CDU/CSU AUF DIE FRAGEN DES BERUFSVERBANDES DER DEUTSCHEN CHIRURGEN E.V. (BDC)
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47 GESUNDHEITSPOLITIK Antworten der CDU/CSU AUF DIE FRAGEN DES BERUFSVERBANDES DER DEUTSCHEN CHIRURGEN E.V. (BDC) 1 3 auf stärkere vernetzte Zusammenarbeit der Wie stehen Sie zur Einführung einer Wo sehen Sie die freiberufliche einzelnen Akteure und nutzen das Poten- Bürgerversicherung? Ärzteschaft in Zukunft? zial der Digitalisierung. Mit der Einführung eines standardisierten und bundesweiten Eine umfassende Versorgung der Bürgerin- Den Kern unseres freiheitlichen Gesund- einheitlichen Ersteinschätzungsverfahren nen und Bürger und den Erhalt unseres sehr heitswesens bilden die freie Arzt- und Kran- bei ambulanten ärztlichen Notfallleistungen guten Gesundheitssystems erreichen wir mit kenhauswahl, die Therapiefreiheit und die in Krankenhäusern haben CDU und CSU im der bewährten Selbstverwaltung, der freien Unabhängigkeit der freien Gesundheits- Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesund- Arzt- und Therapiewahl sowie mit dem Zusam- berufe. Daran halten wir fest. Niedergelassenen heitsversorgung wichtige Weichen für eine menspiel von gesetzlichen und privaten Kran- Ärztinnen und Ärzte sind ein unverzichtbarer sektorenübergreifende Versorgung gestellt. kenversicherungen. Eine Einheitsversicherung Beitrag zur Daseinsvorsorge. Um die Her- und Schritte dahin lehnen wir ab. Gleiches gilt ausforderungen der Zukunft zu bewältigen, 5 auch für die gesetzliche Rentenversicherung, brauchen wir für eine bedarfsgerechte Patien- Wo sehen Sie weiteren Umstrukturierungs- die wir mit Blick auf den demografischen Wan- tenversorgung eine Vielfalt bei den ärztlichen bedarf in der Krankenhauslandschaft? del zukunftssicher und generationengerecht Versorgungsmodellen. aufstellen wollen. Dabei würde eine Bürgerver- Deutschlands Krankenhäuser sind in Stadt und sicherung die finanziellen Herausforderungen 4 Land ein wichtiger Anker der medizinischen nur in die Zukunft verschieben. Welche Optimierungen an der Grenze Versorgung. Im Einklang mit Rehabilitations- der ambulanten zur stationären Versor- einrichtungen, niedergelassenen Ärzten und 2 gung halten Sie für erforderlich? Pflegeeinrichtungen haben sie bei der Bewälti- An welchen Stellen würden Sie die Gebühren- gung der Pandemie den Menschen in unserem ordnung für Ärzte (GOÄ) weiterentwickeln? Unser Leitbild ist eine medizinische und Land einen großen Dienst erwiesen. Die Kran- pflegerische Kultur, die dem ganzen Men- kenhäuser sind zusammen mit der leistungs- Wir werden den konsentierten Entwurf für schen dient. In der Corona-Pandemie hat fähigen ambulanten Versorgung das Rückgrat eine Novellierung GOÄ nach der Bundestags- unser Gesundheitssystem gezeigt, welche unseres Gesundheitswesens. Ein wirtschaft- wahl prüfen und ihn dann per Rechtsverord- Stärken es hat und an welchen Schwächen lich zukunftsfähiges Gesundheitswesen setzt nung mit der Zustimmung des Bundesrates wir arbeiten müssen. In einem zukunftsfä- auf eine sektorenübergreifende Zusammen- umsetzen. higen Gesundheitswesen setzen wir deshalb arbeit der einzelnen Akteure. Deshalb werden PA S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
