Hochwasser Mai / Juni 2013 - Kurzbericht zum auf Basis von Rohdaten Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
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Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Kurzbericht zum Hochwasser Mai / Juni 2013 auf Basis von Rohdaten Stand: 16. August 2013
- Inhalt - Kurzfassung ...................................................................................................................... 2 1. Ausgangslage (Bodenfeuchte, Niederschläge) ........................................................ 3 2. Hochwassersituation ................................................................................................ 6 3. Einsatz und Wirkung von Retentionsmaßnahmen und Rückhaltebecken................ 9 Anlagen Anlage 1: Hochwasserscheitelwerte, Jährlichkeiten und historische Vergleichswerte für ausgewählte Pegel Anlage 2: Liste der HVZ-Pegel in Baden-Württemberg mit HW > 20 Jahren Anlage 3: Wirkung der Retentionsmaßnahmen am Oberrhein für die Pegel Speyer und Worms Anlage 4: Räumliche Schwerpunkte des Hochwassers in Baden-Württemberg im Hinblick auf die Hochwasser-Jährlichkeit LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Sachgebiet 43.2 Hochwasservorhersagezentrale, Hochwasserschutz Oberrhein Bearbeitung: Dr. Manfred Bremicker, Ute Badde, Joachim Krause Angela Sieber (Hydron GmbH), Daniel Varga (Hydron GmbH) 1
Kurzfassung Meteorologie, Hydrologie Aufgrund der nassen Witterung in den Vorwochen lag die Bodenfeuchte in Baden- Württemberg Ende Mai 2013 auf einem sehr hohen Niveau. Der ergiebige, in manchen Landesteilen auch extrem ergiebige Dauerregen hielt von Donnerstagabend (30. Mai) bis Sonntagvormittag (2. Juni) an. In diesem Zeitraum (60 Stunden) fielen verbreitet 50 bis 100 mm Regen, auf der Alb und im Allgäu Spitzenwerte von 120 bis 140 mm. Zum Vergleich: die durchschnittliche Niederschlagsmenge im gesamten Monat Mai beträgt in Baden-Württemberg 96 mm. In fast allen Flüssen des Landes führten diese Niederschläge zu einem raschen Anstieg der Wasserstände. Betroffen waren besonders das Neckar- und Taubergebiet, einige Donau- und Oberrheinzuflüsse, das baden-württembergische Allgäu sowie der Hoch- und Oberrhein. In Baden-Württemberg hat sich an rund 30% der Pegel ein über 10-jährliches Hochwasser ausgebildet, an rund 10% der Pegel ein über 50-jährliches. An einigen Neckar- und Donauzuflüssen wurde ein mehr als 100-jährliches Hochwasser erreicht. Man kann von einem flächendeckenden Ereignis sprechen, welches in ähnlichem Ausmaß zuletzt im Mai 1978 aufgetreten ist. Wenn die Wetterlage am 31.5. / 1.6. etwas weiter nach Westen übergriffen wäre, hätte sich in Baden-Württemberg ein ähnlich katastrophales Hochwasser am Oberrhein, Neckar und anderen Landesteilen ereignet, wie es in den Folgetagen im Osten Deutschlands eingetreten ist. Hochwasserschutzmaßnahmen Landesweit wurden