Ausgangslage - Stadt Adliswil

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Stadt Adliswil
Auszug aus dem Protokoll des Stadtrats

                                   Sitzung vom 08. Dezember 2020

Beschl. Nr.      2020-296
V4.2.1           Allgemeine und komplexe Akten, generelle Organisation
                 Arbeitssicherheit (SIBE) - Bedrohungsmanagement Stadthaus: Notfallkonzept
                 und Deeskalationsteam, Schulung Mitarbeitende

Ausgangslage

Die Bestimmungen der Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten
(VUV) gelten grundsätzlich für sämtliche Betriebe, die in der Schweiz Arbeitnehmende
beschäftigen. Dies gilt auch für die Bestimmungen über den Beizug von Arbeitsärzten und
anderen Spezialisten der Arbeitssicherheit. Die Betriebe müssen Spezialisten beiziehen,
wenn dies zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmenden und für ihre Sicherheit
erforderlich ist. Die EKAS-Richtlinie Nr. 6508 konkretisiert diese Beizugspflicht, welche auch
für die Stadtverwaltung Adliswil gilt. Zur Umsetzung der EKAS-Richtlinie Nr. 6508 ist die
Stadtverwaltung Adliswil dem Verein Arbeitssicherheit Schweiz beigetreten und setzt dessen
Branchenlösung um. Ein Teil der Branchenlösung ist die Notfallorganisation der
Stadtverwaltung Adliswil. Dabei wird unter anderem das Verhalten bei Amok und
Bedrohungen geregelt.

Mit Stadtratsbeschluss 2016-211 vom 23. August 2016 wurde der Anschaffung eines
Alarmierungssystems instaGUARD zugestimmt. Dieses Alarmierungssystem wurde an
verschiedenen Standorten der Stadtverwaltung in Betrieb genommen. Es ist aber
grundsätzlich nicht ortsgebunden und soll auch im (neuen) Stadthaus wieder zur Anwendung
kommen. Ein Notfallkonzept für das (alte) Stadthaus (Zürichstrasse 12) liegt im Entwurf vor,
wurde aber nicht vollständig implementiert.

Im Frühling 2021 steht der Umzug in das erweiterte Stadthaus an der Zürichstrasse 10 an.
Da die Stadtverwaltung weitestgehend zentralisiert wird und die Zahl der Mitarbeitenden an
diesem Standort damit steigt, steigen auch die Anforderungen an die Notfallorganisation
betreffend Amok und Bedrohung. Das Verhalten und Intervention der Mitarbeitenden bei
einer Alarmierung muss standardisiert und eingeübt werden.

Projektbeschrieb

1.   Ziele

     Das Ziel des Projektes ist es, das Verhalten der Mitarbeitenden im Falle eines Amok-
     oder Ereignisfalles so zu schulen und zu standardisieren, dass die Bedrohungssituation
     mit geringstmöglichem Schaden bewältigt werden kann. Die Mitarbeitenden im
     Stadthaus müssen dazu auf definierte Alarmmeldungen richtig reagieren und mit den
     Einsatzkräften in vorgegebener Weise zusammenarbeiten. Die Abläufe sind in einem
     Konzept festzuhalten und soweit nötig sind Ausbildungen zu organisieren.
Sitzung vom 08. Dezember 2020                  Seite    2                  Beschl. Nr.   2020-296

2.   Massnahmen

        Notfallkonzept Amok- und Bedrohungsfall
        Als Grundlage für die Alarmierung, das standardisierte Verhalten und die Ausbildung
        wird ein Notfallkonzept erarbeitet, welches auf den tatsächlichen räumlichen
        Gegebenheiten basiert und speziell auf den Amok- und Bedrohungsfall ausgerichtet
        ist. Weitere Szenarien – insbesondere das Verhalten bei Brand und Evakuation –
        können darauf aufbauen.

        Deeskalations-Team (D-Team)
        Als zentralstes Element im Rahmen der Reaktion auf eine Bedrohung wird ein
        Deeskalations-Team ausgebildet. Dieses Team hat die Aufgabe, die Zeit bis zum
        Eintreffen von professionellen Einsatzkräften (insb. Polizei) zu überbrücken und den
        Einsatz der Polizei (später ev. auch Feuerwehr) zu unterstützen. Zu diesem Zweck
        wird eine begrenzte Personengruppe vertieft ausgebildet, auf Bedrohungssituationen
        zu reagieren.

