Das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg als Beispiel für Kulturarbeit in der Region

Die Seite wird erstellt Amy Kohl
 
WEITER LESEN
Prof. Dr. Bernhard Gajek

Das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg als Beispiel für Kulturarbeit
in der Region

                             I.                                sich 1949 schon ein "Haus der Briefe" aus - in einem Ka-
                                                               pitel, das für den Zukunftsroman .Heliopolis" vorgesehen
Briefe - "die wichtigsten Denkmäler, die der einzelne
                                                               war. Die persönlichen Schriftstücke sah er dort als "eine
Mensch hinterlassen kann"
                                                               noch kaum entdeckte Fundgrube" an; sie sollten in ei-
                                                               nem Archiv verwahrt werden, das planvoll in den Felsen
Von Goethe stammt die schöne Bemerkung: "Briefe ge-            eingebaut wurde. Daten und Inhalt werden durch einen
hören unter die wichtigsten Denkmäler, die der einzelne        Roboter erschlossen und so katalogisiert, daß "eine Rei-
Mensch hinterlassen kann." Das steht im Aufsatz über           he bedeutsamer Angaben, vor allem der geographische
Winckelmann und zeigt, wie hoch Goethe Briefe schätzte.        Ort und die Zeit der Geburt", rasch greifbar sind. In die-
Neben Memoiren hielt er Briefe für geeignet, sich über         sem Entwurf heißt es: "Die großen und mannigfachen
die Vergangenheit rasch zu orientieren. Aber auch die          Vorteile der neuen Namengebung waren allgemein be-
persönliche, auf Menschen bezogene Geschichte sah er           kannt. In ihr verbarg sich die Umwälzung, die lautlos und
in Briefen am sichersten aufgehoben: "Ein Briefwechsel         ohne Barrikaden triumphiert hatte - durch Rechenkunst.
bewahrt die Stufen eines freundschaftlichen Fortschritts."     Die Auffassung vom Menschen als einem durchaus be-
Wahrscheinlich ist das im Hinblick auf seine Korrespon-        stimmten und wiederum durchaus eigenartigen Men-
denz mit Schiller gesagt. Und Briefe waren ihm Doku-           schen kündete sich in ihr an."
mente des eigenen Werdegangs: "Alte Briefe geben uns
Aufschluß über uns selbst, über unsere Entwicklung."                                       111.
"Briefe" - so sagte er im Alter - "Briefe sind so viel wert,
                                                                                  Kulturelle Tradition
weil sie das Unmittelbare des Daseins aufbewahren."
Und wir sind froh, daß Goethe ab 1797 keine .Autodates"        Ein so universales Archiv, wie Ernst Jünger es in .Helio-
mehr veranstaltet, sondern die angefallene Korrespon-          polis" vor fünfundvierzig Jahren beschrieben hat, besitzen
denz sowie seine und anderer Autoren Autographen               wir heute noch nicht. Doch wir sind auf dem Weg dorthin,
schließlich gesammelt hat. Er hinterließ ein wohIgeord-        und an Orten, wo man es nicht vermutete, findet man
netes Archiv, das ihm auch dazu diente, sich Gedanken          manches von dem verwirklicht, was als "Haus der Briefe"
über den Zusammenhang von Handschrift und Person               noch in die Zukunft gedacht ist - im ehemaligen Amtsge-
zu machen.                                                     richt in Sulzbach-Rosenberg zum Beispiel. Das gehört zu
                             11.                               der erfreulichen Tradition dieser oberpfälzischen Stadt,
                                                               achtzig Kilometer nördlich von Regensburg. Im 17. Jahr-
                  Ein "Haus der Briefe"
                                                               hundert war sie ein Mittelpunkt christlich-ökumenischer
Der bedeutendste deutsche Autor der Gegenwart, Ernst           und philosemitischer Aktivität. Der wieder katholisch ge-
Jünger, schreibt bis heute fast nur mit der Hand. Er dachte    wordene Herzog Christian August hielt sich einen Prote-