zahlreiche Rückhaltebecken, vor allem im Neckar-, Tauber- und Oberrheingebiet sowie im Allgäu eingesetzt und haben wichtige regionale Beiträge zur Abminderung der Hochwasserscheitel geliefert. Der rechtzeitige Aufbau mobiler Hochwasserschutzwände verhinderte z.B. in Kochendorf, Offenau und Heidelberg die Überflutung von Ortsteilen. Am Oberrhein wurden als baden-württembergische Retentionsmaßnahmen das Kulturwehr Kehl-Straßburg und die Polder Altenheim 1 und 2 eingesetzt. Auf französischer Seite wurden der Polder Erstein und die Stauhaltung Straßburg eingesetzt. Ein Einsatz weiterer baden-württembergischer, französischer sowie rheinland-pfälzischer Maßnahmen war gemäß internationalem Reglement nicht erforderlich. Die scheitelabmindernde Wirkung der Maßnahmeneinsätze lag in der freien Rheinstrecke zwischen Iffezheim und Mannheim in einer Größenordnung von 20 bis 30 Zentimeter sowie rund 15 Zentimeter flussabwärts der Neckarmündung (berechnet bis Worms). Die in der Vergangenheit durchgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen haben sich bewährt und Schäden verhindert. 2
1. Ausgangslage Bodenfeuchte Aufgrund wiederholter Niederschläge lag die Bodenfeuchte in weiten Teilen Deuschlands Ende Mai 2013 auf einem sehr überdurchschnittlichen Niveau. Die Abbildung 1 (Quelle: DWD, 2013) zeigt die Bodenfeuchte zum Zeitpunkt Ende Mai 2013 als Mittelwert über ganz Deutschland und verdeutlicht den extremen Wert in diesem Jahr im Vergleich zu den vergangenen 50 Jahren. Auch in Baden-Württemberg war durch den nieder- schlagsreichen Mai bereits vor Beginn der Starknieder- schläge eine hohe Boden- feuchte gegeben, was eine hohe Abflussbereitschaft der Böden zur Folge hatte. Wie es bei großflächigeren Hochwassern allgemein zu beobachten ist, hat der Abflussanteil von versiegel- ten Flächen (Flächenanteil in Baden-Württemberg rund 6,4 %, Statistisches Landesamt, 2008) allenfalls in lokalen Einzelfällen einen nennenswerten Beitrag zum Gesamthochwasser erbracht, jedoch nicht regional oder überregional. Niederschläge Am Abend des 28.05. (Dienstag) setzten landesweite Niederschläge ein, die nochmals von einem knapp einen Tag dauernden, weitgehend niederschlagsfreien Zeitraum am 30.05. unterbrochen wurden. Auslöser der z.T. extrem ergiebigen Dauerniederschläge ab dem Abend des 30.5. war ein Höhentief über Südosteuropa, das vom östlichen Mittelmeer feuchtwarme Luft nach Ost- europa verfrachtete. Diese Luftmassen verlagerten sich dann durch das erwähnte Höhentief innerhalb Deutschlands von Nordosten südwärts an die Alpen und stauten sich dort längerfristig an. Das Tief blieb vom 30.05. bis 02.06. über 3 Tage nahezu stationär in dieser Lage und löste auch in Baden-Württemberg sowie in der Nordschweiz intensive Dauer- niederschläge aus (DWD, Regionale Wetterberatung Stuttgart). Die Niederschläge begannen am Donnerstagabend (30. Mai) in den östlichen Landesteilen