Bewertung des Hochwasserrisikos und Bestimmung der Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko in Baden-Württemberg
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Bewertung des Hochwasserrisikos und Bestimmung der Gebiete mit signifikantem Hochwasserrisiko in Baden-Württemberg Vorläufige Risikobewertung gemäß Artikel 4 und 5 der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT
Impressum: Herausgeber mit Beiträgen von Ralph-Dieter Görnert, Regierungspräsidium Ministerium für Umwelt, Klima und Karlsruhe Energiewirtschaft Baden-Württemberg in Matthias Groteklaes, Regierungspräsidium Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, Freiburg dem Ministerium für Verkehr und Borislava Harnos, Regierungspräsidium Infrastruktur, der Landesanstalt für Umwelt, Stuttgart Messungen und Naturschutz Baden- Dr. Michael Hascher, Regierungspräsidium Württemberg (LUBW) und den kommunalen Stuttgart - Landesamt für Denkmalpflege Landesverbänden. Lothar Heissel, Regierungspräsidium Tübingen Bearbeitung Wolfgang Hennegriff, LUBW Landesanstalt Jürgen Reich, Ministerium für Umwelt, für Umwelt, Messungen und Naturschutz Klima und Energiewirtschaft Baden- Baden-Württemberg Württemberg Gudrun Hinsenkamp, Regierungspräsidium Kristin Schmidt, LUBW Landesanstalt für Karlsruhe Umwelt, Messungen und Naturschutz Dominik Kirste, Regierungspräsidium Baden-Württemberg Tübingen Markus Moser, Regierungspräsidium Jürgen Mair, Regierungspräsidium Freiburg Stuttgart Jörg Schröder, Regierungspräsidium Dr. Klaus Dapp, INFRASTRUKTUR & Karlsruhe UMWELT, Prof. Böhm und Partner Erich Mattes, Gesellschaft für Angewandte Redaktion Hydrologie und Kartographie mbH INFRASTRUKTUR & UMWELT, Prof. Böhm und Partner Gestaltung e.kurz+co, druck und medientechnik gmbh September 2011 2
Inhaltssverzeichnis Inhalt 3.4 Abgrenzung von Gewässer- abschnitten mit potenziell 1 Ausgangslage 1 signifikanten Risiken auf Basis 2 Vorläufige Bewertung des raumstruktureller Kriterien 34 Hochwasserrisikos (Artikel 4 HWRM-RL) 5 3.5 Überprüfung besonderer Risiken 2.1 Elemente der vorläufigen für die Schutzgüter Umwelt und Bewertung 5 Kulturerbe 36 2.2 Bewertung von vergangenen 3.6 Zusammenstellung der Hochwassern 6 Gewässerabschnitte mit potenziell 2.3 Bewertung von zukünftigen signifikanten Risiken in Baden- potenziell signifikanten Hoch- Württemberg 37 wassern 7 2.4 Berücksichtigung der Faktoren nach Artikel 4 Abs. 2d HWRM-RL bei der Bewertung potenziell nachteiliger Anhang 39 Auswirkungen zukünftiger Hochwasser 10 Anhang 1: 2.5 Relevante langfristige Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungen 11 Hochwasserarten im Rahmen der 2.5.1 Klimawandel 11 vorläufigen Risikobewertung in Baden- 2.5.2 Demographischer Wandel 12 Württemberg 39 2.5.3 Wirtschaftliche Entwicklung 12 Überflutungen durch die Überforderung 2.6 Zusammenstellung der von Abwassersystemen (entspricht Gewässerabschnitte mit Textbaustein LAWA) 39 Hochwasserereignissen in der Vergangenheit mit signifikanten Überflutung durch Oberflächenabfluss Auswirkungen auf die Schutzgüter 13 (pluvial floods) (entspricht Textbaustein 2.6.1 Beschreibung historischer LAWA) 40 Hochwasserereignisse 13 Überflutung durch Versagen 2.6.2 Beschreibung von wasserwirtschaftlicher Anlagen (artificial Hochwasserereignisse in der Infrastructure) (entspricht Entwurf jüngeren Vergangenheit nach Textbaustein LAWA) 42 Ausbau der Gewässer 16 Überflutung durch zu Tage tretendes 2.6.3 Kartographische Darstellung Grundwasser 44 der Gewässerabschnitte mit Hochwasserereignissen in Anhang 2: der Vergangenheit mit Zusammenstellung der historischen signifikanten Auswirkungen Hochwasserereignisse 47 auf die Schutzgüter 27 Anhang 3: 2.7 Weitere relevante oder leicht abzuleitende Informationen, die Auswertung der Regionalpläne in in der vorläufigen Bewertung Baden-Württemberg hinsichtlich der verwendet wurden 28 Dichte-Werte in den Zentren in den jeweiligen Raumkategorien 49 3 Bestimmung der Risikogebiete (Artikel 5 HWRM-RL) 30 3.1 Definition von Gebieten mit signifikantem Hochwasserrisiko (Risikogebiete) 30 3.2 Vorgehen und Übersicht über die Arbeitsschritte 31 3.3 Bestimmung des Gewässernetzes als Basis für die Abgrenzung der Risikogebiete 33 3
1 Ausgangslage Der folgende Text beschreibt die vorläufige Die folgenden Abbildungen stellen die Aus Risikobewertung gemäß Artikel 4 Hoch gangslage in Baden-Württemberg im Über wasserrisikomanagementrichtlinie (HWRM- blick dar. Sie zeigen die in Artikel 4 Abs. 2a RL) bzw. § 73 Abs.1 Wasserhaushaltsgesetz HWRM-RL geforderten Informationen über (WHG) und die Abgrenzung von Gebieten mit signifikantem Hochwasserrisiko • die Abgrenzung der Flussgebietseinheit (Risikogebiete) nach Artikel 5 HWRM-RL bzw. mit den Grenzen der Einzugsgebiete und § 73 Abs. 1 WHG in Baden-Württemberg. Teileinzugsgebiete, • die Topographie und Folgende Grundlagen wurden bei der Erarbeitung berücksichtigt: • die Flächennutzung. • Richtlinie 2007/60/EG des Europäischen Weitergehende detailliertere Darstellungen Parlamentes und des Rates vom 23. und Beschreibungen wurden im Rahmen der Oktober 2007 über die Bewertung und Wasserrahmenrichtlinie erarbeitet und das Management von Hochwasserrisiken stehen unter http://www.wrrl.baden- (Hochwasserrisikomanagementrichtlinie, wurttemberg.de/ öffentlich zur Verfügung. HWRM-RL) • Berichtsformulare (reporting sheets) der EU-Arbeitsgruppe Hochwasser (WG-F) für die vorläufige Bewertung von Hochwasserrisiken, Endfassung vom 30. November 2009 • Draft List of flood types and list of consequences der EU-Arbeitsgruppe Hochwasser (WG-F) – Version 2nd May 2010 • Vorgehensweise bei der vorläufigen Bewertung des Hochwasserrisikos nach EU-HWRM-RL, beschlossen auf der 137. LAWA-VV am 17./18. März 2009 • Abstimmungsgespräche der Bundesländer Bayern, Baden- Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Erfahrungsaustauschs Rhein-Donau 4
Bearbeitungs- und Teilbearbeitungsgebiete nach EG-Wasserrahmenrichtlinie in Baden-Württemberg Abbildung 1: Flussgebietseinheiten, Einzugsgebiete und Teileinzugsgebiete in Baden-Württemberg entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie (Stand März 2010) 5
Topographie auf Basis des Digitalen Landschaftsmodells (ATKIS-DLM 1000) in Baden-Württemberg Abbildung 2: Topographie Baden-Württembergs auf Basis des Digitalen Landschaftsmodells (ATKIS DLM-1000) 6
