Auch ohne Park-Kim-Gipfel: Moskaus Comeback auf der koreanischen Halbinsel?

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LÄNDERBERICHT
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

KOREA
DR. NORBERT ESCHBORN
ANDREAS KINDSVATER

2 1 . Mai 2015                  Auch ohne Park-Kim-Gipfel:
www.kas.de/korea
                                Moskaus Comeback auf der
www.kas.de                      koreanischen Halbinsel?

                                Die von den globalen Medien teils schon         Geschäftsleute   (samt     uneingeschränktem
                                ersehnten Bilder hat es nicht gegeben:          Zugriff auf das Internet) eingeführt wurden
                                Nach    der   südkoreanischen   Präsidentin     und ein bereits 2012 ausgehandelter Erlass
                                Park Geun-hye nahm auch der nordkorea-          von   knapp   90%    der    nordkoreanischen
                                nische Staatsführer Kim Jong-un nicht an        Staatsschulden durch Moskau (insgesamt
                                den von Russlands Präsident Putin orga-         ca. 10,5 Milliarden US-Dollar/USD) gewährt
                                nisierten Feiern in Moskau zum 70. Jah-         wurde.
                                restag des Ende des Zweiten Weltkriegs
                                teil. Beide Eingeladenen wurden durch           Weiter wurde angekündigt, dass russische
                                Sondergesandte vertreten. Obwohl es also        Unternehmen, im Gegenzug für einen privi-
                                nicht zu einer innerkoreanischen Annähe-        legierten Zugang zu natürlichen Ressourcen
                                rung auf europäischem Boden gekommen            innerhalb der DVRK, knapp 3.200 km des
                                ist, gibt es Indizien, die dafür sprechen,      nordkoreanischen Schienennetzwerkes (Ge-
                                dass stattdessen Russland über die kore-        samtwert ca. 40 Mio. USD) bis 2030 moder-
                                anische Halbinsel Einfluss auf die demo-        nisieren würden. Das Volumen der wirt-
                                kratischen Mächte des Westens nehmen            schaftlichen Kooperation beider Staaten soll
                                könnte.                                         bis 2020 verzehnfacht werden, wobei im
                                                                                Laufe des Jahres 2015 insgesamt etwa
                                Mitte November 2014 traf eine nordkoreani-      500.000 Tonnen russischen Rohöls in Nord-
                                sche Sonderdelegation um den designierten       korea erwartet werden. Insidern zufolge will
                                Vize-Marschall Choe Ryoung-hae zu Gesprä-       Pjöngjang diese Lieferungen primär zur För-
                                chen mit dem russischen Präsidenten Vla-        derung der nationalen Leichtindustrie ver-
                                dimir Putin und Außenminister Sergej Law-       wenden, da Rohöl zu synthetischen Stoffen
                                row zusammen, in deren Rahmen ein per-          wie Plastik, Dünger oder Textilien verarbei-
                                sönliches Schreiben des nordkoreanischen        tet werden kann. Zur Unterstützung der
                                Machthabers Kim Jong-un überreicht wurde.       Landwirtschaft soll ferner Elektrizität aus
                                Kurz darauf gab der Kreml bekannt, dass         Russland in das isolierte Land transportiert
                                Kim anlässlich der Feierlichkeiten zum 70.      werden, da aufgrund einer längeren Dürre-
                                Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über       periode 2014 die nordkoreanischen Wasser-
                                Nazideutschland am 9. Mai 2015 zum offi-        kraftwerke nicht imstande waren, ausrei-
                                ziellen Staatsbesuch nach Moskau eingela-       chend Strom für das laufende Jahr zu pro-
                                den sei. Bereits im Februar 2014 hatte zu-      duzieren. Bereits im ersten Quartal 2015 ist
                                dem das protokollarische Staatsoberhaupt        der nordkoreanische Preis für Getreide und
                                der    Demokratischen   Volksrepublik   Korea   Diesel infolge erster russischer Lieferungen
                                (DVRK), Kim Yong-Nam, an der Eröffnungs-        um bis zu 50% gefallen.