und hielten bis Samstagabend in den westlichen Landesteilen, bis Sonntagvormittag (2. Juni) in den östlichen Landesteilen an. In diesem Zeitraum (60 Stunden) fielen verbreitet 50 bis 100 mm Regen, auf der Alb und im Allgäu Spitzenwerte von 120 bis 140 mm. Unter anderem an folgenden, ausgewählten Niederschlagsstationen wurden Niederschläge größer 100 mm/60 h gemessen: Pforzheim-Ispringen 105 mm Baden-Baden-Geroldsau 100 mm Stötten 138 mm Leutkirch-Herlazhofen 122 mm Wangen-Allgäu 120 mm 3
Abbildung 2 zeigt den zeitlichen Verlauf der Niederschläge an ausgewählten Stationen vom 28.05. bis zum 02.06.2013. Abb. 2: Niederschlagsumme vom 28.05. bis 02.06.2013 an ausgewählten Stationen Die flächenhaften, über das gesamte Ereignis (72 Stunden vom 30.05.2013 05:00 bis 02.06. 2013 05:00 Uhr) summierten interpolierten Niederschläge sind in Abbildung 3 dargestellt. Abb. 3: 72-h-Niederschlagsumme des vom 30.05.2013 05:00 Uhr bis 02.06.2013 05:00 Uhr 4
In Tab. 1 sind die gemessenen 48-h-Niederschlagssummen für einzelne Stationen der Stark- niederschlagsstatistik DWD-KOSTRA-2000 für den Zeitraum Mai bis September gegenüber- gestellt. Das Niederschlagsereignis wies laut KOSTRA-Daten eine Jährlichkeit von etwa 50a bis bereichsweise über 100a auf. Tab. 1: Vergleich der gemessenen 48-Niederschlagssummen mit KOSTRA-2000-DWD 48h-Summe gemäß Station gemessene KOSTRA-2000-DWD 48-h-Summe T = 100 T = 50 Pforzheim-Ispringen 105 mm 100 mm 92 mm Stötten 131 mm 120 mm 110 mm Wangen-Allgäu 103 mm 140 mm 129 mm Vergleicht man die gemessenen 48h-Summen mit der mittleren Niederschlagssumme für den Mai (Periode 1961 -1990) zeigt sich, dass bereichsweise in zwei Tagen ungefähr so viel Niederschlag gefallen ist, wie durchschnittlich im gesamten Monat fällt. Die flächenhafte Darstellung der Niederschlagshöhen in Abbildung 3 zeigt, dass im schwei- zerischen Einzugsgebiet von Bodensee und Hochrhein teilweise noch höhere Niederschläge als in Baden-Württemberg gefallen sind. 5
2. Hochwassersituation In fast allen Flüssen des Landes führten die extremen Niederschläge zu einem raschen und starken Anstieg der Wasserstände. Betroffen waren besonders das Neckar- und Tauber- gebiet, einige Donau- und Oberrheinzuflüsse, das baden-württembergische Allgäu sowie der Hoch- und Oberrhein. Abbildung 4 zeigt die Hochwasser-Jährlichkeit der gemessenen Scheitelwasserstände für den Zeitraum vom 31. Mai bis zum 3. Juni für rund 200 HVZ-Pegel mit klassifizierten Hoch- wasser-Kennwerten (Basis: vorgeprüfte Rohdaten). 6
