jeder von uns die eine Person sein,
spenden (gemäss verschiedenen Umfragen wie z.B. GFS           die jemandem ein neues Leben schenkt. Eine Organspende
Bern, Nationales Organspenderegister 2019).                   kann bis zu neun Menschen die Chance auf ein neues Leben
                                                              schenken, wenn das eigene Leben zu Ende geht. Wichtig ist:
                                                              Die Organspende bleibt auch in Zukunft freiwillig, denn man
                                                              kann sich jederzeit gegen eine Organspende aussprechen.
                                                              Es gibt keinen Automatismus zur Organspende.

  Ich führe                                                     Ohne
  ein normales                                                  Organspende
  Leben,                                                        wäre meine
  arbeite 100%,                                                 Tochter tot.
  treibe Sport.                                                 Laurent, 54,
                                                                Vater einer
  Michelle, 36,                                                 lebertransplan-
  herztransplantiert                                            tierten
                                                                Tochter
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Mit dem                                                          Unterstütze
  neuen Gesetz                                                     die Menschen,
  können mehr                                                      die leben
  Menschen                                                         wollen.
  gerettet                                                         Carole, 26,
                                                                   nierentransplantiert
  werden.
  Michael, 62,
  lebertransplantiert

Vielleicht brauchst auch Du mal eine                           Schlanke, vernünftige Lösung
Organspende
                                                               Das Transplantationsgesetz ist eine unbürokratische und
Vielleicht ist man irgendwann sogar selbst auf ein Organ an-   vernünftige Lösung, um die Spenderate positiv zu beeinflus-
gewiesen. Das Risiko, dass man selbst eine Organspende         sen und damit Leben zu retten. Die erweiterte Widerspruchs-
benötigt, ist 6-mal höher, als dass man selbst Organspende-    lösung gilt in den meisten Nachbarländern der Schweiz und
rin oder Organspender wird.4                                   hat sich dort bewährt.

Freiwilligkeit bleibt                                          Prozess der Organspende ändert sich nicht
Die erweiterte Widerspruchslösung ist keine automatische       Der Prozess der Organspende ist sehr streng kontrolliert und
Organspende. Jede Person hat die Freiheit, der Organspen-      Organe werden sicher transplantiert. Die Organzuteilung er-
de zu widersprechen. Stellt sich die Frage nach einer Organ-   folgt strikt nach der Organzuteilungsverordnung, die an das
spende, suchen die Fachpersonen in den Spitälern das           Transplantationsgesetz angelegt ist. Auch mit der Änderung
Gespräch mit den Angehörigen. Liegt keine Willensäusse-        des Transplantationsgesetzes bleiben diese professionellen
rung vor, können die Angehörigen der Entnahme von Orga-        Strukturen und der Prozess identisch zur heutigen Situation.
nen, Geweben oder Zellen widersprechen, wenn dies dem
mutmasslichen Willen der verstorbenen Person entspricht.
Wenn die Angehörigen eine andere Sprache sprechen oder
nicht über die Widerspruchslösung Bescheid wissen, wer-
den sie von den Fachpersonen und Dolmetschenden ent-           Klare politische Mehrheit
sprechend informiert. Liegt keine Erklärung der verstorbe-
                                                               Bundesrat und Parlament (141 Ja-Stimmen im Nationalrat
nen Person vor und sind die Angehörigen nicht erreichbar,
                                                               und 31 Ja-Stimmen im Ständerat) befürworten grossmehr-
findet keine Organspende statt.
                                                               heitlich die erweiterte Widerspruchslösung.

                                                               4
                                                                   Kanadische Studie (Shemie et al. 2011)
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