Landnutzung auf Basis von LANDSAT in Baden-Württemberg Abbildung 3: Landnutzung Baden-Württembergs entsprechend der LANDSAT Daten (Stand 2010) 7
2 Bewertung des Hochwasserrisikos 2.1 Elemente der vorläufigen können. Die folgende Abbildung verdeutlicht Bewertung die von der HWRM-RL vorgesehene Unterteilung bei der Beschreibung der vergangenen Hochwasserereignisse. Im Entsprechend Artikel 4 Abs. 2 HWRM-RL Rahmen der Bewertung nachteiliger Folgen bzw. § 73 Abs. 2 WHG enthält die vorläufige künftiger Hochwasser auf die Schutzgüter Bewertung die in der folgenden Abbildung sollen nur die historischen Hochwasserer dargestellten Elemente. eignisse berücksichtigt werden, bei deren Die erforderlichen Karten nach Artikel 4 Abs. erneutem Auftreten zukünftig mit 2a HWRM-RL sind im Kapitel Ausgangslage signifikanten Auswirkungen zu rechnen ist. dargestellt. Weitere Darstellungen stehen unter http://www.wrrl.baden-wuerttemberg.de/ zur Verfügung. Die Beschreibung der vergangenen Hochwasser soll dabei alle Hochwasser erfassen, die in der Vergangenheit signifikante nachteilige Auswirkungen auf die Schutzgüter hatten bzw. zukünftig haben Karten der Flussgebietseinheit mit den Grenzen der Einzugs- und Teileinzugsgebiete, der Topographie und der Flächennutzung (Art. 4 Abs. 2a HWRM-RL) Beschreibung historischer Beschreibung historischer Hochwasserereignisse mit signifikanten Hochwasserereignisse ohne signifikante nachteiligen Auswirkungen auf die nachteilige Auswirkungen auf die Schutzgüter wenn die Wahrscheinlichkeit Schutzgüter wenn die Wahrscheinlichkeit der Wiederkehr einschließlich der signifikanter nachteiliger Auswirkungen bei signifikanten nachteiligen Auswirkungen ähnlichen Ereignissen zukünftig gegeben ist gegeben ist (Art. 4, Abs. 2b HWRM-RL) (Art. 4, Abs. 2c HWRM-RL) Bewertung potenziell nachteiliger Folgen künftiger Hochwasser auf die Schutzgüter (Art. 4, Abs. 2d HWRM-RL) • unter Berücksichtigung der Topographie, der Lage der Wasserläufe und deren hydrologischen und geomorphologischen Merkmale einschließlich der natürlichen Retentionsräume und vorhandener Hochwasserabwehrinfrastruktur, der Lage bewohnter Gebiete und Gebiete wirtschaftlicher Tätigkeiten • Unter Berücksichtigung langfristiger Entwicklungen wie dem Klimawandel oder der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung Abbildung 4: Elemente der vorläufigen Risikobewertung nach Artikel 4 HWRM-RL 8
Historische Hochwasserereignisse Mit signifikanten nachteiligen Ohne signifikante nachteilige Auswirkungen auf die Schutzgüter Auswirkungen auf die Schutzgüter zukünftig keine Auswirkungen signifikanten Wahrscheinlichkeit der Wahrscheinlichkeit signifikanter Wiederkehr einschließlich der nachteiliger Auswirkungen bei signifikanten nachteiligen ähnlichen Ereignissen zukünftig Auswirkungen gegeben gegeben (Art. 4, Abs. 2b HWRM-RL) (Art.4, Abs. 2c HWRM-RL) Bewertung potenziell nachteiliger Folgen künftiger Hochwasser auf die Schutzgüter (Art. 4, Abs. 2d HWRM-RL) Abbildung 5: Auswahl der historischen Hochwasserereignisse für die Bewertung potenziell nachteiliger Folgen künftiger Hochwasser 2.2 Bewertung von vergangenen Die zu Grunde liegenden Informationen Hochwassern enthalten nur in Einzelfällen belastbare quantifizierbare Aussagen zu den nachtei Die Bewertung historischer ligen Folgen für die Schutzgüter. In der Regel Hochwasserereignisse in Baden sind lediglich Informationen zu Sach- und Württemberg beruht auf einer Auswertung Personenschäden ermittelt. Die Zuordnung vorhandener Aufzeichnungen über der Personenschäden zu den Hochwasser Hochwasserereignisse der zuständigen ereignissen ist jedoch in den meisten Fällen Behörden. Dies sind vor allem nicht nachvollziehbar1. Informationen zu den Schutzgütern Umwelt und Kultur sind regel • Verwaltungsberichte der Königlichen mäßig ebenso wie Aussagen zu Folgeschä Ministerialabteilung für den Straßen und den (z.B. durch austretende Chemikalien, Wasserbau Stuttgart, Ausfälle der Ver- und Entsorgung oder Produktionsausfälle) nicht auffindbar. • Berichte der Landesanstalt für Umwelt Angaben über die Ausdehnung und Baden-Württemberg (u.a. Handbuch der Abflusswege liegen entweder nicht oder nur Hydrologie Baden-Württemberg) sowie überschlägig vor, beispielsweise durch die der Bundesanstalt für Gewässerkunde, Benennung betroffener Siedlungen. Eine • Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch, Differenzierung in unterschiedliche Rheingebiet Teil I und Donaugebiet, Hochwasserarten (z.B. Hochwasser durch Oberflächengewässer, durch Hangwasser • Aufzeichnungen von oder aus Abwassersystemen) und daraus Hochwasserverbänden, resultierende nachteilige Folgen für die • Zeitungsartikel und 1 So wurde in Berichten beispielsweise ein Todesfall eines Kajakfahrers oder Todesfälle durch Herzinfarkte • Internetberichte. mit dem Hochwasserereignis dokumentiert, ohne dass nachvollziehbar ist, inwieweit die jeweiligen Hochwas serereignisse ursächlich für die Todesfälle waren. 9
Schutzgüter ist nicht möglich (siehe auch auszugehen, dass ähnliche Hochwasserer Kapitel 2.3 und Anhang 1). eignisse in der Zukunft auch keine signifikan Bei der Auswahl der für die vorläufige ten Auswirkungen haben werden. Deshalb Risikobewertung zu berücksichtigenden werden Artikel 4 Abs. 2b und Artikel 4 Abs. Hochwasserereignisse wird davon ausge 2c HWRM-RL gemeinsam betrachtet. gangen, dass signifikante nachteilige Folgen Ergebnis dieses Arbeitsschrittes ist eine für die Schutzgüter immer dann zu erwarten Zusammenstellung von Gewässer sind, wenn eine überregionale Betroffenheit abschnitten, die von Hochwasser betroffen auftritt. Dies bedeutet, dass mehrere kleine waren, bei denen nachteilige Folgen oder eine große regional bedeutsame Sied auftraten und bei denen auch zukünftig mit lung von den Hochwasserereignissen betrof nachteiligen Folgen zu rechnen ist, ohne fen waren. Die Betroffenheit ist in der Regel deren Auswirkungen auf die Schutzgüter im durch das Auftreten von Schäden dokumen Detail bewerten zu können. tiert worden. Auf Grundlage verfügbarer oder leicht abzuleitender Informationen ist 2.3 Bewertung von zukünftigen es nicht möglich, für die vorläufige Risiko potenziell signifikanten bewertung weitergehende schutzgutbezoge ne Kriterien (z.B. Anzahl von Todesfällen, Hochwassern Schäden an Kulturgütern, Umweltauswir