48 GESUNDHEITSPOLITIK wir die Länder und Kommunen darin unter- wir die Telemedizin voran und setzen ergän- Millionen Euro für eine Innovationsoffensive stützen, quartiersbezogene und sektorenüber- zend zur klassischen Hausarztversorgung auf für Robotik und Digitalisierung in der Pflege greifende Versorgungskonzepte umzusetzen. den Einsatz von Gemeindeschwestern. Wir bereitstellen. Die mit dem Krankenhauszukunftsgesetz in müssen auch alles daransetzen, die wohn- der Pandemie begonnene Offensive des Bun- ortnahe geburtshilfliche Versorgung im 8 des für mehr digitale Investitionen in den ländlichen Raum zu sichern und die Pflegeka- Was muss sich im Gesundheitswesen unbe- Krankenhäusern wollen wir weiterführen und pazitäten auszubauen. dingt ändern, um für weitere Pandemien verstärken. Mit dem virtuellen Krankenhaus besser gerüstet zu sein? wollen wir medizinisches Spezialwissen über- 7 all im Land gleichermaßen verfügbar machen Worauf legen Sie bei der weiteren Die Pandemie hat gezeigt, wie stark unser und sektorenübergreifende telemedizinische Digitalisierung im Gesundheitswesen Gesundheitssystem ist und wie wichtig vor Netzwerkstrukturen ausbauen. Digitale Ver- besonders wert? allem die Frauen und Männer sind, die in den sorgungsketten sollen Informationslücken Krankenhäusern, Pflegeheimen und vielen zwischen Praxis und Krankenhaus beseitigen. Mit dem Fahrplan für die Einführung einer anderen Orten ihren mitmenschlichen Dienst Dabei spielt die Erstattungsfähigkeit digitaler elektronischen Patientenakte haben wir die tun. Die Corona-Krise hat aber auch allen vor Gesundheitsanwendungen eine zentrale Rolle. jahrelange Stagnation der Digitalisierung im Augen geführt, dass eine nachhaltige Verstär- Gesundheitswesen überwunden. Wir werden kung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes 6 an die E-Health-Strategie den Prozess „Digi- als eine unverzichtbare Säule des Gesund- Wie wollen Sie die ärztliche Versorgung tale Gesundheit 2025“ anschließen und diesen heitswesens dringend geboten ist. Bund und auf dem Land verbessern? zu einer ressortübergreifenden E-Health- Länder haben einen „Pakt für den Öffentli- Roadmap „Digitale Gesundheit 2030“ weiter- chen Gesundheitsdienst“ geschlossen, um Anspruch und Ziel von CDU und CSU ist eine entwickeln. Die Patientinnen und Patienten den ÖGD in seiner ganzen Aufgabenvielfalt gute medizinische Versorgung – unabhängig der Zukunft werden – unter Wahrung des und auf allen Verwaltungsebenen zu stärken von Alter, Wohnort und Geldbeutel. Zusam- Schutzes ihrer Daten – ihre gesamte Kran- und zu modernisieren. Der Bund stellt für men mit den Ländern werden wir 5.000 kengeschichte an einem Ort speichern und die Umsetzung des Paktes insgesamt Mit- zusätzliche Studienplätze für Humanmedizin Ärzte und andere Leistungserbringer darauf tel in Höhe von vier Milliarden Euro bis 2026 schaffen und gleichzeitig die Landarztquote zugreifen lassen können. Digitale Versor- zur Verfügung, um den Personalaufbau und bei der Studienplatzvergabe über die heutige gungsketten sollen Informationslücken zwi- die Digitalisierung in den unteren Gesund- Grenze von zehn Prozent hinaus erhöhen. schen Praxis und Krankenhaus beseitigen. heitsbehörden zu unterstützen. Dazu wer- Dabei spielt die Erstattungsfähigkeit digi- den wir rechtzeitig die notwendigen Mittel Damit chronisch Kranke und ältere Patienten taler Gesundheitsanwendungen eine zen- bereitstellen. gut und kontinuierlich versorgt sind, bringen trale Rolle. Zudem wollen wir weitere 500 P A S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
49 GESUNDHEITSPOLITIK Antworten der SPD AUF DIE FRAGEN DES BERUFSVERBANDES DER DEUTSCHEN CHIRURGEN E.V. (BDC) 1 3 Wir wollen eine sektorenübergreifende Ver- Wie stehen Sie zur Einführung einer Wo sehen Sie die freiberufliche sorgung inkl. integrativer Planung, einheitli- Bürgerversicherung? Ärzteschaft in Zukunft? chen Vergütungssystems und gemeinsamer Qualitätssicherung. Wir werden eine Bürgerversicherung einfüh- Wir werden ein neues integriertes Planungs- ren. Das bedeutet: Gleich guter Zugang zur und Vergütungssystem der Versorgung ein- 5 medizinischen Versorgung für alle, eine soli- führen. Die medizinische Versorgung ist für Wo sehen Sie weiteren Umstrukturierungs- darische Finanzierung und eine hohe Qualität uns ein Teil