Cop4ALL NRW - Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen mit Fernerkundung und künstlicher Intelligenz
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Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen mit Fernerkundung und künstlicher Intelligenz Cop4ALL NRW – Derivation of Land Cover in North Rhine-Westphalia with Remote Sensing and Artificial Intelligence Stefan Sandmann | Gregor Hochgürtel | Ruben Piroska | Christian Steffens Zusammenfassung Real Estate Cadastre Information System) and ATKIS (Authorative Geobasis NRW hat das Fernerkundungsverfahren Cop4ALL Topographic-Cartographic Information System). NRW (Copernicus für ATKIS, ALKIS und Landbedeckung in NRW) entwickelt, um frei verfügbare Satellitendaten des Co- Keywords: Cop4ALL NRW, land cover, change detection, remote pernicus-Programms in die Geschäftsprozesse bei Geobasis sensing, Copernicus, neural networks, artificial intelligence NRW sowie bei den Katasterbehörden in Nordrhein-Westfalen (NRW) zu integrieren. Mit Cop4ALL NRW wird automatisiert ein landesweiter, lü- ckenloser und überschneidungsfreier Datenbestand für die 1 Motivation für das Vorhaben Cop4ALL NRW Landbedeckung im AdV-Datenmodell (Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepub- Die Motivation für das Vorhaben Cop4ALL NRW basiert lik Deutschland) abgeleitet. Die Klassifikation der Landbede- auf zwei Grundgedanken: ckung erfolgt auf Grundlage einer kombinierten Bildanalyse der Sentinel-2-Aufnahmen sowie der aktuell zur Verfügung a) Der Beschluss der AdV zur Einführung der stehenden Digitalen Orthophotos. Hierbei werden Verfahren Landbedeckung und Landnutzung der künstlichen Intelligenz eingesetzt. Die Fernerkundungs- daten werden in einem weiteren Verfahrensschritt ebenfalls Das Plenum der AdV hat in 2018 die strategischen Eck- zur Ermittlung von Veränderungshinweisen zur Aktualisierung punkte zur Einführung der nächsten Referenzversion der von ALKIS (Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssys- GeoInfoDok und zur Einführung von Landbedeckung tem) und ATKIS (Amtliches Topographisch-Kartographisches und Landnutzung beschlossen. Hierbei werden die AdV- Informationssystem) genutzt. Mitgliedsverwaltungen gebeten, die GeoInfoDok 7.1 bis zum 31.12.2023 in ihren Erfassungs-, Führungs- und Aus- Schlüsselwörter: Cop4ALL NRW, Landbedeckung, Verände- kunftssystemen von AFIS, ALKIS und ATKIS einzuführen. rungshinweise, Fernerkundung, Copernicus, Neuronale Netze, Die Bereitstellung der Daten der Landnutzung erfolgt zum Künstliche Intelligenz 31.12.2023. Die Bereitstellung der Daten der Landbede- ckung wird zum 31.12.2023 angestrebt. Hiermit hat sich die AdV entschieden, parallel zu der bisherigen Tatsäch- Summary lichen Nutzung (TN), einen strategischen Wechsel hin zu Geobasis NRW has developed the remote sensing application Landbedeckung und Landnutzung zu beschreiten. Diese Cop4ALL NRW (Copernicus for ATKIS, ALKIS and land cover in Entscheidungen waren vor dem Hintergrund der immer NRW) in order to integrate freely available satellite data of the komplexer werdenden Nutzeranforderungen unerlässlich, Copernicus programme into the business processes at Geoba- da auch auf nationaler und europäischer Ebene das Prin- sis NRW as well as at the cadastral authorities in North-Rhine- zip der Trennung zwischen Landbedeckung und Landnut- Westphalia (NRW). zung bereits seit Jahren gefordert und in Teilen angewendet Cop4ALL NRW automatically derives a state-wide and seam- wird. less dataset for land cover according to the AdV data model (Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder b) Einführung von Fernerkundungsdaten, insbesondere der Bundesrepublik Deutschland). The classification of land Satellitendaten, in die Geschäftsprozesse bei Geobasis NRW cover is based on a combined image analysis of the Sentinel-2 sowie bei den Katasterbehörden in NRW images and the currently available digital orthophotos. Neural networks and artificial intelligence methods are used for this Die Akzeptanz und Verwendung der Geobasisdaten der purpose. In addition, the remote sensing data are also used to Vermessungsverwaltungen von Bund und Ländern basie- determine change information for updating ALKIS (Authorative ren maßgeblich auf der Einheitlichkeit, Aktualität, Voll- DOI 10.12902/zfv-0407-2022 © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 299