Die Bewertung von zukünftigen potenziell kungen oder Höhe wirtschaftlicher Schäden) signifikanten Hochwassern orientiert sich als Signifikanzkriterien für die Auswahl der grundsätzlich an Hochwasserereignisse zu nutzen. Durch die teilweise erheblichen • den potenziellen signifikanten Gefahren Ausbaumaßnahmen und die damit durch Hochwasser und verbundenen Veränderungen des Abflussgeschehens in den Einzugsgebieten • den potenziellen signifikanten von Rhein und Donau (siehe ausführlich nachteiligen Folgen für die Schutzgüter. Bestandsaufnahme WRRL) ist davon auszugehen, dass historische Ereignisse aus Die Erfahrungen aus den vergangenen der Zeit vor dem Abschluss der Hochwassern zeigen, dass potenziell Ausbaumaßnahmen in dieser Form nicht signifikante Gefahren durch Hochwasser im mehr auftreten. Eine Beurteilung, welche Sinne der HWRM-RL in Baden-Württemberg nachteiligen Auswirkungen zukünftig zu generell dann zu erwarten sind, wenn erwarten sind, ist deshalb auf Grundlage Oberflächengewässer ein Einzugsgebiet von solcher historischer Ereignisse in der Regel mehr als 50 km2 haben. nicht möglich. Deshalb wurde der Die folgenden Abbildungen zeigen die Schwerpunkt der Zusammenstellung auf Ergebnisse der Auswertung vergangener Ereignisse nach dem Ausbau insbesondere Hochwasserereignisse hinsichtlich der Größe der großen Oberflächengewässer in Baden- der Einzugsgebiete. Württemberg gelegt. Es wird deutlich, dass signifikante nachtei Für alle Hochwasserereignisse mit lige Folgen für die Schutzgüter durch Hoch signifikanten nachteiligen Folgen, die nach wasser vor allem in Einzugsgebieten mit den Ausbaumaßnahmen aufgetreten sind, mehr als 150 km2 aufgetreten sind (68 Prozent). ist davon auszugehen, dass ähnliche Etwa 90 Prozent aller Gewässer mit nachtei Hochwasserereignisse in der Zukunft ligen Folgen für die Schutzgüter in der Ver möglich sind und vergleichbare signifikante gangenheit haben Einzugsgebiete von mehr Folgen nach sich ziehen können. Bei als 50 km2. Von den verbleibenden acht Hochwasserereignissen, die nach dem Gewässern unter 50 km2 haben vier ein Ausbau keine signifikanten nachteiligen Aus Einzugsgebiet von mehr als 40 km2 bzw. wirkungen verursacht haben, ist davon sechs von mehr als 30 km2. Im Rahmen der 10
Plausibilisierung der Risikogebiete wird im Schäden. Diese Einzelereignisse werden Einzelfall geprüft, ob auf Grund der spezifi aufgrund der lokalen Bedeutung im Sinne schen Situation vor Ort an Gewässern unter der HWRM-RL als nicht signifikant 50 km2 zukünftig mit einem potenziell signi betrachtet. Zur Bewältigung solcher fikanten Hochwasserrisiko zu rechnen ist. Ereignisse werden Maßnahmen durch die Hochwasser durch Oberflächenabfluss2 potenziell Betroffenen auf kommunaler (pluvial floods) verursacht in Baden- Ebene durchgeführt bzw. zukünftig im Württemberg regelmäßig lokal begrenzte Rahmen der Eigenvorsorge umgesetzt werden müssen. Signifikante Schäden entwickelt Hangwasser vor allem dann, wenn es sich in Gewässern sammelt, durch Abbildung 6: Anzahl der Gewässer mit signifikanten nachteiligen Folgen für die Schutzgüter von Hochwasser in der Auswahl der historischen Hochwasserereignisse für die Bewertung potenziell nachteiliger Folgen künftiger Hochwasser Anteil der Gewässer mit signifikanten nachteiligen Folgen durch Hochwasser für die Schutzgüter in der Vergangenheit ""7:(Y=1 P& =T*7: (*L *] MM*L
die dann innerhalb kürzester Zeit sehr große Implizit berücksichtigen die Kriterien der Hochwasserwellen fließen und eine Regionalplanung auch die anderen Schutz relevante Hochwassergefahr darstellen. güter. In den Zentren ist mit einem ver Diese Gefahren werden durch die gleichsweise großen Arbeitsplatzangebot zu Betrachtung von Oberflächengewässern in rechnen und damit mit potenziell nach der Regel mit berücksichtigt. teiligen Folgen für das Schutzgut wirtschaft Hochwasser durch die Überforderung von liche Tätigkeiten. Darüber hinaus ist die Abwasseranlagen und das Versagen wasser Siedlungsdichte und die Zentrenfunktion der wirtschaftlicher Anlagen stellt im Sinne der Kommunen auch ein Indiz für nachteilige HWRM-RL kein signifikantes Risiko dar. Folgen für die Umwelt, da sich in Baden- Württemberg die meisten großen Industrie Überflutungen durch Grundwasser können betriebe, die mit wassergefährdenden in Baden-Württemberg in signifikantem Um Stoffen umgehen, in den Zentren an den fang nur in den Auen bzw. ehemaligen Auen großen Flüssen angesiedelt haben bzw. die von Oberrhein und Donau auftreten. Hierbei Bildung der Zentren unterstützt haben. Auch handelt es sich in der Regel nicht um zu Tage das Schutzgut kulturelles Erbe spiegelt sich tretendes Grundwasser im eigentlichen Sinn, in der Zentrenstruktur wieder. Einerseits sondern um Stauwasser aus Niederschlag, verfügen die Zentren über Einrichtungen des das auf Grund geringer Flurabstände nicht Schutzgutes wie Museen oder Archive und versickert. Die entsprechenden Gebiete wer andererseits insbesondere in historisch den über die Auswahl der Gewässerab gewachsenen Zentren über umfangreiche schnitte mit signifikanten Hochwasserge bauliche Zeugnisse des kulturellen Erbes. fahren im Rahmen der vorläufigen Risiko bewertung mit erfasst und im Rahmen der Als Spezialfälle werden bei der vorläufigen Zusammenstellung der Gewässerabschnitte Bewertung zukünftiger Hochwasser IVU- nicht zusätzlich hervorgehoben. Eine Über Betriebe als besondere Risikoobjekte für das sicht über die Gebiete mit potenziellen Über Schutzgut Umwelt und das UNESCO- flutungen durch Grundwasser in Baden- Kulturerbe als besondere Risikoobjekte für Württemberg gibt Abbildung 11 im Anhang 1. das Schutzgut Kultur berücksichtigt. Potenziell signifikante Risiken für die Schutz Für alle Gewässerabschnitte mit Hoch güter der HWRM-RL sind regelmäßig im wasserereignissen in der Vergangenheit mit Zusammenhang mit Siedlungen zu erwarten. signifikanten Auswirkungen auf die Schutz Im Rahmen der vorläufigen Risikobewertung güter (siehe Kapitel 2.6) wird davon ausge werden deshalb die Siedlungen näher analy gangen, dass diese auch zukünftig relevant siert, die an Gewässern mit mehr als 50 km2 für die Betrachtung und das Hochwasser Einzugsgebiet liegen. Als Kriterium für die risikomanagement sein können. Signifikanz wird dabei die Klassifizierung der Siedlungen im Rahmen der Regionalplanung 2.4 Berücksichtigung der Fakto- herangezogen. Dieses berücksichtigt detail ren nach Artikel 4 Abs. 2d liert die Funktion der jeweiligen Kommunen für den umgebenden Raum und ist dadurch HWRM-RL bei der Bewertung ein relevantes und vorhandenes Kriterium potenziell nachteiliger für eine Abschätzung der Siedlungsdichte. Es Auswirkungen zukünftiger schließt darüber hinaus die Ausstattung der Hochwasser Kommune mit öffentlicher Infrastruktur wie Schulen oder Krankenhäusern und somit Nach Artikel 4 Abs. 2d HWRM-RL soll ab potenzielle Risiken für diese Nutzungen mit hängig von den besonderen Bedürfnissen ein. Damit lassen sich die Kriterien für Aus der Mitgliedstaaten erforderlichenfalls eine sagen zum Schutzgut menschliche Gesund Bewertung der potenziellen nachteiligen heit direkt ableiten. Folgen künftiger Hochwasser auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das 12
Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten der zu berücksichtigenden Hochwasser unter möglichst umfassender Berücksichti ereignisse für die vorläufige Bewertung gung von Faktoren wie der Topografie, der berücksichtigt. Durch die Schwerpunkt Lage von Wasserläufen und ihrer allgemei setzung auf Hochwasserereignisse nach nen hydrologischen und geomorphologi dem Ausbau der Gewässer ist zu erwar schen Merkmale, einschließlich der Über ten, dass bei zukünftigen Hochwasser schwemmungsgebiete als natürliche Reten ereignissen diese Faktoren einen ver tionsflächen, der Wirksamkeit der bestehen gleichbaren Einfluss auf das Hochwasser den vom Menschen geschaffenen Hochwas geschehen und damit verbundene nach serabwehrinfrastrukturen, der Lage bewohn teilige Folgen auf die Schutzgüter haben. ter Gebiete, der Gebiete wirtschaftlicher Tä Eine weitere Betrachtung der Faktoren tigkeit und langfristiger Entwicklungen, ein erfolgt für die vorläufige Bewertung nicht. schließlich der Auswirkungen des Klima wandels auf das Auftreten von Hochwasser • Hochwasserabwehrinfrastruktur erarbeitet werden. (technisch infrastrukturelle Hochwasser schutzmaßnahmen): Die Hochwasserab Im Rahmen der vorläufigen Risikobewertung wehrinfrastruktur wird dadurch berück in Baden-Württemberg ist eine differenzierte sichtigt, dass bei der Auswahl der Hoch Ermittlung der nachteiligen Folgen künftiger wasserereignisse für die vorläufige Hochwasser auf die Schutzgüter nicht Bewertung die Ereignisse als nicht signi möglich. Gleichwohl werden die in Artikel 4 ikant ausgeschieden werden, die keine Abs. 2d HWRM-RL genannten Faktoren bei signifikanten nachteiligen Folgen nach der Zusammenstellung von Gewässer sich gezogen haben. Für diese Ereignisse abschnitten, die von Hochwasser betroffen wird davon ausgegangen, dass sie auch waren, bei denen nachteilige Folgen auftra zukünftig durch die vorhandenen Schutz ten und bei denen ähnliche Hochwasser einrichtungen keine signifikanten nach ereignisse in der Zukunft mit nachteiligen teiligen Folgen hervorrufen. Bei der Folgen verbunden sind, berücksichtigt. weitergehenden Betrachtung für zukünf Die folgenden Faktoren nach Artikel 4 tige Ereignisse wird die Hochwasserab Abs. 2d HWRM-RL werden in der darge wehrinfrastruktur nicht berücksichtigt. stellten Form für die vorläufige Bewertung Dies entspricht der Betrachtung eines berücksichtigt: Hochwassers mit geringer Wahrschein • Lage der Wasserläufe: Die Lage der Was lichkeit, bei dem solche Anlagen in der serläufe basiert auf dem Gewässernetz Regel keine bzw. nur eine eingeschränkte der Wasserrahmenrichtlinie und wird bei Wirkung haben. der Auswahl der Gewässerabschnitte • Lage bewohnter Gebiete und der Gebiete berücksichtigt. Diese entsprechen dem wirtschaftlicher Tätigkeiten: Die Lage der Zustand nach dem Ausbau der Ober Gebiete wird bei der Auswahl historischer flächengewässer und damit dem Aus Hochwasser durch das Signifikanzkrite wahlkriterium für die bei der Risikobewer rium der überregionalen Betroffenheit tung zu berücksichtigenden Hochwasser von Siedlungen berücksichtigt. Eine ereignisse. Dadurch ist davon auszuge weitergehende Betrachtung der Lage der hen, dass die ausgewählten Hochwasser Gebiete innerhalb von Siedlungen erfolgt ereignisse der Vergangenheit auch zu nicht. künftig zu nachteiligen Folgen für die Schutzgüter führen können. • Faktoren der langfristigen Entwicklung nach Artikel 4 Abs. 2d HWRM-RL: Die • Hydrologische und geomorphologische Untersuchung insbesondere des Klima Merkmale sowie Überschwemmungs wandels, des demographischen Wandels gebiete als natürliche Retentionsflächen: und der wirtschaftlichen Entwicklung Diese Faktoren werden bei der Auswahl 13
haben gezeigt, dass diese Faktoren in Extremwertstatistik. Das HQextrem kann Baden-Württemberg keine Veränderung dabei einem 1000-jährlichen Hochwasser der vorläufigen Risikobewertung bzw. der oder dem in der Vergangenheit größten Abgrenzung der Risikogebiete nach sich beobachteten Ereignis gleichgesetzt werden. ziehen. Eine gesonderte Darstellung des Die Auswirkungen der bereits statt Einflusses der Faktoren erfolgt deshalb gefundenen Klimaveränderung auf die nicht. Hochwasserentwicklung sind demnach bereits in diesen Hochwasserkennwerten • Die Berücksichtigung der Faktoren nach enthalten. Artikel 4 Abs. 2 d HWRM-RL für die Um Aussagen über die zukünftige Klima Bestimmung der Risikogebiete über die veränderung zu gewinnen, wurden Modell hier beschriebenen Anwendungen hinaus ketten durch die Verknüpfung von globalen wird im Kapitel 3.2 erläutert. und regionalen Klimamodellen mit Wasser haushaltsmodellen gebildet. Für die zukünf 2.5 Relevante langfristige tigen Klimaprojektionen wurden die Entwick Entwicklungen lungsszenarien des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) zugrunde gelegt. Im Folgenden wird erläutert, welche Ein Die vorläufige Bewertung des Hochwasser flüsse die langfristigen Entwicklungen auf risikos auf Grundlage der Auswirkungen von das Hochwasserrisiko haben und warum Klimaveränderungen wurde mit Hilfe von diese im Rahmen der vorläufigen Risiko Klimaprojektionen, welche vor allem die bewertung nicht gesondert betrachtet nahe Zukunft (bis 2050) abbilden, durch werden müssen. geführt. Eine Abschätzung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Hochwasserent 2.5.1 Klimawandel wicklung über das Jahr 2050 hinaus wird aufgrund der damit verbundenen Unsicher