        Training Gewaltprävention Basis – 1 Tag
        Mitarbeitende, welche aufgrund des beruflichen Aufgabenbereiches oder aufgrund
        des Ortes der Berufstätigkeit (insb. Schalter) einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind,
        mit Bedrohungssituationen konfrontiert zu werden, werden in einem ganztägigen
        Sicherheits-Training auf solche Situationen vorbereitet. Das Ziel ist es, dass diese
        Personen nach der Schulung richtig reagieren können und so zu einer Deeskalation
        beitragen. Dieses Training ist unabhängig von der räumlichen Situation im neuen
        Stadthaus, erfolgt aber möglichst realitätsnah. Es wird von rund 24 Teilnehmenden
        ausgegangen.

        Training Gewaltprävention Basis – ½ Tag
        Sämtliche Mitarbeitende der Stadtverwaltung haben verschieden intensiven Kontakt
        mit Kundinnen und Kunden. Somit besteht immer die Möglichkeit, innerhalb von
        Gebäuden der Stadtverwaltung oder auch im Rahmen der Berufsausübung auf dem
        ganzen Gebiet der Stadt Adliswil mit Bedrohungssituationen konfrontiert zu werden.
        Mit einem halbtägigen Sicherheits-Training werden die Mitarbeitenden der
        Stadtverwaltung auf solche Situationen vorbereitet und können dadurch richtig
        reagieren und so zu einer Deeskalation beitragen. Dieses Training ist unabhängig
        von der räumlichen Situation im neuen Stadthaus, erfolgt aber möglichst realitätsnah.
        Es wird von rund 120 Teilnehmenden ausgegangen.

        Implementierung und Nachhaltigkeit
        Nach der Schulung der verschiedenen Rollen wird das Verhalten der Mitarbeitenden
        in Übungen gefestigt. Das D-Team wird so instruiert, dass eigenständige Trainings
        ohne Anleitung externer Stellen stattfinden können. Für Nachausbildungen infolge
        Fluktuationen und Neueintritten werden Ausbildungen sowie Refresh-Kurse geplant.
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Projektorganisation

Die Planungsarbeiten sowie die Organisation der Umsetzung wird seitens SIBE
vorgenommen. Aufträge an externe und die Koordination mit Einsatzkräften (insb. Polizei)
erfolgt ebenfalls durch den SIBE. Umsetzungsschritte und Weisungen in den Ressorts (insb.
Meldung von Personen und Anmeldung zu den Ausbildungen) sind durch die jeweiligen
Linienvorgesetzten vorzunehmen. Die Koordination zwischen SIBE und Ressortleitungen
erfolgt – soweit nötig – durch den Stadtschreiber.

Die Anpassung und Erweiterung des Alarmierungssystems instaGUARD hängt nur teilweise
sachlich mit dem vorliegenden Projekt zusammen und wird deshalb separat behandelt.

Kreditantrag

  Leistungen                                                     Kreditbedarf, CHF inkl. MwSt.
  Gesamtnotfallplanung im Rahmen                                                        12'924.00
  Gewaltprävention für Stadthaus Adliswil
  (Konzeption und sämtliche Unterlagen für die Umsetzung)

  Ausbildung Deeskalations-Team («D-Team» aus                                           23'263.20
  12 Personen), Instruktion übrige Mitarbeitende im
  Rahmen der Notfallplanung
  Grundausbildung D-Team                          7'800.00
  Seminar-Nebenkosten                             1'800.00
  Arbeitsplatz-Training D-Team                    7'800.00
  Instruktion Selbsttraining D-Team/Gesamtübung   4'200.00
  MwSt.                                           1'663.20

  Basis-Training 1 Tag «Umgang mit Gewalt und                                               8'400.60
  bedrohlichen Situationen am Arbeitsplatz»
  (Sicherheits Arena Winterthur inkl. Nebenkosten)
  Max. 24 Teilnehmende
  Basis-Training ½ Tag «Umgang mit Gewalt und                                           29'509.80
  bedrohlichen Situationen am Arbeitsplatz»
  (Sicherheits Arena Winterthur inkl. Nebenkosten)
  Max. 120 Teilnehmende
  Gesamtkreditbedarf                                                                    74'097.60

Im Voranschlag 2020 und 2021 sind keine Kosten für dieses Projekt eingestellt.

