Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg - Förderung von Naturschutzmaßnahmen - Stadt Ulm
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Naturschutz in Baden-Württemberg Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg Förderung von Naturschutzmaßnahmen
Inhaltsverzeichnis 04 | Kulturlandschaft und Naturschutz 06 | Landschaftspflegerichtlinie 08 | Förderbereiche der Landschaftspflegerichtlinie 11 | Beispiele aus der Praxis 12 | Vertragsnaturschutz (Teil A) 14 | Arten- und Biotopschutz (Teil B) 22 | Grunderwerb zur Biotopentwicklung (Teil C) 24 | Investitionen (Teil D) 30 | Dienstleistungen (Teil E) 2 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, eine der zentralen Aufgaben des Naturschutzes Die vorliegende Broschüre gibt anhand von in BadenWürttemberg ist die Stärkung der besonders gelungenen Beispielen aus der Praxis biologischen Vielfalt unserer Kultur und Natur einen Überblick zur Bandbreite und den Kom landschaft. Wir wollen geschützte Lebensräume binationsmöglichkeiten verschiedener Maßnah für Tiere und Pflanzen schaffen und erhalten. men der LPR. Die Praxisbeispiele spiegeln auch Ebenso wichtig für den Erhalt unseres einzigar die vielfältigen Aufgaben von Naturschutz und tigen Natur und Kulturerbes sind die extensive Landschaftspflege wider und zeigen die hierbei Grünlandnutzung durch Mahd oder Beweidung, eingebundenen Akteure aus Behörden, Kom die Offenhaltung der Landschaft sowie Schutz munen, Vereinen und Verbänden sowie land maßnahmen für besonders gefährdete Tier und wirtschaftlichen Betrieben auf. Darüber hinaus Pflanzenarten. werden grundlegende Informationen über die Fördermöglichkeiten vermittelt und die verschie denen Förderbereiche der Richtlinie vorgestellt. Mit der Naturschutzstrategie BadenWürttem berg hat die Landesregierung im Jahr 2013 einen umfangreichen und konkreten Maßnahmen Diese Veröffentlichung soll zudem als Inspiration katalog verabschiedet, um die biologische Vielfalt für künftige Aktivitäten zur Stärkung der biolo zu stabilisieren. Die Erhaltung und Gestaltung gischen Vielfalt in BadenWürttemberg dienen. unserer Kulturlandschaft wird dabei als gesamt Ich lade Sie herzlich dazu ein, sich für den Erhalt gesellschaftliche Aufgabe gesehen, der sich das unseres Natur und Kulturerbes einzubringen – Land mit seinen Fachverwaltungen, die Regionen denn nur gemeinsam können wir diese Aufgabe und Kommunen sowie die Nutzenden und bewältigen. Bewirtschaftenden der Kulturlandschaft gemein sam stellen. Die Naturschutzstrategie wird Schritt für Schritt umgesetzt. Die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) ist das zentrale Förderinstrument des Naturschutzes zur Umsetzung der Naturschutzstrategie. Sie wurde im Jahr 1983 eingeführt und hat sich im Laufe der Jahre aufgrund wechselnder Anforderungen stetig weiterentwickelt. Mit Hilfe der LPR kann eine Vielzahl von Maßnahmen des Naturschut zes, der Landschaftspflege und der Landeskultur gefördert werden. Das Förderspektrum reicht vom Vertragsnaturschutz über die Biotoppflege, die Förderung der Natura 2000Management pläne bis hin zu Grunderwerbsmaßnahmen und der Unterstützung von Investitionsvorhaben, wie etwa naturschutzwichtigen Stallbauten. Seit 2015 können auch kleine landwirtschaftliche Betriebe über die LPR gefördert werden. Die Richtlinie bietet die Möglichkeit der Unterstüt zung verschiedenster Problemlösungen bzw. Franz Untersteller MdL Naturschutzanliegen aus einer Hand. Umgesetzt Minister für Umwelt, Klima werden die Maßnahmen der LPR mit Mitteln des und Energiewirtschaft Landes, des Bundes und der EU. des Landes BadenWürttemberg Landschaftspflegerichtlinie 3 Baden-Württemberg
Kulturlandschaft und Naturschutz Kulturlandschaft und Naturschutz Kulturlandschaft – Wertvolle Heimat von was ist das? Pflanzen und Tieren DER NATURSCHUTZFACHLICHE WERT VON Die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft KULTURLANDSCHAFTEN und die wirtschaftliche und kulturelle Tätigkeit des Menschen – z. B. durch Siedlungsentwick Durch das Wechselspiel von Natur und Mensch lung sowie land und forstwirtschaftliche Nut sind wertvolle Lebensräume entstanden. Von zung – wirken seit Jahrtausenden aufeinander lichten Wäldern über Wiesen, Weiden und ein und beeinflussen sich gegenseitig. Hieraus Äcker bis hin zu Kleinstrukturen wie Steinriegel, entwickelte sich unsere heutige Kulturlandschaft. Stufenraine, Hohlwege oder Trockenmauern reicht die Lebensraumvielfalt. Neue Tier und Pflanzenarten – mit teilweise sehr enger Bindung an spezielle Lebensräume – sind eingewandert. In dieser Entwicklung gab es nie Stillstand. Durch technische oder kulturelle Innovationen, geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Ernährungsgewohnheiten oder auch durch Klimaänderungen bestand und besteht ein per manenter Anpassungsdruck. Natur Kultur Menschliche landschaft Tätigkeit 4 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Es fehlt an Vielfalt Erhaltung und Entwicklung VERLUST VON BIODIVERSITÄT von Natur und Landschaft Der Wandel bei Kulturlandschaften und Lebensräumen führt regelmäßig zum Zurückdrängen oder gar Aussterben Die starken Veränderungen innerhalb weniger Jahrzehnte von weniger konkurrenzstarken Tier und Pflanzenarten. haben einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft für einen stärkeren Schutz von Natur und Umwelt bewirkt. Die Erhaltung traditioneller, jahrhundertealter Kultur Das Land BadenWürttemberg hat in seiner Natur landschaften ist aus heutiger Sicht auf angepasste Nut schutzstrategie bekräftigt, den Artenschwund in den zungsformen angewiesen. Die moderne Landwirtschaft Agrarökosystemen zu stoppen und für die typischen Arten verfügt jedoch im Vergleich zu historischen Nutzungsfor der Agrarlandschaften eine positive Trendwende einzu men über sehr wirksame Methoden zur Ertragssteigerung. leiten. Daher werden seit ein paar Jahrzehnten ertragreiche Standorte immer intensiver genutzt. Im Gegensatz hierzu In weiten Teilen der Agrarlandschaft besteht die Heraus werden ertragsschwache Standorte zum Teil ganz aus der forderung, eine nachhaltige Landbewirtschaftung sicher landwirtschaftlichen Nutzung genommen. Außerdem zustellen und gleichzeitig die Natur zu schützen. Hinzu dienen immer mehr Flächen der Verkehrs und Siedlungs kommen gezielte Maßnahmen des Artenschutzes und zur entwicklung. Offenhaltung der Landschaft. Ein harmonisches Landschaftsbild fördert das Wohl Dies hat insgesamt zu einer erheblichen Abnahme der befinden und das Naturerlebnis