                                zeremonie der Olympischen Winterspiele in
                                Sotchi teilgenommen. Im März/April be-          Zuletzt deutete der russische Botschafter in
                                suchte der russische Minister für Entwick-      Nordkorea, Alexander Matsegora, zudem in
                                lung in Fernost, Alexander Galushka, die        einem Interview mit der russischen Nach-
                                nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang, wo-       richtenagentur TASS an, dass Putin und Kim
                                raufhin Visaerleichterungen für russische       in regelmäßigem Briefkontakt miteinander
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   stünden. Bereits im Frühjahr 2014 unter-           Landes verwiesen, Ehen zwischen Nordko-
                                stützte die Führung in Pjöngjang die russi-        reanern und russischen Ehefrauen zwangs-
KOREA                           sche Annexion der Krim, während sich               annulliert, sämtliche in der UdSSR studie-
DR. NORBERT ESCHBORN            Russland gemeinsam mit China gegen die             renden Nordkoreaner in die Heimat zurück-
ANDREAS KINDSVATER              Thematisierung innerstaatlicher Verbrechen         gerufen. Das hiermit einhergehende nordko-
                                Nordkoreas im UN-Sicherheitsrat aussprach.         reanische Verbot von Studienaufenthalten in
21. Mai 2015                    Es kursieren zudem Gerüchte, dass es im            der UdSSR blieb knapp 20 Jahre bis in die
                                Laufe des Jahres 2015 zu einem offiziellen         frühen 1980er bestehen. Viele der in der
www.kas.de/korea                russisch-nordkoreanischen          Gipfeltreffen   Sowjetunion verbliebenen Nordkoreaner wi-
www.kas.de                      kommen könnte. Bisher ist dies jedoch von          dersetzten sich dieser offiziellen „Rückhol-
                                keiner Seite bestätigt worden.                     politik“ der DVRK und bekamen in Moskau
                                                                                   politisches    Asyl,   darunter     der    damalige
                                Die Hintergründe dieses Annährungsprozes-          nordkoreanische Botschafter in der Sowjet-
                                ses lassen sich u.a. auf komplexe multidi-         union, Yi Sang-Cho. Hierbei handelte es sich
                                mensionale Problemfelder in der Nähe bei-          um einen geradezu bemerkenswerten Ein-
                                der Staaten zurückführen. Pragmatisch kal-         zelfall in der Geschichte des kommunisti-
                                kulierte Interessen und nationale Perzeptio-       schen Lagers, welcher die damalige ideolo-
                                nen spielen hierbei ebenso eine Rolle wie          gische     Gegensätzlichkeit      zwischen        dem
                                wiederkehrende historische Interaktionspa-         Kreml und dem nordkoreanischen Regime
                                radigmen zwischen beiden Mächten.                  deutlich macht. Pjöngjang reagierte auf sol-
                                                                                   che Maßnahmen provokativ mit wiederhol-
                                Die Achse Moskau-Pjöngjang: wiederkeh-             ten Kidnapping-Versuchen auf sowjetischem
                                rende Kooperation und Konfrontation                Territorium. Berichte über sowjetische In-
                                                                                   nenpolitik    verschwanden        fast    vollständig
                                Obwohl die Sowjetunion als zweite Besat-           aus nordkoreanischen Tageszeitungen, wäh-
                                zungsmacht auf der koreanischen Halbinsel          rend die öffentliche Meinung in der UdSSR
                                direkt für die Entstehung der DVRK im Jahr         zunehmend kritisch wurde gegenüber dem
                                1948 verantwortlich gewesen ist, waren die         Personenkult um Kim Il Sung und seine
                                Beziehungen zwischen Moskau und Pjöng-             „neofeudale“ Form des Nationalkommunis-
                                jang spätestens seit dem Tod Josef Stalins         mus. Trotz dieser bestehenden Schwierig-
                                1953 von wechselnden Episoden der Koope-           keiten zwangen regionale Dynamiken Mos-
                                ration und Konfrontation gekennzeichnet.           kau und Pjöngjang dennoch bald zu einer
                                Die fälschlicherweise oft als „brüderliche Al-     intensivierten strategischen Kooperation auf
                                lianz“ umschriebene Beziehung zwischen             der internationalen Ebene.
                                beiden Staaten zeichnete sich nie durch ei-
                                ne verlässliche Partnerschaft oder gar Zu-         Das zeitgleich eintretende Zerwürfnis zwi-
                                neigung aus, sondern war vielmehr eine             schen der Sowjetunion und der Volksrepu-
                                geopolitisch bedingte, für Moskau oft lästige      blik China erschütterte die Machtverteilung
                                Zweckgemeinschaft.                                 im kommunistischen Teil Nordostasiens und
                                                                                   steigerte sich im Laufe der Jahre zu einer
                                Mit der 1956 einsetzenden leichten Öffnung         immanenten Kriegsgefahr zwischen Peking
                                wurde die Sowjetunion in der Wahrneh-              und Moskau. Bereits ab 1961/1962 nutzte
                                mung der nordkoreanischen Führung zu-              Nordkorea diese Dynamiken für die Konsoli-
                                nehmend zu einer gefährlichen Quelle „libe-        dierung seiner eigenen Sicherheit und sei-
                                raler“ Ideen. Die teilweise offen vollzogene       ner Interessen. Ziel war es hierbei, den
                                Abrechnung mit Stalin sowie ein als „Au-           kontinuierlichen Fluss externer Hilfsgüter,
                                gust-Verschwörung“       bekanntgewordener         Waffenlieferungen und Importe aufrecht zu
                                Umsturzversuch in Pjöngjang 1956 (unter            erhalten, ohne jedoch in den Status eines
                                angenommener Beteiligung der damaligen             Vasallenstaates abzurutschen.
                                sowjetischen Staatspartei KPdSU), belaste-
                                ten die sowjetisch-nordkoreanischen Bezie-         Als blockfreie kommunistische Macht (Nord-
                                hungen   schwer    und   führten     Ende   der    korea war nie Teil des Warschauer Paktes)
                                1950er zu einem bemerkenswerten Bruch:             schloss die DVRK daher 1961 einen Freund-
                                Fast alle sowjetischen Berater wurden des          schafts-     und   Verteidigungspakt        mit   der
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   Sowjetunion, ein Jahr später ebenfalls mit         ren die Beziehungen zwischen dem Kreml
                                der Volksrepublik China. Durch die diploma-        und Pjöngjang endgültig zusammen. Der für
KOREA                           tisch formulierte Anerkennung des jeweili-         die Versorgung Nordkoreas fundamentale
DR. NORBERT ESCHBORN            gen Führungsanspruches in der kommunis-            Import russischer Waren verschwand quasi
ANDREAS KINDSVATER              tischen Welt, sicherte sich Pjöngjang den          über Nacht, die Preise stiegen auf Welt-
                                Status einer relativ unabhängigen Flügel-          preisniveau. Die nordkoreanische Kaufkraft
21. Mai 2015                    macht, die als geopolitische Pufferzone ge-        konnte hiermit nicht mithalten, für politisch
                                genüber US-Verbänden in Südkorea eine              motivierte „Ramschverkäufe“ bestand ange-
www.kas.de/korea                wichtige Rolle in der Sicherheitsstrategie         sichts innenpolitischer Instabilität und Wirt-
www.kas.de                      der beiden kommunistischen Großmächte              schaftskrise auch kein Bedarf in Russland.