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … ständigkeit und Flächendeckung der Daten. Dabei stellt selbstständig Veränderungsinformationen ableiten und die kontinuierliche Aktualisierung der Geobasisdaten eine in den Aktualisierungsprozess von ALKIS und ATKIS wesentliche Kernaufgabe der öffentlichen Verwaltung dar. einbinden. Mit der Hinzunahme des Fachschemas »Landbedeckung« kommt ein weiterer Geobasisdatensatz hinzu, der kontinu- ierlich aktuell bereitgestellt werden muss. Mit der Einbeziehung von Satellitendaten wird der 2 Auftrag zur Entwicklung von Cop4ALL NRW Forderung Rechnung getragen, dass die Landbedeckung automatisiert mit hoher Aktualität abgeleitet werden soll. Das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen Nach Bericht der AdV-Projektgruppe Landbedeckung/ hat Anfang 2019 das Projekt »Cop4ALL NRW – Coper- Landnutzung (PG LB/LN) sollen die Objekt-, Attribut- nicus für ATKIS, ALKIS und Landbedeckung in NRW« und Wertearten der Landbedeckung mindestens jährlich gestartet. Ziel von Cop4ALL aktualisiert werden. Die Sentinel‑2-Daten des Coperni- NRW ist die Nutzung von cus-Programms bieten eine geeignete Ausgangsbasis und Copernicus-Daten zur Fort- gewährleisten die Aktualität der Landbedeckung. In Kom- führung von ATKIS und bination mit den vorliegenden Orthophotos, ergänzenden ALKIS sowie die Ableitung Sekundärindikatoren, wie z. B. das normalisierte Digita- des von der AdV beschlos- le Oberflächenmodell (nDOM), sowie den eingesetzten senen Datenmodells Land- Deep-Learning-Verfahren ist mit Cop4ALL NRW eine nut- bedeckung. Hierbei sollten zerorientierte und qualitätsgesicherte Ableitung der Land- Abb. 1: Logo des Verfahrens insbesondere frei verfügbare bedeckung möglich. Cop4ALL NRW Satellitendaten in die Ge- Mit der Integration von Fernerkundungsdaten in die schäftsprozesse bei Geoba- Geschäftsprozesse bei Geobasis NRW und bei den Katas- sis NRW und bei den Katasterbehörden NRW integriert terbehörden soll gleichzeitig der Aktualisierungsprozess werden. der bereits vorliegenden Geobasisdaten ALKIS und ATKIS Die fachlichen Anforderungen an Cop4ALL NRW wur- wesentlich verbessert werden. Mit Cop4ALL NRW kön- den gemeinsam vom Innenministerium NRW, Geobasis nen Geobasis NRW und alle Katasterbehörden in NRW NRW und zwei Vertretern der Kommunalen Spitzenver- Abb. 2: Landbedeckung gemäß AdV-Fachschema 300 | zfv 5/2022 147. Jg. | DVW © Wißner-Verlag
Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag bände NRW (Kreis Kleve und Stadt Gelsenkirchen) entwi- jekt-, Attribut- oder Wertearten dem Grunddatenbestand ckelt. Die darauf aufbauende Leistungsbeschreibung wurde zugeordnet (Abb. 2, orange hinterlegte Felder). Diese europaweit veröffentlicht. 15 Elemente der neuen Nomenklatur bilden die Land- Die Bietergemeinschaft EFTAS/VertiGIS (zuvor AED- bedeckung flächenhaft sowie lückenlos und überschnei- SICAD) hat den Zuschlag zur Realisierung von Cop4ALL dungsfrei ab. NRW erhalten. In einem 27‑monatigen Zeitraum wurde Cop4ALL NRW entwickelt und implementiert, um die Landbedeckung aus den Satellitendaten des Copernicus- Programms und landesweit für NRW verfügbaren Geoba- 4 Cop4ALL NRW in der fachlichen Umsetzung sisdaten abzuleiten. Bei der Ableitung der Landbedeckung wird die in der PG LB/LN entwickelte Nomenklatur ver- 4.1 Grundsätzliche Funktionsweise von Cop4ALL NRW wendet. Cop4ALL NRW basiert auf der Klassifikation von Fern- erkundungsdaten (Satellitendaten und Orthophotos), wo- bei entsprechend der räumlichen Auflösung der Bilddaten 3 Das Landbedeckungsmodell der AdV zwei unterschiedliche Künstliche Neuronale Netze einge- setzt werden. Die weiteren Eingangsdaten, z. B. ALKIS-Be- Entsprechend den Datenspezifikationen zur INSPIRE- standsdaten zum automatisierten Training oder das nDOM Richtlinie wird unter der Landbedeckung die physische zur Binnendifferenzierung der Vegetation, werden in einer und biologische Bedeckung der Erdoberfläche, einschließ- Copernicus-Daten-Infrastruktur vorgehalten (Abb. 3). Die lich künstlicher Flächen, landwirtschaftlicher Flächen, Steuerung von Cop4ALL NRW erfolgt über eine bediener- Wälder, natürlicher und naturnaher Gebiete, Feuchtge- freundliche Web-GUI (Graphical User Interface/grafische biete und Wasserkörper verstanden (EC 2007). Der Be- Bedienoberfläche). Die Ausgabe der Ergebnisse erfolgt griff Landbedeckung wird dabei synonym zum Begriff der über ein standardisiertes Warenkorbsystem. Bodenbedeckung verwendet. Das Anwendungsschema der Landbedeckung gliedert sich in die vier Objektarten- gruppen »Bebauung«, »Vegetationslos«, »Vegetation« und 4.2 Die Bedienoberfläche von Cop4ALL NRW »Wasser«. Die Objektartengruppen werden durch Ob- jekt-, Attribut- und Wertearten strukturiert und inhaltlich Die webbasierte GUI stellt die clientseitige Schnittstelle verfeinert (Lucas et al. 2019). Insgesamt wurden 15 Ob- zwischen dem Anwender und den serverseitigen Produk- Eigene Darstellung Abb. 3: Grundsätzliche Funktionsweise von Cop4ALL NRW © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 301
