Bestimmung fertigungsbedingter Bleimengen auf Oberflächen von Kupferlegierungen
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Kupfer Bestimmung fertigungsbedingter Bleimengen auf Oberflächen von Kupferlegierungen Erning, J.W. (1); Ebner, M. (2); Priggemeyer, S. (3); Rapp, T. (4) Während der Bearbeitung von bleihaltigen Le- definierter Geometrie) genau definierten Parametern bear- gierungen wie Messing oder Rotguss kann sich bestimmen kann. beitet wird. ein Film von Blei auf der bearbeiteten Oberfläche Der Prozess besteht bilden. Diese Bleischichten sind stark vom Bear- prinzipiell in der Die vorgeschlagene Methode Auflösung der Blei- beitungsprozess abhängig. Der Sinn dieses Ver- filme auf der inneren Proben in Form von Röhrchen wur- fahrens ist es, die Menge an fertigungsbedingtem Oberfläche der Proben den hergestellt. Die Abmessungen Blei auf der Oberfläche von Werkstücken aus durch eine Mischung betrugen 100 mm Länge, 18 mm Kupferlegierungen zu bestimmen. Um die Ver- von 0,1 mol/l Tetra- Innendurchmesser und 22,4 mm gleichbarkeit der Ergebnisse sicher zu stellen, fluoroborsäure und Außendurchmesser. Zur Validierung wurde ein einfaches Vergleichsstück definiert. 0,1 mol/l Amidosul- der Methode wurde eine größere Der Nachweis der Nutzbarkeit wurde durch zwei fonsäure. Die Auf- Anzahl von Kontrollproben (MCS) Ringversuche erbracht. lösung wird durch hergestellt und in den beteiligten Schütteln der Probe Labors nach der beschriebenen Pro- D ie Abgabe von Blei aus Kup- für je 2 Minuten unterstützt, die zedur getestet. ferlegierungen an das Trink- Extraktion mehrfach wiederholt. wasser wird von zwei unab- Der Bleigehalt der Extrakte als Funk- Herstellung der hängigen Prozessen beeinflusst: tion der Extraktionsschritte erlaubt Extraktionslösung 1. Die kurzzeitige Abgabe erhöhter einen Rückschluss auf die Existenz Bleimengen unmittelbar nach der von Bleifilmen. Wenn ein Bleifilm 15 ml 50 % Tetrafluoroborsäure Inbetriebnahme, ausgelöst durch vorliegt, ist die Konzentration im (HBF4) und 10 g Amidosulfonsäure Bleifilme auf der Oberfläche, die ersten Extrakt sehr hoch, verringert (H2N-SO3H) werden in 1 Liter destil- durch die Bearbeitung der Ober- sich aber nach der nächsten Extrak- liertem Wasser gelöst. flächen verursacht werden. tion stark. 2. Die langfristige Abgabe von Blei, Die Ergebnisse sind stark von der Extraktionsmethode ausgelöst durch das in der Legie- Konzentration und dem Alter der rung enthaltene Blei. eingesetzten Säuren abhängig, daher 15 ml der frisch zubereiteten Extrak- Bisher lassen sich diese Unterschiedli- ist es unbedingt erforderlich, eine tionslösung werden in die Probe ein- chen Bereiche der Bleimigration zwar Kontrollprobe (MCS) in der Methode gefüllt, die Proben werden dicht ver- problemlos mittels des Prüfstands zu untersuchen, um die korrekte Wir- schlossen und für 2 Minuten senkrecht nach DIN EN 15664-1 ermitteln. Um kung des Verfahrens nachzuweisen. geschüttelt indem die Proben zweimal eine Aussage über fertigungsbeding- Die Kontrollprobe besteht aus einem pro Sekunde geschüttelt werden. te Rückstände zu treffen, ist diese Standard-Messing mit einem weit- Der erste Extrakt nach 2 Minuten Methode aber zu langsam und zu gehend homogenen Bleifilm, das mit Schütteln wird in ein vorbereitetes kostspielig. Daher wurde ein Verfah- ren gesucht, das eine schnelle Aussa- ge über diese Bleischichten auf den Werkstoffoberflächen erlaubt, und zwar sowohl ob als auch wieviel Blei sich auf den Oberflächen des Werk- stoffes befindet. Problematisch ist besonders die Aus- wahl einer geeigneten Beizlösung, die selektiv das Blei aus dem Bearbei- tungsprozess entfernt, den Werkstoff aber nicht angreift. Es wurde eine Methode entwickelt, mithilfe derer man dünne fertigungs- bedingte Bleifilme auf den Innenflä- Bild 1: Verhalten der Bleimigration chen von Probestücken (Ein Rohr mit · 62. Jahrgang · 10/2008 637