                                darstellte,   gleichzeitig   deren    jeweiligen
                                Schutz genoss und sich ihre vermeintliche          Zudem taten sich in der Asienpolitik des
                                Neutralität mit materiellen Hilfsleistungen        Kreml neue Prioritäten auf: So führte die
                                bezahlen ließ. Die Führung in Pjöngjang in-        erste Ostasien-Reise von Boris Jelzin 1992
                                strumentalisierte somit höchst erfolgreich         nach Seoul, wo im gleichen Jahr ein Grund-
                                sowohl Moskau als auch Peking für ihre             lagenvertrag über die Beziehungen zwi-
                                Zwecke, während die verfeindeten Mächte            schen der Republik Korea und der Russi-
                                dies im Tausch gegen eine vermeintliche            schen    Föderation   unterzeichnet      wurde.
                                Neutralität des Kim Il Sung-Regimes im chi-        Hierbei wurde die offizielle russische Positi-
                                nesisch-sowjetischen      Konflikt   zähneknir-    on bekanntgegeben, dass die bisherige Ko-
                                schend hinnahmen. Bedingt durch die unzu-          reapolitik der Sowjetunion zu einseitig auf
                                reichende Wirtschaftsleistung Nordkoreas,          Nordkorea zentriert gewesen sei, Südkorea
                                entwickelte sich aus dieser Liaison eine ge-       jedoch einen Partner auf Augenhöhe dar-
                                wisse Empfängermentalität in Pjöngjang,            stelle. Der russisch-südkoreanische Grund-
                                welche bis heute kennzeichnend für das             lagenvertrag markiere daher einen Neube-
                                System ist. Für die Qualität der Beziehun-         ginn in der russischen Koreapolitik, welche
                                gen zum Kreml ist jedoch charakteristisch,         dringend auch einer Revision bzw. Überar-
                                dass trotz Verteidigungsbündnis kein einzi-        beitung des Freundschafts- und Beistands-
                                ger sowjetischer Machthaber jemals zu ei-          paktes zwischen Moskau und Pjöngjang von
                                nem Staatsbesuch in der DVRK eintraf oder          1961 bedürfe. In weiteren Stellungnahmen
                                den Wunsch hierzu äußerte.                         wurde zudem öffentlich angedeutet, dass
                                                                                   die Beistandspflicht gegenüber Nordkorea in
                                Anfang der 1980er Jahre erlebten die sow-          ihrer ursprünglichen Form nicht mehr gelte.
                                jetisch-nordkoreanischen      Beziehungen    ei-   Die DVRK hatte somit ihre Rolle als Nutz-
                                nen kurzen Moment des Aufschwungs, als             nießer eines Konflikts zwischen den regiona-
                                im Tausch für 50 MiG-23 Kampfjets dem              len Großmächten China und Russland verlo-
                                Kreml militärische und kommerzielle Tran-          ren und stürzte nach dem Tode Kim Il
                                sitrechte durch die DVRK gewährt wurden.           Sungs 1994 endgültig in eine katastrophale
                                Mit dem Anfang von Gorbatschows Refor-             Mangelwirtschaft samt Hungersnot. Wäh-
                                men änderte sich dies jedoch schnell wie-          rend die Beziehungen zwischen Moskau und
                                der,    wobei      v.a.      die     sowjetisch-   Seoul volle Fahrt aufnahmen, porträtierten
                                südkoreanische Normalisierung, seinerseits         nordkoreanischen Zeitungen das postsowje-
                                Ergebnis der als „Nordpolitik“ bekannten           tische Russland als „Hölle auf Erden“, deren
                                diplomatischen    Offensive    des   damaligen     Bürger infolge der Abkehr vom Sozialismus
                                südkoreanischen Präsidenten Roh Tae-woo,           ein bemitleidenswertes Dasein führen wür-
                                Pjöngjang gewissermaßen bloßstellte. Mit           den.
                                dem Ende des Kalten Krieges und dem Aus-
                                einanderbrechen der UdSSR endete auch              Mit     dem    Abschluss       des    russisch-
                                die zweckmäßige Allianz mit der DVRK,              nordkoreanischen      Freundschaftsvertrages
                                womit Nordkorea unaufhaltsam auf eine              im Jahr 2000 kam unerwartet neue Bewe-
                                existenzielle Krise zusteuerte.                    gung in die Beziehungen beider Staaten.