der öffentlichen Daseinsvor- bedarf in der Krankenhauslandschaft? der Leistungen. sorge. Die Krankenhäuser und Praxen sind keine Fabriken. Aus diesem Grund werden Wir wollen eine bedarfsorientierte und sektoren- Zum gleich guten Zugang zur medizinischen wir die Anreize für gewinnorientierte Ent- übergreifend geplante Versorgung, die aus den Versorgung für alle gehört auch die Auswei- scheidungen abbauen und Anreize für einen wohnortnahen Basis- und Notfallversorgungs- tung der bewährten Prinzipien - Sachleistung, sektorenübergreifenden Qualitätswettbe- zentren mit multiprofessionellen Teams für Solidarität sowie Selbstverwaltung - auf alle werb schaffen, der durch integrierte Teams die Versorgung in diesen Zentren und bei den Krankenversicherten. von angestellten und freiberuflichen Ärz- Patient*innen sowie ergänzend aus zentralen tinnen und Ärzten bestimmt wird. Die Frei- Schwerpunktkrankenhäusern in den Regionen 2 beruflichkeit der Ärztinnen und Ärzte soll und überregionalen Spezial- oder Unikliniken An welchen Stellen würden Sie die Gebühren- fortbestehen. Die neue Planungs- und Vergü- besteht. Wir werden das Wohl der Patienten ordnung für Ärzte (GOÄ) weiterentwickeln? tungsmodelle werden ihnen mehr berufliche und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten Möglichkeiten geben. als Qualitätsmindestmerkmale in den Mittel- Mit der Bürgerversicherung schaffen wir eine punkt stellen und die DRG-Fallpauschalen zu einheitliche Honorarordnung mit einer ange- 4 einer bedarfsgerechten Grundfinanzierung nach messenen und sachgerechten Bezahlung für Welche Optimierungen an der Grenze einem modularen Vergütungssystem mit einer alle Ärztinnen und Ärzte. der ambulanten zur stationären Versor- ergänzenden leistungs- und qualitätsorientier- gung halten Sie für erforderlich? ten Vergütung ausbauen. PA S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
50 GESUNDHEITSPOLITIK 6 inkl. Förderung bereits bei der Ausbildung, Verbindung mit den Patient*innen, inkl. ihres Wie wollen Sie die ärztliche Versorgung Vergünstigungen bei der Wohnung und Vorsorge- und Nachsorge-Monitorings, zum auf dem Land verbessern? Praxisbeschaffung sowie Anbindung Einsatz kommen. Die Voraussetzung dafür sind an die regionalen und überregionalen natürlich ein sicheres und schnelles Netz und Wir sind für eine sektorenübergreifende Versor- Versorgungszentren. Datensicherheit, die wir für jede medizinische gung (inkl. bedarfsorientierter und integrati- Einrichtung als notwendig erachten. ver Planung, einheitlichem Vergütungssystem 7 und gemeinsamer Qualitätssicherung) mit Worauf legen Sie bei der weiteren 8 integrierten, mobilen Teams, deren Mitglieder Digitalisierung im Gesundheitswesen beson- Was muss sich im Gesundheitswesen unbe- sowohl freiberufliche als auch angestellte Ärz- ders wert? dingt ändern, um für weitere Pandemien tinnen und Ärzte sein werden. besser gerüstet zu sein? Die Digitalisierung der Krankenhäuser soll Das Ziel ist: die Weiterentwicklung kommu- zu Entlastungen in den Verwaltungsabläufen Dafür werden wir neue regionale Versorgungs- naler Klinikverbünde, um insbesondere in im Krankenhaus und im Kontakt mit ande- strukturen aufbauen und eine engere Vernet- der Fläche kleine Kliniken zu sichern. Kran- ren Akteuren der medizinischen Versorgung zung zwischen dem Katastrophenschutz und kenhäuser sollen sich stärker öffnen, indem (Abrechnungs- und Dokumentationswesen, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst sicher- kleine Standorte in ambulante Versorgungs- Patientenakte) sowie zur direkten Verbesse- stellen. Die Besonderheit der neuen Strukturen zentren umgewandelt sowie Versorgungs- rung der Versorgung der Patient*innen genutzt liegt darin, dass der öffentliche Gesundheits- pfade für komplexe