56
nten als Kanzler, der den Namen Knorr von Rosenroth                                      •
  u Schlesien mitgebracht und die Kabbala, die jüdische
   , heim lehre und Mystik, ins Lateinische übersetzt hat.
    norr wurde am 15. Juli 1636 in Altraudten in Schlesien
  , oren und starb am 4. Mai 1689 auf Gut Groß-Albers-
 , rl be i Sulzbach.)
       Buch wurde unter dem Titel . Cabbala denudata",
 j h. die enthüllte Geheimleh re - 1677 am Ort gedruckt
und zeigte an, daß Protestanten, Katholiken und Juden
v neinand er lernen wollten. Von Knarr von Rosenroth
  lammt eines der schönsten deutschen Kirchenlieder,
n mlich das Lied .Morqenqlanz der Ewigkeit, Licht vom
unerschöpften Lichte .. .". Es soll in rund vierzig Sprac hen
ubersetzt.. worden sein - wah rscheinlich auch ins Polni-
  ehe. - Ubrig ens war Knorr mit einer Reg ensburgerin
v rehelicht; die Eheschließung ist im Kirchenbuch der
hiesigen Neupfarrkirche eingetragen , Sie haben sie ja
  ei m Stadtrundgang gesehen.
Die am Hof vo n Sulzbach geü bte Tolera nz bewährte sich
bis in unsere Ze it. Si e hat ihre eigene Kontinuität he rvor-
gebracht - übe r de n Ort und die Regi on hinaus. Den pro-
testa ntisc hen Sulzbacher Verleger Joh ann Esaias von
Seidel erwä hnten wir im Einleitun gsvortrag schon ; er
druckte Brentanos Passi onsbuch, abe r auch die Werke
Diepenbrocks und Sailers. Seidel war im frühen 19. Jah r-
hundert der bedeutendste Drucker und Verleger für Pro-
testantica in Bayern. Die gotische, katholische Marien-
ki rche wurde bis 1959 von beiden christlichen Konfes-
sionen benützt - ein sogenanntes Simultaneum, das erst
du rch den Bau einer eigenen evangelischen Kirche
beendet wurde.
In diesem Geist ist nun ein Mann der Gegenwart zu nen-           Literatura rchiv Su lzbach-Rosenberg
nen, ein Germanist, der aus seiner Vaterstadt Sulzbach -
Rosenberg auszog, um Literatur zu machen, zu organi -
sieren und lebendig zu erhalten. Gemeint ist Walter Hölle-
rer, der 1922 in Sulzbach-Rosenberg geboren wurde. Als
Suhrkam p-Lektor half er die deutsche Nachkriegslitera-          zensberger und Günter Grass wurden hier vorgestellt.
tur zur Welt bringen , und mit den "Akzenten" schufen er         Peter Bienset. Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Adolf
und Hans Bender im Jahre 1954 die Zeitschrift, die die           Muschg und Urs..  Widmer vertraten die deutschsprach ige
guten Trad itionen wahrte und das Neue bekannt machte.           Schweiz. Aus Osterreich kamen die Wiener und die Gra -
Da nk des großzügigen Verlegers Carl Hanser in Mün -             zer Gruppe, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Oswald Wiener
chen waren die "Akzente" lange Zeit für viele , die heute        und Thomas Be rn ha rdt. Johannes Bobrowski, Ulrich
zu m Kanon der Moderne gehöre n, ein erster Weg zu               Plenzdorf, Christa Wolf und Günter Kunert stellten die
Anerkennung und Erfolg. Wolfga ng Koeppe n, Alfred An-           Verbindung zur DDR her. Die Gruppe 47 war reich lich
dersch, Arn o Schmidt, Heinrich Bö lI, Hans Magnu s En -         vertreten.

                                                                                                                      57
Die Schulen, Moden und Trends der deutschsprachigen            Die
                                                                .. Vorratskammern waren schon damals gut bestückt.
Nachkriegsliteratur setzten sich an diese Kerne an. Auf        Uber zwanzigtausend Briefe und Gegenbriefe, Hand-
ein Programm hatten die Herausgeber verzichtet, und so         schriften von Gedichten, Aufsätze und Kriti ken, Typo-
konnten sie ihr Prinzip durchhalten: Was gut war und ein       skripte und Korrekturfahnen aller Art sowie Hunderte von        I
                                                                                                                               •
eigenes Gesicht hatte, wurde gedruckt.                         Photos, die Autoren und Autorengruppen zeigen, lagen            I
                                                                                                                               •