                                                                                   Dieser Grundlagenvertrag ersetzte die 1961
                                Unter der Führung des russischen Präsiden-         festgelegte   Beistandspflicht   durch    vage
                                ten Boris Jelzin brachen in den 1990er Jah-        formulierte   Konsultationen     im   Verteidi-
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   gungsfall. Obgleich dies lange nicht an die             hebliche Wiedererstarken Russlands werden
                                alten Beziehungen anknüpfen konnte, ent-                hier durchweg positiv bewertet, während die
KOREA                           wickelten sich hiervon ausgehend vorsichti-             Berichterstattung über China zunehmend
DR. NORBERT ESCHBORN            ge Annährungsversuche zwischen Moskau                   negativ wird. Vor diesem Hintergrund stel-
ANDREAS KINDSVATER              und Pjöngjang. So traf Präsident Putin noch             len die anfangs dargestellten Entwicklungen
                                im    gleichen   Jahr    als   erstes    russisches     des Jahres 2014 offensichtlich den größten
21. Mai 2015                    Staatsoberhaupt         überhaupt       zu    einem     Annäherungsprozess zwischen der Russi-
                                Staatsbesuch in Nordkorea ein, wohingegen               schen Föderation und Nordkorea seit dem
www.kas.de/korea                der 2011 verstorbene Nachfolger Kim Il                  Ende des Kalten Krieges dar.
www.kas.de                      Sungs, sein Sohn Kim Jong Il, mehrfach
                                Russland bereiste und zu Konsultationen mit             Das strategische Kalkül Pjöngjangs
                                Putin und Präsident Medvedev zusammen-
                                traf. 2006 ließ Kim Jong Il überraschender-             Aus der Perspektive Nordkoreas bildet die
                                weise eine russisch-orthodoxe Kirche in                 jüngste Annäherung an Russland den Ver-
                                Pjöngjang errichten, zu deren Eröffnung ei-             such, die eigene politische Isolation und Ab-
                                gens hochrangige Vertreter des Moskauer                 hängigkeit von China zu durchbrechen so-
                                Patriarchats anreisten.                                 wie an das unter Kim Il Sung erfolgreiche
                                                                                        Modell einer Dreiecksbeziehung mit zwei
                                In Hinblick auf das nordkoreanische Atom-               regionalen Mächten anzuknüpfen. Ideologi-
                                programm strebt auch Russland als Mitglied              sche Gemeinsamkeiten bestehen kaum zwi-
                                der seit 2009 eingestellten Sechs-Parteien-             schen Nordkorea und der Russischen Föde-
                                Gespräche nach einer friedlichen Lösung des             ration, vielmehr sind die wirtschaftlichen
                                Konflikts, wobei sich Moskau 2009/2010                  und politischen Systeme beider Staaten
                                und 2013 an den internationalen Sanktionen              nicht miteinander vereinbar. Die Rückkehr
                                gegen Pjöngjang beteiligte und die unange-              Russlands in der Weltpolitik und die jüngste
                                kündigten    Atombombentests            der   letzten   russisch-westliche Konfrontation in Osteu-
                                Jahre deutlich verurteilte. Selbiges gilt für           ropa erwecken in Pjöngjang jedoch den Ein-
                                die   nordkoreanischen         Provokationen       in   druck, alte Dynamiken zumindest bedingt
                                jüngster Zeit, so z.B. die Versenkung des               wiederzubeleben und, angesichts der eige-
                                südkoreanischen Kriegsschiffs Cheonan und               nen „Erzfeindschaft“ mit den USA, mehr
                                der Beschuss der Insel Yeonpyeong 2010.                 Verständnis in Moskau mobilisieren zu kön-
                                Die im Anschluss an den dritten nordkorea-              nen. Zwar befinden sich die Russische Föde-
                                nischen Atombombentest 2013 entstandene                 ration und die Volksrepublik China gegen-
                                Krise sorgte in Russland, allen voran in den            wärtig in geradezu freundschaftlich anmu-
                                fernöstlichen Regionen, für große Besorgnis             tenden Beziehungen, womit die Instrumen-
                                in der Öffentlichkeit. In der russischen Pres-          talisierung konfligierender Kräfte zugunsten
                                se konnte indes eine relativ wertneutrale               Nordkoreas nicht realistisch erscheint. Den-
                                Berichterstattung über die DVRK beobachtet              noch ermöglicht zumindest die Existenz ei-
                                werden, während ansonsten Informationen                 ner Alternative zu China eine gewisse politi-
                                über Grausamkeiten und vermutete Verbre-                sche und wirtschaftliche Flexibilität.
                                chen des nordkoreanischen Regimes auch
                                hier die Regel sind.                                    Infolge des Zusammenbruches der UdSSR
                                                                                        geriet Pjöngjang zunehmend in die wirt-
                                Seit Beginn der Ukraine-Krise nimmt eine                schaftliche    Abhängigkeit    Pekings,    wobei
                                positive Darstellung in den Medien jedoch               (teils erpresste) Hilfslieferungen von Seiten
                                tendenziell eher zu. Eine Bereitschaft zu               der UNO oder der „Feindstaaten“ USA und
                                schmerzhaften Sanktionen oder gar deutli-               Südkorea die einzige Alternative bildeten.
                                chen militärischen Abschreckungsmaßnah-                 Die wirtschaftliche Lage ist fatal, der ge-
                                men gegenüber Pjöngjang lässt sich auf                  fürchtete     Vasallenstatus   gegenüber     der
                                Seiten des Kremls nicht beobachten. Auf                 Volksrepublik China schon lange Realität.