des Menschen. Vielfalt (Biodiversität) unserer Kulturlandschaft geführt. Lediglich ein Anteil von ca. 15 % unserer Agrarlandschaft Der Zustand und die Zukunftsperspektiven unserer weist aktuell eine hohe Biodiversität auf. Kulturlandschaften bleiben auch weiterhin ein Spiegelbild von wirtschaftlichen Verhältnissen und Innovationen. Ein wichtiges Korrektiv hierzu stellen das Wissen über Nicht mehr Ökosystemleistungen, die Wertschätzung für Natur und genutzte Landschaft und daraus abgeleitet die Förderung über die Wacholder- Landschaftspflegerichtlinie dar. heide Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg Intensive Die Naturschutzstrategie moderne Baden-Württemberg Landwirt- finden Sie auf der Internet- schaft seite des Ministeriums Naturschutzstrategie für Umwelt, Klima und Baden-Württemberg Biologische Vielfalt und Energiewirtschaft: naturverträgliches Wirtschaften – für die Zukunft unseres Landes www.um.baden- Naturschutzstrategie Baden-Württemberg wuerttemberg.de > Service Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz > Publikation Kernerplatz 10 • 70182 Stuttgart • www.mlr.baden-wuerttemberg.de > Naturschutzstrategie Landschaftspflegerichtlinie 5 Baden-Württemberg
Landschaftspflegerichtlinie Mitmachen beim Naturschutz in BadenWürttemberg! Unser Förderprogramm Die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) ist das zentrale, integrierte Förder programm für den Naturschutz in BadenWürttemberg. Sie schafft die Voraus setzung für eine Stabilisierung und Verbesserung von Natur und Landschaft. VERTRAGS- ARTEN- UND GRUNDERWERB INVESTITIONEN DIENST- NATURSCHUTZ BIOTOPSCHUTZ- LEISTUNGEN MASSNAHMEN TEIL A TEIL B TEIL C TEIL D TEIL E Genial, die Kombination macht's möglich! DIE LANDSCHAFTSPFLEGERICHTLINIE ÜBERZEUGT DURCH DAS AUSGEKLÜGELTE ZUSAMMENSPIEL IHRER BESTANDTEILE. Das Spektrum reicht vom Vertragsnaturschutz (Teil A), Arten und Biotopschutzmaßnahmen (Teil B), Grunderwerb (Teil C), Investitionen (Teil D) bis hin zu Dienstleistungen (Teil E) (nähere Erläuterungen hierzu siehe Seiten 8–10). 6 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Wer kann mitmachen? Wo wird gefördert? STARKE PARTNERSCHAFTEN FÜR MASSNAHMEN NACH DER MEHR NATURSCHUTZ LANDSCHAFTSPFLEGERICHTLINIE WERDEN IM RAHMEN EINER Für eine erfolgreiche Umsetzung vieler LPR GEBIETSKULISSE ANGEBOTEN. geförderter Maßnahmen ist die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz/Landwirtschaftsbe Diese besteht in erster Linie aus rechtlich hörde und Kommunen, Vereinen/Verbänden, gesicherten Schutzgebieten (z. B. Natur und landwirtschaftlichen Betrieben, Landschaftspfle Landschaftsschutzgebieten, Natura 2000Gebieten, gefirmen, Planungsbüros oder Privatpersonen gesetzlich geschützten Biotopen). Hinzu kommen elementar. Je nach Art und Komplexität der Gebiete mit einer Biotopvernetzung oder Maßnahme erfolgt die rechtzeitige Einbindung Mindestflur, Gebiete mit Vorkommen bestimm weiterer Beteiligter wie z. B. der Forstverwaltung ter schutzbedürftiger Arten sowie anerkannte oder der Grundstückseigentümerinnen und Projektgebiete, welche die Naturschutzbehörden Grundstückseigentümer. speziell zum Schutz bestimmter Arten oder Lebensräume festlegen. Eine Ausnahme stellt die Bei der Beratung und Vermittlung vieler LPR Förderung von Investitionen für kleine land Maßnahmen haben die Landschaftserhaltungs wirtschaftliche Betriebe dar. Hier gibt es keine verbände (LEV) eine wichtige Funktion. Kulissenbeschränkung, entsprechende Maßnah men können landesweit gefördert werden. Bei Fragen zur LPR stehen die Landrats ämter oder LEV zur Verfügung. FINANZIERUNG: Wo bekomme ich Die Maßnahmen der LPR werden großteils Detaillierte Informationen: nähere Informationen vom Land, teilweise auch durch die EU und www.um.baden-wuerttemberg.de und kann Anträge auf den Bund gefördert. > Umwelt & Natur > Naturschutz Förderung stellen? FÖRDERSÄTZE: > Instrumente des Naturschutzes > Landschaftspflegerichtlinie Maßnahmen aus den Förderbereichen der LPR Der prozentuale Fördersatz der zuwendungs www.landwirtschaft-bw.info werden bei den Naturschutz/Landwirtschafts fähigen Kosten kann je nach Maßnahme und > Agrarpolitik & Förderung behörden beantragt, von diesen beauftragt oder > Förderwegweiser Person, die den Antrag stellt bzw. den Auftrag vertraglich vereinbart. > Förderung von Naturschutz und erhält, variieren. Landschaftspflege > Landschaftspflegerichtlinie (LPR) Landschaftspflegerichtlinie 7 Baden-Württemberg
Förderbereiche Förderbereiche der Landschaftspflegerichtlinie Vertragsnaturschutz Arten und Biotopschutz TEIL A TEIL B Die Naturschutz oder Landwirtschaftsbehörde kann Bei Teil B handelt es sich häufig um Erstpflege, z. B. um mit einem Bewirtschaftenden (meist landwirtschaftli verbuschte Flächen zu öffnen (i .d. R. einjährige Maß cher Betrieb) einen jeweils auf 5 Jahre laufenden Vertrag nahmen). Außerdem werden auch Maßnahmen zur zur jährlich wiederkehrenden Pflege/Bewirtschaftung Biotopeinrichtung und gestaltung gefördert. Erstpflege von Wiesen, Weiden und Äckern abschließen. Die Initi maßnahmen sind oft die Wegbereiter für mehrjährig ative geht in der Regel von der Behörde aus. gleichbleibende Bewirtschaftung nach Teil A. Beim Vertragsnaturschutz wird zwischen A1 (auf land Die finanzielle Bezuschussung kann von landwirtschaft wirtschaftlichen Nutzflächen) und A2 (Pflegeflächen) lichen Betrieben, Vereinen/Verbänden, Kommunen unterschieden. Die Auszahlung des Vertrages erfolgt oder Privatpersonen beantragt werden. Die Naturschutz über den Gemeinsamen Antrag (GA). verwaltung kann darüber hinaus landwirtschaftliche Betriebe, Maschinenringe oder Landschaftspflegefirmen mit einjährigen Pflegemaßnahmen beauftragen. 