Als die "Akzente" zehn Jahre alt waren, erinnerte Her-         für die Erschl ießung bereit. Das Prun kstück ist bis heute
mann Kesten den einen Herausgeber daran, daß Zeit-             unübertroffen : ein Typoskript - eine reingeschriebene,         ,
                                                                                                                               !
schriften ihre Redakteure überleben können. Am fünf-           frü he Fassung der .Blechtromrnel". Günter Grass hatte es
                                                                                                                               I
undzwanzigsten Jahrestag - 1979 - lebten beide Her-            in Paris vergesse n. Der Cambridger Germanist John              1
                                                                                                                               •,
ausgeber noch, und die Universität Regensburg beging           Reddick entdeckte es, und Walte r Höllerer vermochte            ;
                                                                                                                               •
dies mit einem zweitäg igen .Akzente't-Syrnposion. Wal-        den Autor Günter Grass dazu zu bewegen, das dicke               ,,
                                                                                                                               I

                                                               Bündel nicht zu verbren nen, was Grass bis dahin oft mit        ,•
ter Höllerer hatte damals schon die "Akzente" seinem
Freund Hans Bender überlassen und eine neue Zeit-              den Vorstufen seiner Werke getan hatte. Für einen mäßi-
schrift gegründet : "Sprache im technischen Zeitalter". Als    gen Preis ging d ieses Typoskript in das Eigentum des Li-
STZ ist sie in die Siglenliste der Bibliograph ien eingegan-   teraturarch ivs über. Auch Hans Bender gab einen Teil-
gen und erscheint seit kurzem im neuorganisierten Auf-         nachlaß ab. Walter Höllerer schenkte das Manuskript
bau-Verlag in Berlin. Wie die "Akzente", die Hans Bender       seines Romans "Die Elephantenuhr".
und Michael Krüg er weiterführten, stellt "Sprache im          Seither ist viel dazugekommen, meist als Schenkung, we-
technischen Zeitalter" bis heute neue Autoren vor, greift      niger du rch Kauf; denn die Mittel sind begrenzt. Oft sch ik-
aber bewußt jenes Problem auf, das in Ernst Jüng ers Zu-       ken die Autoren, die im Arch iv lasen, Stücke aus ihrem
kunftsbild so elegant gelöst scheint: das Verhältnis von       Besitz. So ist das ehemalige Amtsgericht zu einem Haus
Hochtechnik und menschlicher Sprache. Und da es an             der Briefe, der Literatur und der Literaten geworden. Le-
dem besagten, universalen "Haus der Briefe" immer              sungen , Vorträge, Tagungen und Symposien wechseln
noch fehlte, kam der Gedanke auf, alles Papier, das für        mit Ausstellungen zu Literatur und Kunst ab. Autorinnen
die "Akzente" oder für "Sprache im technischen Ze italter"     und Autoren de r Region und des Landes kommen regel-
ode r innerhalb des Literarischen Colloquiums Berlin zu-       mäßig zu Wort - in Hochsprache oder in Munda rt. Bewußt
sammengekommen war, in einem Arch iv neuen Zu-                 wird die Beziehung zu den Nachbarländern gepflegt - zu
schnitts zu verein igen.                                       tschech ischen, slowakischen oder polnischen Autoren,
                                                               zusam men mit unserem Institut für Slavistik, dem Adal-
                                                               bert-Stifter-Verein in München oder der Robert-Bosch-
                            IV.                                Stiftung in Stuttgart. Die Autoren und Künstler aus dem
                                                               Sudenten land kommen jeden Herbst, lesen un d stellen
                 Archiv neuen Zuschn itts
                                                               aus. Ih rer Literatur ist e in Raum in der ständigen
Walte r Höllerer bot seinem Geburtsort Su lzbach -Rosen-       Ausstell ung gewidmet. Die Gemeinschaftstagungen mit
berg sein Material an. Der damalige Kulturdezerne nt Os-       der Evangel isch en Akademie Tutzing haben eine feste
wa ld Heimbucher gewann den Stadtrat dafür. Der Regie-         Tradition . Seit vie r Jahren wird das Landkreislesebuch
rungspräsident Ernst Emmerig und der Präsident der              des Kreisjugendrings im Literaturarchiv vorgestellt, wobei
Universität Regensburg, Dieter Henrich, machten die We-         Kinder ihre selbstverfaßten, preisgekrönten Texte vor-
ge frei. In dem geräumigen Amtsgericht, das durch die           lasen.
Gebietsreform freigeworden war, wurde im November               Unter der Devise .Literaturunterricht im Literaturarchiv"
1977 das Literaturarchiv eröffnet. "Amtsschimmel raus -         gab es im vergangenen Jahr für die bayerischen
Pegasus rein" - der Spruch von damals hat sich einge-           Deutsch lehrer einen einwöch igen Lehrgang , der zusam-
prägt. Das literarische "Amtsgericht" wurde zur Eröffnung       men mit der Bayerischen Akademie für Lehrerfortbildung
von Günter Grass, Herbert Heckmann und Adolf Eichen-            in Dillingen - dank Sponsoren aus Sulzbach-Rosenberg,
seer gekocht.                                                   Amberg und Weiden - gehalten werden konnte. Heute

