BACHELORARBEIT - Berichterstattung zum "weißen Sport" in fünf Jahrzehnten - eine Printmedienanalyse des tennis MAGAZIN - Publication Server of ...
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BACHELORARBEIT Herr Piet-Hartmann Bosse Berichterstattung zum „weißen Sport“ in fünf Jahrzehnten - eine Printmedienanalyse des tennis MAGAZIN 2019
Fakultät: Medien BACHELORARBEIT Berichterstattung zum „weißen Sport“ in fünf Jahrzehnten - eine Printmedienanalyse des tennis MAGAZIN Autor/in: Herr Piet-Hartmann Bosse Studiengang: Angewandte Medien Seminargruppe: AM15wJ2-B Erstprüfer: Prof. Dr. Detlef Gwosc Zweitprüfer: Diplom Sportwissenschaftler Andrej Antic Einreichung: Mittweida, 24. 01. 2019
Faculty of Media BACHELOR THESIS Coverage of the “white sport” in five decades - a print-media-analysis of tennis MAGAZIN author: Mr. Piet-Hartmann Bosse course of studies: Applied Media seminar group: AM15wJ2-B first examiner: Prof. Dr. Detlef Gwosc second examiner: Diplom Sportwissenschaftler Andrej Antic submission: Mittweida, 24.01.2019
Bibliografische Angaben Bosse, Piet-Hartmann: Berichterstattung zum „weißen Sport“ in fünf Jahrzehnten - eine Printmedienanalyse des tennis MAGAZIN 57 Seiten, Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences, Fakultät Medien, Bachelorarbeit, 2019 Abstract Die Fachzeitschrift tM ist das Leitmedium der deutschen Tennisberichterstattung und be- gleitet den Sport seit 1976. Wie sich die Berichterstattung in fünf Jahrzehnten verändert hat, wird im Hinblick auf Spra- che und Bilder untersucht. Damentennis bekommt im Vergleich zu Frauen in anderen Sportarten mehr Aufmerksam- keit. Die Berichterstattung von Damentennis steht ebenfalls im Fokus und wird mit den Herren- tennisberichten verglichen. Als zeitlich aktuelles Thema werden die Veränderungen durch die Digitalisierung behandelt. 128 Ausgaben von tM wurden auf diese Themenschwerpunkte untersucht. Alle drei Berei- che hängen zusammen und lassen eine einheitliche Entwicklung der tiefergehenden Be- richterstattung erkennen.
Inhaltsverzeichnis V Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................... V Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ VI Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ VII Tabellenverzeichnis ................................................................................................ VIII 1 Einleitung............................................................................................................. 1 2 tennis MAGAZIN allgemein................................................................................. 3 2.1 Strukturelle Kennzahlen ............................................................................. 3 2.2 Leserschaft ................................................................................................ 5 3 Redaktionelle Inhalte .......................................................................................... 6 3.1 Sprache ..................................................................................................... 6 3.1.1 Der Titel ..................................................................................... 7 3.1.2 Editorial .................................................................................... 18 3.1.3 Leserbriefe ............................................................................... 23 3.2 Bilder.........................................................................................................26 3.2.1 Titelthemen .............................................................................. 27 3.2.2 Werbung .................................................................................. 33 4 Damentennis ......................................................................................................35 4.1 Themenschwerpunkte ...............................................................................35 4.2 Grand Slam-Berichterstattung im Vergleich zum Herrentennis ..................47 5 tennis MAGAZIN im Wandel der Digitalisierung ..............................................53 5.1 Digitale Strategien .....................................................................................53 5.2 Anspruch an ein Printmedium ...................................................................55 6 Fazit.....................................................................................................................57 Literaturverzeichnis .................................................................................................. XI Anlagen ................................................................................................................ XXVII Eigenständigkeitserklärung .............................................................................. XXXIV
Abkürzungsverzeichnis VI Abkürzungsverzeichnis AWA Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse ATP Association of Tennis Professionals BTV Badischer Tennisverband DTB Deutscher Tennis Bund IVW Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern JTSV JAHR TOP SPECIA VERLAG GmbH & Co. KG SEO Search Engine Optimization tM tennis MAGAZIN TVN Tennis-Verband Niederrhein WTA Württembergischen Tennis-Bundes WTV Westfälischen Tennis-Verbandes
Abbildungsverzeichnis VII Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Auflagenentwicklung von tM .................................................................... 4 Abbildung 2: Cover der ersten tM Ausgabe 6/1976 ...................................................... 7 Abbildung 3: Die Cover der Augustausgaben 1981 und 1982 ...................................... 9 Abbildung 4: Titelblatt nach Boris Beckers erstem Wimbledonsieg..............................10 Abbildung 5: Die Cover der nach Steffi Grafs ersten beiden Wimbledonsiegen ...........12 Abbildung 6: Titelblatt nach Kerbers Wimbledonsieg 2018 ..........................................14 Abbildung 7: Cover der Juniausgabe 2010 ..................................................................30 Abbildung 8: Lipton-Werbung in der Juniausgabe 1977 .............................................33
Tabellenverzeichnis VIII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Vergleich von Bildern und Werbung ...........................................................26
Einleitung 1 1 Einleitung Der Tennissport blickt in Deutschland auf eine lange Geschichte mit Höhen und Tiefen zu- rück. Das Interesse der Deutschen an Tennis erreichte, gemessen an der Anzahl der Mitglieder im Deutschen Tennis Bund (DTB), in den Siebzigerjahren seinen vorläufigen Höhepunkt. Im Jahr 1974 stieg die Mitgliederzahl im Vergleich zum Vorjahr um 18,97 %. Vergleicht man die jeweiligen Anstiege zum Vorjahr von 1949 bis 2018, ist dies der höchste Wert.1 Nach den Erfolgen Boris Beckers stieg das Interesse am Tennissport weiter an, und er- reichte 1994 mit 2.299.553 Mitgliedern seinen Höchstwert.2 Seitdem nahmen die Mitglie- derzahlen des DTB konstant ab. Den Anstieg und Abstieg des Tennisinteresses in Deutschland hat tennis MAGAZIN (tM) seit 1976 als Leitmedium des Sports begleitet. Der Axel Springer-Verlag nahm das in den Siebzigerjahren gestiegene Interesse am „weißen Sport“ zum Anlass, im Juni 1976 mit tM eine Fachzeitschrift auf den Markt zu bringen. Inhaltliches Konzept war von Anfang an, die Themenvielfalt rund um den Tennissport ab- zudecken. tM achtete mit Heftgründung darauf, jeden Tennisinteressierten anzusprechen. Durch verschiedenste Themenbereiche ist für jeden etwas dabei, der Hobbyspieler wird genauso angesprochen, wie der