Krankheitsbilder und werden. Der Mehrwert der Digitalisierung kann dienst auch ein Teil der integrierten Teams teambasierte, berufsübergreifende und sek- insbesondere nach der geplanten Überwindung in den Einrichtungen der Basis-, Notfall- und torenübergreifende Formen der Versorgung der sektoralen Versorgung und der Einführung Spezialversorgung sein soll. Damit wird eine eingeführt werden, die wohnortnah und pati- integrierter mobiler Teams sichtbar werden. neue engmaschige Struktur aufgebaut, die entenzentriert arbeiten. Dabei werden neue sichere Technologien für eine gemeinsame ganzheitliche Planung und die Konsultationen unter den Mitgliedern der regelgemäße Übungen im Katastrophen- Zudem wollen wir attraktive Rahmen- integrierten Teams oder für ferngesteuerte schutz, auch für Pandemien, ermöglicht. bedingungen für die Landärzte schaffen, gemeinsame Eingriffe oder zielführend für die P A S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
51 GESUNDHEITSPOLITIK Antworten von BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN AUF DIE FRAGEN DES BERUFSVERBANDES DER DEUTSCHEN CHIRURGEN E.V. (BDC) 1 Wir GRÜNE befürworten eine ärztliche Gebüh- dem Hintergrund gesellschaftlicher Verän- Wie stehen Sie zur Einführung einer renordnung, die auf einer betriebswirtschaft- derungen weiterentwickelt werden. Freibe- Bürgerversicherung? lichen Kalkulation beruht, Anreize für eine rufliche Berufsausübung bedeutet nicht nur qualitativ hochwertige Versorgung schafft und die Selbständigkeit in der eigenen Praxis. Das gespaltene Versicherungssystem hat Fehlanreize möglichst vermeidet. In diesem Wir verstehen Freiberuflichkeit auch so, dass sich nicht bewährt. Es hat zu Fehlanreizen Sinne halten wir eine Weiterentwicklung der Ärzt*innen ihr medizinisches Können unab- wie Rosinenpickerei geführt, eine solidari- ärztlichen Gebührenordnung für notwendig. hängig von falschen ökonomischen Anrei- sche Finanzierung verhindert und die Wahl- Mit dem Gutachten der „Honorarkommission zen in den Dienst der Patient*innen stellen freiheit vieler Versicherter eingeschränkt. für die ambulante ärztliche Vergütung“ liegen können und dabei auch eine Verpflichtung Zudem ist nicht sichergestellt, dass alle diskussionswürdige Empfehlungen vor, wie die gegenüber dem Gemeinwohl haben. gesetzlich und privat Versicherten unabhän- ärztlichen Vergütungssysteme EBM und GOÄ/ gig vom Geldbeutel gut versorgt werden. GOZ weiterentwickelt werden können. Den jah- 4 Vor diesem Hintergrund wollen wir GRÜNE relangen Stillstand bei der Anpassung der GOÄ Welche Optimierungen an der Grenze das heutige Krankenversicherungssystem in wollen wir nicht länger hinnehmen. Vor diesem der ambulanten zur stationären Versor- mehreren Schritten zu einem integrierten Hintergrund finden wir auch den Vorschlag der gung halten Sie für erforderlich? Krankenversicherungssystem, einer Bür- Honorarkommission interessant, dass Bundes- ger*innenversicherung, weiterentwickeln. ärztekammer und PKV-Verband auf gesetzli- Wir GRÜNE halten verschiedene Schritte für In einem solchen System aus gesetzlichen cher Grundlage direkt über die Vergütung von eine sektorenübergreifende Versorgung für Krankenkassen und privaten Krankenversi- Leistungen verhandeln können. nötig: cherungen beteiligen sich alle Versicherten • Die ambulanten und stationären Vergü- fair und gerecht an der Finanzierung unse- 3 tungsbudgets sollen durch eine popula- res Gesundheitswesens. Wo sehen Sie die freiberufliche tionsorientierte sektorenübergreifende Ärzteschaft in Zukunft? regionale Versorgung in Gesundheitsre- 2 gionen überwunden werden. An welchen Stellen würden Sie die Gebühren- Für uns GRÜNE steht die ärztliche Freiberuf- • Die Vergütungssysteme sollen sektoren- ordnung für Ärzte (GOÄ) weiterentwickeln? lichkeit nicht zur Disposition, sie muss vor übergreifend weiterentwickelt werden. PA S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