                                Seiten Nordkoreas findet indes eine massive             Angesichts dessen erscheinen die in den
                                Aufwertung des öffentlichen Russland-Bildes             1990ern       unternommenen     Versuche    Kim
                                statt: Der 2014 intensivierte Konfrontati-              Jong Ils, eine Normalisierung der Beziehun-
                                onskurs Putins mit dem Westen und das er-               gen mit den USA auszuhandeln bzw. „her-
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   auszupressen“, durchaus einleuchtend. Die-        Strukturell findet die intensivierte Koopera-
                                se Bemühungen waren unter der Präsident-          tion mit einem weitestgehend isolierten,
KOREA                           schaft Bill Clintons beinahe erfolgreich, bra-    nach    außen      hin   aggressiv    auftretenden
DR. NORBERT ESCHBORN            chen jedoch mit dem Amtsantritt George W.         Staat vor einer seit 1990 nie dagewesenen
ANDREAS KINDSVATER              Bushs in den USA 2001 endgültig zusam-            Konfrontation mit dem Westen statt. Größ-
                                men. Die Möglichkeit einer Normalisierung         tenteils bedingt durch stark divergierende
21. Mai 2015                    rückt seitdem in weite Ferne.                     Perzeptionen hinsichtlich der Legitimität uni-
                                                                                  lateraler     politischer    Entscheidungen         Wa-
www.kas.de/korea                Unter diesem Eindruck erscheint die gegen-        shingtons in den vergangenen zweieinhalb
www.kas.de                      wärtige Umwerbung Russlands lediglich wie         Jahrzehnten, hat sich in Moskau inzwischen
                                ein weiteres Kapitel im Streben nach poli-        die    Bereitschaft manifestiert, anti-Status
                                tisch-ökonomischen Fluchtoptionen aus der         Quo-Mächte bedingt zu fördern und durch
                                vorherrschenden Abhängigkeit von Peking           enge Kooperation mit aufstrebenden Staa-
                                und dem allianzinternen Sicherheitsdilem-         ten (allen voran den übrigen BRIC-Mächten)
                                ma. Das Ziel bleibt die Sicherung der natio-      eine Wandlung hin zu einer multipolaren
                                nalen Souveränität des Regimes sowie der          globalen      Machtverteilung      voranzutreiben.
                                eigenen Sicherheit. Denn trotz chinesischer       Die tatsächliche Ausgestaltung solch einer
                                Hilfe ist der gegenwärtige Stand der chine-       Weltordnung steht dabei weniger im Vor-
                                sisch-nordkoreanischen Beziehungen noch           dergrund als vielmehr das Ziel, die politisch-
                                erheblich schlechter als die Beziehungen zur      ökonomische Hegemonialstellung der USA
                                Sowjetunion in den späten 1950er Jahren.          einzudämmen, unabgestimmte Handlungs-
                                An   historische   Paradigmen     anknüpfend,     möglichkeiten des Westens zu beschränken
                                sieht Peking Nordkorea nach wie vor als ge-       und     einen     regionalen      Großmachtstatus
                                ostrategischen Puffer gegenüber dem südli-        Russlands im „near abroad“ der ehemaligen
                                chen „US-amerikanischen Brückenkopf“ im           UdSSR zu zementieren.
                                Nordosten Kontinentalasiens, hegt jedoch
                                ansonsten kaum Sympathien für die oft läs-
                                tige Politik der Kim-Dynastie. So ist die         Vor    eben     diesem      Hintergrund    sind      die
                                Entwicklung des nordkoreanischen Atom-            Staatsbesuche des russischen Präsidenten
                                waffenarsenals     ein   Streitpunkt   zwischen   Putin in Brasilien, China, Indien und der
                                beiden Staaten, zumal allein die geographi-       Türkei zu verstehen, ebenso die verbesser-
                                sche Nähe der Atomanlagen zur chinesi-            ten Beziehungen zu Argentinien, Venezuela,
                                schen Grenze den gesamten Nordosten Chi-          Syrien, dem Iran und zuletzt Nordkorea. Die
                                nas betrifft: Jede Katastrophe und bewaff-        Qualität dieser Annäherungen ist sicherlich
                                nete Auseinandersetzung zwingen Peking            von jeweils divergierenden Interessen und
                                zur Intervention, selbst gegen seinen Wil-        Zielen geprägt, jedoch besitzen sie allesamt
                                len. Die Furcht, dass China dieser Zwangssi-      Symbolkraft und sollen auch dementspre-
                                tuation entfliehen wolle und sich für einen       chend verstanden werden.
                                Regime-Change (evtl. in Absprache mit den
                                USA) entscheiden könnte, beunruhigt daher         Hierüber hinausgehend hat Moskau auch
                                die Entscheidungsträger in Pjöngjang zu-          sicherheitspolitische       Interessen    an       einer
                                tiefst und verstärkt so das Streben nach der      Annäherung an Nordkorea. Infolge des Aus-
                                Gunst einer weiteren Macht. Es scheint, als       einanderbrechens         der   UdSSR      erlitt    der
                                wäre nun erneut Russland zum Ziel solcher         Kreml einen gewaltigen Einbruch seiner
                                Bemühungen geworden.                              wirtschaftlichen und militärischen Machtmit-
                                                                                  tel. Bedingt durch die geographische Entfer-
                                Moskaus Pragmatik als außenpolitisches            nung und eine außenpolitische Westorientie-
                                Motiv                                             rung in den frühen 1990ern, traf dieser Ein-
                                                                                  bruch die fernöstlichen Provinzen Russlands
                                Aus der Sicht des Kremls spricht eine Viel-       besonders stark. Bis zum Amtsantritt Vla-
                                zahl verschiedener Faktoren für die gegen-        dimir Putins wurden kaum Schritte zur Mo-
                                wärtig unternommene Annäherung an die             dernisierung      der    Region      unternommen,
                                DVRK.                                             weshalb die Folgen solch einer verfehlten
                                                                                  Politik bis heute spürbar sind. Moskau steht
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   hier vor gewaltigen Problemen: eine stark           amerikanischer Militärpräsenz in Nordost-
                                negative demographische Entwicklung der             asien erheblich.