professionelle Vereinsspieler oder der tennisinteressierte Fernsehzuschauer.3 Die Entwicklung dieses monothematischen Magazins ist das Kernthema dieser Arbeit. Der Verfasser hat während eines zweimonatigen Praktikums im Herbst 2017 detaillierte Einblicke in die redaktionelle Arbeitsweise bei tM bekommen. Dabei ist ihm sofort aufgefallen, dass im Tennis, im Vergleich zu anderen Sportarten, recht ausgeglichen über Männer- und Frauensport berichtet wird. Die vergleichsweise hohe Prä- senz von Damentennis spiegelt sich auch darin wieder, dass die bestbezahlten Sportlerin- nen der letzten Jahre stets Tennisprofis sind.4 Allerdings ist keine Sportlerin unter den 100 bestbezahltesten Akteuren, was insgesamt von geringerer Wertschätzung zeugt.5 1 Vgl. Deutscher Tennis Bund (2018): Daten &Fakten. https://www.dtb-tennis.de/Verband/Ueber-uns/Daten- Fakten (abgerufen am 19.12.2018) 2 Vgl. Ebenda 3 Vgl. Bluhm, Hans, tennis magazin stellt sich vor. in: tM 6/76 S.3 4 Vgl. Badenhausen, Kurt, (2018): Why No Women Rank Among The World's 100 Highest-Paid Athletes. https://www.forbes.com/sites/kurtbadenhausen/2018/06/07/why-no-women-ranked-among-the-worlds-100- highest-paid-athletes/#4d4d20203479 (abgerufen am 16.01.2019) 5 Vgl. Ebenda
Einleitung 2 tM steht als Printmedium mit Tradition vor der Herausforderung, die Digitalisierung anzu- nehmen und für sich zu nutzen. Die Medienbranche befindet sich im Wandel, deshalb ist die Beachtung der Digitalisierung essenziel für die Entwicklung eines Printmediums. Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung von tennis MAGAZIN von der Gründung 1976 bis heute aufzuzeigen. Dabei wird insbesondere auf die Berichterstattung zum Damentennis und die Veränderungen durch die Digitalisierung eingegangen. Die Forschungsfrage lautet: Wie hat sich tennis MAGAZIN unter besonderer Berücksichtigung von Damentennis und der Digitalisierung verändert? Zur Beantwortung der Leitfrage hat der Verfasser alle tM- Hefte mit Grand Slam Berichter- stattung in den Kategorien Vorwort, Leserbriefe und Werbung untersucht, ebenso wie Grand Slam Berichte, Bilder der Titelthemen, und Themen aus dem Damentennis. Die Ti- telseiten der 477 sich im tM-Archiv befindlichen, von insgesamt 478 Ausgaben hat der Ver- fasser eingesehen und deren Titelthemen und Titelbilder behandelt. Generelle Entwicklungen und Auffälligkeiten wurden notiert und sind Bestandteil dieser Arbeit. Das Thema Digitalisierung wurde durch ein Interview mit tM-Redakteur Tim Böseler ebenso bearbeitet, wie durch die Beobachtung von aktuellen Entwicklungen und des Webauftritts von tM. Statistische Kennzahlen wie Auflagenentwicklung und Daten zur Leserschaft stam- men aus den Datensätzen des Marketingteams von tM und der JAHR TOP SPECIA VERLAG GmbH & Co. KG. Um der Forschungsfrage nachgehen zu können, wird zunächst das zu behandelnde Objekt untersucht und theoretisch beschrieben. Dabei wird auf allgemeine Informationen wie die Auflage, die Preisentwicklung und die Leserschaft eingegangen. Die darauffolgende Inhaltsanalyse ist in Bild- und Sprachkapitel unterteilt, wo verschiedene Rubriken untersucht werden. Bei der Berichterstattung des Damentennis steht die Entwicklung der Themen und des Tons, genauso wie Vergleiche mit dem Herrentennis im Vordergrund. Dieser Vergleich er- folgt anhand der Grand Slam-Berichterstattung, weil bei den vier Größten Tennisturnieren Herren und Damen parallel spielen und dementsprechend parallel berichtet wird. Das letzte Analyseelement ist die Entwicklung von tM im Wandel der Digitalisierung, dieses Thema ist am weitesten hinten, weil es die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft des Mediums tM am deutlichsten aufzeigt.
tennis MAGAZIN allgemein 3 2 tennis MAGAZIN allgemein Vor der Analyse von tM auf inhaltliche Veränderungen wird der theoretische Rahmen ab- gesteckt, um sich dem Untersuchungsobjekt zu nähern. tM gehörte in seiner Geschichte drei verschiedenen Verlagen an. Im Juni 1976 erschien die erste tM-Ausgabe im Axel-Springer Verlag.6 Ab Juli 1983 brachte die „top special Verlag GmbH & Co KG“, eine hundertprozentige Toch- ter des Springerkonzerns, die Fachzeitschrift heraus.7 Im Jahr 2000 wurden der top special Verlag und der Jahr Verlag durch ein Joint Venture zusammengeführt.8 tM gehört seitdem der JAHR TOP SPECIAL VERLAG GmbH & Co KG (kurz JTSV) an. Die Anteile teilten beide Verlage gleichermaßen, bis Verlegerin Alexandra Jahr 2012 die Anteile des Axel Springer übernahm und den JTSV seitdem allein führt.9 2.1 Strukturelle Kennzahlen Die aktuelle Auflage beträgt 22.000 Hefte und ist 2018 durch eine Kooperation mit Baden Tennis, der Zeitschrift des Badischen Tennis-Verbandes, insgesamt um 25 Prozent gestie- gen.10 Die Konkurrenz bestand bis Ende 2018 nur aus der „Deutsche Tennis Zeitung“, diese wurde aber zum 01. Januar 2019 eingestellt, eine offizielle Mitteilung gibt es Ende Januar noch nicht. 6 Vgl. O.A. Vorschau. Verlag, in tM 6/76 S.98 7 Vgl. O.A. Briefe. Verlag und Redaktion, in tM 8/83 S.6 8 Vgl. JAHR TOP SPECIAL VERLAG (2019): Historie. https://www.jahr-tsv.de/unternehmen/historie (abgeru- fen am 17.01.19) 9 Vgl. Ebenda 10 Vgl. Auflagenentwicklung tM, Präsentation des Marketing im JTSV, drittes Quartal 2018.
tennis MAGAZIN allgemein 4 Abbildung 1: Auflagenentwicklung von tM11 Die erste tM-Ausgabe hat inklusive Heftmantel einen Umfang von 100 Seiten und kostet 4 DM, der Umfang steigt in den Achtzigerjahren erheblich und 1985 wird der Preis auf 5 DM angehoben, die Aprilausgabe 1982 hat 188 Seiten. Drei Jahre später erscheint mit der Maiausgabe das mit 270 Seiten dickste Heft und der Heftpreis steigt um weitere 50 Pfennig. 1992 kostet tM 7 DM und ist 2001 50 Pfennig teurer. Der Heftumfang variiert seit den Neun- zigern zwischen 120 und 140 Seiten. Nach der Einführung des Euros 2002 kostet tM 3.80 € und ab Juli 4.50 €. Im Sommer 2008 steigt der Preis um weitere 40 Cent und kostet ab 2012 5.20 €. Drei Jahre später wird der Heftpreis um 30 Cent erhöht und ab 2017 um weitere 40 Cent. Seit 2018 kostet tM 6.50 €. In der Preisentwicklung fällt auf, dass dieser zunächst mit der Erweiterung des Umfangs gestiegen ist und in den ersten 15 Jahren stückweise um insgesamt 3 DM. In den letzten 16 Jahren stieg der Preis um fast 2.70 €, was verhältnismäßig zu den ersten 15 Jahren eine Steigerung von 73 Prozent ist. 11 Ebenda
tennis MAGAZIN allgemein 5 2.2 Leserschaft Im ersten Vorwort der ersten Ausgabe richtet sich Chefredakteur Hans Bluhm an alle Men- schen, die in verschiedenster Form tennisaffin sind.12 Diese große Zielgruppe spiegelt sich von Anfang an im Heft wieder, weil sowohl Themen aus dem Profitennis als auch Tipps für das eigene Spiel steter Inhalt sind. Diese Themenvielfalt kommt gut bei den Lesern an, in einer Umfrage 2014 nach gewünsch- ten Veränderungen war keine klare Tendenz zu erkennen.13 Das Durchschnittsalter der Leser beträgt laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger- Analyse (kurz AWA) 43,2 Jahre14 und liegt in der Altersspanne zwischen 41 und 60 Jahren, die mit 28,9 Prozent den höchsten Anteil der deutschen Tennisspieler stellt.15 Mit 57 Prozent sind über die Hälfte der Leser männlich, allerdings lesen mehr Frauen die Zeitschrift als 2009, damals waren es vier Prozent weniger.16 Die Leserschaft von tM ist gut situiert, so verfügen über 43 Prozent ein Haushaltsnettoein- kommen von über 3.500 Euro und 39 Prozent hat einen finanziellen Spielraum von mindes- tens 500 Euro. In dieses Bild passt auch, dass der Hauptverdiener in den meisten Fällen eine leitende berufliche Position als Inhaber, Geschäftsführer oder Direktor einnimmt. Bereits 2009 war der Anteil der tM-Leser, die in Führungspositionen arbeiten, 2,28 Mal hö- her als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Zielgruppe bevorzugt gemäß ihrem Einkommen Urlaub in Spitzenhotels. Nach den theoretischen Basisdaten wird im folgenden Kapitel die Entwicklung des Inhalts anhand von sprachlichen und Bildlichen Mitteln analysiert. 12 Vgl. Bluhm, Hans, tennis magazin stellt sich vor. in tM 6/76 S.3 13 Vgl. Böseler, Tim, persönliches Interview am 14.12.2018. 14 Vgl. Leserschaftsprofil (2018) Grafik der Marketingabteilung des JTSV 15 Vgl. Böseler, Tim, Aufschlag in den besten Jahren. in tM 11-12/18 S.61 16 Vgl. Das Profil der Leserschaft (2009), Grafik der Marketingabteilung des JTSV