Die Auswirkungen des Klimawandels heiten der Klimaprojektionen zunehmend wurden in Baden-Württemberg im schwieriger. Wesentlichen auf der Grundlage von Mit Hilfe der Wasserhaushaltsmodelle Untersuchungen zum Langzeitverhalten von wurden auf der Grundlage der Klimaprojek Hochwasserabflüssen in der Vergangenheit tionen die zukünftig wahrscheinlichen und von Simulationen von möglichen Hochwasserabflussverhältnisse simuliert. zukünftigen Hochwasserereignissen, die mit Für diese so generierten Zeitreihen zukünf Hilfe von Modellketten berechnet worden tiger Abflüsse wurden in Baden- sind, durchgeführt3. Württemberg die Hochwasserkennwerte mit Die Untersuchungen des Langzeitverhaltens Hilfe der Extremwertstatistik berechnet. von Hochwasserabflüssen erstreckte sich auf Durch den Vergleich der Hochwasser die Ermittlung eventuell vorhandener Trends abflusskennwerte aus den Untersuchungen in den aktuellen Zeitreihen von jährlichen des Langzeitverhaltens (Ist-Zeit) und der und monatlichen Höchstabflüssen sowie auf Zukunft konnte der Einfluss des zukünftigen die Erhebung der Abflusskennwerte für die Klimawandels quantifiziert werden. relevanten Hochwasserszenarien HQ10, Nach derzeitigem Wissenstand (siehe HQ100 und HQextrem mit Hilfe der ausführlich unter www.kliwa.de) nehmen Hochwasserabflüsse mit geringer 3 siehe ausführlich in LAWA (2010): Strategiepapier „Auswirkungen des Klimawandels auf die Auftretenswahrscheinlichkeit in großen Wasserwirtschaft - Bestandsaufnahme und Einzugsgebieten nicht signifikant zu. Da Handlungsempfehlungen; DWA-Themen (2010): Klimawandel – Herausforderungen und Lösungsansätze diese Hochwasserereignisse die Grundlage für die deutsche Wasserwirtschaft und der vorläufigen Risikobewertung und der Hennegriff et al. (2006): Klimawandel und Hochwasser Abgrenzung der Risikogebiete bilden, sind – Erkenntnisse und Anpassungsstrategien beim Hochwasserschutz (Korrespondenz Abwasser 8/2006) durch ihre Betrachtungen die Auswirkungen 14
des Klimawandels bereits berücksichtigt. Es jedoch keine Entwicklungen zu erkennen, die ist weder zu erwarten, dass durch den beispielsweise durch regionale Wanderungs Klimawandel an zusätzlichen Gewässern mit bewegungen zu einer relevanten signifikanten Hochwasserrisiken gerechnet Veränderung der Bevölkerungszahl in werden muss, noch ist davon auszugehen, Gebieten mit potenziell signifikantem dass durch den Klimawandel das Risiko für Hochwasserrisiko führen könnten. die betrachteten Extremereignisse zunimmt. Insbesondere ist nicht mit der Aufgabe von Bei der Bewertung des Hochwasserrisikos zu Siedlungen in relevantem Umfang zu den Auswirkungen des Klimawandels war zu rechnen. berücksichtigen, dass die Klimaprojektionen Neben diesem nicht relevanten Rückgang der noch mit mehr oder weniger großen Anzahl potenziell von nachteiligen Folgen Unsicherheiten verbunden sind und einer betroffener Personen ist durch den ständigen Weiterentwicklung unterliegen. demographischen Wandel auch nicht mit Ergeben sich bis zur Überprüfung der einer Veränderung des Hoch vorläufigen Risikobewertung neue wassergeschehens beispielsweise durch Erkenntnisse, so werden die Auswirkungen neue Siedlungen in Retentionsräumen zu des Klimawandels erneut überprüft werden. rechnen. In diesen Retentionsräumen ist eine Siedlungstätigkeit durch rechtliche Vorgaben5 2.5.2. Demographischer Wandel weitgehend ausgeschlossen. Auf Grund der prognostizierten 2.5.3. Wirtschaftliche Entwicklung Wanderungsbewegungen4 in Deutschland, nach denen Baden-Württemberg auch Auch ein eindeutiger Trend der zukünftig ein Zuwanderungsland bleiben wirtschaftlichen Entwicklung, der eine wird, fällt die Abnahme der Bevölkerung in Veränderung der negativen Folgen für das Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Schutzgut wirtschaftliche Tätigkeiten nach Bundesländern moderat aus. Eine Änderung sich ziehen würde, ist nicht zu erkennen. der potenziell nachteiligen Folgen Andere langfristige Entwicklungen wie insbesondere für die menschliche Landnutzungsänderungen durch die Land- Gesundheit im Hochwasserfall durch den und Forstwirtschaft mit signifikantem demographischen Wandel ist nicht zu Einfluss auf die Hochwasserentwicklung mit erwarten. Als wahrscheinlichste Entwicklung mittlerer oder geringer der Bevölkerung bis zum Jahr 2060 wird Auftretenswahrscheinlichkeit in großen angenommen, dass die Bevölkerung in Einzugsgebieten sind derzeit nicht abzuse Baden-Württemberg von ca. 10,75 Mio. hen. Im Rahmen der Simulationen von Personen im Jahr 2008 auf ca. 10,6 Mio. im Flächennutzungsszenarien mit Hilfe von Jahr 2020, ca. 10 Mio. im Jahr 2040 und ca. Wasserhaushaltsmodellen in Baden- 9,1 Mio. im Jahr 2060 stetig abnimmt. Dieser Württemberg wurden keine signifikanten Bevölkerungsrückgang ist verbunden mit Veränderungen des Hochwassergeschehens einer deutlichen Veränderung der festgestellt. Altersgliederung in der Bevölkerung, die sich erheblich auf viele Gesellschaftsgebiete wie das Schulwesen oder die sozialen Siche rungssysteme auswirken wird. Es sind 4 siehe u. a. Brachat-Schwarz, Werner (2010): Neue Bevölkerungsvorausrechnung für Baden-Württemberg bis 2060 – Herausforderungen und Chancen einer alternden Gesellschaft, Statistisches Monatsheft Baden- 5 Überschwemmungsgebiete mit Württemberg 2/2010, http://www.statistik.baden- Nutzungsrestriktionen im Sinne der § 76 wuerttemberg.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/ Wasserhaushaltsgesetz und §§ 77ff Wassergesetz Baden- Beitrag10_02_02.pdf Württemberg 15
