Viktoria Savs Die Kaisersoldatin - Medienbegleitheft zur DVD 14435 und zum USB-Stick 14436 - Bundesministerium für Bildung ...

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Viktoria Savs Die Kaisersoldatin - Medienbegleitheft zur DVD 14435 und zum USB-Stick 14436 - Bundesministerium für Bildung ...
Medienbegleitheft zur DVD 14435 und zum USB-Stick 14436

Viktoria Savs
Die Kaisersoldatin
Viktoria Savs Die Kaisersoldatin - Medienbegleitheft zur DVD 14435 und zum USB-Stick 14436 - Bundesministerium für Bildung ...
Viktoria Savs
Die Kaisersoldatin

Medienbegleitheft zur DVD 14435 und zum USB-Stick 14436
Ca. 52 Minuten, Produktionsjahr 2018
Impressum

Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Forschung
Medienservice
1010 Wien, Minoritenplatz 5
Tel.: +43 1 53 120-4830
FAX +43 1 53 120-81-4830
E-Mail: medienservice@bmbwf.gv.at

Ausgearbeitet von:
Dr. Marion Obermüller

In Zusammenarbeit mit:
Universität Wien
Bibliotheks- und Archivwesen
Arbeitsgruppe audiovisuelle Medien im Unterricht
1010 Wien, Universitätsring 1
Tel.: +43 1 4277-15116
E-Mail: ag_av-medien.ub@univie.ac.at

Download unter:
Link https://bildung.bmbwf.gv.at/schulen/service/mes/specials.html

Ein wichtiger Hinweis zur Barrierefreiheit:
Dieses medienbegleitende Arbeits- und Informationsheft dient ausschließlich als Handreichung für die Vor­
bereitung und Durchführung von Unterrichtseinheiten mit Medieneinsatz durch Studierende, durch Pädago­
ginnen und Pädagogen. Es ist zum Ausdrucken bestimmt und nicht als elektronisches Unterrichtsmaterial
erarbeitet. Aus diesem Grund erfüllt es die Erfordernisse der Barrierefreiheit nicht.

Bestellungen:
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E-Mail: office@amedia.co.at

Verlags- und Herstellungsort:
Wien, 2019
Inhalt

1 Einleitende Informationen ............................................................................................... 6

1.1 Zum Film .................................................................................................................................6

1.2 Filmkapitel ..............................................................................................................................6

1.3 Lehrplanbezug, Kompetenzorientierung ................................................................................7

1.4 Begleitmaterial .......................................................................................................................7

2 Literatur, Links und Abbildungen ..................................................................................... 8

2.1 Verwendete Literatur .............................................................................................................8

2.2 Weiterführende Literatur .......................................................................................................9

2.3 Abbildungsnachweis ...............................................................................................................9

Anhang: Arbeitsmaterialien ............................................................................................... 10

Zeichenerklärungen .....................................................................................................................10

M1 Arbeitswissen und vorbereitende Überlegungen ................................................................11
     Arbeitsauftrag: Begriffsdefinitionen ......................................................................................11
     Propaganda im Krieg ..............................................................................................................11
     Geschlechterrollen im Ersten Weltkrieg ................................................................................12

M2 Arbeitsaufgaben zur Person Viktoria Savs............................................................................13
     Arbeitsauftrag: Zeitstreifen zur Biografie erstellen ...............................................................13
     Arbeitsauftrag: Meinungen zu Viktoria Savs .........................................................................14

M3 Die 1930er Jahre – ideologische Propaganda ......................................................................15
     Arbeitsauftrag: Filmbeobachtung ..........................................................................................15

M4 Arbeit mit Zeitungsartikeln zu Viktoria Savs ........................................................................16
     Arbeitsaufträge für die Einzelarbeit .......................................................................................16
     Gruppendiskussion: ...............................................................................................................16
     Textausschnitte zu Viktoria Savs ............................................................................................17

Hinweis: Alle Links zuletzt abgerufen am 30.01.2019.
Informationen zur Autorin

                            Dr. Marion Obermüller, Jahrgang 1967, hat an der Uni­
                            versität Wien das Lehramtsstudium für die Fächer Er­
                            nährungslehre / Haushaltsökonomie und Geschichte /
                            Sozialkunde und Politische Bildung absolviert (1992),
                            anschließend in der Studienrichtung Ernährungswissen­
                            schaften promoviert (1997). Neben ihrer Unterrichtstä­
                            tigkeit im AHS-Bereich absolvierte sie verschiedene
                            Zusatzausbildungen im pädagogischen Bereich und ist
                            selbst in der Lehrer/innenfortbildung tätig. Seit 2008 ist
                            sie im Auftrag des BMBWF als Mitarbeiterin in ver­
                            schiedenen EU-Projekten tätig.