Redaktionelle Inhalte 6 3 Redaktionelle Inhalte Die allgemeine Entwicklung von tM wird an redaktionellen Inhalten gemessen. Die Veränderung von Themenschwerpunkten und dessen Aufarbeitung stehen im Fokus. Diese Veränderung äußert sich in vielen Punkten wie der Titelseite, dem Vorwort, dem In- haltsverzeichnis, einzelnen Überschriften und in bestimmten Rubriken. Die redaktionelle Struktur wird hier grob in zwei Bereiche unterteilt: Sprache und Bilder. Gegliedert in diese beiden Kategorien werden im sprachlichen Teil der Titel, das Editorial und Veränderung der Leserbriefe behandelt, m bildlichen Teil finden sich Titelthemen, Auf- macher und die Entwicklung, der Werbung. Die Analyse zielt auf einzelne Artikel und thematische Akzente ab. 3.1 Sprache „Zeitschriften wiederspiegeln Zeitläufe – in unserem Fall die Entwicklung des Tennissports.“ 17 stand in tM 7/87. Mit zeitlichen Veränderungen gehen Veränderungen im Tennissport und in der Zeitschrift einher. Mit der Zeit hat sich die Sprache ebenfalls gewandelt. So fanden sich in den Siebziger- und Achtzigerjahren Ausdrücke und Formulierungen im tM wieder, die heutzutage undenkbar sind. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist ein Bericht über den farbigen Tennisamateur Rodnell Collins, der an Qualifikationsturnieren teilnimmt obwohl er als 26-jähriger das Tennisspielen niemals richtig gelernt hat.18 „Das trieb den Neger zur Weißglut“ ist eine Formulierung, die heutzutage nicht mehr tragbar ist und als politisch unkorrekt und rassistisch gilt. Mit „Woher - beim großen Thor - hatte diese Tennis-Gurke ihren ATP-Punkt?“ äußert sich tM wertend über Collins19. Dies ist ein extremes Beispiel der Sprache in der Zeitschrift und zeigt auf, dass sich sprachlich einiges verändert hat. Die Veränderung der Sprache wird anhand der Titelseiten von tM, des Editorials und der Leserbriefe analysiert. Sie ist eng mit Artikeln und deren Themen verknüpft, weswegen die Analyse sprachlich und inhaltlich durchgeführt wird. 17 Bluhm, Hans, Zehn Jahre tennismagazin. in: tM 7/86 S.72 ff. 18 Vgl. Szepanski, Gerd, Der schwarze Eulenspiegel. in: tM 10/81 S.28 f. 19 Ebenda
Redaktionelle Inhalte 7 3.1.1 Der Titel Ilie Nastase ziert als erster die Titelseite von tM.20 Eine kurze Bildunterschrift erklärt die Wahl der Titelfigur, die sich auf aktuelle Turniersiege Nastases bezieht. Ein Interview mit dem Profi ist die Titelstory, wird jedoch nicht als solche angekündigt. Sie ist klein aufgemacht und wirkt deshalb eher wie zufällig im Heft erscheinend.21 Die am linken Blattrand angekündigten Themen zei- gen, dass der Fokus früher auf der Turnierberichter- stattung lag. 22 Die Ankündigung eines Servicethemas erfolgt in alt- modischem Ton, der reißerisch wirkt. „Warum Sie im Mixed nie mit Ihrer eigenen Frau spielen sollten!“, heißt es dort.23 Diese Überschrift spricht klar Männer an und wirkt Frauen gegenüber despektierlich. Im Endeffekt handelt es sich um ein sachlich aufge- arbeitetes Servicethema das Tipps für das ge- mischte Doppelspiel liefert.24 Abbildung 2: Cover der ersten tM Ausgabe 6/1976 Mit Björn Borg ziert auch das Cover der zweiten tM-Ausgabe ein Spieler ohne direkten in- haltlichen Bezug. In der Bildunterschrift des Titelblatts wird der Schwede lediglich als Sieger des Turniers in Düsseldorf vorgestellt.25 Dieses Turnier ist Thema des Titelblatts, obwohl in Paris mit Rolland Garros eines der vier großen Grand Slam-Turniere stattfand. Der Turnier- bericht der French Open enthält sprachlich übertrieben gezeichnete Bilder. Der Aufschlag von Adriano Panatta wird beispielsweise so beschrieben: „Es ist unmöglich vom Aufschlag Panattas nicht erschossen zu werden.“26. In Ausgabe 12/1976 lautet eine der Überschriften auf der Titelseite „Chris Evert: Mein Kampf mit den Pfunden“ 27. Diese boulevardeske Überschrift lässt Gewichtsprobleme 20 Vgl. Cover tM 6/76 S.1 21 Vgl. Schiefelbein, Günter, „Ich lass‘ mir doch mein Geld nicht stehlen“. in tM 6/76 S.59 ff. 22 Vgl. Böseler, Tim, (2018) 23 Cover tM 6/76 S.1 24 Vgl. Court, Margaret, Riessen, Marty, Spielen,Sie im Mixed nie mit der eigenen Frau!. in tM 6/76 S.30 ff. 25 Vgl. Cover tM 7/76 S.1 26 Bluhm, Hans, Haedens, Francis, Panatta, der Retter von Paris. in tM 7/76 S.53 ff. in tM 7/76 S.53 ff. 27 Cover tM 12/76 S.1
Redaktionelle Inhalte 8 Everts vermuten; Evert beschreibt aber lediglich ihren Ernährungsplan in der Jugend und als Profispielerin.28 Eine echte Titelstory gibt es erstmals in der Juniausgabe 1977.29 Zur Vorschau auf das hundertjährige Jubiläum von Wimbledon wird die Turniergeschichte ausführlich nacherzählt und turniertypische Merkmale, wie die Tradition des Erdbeerkon- sums in Wimbledon, aufgegriffen.30 Diese Vorschau erscheint in der Juniausgabe und ist verwunderlich, da das Turnier erst im Juli stattfindet und tM erst in der Augustausgabe darüber berichtet.31 Sprachlich fällt ein Kommentar zum Davis Cup-Aus der deutschen Mannschaft auf. tM-Re- dakteur Ulrich Kaiser gibt hauptsächlich zwei Spielern die Schuld und schreibt in anschau- lichen Metaphern.32 Er spricht von einem „Tennisplatz, der so weich wie Quark war.“ 33 Als Titelstory hervorgehoben ist der Report zum Wimbledonsieg Björn Borgs in der August- ausgabe 1979.34 Ein großes Bild ist mit einer Überschrift versehen, alle anderen Themen sind klein aber wirksam in einem gelben Kasten untergebracht. Verglichen mit dem Heftinhalt nimmt Borg auf dem Titel übermäßig viel Platz ein, auch wenn die erste Geschichte ein zehnseitiger Turnierbericht ist.35 Der Turnierverlauf wird eingeord- net, aber die Würdigung Borgs ist der rote Faden. Sein Erfolg bildet die Textklammer.36 In einer zusätzlichen Rubrik wird Wimbledon erneut aufgegriffen, und Geschichten außer- halb des Tennisplatzes erzählt.37 Ein Nachruf auf Elizabeth Ryan, ein Tennisstar der Zwanziger- und Dreißigerjahre, trägt mit „Der Tod der alten Dame“, eine poetische Überschrift.38 Ein Jahr später gewinnt Björn Borg seinen fünften Wimbledontitel in Folge. tM hebt dieses Thema erstmals mit größerer Schrift hervor. 39 Die pathosreiche Überschrift „Ein Mann wird Legende“ verdeutlicht die sportliche Bedeutung von Borgs Triumph.40 28 Vgl. Evert, Chris, Chris Evert: “Mein ewiger Kampf mit der Waage“. in tM 12/76 S. 42 ff. 29 Vgl. Cover tM 6/77 S.1 30 Vgl. Geissmar, Claus, Große Oper Wimbledon. in tM 6/77 S.30 ff. 31 Vgl. Geissmar Claus : Björn Borg Superstar. in tM 8/77 S.24 ff. 32 Vgl. Kaiser, Ulrich, Davis-Pleite in Polen: „Hätte – würde – könnte“. in tM 6/77 S.26 f. 33 Ebenda 34 Vgl. Cover tM 8/79 S.1 35 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Geissmar, Claus, Gold-Borg. In tM 8/79 S.8 ff. 36 Ebenda 37 Geissmar, Claus, Wimbledon Extra. In tM 8/79 S.26 38 Ebenda 39 Vgl. Cover tM 8/80 S.1 40 Ebenda