2.6. Zusammenstellung herabkommenden Wasser den Lauf der Gewässerabschnitte versperrte und es auf das Umland ausufern mit Hochwasserereignissen in ließ. Nagold und Enz führten ebenfalls Hochwasser. Verursacht durch das Tauwetter der Vergangenheit mit setzte in Heidelberg das Hochwasser am 27. signifikanten Auswirkungen Februar 1784 ein und richtete trotz auf die Schutzgüter Evakuierung und anderer Sicherheitsmaßnahmen großen Schaden an. In diesem Kapitel werden die wesentlichen 39 Häuser, ein Teil der Stadtmauer und – dokumentierten - Hochwasserereignisse in Mühlen sowie die Alte Brücke wurden Baden-Württemberg kurz beschrieben. Bei zertrümmert und weggespült. Auch im der Beschreibung wird zwischen weiteren Verlauf rissen Eismassen und Wasser etliche Häuser, Brücken und auch • der Beschreibung historischer Menschen mit. Für Heidelberg war dies mit Hochwasser vor dem Ausbau der einer Höhe von 11,07 m (Pegel Eberbach) das Gewässer und größte Hochwasser aller Zeiten. • der Beschreibung von Juli 1789: Neckar7 Hochwasserereignissen der jüngsten Am 30.Juli 1789 ereignete sich das von Vergangenheit nach dem Ausbau der Besigheim über Lauffen, Wimpfen und Gewässer Gundelsheim bis Eberbach als unterschieden. zweithöchstes belegte und in Heidelberg als Diesen Beschreibungen schließt sich eine dritthöchstes bekannte Hochwasser (11,28 m, Darstellung der Gewässerabschnitte mit Pegel Eberbach), welches durch extrem Hochwasserereignissen in der Vergangenheit gewittrige Niederschläge ausgelöst wurde. mit signifikanten Auswirkungen auf die Von Mannheim waren Teile der unteren Stadt Schutzgüter an. überschwemmt (u.a. auch die Trinitatis- Kirche). Dieses Hochwasser war Auslöser für die Korrektur des Neckarlaufs. 2.6.1. Beschreibung historischer Mai 1817: Neckar8 Hochwasserereignisse Durch starke Niederschläge verursacht, war Im Folgenden sind die wichtigsten das Hochwasser vom 28. Mai 1817 mit einem überregionalen historischen Höchstwasserstand von 10,28 m (Pegel Hochwasserereignisse in Baden- Eberbach) einen Meter höher als das Württemberg chronologisch aufgeführt. Für Jahrhunderthochwasser in Baden- kleinere Gewässer liegen keine belastbaren Württemberg von 1993 (9,26 m, Pegel historischen Hochwasserbeschreibungen Eberbach). Das Hochwasser dauerte drei vor. Tage und hinterließ Schäden von 13.638 Gulden. 1817 war ein „beispielloses Februar 1784: Neckar6 Mißjahr“ mit einer Hungersnot im Land. Im Januar 1784 war der Neckar zum dritten Dieses Neckarhochwasser ist von Esslingen Mal in diesem Winter zugefroren. Nach dem bis an die Mündung dokumentiert und erneuten Auftauen verblieb das Treibeis wurde ab Besigheim relativ schwächer, da zwischen Heidelberg und Mannheim und Enz, Kocher und Jagst weniger hohes gefror zu einer Eiswand, welche dem Wasser führten. 7 Röckel, D. (1995): Der Neckar und seine Hochwasser am Beispiel von Eberbach. 6 Röckel, D. (1995): Der Neckar und seine 8 Röckel, D. (1995): Der Neckar und seine Hochwasser am Beispiel von Eberbach. Hochwasser am Beispiel von Eberbach. 16
Oktober 1824: Neckar und Rhein9 im ganzen Untersuchungsraum Das größte historisch belegte Hochwasser extreme Niederschlagssummen mit vom 30. Oktober 1824 am Neckar ereignete sich brachte (z.B. Freudenstadt mit sich durch Starkniederschläge in einem max. 194 mm/36 h) ohnedies niederschlagsreichen Jahr. Im • hohen Einträge durch Schwarzwald und im Bereich des mittleren Teileinzugsgebiete, v.a. aus dem Neckars fiel die größte Menge an Einzugsgebiet der Enz, Kocher, Jagst Niederschlag. Aufgrund der starken und lang Neckar anhaltenden Niederschläge stiegen der Am Abend des 26.10.1824 gingen im Neckar und auch seine Zuflüsse extrem Neckareinzugsgebiet bei einer schnell an. Der Neckar und die Enz Anströmung aus Südwesten teilweise erreichten im Raum Stuttgart ihren schwere Gewitter nieder. Diese Höchststand in der Nacht zwischen dem Niederschläge hatten noch kein außer 29.10.1824 um 22 Uhr und dem gewöhnliches Hochwasser zur Folge. Am 30.10.1824 um 3 Uhr. Die Nagold und 27.10. regnete es vor allem noch im selbst auch kleinere Bäche wie beispiels Bereich des oberen Neckartals weise der Nesenbach in Stuttgart oder (Oberndorf, Tübingen), während es im der Sulzbach bei Oberndorf erreichten übrigen Einzugsgebiet vorwiegend extreme Wasserstände und verursachten trocken war. Am Abend des 28.10. großen Schaden. Mehrere Häuser und die zwischen 18 und 20 Uhr setzte im ganzen Enzbrücke wurden weggeschwemmt. In Neckareinzugsgebiet ein bis zu 36 Eberbach standen alle Häuser bis unter Stunden anhaltendes Stark die Dächer komplett im Wasser. Bereits in niederschlagsereignis ein, welches das Plochingen am oberen Neckar war das Hochwasser verursachte. Vielerorts hielt Oktoberhochwasser von 1824 das höchste das Regenwetter mit Ausnahme kleinerer Hochwasser aller Zeiten (Höchstwasser Unterbrechungen bis zum 2. November stand 11,94 m, Pegel Eberbach) und setzte an. sich über Esslingen, Stuttgart, Aldingen, Ursache für diese Hochwasserkatastrophe Besigheim, Lauffen, Wimpfen, war die Verknüpfung verschiedener Fak Gundelsheim, Eberbach, Neckarsteinach toren: bis nach Ziegelhausen fort. Der reißende Fluss forderte zahlreiche Menschenleben, • gesättigte Bodenwasserspeicher zu ertränkte massenhaft Vieh, verwüstetet Ereignisbeginn aufgrund eines Äcker, Wiesen, Obstgärten und Häuser. feuchten Sommers; durchschnittliche Allein in Württemberg wurde der Niederschlagssummen für die Monate Wasserschaden auf 2,5 Mio. Gulden Juni, Juli, August und September geschätzt. lagen deutlich über den Mittelwerten Die 1824 erreichten Scheitelhöhen des der Messperiode 1961 - 1990 (im Mittel Neckars waren Anlass für eine Neu um bis zu 350%). festsetzung der Spiegellinien, nach denen • großräumiger langanhaltender die Höhenlage von Dämmen und Brücken Niederschlag Ende Oktober, was fast sowie zahlreiche wasserwirtschaftliche Maßnahmen bis hin zur Festlegung der Durchflussquerschnitte bemessen 9 Röckel, D. (1995): Der Neckar und seine wurden. Hochwasser am Beispiel von Eberbach und Gewässerdirektion Neckar (Hrsg.) (2005): Rekonstruktion des Neckarhochwassers von 1824 in Bürger et al.: Schlussbericht für das RIMAX-Vorhaben Xfloods „Analyse historischer Hochwasser für ein integratives Konzept zum vorbeugenden Hochwasserschutz“, www.rimax-hochwasser.de. 17