Der Projektaufwand wird gemäss der Anzahl Mitarbeitenden der betroffenen Abteilungen
gemäss deren Verhältnis in der Kostenrechnung verteilt.
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Folgekosten

Zur Aufrechterhaltung des Ausbildungsstandards des D-Teams und zur Durchführung von
jährlichen Übungen ist in den Jahren 2022 – 2024 jährlich mit Kosten (jeweils exkl. MwSt.)
von rund CHF 6'000.00 zu rechnen, welche jeweils in den Voranschlag einzustellen sind. Je
nach Ausbildungsstand und Konstanz der Mitglieder des D-Teams können diese Kosten ab
dem Jahr 2025 auf CHF 2'500 bzw. CHF 3'900 (jeweils alternierend) reduziert werden.

Für Refresher-Schulungen (Festigung der Verhaltensabläufe) und Nachschulungen (infolge
Fluktuation) zur Ausbildung der Mitarbeitenden sind jährliche Kosten von rund CHF 2'000
(exkl. MwSt.) zu rechnen, welche ebenfalls in den Voranschlag einzustellen sind. Bei hoher
Fluktuation können diese Kosten höher ausfallen.

Auftragsvergabe

Die Auftragsvergabe erfolgt gem. Art. 7 IVöB und Anhang 1 zur IVöB freihändig an die
YourPower Kriminalprävention AG in Winterthur. Vergleichsofferten wurden nicht eingeholt,
weil vergleichbare Angebote (Konzeption, Schulung und Schulungs-Umgebung aus einer
Hand) nicht bekannt sind.

Termine

Auftragsvergabe:                           Dezember 2020
Fertigstellung Konzept:                    Februar 2021
Schulung extern:                           ab März 2021
Schulung intern:                           ab Bezug Stadthaus
Abschluss Implementierung:                 Ende 2021

Auf Antrag der Ressortvorsteherin Sicherheit, Gesundheit und Sport fasst der Stadtrat,
gestützt auf Art. 47a Ziff. 3 und 6 der Gemeindeordnung der Stadt Adliswil, folgenden

                                        Beschluss:

1       Dem Projekt zur Erstellung einer Gesamtnotfallplanung im Rahmen der
        Gewaltprävention für das Stadthaus Zürichstrasse 10 sowie entsprechender
        Ausbildung des Personals der Stadtverwaltung wird zugestimmt.

2       Für die Gesamtnotfallplanung im Rahmen Gewaltprävention für das Stadthaus
        Zürichstrasse 10 wird ein Verpflichtungskredit ausserhalb Budget von CHF 12'900.00
        (inkl. MwSt.) zulasten Konto 510/3130.00 der laufenden Rechnung 2020 bewilligt.

3       Für die Ausbildung des Personals der Stadtverwaltung im Rahmen der
        Gesamtnotfallplanung wird ein Verpflichtungskredit ausserhalb Budget von
        CHF 61'200.00 (inkl. MwSt.) zulasten Konto 510/3090.00 der laufenden Rechnung
        2021 bewilligt.
Sitzung vom 08. Dezember 2020                  Seite   5                  Beschl. Nr.   2020-296

4       Der Auftrag zur Gesamtnotfallplanung im Rahmen der Gewaltprävention für das
        Stadthaus Zürichstrasse 10 sowie zur entsprechenden Ausbildung des Personals der
        Stadtverwaltung wird an die YourPower Kriminalprävention AG, 8400 Winterthur,
        gemäss Offerten vom 21.09.2020 im Gesamtbetrag von 74'097.60 vergeben.

5       Der Ressortleiter Sicherheit, Gesundheit und Sport wird beauftragt, diesen Beschluss
        umzusetzen.

6       Dieser Beschluss ist öffentlich.

7       Mitteilung an:

        7.1      Ressortleiter
        7.2      Leiter Polizei Adliswil – Langnau a.A.
        7.3      YourPower Kriminalprävention AG, 8400 Winterthur (mit separatem
                 Schreiben)

Stadt Adliswil
Stadtrat

Farid Zeroual                              Thomas Winkelmann
Stadtpräsident                             Stadtschreiber
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