Redaktionelle Inhalte 9 Das Cover der Augustausgabe 1981 sticht durch gelbe Schrift auf blauem Hintergrund und einen gelben Farbstreifen mit roter Aufschrift „Wimbledon‘81“ hervor.41 Die Augustausgabe des Folgejahres weist viele Gemeinsamkeiten dazu auf: Wieder ist der gelbe „tennis magazin“-Schriftzug auf blauem Hintergrund, und erneut zieht sich ein Farb- balken mit Wimbledon-Schriftzug über den Titel.42 Das Turnier von Wimbledon findet auch in diesem Heft viel Platz, allerdings erst in der hinteren Hälfte.43 Eines der neben Wimbledon auf dem Cover beschriebenen Themen ist ein Servicethema für die mentale Verbesserung des eigenen Spiels.44 Die Ansprache auf dem Cover lautet „Sind Sie ein Verlierer-Typ?“.45 Sie ist negativ und sehr direkt. Abbildung 3: Die Cover der Augustausgaben 1981 und 1982 Das Titelblatt der ersten Ausgabe des Jahres 1983 hat ein neues Design mit weißer Um- randung und eine boulevardeske Überschrift: „Die armen Schlucker unter den Profis“ heißt es mit roter Unterlegung.46 Der dazugehörige Artikel beschreibt die Preisgeldverteilung im Profitennis und ist, anders als der Titel, in sachlicher Sprache geschrieben.47 41 Vgl. Cover tM 8/81 S.1 42 Vgl. Cover tM 8/82 S.1 43 Vgl. Bluhm, Hans, Clüver, Harm, Dennstedt, Jürgen, Gessmar, Claus, Wimbledon’82. in tM 8/82 S.51 ff. 44 Vgl. Fox, Allen, Der Typ, der leicht verliert. in tM 8/82 S.24 ff. 45 Cover tM 8/82 S.1 46 Cover tM 1/82 S.1 47 Vgl. Werb, Andreas, Die Profis mit der knappen Kasse. in tM 1/83 S.36 ff.
Redaktionelle Inhalte 10 Eine Illustration und Tabellen belegen die Argumentation des Autors. „Ein Star wird demoliert“ heißt es in der Februar-Ausgabe 1984 reißerisch und mit optisch auffälliger, gelber Hinterlegung.48 Der Artikel bereitet die Geschehnisse um Tennisprofi Guilhermo Vilas auf, der illegales Startgeld bei Turnieren kassiert haben soll.49 tM-Redakteur Clüver beschreibt die Vorgänge sachlich, verurteilt die Machenschaften aber scharf. Die Zugehörigkeit zur Axel Springer SE wird durch ein Turniertagebuch zum Hamburger Rothenbaum verdeutlicht. Mit durchgehendem Bezug zur „BILD“-Zeitung werden außer- sportliche Geschehnisse beschrieben.50 Im Januar 1985 ist ein deutlicher Kommentar zu John McEnroes Wutausbrüchen abge- druckt. Die Überschrift „Sperrt ihn gleich ein ganzes Jahr!““ zeigt die Meinung des Autors.51 Verstärkt wird die Verurteilung von McEnroes Verhalten durch einen im Fließtext eingefüg- ten Kasten, der dessen Ausbrüche dokumentiert. Die Überschrift „Symptome eines Psy- chopathen?“ transportiert eine klare Meinung.52 Ergänzendes Element ist ein Artikel des Psychologen Dr. Allen Fox, welcher sich in McEnroe hineinzuversetzen versucht und dessen Sichtweise erklärt, aber trotzdem kritisch bleibt.53 tM huldigt Becker nach dessen erstem Wimbledon- sieg auf dem Titel und bedient sich in der Überschrift „Wie unsere Profis kämpften“ patriotischer Spra- che.54 Der, diesmal rot unterlegte, Farbbalken „Wimbledon‘85“ fällt als eine Konstante der Wimble- don-Berichterstattung der Achtzigerjahre auf.55 Der Wimbledon-Bericht ist auf 26 Text- und Bildseiten so ausführlich wie noch nie zuvor.56 Getreu dem Heftti- tel steigt die Turnierberichterstattung mit der Abbildung 4: Titelblatt nach Boris Beckers erstem Wimbledonsieg 48 Cover tM 2/84 S.1 49 Vgl. Clüver, Harm, Affäre Villas. Die Mafia lässt grüßen, in tM 2/84 S.26 ff. 50 Vgl. Werb, Andreas, Dennstedt, Jürgen, Fiesta Aguilera. in tM 6/84 S.8 ff. 51 Vgl. Hayes, Arthur, „Sperrt ihn gleich ein ganzes Jahr!“. in tM 1/85 S.32 ff. 52 Vgl. Ebenda 53 Vgl. Fox, Allen, Aus der Sicht des Psychologen. Alle anderen Menschen als Gegner, in tM 1/85 S.36 f. 54 Vgl. Cover tM 8/85 S.1 55 Ebenda 56 Bluhm, Hans, Dennstedt, Jürgen, Werb, Andreas, Wimbledon 1985. in tM 8/85 S.14 ff.
Redaktionelle Inhalte 11 Beschreibung Beckers Turniersiege ein. Im Anschluss wird das gesamte Turnier unter die Lupe genommen, die Deutschen beschrieben und Kuriositäten beleuchtet. 57 Der euphorische Ton zu Beckers Erfolgen kommt auch in der folgenden Ausgabe zum Aus- druck. „Mit Boris sind wir Weltklasse“ heißt es dort rot unterlegt auf dem Cover. 58 Rot unterlegt ist auch die Headline in Heft 10/85. Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch wer- den mit der Zeile „So gut wie nie – Zwei Girls aus Germany“ betitelt.59 Auffällig hierbei sind die boulevardesk anmutenden Anglizismen, welche passend zur US Open-Berichterstattung60 verwendet werden. Auch Steffi Graf wird auf dem Cover sehr ge- lobt und an hohen Erwartungen gemessen. tM sieht Graf bereits in der Maiausgabe 1986 „auf dem Weg zur Spitze“61 und fragt ein Jahr später auf dem Cover: „Wer soll Steffi jetzt noch schlagen?“62 Die Erwartungen in Graf sind groß und werden mit Zeilen wie „Kaum noch Gegner für Steffi und Co“63 verstärkt. Das Titelthema der Oktoberausgabe 1987 fällt nicht nur durch die rote Unterlegung sofort auf. „Ein Star in der Krise – Die Wahrheit über Yannick Noah“ titelt tM, mit dem Zusatz, eine exklusive Geschichte zu veröffentlichen. Dazu ziert der Franzose das Cover.64 Die Headline wirkt wie die Ankündigung einer boulevardesken Enthüllungsstory, tatsächlich erzählt das fünfseitige Porträt die Geschichte einer Karrierepause.65 Viel Privates wird aufgegriffen, es ist eine Hintergrundstory ohne direkten sportlichen Be- zug. Noahs Schwierigkeiten werden stets in kritischem Ton erläutert. Passend zum boule- vardesken Titelblatt werden verschiedene Gerüchte ausführlich beleuchtet aber nicht eindeutig beantwortet.66 Überraschenderweise ist die insgesamt boulevardesk wirkende Ti- telstory erst im hinteren Heftdrittel zu finden.67 Als Steffi Graf 1988 ihren ersten Wimbledon-Titel gewinnt, beschreibt die Titelzeile „Ganz dicht dran am deutschen Double“68 nicht etwa Grafs Triumph, sondern eine vergebene Chance. Hier wird der hohe Anspruch, den tM in den Achtzigerjahren an Graf und Becker hat, erneut deutlich. 57 Vgl. Ebenda 58 Vgl. Cover tM 9/85 S.1 59 Cover tM 10/85 S.1 60 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Staatstreich. in tM 10/85 S.16 ff. 61 Cover tM 5/86 S.1 62 Cover tM 4/87 S.1 63 Cover tM 9/87 S.1 64 Cover tM 10/87 S.1 65 Vgl. Bonnot, Dominique, Und wieder ist er auf der Flucht. in tM 10/87 S.122 ff. 66 Ebenda 67 Ebenda 68 Cover tM 8/88 S.1
Redaktionelle Inhalte 12 Abbildung 5: Die Cover der nach Steffi Grafs ersten beiden Wimbledonsiegen Das deutsche Double in Wimbledon 198969 wird im Vergleich zu Grafs Sieg im Vorjahr sehr ähnlich präsentiert: Wieder ziert Graf rechts das Cover, wieder sind links die Themen auf- gelistet, wieder ist der Wimbledon-Schriftzug in grün gehalten und wieder ist Becker rechts in klein abgebildet, aber hier mit Graf. Die Titelzeile 1989 ist sachlich und nüchtern.70 Nüchtern thematisiert wird auch die deutsche Titelverteidigung im Davis-Cup Anfang 1990. „Der zweite Titel für unser Team“ lautet die Zeile.71 Ein Jahr später ist der Titel emotionaler gestaltet. Eine neue Serie wird angekündigt, in der Beckers Weg zur Nummer eins der Weltrangliste beschrieben wird.72 Auch das Editorial nimmt sich diesem Thema an, 73 und in der Australian Open-Berichterstattung steht Becker im Fokus.74 Der auf dem Titel angekündigte erste Teil der Becker-Serie behandelt seine Jugend, die Persönlichkeitsentwicklung und die ersten Profijahre ausführlich. 75 69 Vgl. Cover tM 8/89 S.1 70 Vgl. Ebenda 71 Cover tM 1/91 S.1 72 Vgl. Cover tM 3/91 S.1 73 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Editorial. Der lange Weg, in tM 3/91 S.3 74 Vgl. Grix, Stéphanie, Augenblicke ersten Ranges. in tM 3/91 S.14 ff. 75 Vgl. Lüttig Lutz, Vom kleinen Boris zum großen Becker. in tM 3/91 S.48 ff.