8 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Grunderwerb zur Biotopentwicklung TEIL C Ein NaturschutzVerein oder eine Kommune können beim Kauf eines naturschutzfachlich bedeutsamen Grundstücks bezuschusst werden. Voraussetzung für die Förderung ist, dass in diesem Kontext anschließend eine Biotopentwicklungs maßnahme auf dieser Fläche durchgeführt wird. Weitere Formen des Grunderwerbs, gefördert über die LPR, können in Sonderfällen von Landesbehörden durchgeführt werden. Investitionen TEIL D TEIL D1: TEIL D2: INVESTITIONEN IN KLEINE INVESTITIONEN IN DER VERMARKTUNG NATUR- LANDWIRTSCHAFTLICHE BETRIEBE SCHUTZGERECHT PRODUZIERTER ERZEUGNISSE Die Vielfalt der Kulturlandschaft in BadenWürttemberg In PLENUMGebieten und innerhalb der Biosphärengebiete hängt nicht zuletzt mit der Vielzahl kleiner landwirtschaft werden landwirtschaftliche Betriebe, die regionale Lebens licher Betriebe zusammen. Um deren Beitrag zum Erhalt der mittel (z. B. Streuobst) erzeugen, unterstützt. Dies erfolgt Kulturlandschaft zu unterstützen, wurde die Förderung von durch die Verbesserung der Vermarktung (z. B. durch die Investitionen in die Landschaftspflegerichtlinie aufgenom Einrichtung von Verkaufsstellen für regionale Produkte). men. Die Förderung nach D1 ist landesweit möglich. Kleine landwirtschaftliche Betriebe (Bruttoerzeugung darf TEIL D3: einen Standardoutput von 80.000 € nicht überschreiten) INVESTITIONEN FÜR NATURSCHUTZ können z. B. für die Errichtung, den Erwerb oder die Moder UND LANDSCHAFTSPFLEGE nisierung eines Stallgebäudes oder den Kauf von neuen Die Förderung geht an Betriebe, Vereine oder Gemeinden, die Hangspezialmaschinen eine finanzielle Förderung erhalten. sich in besonderer Weise im Naturschutz engagieren. Es han delt sich in erster Linie um Investitionen für bauliche Anlagen einschließlich technischer Einrichtungen (z. B. Stallneubau, Weidezaunbau), ausnahmsweise auch um Investitionen in Fahrzeuge, Maschinen, Geräte oder technische Hilfsmittel. Landschaftspflegerichtlinie 9 Baden-Württemberg
Förderbereiche Dienstleistungen TEIL E TEIL E1: DIENSTLEISTUNGEN FÜR BIOTOPVERNETZUNG UND MINDESTFLUR Die Biotopvernetzung ist ein wichtiger Baustein der Naturschutzstrategie des Landes BadenWürttemberg. Wenn Gemeinden eine Biotopvernetzungs oder (bei Kommunen mit sehr wenig Offenland) eine Min destflurkonzeption erstellen lassen, kann dies über die Landschaftspflegerichtlinie bezuschusst werden. Die Gemeinde vergibt dazu i. d. R. einen Dienstleistungsvertrag an ein Planungsbüro. Die Gebiete inner halb einer anerkannten Biotopvernetzungs oder Mindestflurkonzeption ergeben die Gebietskulisse der LPR, innerhalb derer auch Fördermaßnahmen aus anderen Teilen der LPR Anwendung finden. TEIL E2: PROJEKTE ZUR ERHALTUNG UND ENTWICKLUNG VON NATUR UND UMWELT (PLENUM) SOWIE PROJEKTE ZUR ERHALTUNG UND ZUR ENTWICKLUNG VIELFÄLTIGER LANDSCHAFTEN AUF LANDKREISEBENE (LEV) Die Geschäftsstellen von PLENUM (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt) und den Landschaftserhaltungsverbänden (LEV) werden über Teil E2 gefördert. Sie leisten wertvolle Arbeit im Naturschutzmanagement, der Koordinierung und Umsetzung von Landschafts pflegevorhaben, der Information und Beratung von landwirtschaftlichen Betrieben und der Bevölkerung hinsichtlich der Vereinbarkeit von Naturschutz und Landwirtschaft und begleiten dies mit Öffentlichkeits arbeit und Umweltbildung. TEIL E3: DIENSTLEISTUNGEN FÜR PLÄNE, KONZEPTIONEN, UMWELTSENSIBILISIERUNG Pläne und Konzeptionen, die oft die Grundlage für die Durchführung von Landschaftspflegemaß nahmen sind, können über Teil E3 gefördert werden. In der Regel beauftragt die Naturschutzbehörde ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Fachplanes (z. B. Managementpläne für Natura 2000Gebiete, Pflege und Entwicklungspläne für Naturschutzgebiete, Fachpläne für den speziellen Artenschutz, Moorschutzkonzeptionen, Konzeptionen zur Öffentlichkeitsarbeit). Auch Gemeinden oder Vereine/Verbände können die Bezuschussung von Pflegekonzeptionen bei der Naturschutzbehörde beantragen. Das landesweite Arten und Biotopschutzprogramm (ASP) zum Schutz stark bedrohter Tier und Pflanzenarten kann durch Artenexperten umgesetzt und über Teil E3 finanziert werden. 10 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Beispiele aus der Praxis Erfolgsgeschichten landauf, landab Auf den folgenden Seiten werden konkrete Maßnahmen vorgestellt, die durch die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) gefördert werden. Das Zusammenspiel des breiten Spektrums ihrer Bestandteile sowie der Kooperationspartnerschaften ist ausschlaggebend für den Erfolg. Offenland- E Biotopkartierung landesweit Biotopvernetzung E Hohenlohekreis, Landschaftserhaltungsverbände (LEV) E Stadt Öhringen landesweit B Artenschutzprogramm Moorfrosch Stadtkreis Karlsruhe Mindestflurkonzeption E Landkreis Rastatt, Gemeinde Forbach Natura 2000 E Landkreis Heidenheim Öffentlichkeitsarbeit Besucherlenkung E Landkreis Tübingen, Stadt Tübingen Grunderwerb mit C Landschaftspflege Biotopentwicklungsmaßnahme naturschutzgerecht im Rahmen der Alb-Donau-Kreis, Stadt Schelklingen produzierte Erzeugnisse Umweltbildung Landkreis Tübingen D B LK & Stadt Reutlingen Umbau eines Rinderstalls D Ortenaukreis, Ackerwildkrautschutz Gemeinde Mühlenbach Landkreis Reutlingen, A Gemeinde Ödenwaldstetten Neubau eines Schafstalls Landkreis Tuttlingen, D Gemeinde Böttingen Amphibienwanderung B Artenschutzprogramm Steinkauz Landkreis Konstanz, Stadt Radolfzell B Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald Landschaftspflegerichtlinie 11 2 Baden-Württemberg
A1 - Ackerwildkrautschutz Artenvielfalt auf dem Acker Landkreis Reutlingen, Gemeinde Ödenwaldstetten ACKERWILDKRÄUTER – SELTENE SCHÄTZE OFT IST WENIGER MEHR Aufgrund intensiver Bewirtschaftung ist unsere Das Grundprinzip der ackerwildkraut heutige Ackerflur oftmals arm an Acker freundlichen Bewirtschaftung besteht darin, wildkräutern. Zahlreiche Arten gehören zu das Getreide dünn zu säen, damit Licht in den den gefährdetsten unserer Kulturlandschaft. Bestand kommt. Pflanzenschutzmittel und Vereinzelt findet man noch Äcker mit einer Kunstdünger sind untersagt, die Regulierung artenreichen Ackerwildkrautflora bzw. Äcker, der Verkrautung geschieht über die Fruchtfolge die im Randbereich noch Restvorkommen an und über die Bodenbearbeitung. Ackerwildkräutern aufweisen. Diese gilt es durch Finanzielle Unterstützung hierfür erhält Herr ackerwildkrautfreundliche Bewirtschaftung zu Wahl über einen 5jährigen Vertrag, abge erhalten. Seltene und gefährdete Ackerwildkräu schlossen mit der Unteren Naturschutzbehörde Kleiner Venusspiegel ter werden in Schutzprojekten der Naturschutz des Landratsamtes Reutlingen (Landschafts (Legousia hybrida) verwaltung betreut und in ihrem Aufkommen pflegerichtlinie Teil A1). gefördert. Ein Beispiel für den gelungenen Ackerwildkraut SCHON ÜBER 10 JAHRE schutz ist eine Ackerfläche bei Eglingen. Vor STRAHLT DER ACKER FARBENFROH Jahren hatte eine kundige Person kleine Bestände des Kleinen Venusspiegels (Legousia hybrida) Seit über zehn Jahren wird der Ackerwildkraut am Ackerrand entdeckt und den Fundort an die acker bei Eglingen nach speziellen Vorgaben LANDWIRT- Naturschutzbehörde weitergeleitet. Der Kleine extensiv bewirtschaftet. Inzwischen hat sich der