52 GESUNDHEITSPOLITIK Krankenhäuser müssen mehr ambu- 6 Wir wollen daher eine Strategie für die Digi- lante Leistungen anbieten können, das Wie wollen Sie die ärztliche Versorgung talisierung. Es braucht Prioritäten, klare Belegarztwesen ausgebaut werden. auf dem Land verbessern? Verantwortlichkeiten und abrechenbare • Die getrennte ambulante Bedarfs- und Meilensteine. Unser Ziel ist die stringente stationäre Krankenhausplanung muss Die Bevölkerung erwartet zu Recht eine Politik, Einbeziehung der Nutzer*innen in die Weiter- zu einer sektorenübergreifenden Versor- die für verlässliche Angebote bei Gesundheit entwicklung der Digitalisierung. So werden gungsplanung werden. und Pflege sorgt – auch auf dem Lande. Zentral wir sicherstellen, dass auch Anwendungen • Das Berufsrecht der Gesundheitsberufe sind für uns an den Interessen der Patient*in- entstehen, die einen Nutzen für die Pati- soll die Zusammenarbeit auf Augen- nen orientierte Versorgungsangebote mit ent*innen und deren Versorgung haben. höhe etwa in ambulant-stationären einer guten Zusammenarbeit der unterschied- Gesundheitszentren in ländlichen Räu- lichen Gesundheitsberufe. Die Trennung des 8 men unterstützen. ambulanten und des stationären Sektors bei Was muss sich im Gesundheitswesen unbe- Finanzierung, Vergütung und Planung muss dingt ändern, um für weitere Pandemien 5 überwunden werden. Wir GRÜNE wollen länd- besser gerüstet zu sein? Wo sehen Sie weiteren Umstrukturierungs- liche Krankenhäuser, Kindereinrichtungen und bedarf in der Krankenhauslandschaft? Notfallstrukturen bei Bedarf durch eine fall- Sichtbar wurde, wie sehr die öffentlichen zahlunabhängige Vergütungssäule unterstüt- Gesundheitsämter kaputtgespart und ver- Wir GRÜNE wollen das Vergütungssystem zen und den Umbau von nicht mehr benötigten nachlässigt wurden. Der öffentliche Gesund- für Krankenhäuser weiterentwickeln. Die ländlichen Krankenhäusern zu leistungsfähi- heitsdienst muss deutlich aufgewertet werden. Investitionsfinanzierung soll reformiert gen Gesundheitszentren fördern. Unser Gesundheitssystem muss für künftige werden, um die Unterfinanzierung bei den Pandemien besser gewappnet sein. Spätestens Investitionen zu beenden. Dadurch sollen 7 jetzt ist der Moment, eine bessere Kooperation Fehlanreize, etwa zur Ausweitung von medi- Worauf legen Sie bei der weiteren in der Versorgung zu fördern, die Notfallver- zinisch nicht indizierten Leistungen, abge- Digitalisierung im Gesundheitswesen sorgung zu reformieren und die Digitalisierung baut werden. Wir sind für ein verbindliches besonders wert? beherzt voranzutreiben. Auch die Produktion hälftiges Engagement des Bundes bei der von Medikamenten und Medizinprodukten soll Investitionsfinanzierung für Krankenhäu- Wir GRÜNE sind bei der Digitalisierung in den – in europäischer Kooperation – besser wer- ser. Dafür soll er bestimmte Leitlinien für vergangenen drei Jahren deutlich schneller den. Auf europäischer Ebene ist mehr gemein- die Krankenhausplanung vorgeben können, geworden, zentrale Anwendungen, wie etwa same Strategie und Koordinierung, etwa bei etwa für eine gestufte Krankenhausversor- die Patientenakte sind endlich aufs Gleis Notfallkapazitäten erforderlich. Bei der Kran- gung und die Orientierung der Planung an gesetzt worden. Schnelligkeit allein ist aller- kenhauspflege wollen wir GRÜNE durch ein Leistungsbereichen. dings kein hinreichendes Qualitätsmerkmal. Personalbemessungsinstrument nachsteuern. P A S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