KOREA                           einheimischen Bevölkerung bei zunehmen-
DR. NORBERT ESCHBORN            der chinesischer Immigration, Lücken in der         Die    diskutierte    Erweiterung      des    US-
ANDREAS KINDSVATER              militärischen    Verteidigungskraft,     weitrei-   Raketenschildes auf Südkorea und Japan
                                chende Korruption sowie eine schwache               bestärkt den Kreml in seiner Furcht vor ei-
21. Mai 2015                    Wirtschaft lassen Russland zum schwächs-            ner amerikanischen Umkreisung bzw. einer
                                ten Akteur in Nordostasien nach der DVRK            militärischen „Entwaffnung“. Ähnliche Be-
www.kas.de/korea                werden.                                             denken werden auch von chinesischen Ex-
www.kas.de                                                                          perten geäußert. Dies gilt umso mehr, als
                                Um diesen Zustand langfristig zu ändern,            das nördlich der koreanischen Halbinsel und
                                hat die russische Regierung zahlreiche Pro-         Japans gelegene Ochotskische Meer nicht
                                jekte in Russisch-Fernost auf den Weg ge-           nur im Hinblick auf das strategische Ab-
                                bracht. Dazu gehört die 2010 abgeschlosse-          schreckungspotential Russlands gegenüber
                                ne   Anbindung der Provinz Primorski Krai           der Westküste der USA relevant ist, sondern
                                (Hauptstadt Wladiwostok) an das Straßen-            angesichts    hier   stattfindender    russischer
                                netz Restrusslands, die Errichtung des rus-         Militärübungen im September 2014 offen-
                                sischen Raumhafens „Wostotschny“ in der             sichtlich auch weiterhin eine Rolle in den
                                Amur-Region, die Modernisierung russischer          Verteidigungsplänen       Moskaus     zu   spielen
                                Werften und Häfen entlang der Pazifikküste          scheint. Ausgehend von der eigenen regio-
                                sowie der Aufbau mehrerer Schwerindust-             nalen Schwäche, hat der Kreml daher ein
                                riezentren nahe russischer Golderzstätten.          natürliches Interesse daran, die graduell an
                                                                                    Spannung zunehmenden Dynamiken in der
                                Darüber hinaus steht Moskau in Nordost-             Region zu entschärfen. Den Druck von
                                asien ebenso vor klassischen sicherheitspo-         Nordkorea zu nehmen und die bestehende
                                litischen Herausforderungen. So wird die            Isolation zu lockern, könnte Pjöngjang be-
                                Region seit Jahren von einer als „Asien-            ruhigen und herbeiprovozierte Schübe all-
                                Paradoxon“      bezeichneten   Spirale   zuneh-     seitiger Aufrüstung vorerst verhindern. An-
                                mender Konfrontation, bei gleichzeitig an-          gesichts bestehender Konflikte an der West-
                                wachsender wirtschaftlicher      Verflechtung,      grenze Russlands und im Kaukasus ist
                                dominiert. Einer der Hauptgründe hierfür            nunmehr      davon    auszugehen,      dass   der
                                liegt in Nordkorea, dem Epizentrum regio-           Kreml eine zusätzlich erhöhte Militärpräsenz
                                naler Krisen: als Reaktion auf die fortschrei-      der Vereinigten Staaten an seiner schwa-
                                tende nukleare und konventionelle Aufrüs-           chen Pazifikflanke verhindern bzw. zumin-
                                tung Pjöngjangs - gepaart mit aggressiven           dest hinauszögern will. Dies gilt umso mehr,
                                Provokationen und Drohungen gegenüber               als die vorangetriebene russische Moderni-
                                Südkorea, Japan und den USA - reagieren             sierungskampagne der Luft-, Land- und
                                die drei letztgenannten Staaten zunehmend           Seestreitkräfte noch bis mindestens 2020
                                mit entsprechenden Aufrüstungs- und Ab-             laufen soll, angesichts wirtschaftlicher Prob-
                                schreckungsmaßnahmen.          Diese     werden     leme auch erheblich länger dauern könnte.