58
11raturarchiv
 ulzbach-Rosenberg

sind Sie hier. Schulklassen kommen in erfreulich großer           deutschen Archiven stand in Sulzbach-Rosenberg jener
Anzahl. Einmal im Jahr wird eine jeweils dreitägige               EDV-"Raster" zur Verfügung, aus dem Ernst Jünger das
Schreibwerkstatt - ein "Workshop" - angeboten; da kön-            Geschichtsbild zusammengesetzt sehen wollte.
nen alle, die gerne schreiben,
                           ••
                                    unter fachkundiger  Anlei-    Zum 10. Jahrestag -1987 also - schenkte Walter Höllerer
tu ng etwas dazulernen. Uber regional verankerte Literatur        seine Sammlung dem Freistaat Bayern; bis dahin war sie
wird diskutiert - so im Juni dieses Jahres über Filme und         Leihgabe gewesen. 1991 wurde der zweite Schenkungs-
Werke des Münchner Autors Herbert Achternbusch - ge-              vertrag geschlossen. Der Freistaat Bayern verpfl ichtete
meinsam mit dem Regensburger Arbeitskreis Film und                sich nun, das Amtsgericht dem Arch iv lastenfrei zu über-
den hiesigen Universitäts-Instituten für Slavistik, für Volks-    lassen und es großzügig auszubauen. Der Ausbau hat
kunde und für Germanistik. Dank der Initiative einer Mitar-       m it der Planung für die Renovierung und für die Erneue-
beiterin gibt es se it kurzem einen "Treffpunkt Literatur",       rung der Innenausstattung bereits begonnen. Die bewil-
d. h. monatlich wechselnde Abende, an denen d ie litera-          ligte Bausumme beträgt 1,9 Millionen D-Mark. Die Innen-
tur von Autoren, die im Archiv vertreten sind, vorgestellt        einrichtung, vor allem die Vitrinen, werden mit Hilfe der
wi rd .                                                           Bayerischen Landesstiftung und der Stelle für Nicht-
Die wissenschaftlichen, d. h. die Erschließungs-Aufga-            staatliche Museen in Bayern sowie mit Spenden erneuert
ben sind ebenso wichtig. Die Universität ist im Vorstand          werden.
zweifac h vertreten ; sie leistet personell, sächlich und juri-   Der Etat wird zum größeren Te il vom Freistaat getragen;
stisch vielfache Hilfe. Ihr Rechenzentrum half das Com-           einen beachtlichen Teil gibt die Stadt Sulzbach-Rosen-
p uter-Prog ram m entwickeln, mit dem die Briefe und Do-          berg, der Landkreis und der Bez irk gewähren einen Zu-
kumente katalog isiert werden. Früher als in allen anderen        schuß. Die leider jetzt zu Ende gehenden Arbeitsbeschaf-