SCHAFTLICHE Venusspiegel ist vom Aussterben bedroht und es Kleine Venusspiegel über die gesamte Fläche BETRIEBE Acker- gibt nur noch wenige, sporadische Vorkommen verteilt. Er ist stetig in jeder Feldfrucht und oft in bewirtschaftung in BadenWürttemberg. großer Menge anzutreffen, sowohl in Winter, als auch in Sommerfrüchten. Es wird angestrebt, Die besagte Ackerfläche wurde intensiv genutzt die extensive Bewirtschaftung noch über Jahre und auch mit Herbiziden behandelt, wie die hinweg zu erhalten. TEIL A1 gesamte, artenarme Ackerflur der näheren Umgebung. Die Bestände der Art waren also Zusätzlich haben sich andere seltene Arten nach auch auf dieser Fläche akut bedroht. und nach auf dem Acker eingestellt, wie z. B. das SommerAdonisröschen (Adonis aestivalis), der PROJEKT- SandMohn (Papaver argemone) und der Finken HAND IN HAND ZUM ERFOLG BETREUERIN same (Neslia paniculata). Das SamenReservoir Betreuung Der Eigentümer der Ackerfläche, Herr Wahl, dieser Arten ist sehr erschöpft, sie kommen nur ein ortsansässiger BioLandwirt, übernahm die sporadisch auf, haben aber die Chance, sich mit extensive Bewirtschaftung. Er war bereit, in das den Jahren zu etablieren. Schutzprogramm für gefährdete Ackerwild TEIL E3 krautarten, betreut vom Regierungspräsidium Tübingen, einzusteigen. 12 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
So prächtig kann ein Getreidefeld aussehen: Projektfläche mit Dinkel und hohem Aufkommen von Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) Als man die Anzahl an Begleitkräutern das letzte Mal erhob, fanden sich auf der Fläche 78 Arten. WICHTIGE VERTRAGS- Neben der bunten Vielfalt an Kräutern und VORGABEN FÜR DIE Gräsern beinhaltet der Acker auch einen erstaun BEWIRTSCHAFTUNG EINES lichen Reichtum an Spinnentieren und Insekten. ACKERWILDKRAUTACKERS: In der Umgebung des Ackerwildkrautackers • Verzicht auf Pflanzenschutzmittel gibt es ein weiteres Vorkommen des Kleinen und Mineraldünger Venusspiegels. Dieses Vorkommen konnte ab dem Jahr 2016 ebenfalls per Vertragsnaturschutz • lichte Aussaat gesichert werden. • vielgliedrige Fruchtfolge Text: Sigrid Pohl • schonende Bodenbearbeitung • nach der Ernte Stoppelfeldphase Finkensame (Neslia paniculata) „Der Acker ernährt mich, als Gegenleistung achte ich auf seine natürliche Artenvielfalt.“ Herrn Wahl (Landwirt) ist eine naturnahe Ackerbewirtschaftung sehr wichtig. Landschaftspflegerichtlinie 13 Baden-Württemberg
B - Amphibienwanderung ShuttleService für Amphibien Landkreis Konstanz, Stadt Radolfzell DAS SOLLTE SICH ÄNDERN Oberstes Ziel war und ist eine Verringerung des Anteils an überfahrenen Tieren und somit der Erhalt der Amphibien in stabilen Populationen. GEMEINSAM GEGEN DEN AMPHIBIENTOD NaturschutzAktive betreuten die Wander AMPHIBIEN GEGEN AUTOS – strecke 23 Jahre lang (von 1993 bis 2016); das EIN UNGLEICHES DUELL bedeutet Eingraben von Eimern, Absammeln der Amphibien an der Leiteinrichtung, Bei ihrer jährlichen Wanderung zwischen Tragen über die Straße und Ausmähen des Laichgewässer – hier den Teichen im Natur Zaunbereichs. schutzgebiet Schanderied – und ihrem Jahres lebensraum am Bodanrück müssen Erdkröten, Beschäftigte des Straßenbauamts bauten mehr Spring und Grasfrösche sowie Berg und als 20 Jahre lang die mobilen Amphibien Teichmolche die viel befahrene Bundesstraße Zäune vor der jeweiligen Wanderetappe auf 34 queren. Seit 1993 wirken Aktive des Bundes und danach wieder ab. Landwirtschaftliche für Umwelt und Naturschutz Deutschland Betriebe unterstützten die Amphibienschutz (BUND) diesem massenhaften Amphibientod aktion, indem sie die Querung von Feldwegen entgegen. durch diese Zäune tolerierten. VEREIN Amphibienschutz- maßnahmen, Mahd TEIL B Springfrosch (Rana dalmatina) Erdkröte (Bufo bufo) 14 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Es wird mitunter eng im „Kröten-Taxi“... ...doch eine Überquerung der Straße ist im Eimer sicherer als zu Fuß. Die Aktiven des BUND Radolfzell hatten von DER EINSATZ HAT SICH GELOHNT Anfang an den Ehrgeiz, auch die rückwandern Die Aktiven des BUND und ihre Mitstreiterin den Jungkröten über die Straße zu tragen und nen und Mitstreiter können stolz darauf sein, dass statistisch zu erfassen. In manchen Jahren ging das wichtigste Ziel – der Erhalt der Populationen – deren Zahl in die Zehntausende. erreicht wurde. Es gelang über zwei Jahrzehnte Mehr als 15 Jahre lang erhielt der BUNDOrts lang, den massenhaften Verkehrstod zu unter verband Mittel für die Aufwandsentschädigung binden und die Betreuung der Laichgewässer zu der Ehrenamtlichen über LPR, Teil B. Diese gewährleisten. Förderung wurde beim Landratsamt beantragt. Um die Straßenquerung der Amphibien dauer Später wurde einige Jahre lang auch das Aus haft zu sichern, wurden im Jahr 2016 Amphibien mähen des Zaunbereichs aus LPRMitteln, tunnel fertiggestellt. Über 20 Jahre lang hatte man Teil B, übernommen. akribisch die Sammelzahlen von erwachsenen Tieren und Jungtieren erfasst. Diese Daten waren NATURSCHUTZ ALS die Grundlage für ein sinnvolles Konzept zum GEMEINSCHAFTSPROJEKT Bau dieser elementaren Querungshilfen. Partner des BUND bei diesem Projekt waren Text: Thomas Giesinger das Straßenbauamt, die BiologieLehrkräfte des FriedrichHecker Gymnasiums Radolfzell, die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Konstanz und landwirtschaftliche Betriebe. „Etwa 40 Aktive des BUND haben an ihrer Amphibien strecke bei Radolfzell in den vergangenen 23 Jahren Großes geleistet. Es ist gelungen, gefährdete Populationen von Erdkröten, Fröschen und Molchen zu bewahren. Mit den 2016 fertig gestellten Tunnel ist dies nun auch dauerhaft möglich. Darüber freuen wir uns sehr.“ Thomas Giesinger Landschaftspflegerichtlinie 15 Baden-Württemberg