                                wiederum, bedingt durch die historisch vor-
                                belasteten Beziehungen der nordasiatischen          Gerade deshalb aber vermuten südkoreani-
                                Staaten zueinander, als potentielle Gefahr          sche   und    westliche    Sicherheitsexperten1
                                von anderen Akteuren wahrgenommen, was              aber auch, dass Moskau möglicherweise
                                wiederum neue Rüstungsmaßnahmen von                 Nordkorea als trojanisches Pferd benutzen
                                deren Seite zur Folge hat.                          könnte, indem es Pjöngjang weitreichende

                                Was hier angesichts fehlender Kontroll- und
                                Koordinationsmechanismen in der Region              1
                                                                                     Beispielsweise anlässlich der von der KAS im
                                entsteht, ist ein klassisches Rüstungs- und         Rahmen des von ihr 2011 initiierten deutsch-
                                                                                    koreanischen Sicherheitsdialogs alljährlich ver-
                                Sicherheitsdilemma. In Anbetracht der ak-           anstalteten Sicherheitskonferenzen wie
                                tuellen Konfrontation Moskaus mit den USA           http://www.kas.de/korea/en/events/63478/
                                                                                    und
                                beeinflussen diese Dynamiken die russische
                                                                                    http://www.kas.de/korea/en/events/63477/
                                Perzeption hinsichtlich der Intention US-
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   Kenntnisse im Bereich der hybriden Kriegs-        der nordkoreanischen Führung ohne Vorbe-
                                führung vermittelt, mittels derer die DVRK        dingungen bekannt gab. Ebenso kann ein
KOREA                           über ein weiteres, nach Experteneinschät-         Versuch     des   Neubeginns         der     Sechs-
DR. NORBERT ESCHBORN            zung äußerst wirksames, weil hochgefährli-        Parteien-Gespräche von Seiten Moskaus er-
ANDREAS KINDSVATER              ches Mittel im Rahmen seiner sicherheitspo-       wartet werden. Obgleich die Wahrschein-
                                litischen   Provokationsstrategie      verfügen   lichkeit einer baldigen Lösung der nordkore-
21. Mai 2015                    könnte. Diese Vermutung liegt nahe, weil          anischen Atomkrise und der Teilung Koreas
                                Russland sowohl in den Konflikten in Geor-        auch weiterhin gering bleibt, bietet die er-
www.kas.de/korea                gien 2008, aber auch 2014 in der Ukraine          folgreiche Initiierung solcher Gespräche be-
www.kas.de                      als Anwender äußerst effizienter hybrider         reits einen massiven Prestigegewinn für
                                Kriegsführungsmethoden gilt.                      Moskau.

                                Auf einer politischen Ebene bieten die ver-       Wirtschaftlich ist Nordkorea für Russland
                                besserten Beziehungen zwischen der Russi-         kaum interessant. So betrug das gemein-
                                schen Föderation und der DVRK individuelle        same Handelsvolumen zwischen der Russi-
                                Chancen. Während Pjöngjang v.a. die politi-       schen Föderation und der Demokratischen
                                sche Isolation durchbrechen möchte, steht         Volksrepublik Korea im Jahr 2013 gerade
                                Moskau angesichts der Annexion der Krim           einmal 112,7 Millionen USD (hiervon ledig-
                                und der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine         lich 9,3 Millionen USD nordkoreanische Im-
                                auch weiterhin im Zentrum der internatio-         porte). Im Jahr 2014 hat sich diese Zahl
                                nalen Kritik. Die Vermutung liegt nahe, dass      trotz politischer Annäherung und Visaer-
                                der Kreml über die Initiierung einer Frie-        leichterungen für russische Geschäftsleute
                                denskampagne bzw. eine Wiederbelebung             noch erheblich reduziert. Auch die Ankündi-
                                der   Sechs-Parteien-Gespräche      versuchen     gung,      das     gemeinsame              russisch-
                                will, sich erneut als diplomatischer Partner      nordkoreanische Handelsvolumen bis 2020
                                zu bewähren. Hierfür sprechen die jüngsten        auf eine Milliarde USD anheben zu wollen,
                                russischen Bemühungen um die Moskauer             ist       angesichts         einer         russisch-
                                Friedenskonferenz zwischen Mitgliedern der        südkoreanischen Handelsbilanz von knapp
                                syrischen    Opposition    und   dem     Assad-   25 Milliarden USD (Stand 2012) kaum er-
                                Regime vom Januar 2015. Zudem hat der             wähnenswert. Weder bietet der nordkorea-
                                Kreml in Anschluss an die Einladung Kims          nische Markt in seiner jetzigen Form beson-
                                nach Moskau bereits kommuniziert, dass            dere Anreize für russische Unternehmer
                                Pjöngjang wohl zu einer Wiederaufnahme            oder attraktive Exportgüter noch ermutigt
                                der Sechs-Parteien-Gespräche ohne Vorbe-          die schwache Kaufkraft des Landes zu um-
                                dingungen bereit sei. Angesicht des Unwil-        fangreichen Importgeschäften.
                                lens der Vereinigten Staaten, Nordkorea für
                                sein aggressives Verhalten mit Gesprächen         Ein wirtschaftlicher Vorteil ergibt sich für
                                „belohnen“ und dem bevorzugten, ergebnis-         Moskau primär aus der Nutzung der DVRK
                                losen Aussitzen der Krise bei voranschrei-        als Transitland: So wurde im Oktober 2013
                                tender nordkoreanischer Aufrüstung, könnte        erneut der Bau einer russischen Gaspipeline
                                ein   potentieller   innerkoreanischer   Dialog   nach Südkorea zwischen Seoul und Moskau
                                daher tatsächlich eine gelungene Möglich-         thematisiert, wobei Kim Jong Un kürzlich
                                keit für russische Rehabilitierungsmaßnah-        seine Zustimmung zum Projekt wiederholte.