Redaktionelle Inhalte 13 Einige Monate später jubelt tM erneut: Steffi Graf und Michael Stich gelingt der deutsche Doppelsieg in Wimbledon.76 Auf 30 Textseiten wird das Turnier Revue passiert.77 Stich steht im Herrenteil genauso im Fokus wie Graf bei den Damen. Die Sprache ist eu- phorisch, Grafs Sieg wird mit der Überschrift „Ein Sieg wie eine Erlösung“ eingeleitet.78 Auf dem Titel heißt es jubelnd: „Das deutsche Wunder von Wimbledon“79 Die Erwartungen an deutsche Profis sind weiterhin hoch, so fragt tM auf dem Titel der Ju- niausgabe des Folgejahres: „Becker und Stich – Wird’s ein Super-Sommer?“80 Neben den rein-sportlichen Themen werden Hintergrundgeschichten in den Neunzigern präsenter. Ein exklusiver Kommentar von Arthur Ashe über sein Leben mit Aids ist 1992 eine Titelstory. Der Amerikaner gibt tiefe Einblicke in die Gedanken einer erkrankten Person des öffentlichen Lebens.81 Diese Geschichte ist eine der wenigen exklusiven Hintergrundstorys dieser Zeit und bietet dem Leser einen Mehrwert außerhalb des Tennisplatzes. Die Sprache gegenüber deutschen Spielern bleibt euphorisch. Marc Goellner gewinnt im April 1993 ein Turnier in Nizza und wird auf dem Titel der Maiausgabe als neuer Superstar gehandelt.82 „Marc Goellner unser neuer Superstar?“ heißt es erwartungsvoll.83 Göllners Erfolg hat zur Folge, dass auf 10 Seiten über ein Turnier berichtet wird, dass seit tM-Grün- dung erst ein einziges mal behandelt wurde.84 Ein Ausblick in Göllners Zukunft ist voller Hoffnung.85 Im November desselben Jahres titelt tM „Sticht der neue Stich alle aus?“86. Wie bei Göllner wird eine Frage optimistisch formuliert und Erwartungen geweckt. Das Wortspiel wirkt bou- levardesk und ist zudem rot hinterlegt. Nicht rot hinterlegt aber mit roter Schrift freut sich tM über Deutschlands dritten Davis-Cup-Titel. Der Stellenwert des Sieges wird durch die kurze Titelzeile „Der Triumph“ verdeutlicht.87 76 Vgl. Cover tM 8/91 S.1 77 Vgl. Schneider, Achim, Wimbledon 91. in tM 8/91 S.15 ff. 78 Ebenda, S.32 79 Cover tM 8/91 S.1 80 Cover tM 5/92 S. 1 81 Vgl. Ashe, Arthur, Geht das Leben weiter?. in tM 9/87 S.64 f. 82 Vgl. Cover tM 5/93 S.1 83 Ebenda 84 Dennstedt, Jürgen, Editorial. Durch die weite Welt, in tM 5/93 S.3 85 Barber, Peter, der Mann aus dem Nichts. in tM 5/93 S.22 ff. 86 Cover tM 11/93 S.1 87 Cover tM 1/94 S.1
Redaktionelle Inhalte 14 Als Steffi Graf die Australian Open 1994 gewinnt bezieht sich der Titel auf Grafs neuen Schläger.88 Die boulevardeske Überschrift des Turnierberichts lautet „Austeffian Open“ und hebt „Steffi“ farblich hervor.89 Grafs Dominanz ist Hauptthema des Artikels. Es folgt, pas- send zum Titelthema, ein Artikel ausschließlich zum Schläger.90 Graf ziert auch das Cover nach dem Wimbledonsieg 1996.91 Die Berichte zielen nicht nur auf den Turniersieg, sondern auf ihre Karrierebilanz ab und tM titelt „Alle ihre 100 Siege“.92 „Der Glanz von Sydney“93 titelt tM nach Tommy Haas olympischem Silber in Sydney 2000. Die Überschrift zeigt die Dankbarkeit und Würdigung, die die Deutschen in sportlich weniger erfolgreichen Zeiten für gute Leistungen erhalten. Steffi Graf war auf dem Cover im Novem- ber 1988 trotz Golden Slam nur eine Randnotiz wert.94 Ein deutscher Erfolg ist die überraschende Finalteil- name von Rainer Schüttler bei den Australian Open 2003.95 tM titelt, anders als in der Vergangenheit96 nicht euphorisch, sondern fragt vorsichtig, ob neuer Schwung durch das deutsche Tennis wehen wird.97 Für diesen Schwung sorgt 2011 das deutsche Da- mentennis,98 als Angelique Kerber bei den US O- pen bis ins Halbfinale kommt und tM von einer Sensation spricht.99 Mit einem starken und stel- lungsbeziehenden Adjektiv wird ihr erster Grand Slam-Titel beschrieben, „Traumhaft“100 titelt tM in der Märzausgabe 2016. Abbildung 6: Titelblatt nach Kerbers Wimbledonsieg 2018 88 Vgl. Cover tM 3/94 S.1 89 Klinkenberg, Ralf, Austeffian Open. in tM 3/94 S.14 ff. 90 Vgl. Lüttig, Lutz, Der hat ihr gerade noch gefehlt. in tM 3/94 S.20 ff. 91 Vgl. Cover tM 8/96 S.1 92 Ebenda 93 Cover tM 11/00 S.1 94 Vgl. Cover tM 11/88 S.1 95 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Gute Stimmung, in tM 3/03 S.3 96 Vgl. Cover tM 5/93 S.1 97 Vgl. Cover tM 3/03 S.1 98 Vgl. Genske, Dieter, Editorial. Alles neu, in tM 6/11 S.3 99 Vgl. Cover tM 10/11 S.1 100 Ebenda
Redaktionelle Inhalte 15 Kerbers US Open-Sieg 2016 wird auf dem Cover sachlicher behandelt.101 Weniger sachlich ist die Titelzeile zu Laura Siegemunds Turniersieg in Stuttgart. „Sensa- tion“102 titelt tM kurz aber eindrücklich. Mit dem Wort „Krönung“103 wird auf dem Cover Kerbers Wimbledon-Sieg 2018 beschrieben und mit dem Untertitel „22 Jahre nach Steffi Graf“104 historisch eingeordnet. Die Erwartungen an deutsche Profis steigen durch deutsche Erfolge erneut. Nach Alexan- der Zverevs Erfolg bei den ATP-Finals 2018105 blickt die Titelzeile „Jagd auf die Nummer 1“106 erwartungsvoll in die Zukunft. Auch Servicethemen sind ab Ende der Neunzigerjahre wiederholt auf dem tM-Cover prä- sent. Die Aprilausgabe 1997 widmet sich mit der Aufforderung „Ab nach draußen!“ an die aktiven Tennisspieler.107 In einem 31-seitigen Special werden die Tennisspieler auf die kommende Saison vorberei- tet. Übungen und Trainingstipps werden wie auch Schuhe, Schläger und Tennismode vor- gestellt.108 Viele Bilder veranschaulichen Übungen und gestalten das Thema kurzweilig. Der Titel im Februar 2000 verbindet das aktuelle Geschehen mit einem Servicethema.109 Diese Verbindung findet auch auf dem Cover der Märzausgabe statt. Mit den Adjektiv-Alliterationen unbeirrbar, unverzichtbar und unbesiegbar werden sowohl die Profis Tommy Haas und Andre Agassi, wie auch ein Schlägertest angeteasert.110 Jahre später, in der Aprilausgabe 2004, werden aktuelle Profithemen auf dem Cover wieder mit Servicethemen gemischt, auch Thommy Haas ist hier wieder auf dem Titel.111 Eine weitere Parallele zum März 2000 ist die Verwendung eines rhetorischen Mittels: „Neue Mode, Neue Chance, Neue Ideen“112 ist die Anapher, die die Themen Mode, Tommy Haas und Tipps für das Clubleben ankündigt. Ähnlich aufgebaut ist das Titelblatt der Maiausgabe 2015, zum Start in die Freiluftsaison titelt tM mit der alliterativen Aufzählung „Spiel, Satz, Sand“113. Das Cover ziert der spanische Profi David Ferrer, hier werden Service- und 101 Vgl. Cover tM 10/16 S.1 102 Cover tM 6/17 S.1 103 Cover tM 8/18 S.1 104 Ebenda 105 Vgl. Schneider, Jannik, Der Durchbruch. in tM 1-2/19 S.16 ff. 106 Cover tM 1-2/19 S.1 107 Cover tM 4/97 S.1 108 O.A. Saisonauftakt’97. in tM 4/97 S.47 ff. 109 Vgl. Bosch, Günther, Lernen von Pete Sampras. in tM 2/00 S.36 ff. 110 Vgl. Cover tM 3/00 S.1 111 Vgl. Cover tM 4/04 S.1 112 Ebenda 113 Cover tM 5/15 S.1