53 GESUNDHEITSPOLITIK Antworten der AFD AUF DIE FRAGEN DES BERUFSVERBANDES DER DEUTSCHEN CHIRURGEN E.V. (BDC) 1 2 und dass MVZ vollumfänglich der Bedarfs- Wie stehen Sie zur Einführung An welchen Stellen würden Sie die Gebühren- planung der Kassenärztlichen Vereinigungen einer Bürgerversicherung? ordnung für Ärzte (GOÄ) weiterentwickeln? unterliegen. Die AfD steht für soziale Marktwirtschaft und Insgesamt braucht es einen funktionierenden Und wir wollen die Budgetierung abschaffen: gegen Planwirtschaft, gegen Einheitsversor- Inflationsausgleich. Diese ausschließlich ökonomisch begründete gung und gegen Sozialabbau: Die AfD lehnt Einschränkung der Therapiefreiheit des Arz- Kopfpauschalen und die Bürgerversicherung Außerdem muss die ärztliche Leistung noch tes muss sofort außer Kraft gesetzt werden. ab. mehr im Fokus liegen in Relation zu Technik Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland u. a. müssen das Recht haben, ihren Beruf unein- Stattdessen wollen wir echten Wettbewerb geschränkt auszuüben. zur Stärkung von Qualität und Wirtschaft- 3 lichkeit in beiden Systemen. Wo sehen Sie die freiberufliche 4 Ärzteschaft in Zukunft? Welche Optimierungen an der Grenze GKV: Die Krankenkassen sollen verschiedene der ambulanten zur stationären Versor- Vertragsmodelle anbieten können. Wer will, Die freiberufliche Ärzteschaft wird auch gung halten Sie für erforderlich? soll Beitrag und Leistungen auf dem heutigen in Zukunft eine der tragenden Säulen des Stand belassen können. Für ihn ändert sich Gesundheitssystems sein. Allerdings wird Wir wollen die sektorenübergreifende Versor- nichts. Wer will, soll aber z. B. Leistungen aus durch veränderte Lebenseinstellung und die gung mit einem gemeinsamen Gebührensys- dem Versicherungsumfang herausnehmen weitere Verweiblichung des Berufs der Anteil tem für ambulante Leistungen stärken. oder Hausarztmodelle wählen können. derer, die angestellt arbeiten wollen, steigen. Kooperationsformen wie MVZ werden des- 5 PKV: Heute sind gerade ältere Versicherte, halb neben der klassischen freiberuflichen Wo sehen Sie weiteren Umstrukturierungs- Rentner oder kleine Selbständige, die meist ärztlichen Tätigkeit tendenziell zunehmen. bedarf in der Krankenhauslandschaft? nicht zu den Besserverdienenden gehören, an Dabei muss darauf geachtet werden, dass Versicherungskonzerne gebunden. Das wol- diese zukünftig ausschließlich in der Trä- Die eigentlich vorgesehene Finanzierung der len wir ändern. Wir wollen die Mitnahme der gerschaft von freiberuflichen Ärzten in der Investitionskosten durch die Bundesländer Altersrückstellung in der PKV beim Versiche- Rechtsform von Personengesellschaften erfolgt nicht ausreichend. Dass der Bund des- rungswechsel für alle ermöglichen. stehen und nur von diesen geleitet werden halb teils einspringt, ist für die Versorgung PA S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
54 GESUNDHEITSPOLITIK wichtig. Das darf jedoch nicht dazu führen, die das unternehmerische Risiko auf dem Hersteller von Gesundheits-Apps dazu ver- dass nun die Bundesländer erst recht ihren Lande (geringer Anteil an Privatpatienten) pflichtet werden, genaue Angaben zur Ziel- Verpflichtungen zur Übernahme von Kosten verringern; gruppe, Funktionsweise, Wirkungsweise und nicht nachkommen. Leistungen des Bundes Zweckbestimmung der Gesundheits-App zu sind deshalb immer mit denen der Länder zu Beendigung der Deckelung im Abrechnungs- machen. verknüpfen. system (Degression); Abbau der Hürden bei der Anstellung von ärztlichem Perso- 8 Durch flächendeckende Einrichtung von nal; ein flächendeckendes Netz von Bereit- Was muss sich im Gesundheitswesen unbe- Abteilungen für Fachübergreifende Frühre- schaftsdiensten, das personell auch aus den dingt ändern, um für weitere Pandemien habilitation wollen wir die nahtlose Reha- Ballungsräumen zu verstärken wäre; Kontin- besser gerüstet zu sein? bilitationskette