B - Artenschutzprogramm Moorfrosch Neues LaichgewässerParadies Stadtkreis Karlsruhe Moorfrosch (Rana arvalis) KNAPPER LEBENSRAUM MEHR PLATZ – FÜR MOORFRÖSCHE AUCH FÜR ANDERE ARTEN Als Lebensraum benötigt der Moorfrosch (Rana Ziel ist die Vergrößerung des Laichplatzangebots arvalis) gut besonnte Laichgewässer und Land im Naturschutzgebiet und die damit verbundene Informationen zum Artenschutz- programm finden Sie unter: lebensräume mit hoher Bodenfeuchte durch verlängerte Wasserführung. Zusätzlich wird die www.lubw.baden- hoch anstehendes Grundwasser. Leider gibt Qualität des Landlebensraums durch Entnahme wuerttemberg.de es landesweit immer weniger geeignete, gut von Gehölzen verbessert. > Themen besonnte Flachgewässer ohne Fischvorkommen. > Natur und Landschaft Auch entstehen durch die Maßnahme Synergie > Artenschutz In der OberrheinRegion rund um Karlsruhe hat effekte für andere Arten, die ebenfalls auf Klein > Arten schützen > Artenschutzprogramm der Moorfrosch einen seiner letzten verbliebenen gewässer mit schwankenden Wasserständen Lebensräume in BadenWürttemberg. Die Eig angewiesen sind, wie z. B. die beiden vom nung der vorhandenen Gewässer nimmt jedoch Aussterben bedrohten Libellenarten Zierliche durch Sukzession, Beschattung und vor allem Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis) und Sumpf durch den Einsatz von Fischen auch im Stadtkreis Heidelibelle (Sympertum despressiusculum). UNTERNEHMEN Karlsruhe, im Naturschutzgebiet Fritschlach, ab. Neuanlage Da sich die Befischung als äußerst schwierig erwies, von Tümpeln entschied man sich, nahe den bereits vorhandenen Gewässern neue, besonnte Gewässer anzulegen. TEIL B ASP- MANAGEMENT Betreuung Zierliche Moosjungfer TEIL E3 (Leucorrhinia caudalis) 16 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Wo damals noch gebaggert wurde, befinden sich heute ausgedehnte Laichgewässer für den Moorfrosch. KOOPERATIONEN Für die Umsetzung der Maßnahme arbeitete die Stadt Karlsruhe eng mit dem Regierungs präsidium, Referat Naturschutz und Landschafts pflege zusammen. Die Stadt hat hierzu auch kommunale Flächen zur Verfügung gestellt. GEMEINSAMES ARTENSCHUTZ- MANAGEMENT Die Maßnahmen wurden im Rahmen des Artenschutzprogramms (ASP) Amphibien und Reptilien im Regierungspräsidium Karlsruhe geplant. Nach Erteilung der wasserrechtlichen Bessere Besonnung der Gewässer – dieser Gehölzriegel wurde aufgelichtet. Genehmigung wurde die Maßnahme durch das Regierungspräsidium Karlsruhe ausgeschrieben und an ein Unternehmen vergeben. Die Finanzie rung erfolgte über Teil B (Biotopgestaltung und Neuanlage) der Landschaftspflegerichtlinie. FÜNF GEWÄSSER FÜR DEN MOORFROSCH Es wurden insgesamt fünf Gewässer geschaffen, die sich bereits kurz nach Abschluss der Arbeiten mit Wasser füllten. Auch die verlängerte Wasser führung ist für Amphibien und Libellen von Vorteil. Eine große Population von Laubfröschen besiedelt bereits die Gewässer. Jetzt kann auch der Moorfrosch kommen! Neu angelegtes Gewässer für den Moorfrosch Text: Dr. Silke Schweitzer Landschaftspflegerichtlinie 17 Baden-Württemberg
B - Artenschutzprogramm Steinkauz Heimat zwischen Obstblüten Landkreis BreisgauHochschwarzwald VIELFALT IN GEFAHR WERTSCHÖPFUNG Die Streuobstwiesen des Nimbergs und der Hierfür kooperieren das Regierungspräsidium Marcher Lösshügel liegen inmitten der südli Freiburg (Beratung auf Grundlage des Arten chen Oberrheinebene östlich des Kaiserstuhls. schutzprogramms), die Untere Naturschutz Die Ausgangssituation ist für den Steinkauz behörde, der Landschaftserhaltungsverband ideal – kleine Parzellen, zahlreiche Wiesen (Betreuung der Arbeiten vor Ort) und Herr und Brachen sowie eine klimatisch begünstigte Jung, ein regionaler Landwirt. Herr Jung hat die Lage. Doch viele der Streuobstwiesen sind auf Durchführung der Arbeiten auf den Streuobst gegeben, verbrachen und verbuschen. Das war wiesen übernommen. Er entbuscht die Flächen, auch bei der Maßnahmenfläche der Fall. Der führt jährliche Mäharbeiten durch und pflegt Steinkauz verliert damit geeignete Jagdflächen. die Obstbäume. Er nutzt die Äpfel, indem er Gleichzeitig gehen artenreiche Wiesen wie sie zu hochwertigen Säften, Dicksaft und Cidre die FlachlandMähwiesen dort zurück. Ohne verarbeitet. Kirschblüte auf einer Streuobstwiese am Nimberg Nutzung der Äpfel und die regelmäßige Pflege der Lebensräume verschwindet die Vielfalt in DIE LPR SICHERT diesem Teil der Landschaft. AUCH WEITERHIN DIE PFLEGE Die Entbuschungen und Mäharbeiten wur ZIEL den nach LPR, Teil B, beauftragt. Künftig ist LANDWIRT- Um dem entgegenzuwirken, ist ein lichter, eine Förderung über einen Antrag nach Teil B SCHAFTLICHE BETRIEBE gepflegter Obstbaumbestand mit offenen und vorgesehen. Denn nachdem die Fläche wieder Entbuschung, jährlich gemähten Wiesenflächen unerlässlich. hergestellt ist, ist auch der Landwirt an einer Mahd TEIL B LEV Betreuung ASP- MANAGEMENT Betreuung TEIL E2 + E3 Junger Steinkauz (Athene noctua) Streuobstwiese 18 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Nahezu Verfünffachung des weiteren Nutzung interessiert. Der erreichte Steinkauzbestandes! Zustand kann nur mit einer kontinuierlichen Pflege der Flächen erhalten werden. Zu Beginn des Projektes „Obstwiesen“ im Rahmen des Artenschutz programmes für den Steinkauz, im Jahr 1996, war noch ein Bestand von ARTENSCHUTZ, DER FUNKTIONIERT 12 SteinkauzBrutpaaren im und um den Kaiserstuhl vorhanden. Bis Es gelang, den Nutzwert der Flächen wieder zum Jahr 2006 konnte dieser Bestand auf 55 Brutpaare erhöht werden. herzustellen und ihren Biotopwert erheblich zu Bis heute ist dieser Bestand stabil. Dies wurde durch die konsequente steigern. Pflege von Streuobstwiesen und das zusätzliche Angebot an künstlichen Nisthöhlen möglich. Die Fläche liegt aktuell im regelmäßigen Jagd revier des Steinkauzes. Die bedrohte Art kann sich hier schon über mehrere Jahre fortpflanzen. 60 Damit ist das wesentliche Ziel erreicht, gleichzei Anzahl der Steinkauz-Brutpaare 50 tig wird ein wichtiges Element im Landschafts 40 schutzgebiet dauerhaft erhalten. 30 20 Text: Reinhold Treiber 10 0 1996 2006 2017 „Durch unsere tägliche Arbeit leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der heimischen Streuobstwiesen. Unser besonderes Anliegen ist, dass dadurch Lebensraum für seltene Arten wie den Steinkauz geschaffen und bewahrt wird.“ Die Landwirte Klaus Jung und Leander Jung-Lüdemann sind begeisterte Naturliebhaber. Landschaftspflegerichtlinie 19 Baden-Württemberg