Redaktionelle Inhalte 16 Ptofithemen erneut kombiniert. Diese Cover belegen die andauernde Präsenz von Ser- vicethemen in tM. Die Sprache des Titelblatts ist eng mit den redaktionellen Themen verknüpft. Insgesamt liegt der Titelfokus seit Ende der Neunzigerjahre mehr auf Themen mit direktem sportlichen Bezug und weniger auf Hintergrundgeschichten. Die Sprache ist dabei sachlicher geworden, aber im Sommer 1998 titelt tM eine aus heutiger Sicht unvorstellbare Zeile. Die Karriereentwicklung von Monica Seles wird mit der Titelzeile „Die Wandlung … von fett auf fit“ beschrieben.114 Inhaltlich ist Seles nur ein Teil der French Open–Berichterstattung, ihre Comeback-Geschichte wird genauso sachlich aufgearbeitet, wie ihre Spielweise und die Veränderung ihrer Figur.115 Der Inhalt ist nicht so boulevardesk wie es der Titel vermuten lässt. Ein Wortspiel und eine Prognose vereint das Titelblatt der Ausgabe 6/2000. Die Zeile „Ve- nus – Verglüht der Stern?“ kündigt die Geschichte über das schwierige Comeback von Ve- nus Williams an.116 Die Artikelüberschrift „Die zwei Hälften einer Venus“ passt sich dem sprachlichen Duktus des Stern Venus auf dem Cover an.117 Sprachlich fällt auch die Titelzeile „Die Magie der Martina“118 in der Januarausgabe 2001 auf: Zwei alliterative Wendungen huldigen Hingis nach ihrem Sieg bei den WTA-Finals119 Zum Damentennis titelt tM im Mai „Die Mode der Stars – gewagtes Spiel“.120 Diese Titelzeile wertet eine Entwicklung im Damentennis. Der dazugehörige Artikel tut, trotz sachlicher Aus- führungen, dasselbe.121 Dies zeigt die Überschrift „Duell der Mannequins“122 eindeutig. Einen auffälligen Titel zum Frauentennis veröffentlicht tM in Ausgabe 7/2002. „Schwarze Magie“123 titelt die Fachzeitschrift zur Dominanz der dunkelhäutigen Serena Williams bei den French Open, was heutzutage große Diskussionen auslösen würde. Williams wird auf dem Cover polarisierend eingesetzt, nach ihrem Australian Open-Sieg 2005 titelt tM „Die Rückkehr der Diva"124, eine Wertung abseits des sportlichen Erfolgs. 114 Cover tM 7/98 S.1 115 Klinkenberg, Ralf, Die Legende lebt. in tM 7/98 S.16 f. 116 Cover tM 6/00 S.1 117 Vgl. Klinkenberg, Ralf, Die zwei Hälften einer Venus. in tM 6/00 S.12 ff. 118 Cover tM 1/01 S.1 119 Vgl. Antic, Andrej, Damen Masters in New York. Kehrhaus im Garden, in tM 1/01 S.18 ff. 120 Cover tM 5/01 S.1 121 Vgl. Fuchs, Vanessa, Klinkenberg, Ralf, Duell er Mannequins. in tM 5/01 S.14ff. 122 Ebenda 123 Cover tM 7/02 S.1 124 Cover tM 3/05 S.1
Redaktionelle Inhalte 17 Die Überschriften sind von Ende der Neunziger- bis in die Zweitausenderjahre insgesamt professioneller und sachlicher geworden. Sprachliche Überhöhungen würdigen aber besondere Leistungen: Als Roger Federer 2009 in Wimbledon gewinnt, stellt tM die Frage, ob Federer der größte Spieler aller Zeiten sei.125 Serena Williams wird 2013 mit der deutlichen Zeile „Serena Unschlagbar!“126 gewürdigt. Dass diese Erfolge auf dem Titel auch mit nüchterner Sprache moderiert werden, zeigt das Jahr 2012. Maria Sharapovas Erfolg bei den French Open wird mit der sachlichen Zeile „Sharapova – French Open-Sieg & Nr.1!“127 betitelt. Zu Roger Federers Wimbledon-Sieg zählt der Untertitel „Roger Federer gewinnt seinen 7. Wimbledon-Titel“128 die Fakten ohne jede Emotion auf. Der Schweizer wird auch kritisch betrachtet, nur ein Jahr später stellt sich tM in der Titel- story die Frage nach dem Ende der Ära Federer.129 Dass sich der Titel stets dem sportlichen Geschehen anpasst, wird in der Maiausgabe 2017 deutlich, als der ehemals stark in Frage gestellte Federer und Rafael Nadal mit „Giganten – Die Federer-Nadal-Renaissance“130 betitelt werden. Inhaltlich ist 2017 auch die junge Garde auf dem Titel, Denis Shapovalov ziert die Ausgabe 10/2017131 und im folgenden Heft fasst die kompakte Zeile „Jung vs. Alt“132 das Generationenduell zusammen. Auch hier ist Federer als Repräsentant seiner Generation auf dem Titel vertreten.133 Die Sprache auf dem Titel und in der Berichterstattung im Allgemeinen ist insgesamt sach- licher geworden, auch wenn herausstechende Leistungen, besonders bei deutschen Profis, oft mit starken Adjektiven betitelt werden. Die Erwartungen an deutsche Profis sind nach Erfolgen und dessen deutlicher Würdigung oft hoch. Vor allem beziehen sich die Titelthemen seit Mitte der Neunziger hauptsächlich auf direkte sportliche Themen. Auch der Anteil der Servicethemen ist seitdem auf dem Titel präsenter. 125 Vgl. Cover tM 8/09 S.1 126 Cover tM 11-12/13 S.1 127 Cover tM 7/12 S.1 128 Cover tM 8/12 S.1 129 Vgl. Cover tM 9/13 S.1 130 Cover tM 5/17 S.1 131 Vgl. Cover tM 10/17 S.1 132 Cover tM 11-12/17 S.1 133 Vgl. Ebenda
Redaktionelle Inhalte 18 Im Anschluss an den Titel und dessen Themen, wird im Folgenden das Editorial und die Ansprache an den Leser auf sprachliche und Inhaltliche Merkmale untersucht. 3.1.2 Editorial Die erste Textseite in tM ist das erste Vorwort. Unter dem vielsagenden Titel „tennis magazin stellt sich vor“134 beschreibt Chefredakteur Hans Bluhm die aktuelle Situation im Tennissport und dessen steigende Popularität. Er beschreibt das Magazin als nahbar, indem er Tennis zum Volkssport erklärt. Anhand einer Aufzählung verdeutlicht Bluhm, dass tM Inhalt für Tennisfans aller Art produ- ziert.135 Bluhm spricht von „weißer Gemeinschaft deutscher Tennisspieler“136. Dieser Begriff ist auffällig, da er heutzutage nicht mehr benutzt würde, er bezieht sich auf den traditionellen Brauch, Tennis als den „weißen Sport“ zu bezeichnen.137 Nach zwei Ausgaben ohne Vorwort trägt es den Namen „In eigener Sache“138. In mehreren Absätzen werden Heftthemen aufgegriffen und der Leser immer wieder miteinbezogen, so werden die Leser im Editorial dazu aufgefordert, eigene Vorschläge für einen tM-Slogan einzusenden.139 Eine weitere Aufforderung ist die Bitte an die Redakteure von Tennisclubheften, keine Arti- kel aus tM zu kopieren.140 Ab 1979 heißt das Vorwort „tm intern“, Struktur und Themenauswahl bleibe gleich.141 Chefredakteur Bluhm bezieht klar Stellung zu aktuellen Entwicklungen, so rechnet er 1980 mit den deutschen Tennisspielern ab, die sich seiner Meinung nach „bescheiden benom- men“142 haben. Mit dieser, heute nicht mehr genutzten, Alliteration kritisiert er die sportli- chen Leistungen im Verhältnis zu ihren Einnahmen.143 Auch 1982 werden die Deutschen erwähnt und für ihre Leistungen kritisiert.144 Ein Jahr später wird die Rubrik in „Blickpunkte“ umbenannt145. 