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Abb. 4: Bedienoberfläche für Cop4ALL NRW tionsdiensten dar. In Abb. 4 ist die Gesamtübersicht der 4.3 Erstellung der Trainingsdaten Produktauswahl exemplarisch dargestellt. Zur Durchführung der Landbedeckungsklassifikation Für die Klassifikation der Satellitendaten werden Trai- ist die konkrete Auswahl eines oder mehrerer Gebiete/s ningsdaten benötigt, um den Klassifikator an die spezi- erforderlich. Zu diesem Zweck bietet die webbasierte GUI fischen Sentinel‑2-Daten des verwendeten Zeitraums verschiedene Möglichkeiten an. anzupassen. Die Berechnung von Trainingsdaten wird in Über die »Parametrisierung« ist die Möglichkeit ge- der Standardeinstellung automatisch vorgenommen. Als geben, die Prozessierung individuell zu gestalten. Für die Grundlage für die automatische Trainingsdatengenerie- Ableitung der Landbedeckung muss eine Zeitspanne von rung dienen ALKIS-Bestandsdaten, die thematisch mit 12 Monaten für die zu nutzenden Sentinel‑2-Daten ausge- den zu klassifizierenden Bildklassen übereinstimmen. Die wählt werden, um die Vegetation in die geforderten Land- automatisierte Erzeugung der Trainingsdaten berücksich- bedeckungen unterteilen zu können. Die Sentinel‑2-Daten tigt dabei typische Merkmale je Landbedeckungsklasse. So werden dabei zu einem zeitlichen Mosaik (Datacubes) mit wird beispielsweise die ALKIS-Objektart »AX_Gebaeude« einer Auflösung von 10 m unterteilt. Im Regelfall werden verwendet, um die Landbedeckungsklasse »Hochbau« zu die aktuellen Orthophotos der Landesvermessung sowie trainieren. Für das Training der Landbedeckungsklasse das aktuelle nDOM in den Berechnungsprozess eingebun- »Tiefbau« werden die zwei ALKIS-Objektarten »AX_Platz, den. Über eine Upload-Schnittstelle können eigene Daten Funktion = Parkplatz« und »AX_Straßenverkehr« verwen- (z. B. Digitale Orthophotos, ALKIS, Validierungsdaten) det (Abb. 6). für individuelle Berechnungen in Cop4ALL NRW genutzt Die Auswahl der Trainingsdaten erfolgt hierbei für jedes werden. zu klassifizierende Gebiet individuell. Nach Abschluss der Konfiguration wird der Auftrag in einen Warenkorb gelegt. Zu jedem gestarteten Auftrag wird eine Auftragsbestätigung (Abb. 5) mit Informationen 4.4 Bildanalyse über eine verzweigte zur Auftragsbezeichnung, zum Produkt und Zeitraum so- Deep-Learning-Architektur wie zum gewählten Gebiet erstellt und per E‑Mail an den Besteller versendet. Cop4ALL NRW basiert auf der überwachten Klassifikation von Fernerkundungsdaten. Als Eingangsdaten werden die Sentinel‑2-Daten des Copernicus-Programms sowie die aktuellen Orthophotos der Landesvermessung NRW ver- wendet. Die Sentinel‑2-Daten gewährleisten hierbei die Aktualität der Landbedeckung. Diese Datenquelle liegt mit einer hohen zeitlichen Auflösung, jedoch mit geringerer räumlicher Auflösung von 10 bis 60 m vor. Orthophotos liefern zusätzlich die geometrische Dimension und liegen monotemporal mit einer hohen räumlichen Auflösung von Abb. 5: Bereitstellung der Ergebnisse über ein Warenkorb- 10 cm vor. Die gemeinsame Auswertung dieser Daten hat system mehrere Vorteile: eine hohe zeitliche Dichte verfügbarer 302 | zfv 5/2022 147. Jg. | DVW © Wißner-Verlag
Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag Abb. 6: Beispiel für einen automa- tisch erstellten Trainings- datensatz Daten, überschaubare Kosten und die Möglichkeit, Merk- buster spektraler Merkmale keine ausreichend zuverlässige male und Objekte in unterschiedlichen Auflösungsstufen Trennung, so dass hierfür ergänzende Sekundärindikato- zu erfassen (Hoberg 2019). ren herangezogen werden. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen räumli- Zur Bildklassifikation werden Künstliche Neuronale chen Auflösungen der Eingangsdaten zeigt eine verzweigte Netze eingesetzt (Abb. 7). Die Sentinel‑2-Zeitreihe wird Deep-Learning-Architektur die besten Ergebnisse. In der hierbei durch ein »Recurrent Neural Network« (RNN), Bildanalyse werden die Eingangsdaten in ein thematisches welches für jede Berechnung neu trainiert wird, klassifi- Raster überführt, indem jeder Rasterzelle nach dem Mul- ziert. Die erforderlichen Trainingsdaten werden aus dem ti-Label-Prinzip Wahrscheinlichkeiten für die Bildanaly- ALKIS-Sekundärdatenbestand ermittelt, der bei Geobasis seklassen zugeordnet werden. Die jeweils höchste Wahr- NRW geführt wird. Die Orthophotos werden unter Beach- scheinlichkeit entscheidet über die Klassenzuordnung. tung eines nDOM in Form eines vortrainierten »Convolu- Manche Objektklassen erlauben aufgrund mangelnder ro- tional Neural Networks« (CNN) klassifiziert. Aus Abschlussbericht zum Projekt Cop4ALL NRW von EFTAS/AED-SICAD GmbH (heute VertiGIS) (2021) Abb. 7: Verzweigte Deep-Learning-Architektur © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 303
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … 4.5 Ableitung der Landbedeckung Vegetation überdeckt, sodass keine vollständige Erken- nung aus den Fernerkundungsdaten möglich ist. Um die Die Ableitung der Landbedeckung erfolgt im Anschluss an geforderte Konsistenz zu ALKIS herzustellen, werden Ob- die überwachte Klassifikation in den Schritten »Datenfu- jekte der ALKIS-Objektarten »AX_Straßenverkehr« und sion«, »Postprocessing« und »Vektorisierung«. »AX_Weg« dahingehend geprüft, welche Bildklassen in- nerhalb dieser Objekte erkannt wurden. Verdeckungen 4.5.1 Datenfusion durch die Landbedeckungen »Laubbäume« und »Nadel- bäume« werden erlaubt und für diese Pixel wird die Land- Das Modul »Datenfusion« führt die pixelweisen Ergebnisse bedeckung »Tiefbau« in das Ergebnis übernommen. der Bildanalyse und der Klassifikation regelbasiert zusam- Die Binnendifferenzierung der Landbedeckung »Hol- men (Abb. 8). Die Ergebnisse beider Bildanalysen werden zige Vegetation« erfolgt unter Verwendung der Höhen- zu einer Matrix mit einer räumlichen Auflösung von 1 m information aus dem nDOM und der Verwendung fester für die Landbedeckung fusioniert, wobei die Bildanalysen Schwellwerte für die Höhe. mit definierten Gewichten versehen werden. Um beispiels- p nDOM > 5 m: Zuweisung zu der Werteart »Laubbaum/ weise feine Strukturen aus dem CNN zu erhalten, sind die Nadelbaum« Bildklassen »Hochbau« und »Tiefbau« für das CNN deut- p nDOM < 5 m: Zuweisung zu der Werteart »Büsche/ lich höher gewichtet als für das RNN. Ebenso erfolgt eine Sträucher« zeitliche Gewichtung, sofern sich die Aufnahmezeitpunkte der Orthophotos stark von den Sentinel‑2-Daten unter- Die Landbedeckung »Gehölz« ergibt sich als Mischfläche scheiden. unterschiedlicher Wuchshöhen aus Bäumen, Sträuchern und Büschen. Die Landbedeckung »Gehölz« wird über 4.5.2 Postprocessing ein sogenanntes »Moving Window« bestimmt, bei dem geprüft wird, ob die Umgebung in der Höhe homogen Das Postprocessing schließt sich an die Datenfusion an. oder inhomogen ist. Niedrige Pixelwerte stehen dabei für Bei der Ableitung der Landbedeckung sollen die bestehen- »Büsche/Sträucher«, hohe Werte für »Laubbäume/Nadel- den Objekte und Topologien der Geobasisdaten (ALKIS, bäume«. Pixel in inhomogener Umgebung werden als »Ge- ATKIS) bei korrespondierender Attributierung im Sinne hölz« klassifiziert. der gegenseitigen Konsistenz berücksichtigt werden. Um die Konsistenz zu ALKIS (Erläuterungen zum Anwen- 4.5.3 Vektorisierung und Mindesterfassungsgrößen dungsschema Landbedeckung 2020) zu erreichen, werden daher in der Klassifikation erkannte Objekte der Klasse Als letzter Schritt folgt die Vektorisierung und Objekt- »Hochbau« nachbearbeitet und an die Konturen der Ob- bildung unter Berücksichtigung der Mindesterfassungs- jekte »AX_Gebaeude« angenähert. Für neu erkannte Ge- größen. Als Ergebnis der Klassifikation der Fernerkun- bäude oder Gebäudeteile, für die es keine Entsprechung dungsdaten werden alle Objekte der Landbedeckung, die in ALKIS gibt, wird die ermittelte Geometrie aus der eine Mindestfläche von 100 m2 überschreiten, eigenstän- Klassifikation als »Hochbau« in die Landbedeckung über- dig ausgewiesen. Der Hochbau wird vollständig ab einer nommen. Mindestgröße von 10 m2 dargestellt. Sollte die Mindest- Die Landbedeckung »Tiefbau« umfasst versiegelte Flä- erfassungsgröße für ein Objekt der Landbedeckung nicht chen mit ebenerdigen Bauwerken, die an der Geländeober- erreicht sein, erfolgt die Zuschlagung zu Nachbarobjekten fläche sichtbar sind. Diese Objekte sind jedoch häufig von nach inhaltlicher und räumlicher Priorität. Von EFTAS/AED-SICAD GmbH (heute VertiGIS) Abb. 8: Datenfusion der Bild- analysen 304 | zfv 5/2022 147. Jg. | DVW © Wißner-Verlag
Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag 5 Ergebnisse und Bewertung der Die Landbedeckungen »Festgestein«, »Eis« und »Meer« Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen konnten für die Entwicklungen von Cop4ALL NRW nur perspektivisch betrachtet werden, da die Landbedeckung 5.1 Grundsätzliches »Festgestein« nur in sehr geringen Flächenanteilen in NRW vorhanden ist und die Landbedeckungen »Eis« und Geobasis NRW hat mit Stichtag 1. April 2022 die Land- »Meer« in NRW nicht vorkommen. Technisch sind alle Vo- bedeckung für Nordrhein-Westfalen (Abb. 9) gemäß dem raussetzungen gegeben, diese Landbedeckungen mit in der Fachschema der AdV erstmalig flächendeckend abgeleitet. Klassifikation zu berücksichtigen. Dabei können alle 15 Elemente der Landbedeckung erzeugt werden, sofern sie in Nordrhein-Westfalen vorkommen. 5.2 Bereitstellung der Ergebnisse Die Bereitstellung der Landbedeckung erfolgt als Produkt von Geobasis NRW über einen WMS- und WFS-Dienst. Die Dienste und Daten der Landbedeckung können unter der Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Ver- sion 2.0 genutzt werden. Dabei ist folgender Quellenver- merk anzugeben: »Enthält modifizierte Copernicus Sen- tinel‑2-Daten [2021, 2022], verarbeitet durch Geobasis NRW; dl-de/by‑2‑0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0); www. wms.nrw.de/geobasis/wms_nw_landbedeckung.« Die Dienste sind über die folgenden URLs erreichbar: p WMS LB: https://www.wms.nrw.de/geobasis/wms_nw_ landbedeckung p WFS LB: https://www.wfs.nrw.de/geobasis/wfs_nw_ landbedeckung Für die Darstellung der 15 Landbedeckungsklassen wur- den Teile der von der GDI‑DE zitierten Auflistung der Pure Land Cover Components (PLCC), wie sie in der INSPIRE-Datenspezifikation zur Bodenbedeckung vorge- schlagen ist (https://wiki.gdi-de.org/display/FNW/Boden bedeckung+%28LC%29+-+Steckbrief), gewählt und ge- Abb. 9: Darstellung Landbedeckung NRW ringfügig angepasst (Abb. 10). Abb. 10: Landbedeckung der Stadt Straelen (Kreis Kleve) mit Legende © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 305
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … 5.3 Qualität der Ergebnisse Tab. 1: Übersicht zur Nutzergenauigkeit und Produzenten- genauigkeit Der Ansatz für die thematische Genauigkeit einer Landbe- deckung basiert auf dem Vergleich der ermittelten Land- bedeckungsklasse mit Validierungsdaten (Ground Truth), die als »wahre« Informationen gelten. Die Genauigkeit ist definiert als der Grad der Übereinstimmung zwischen der Landbedeckung und den Werten der Validierungsdaten. In einer Konfusionsmatrix werden diese Ergebnisse dargestellt. Für NRW wurde im Verfahren Cop4ALL NRW die Ge- nauigkeit für mehrere über das Land verteilte Gebiete, die auch die topographischen Besonderheiten abdecken, er- mittelt. Am Beispiel des Kreises Kleve wird die Genauigkeit der berechneten Landbedeckung genauer betrachtet. Zur Erzeugung der Konfusionsmatrix wurden entsprechend der Klassenhäufigkeit insgesamt 1588 Punkte für den Kreis Kleve zufällig in der Fläche verteilt. Zu jedem dieser Vali- dierungspunkte (= Stichproben) wurde anhand von aktu- ellen Orthophotos und unter Berücksichtigung der Orts- kenntnis die »wahre Landbedeckung« zugewiesen, die dann Wissenschaft und anderen Landbedeckungsprodukten – zur Erzeugung der Konfusionsmatrix führte (Abb. 11). als sehr guter Wert anzusehen. Um eine individuelle Bewertung einzelner Landbede- Aussagen zur Genauigkeit: ckungsklassen vornehmen zu können, ist eine Analyse der Produzenten- und Nutzergenauigkeiten erforderlich. Die Gesamtgenauigkeit gibt das Verhältnis zwischen rich- Die Produzentengenauigkeit gibt an, in welchem Maß tig erkannten Objekten zur Gesamtanzahl der Stichproben sich eine in der automatischen Klassifikation ermittelte wieder (in Konfusionsmatrix Summe der Hauptdiago- Landbedeckung mit dem in der Validierung festgelegten nalen/Anzahl Stichproben). Für den Kreis Kleve wurde Wert deckt. Die Nutzergenauigkeit dient als Maß für die eine