Die Hochwassersituation in verschiedenen Landesteilen: Der Hochwasserschwerpunkt mit über 50- bis über 100-jährlichen Hoch- wasser war in kleineren südlichen Zuflüssen des oberen Neckars sowie nörd- lichen Zuflüssen der Donau zu verzeichnen (hauptsächlich betroffene Landkrei- se: Zollernalbkreis, Simaringen und Reutlingen). Ein weiterer Schwerpunkt war im oberen und mittleren Neckar zu verzeichnen mit 20- bis 50-jährlichen Hochwasser (z.B. Neckarpegel Kirchentellinsfurt und Plochin- gen). Im unteren Neckar bei Heidelberg entwickelte sich dagegen „nur“ ein etwa 10-jährliches Hochwasser. Deutlich betroffen waren ebenfalls das baden-württembergische Allgäu (20- bis über 100-jährlich), die Tauber mit einem 20- bis 50-jährlichen Hochwasser sowie einige kleinere Oberrheinzuflüsse (10- bis über 50-jährliche Werte). Im Hoch- und Oberrhein waren „nur“ 10- bis 20-jährliche Hochwasser zu ver- zeichnen, die dennoch zum zweithöchsten Wasserstand am Pegel Maxau führten, der seit Auswertungsbeginn 1880 erreicht wurde Die gemessenen Höchststände an ausgewählten Pegeln sowie deren statistische Auftrittswahrscheinlichkeit (Jährlichkeit) können den Anlagen 1 und 2 entnommen werden. Eine Karte mit Markierung der Hochwasser-Schwerpunkte enthält Anlage 4. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen die gemessenen Wasserstandsganglinien an ausgewählten Pegeln. Deutlich erkennbar sind die raschen und zeitversetzten Anstiege der Wasserstände in den verschiedenen Flussgebieten des Landes, z.B. am Freitag, den 31. Mai in der Tauber, am Samstag, den 1. Juni im Hochrhein und im mittleren Neckar sowie am Sonntag, 2. Juni im Oberrhein sowie im mittleren und unteren Neckar. 7
Abgesehen von den direkten Überflutungen durch das Ausufern von Gewässern gab es auch lokale Überflutungen aufgrund von heftigen Starkregen unabhängig von Gewässernetz (Überlastung der Kanalisation z.B. in Wertheim und in Pforzheim). Ebenso bilden sich auch in unversiegelten, muldenförmigen Bereichen Vernässungs- und Überflutungsflächen, z.B. durch Niederschlagsmengen oberhalb der Infiltrations- kapazität der Böden, durch Grundwasseranstiege sowie durch wild fließendes Wasser. Das Hochwasser ist in seiner Bedeutung für Baden-Württemberg - stark vereinfacht betrachtet - mit dem Hochwasser Mai 1978 vergleichbar. Die Niederschlagsschwerpunkte im Mai/Juni 2013 lagen großräumig betrachtet eher im östlichen Teil Deutschlands, in Tschechien sowie in Teilen Österreichs, so dass sich in Baden-Württemberg nicht so extreme Verhältnisse einstellten wie beispiels- weise in Bayern (größtes Hochwasser der Donau bei Passau seit 1501) oder im Elbe- gebiet. Aus meteorologischer und hydrologischer Sicht bestand jedoch im Mai / Juni 2013 das Potential, dass die extremen Niederschlagsschwerpunkte noch stärker nach Westen, d.h. auf Baden-Württemberg und die Nordschweiz übergegriffen hätten. Eine (einzelne) Niederschlagvorhersage am 30.5. enthielt ein solches Szenario. In einem solchen Falle hätte das Hochwasser entlang von Oberrhein, Neckar und auch in wei- ten anderen Landesteilen katastrophale Ausmaße angenommen. 8