Rhein Emmendingen, 330 cm), Dreisam, Rench Der Oberrhein stieg um 4 bis 5 m über (Pegel Oberkirch, 220 cm), Wutach, seine gewöhnliche Wasserfläche. Bei Schutter und Acher betroffen. Gernsheim hat er etwa 7 m erreicht. Neckar Weiterhin waren die Zuflüsse Dreisam, Die Neckarhochwasserwelle (9,40 m, Elz, Kinzig, Murg und Alb betroffen. Pegel Eberbach) mündete drei Tage früher Juni 1876: Rhein10 in den Rhein, bevor das Hochwasser des Die größte bekannte Wasserführung des Oberrheins und des Mains in Mannheim Rheins bei Basel betrug am 13. Juni 1876 ankam. 5700 m³/s bei einem Pegelstand von nur Zahlreiche Ortschaften und Gehöfte 6,70 m. standen unter Wasser, jedoch waren Dezember 1882 / Januar 1883: Mensch und fast alles Vieh verschont Rhein und Neckar11 geblieben. Bahnkörper und Brücken wurden unterbrochen und zerstört. Viele Nach viel Schnee im Schwarzwald und in der Wohnungen der Rheinanwohner wurden Schweiz hatte ein von den Alpen herein unbenutzbar. Einige Gewerbebetriebe brechender Föhn, mit einem plötzlichen nahmen durch Überschwemmungen und Temperaturanstieg bis zu 12°C und massen Verkehrsunterbrechungen bei Bahn und haftem warmen Regen zum schnellen Ab Schifffahrt großen Schaden. schmelzen der Schneemassen geführt. Gleichzeitig folgten Niederschläge, die ihren Donau Höhepunkt am 26. und 27. Dezember 1882 Das Hochwassergeschehen an der Donau ist erreichten. Der meiste Niederschlag fiel im erst seit den 1920iger Jahren durch systema Schweizer Jura, Alpenvorland und südlichen tische Pegelbeobachtungen belegt. Die Hoch Schwarzwald. In drei Tagen (25. bis 27. wasser bis zur Einmündung der Iller bei Ulm Dezember 1882) fielen beispielsweise in sind eindeutig vom Geschehen im Schwarz Altdorf/ Schweiz 102 mm, in Baden (Schweiz) wald geprägt und haben ihren Schwerpunkt 148 mm und in Höchenschwand/Schwarz außerhalb der Vegetationsperiode. Sie wald 213 mm Niederschlag. werden in der Regel von der Schneeschmel Rhein ze und Regen im Schwarzwald ausgelöst. Kinzig (Pegel Schwaibach, 515 cm) und In Ortschroniken und Verwaltungsberichten12 Murg (Pegel Rastatt, 520 cm) führten auf sind zahlreiche bemerkenswerte Hochwasser grund der Wassersättigung des Bodens dokumentiert: April 1539, Februar 1618, März durch die zahlreichen Niederschläge ein 1684, April 1717, März 1760, Oktober 1778, bis dahin nicht beobachtetes hohes Januar 1799, Oktober 1824, Februar 1830, Hochwasser. Die Hochwasserwellen von Februar 1877, Oktober 1880, Dezember 1919. Aare und Hochrhein wurden ebenfalls Angaben zu Abflussmengen und noch durch die Gewässer des Schwarz Beschreibungen des Hochwasserverlaufs waldes und der Vogesen erhöht. Durch liegen nicht in einfach nutzbarer Form vor. zahlreiche Deichbrüche wurde die Hoch Die Ausbaumaßnahmen an der Donau in wasserwelle des Hochrheins in Richtung Baden-Württemberg sind im Vergleich zu den Oberrhein abgeschwächt. Weiterhin Veränderungen an Rhein, Neckar und Main waren die Zuflüsse Wiese, Elz (Pegel relativ gering. Die seit 1936 dokumentierten Hochwasserereignisse können deshalb prinzipiell in ihrer Intensität wieder auftreten. 10 Badischer Staatsanzeiger Nr. 49 (27.09.1929): Artikel über das Hochwasser am Neckar 1784, Beilage der Die an den Pegeln gemessenen Wasser Karlsruher Zeitung 11 Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie im Großherzogthum Baden (1889): „Der Rheinstrom 12 siehe ausführlich Deutscher Verband für und seine wichtigsten Nebenflüsse“ und Röckel, D. Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. (DVWK) (1994): (1995): Der Neckar und seine Hochwasser am Beispiel Historische Wasserwirtschaft im Alpenraum und an der von Eberbach. Donau 18
Vorläufige Risikobewertung und Abgrenzung von Risikogebieten Januar 1799, Oktober 1824, Februar 1830, Februar 1877, Oktober 1880, Dezember 1919. Angaben zu Abflussmengen und Beschreibungen des Hochwasserverlaufs liegen nicht in einfach nutzbarer Form vor. Die Ausbaumaßnahmen an der Donau in Baden-Württemberg sind im Vergleich zu den Ver- änderungen an Rhein, Neckar und Main relativ gering. Die seit 1936 dokumentierten Hoch- wasserereignisse können deshalb prinzipiell in ihrer Intensität wieder auftreten. Die an den Pegeln gemessenen Wasserstände und daraus berechneten Abflüsse sind daher bei Modell- rechnungen stände nach wie und daraus vor zu berücksichtigen. berechneten Abflüsse wasserereignisse nach 1970, für die sind daher bei Modellrechnungen nach wie belastbare Beschreibungen vorliegen, die In der folgenden Tabelle 1 sind die größten Hochwasserereignisse an der Donau in Baden- vor zu berücksichtigen. Württemberg seit 1936 zusammengestellt. Es wird Hochwassersituation an der Donau deutlich, dass die Hochwasserereignisse nach In der1970, für die folgenden belastbare Tabelle 1 sindBeschreibungen die größten vorliegen, die Hochwassersituationkönnen. ausreichend genau beschreiben an der Auf Donau ausreichend genau Hochwasserereignisse an der Donau in können. Auf eine weitergehende aufwändige cRe- beschreiben eine weitergehende aufwändige Re herche cherche wurde deshalb Baden-Württemberg seitim Rahmen 1936 wurde der vorläufigen zusammen deshalb im Rahmen Risikobewertung der vorläufigen verzichtet. gestellt. Es wird deutlich, dass die Hoch Risikobewertung verzichtet. Tabelle 1: Die größten Donauhochwasser seit 1936 Abflüsse Q [m³/s] am Pegel Kirchen-Hausen Hundersingen Berg Januar 193613 ausgefallen 270 367 Dezember 194713 ausgefallen 268 345 Juni 1953 274 250 277 Januar 195513 251 307 376 Februar 1970 13 ausgefallen 303 351 Februar 1980 14 248 376 412 Februar 1990 15 350-370 470-480 435 Januar 1995 16 300 373 341 2.6.2 Beschreibung Tabelle 1: vonDonauhochwasser Die größten Hochwasserereignisse seit 1936 in der jüngeren Vergangenheit nach Ausbau der Gewässer 2.6.2 Beschreibung von erfolgt hier im Rahmen des Integrierten Die Übertragung von historischen Hochwasserereignissen auf die heutige Rheinprogramms Zeit ist s. (IRP, Näheres aufgrund im Internet Hochwasserereignisse in der grundlegender Veränderungen an den Gewässern und in den Vorländern, insbesondere den jüngeren Vergangenheit nach unter http://www.rp-freiburg.de/servlet/PB/ Auen, nicht möglich. menu/ 1188090/index.html). Ausbau der Gewässer Ab 1921 wurde der Neckar zur Großschifffahrtsstraße von Plochingen Gemeinsam bis Mannheim mit der LUBW und dendurch Uni Kanalisierung und den Bau von Staustufen ausgebaut.versitäten Freiburg und Stuttgart untersuchte Die Übertragung von historischen Hoch Der Oberrhein wurde ab 1685 verlegt und abgelenkt, um Land für die landwirtschaftliche das Regierungspräsidium Stuttgart im wasserereignissen auf die heutige Zeit ist Nutzung zu gewinnen. Die Oberrheinkorrektion (ab 1817 u.a. Rahmen des durch J. G. Tulla) führte INTERREG-Projektes zum SAFER aufgrund grundlegender Veränderungen an Ausbau des Oberrheins als Schifffahrtsweg und zur Verkürzung (2003-2008), des Laufs inwieweit um das 81 km. Extrem Die hoch den GewässernKanalisierung anschließende und in den Vorländern, (1928-1977), die Eindeichung sowie der Bau wasser vom Oktober 1824der im Staustufen Neckarein insbesondere zwischen Baselden Auen, und nicht (1950-1977) Iffezheim möglich. führten zu wesentlichen zugsgebiet auf die Veränderungen der heutigen Verhältnisse Hochwasserabflüsse Ab im Untersuchungsgebiet. 