Gesamtgenauigkeit von ca. 87,8 % ermittelt. Das be- Wahrscheinlichkeit, dass ein Objekt, welches einer be- deutet, dass 87,8 % aller Validierungspunkte vom System stimmten LB‑Klasse zugeordnet wurde, wirklich dieser Cop4ALL NRW automatisiert richtig klassifiziert wurden. Klasse angehört. Dies übertrifft die ursprünglich an das Verfahren gesetz- Im Einzelnen konnten überwiegend gute bis sehr gute ten Erwartungen. Speziell unter der Berücksichtigung der Ergebnisse mit Werten von größer 83 % bis hin zu über hohen räumlichen Auflösung der Landbedeckung von 1 m 98 % für die verschiedenen Landbedeckungsklassen erzielt ist diese Genauigkeit – auch im Vergleich zum Stand der werden (Tab. 1). Abb. 11: Konfusionsmatrix Ergebnis Kreis Kleve 306 | zfv 5/2022 147. Jg. | DVW © Wißner-Verlag
Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag Dies lässt folgenden Schluss für die Qualität der Landbe- 6 Ableitung der Veränderungshinweise deckung zu: für ATKIS und ALKIS p Die Objektartengruppen ! Bebauung (Hoch- und Tiefbau) Neben der Berechnung einer flächendeckenden Landbede- ! Vegetationsflächen und ckung gehört auch die automatisierte Ableitung von Ver- ! Gewässerflächen änderungshinweisen für das ATKIS Basis-DLM sowie den lassen sich durch automatisierte Klassifizierung sehr zu- ALKIS-Datenbestand zu den Funktionen von Cop4ALL verlässig voneinander trennen und werden als entspre- NRW. chende Landbedeckung ausgegeben. Besonders hervor- Der webbasierte Zugriff auf Cop4ALL NRW ermöglicht zuheben ist, dass die LB‑Klassen »Laubbäume« und zukünftig allen 53 Katasterbehörden des Landes NRW die »Nadelbäume« sehr gut abgeleitet werden. Anzumerken Berechnung von ALKIS-Veränderungshinweisen inner- ist allerdings, dass die Landbedeckungen »Gehölz« und halb ihres Kreises bzw. ihrer Stadt. Geobasis NRW hat da- »Büsche« gemäß der ungenauen räumlichen Definition rüber hinaus die Möglichkeit, Veränderungshinweise zur Freiheitsgrade zulassen und daher häufig anderen Vege- Fortführung des ATKIS Basis-DLM in NRW abzuleiten. tationsklassen zugeordnet werden. Die Veränderungsanalyse basiert dabei stets auf der p Weiterhin ist die gute Trennbarkeit der Landbedeckun- Grundlage einer zuvor berechneten Landbedeckung. Im gen »Getreide« und »Gras« zu erwähnen, die aus Or- Zuge der Veränderungsanalyse wird zunächst die Land- thophotos in dieser Trennschärfe nicht zu erreichen ist. bedeckung mit den ATKIS- bzw. ALKIS-Daten ver- p Somit ist eine gesicherte Abgrenzung von versiegelten schnitten. Standardmäßig greift Cop4ALL NRW auf die und unversiegelten Flächen möglich. Hier kann pers- aktuellen Daten des Landesbestandes zurück. Wird ein pektivisch die Neuinanspruchnahme von Flächen für ALKIS-Datensatz durch den Anwender hochgeladen, so Siedlungen und Verkehr (Deutsche Nachhaltigkeitsstra- greift das Verfahren darauf zu. Alle bei der Verschneidung tegie) dokumentiert werden. erzeugten Polygone werden zunächst auf eine Mindestgrö- p Die Landbedeckungen »Festgestein« und »Röhricht- ße geprüft: Diese liegt im Falle der ALKIS-Veränderungs- Schilf« sind im betrachteten Gebiet (Kreis Kleve) nicht hinweise bei 100 m2 und bei ATKIS-Veränderungshin- vorhanden. »Meer« und »Eis« kommen in NRW nicht weisen bei 1000 m2. Anschließend werden alle Verschnei- vor und sind daher in der Konfusionsmatrix nicht ent- dungsobjekte einer semantischen Prüfung zwischen halten. ALKIS/ATKIS-Objektart und der Landbedeckung unter- p Die Definition von Lockermaterial ist sehr vielschich- zogen. Die verbleibenden Hinweise werden anschließend tig und umfasst Oberflächen wie beispielsweise Geröll, einer Plausibilitätsprüfung (z. B. Baumüberhang, Verhält- Schotter, Sand, Kohle und Abfall. Die Abgrenzung einer nis von Umfang zur Fläche) unterzogen. Als Ergebnis wer- solchen Mischklasse stellt eine große Herausforderung den die Veränderungshinweise ausgegeben, für die eine dar. Die daher zwangsläufigen Fehlklassifikationen fin- wirkliche ATKIS- bzw. ALKIS-Veränderung am wahr- den sich in der Konfusionsmatrix wieder und beeinflus- scheinlichsten ist. sen deshalb das Ergebnis. Im vorliegenden Beispiel der Abb. 12 wurde ein im DOP zu erkennender Neubau (rot umkreist) noch nicht in ALKIS übernommen. Von Cop4ALL NRW wird hier folgerichtig ein Veränderungshinweis abgeleitet. Jeder Abb. 12: Darstellung zur Ablei- tung eines ALKIS-Ver- änderungshinweises © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 307