3. Einsatz von Retentionsmaßnahmen und Rückhaltebecken 3.1 Retentionsmaßnahmen im Einzugsgebiet des Hochrheins Vom schweizerischen Kanton Bern wurde ab dem 28.5. eine Vorabsenkung von Bielersee, Murtener See und Neuchateler See durchgeführt, um Rückhalteraum für das angekündigte Hochwasser zu schaffen. Am Samstag, den 1. Juni erfolgte dann eine gesteuerte Hochwasserrückhaltung in den Seen, wodurch der Hochwasser- abfluss der Aare flussabwärts um rund 300 bis 350 m³/s gedrosselt wurde. Die Seensteuerung in der Schweiz ist auch für Baden-Württemberg bedeutsam, da sonst der Hochwasserzufluss in den Oberrhein bei Basel deutlich höher gewesen wäre als gemessene Scheitelwert von 3.863 m3/s (etwa 10-jährliches Hochwasser am Pegel Basel). 3.2 Retentionsmaßnahmen am Oberrhein In der Nacht von Samstag, 1.6. auf Sonntag, 2.6. wurden verschiedene Kriterien für den Einsatz von Retentionsmaßnahmen am Oberrhein zwischen Basel und Worms über- schritten und somit die entsprechenden Retentionsmaßnahmen in Frankreich, und Ba- den-Württemberg eingesetzt. Mit diesen Maßnahmen wurden folgende Volumina zurückgehalten (vorläufige Anga- ben): eingesetztes gesteuerte Retentionsmaßnahmen Betreiber Volumen Polder Erstein F 7,8 Mio. m3 Stauhaltung Straßburg F 5,0 Mio. m3 Kulturwehr Kehl BW 23,0 Mio. m3 Polder Altenheim BW 9,0 Mio. m3 Summe gesteuert: rund 45 Mio. m3 Zusätzlich hat sich der Polder Daxlander Au (Rheinland-Pfalz) durch Überströmung des Sommerdammes mit rund 4 Mio. m3 gefüllt. Die scheitelmindernde Wirkung der gesteuerten Rückhaltemaßnahmen zeigt die nachfolgende Abbildung für den Pegel Maxau (blau: gemessener Abflussverlauf bei Maxau mit Einsatz der gesteuerten Rückhaltemaßnahmen, rot: berechneter Abfluss- verlauf ohne Einsatz der Maßnahmen): 9
Abfluss [m³/s] Pegel Maxau / Oberrhein: Scheitelabminderung ca. 380 m³/s (24 cm) 5000 ber. Scheitel ohne Maßnahmen: 4537 m³/s (893 cm) 4500 gem. Scheitel (mit Wirkung der Maßnahmen ): 4160 m³/s (869 cm) 4000 3500 3000 2500 2000 Wirkung Wirkung der Rückhaltung Wirkung der Entleerung Vorab‐ senkung 1500 1000 31.05.13 01.06.13 02.06.13 03.06.13 04.06.13 05.06.13 06.06.13 07.06.13 In Anlage 3 sind die entsprechenden Verläufe an den Pegeln Speyer und Worms dargestellt. Die scheitelabmindernde Wirkung der Maßnahmeneinsätze in der freien Rheinstrecke zwischen Iffezheim und Mannheim (90 Fluss-Kilometer sowie geschätzte 200 Deich- Kilometer) lag in einer Größenordnung von 20 bis 30 Zentimeter sowie rund 15 Zentimeter flussabwärts der Neckarmündung (berechnet bis Worms). Scheitelabfluss [m³/s] Wasserstand [cm] HQ-Jährlichkeit Pegel gemessen berechnet Abminde- gemessen berechnet Abminde- Hoch- Abmin- (mit Maß- (ohne Maß- (mit Maß- (ohne Maß- nahmen) nahmen) rung nahmen) nahmen) rung wasser derung auf: Maxau 4160 4537 377 m³/s 869 893 24 cm HQ20 HQ10 Speyer 4130 4433 303 m³/s 834 863 29 cm HQ15 HQ10 Worms 4950 5140 190 m³/s 708 723 15 cm HQ20 HQ15 Der Maßnahmeneinsatz führte somit zu einer deutlichen Wasserstandsminderung sowohl vor wie auch nach der Neckarmündung und damit zu einer entsprechend geringeren Damm- belastung auf weiten Strecken entlang des Oberrheins. Die Jährlichkeit des Hochwassers im Oberrhein lag bei den Pegeln Maxau und Worms bei einem rund 20-jährlichen Ereignis, das durch die Retentionsmaßnahmen auf die Scheitel- werte eines rund 10-jährlichen Hochwassers bei Maxau) bzw. eines rund 15-jährlichen Hoch- wassers bei Worms abgemindert wurde. 10