134 Bluhm, Hans, tennis magazin stellt sich vor. in tM 6/76 S.3 135 Vgl. Ebenda 136 Ebenda 137 Vgl. Sportfeuer (2018): Die Geschichte des Tennis. https://sportfeuer.de/sportgeschichte/tennis/ (abgerufen am 04.01.2019). 138 Bluhm, Hans, In eigener Sache. Wo spielt man in Bilbao?, in tM 9/76 S.3 139 Vgl. Bluhm, Hans, In eigener Sache. Gewinnen Sie mit einem Satz!, in tM 10/76 S.3 140 Vgl. Bluhm, Hans, In eigener Sache. Schöne Geschichten – aber bitte mit Erlaubnis, in tM 2/77 S.3 141 Vgl. Bluhm, Hans, tm intern. in tM 1/79 S.3 142 Bluhm, Hans, tm intern. in tM 11/80 S.3 143 Vgl. Ebenda 144 Vgl. Bluhm, Hans, tm intern. in tM 12/82 S.3 145 Vgl. Bluhm, Hans, Blickpunkte im Oktober. in tM 10/83 S.3
Redaktionelle Inhalte 19 Das Editorial erweitert die Sicht des Lesers zusätzlich zu den Artikeln auch mit Hintergrund- informationen. Kuriose Geschichten einer polizeilichen Kokain-Kontrolle des tM-Fotografen Thomas Exler bei den French Open146, und logistische Schwierigkeiten während der Vor- Ort-Berichterstattung bei Turnieren147 finden dort ihren Platz. Jürgen Dennstedt, Chefredakteur seit April 1984148 bedient sich klarerer Sprache und flüs- sigeren Sätzen als sein Vorgänger. Eine sprachliche Auffälligkeit ist Dennstedts Anglizis- mus, als er 1986 meint es fehle „an Profis mit Personality“149. Der Autor bleibt stets sachlich, und warnt nach Boris Beckers erstem Wimbledon-Sieg bei- spielsweise trotz viel Euphorie zur Gelassenheit.150 Das Editorial der Mai-Ausgabe 1987 enthält erstmals, und vorerst einmalig, ein durchgehendes Thema, als von Boris Becker die Rede ist.151 Dennstedt vertritt hierbei eine deutliche Meinung, wie auch nach dem Wimbledon-Sieg von Pat Cash als dessen Emotionen die Turnierordnung durcheinanderbringen.152 Statt auf den traditionellen Werten des Turniers zu verharren, lobt der Chefredakteur die Emotionalität. Im Gegensatz zu den Erfolgen Beckers finden die von Steffi Graf wenig Beachtung im Vor- wort: Nach ihrem French Open-Titel 1988153 wird nicht auf ihre Leistung eingegangen, son- dern lediglich eine Anekdote zu einem anderen Thema erzählt.154 Als Graf wenige Monate später durch Gold bei den Olympischen Spielen den Golden Slam gewinnt155, sind die Olympischen Spiele zwar Thema, Graf wird aber nicht erwähnt.156 Ein weiterer deutscher Triumph sind Grafs und Beckers Siege in Wimbledon 1989, wie bei Beckers erstem Wimbledon-Sieg 1985 kommentiert Dennstedt die Geschehnisse sachlich und mahnt an, weiter hart zu arbeiten.157 Beim zweiten doppelten deutschen Erfolg in Wimbledon durch Graf und Michael Stich, wird nur Stich erwähnt.158 146 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im Juli. in tM 6/85 S.3 147 Vgl.Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im Mai. in tM 5/86 S.3 148 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im April. in tM 4/84 S.3 149 Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im August 86. in tM 8/86 S.3 150 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im August. Becker, Becker, Becker., in tM 8/85 S.3 151 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im Mai 87. Botis und die Verantwortung. In tM 5/87 S.3 152 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im August 87. in tM 8/87 S.3 153 Vgl. Cover tM 7/88 S.1 154 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im Juli 88. Das organisierte Chaos, in tM 7/88 S.3 155 Vgl. tM (2018): Olympia 1988 – Als Steffi Graf den Golden Slam holte. https://www.tennismaga- zin.de/news/steffi-graf-golden-slam-seoul-olympia-1988/ (abgerufen am 05.01.2019). 156 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im November 88. in tM 11/88 S.3 157 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Blickpunkte im August 89. in tM 8/89 S.3 158 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Editorial. Ganz schön cool, in tM 8/91 S.3
Redaktionelle Inhalte 20 Seine deutliche Meinung behält sich der Autor bei, schon die Überschrift „Einfach unfair!“159 macht Dennstedts Haltung gegenüber Davis-Cup-Regularien deutlich. Nachdem das Vorwort kurzzeitig den Titel „Break-Point“160 trägt, heißt es ab 1991 „Editorial“ und behandelt fortan ein durchgehendes Thema.161 Der neue Titel ändert nichts an der Haltung des Autors: „Also laßt sie doch grunzen, um Himmels Willen.“162 fordert er bezüglich der Diskussion um das Stöhnen der Spielerin Mo- nica Seles und verteidigt diese deutlich. Das gleiche tut auch Lutz Lüttig als Chefredakteur drei Jahre später, als er im Fall Jennifer Capriati Schutz für junge Spielerinnen fordert.163 Lüttig findet in diesen Fällen deutliche Worte, wie als er einige Monate zuvor den Umgang der Presse mit Beckers Privatleben als „widerliche Herumstocherei im Privatleben anderer Menschen“164 bezeichnet. Ebenso vertritt er eine klare Meinung und fordert mit der deutlichen Überschrift „Tut was!“165 Eine Reform des Davis-Cups. Seine Sprache ist dabei etwas salopp, so fragt er provokant: „Liebe Leute von der Industrie – was gecheckt?