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … eränderungshinweis ist zudem mit einer Liste von At- V tu-Daten, Fernerkundungsdaten etc.) an zentraler Stelle in tributen ausgestattet. Diese Liste beinhaltet insbesondere einer geschlossenen IT‑Infrastruktur. Die Steuerung und einen Änderungsvorschlag sowie ein Maß für die Zuver- der Zugriff auf das Fernerkundungsverfahren erfolgen lässigkeit des Hinweises. webbasiert von dezentraler Stelle (GUI-Oberfläche) durch Die durch Cop4ALL NRW abgeleiteten ATKIS-Verän- Geobasis NRW und die Katasterbehörden in Nordrhein- derungshinweise weisen derzeit eine Richtigkeit von 34 % Westfalen. Prinzipiell ist dieser Ansatz auf andere Betei- auf. Hier werden noch zu viele Veränderungshinweise für ligte, beispielsweise im Rahmen einer AdV-Kooperation, eigentlich korrekte Situationen abgeleitet. Zudem werden erweiterbar. in lediglich 62 % der Fälle, in denen Veränderungshinweise Ein Einsatz in einem sogenannten »hybriden« Modus ist erwartet werden, auch Hinweise geliefert. Der Grund für ebenfalls gewährleistet, da die Katasterbehörden in NRW die noch unzureichende Genauigkeit der ATKIS-Verände- über Netzwerkzugriff eigene Berechnungen auf dem zent- rungshinweise liegt unter anderem in der generalisierten ralen Fernerkundungsverfahren mit eigenen Daten ansto- Darstellung des ATKIS-Basis-DLM mit teilweise komple- ßen können. Diese Daten können eine höhere Aktualität xen Erfassungskriterien. Eine Optimierung der Landbe- besitzen und werden vor einer Klassifizierung über ein deckung sowie eine Anpassung der Filterung könnten hier Upload-Verfahren auf den zentralen Server übertragen. für eine Verbesserung sorgen. Die Auflösung und das Format dieser Daten müssen aber Im Gegensatz dazu zeigt eine Auswertung der ALKIS- kompatibel mit den standardmäßig im Verfahren genutz- Veränderungshinweise, dass rund 95 % der abgeleiteten ten Daten sein. Veränderungshinweise zur Fortführung des ALKIS-Daten- Der Betrieb erfolgt im zentralen und hybriden Modus bestandes genutzt werden können. Anpassungsbedarf über die zentrale Infrastruktur des Landes NRW. Beim besteht jedoch bei der Anzahl der ausgegebenen Verän- Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-West- derungshinweise. Derzeit werden rund 10 % der tatsäch- falen (IT.NRW) werden die Software (Cop4ALL NRW) lichen ALKIS-Veränderungen gefunden. Dies bedeutet, sowie die benötigten Eingangsdaten in einer Coperni- dass zu viele gute Hinweise herausgefiltert werden. Eine cus-Daten-Infrastruktur (CDI@IT.NRW) vorgehalten. Anpassung der Filterung soll in einem nächsten Schritt der Mit der CDI@IT.NRW wird ein Leistungsangebot für die Weiterentwicklung dafür sorgen, dass mehr korrekte Ver- Nutzung von Fernerkundungsdaten und die Bereitstellung änderungshinweise ausgegeben werden. landesweiter Informationsprodukte erstellt. In Abb. 13 ist eine Auswahl von Fachapplikationen mit Zugriff auf die CDI@IT.NRW dargestellt. Cop4ALL NRW ist ebenso für einen dezentralen Einsatz 7 Der Betrieb von Cop4ALL in der Copernicus- ausgelegt. In diesem Fall kann Cop4ALL NRW an verschie- Daten-Infrastruktur von NRW denen Stellen in Nordrhein-Westfalen (Katasterbehörden) eingerichtet werden. Dies führt in der Regel zu mehr Fle- Das Verfahren Cop4ALL NRW ist grundsätzlich auf einen xibilität. Jedoch kann dies eine redundante Datenhaltung, zentralen Betrieb ausgelegt. Bei diesem Ansatz stehen Soft- erhöhte Kosten sowie erhöhten Personaleinsatz nach sich ware und alle benötigten Fachdaten (Geobasisdaten, In‑si- ziehen. Abb. 13: Copernicus-Daten- Infrastruktur in NRW 308 | zfv 5/2022 147. Jg. | DVW © Wißner-Verlag
Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … Fachbeitrag 8 Ansatz »Einer für Alle« des, Berücksichtigung von Meer und Strand, Gebirge, …) weiterentwickelt werden. Auf Landes- und Bundesebene Cop4ALL NRW erfüllt die Anforderungen der Mitglieds- laufen derzeit intensive Abstimmungen, ob, wo und nach verwaltungen der AdV an eine einheitliche Beschreibung welchem Betriebsmodell eine zentrale Stelle zur Ableitung der Landbedeckung. Die Umsetzung in Nordrhein-West- der Landbedeckung eingerichtet werden kann. falen unterstützt den Grundsatz »Einer für Alle«, sodass auch andere Mitgliedsverwaltungen von den Erfahrungen des Projektes profitieren können. Cop4ALL NRW kann auf weitere Stellen übertragen werden, da standardisierte 9 Fazit und