Im Falle eines erneuten Anstieges der Abflüsse am Pegel Basel (zweite Hochwasserwelle) bzw. der Ausbildung eines noch größeren Hochwassers im Neckar und einer damit gegebenen Ge- fährdung des Raumes Mannheim-Ludwigshafen hätten weitere Retentionsräume zur gezielten Abminderung des Hochwasser eingesetzt werden können. Trotz der vergleichsweise moderaten Jährlichkeit der Scheitelabflüsse im Hochrhein sowie der deutlichen Wasserstandsminderung durch die Maßnahmeneinsätze, erreichte das Hoch- wasser Juni 2013 mit 8,69 m den zweithöchsten Wasserstand am Pegel Maxau seit Beginn der Auswertung ab 1880 (Höchstwert: Mai 1999 mit 8,84 m). 3.3 Rückhaltebecken in der Landesfläche Landesweit wurden zahlreiche Rückhaltebecken (RHB), v.a. im Neckar-, Tauber und Ober- rheingebiet sowie im Allgäu eingesetzt und haben wichtige regionale Beiträge zur Abminde- rung der Hochwasserscheitel geliefert. 11
Anlage 1: Hochwasserscheitelwerte, Jährlichkeiten und historische Vergleichswerte für ausgewählte Pegel (Basis: 15-Minuten-Rohdaten) Scheitelwert Jährlich- Pegel Vergleich Juni 2013 keit Neckarzuflüsse: Owingen/Eyach 299 cm (1. Juni, 19:30 Uhr) > 100a 255 cm (19.05.1994) Rangendingen/Starzel 223 cm (1. Juni, 19:45 Uhr) > 100a 198 cm (02.06.2008) Pforzheim/Würm 163 cm (1. Juni, 17:00 Uhr) > 100a 140 cm (21.12.1993) Neckar: Kirchentellinsfurt/Neckar 591 cm (2. Juni, 02:15 Uhr) 50 - 100a 590 cm (24.05.1978) Plochingen/Neckar 529 cm (2. Juni, 10:15 Uhr) 20 - 50a 579 cm (Mai 1978) Gundelsheim/Neckar 776 cm (2. Juni, 12:30 Uhr) 10 - 20a 831 cm (Mai 1978) Heidelberg/Neckar 529 cm (2. Juni, 20:00 Uhr) 10 - 20a 592 cm (Feb. 1990) Donauzuflüsse Gammertingen/Lauchert 162 cm (2. Juni, 06:45 Uhr) > 100a 149 cm (03.08.1969) Laucherthal/Lauchert 241 cm (4. Juni, 02:15 Uhr) > 100a 216 cm (27.03.1988) Tauber Archshofen/Tauber 281 cm (1. Juni, 03:30 Uhr) 50 – 100a 290 cm (29.10.1998) Bad Mergentheim/Tauber 437 cm (1. Juni, 13:30 Uhr) 20 – 50a 467 cm (21.12.1993) Bodenseezuflüsse Beutelsau/Untere Argen 251 cm (2. Juni, 03:30 Uhr) > 100a 233 cm (22.05.1999) Epplings/Obere Argen 330 cm (2. Juni, 03:15 Uhr) 20 – 50a 305 cm (21.09.2000) Rhein und Nebenflüsse: Basel/Rhein 3.863 m³/s (1.6. 13 und 21 Uhr) 10 a 5.090 m³/s (Mai 1999) Maxau/Rhein 869 cm (2. Juni, 12:15 Uhr) 10 - 20a 859 cm (26.05.1983) Rekingen/Rhein 542 cm (2. Juni, 17:00 Uhr) 20a 558 cm (11.06.1965) Berghausen/Pfinz 281 cm (1. Juni, 14:00 Uhr) 50 – 100a 273 cm (26.02.1997) 12