herstellen und gleichzeitig gente von Medizin-Studienplätzen für Bewer- Krankenhausstandorte erhalten und stärken. ber, die sich für einen gewissen Zeitraum Im Lauf der Coronakrise wurde auf die im Ver- für eine Berufstätigkeit in strukturschwa- gleich zu denen anderer entwickelter Natio- Außerdem wollen wir – auch deshalb – Kurz- chen Räumen verpflichten; Bereitstellung nen bessere ambulante, aber auch stationäre zeitpflegeplätze in Krankenhäusern bundes- von gering verzinslichen Studiendarlehen und intensivmedizinische Ausstattung des weit einrichten. für Medizinstudenten, die mit einer (auch deutschen Gesundheitswesens hingewiesen. anteiligen) Berufstätigkeit in unterversorgten Das Gesundheitswesen war nicht überlastet. Und wir wollen das DRG-System abschaffen Landkreisen sukzessive erlassen werden. Das gilt es für die Zukunft zu sichern. und stattdessen ein Prospektiv-Regionales- Pauschalensystem einführen, welches u. a. Auch die Kommunen und Landkreise sowie Probleme traten bei der dritten Säule des mindestens folgende Kriterien aufweist: die Bundesländer sind gefordert, Anreize Gesundheitswesens, dem öffentlichen a. Leistungserbringern wird im Voraus eine dafür zu schaffen. Nicht nur die Gesundheits- Gesundheitsdienst (ÖGD) auf. Schon 2016 jährliche Pro-Kopf-Pauschale bezahlt (pro- politik ist gefragt. Wo es nicht mal mehr ein befasste Gesundheitsministerkonferenz mit spektiv pauschalierte Finanzierung), wel- Lebensmittelgeschäft gibt, wird man kaum den Problemen des ÖGD: Gewinnung quali- che sie selbst verwalten müssen. einen Arzt hinlocken können. fizierter, motivierter Fachkräfte, Stärkung der b. Die Kalkulation der prospektiven Pauscha- Ausbildung, Organisationsentwicklung – um len soll auf morbiditätsorientierten Regio- Es braucht auch Angebote für Partner, Kinder nur einige zu nennen. nalbudgets basieren. etc. Wir müssen ganz allgemein weg von der c. Die in Deutschland herrschende Wahlfrei- Zentralisierung öffentlicher Infrastruktur. Aber es reicht nicht, Stellen zu schaffen, wir heit des Krankenhauses wird grundsätz- müssen auch Menschen finden, die dann auf lich geschützt und die Verrechnung der 7 diesen Stellen arbeiten. Und das wird ohne Pauschale (pro Kopf), bei Bedarf mit einem Worauf legen Sie bei der weiteren eine attraktive und marktübliche Honorie- beliebigen Wahlkrankenhaus verrechnet. Digitalisierung im Gesundheitswesen rung nicht möglich sein. Dafür brauchen wir d. Die Senkung des bürokratischen, Kodier- besonders wert? eine gesicherte, arztspezifische Vergütung. und Dokumentationsaufwandes. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Bei Und wir wollen, dass wir endlich zu einem 6 allen Schritten muss darauf geachtet wer- modernen ÖGD zu kommen. Digitalisierung Wie wollen Sie die ärztliche Versorgung den, dass sie für die Beteiligten – das heißt ist das Stichwort. auf dem Land verbessern? die Ärzte und die Patienten – einen Mehrwert bringen. Effizienz und Effektivität müssen im Fokus Wir wollen dazu beitragen, es für Ärzte attrak- stehen – schon allein, damit man uns in tiver zu machen, sich wieder vermehrt auf Ein Beispiel sind die sog. Gesundheits- Zukunft nicht mehr so leicht wegen irgend- dem Land niederzulassen. Als Anreize wären Apps: Hier muss unbedingt sichergestellt eines Virus – nur weil der Öffentliche geeignet: finanzielle und organisatorische werden, dass randomisierte kontrollierte Gesundheitsdienst an die Grenzen der Nach- Niederlassungshilfen, z. B. insbesondere die Studien durchgeführt werden, um die Wirk- verfolgbarkeit stößt – in den Dauerlockdown Bereitstellung vergünstigter Praxisräume, samkeit der App bewerten zu können und befördert. P A S S I O N C H I R U R G I E 0 7/ 0 8 | 2 0 2 1
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