B - Landschaftspflege im Rahmen der Umweltbildung Anpacken mit Lerneffekt Landkreis Reutlingen, Stadt Reutlingen DAS UMWELTBILDUNGSZENTRUM Das Umweltbildungszentrum Listhof führt auch LISTHOF Landschaftspflegeaktionen mit Jugendlichen durch. In Ergänzung zum theoretischen Schulun Das Umweltbildungszentrum Listhof ist eine terricht werden Kinder und Jugendliche gezielt moderne Umweltbildungseinrichtung und in die praktische Naturschutzarbeit eingeführt. bietet verschiedene Angebote für Jung und Alt. Betreiber des Umweltbildungszentrums ist der „Trägerverein UBZ Listhof e. V.“ Er setzt sich aus NATURSCHUTZ IST zahlreichen Vereinen und Institutionen zusam PRAKTISCHE ARBEIT men. Umweltverbände, z. B. NABU und BUND, Bei einem Besuch mit ihrer Schulklasse, ihrem sind Mitglieder im Trägerverein. Der Listhof Verein oder als Teilnehmer der offenen Pro erhält einen Zuschuss von der Stadt Reutlingen, gramme lernen die Kinder beispielsweise, wie erwirtschaftet aber den Großteil seiner Betriebs man Obstbäume pflegt, Flachwassertümpel für kosten selbst. VEREIN Biotoppflege, Biotopneuanlage TEIL B 20 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Beim Bau von Tümpeln für die Gelbbauchunke helfen auch die Jüngsten tatkräftig mit. Gelbbauchunken anlegt, Gehölzbestände aus lichtet oder Neophyten bekämpft. Mit Jugend lichen, die richtig anpacken können, werden im Naturschutzgebiet Listhof auch Maßnahmen zur Erstpflege (Freischneiden verbuschter Wiesen flächen, Verjüngung von Hecken) durchgeführt. Die Arbeit der Jugendlichen wird über die Land schaftspflegerichtlinie, Teil B, gefördert. Wenn stark überalterte Heckenabschnitte mit LANDSCHAFT GEPFLEGT, Hilfe von Jugendlichen bis ins alte Holz zurück TEAMGEIST GESTÄRKT geschnitten („auf den Stock gesetzt“) werden, Neben der Wiederherstellung eines Biotops ist geht es nach einer kurzen Einweisung über den es besonders wichtig, dass alle begreifen, dass sie Zweck der Maßnahme und den Gebrauch der sich durch Landschaftspflegearbeiten aktiv für Werkzeuge (Handsägen und Astscheren) ins den Erhalt unserer Umwelt einsetzen. Schnell Gelände. An der Hecke angekommen, lernen merken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Kinder und Jugendlichen zunächst den dass das Fällen eines Baumes und der Abtrans Lebensraum und die darin vorkommenden Tiere port großer Schnittgutmengen oft nicht alleine und Pflanzen kennen. Fragen nach der Entste bewerkstelligt werden können. So lernen die hung, der ökologischen Bedeutung und den Kinder und Jugendlichen, wie schlagkräftige darin lebenden Tier und Pflanzenarten werden Teams gebildet und die Arbeiten im Team genauso angesprochen wie die Sukzession und organisiert und verteilt werden. Nicht selten tun die daran gekoppelte Pflege. Nach der anschau sich Schülerinnen und Schüler positiv hervor, die lichen Einführung geht es mit Säge und Hecken im theoretischen Schulalltag untergehen, weil schere an den Erhalt des Lebensraumes. In aller sie eher praktisch veranlagt sind. Dies ist für den Regel sind die Jugendlichen mit Feuereifer bei Gruppenzusammenhalt elementar. der Sache. Text: Bernhard Ziegler Landschaftspflegerichtlinie 21 Baden-Württemberg
C1 - Grunderwerb mit Biotopentwicklungsmaßnahme FlowerPower rettet Apollofalter AlbDonauKreis, Stadt Schelklingen Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne) GEMEINDE Grunderwerb SELTENE FALTER IN GEFAHR IM KOLLEKTIV FÜR DEN mit Biotop- APOLLOFALTER entwicklung Der stark gefährdete Schwarze Apollofalter (Parnassius mnemosyne) ist im Biosphärengebiet Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten die Schwäbische Alb in vereinzelten, kleinen Popu Geschäftsstelle Biosphärengebiet, das Regie lationen vorhanden. Um ihn zu fördern, lichtet rungspräsidium (Referate 55 und 56), die Untere TEIL C1 man Waldbestände umfangreich auf. Naturschutz und Forstbehörde AlbDonau Nur so können größere Bestände seiner Raupen Kreis, Planungsbüros, der Landschaftserhal fraßpflanze Hohler Lerchensporn (Corydalis cava) tungsverband AlbDonauKreis, landwirtschaft ausreichend besonnt werden, damit sich seine liche Betriebe, ASPManagement und die Stadt LANDWIRT- Eier entwickeln können. Zusätzlich benötigt der Schelklingen zusammen. SCHAFTLICHER Falter als Nektarhabitat blütenreiche Wiesen. BETRIEB Mahd TEIL B LEV Betreuung ASP- MANAGEMENT Betreuung TEIL E2 + E3 Raupe des Schwarzen Apollofalters Hohler Lerchensporn – Raupenfraßpflanze des Schwarzen Apollo 22 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
te t. g e sich ü c k 37 St e r e its 17 b 20 , wu rd e n l t e r oc he i n Fa 2 0 1 5 n Wa r es Eine blütenreiche Wiese ist die ideale Nahrungsquelle für erwachsene Apollofalter. MEHR BLÜTEN UND MEHR LICHT Die Stadt Schelklingen erwarb als Nektarhabitat für den Schwarzen Apollofalter auf Gemarkung Gundershofen eine extensiv genutzte Wirt schaftswiese, deren Blütenangebot verbessert wurde. Diese grenzt direkt an ein Larvalhabitat an, das aufgrund forstlicher Auflichtungsmaß nahmen deutlich aufgewertet wurde. FLATTERNDER BEWEIS, DASS DIE ARBEIT SICH LOHNT SO UNTERSTÜTZT DIE LPR Die Anzahl der gesichteten Falter, die die Wiese DIE MASSNAHME als Nektarhabitat nutzen, hat sich wesentlich erhöht. Aus dem Jahr 2014 ist keine Sichtung Dieser Grunderwerb wird zu 50 % über die Land bekannt. War es 2015 noch ein Falter, wurden schaftspflegerichtlinie Teil C1 gefördert. Die Stadt 2016 schon 13 und 2017 dann 37 Schwarze Apollo Schelklingen stellte einen Antrag auf Förderung falter gesichtet. Zudem wurden im angrenzenden beim Regierungspräsidium Tübingen. aufgelichteten Wald Eier und Raupen des Falters Die Förderung des Grunderwerbs ist an eine gefunden, somit konnte ein Reproduktions Biotopentwicklungsmaßnahme (Pflegemaß habitat entwickelt werden. nahme) gekoppelt. Im vorliegenden Fall bestand diese aus einer Mulchmahd mit anschließendem PLÄNE FÜR DIE ZUKUNFT Abräumen des Mulchgutes. Hierdurch wurde die brachgefallene Fläche wieder mähfähig. Ein Im Umfeld des oben genannten Vorkommens landwirtschaftlicher Betrieb aus Gundershofen des Schwarzen Apollofalters bei Springen sowie hat Interesse an der jährlich zweimaligen Mahd des älteren Vorkommens im Schandental soll der mit Abräumen des Mähgutes. Dies wird über die Lebensraum weiter aufgewertet werden. Landschaftspflegerichtlinie (Teil B) vergütet. Text: Marlies Häussler, Dr. Rüdiger Jooß Landschaftspflegerichtlinie 23 Baden-Württemberg