Anlage 2: Liste der HVZ-Pegel in Baden-Württemberg mit HW > 20 Jahren Datenbasis: 15-Minuten-Rohdaten für rund 200 HVZ-Pegel (Landespegel, Bundespegel sowie grenznahe Pegel in BY und CH) mit klassifizierten Hochwasser-Kennwerten Jährlich- max. Wasser- Pegel / Gewässer lfd. Nr keit stand [cm] > 100 Balingen / Eyach 283 cm 1 1 > 100 Beutelsau / Untere Argen 251 cm 2 2 > 100 Ebingen / Schmeie (W-Pegel) 176 cm 3 3 > 100 Gammertingen / Lauchert 162 cm 4 4 > 100 Laucherthal / Lauchert 241 cm 5 5 > 100 Owingen / Eyach 299 cm 6 6 > 100 Rangendingen / Starzel 223 cm 7 7 ~100 Pforzheim / Würm 163 cm 8 8 50 - 100 Archshofen / Tauber 281 cm 1 9 50 - 100 Bad Imnau / Eyach 427 cm 2 10 50 - 100 Berghausen / Pfinz 281 cm 3 11 50 - 100 Kirchentellinsfurt / Neckar 591 cm 4 12 50 - 100 Plochingen / Neckar 529 cm 5 13 50 - 100 Schwäbisch Gmünd / Rems 288 cm 6 14 50 - 100 Spindelwag-Zulauf / Pfaffenrieder Bach 139 cm 7 15 50 - 100 Unterschmeien / Schmeie 153 cm 8 16 50 - 100 Wannweil / Echaz 224 cm 9 17 50 - 100 Wendlingen / Lauter 215 cm 10 18 ~50 Goppertshofen / Rottum 154 cm 11 19 20 - 50 Bad Mergentheim / Tauber 437 cm 1 20 20 - 50 Bruchsal / Saalbach 167 cm 2 21 20 - 50 Epplings / Obere Argen 330 cm 3 22 20 - 50 Fridingen / Bära 216 cm 4 23 20 - 50 Friesenhofen / Eschach 244 cm 5 24 20 - 50 Gießen / Argen 366 cm 6 25 20 - 50 Hirschbronn-Zulauf / Ölbach 143 cm 7 26 20 - 50 Märkt / Kander 167 cm 8 27 20 - 50 Plochingen / Fils 385 cm 9 28 20 - 50 Rengers / Untere Argen 262 cm 10 29 20 - 50 Riederich / Erms 216 cm 11 30 20 - 50 Salach / Fils 414 cm 12 31 20 - 50 Uhldingen / Seefelder Aach 223 cm 13 32 20 - 50 Unterlenningen / Lauter 169 cm 14 33 20 - 50 Wendlingen-Kläranlage / Neckar 500 cm 15 34 20 - 50 Wiblingen / Iller mit Kanal 737 cm 16 35 20 - 50 Andelfingen / Thur (CH) k.A. 17 36 20 - 50 Kempten / Iller (BY) 531 cm 18 37 ~20* Maxau / Rhein 869 cm 19 38 ~20* Worms / Rhein (RP) 708 cm 20 39 * = bezogen auf den Zustand ohne den Einsatz von Retentionsmaßnahmen 13
Anlage 3: Wirkung der Retentionsmaßnahmen am Oberrhein für die Pegel Speyer und Worms Abfluss [m³/s] Pegel Speyer / Oberrhein: Scheitelabminderung ca. 300 m³/s (29 cm) 5000 ber. Scheitel ohne Maßnahmen: 4433 m³/s (863 cm) 4500 gem. Scheitel (mit Wirkung der Maßnahmen ): 4130 m³/s (834 cm) 4000 3500 3000 2500 Wirkung Wirkung der Rückhaltung Wirkung der Entleerung 2000 Vorab‐ senkung 1500 1000 01.06.13 02.06.13 03.06.13 04.06.13 05.06.13 06.06.13 07.06.13 08.06.13 Abfluss [m³/s] Pegel Worms / Oberrhein: Scheitelabminderung ca. 190 m³/s (15 cm) 5500 ber. Scheitel ohne Maßnahmen: gem. Scheitel (mit Wirkung der 5140 m³/s (723 cm) Maßnahmen ): 4950 m³/s (708 cm) 5000 4500 4000 3500 3000 Wirkung Wirkung der Rückhaltung Wirkung der Entleerung Vorab‐ senkung 2500 2000 01.06.13 02.06.13 03.06.13 04.06.13 05.06.13 06.06.13 07.06.13 08.06.13 14
Anlage 4: Räumliche Schwerpunkte des Hochwassers in Baden-Württemberg im Hinblick auf die Hochwasser-Jährlichkeit 15
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