Metall-Forschung die chemische Analyse der Extraktionslösungen nach der Extraktion. Die Genauigkeit der Methode wird durch die Gleichförmigkeit der MCS bestimmt. Übliche Herstellungspro- zesse führen zu gewissen Abwei- chungen bei den Eigenschaften der Produkte. Es wurde besonders darauf geachtet, diese Abweichungen bei der Herstellung der MCS so gering wie möglich zu halten. Die Ermittlung der Streuung der MCS war eine der Auf- gaben des ersten Ringversuchs. Da die Genauigkeit des Verfahrens das Ergebnis der akkumulierten Genauig- keit verschiedener Prozesse darstellt, sind die erwarteten Abweichungen größer als für eine rein analytische Methode zu erwarten wäre. Die teilnehmenden Laboratori- en haben anhand der Ergebnisse gemeinsam geschlossen, dass das Testverfahren für die MCS und das Konzept des MCS funktioniert und geeignet ist. Es ist möglich, eine grö- ßere Zahl von Proben durch mecha- nische Bearbeitung herzustellen, die vergleichbare Bleimengen auf Ihren Oberflächen aufweisen und ein ver- gleichbares Verhalten bei der Unter- Bild 2: Problemstellung des Verfahrens suchung zeigen. Gefäß überführt. Der Versuch wird 15 mal wiederholt. Die Extraktionslösungen der 15 Extraktionen werden auf den Gehalt an Blei analysiert. Ergebnisse und Diskussion Die Ergebnisse des ersten Ringver- suchs zur Ermittlung der Eigenschaf- ten der Kontrollprobe (MCS) sind in Bild 1 dargestellt. Die Darstellung zeigt, dass die mitt- leren Bleikonzentrationen für alle beteiligten Laboratorien den gleichen Verlauf und auch vergleichbare Abso- Bild 3: Mittlere Bleiextraktion von 6 MCS lutwerte aufweisen. Abweichungen bei den Ergebnissen Probe Element Cu Zn Pb Fe Sn Ni As können verursacht werden durch: Rotguss Mass-% 86.21 5.76 2.97 0.62 4.42 0.42
Kupfer Kemper GmbH & Co KG ist ein geschütztes Verfahren, das prinzipiell aus fünf Schritten besteht: Reinigung der Oberfläche, Spülen, saure Beize plus Ultraschall, Spülen und Passivierung. Die vollständige Reinigung dauert etwa 30 Minuten und entfernt alle fertigungsbedingten Bleischichten von den Proben. Das Beizbad greift selektiv nur das Blei an und hat keinerlei Einfluss auf die Kupferle- gierungen. Alle Versuche zeigen: Bild 4: Rotguss bearbeitet (A)/ bearbeitet und gewaschen (B) – eine gute Übereinstimmung der Mittelwert von 2 Proben Ergebnisse der Laboratorien für alle Werkstoffe, Die Begründung zur Verwendung des MCS ist die, die korrekte Ausführung der Extraktion und der folgenden ana- lytischen Untersuchungen nachzuwei- sen. Der Ringversuch ergab folgende Randbedingungen für den Erfolgrei- chen Test der vorgeschlagenen MCS: Bei der ersten Extraktion: Pb-Konzentration > 200 mg/l Bei der fünften Extraktion: Pb- Konzentration < 5 mg/l Der nächste Schritt war nun, die Eig- nung der Methode für die üblichen Legierungen, die für den Einsatz im Trinkwasser verwendet werden, nach- zuweisen und Randbedingungen für die Bestimmung der Bleimengen auf Bild 5: Messing Gusszustand (G)/ Gusszustand gewaschen (H) – den Oberflächen von Proben zu ermit- Mittelwert von 2 Proben teln. Dazu wurden weitere Proben aus drei Werkstoffen (Rotguss, Messing und DR-Messing) hergestellt (siehe Tabelle 1). Die innere Geometrie ent- sprach der der MCS aus dem ersten Ringversuch. Es wurden verschiede- ne Werkstoffe mit unterschiedlichen Oberflächenzuständen untersucht. Die Proben wurden in vier verschie- denen Oberflächenzuständen herge- stellt: bearbeitet, im Gusszustand, bearbeitet und gewaschen, im Gusszustand und gewaschen Die Reinigung der Oberfläche (Waschen) wurde in einem bereits eingeführten industriellen Prozess Bild 6: DR-Messing bearbeitet (I)/ DR-Messing bearbeitet gewaschen für alle Proben des 2. Ringversuchs (K) – Mittelwert von 2 Proben durchgeführt. Der Prozess der Gebr. · 62. Jahrgang · 10/2008 639