D1 - Umbau eines Rinderstalls Herberge für Rinder in der Landschaftspflege Ortenaukreis, Gemeinde Mühlenbach MACHEN WIR’S ARTGERECHT! Somit war es erklärtes Ziel des Betriebsleiter ehepaares, mit einem Stallumbau die überholte Haltungsform umzustellen. Mit der bisher Ins Altgebäude integrierter einreihiger Fischgräten-Melkstand schon praktizierten extensiven Nutzung sah sich Familie Prinzbach ohnehin nahe bei der ökolo gischen Wirtschaftsweise und wollte diese im BERGBAUERNBETRIEB GESTALTET eigenen Betrieb realisieren, zumal Biomilch von KULTURLANDSCHAFT der Molkerei mit kostendeckenden Preisen sehr erfolgreich vermarktet wird. Familie Prinzbach lebt und wirtschaftet auf einem für den Mittleren Schwarzwald typischen Bergbauernbetrieb mit Grünland und Wald EINE LOHNENDE INVESTITION wirtschaft. Der Hof liegt topographisch schwie Unterstützt durch Fördermittel aus der Land rig, landschaftlich dagegen sehr reizvoll in einem schaftspflegerichtlinie (Teil D1) wurde der Seitental des Mittleren Schwarzwaldes. Daher Anbindestall zum besonders tiergerechten nutzt Familie Prinzbach den Hof auch touristisch Laufstall umgebaut. Da Familie Prinzbach Eigen und bietet interessierten Gästen „Urlaub auf leistungen bei den Arbeiten der Baumaßnahme dem Bauernhof“. Auf dem Prinzbachhof steht einbrachte, konnte sie die Investitionskosten je ein Brennrecht, das auch voll genutzt wird. Vom Stallplatz auf einem Niveau halten, das auch wei Futter der überwiegend steilen Grünlandflächen LANDWIRT- terhin eine kostendeckende Produktion zulässt. produziert die Familie Milch und vermarktet SCHAFTLICHER diese über die regionale Molkerei „Schwarzwald BETRIEB LANDSCHAFTSPFLEGE UND Stallumbau milch“. Im bergseitigen Ökonomieteil des TIERWOHL HAND IN HAND Eindachhofes befindet sich der Rinderstall. Die Tiere waren angebunden. Dies war nicht sonder In dem Stall ist Platz für 24 Milchkühe, das Jung lich tiergerecht und dazu arbeitsaufwändig. Die vieh wird auf dem Nachbarbetrieb aufgezogen. TEIL D1 Anbindehaltung sorgte häufig für Diskussionen In Kombination mit dem praktizierten Sommer mit Feriengästen. weidegang werden auf dem Prinzbachhof sogar 24 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Der Prinzbachhof liegt topographisch schwierig, landschaftlich dagegen sehr reizvoll bei Mühlenbach im Ortenaukreis. Premiumanforderungen für besonders tierge rechte NutztierHaltung erfüllt. Die Maßnahme trägt dazu bei, den landwirtschaftlichen Betrieb für die Zukunft aufzustellen. Damit wird dauer haft die Landschaft gepflegt und die Kulturland schaft erhalten. Die Ziele der Landschaftspflege richtlinie werden somit voll erreicht. Text: Albrecht Längle Vom Anbindestall zum Liegeboxenlaufstall mit Laufhof Landschaftspflegerichtlinie 25 Baden-Württemberg
D2 - naturschutzgerecht produzierte Erzeugnisse Genuss ohne Umwege Landkreis Tübingen (K)EIN ZUGANG ZU TÜBINGER TEAMWORK Nähere Informationen REGIONALEN PRODUKTEN Bei dem Projekt kooperieren das Landratsamt über PLENUM unter: www.lubw.baden- Im landschaftlich sehr vielfältigen Landkreis Tübingen, die PLENUMGeschäftsstelle wuerttemberg.de Tübingen gibt es eine große Vielzahl unter Tübingen (gleichzeitig VIELFALTGeschäfts > Themen schiedlicher kleiner Betriebe, die individuelle stelle) und die Insiva GmbH. > Natur und Landschaft > Flächenschutz Produkte von guter Qualität herstellen. Viele > PLENUM dieser Produkte werden direkt vermarktet, z. B. PRAKTISCHES MARKETING: über Hofläden und Marktstände. Wertschätzung VERKAUFSREGALE UND für regionale (Bio)Produkte trifft in Tübingen GESCHENKSERVICE auf eine hohe Kaufkraft. Für die Vermarktung regionaler Produkte bestehen somit gute Vor Die Insiva GmbH hat bisher bezüglich des aussetzungen. Bisher gab es im Landkreis jedoch „Konzepts zur Vermarktung von regionalen leider noch keine übergeordnete Vermarktungs Lebensmitteln“ drei PLENUMAnträge gestellt. strategie. Bei der ersten Antragstellung ging es darum, im Rahmen einer Studie ein Marketingkonzept GEBÜNDELTE VERMARKTUNG zu erarbeiten. Diese MachbarkeitsKonzeption bildet die fundierte Grundlage für alle weiteren Die Integrationsfirma Insiva GmbH setzt die Antragstellungen aus dem Bereich Teil D2, da Idee der übergeordneten Vermarktungsstrategie sie die IstSituation, Marketingziele, mögliche um, indem sie regionale, nachhaltig erzeugte Pro Marketingmaßnahmen und die geschätzten dukte „gebündelt“ vermarktet. Ihre Philosophie Kosten analysierte. Als Ergebnis wurden u. a. ist, die Erzeuger von nachhaltig produzierten verschiedene Optionen für den stationären Ver Produkten zu stärken und gleichzeitig Qualifizie kauf und die Entwicklung eines Präsentservice rungsangebote und Arbeitsplätze für Menschen vorgeschlagen. mit Behinderung zu schaffen. PLENUM: UNTERNEHMEN PLENUM ist ein UmweltProjekt des Landes BadenWürttemberg. Naturverträgliche Einrichtung Nutzung, umweltschonende Wirtschaftsweisen und die Vermarktung der daraus ent zum Verkauf stehenden regionalen Produkte sowie naturverträglicher Tourismus werden gefördert. regionaler Produkte Die Förderung erfolgt über PLENUMProjekte innerhalb sogenannter PLENUM Gebiete. Zurzeit (06/2014 – 05/2020) ist der Landkreis Tübingen Projektgebiet. Die PLENUMProjekte können über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert werden. Die TEIL D2 Antragstellung auf Projektförderung erfolgt bei der jeweiligen PLENUMGeschäftsstelle. 26 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
„Durch das Verschenken regionaler Produkte‘ wird ’ Wertschätzung übermittelt, gleichzeitig unsere Kultur landschaft erhalten und die regionale Wirtschaft gefördert.“ Insiva GmbH Herr Warschun von der Insiva GmbH präsentiert am Verkaufsregal hochwertige, regionale Produkte. Die bisherige Umsetzung der Machbarkeits Konzeption erfolgte im Rahmen von zwei zusätzlichen PLENUMProjektanträgen. Tübinger Schätze: Als erstes wurde unter dem Motto „Genuss ohne Umwege“ ein „Regioschrank“ (Verkaufsregal) zum Verkauf regionaler Produkte in der Cafete Schwabenglück ria des Landratsamts Tübingen realisiert (LPR Teil D2). Beschäftigte sowie Besucherinnen und Besucher des Landratsamts können dort Brot aufstriche, Mehle, Nudeln, Apfelsaftschorle und andere Produkte aus dem Landkreis Tübingen, die die PLENUMErzeugerkriterien erfüllen, erwerben. Um den Verkauf zu bewerben, wur den ergänzend WerbeFlyer, Kundenstopper etc. gefördert. Im zweiten Schritt wurde der regionale Geschenkservice „Tübinger Schätze“ (LPR Teil D2: Beratungsleistung) auf den Weg gebracht. In verschiedenen Gebinden werden attrak Schwäbische tive Produktkombinationen angeboten, die Brotzeit die Kundschaft bequem bei der Insiva GmbH bestellen kann. Hierzu gehören die „Schwäbi sche Brotzeit“, das „Streuobstparadies“ und das „Schwabenglück“. MEHR ÖFFENTLICHKEIT FÜR EXKLUSIVE PRODUKTE Mit den neuen Verkaufswegen werden erstmalig Produkte, die sonst fast ausschließlich in Hof läden angeboten werden, der Kundschaft gesam melt zugänglich gemacht und können zudem im Rahmen des Geschenkservice auch ohne den Besuch einer Verkaufsstätte erworben werden. Anvisierte Ziele für die Zukunft: Streuobstparadies Mittelfristig sollen weitere PLENUMProdukte in das Sortiment aufgenommen werden. Text: Kolja Schümann Landschaftspflegerichtlinie 27 Baden-Württemberg