Ausblick Eingangsdaten (AdV-Produkte, Copernicus-Daten) ver- wendet werden. Mit Cop4ALL NRW wurde erstmalig im Frühjahr 2022 die Landbedeckung flächendeckend für Nordrhein-Westfalen nach den Vorgaben der AdV abgeleitet. Alle geforderten Landbedeckungsklassen können über die automatisierte Klassifikation von Fernerkundungsdaten abgeleitet wer- den, sofern sie in Nordrhein-Westfalen vorkommen. Die Gesamtgenauigkeit der Klassifikation liegt bei über 80 % und ist somit als sehr vielversprechend einzustufen. Unter Berücksichtigung der Nutzeranforderungen und aus den Erfahrungen der ersten Umsetzungsstufe wurden weitere Entwicklungen zur Optimierung in Auftrag ge- geben. In einer Weiterentwicklung in 2021 wurde bereits die Binnendifferenzierung von nicht versiegelten Flächen (Stichwort: Holzige Vegetation) verbessert. Ebenso wur- de die Auswahl der Validierungsdaten angepasst, um eine belastbare Gesamtgenauigkeit des Verfahrens ableiten zu können. In 2022 erfolgen derzeit Weiterentwicklungen im Bereich einer optimierten Hardwarenutzung (Per- formance, Management der Ressourcen, Parallelisierung mehrerer Aufträge) sowie einer Verbesserung der Quali- tät der Ergebnisse der Landbedeckung (Optimierung der Fusion RNN CNN, Prüfung der Übernahme von ALKIS- Strukturen, Beseitigung von Fehlklassifikationen). Diese Weiterentwicklungen wurden bereits unter Be- achtung der Anforderungen der anderen Bundesländer beauftragt. Es wäre wünschenswert, wenn über ein an- gepasstes Verfahren Cop4ALL (NRW) eine einheitliche Landbedeckung für Deutschland abgeleitet wird. Abb. 14: Testgebiete in Deutschland Die Integration von frei verfügbaren Satellitendaten in die Geschäftsprozesse bei Geobasis NRW sowie der pro- Alle Bundesländer haben sich über die o. g. AdV-Be- duktive Betrieb von Cop4ALL NRW hat sich bereits in der schlüsse dazu verpflichtet, die Landbedeckung nach dem Organisationsstruktur von Geobasis NRW verfestigt. Zum festgelegten Datenmodell anzubieten. Um Doppelarbeiten 01.01.2022 wurde ein eigenständiger Bereich »Satelliten- zu vermeiden, wurde eine Arbeitsgruppe der Bundesländer fernerkundung, Landbedeckung« eingerichtet, in welchem mit dem Test beauftragt, ob mit dem Verfahren Cop4ALL die Copernicus-Aktivitäten gebündelt wahrgenommen NRW ein zentraler oder dezentraler Wirkbetrieb für alle werden. Bundesländer erfolgen kann. Im Rahmen des Tests wur- de für fünf Gebiete mit jeweils ca. 400 km2 Bearbeitungs- fläche die Landbedeckung mit dem Verfahren »Cop4ALL Literatur NRW« und den darin vorgegebenen Parametern abgeleitet Abschlussbericht zum Projekt Cop4ALL NRW (2021): EFTAS Fern- (Abb. 14). erkundung Technologietransfer GmbH und AED-SICAD GmbH Alle Vertreter der Arbeitsgruppe halten das Verfahren (jetzt VertiGIS), nicht veröffentlicht. »Cop4ALL NRW« grundsätzlich für geeignet, die Landbe- AdV (2016): Beschluss des AdV-Plenums 128/3 gemäß Nr. 5.2 der GO- AdV 2016: GeoInfoDok, Fortschreibung der AAA®-Fachschemata. deckung an zentraler oder dezentraler Stelle abzuleiten. Die AdV (2017): Beschluss des AdV-Plenums 129/3 gemäß Nr. 5.1 der GO- Software »Cop4ALL NRW« muss aber vor der Aufnahme AdV 2016: Fortschreibung der AAA®-Fachschemata und Entwick- eines zentralen Betriebes auf die individuellen Gegeben- lung eines separaten Fachschemas für die Führung von Landbede- heiten der Bundesländer (z. B. Topographie des Bundeslan- ckung und Landnutzung. © Wißner-Verlag DVW | zfv 5/2022 147. Jg. | 309
Fachbeitrag Sandmann et al., Cop4ALL NRW – Ableitung der Landbedeckung in Nordrhein-Westfalen … AdV (2018): Beschluss des AdV-Plenums P2018/6 gemäß Nr. 5.2 der Lucas, C., Kurstedt, R. (2018): Entwicklungen zur Führung von Land- GO-AdV 2018: Strategische Eckpunkte zur Einführung der nächs- bedeckung und Landnutzung in den amtlichen Geobasisdaten. In: ten Referenzversion der GeoInfoDok und zur Einführung von Meinel, G.; Schumacher, U.; Behnisch, M.; Krüger, T. (Hrsg.): Flä- Landbedeckung und Landnutzung. chennutzungsmonitoring X: Flächenpolitik – Flächenmanagement AdV (2020): Erläuterungen zum Anwendungsschema Landbedeckung. – Indikatoren. IÖR Schriften Band 76, Rhombos Verlag. www.adv-online.de, letzter Zugriff 08/2022. Lucas, C., Rattmann, S., Kullmann, K.-H., Sandmann, S., Wiese, K., Arnold, S. (2012): Differenzierte Freirauminformationen durch Fern- Kurstedt, R., Behr, C., Käker, R. 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