Metall-Forschung stoff. Für alle untersuchten Legierun- gen stellt die Summe der ersten fünf Extraktionen den am besten geeigne- ten Parameter zur Beschreibung der Bleimenge auf der Oberfläche dar. Schlussfolgerungen Die Extraktionsversuche ergeben eine gute Übereinstimmung innerhalb und zwischen den beteiligten Laborato- rien. Es wird nachgewiesen, dass die Methode geeignet ist, mit hoher Zuverlässigkeit die Bleimenge auf der Oberfläche von Kupferlegierungen zu bestimmen. Die Gesamtmenge an Blei auf den Oberflächen wird durch die ersten fünf Extraktionen entfernt. Sie ist für alle untersuchten Werkstoff- gruppen geeignet. Die Differenzierung zwischen den Oberflächenzuständen gewaschen und nicht gewaschen war in allen Fällen möglich. Die Ergebnisse der Extraktionsversu- che legen nahe, dass die Summe der Bleiwerte der ersten fünf Extraktio- nen einen geeigneten Parameter zur Beschreibung der Bleimenge auf den Oberflächen der untersuchten Proben Bild 7: Proben und Probenvorbereitung darstellt. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um diesen Para- hohe Bleikonzentrationen in den Bearbeitete Proben geben weni- meter mit der Bleiabgabe aus realen ersten drei Extrakten, wenn Blei ger Blei ab als gegossene aus Produkten korrelieren zu können. auf der Oberfläche vorhanden dem gleichen Werkstoff. ist, Die Auswertung der Ergebnisse aller niedrige Werte für alle Proben untersuchten Legierungen (Proben (1) J.W. Erning, Bundesanstalt für nach der 5. Extraktion, A-M) erlaubt die Schlussfolgerung, Materialforschung und -prüfung deutlicher Nachweis des wirk- dass alles Blei auf den Oberflächen in (BAM), Berlin samen Waschverfahrens für die den ersten fünft Extraktionsschritten (2) M. Ebner, Wieland Werke AG, meisten Proben. (Gegossene und entfernt wird. Die gemessene Blei- Ulm gewaschene Proben ergeben konzentration nach der 5. Extraktion (3) S. Priggemeyer, KME AG, Osna- leicht unterschiedliche Kurven- bleibt auf einem weitgehend gleichen brück verläufe als bearbeitete gewa- Niveau und entspricht der Bleiabgabe (4) T. Rapp, Umweltbundesamt, Bad schene Proben). durch die Auflösung aus dem Werk- Elster Neues Fachbuch: Elektronik in der Fahrzeugtechnik Nicht zuletzt zeigen die Beiträge der Bleiakkumulatoren, Nickel-Metallhy- im Kfz von anderen Anwendungen vorliegenden METALL-Ausgabe, wie drid-Akkumulatoren, Lithium-Ionen- unterscheidet. Gleichzeitig wird an wichtig Metalle für die PKW-Elektro- Akkus, Natrium-Schwefel-Akkus oder Beispielen die Komplexität realer Sys- nik sind. Den Hintergrund dazu liefert Brennstoffzellen. Starter, Generatoren, teme im Fahrzeug vorgeführt und dieses aktuelle Buch: Es beschreibt den Hybridfahrzeuge – ohne NE-Metalle gezeigt, welche Anwendungen durch Entwicklungsprozess vom Teil über die sind sie nicht möglich. Doch trotz die Elektronik erst möglich werden. Komponente bis zum komplexen Kfz- allem schafft der intensive Elektronik- Elektroniksystem. Themen des Buches einsatz aber auch neue Probleme. Das Von K. Borgeest, Vieweg+Teubner, sind Leitungen, Kabelbäume, Steckver- Buch vermittelt die Grundlagen, um 2008, 346 S., Geb, ISBN: 978-3-8348- binder, aber auch Energiespeicher, wie zu verstehen, wie sich die Elektronik 0207-1 640 · 62. Jahrgang · 10/2008
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