                                                                                                                        59
fungsmaßnahmen ermöglichten eine zügige Erschlie-               Diese beiden Begriffe: Region und Welt, bilden die
ßung der Bestände. Trotz dieser Durststrecke, die ja vie-       Brennpunkte des Ellipsoides, das Walter HöHerer - in
len Instituten bevorsteht, arbeiten wir weiter. Um so wichti-   leichter Verschiebung der Geometrie - zum Weltei erklär-
ger war die einheHige Bereitschaft der Mitglieder, den          te. Es steht groß im Foyer; Sie werden es sehen. Auf der
Beitrag von fünfundzwanzig auf vierzig Mark zu erhöhen.         Landkarte dahinter gehen vom Weltei aus die Fäden auf
In begrenztem Maße kommt uns auch die Spendenfreu-              literarische Zentren in der ganzen Welt. - Sulzbach-Ro-
de von Firmen zugute: Für die im Mai dieses Jahres ge-          senberg als der Nabel dieser Erde? "Gut", sagt Höllerer,
haltenen Lesungen von Sarah Kirsch und Hans Joachim             "hier hat ein Punkt ... mit der Welt zu tun. Darüberhinaus
Schädlich hat sich ein Sponsor aus der unmittelbaren            aber hat man natürlich von dem Ei die Erwartung, daß et-
Umgebung gefunden, der mit eintausend Mark die Le-              was ausskriecht, daß man da drinnen etwas hört, was zu-
sung der aus Berlin anreisenden Autoren sichern half. -         künftig ist. Ich meine, daß die Zukunft jetzt stark von der
Wir können aber auch die halbstaatliche und staatliche          Provinz, von der Region beeinflußt wird." So also Walter
Hilfe rühmen: Die Stiftung "Bayern liest grenzenlos" und        HöHerer, der sich - wie Goethe in Weimar - als Bürger
die Projektförderung des Staatsministeriums für Unter-          seiner Heimatstadt und zugleich als Weltbewohner fühlt.
richt, Kultus, Wissenschaft und Kunst gewährten und ge-         An Selbstbewußtsein gebricht es den Initiatoren also
währen uns schwer zu entbehrende Unterstützungen.               nicht. Sie haben Grund dazu. Denn was sich hier in der
Im laufenden Jahr, sicher auch 1994, müssen wir schärfer        Oberpfalz und in dieser Stadt Sulzbach-Rosenberg - in
rechnen und auf manches verzichten, was wir gerne für           Fortsetzung der vorhin geschilderten Tradition - ent-
die Literatur der Literaten und Künstler getan hätten. Um       wickelt hat, ist beispielhafte Kulturarbeit in dem Sinne:
so wichtiger sind die ehrenamtlichen Helfer aus Sulz-           Provinz, Region und große Welt gehören zusammen.
bach-Rosen berg, aus Amberg und der ganzen Region;              "Provinz ist, was du daraus machst", sagte Walter Hölle-
sie sind in einem informellen Arbeitskreis zusammenge-          rer. In der Provinz und der Region weiß man, wo man ist,
schlossen. Und besonders wertvoll, ja unersetzlich, ist die     wohin man will und wohin man gehört. Mit Literaturpflege
Zusammenarbeit mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg; sie            wird hier auf konzentriertem Raum Staat gemacht, und
könnte nicht besser sein, sie ist vorbildlich.                  daß der Freistaat Bayern im ehemaligen Sulzbach-Ro-
                                                                senberger Amtsgericht ein Haus der Literatur, unserer Li-
                             V.                                 teratur, ermöglicht, sichert der Sache eine gute Zukunft.
                                                                 Erinnern wir uns zum Schluß an ein Zahmes Xenion Goe-
                          Ausblick
                                                                thes; es benennt das richtige Verhältn is von Provinz, Re-
Und nun noch ein abschließender Ausblick; er beginnt            gion und Welt, von Weimar und Weite:
mit einem neuerlichen Zitat: "Im Literaturarchiv Sulzbach-
Rosenberg werden Dokumente der nahen Vergangen-                         "Gott grüß euch, Brüder,
heit aufbewahrt, als hätte sich ein Schwarm geflügelter                 Sämtliche Oner und Aner!
Papiere ins Alte Amtsgericht geflüchtet, um Schutz zu su-               Ich bin Weltbewohner,
chen vor der Reißwolf-Wut unserer Zeit", schrieb Her-                   Bin Weimaraner;
mann Lenz 1982 als Erinnerung an seine Lesung. Und In-                  Ich habe diesem edlen Kreis
geborg Drewitz meinte: "Aus der Spannung zwischen                       Durch Bildung mich empfohlen,
Reg ion und Welt lebt Sulzbach-Rosenbergs Literatur-                    Und wer es etwa besser weiß,
archiv."                                                                Der mag's woanders holen."

60
Sie können auch lesen