“166. Eine klare Meinung zeichnet das Vorwort auch nach der Jahrtausendwende aus, Lüttig- Nachfolger Thomas Kosinski bezieht in der Diskussion um das Turnier am Hamburger Rot- henbaum klar Stellung, indem er dieses unterstützt.167 Der Umgang mit den Erfolgen deutschen Profis ist nach den hohen Erwartungen der Acht- ziger- und Neuntigerjahre vorsichtig. Als Rainer Schüttler 2003 das Finale der Australian Open erreicht, ist Chefredakteur Thomas Kosinski vor allem dankbar und bezieht sich auf die Auswirkungen für das deutsche Tennis.168 Wie seine Vorgänger bringt auch Kosinski seine Meinung deutlich ein und kritisiert die Be- richterstattung der BILD-Zeitung zu den Australian Open 2004.169. Das Vorwort der November- und Dezemberausgabe 2004 sticht thematisch heraus. tM- Anzeigenleiter Holger Henopp preist ein Gewinnspiel an, das Editorial liest sich dement- sprechend wie ein Werbetext.170 159 Dennstedt, Jürgen, Break-Point im Januar 91. Einfach unfair!, in tM 1/91 S.3 160 Ebenda 161 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Editorial. Der arme Andre, in tM 2/91 S.3 162 Vgl. Dennstedt, Jürgen, Editorial. Es ging wieder rund, in tM 8/92 S.3 163 Vgl. Lüttig, Lutz, Editorial. Jennifers Leben, in tM 7/94 S.3 164 Vgl. Lüttig, Lutz, Editorial. Gute Taten, in tM 3/94 S.3 165 Vgl. Lüttig, Lutz, Editorial. Tut was!, in tM 3/95 S.3 166 Ebenda 167 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Rothenbaum am langen Ast?, in tM 6/01 S.3 168 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Gute Stimmung, in tM 3/03 S.3 169 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Hilfe – ich bin ein Star, in tM 3/04 S.3 170 Vgl Henopp, Holger, Editorial. Aussuchen, anrufen, gewinnen, in tM 11-12/04 S.3
Redaktionelle Inhalte 21 Kosinski nimmt in der Augustausgabe 2006 sportartenübergreifend Bezug auf die Fußball- Weltmeisterschaft in Deutschland, als er einen neuen Aufbruch zu Erfolgen im deutschen Tennis fordert.171 Die Überschrift „Wir brauchen Klinsmann“172 ist plakativ, genauso wie im Mai 2007, als Kosinski „Das Ende der ATP“173 titelt und Stellung gegen die Pläne des inter- nationalen Verbandes bezieht. Kosinski hat eine klare Meinung, argumentiert jedoch in sachlicher, besonnener Sprache.174 Seine Meinung zum Hamburger Rothenbaum ist im Frühjahr 2009 unverändert. Der Chef- redakteur fordert die Leser auf, das Turnier zu unterstützen und zu besuchen, auch in die- sem Vorwort ist seine gewählte Überschrift dramatisch.175 Als Andrea Petkovic bei den Australian Open das Halbfinale erreicht, spricht tM-Chefredak- teur Dieter Genske Petkovic in seinem Editorial persönlich an und sorgt sprachlich für Ab- wechslung.176 Anders als seine Vorgänger reagiert Genske euphorisch auf die Leistungen eines deutschen Tennisprofis, was bei dem Finaleinzug Sabine Lisickis in Wimbledon deut- lich wird.177 Das auch Genske eine klare Meinung hat wird deutlich, als er die Olympia-Absagen der Profis Mayer und Kohlschreiber erwähnt, er äußert sie jedoch sehr sachlich und macht deutlich, sich radikalen Meinungen nicht anzuschließen.178 Überraschend ist Genskes Themenwahl im Editorial der Märzausgabe 2013: tM titelt mit einem brisanten Dopingthema,179 was der Chefredakteur im Vorwort nicht erwähnt.180 Eine andere Meinung als sein Vorgänger Kosinski vertritt Genske-Nachfolger Carli Under- berg bezüglich des Rothenbaums, als er den Abriss des Tennisstadions fordert.181 Underberg hat eine klare Meinung, die er direkter als sein Vorgänger äußert. In einem Vor- wort widerspricht er einer Aussage die Rafael Nadal in einem Interview im selben Heft 171 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Wir brauchen Klinsmann, in tM 8/06 S.3 172 Ebenda 173 Kosinski, Thomas, Editorial. Das Ende der ATP, in tM 5/07 S.3 174 Vgl. Ebenda 175 Vgl. Kosinski, Thomas, Editorial. Alptraum Berlin, in tM 3/09 S.3 176 Vgl. Genske, Dieter, Editorial. Liebe Andrea, in tM 3/11 S.3 177 Vgl. Genske, Dieter, Editorial. Überall Freude, in tM 8/11 S.3 178 Vgl. Genske, Dieter, Editorial. Prügelknaben, in tM 9/12 S.3 179 Vgl. Cover tM 3/13 S.1 180 Vgl. Genske, Dieter, Editorial. Dumm gelaufen, in tM 3/13 S.3 181 Vgl. Underberg, Carli, Editorial. Reisst die Schüssel ab!, in tM 8/14 S.3
Redaktionelle Inhalte 22 getätigt hat.182 Seine Sprache ist fordernd und direkt, er schreibt in kurzen Sätzen, um seine klaren Ansichten zu unterstreichen.183 Auf Angelique Kerbers Sieg bei den Australian Open reagiert Underberg in seinem Vorwort sachlich als er angibt, Kerbers Sieg würde keinen neuerlichen Tennisboom auslösen kön- nen, und doch bedient er sich erneut starker sprachlicher Mittel, wie die Überschrift „Initial- zündung?!?“184 zeigt. Euphorisch reagiert Underberg auf Kerbers US Open-Titel einige Monate später. „Nennt eure Töchter Angelique“185 ist seine deutliche Überschrift. Boris Becker ist nicht nur im Tennissport sondern auch in tM immer noch eine vielbeachtete Persönlichkeit, das verdeutlicht Underberg-Nachfolger Andrej Antic im März 2017186. Antic hat eine hohe Meinung von Becker, überhöht diesen aber nicht. Das wird auch wenige Monate später deutlich, als der Chefredakteur fordert, Becker nach dessen Insolvenz nicht fallen zu lassen.187 In seiner Überschrift wählt Antic in beiden Fällen Beckers Vornamen. Dies erweckt den Eindruck persönlicher Verbundenheit und stellt ein Gefühl von Nähe her. Boris Becker ist auch die erste Person, die Antic in seinem Vorwort nach Angelique Kerbers Wimbledonsieg im Sommer 2018 erwähnt. Kerbers Erfolg wird historisch eingeordnet und gewürdigt. Der Autor geht auch auf Halbfinalistin Julia Görges und blickt in die Zukunft des deutschen Tennis.188 Antics Ton ist sachlich, er bringt jedoch auch emotionale Aspekte mit ein, so beschreibt er die Reisestrapazen eines tM-Redakteurs in Wimbledon 2018, oder spricht im Rahmen ei- nes Senioren-Spezials, die Zielgruppe direkt an.189 Nach Alexander Zverevs Sieg bei den ATP-Finals wählt Antic im Editorial die optimistische Überschrift „2019 wird Spitze!“190 Das Editorial von tM hat sich mit den entsprechenden Chefredakteuren gewandelt. Jeder einzelne hat seinen eigenen Stil. 182 Vgl. Underberg, Carli, Editorial. Nadal nur noch einer unter vielen, in tM 10/15 S.3 183 Vgl. Ebenda 184 Underberg, Carli, Editorial. Initialzündung?!?, in tM 3/16 S.3 185 Underberg, Carli, Editorial. Nennt eure Töchter Angelique, in tM 10/16 S.3 186 Vgl. Antic, Andrej, Editorial. Boris ante portas, in tM 3/17 S.3 187 Vgl. Antic, Andrej, Editorial. Viel Glück Boris, in tM 8/17 S.3 188 Vgl. Antic, Andrej, Editorial. In guter Gesellschaft, in tM 8/18 S.3 189 Vgl. Antic, Andrej, Editorial. Liebe Oldies, in tM 11-12/18 S.3 190 Vgl. Antic, Andrej, Editorial. 2019 wird Spitze!, in tM 1-2/19 S.3
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