D3 - Neubau eines Schafstalls Landschaftspflege unter Dach und Fach Landkreis Tuttlingen, Gemeinde Böttingen EXTENSIVE BEWIRTSCHAFTUNG ALTER STALL NICHT UNTERSTÜTZEN ZUKUNFTSFÄHIG „Großer Heuberg“ heißt nicht zufällig die Im Beispielfall handelt es sich um den Schäferei Landschaft auf der Hochfläche der südwestli betrieb Villing, der insbesondere über Hüteschaf chen Kuppenalb in den Landkreisen Tuttlingen haltung die Wacholderheiden der weiteren und ZollernAlbKreis. Bis heute liegt hier ein Umgebung erhält. Gleichzeitig sorgt er durch landesweiter Schwerpunkt artenreicher Wiesen. extensive Bewirtschaftung artenreicher Wiesen Aufgrund der Topographie liegen diese Wiesen für deren Erhalt und gewinnt dadurch Winter oft benachbart zu Wacholderheiden, welche futter. Der Betrieb liegt zentral im FFH und flachgründige Kuppen einnehmen. Vogelschutzgebiet. Winter am „Alten Berg“, einer Beweidungsfläche des Beide Biotoptypen sind von großer Bedeutung Der baulich völlig veraltete Stall ermöglichte auf Schäfereibetriebs Villing für das Natura 2000Netz und den Arten und Dauer kein wirtschaftliches Überleben dieses Biotopschutz auf Landesebene. Als Kulturbio Betriebs. tope sind sie abhängig von landwirtschaftlicher Nutzung. Da extensive Beweidung und extensive ZUM NEUEN STALL DANK LPR Wiesenbewirtschaftung seit Jahrzehnten unter Aufgrund der besonderen Bedeutung des dem Druck des landwirtschaftlichen Struktur Betriebs für die naturschutzkonforme Bewirt wandels stehen, ist hier in besonderem Maße LANDWIRT- schaftung und Landschaftspflege erfolgte die die Unterstützung der entsprechenden Betriebe SCHAFTLICHER finanzielle Unterstützung über Landschafts BETRIEB durch die Naturschutzverwaltung und die LPR pflegerichtlinie Teil D3. Der Neubau bietet Stallbau gefragt. Ziel ist es, solche Schlüsselbetriebe für die Platz für ca. 500–600 Schafe und erleichtert Erhaltung extensiver Grünlandkomplexe ökono die Arbeitsabläufe signifikant. misch zu stabilisieren. TEIL D3 LANDWIRT- SCHAFTLICHER BETRIEB Beweidung, Mahd TEIL A Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) Frühlings-Enzian (Gentina verna) 28 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
Die Ziegen und Schafe der Schäferei Villing sorgen auch weiterhin dafür, dass die Wacholderheiden so paradiesisch aussehen. Der Betrieb legte ein Investitionskonzept vor, das EINE UNTERSTÜTZUNG, vom Regierungspräsidium geprüft und mehrfach DIE SICH LOHNT angepasst wurde. Die Förderung über Teil D der Vier Jahre nach der Förderung ist festzustellen, LPR umfasste letztlich knapp 1/3 der Gesamt dass der Betrieb die in ihn gesetzten Erwartungen investition bei einem hohen Eigenleistungsanteil erfüllt hat und sich die naturschutzwichtigen des Betriebs. Gefördert wurden neben dem Flächen in einem sehr guten Zustand befinden. eigentlichen Stallneubau auch Fahrsilo, Stallmist Die flankierende finanzielle Unterstützung durch box und Pflasterbeläge. den Vertragsnaturschutz nach Teil A der Land Das Regierungspräsidium erstellte ein Auflagen schaftspflegerichtlinie bleibt weiter existenziell konzept, welches u. a. flächenscharf die bisherigen wichtig und muss voraussichtlich noch ausge und neu zu beweidenden Heideflächen umfasste weitet werden. sowie die naturschutzkonforme Bewirtschaftung von Wiesen. Text: Joachim Genser Ohne diese Förderung hätte das Vorhaben nicht „ durchgeführt werden können. Wir freuen uns jeden Tag aufs Neue, dass sich unsere Schafe in dem gesunden Klima des Schafstalles wohl fühlen und wir darin rationell arbeiten können.“ Schäfereibetrieb Villing Südhang Folstein Böttingen Landschaftspflegerichtlinie 29 Baden-Württemberg
E1 - Biotopvernetzung Artenvielfalt in Feld und Flur Hohenlohekreis, Stadt Öhringen Feldlerche (Alauda arvensis) (K)EINE LPR-GEBIETSKULISSE nahmen. Bis 2012 wurde das Konzept auf das gesamte Öhringer Verwaltungsgebiet ausgewei „Erfolgreiche Biotop- Das Gebiet um die Stadt Öhringen ist von sehr vernetzung funktioniert tet. Auch die Nachbarkommunen Pfedelbach guten landwirtschaftlichen Böden der Hohenlo nur bei frühzeitiger und und Zweiflingen haben sich angeschlossen und ehrlicher Zusammenarbeit her Ebene geprägt, mit intensiver ackerbaulicher treten heute mit einem gemeinsamen Maßnah mit der Landwirtschaft.“ Nutzung. Veredelungsbetriebe konkurrieren mit menangebot an die landwirtschaftlichen Betriebe Intensivobstanlagen und Gemüsebau um die sehr Stadtbaumeister heran. ertragreichen Ackerböden. Im Öhringer Süden Reiner Bremm [Stadt Öhringen] ist ein ausgeprägter Streuobstgürtel vorhanden. Außer wenigen geschützten Biotopen (nach § 33 UNTERSTÜTZT DURCH DIE LPR NatSchG) – beispielsweise als Heckenstruktur an Die anerkannte Biotopvernetzungskonzeption Weitere Informationen zur der A6 oder einzelnen Feldgehölzen – lagen vor Biotopvernetzung/Biotop- wurde über LPR, Teil E1 gefördert. Sie ist, als Beginn der Erstellung des Biotopvernetzungs vernetzungskonzeption unter: anerkannte LPRGebietskulisse, die Vorausset www.landwirtschaft-bw.info konzeptes keine Gebietskulissen nach Land zung für die finanzielle Fördermöglichkeit z. B. > Ländlicher Raum schaftspflegerichtlinie vor. > Kulturlandschaft von Maßnahmen (Teile A und B) und Investitio > Biotopvernetzung nen (Teil D). VERNETZEN UND AUFWERTEN Die Stadt Öhringen ließ eine Biotopvernetzungs ALLE PACKEN MIT AN konzeption erstellen, um die Lebensräume von Elementare Grundlage für die Erstellung der Pflanzen und Tieren zu verbessern, miteinander GEMEINDE Biotopvernetzungskonzeption war das Engage zu verbinden und das Landschaftsbild aufzuwerten. Biotop- ment der AgendaArbeitsgruppe und die sehr vernetzungs- 2008 wurde das Biotopvernetzungskonzept für gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt konzeption das nördliche Teilgebiet von Öhringen erfolg Öhringen, der Bürgerschaft, der Landwirtschaft, reich erstellt. Die Umsetzung begann auf Grund dem Planungsbüro sowie der Naturschutz und lage von LPRVerträgen und kommunalen Maß Landwirtschaftsverwaltung. TEIL E1 LANDWIRT- SCHAFTLICHER BIOTOPVERNETZUNG/BIOTOPVERNETZUNGSKONZEPTION: BETRIEB Acker- Tiere und Pflanzen können dauerhaft nur überleben, wenn ihre Lebensräume miteinan bewirtschaftung, der verbunden (vernetzt) und nicht isoliert sind. Zielsetzung einer Biotopvernetzung ist extensive die Vergrößerung und Aufwertung bestehender naturnaher Biotope und die Schaffung Grünlandstreifen von Verbindungselementen zwischen diesen Lebensräumen. Die Planungsgrundlage hierfür ist innerhalb einer Gemeinde die Biotopvernetzungskonzeption. TEIL A1 30 Landschaftspflegerichtlinie Baden-Württemberg
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