                                men bilden.                                       Darüber hinausgehend, zielt die russische
                                                                                  Modernisierung         des     nordkoreanischen
                                Für die Realisierung eines solchen Vorha-         Schienennetzes letztendlich auf eine Anbin-
                                bens spricht u.a. das Eintreffen ranghoher        dung Südkoreas an die transsibirische Ei-
                                nordkoreanischer Gesandter (darunter u.a.         senbahn ab. Neben der geplanten Gaspipe-
                                Choe Ryoung-hae, der einen Monat später           line hofft Moskau, so den Energieexport in
                                nach Moskau reiste) zu der Schlusszeremo-         die Republik Korea erhöhen zu können so-
                                nie der Asien-Spiele in Incheon (Südkorea)        wie die wirtschaftlichen Beziehungen durch
                                im Oktober 2014, während die südkoreani-          einfachere Transportwege zu verbessern.
                                sche Präsidentin Park Geun-hye Mitte Janu-
                                ar 2015 ihre Bereitschaft zu Gesprächen mit
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Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.   Fazit – eine Zweckpartnerschaft ohne Lie-            Wunsch       nach       zusätzlichen      US-
                                be                                                   amerikanischen Rüstungsmaßnahmen, wes-
KOREA                                                                                halb neue „militärische Abenteuer“ Nordko-
DR. NORBERT ESCHBORN            Die   Annäherung     zwischen     Moskau      und    reas keinesfalls im Sinne Moskaus sind.
ANDREAS KINDSVATER              Pjöngjang ist weder von echter Interessen-
                                gleichheit noch besonderer Sympathie ge-             Dies bedeutet keinesfalls, dass Pjöngjang
21. Mai 2015                    prägt. Nordkorea versucht lediglich, seiner          auf Russlands Bitten hin sein Atomwaffen-
                                isolierten Zwangslage zu entkommen und               programm einstellen wird, jedoch hat der
www.kas.de/korea                an bewährte Schemata anzuknüpfen, sich               Wunsch nach Kooperation mit Moskau infol-
www.kas.de                      somit mehr politischen Spielraum zu er-              ge der politischen Eiszeit zwischen dem
                                kämpfen. Diese Rechnung dürfte angesichts            Kreml und dem Weißen Haus erheblich zu-
                                der weitgehend guten Beziehungen zwi-                genommen.     Eine   unnötige    Verärgerung
                                schen Moskau und Peking kaum aufgehen,               Russlands würde die dargestellten Perspek-
                                zumindest nicht von gleichem Erfolg ge-              tiven einer gemeinsamen Kooperation zu-
                                prägt sein wie zu Zeiten der chinesisch-             nichtemachen und Nordkorea erneut in die
                                sowjetischen     Konfrontation.    Ebenso      ist   alleinige Abhängigkeit von Peking treiben.
                                Nordkorea stark benachteiligt durch eine
                                diplomatische Asymmetrie in Nordostasien,
                                da Seoul intensive Beziehungen mit Moskau            Es ist nicht garantiert, dass solch eine Stra-
                                und Peking unterhält, Pjöngjang hingegen             tegie Erfolg haben wird. Sollte die nordko-
                                keine entsprechenden Verbindungen nach               reanische Führung ab einem gewissen Punkt
                                Tokio und Washington besitzt. Die Annähe-            den Eindruck haben, dass eine verhärtete
                                rung an Moskau stellt daher für das Kim-             Konfrontation der regionalen Mächte bzw.
                                Regime in jedem Fall eine Verbesserung ge-           das Aufbrechen zukünftiger Annäherungs-
                                genüber   dem     bisherigen     Status-Quo    in    prozesse erheblich nützlicher für die Inte-
                                Nordost-Asien dar, ist jedoch in keinem Fall         ressen Pjöngjangs wäre, würden einige we-
                                mit einem regionalen Machtumbruch zu                 nige   Raketen- und Atombombentests aus-
                                verwechseln.                                         reichen, um erneut massive Rüstungsspira-
                                                                                     len in Gang zu setzen und einen Keil zwi-
                                Aus der Perspektive Moskaus ist die Annä-            schen die regionalen Mächte zu treiben.
                                herung an die DVRK aus strategischen Ge-             Moskau läuft somit Gefahr, selbst instru-
                                sichtspunkten opportun. Politisch und wirt-          mentalisiert zu werden oder große wirt-
                                schaftlich hat Moskau kaum Nutzen von ei-            schaftliche „Bestechungsgelder“ zahlen zu
                                ner Partnerschaft mit Pjöngjang, lediglich           müssen.
                                die kurzlebige Symbolkraft einer Kooperati-
                                on mit einem offenen Gegner der USA ist
                                hierbei zu nennen. Darüber hinausgehend
                                ist es jedoch wahrscheinlich, dass Russland
                                seine neuen Kontakte für eine Rückkehr auf
                                die koreanische Halbinsel nutzen will und
                                versuchen wird, neue Initiativen der inner-
                                koreanischen Annährung oder der Sechs-
                                Parteien-Gespräche einzuleiten. Ein tatsäch-
                                licher Erfolg dieser Maßnahmen steht dabei
                                weniger im Vordergrund, als vielmehr der
                                Prestigegewinn     aus   einer     erfolgreichen
                                Vermittlung zwischen den Streitparteien.
                                Ebenso ist zu erwarten, dass Russland auf-
                                grund seines selbstbewussten Auftretens
                                gegenüber den USA und dem Westen eher
                                mäßigend auf die nordkoreanische Führung
                                einwirken wird. Ausgehend von der militäri-
                                schen Schwäche Russlands entlang seiner
                                Pazifikküste, besteht auf geraume Zeit kein
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