1921 wurde der Neckar zur Großschiff Zum Ausgleich sollen gemäß der deutsch- übertragen werden kann. Ziel war die französischen fahrtsstraße Vereinbarung von Plochingen von 06.12.1982 Hochwasserrückhalteräume erstellt werden, bis Mannheim Nutzung der Informationen als Abgrenzung davonKanalisierung durch 13 in Baden-Württemberg. und den Bau Dies von erfolgt hierdes im Rahmen des Integrierten Rhein- Extremhochwassers für das Neckarein Staustufen ausgebaut. zugsgebiet. Dabei wurde deutlich, dass 12 siehe ausführlich Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. (DVWK) (1994): Historische Wasserwirtschaft Der Oberrhein wurde ab 1685 verlegt und durch den Ausbau so erhebliche Verände im Alpenraum und an der Donau abgelenkt, um Land für die landwirt s chaft rungen eingetreten sind, dass eine Über 13 Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft München (Hrsg) (2009): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch, liche Nutzung Donaugebiet 2003zu gewinnen. Die Oberrhein tragung nicht möglich ist13. korrektion (abfür 14 Landesanstalt 1817 u.a. durch Umweltschutz J. G. Tulla) (1985): Mai-Hochwasser Baden-Württemberg Auf Grund der 1978 beschriebenen fehlenden am Rhein und Neckar, Februar- führte zum Ausbau des Oberrheins als Hochwasser 1980 an der Donau. In Handbuch Hydrologie Baden-Württemberg Übertragbarkeit werden Hochwasserereig 15 Landesanstalt für Umweltschutz Schifffahrtsweg und zur Verkürzung des (Hrsg.) (1990): Baden-Württemberg nisseHochwasser an Rhein, vom Februar 1990 – Kurzbericht Neckar und Main vor 1970 16 Bayerisches Laufs um 81 Landesamt km. Die für anWasserwirtschaft schließende München (Hrsg) (2009): Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch, Donaugebiet 2003 für die weitere Auswertung insbesondere Kanalisierung (1928-1977), die Eindeichung hinsichtlich ihrer Auftretenswahrschein sowie der Bau der Staustufen zwischen lichkeit nicht weiter betrachtet. Seite 16 Basel und Iffezheim (1950-1977) führten zu wesentlichen Veränderungen der Hoch wasserabflüsse im Untersuchungsgebiet. Zum Ausgleich sollen gemäß der deutsch- 13 Gewässerdirektion Neckar (Hrsg.) (2005): Rekonstruktion des Neckarhochwassers von 1824 in französischen Vereinbarung von 06.12.1982 Burger et al.: Schlussbericht für das RIMAX-Vorhaben Hochwasserrückhalteräume erstellt werden, Xfloods „Analyse historischer Hochwasser für ein integratives Konzept zum vorbeugenden Hoch davon 13 in Baden-Württemberg. Dies wasserschutz“, www.rimax-hochwasser.de. 19
In den Lauf der Donau in Baden-Württem gemessen. Der Auslöser für das Hochwasser berg wurde Anfang und Mitte des 19. Jahr vom 22. bis 24. Mai 1978 im Rhein- und hunderts mit der „Correction“ der ober Neckareinzugsgebiet war, neben dem schwäbischen Donau zwischen Scheer und ergiebigen Niederschlag, auch die hohe Ulm eingegriffen, um neue landwirtschaft Bodenfeuchte aufgrund großer Vorregen liche Flächen zu gewinnen und einen Schutz summen zu Beginn des Ereignisses. gegen die ständigen und unvorhersehbaren Rhein: Veränderungen des Flusslaufes zu schaffen. Oberhalb Basel gab es weniger Nieder Dabei wurden Teilbereiche grundlegend schlag und somit nur mittlere Hochwas umgestaltet (z.B. zwischen Binzwangen und serabflüsse (Pegel Rheinfelden Q= 2.940 Riedlingen und von Öpfingen bis Ulm). Die m³/s) im Rhein. Die Situation verschärfte erstellten Deiche sollten vorwiegend die sich im Oberrhein wesentlich durch die Sommerhochwässer zurückhalten und die Zuflüsse aus dem baden-württem angelegten landwirtschaftlichen Flächen bergischen Einzugsgebiet. Der Abfluss schützen. des Rheins steigerte sich bis Karlsruhe auf Größere Hochwässer insbesondere zur Q= 4.200 m³/s (HQ10). Schneeschmelze im Frühjahr führen regel Den größten Anteil an diesem Ereignis mäßig zu größeren Ausuferungen. Die brachten die Zuflüsse Elz, Dreisam, Murg historischen Ortslagen waren überwiegend und Kinzig aus dem Schwarzwald. Am Hochwasser sicher angelegt. Erst in den stärksten betroffen waren die kleinen Nachkriegsjahren wurde teilweise auch die Vorfluter im Bereich nördlich der Kinzig Talaue besiedelt. Dadurch geben insbe bis einschließlich der Alb, wo die Abflüsse sondere die Beschreibungen von Hoch HQ100 erreichten. Weitere Schwerpunkte wassergeschehen nach 1970 die aktuelle mit Abflüssen im Bereich von 20 bis 25 Situation wieder. jährigen Ereignissen lagen an der Im Folgenden sind die bedeutendsten über Schutter, der Bleiche und der Kander. Der regionalen Hochwasser der letzten 40 Jahre Schwerpunkt der Hochwasserschäden lag chronologisch zusammengestellt. Nach den in der Oberrheinebene. Hier wurden heutigen Erkenntnissen können an den Ge Ortschaften, Verkehrswege und große wässerabschnitten, an denen diese ver landwirtschaftlich genutzte Flächen gangenen Hochwasser abgelaufen sind, nach überflutet. In Karlsruhe kam es zu wie vor Hochwasser in dieser oder ähnlicher großflächigen Überschwemmungen, Weise stattfinden, das Risiko für das welche auch die Autobahn betrafen. Auftreten von Hochwassern mit geringer und Neckar: mittlerer Wahrscheinlichkeit (HQ10 und HQ100) ist jedoch durch die zahlreichen Hochwas Im Neckargebiet waren vor allem der serschutzmaßnahmen deutlich gesunken. Bereich des mittleren Neckars und seine Nebenflüsse vom Hochwasser besonders Mai 1978: Rhein und Neckar14 betroffen. Zwischen Kirchentellinsfurt und Die Niederschläge, die im Mai 1978 innerhalb Lauffen wurde ein Abfluss mit einer Jähr von 48 Stunden abregneten, übertrafen zum lichkeit von 50 bis 100 Jahren über Teil das langjährige Mittel des Monats Mai schritten (Pegel Plochingen Q= 1165 m³/s, um 100%. Die größten Mengen (>150 mm) Pegel Lauffen 1665 m³/s). Ebenso waren wurden im westlichen Schwarzwald, in der die Einzugsgebiete der Lauter, Rems, Oberrheinebene sowie am mittleren Neckar Murr, Kocher, Jagst und Sulm betroffen. Im Enz-Nagoldgebiet und an den Zuflüs sen von der Schwäbischen Alb (Aich, 14 Landesanstalt für Umweltschutz Baden- Würm und Fils) wurde dieses Ereignis mit Württemberg (1985): Mai-Hochwasser 1978 am Rhein einer Jährlichkeit von 10 bis 20 Jahren und Neckar in Handbuch Hydrologie Baden- Württemberg. eingestuft. Zum Beispiel wurde in 20
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