Dr. Marion Obermüller
                            E-Mail: marion.obermueller@gmx.at
1 Einleitende Informationen
1.1 Zum Film

Die Südtirolerin Viktoria Savs war eine der wenigen Frauen, die den Ersten Weltkrieg an vor­
derster Front erlebten. Mit 16 Jahren beschloss sie, selbst an die Front in den Dolomiten zu
gehen. Über eine Sondergenehmigung gelang es ihr, an der Front für Versorgungsgänge ein-
gesetzt zu werden. 1917 wurde sie verwundet und bekam das silberne Tapferkeitsabzeichen.
Von der k.uk.-Presse – und später auch von der nationalsozialistischen Presse – wurde ihre
Geschichte – die des „Tiroler Heldenmädchens“ – für kriegspropagandistische Zwecke genutzt.
Der deutsche Journalist und Autor Frank Gerbert geht in der Biografie über Viktoria Savs der
Frage nach, was an der Geschichte des „Heldenmädchens von den drei Zinnen“ als Helden-
mythos für Propagandazwecke aufgebauscht wurde, und was der Wahrheit entspricht. Dieses
Buch ist u.a. eine Grundlage dieses Filmportraits, das in der Reihe Menschen und Mächte im
November 2018 vom ORF ausgestrahlt wurde.1 Wahrscheinlich war sie keine „Heldin“, aber
eine Frau mit einer Lebensgeschichte, die es wert ist, erzählt zu werden – und die Anlass gibt,
mit SchülerInnen über Geschlechterrollen, Heldenverehrung und Propaganda zu diskutieren.

1.2 Filmkapitel

Kapitel 1:        Intro: Wer war Victoria Savs?
Kapitel 2:        Kindheit und Jugend
Kapitel 3:        Fronteinsatz 1916
Kapitel 4:        Propaganda und Verwundung 1917
Kapitel 5:        Auszeichnungen, Nachkriegszeit, Staatenlosigkeit
Kapitel 6:        Ideologische Propaganda der 1930er Jahre
Kapitel 7:        Nationalsozialistin im Zweiten Weltkrieg
Kapitel 8:        Nachkriegszeit und Veteranenverbände

1
    Informationen siehe unter: APA OTS: „Menschen & Mächte“-Doku „Viktoria Savs, die Kaisersoldatin“, „WELT­
    journal +“ über „Syrien – Die Frauen-Armee der Kurden“
    Link (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20181120_OTS0163/menschen-maechte-doku-viktoria-
    savs-die-kaisersoldatin-weltjournal-ueber-syrien-die-frauen-armee-der-kurden), abgerufen am 30.01.2019.

                                                                                                               6
1.3 Lehrplanbezug, Kompetenzorientierung

Der Film ist aufgrund seiner Thematik (Erster Weltkrieg, Nationalsozialismus) für den Einsatz
in der Sekundarstufe II, Kompetenzmodul 5 (politikbezogene Methodenkompetenz: „medial
vermittelte Informationen kritisch hinterfragen“) geeignet. Die Diskussion über Geschlechter-
rollen ist als Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ fä­
cherübergreifend im Lehrplan vorgesehen.

Das Begleitmaterial ist schüler/innen-zentriert ausgerichtet und soll über die Arbeit mit histo­
rischen Zeitungsartikeln und die Analyse der Expert/innen-Aussagen im Film die Methoden-
kompetenz fördern.

1.4 Begleitmaterial

Die Dokumentation „Viktoria Savs – Die Kaisersoldatin“ eignet sich zum Einsatz in der AHS
Sekundarstufe II. Voraussetzung für das Verständnis des Films und für die Analyseaufgaben ist
jedoch, dass die Schüler/innen schon vertiefendes Wissen über Propaganda, den österreichi­
schen Ständestaat sowie die Zeit des Nationalsozialismus erworben haben.

Die Arbeitsaufträge zum Film selbst widmen sich der „propagandistischen Verwertung“ der
Lebensgeschichte der Viktoria Savs zu verschiedenen Zeiten (Erster Weltkrieg, Zwischenkriegs-
zeit, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit), mit unterschiedlichem, gesellschaftlichem und
ideologischem Hintergrund.

Weiters wurden Aufträge zur Arbeit von Zeitungstexten beigelegt, die die Schüler/innen an die
methodische Arbeit mit (historischen) Zeitschriften und der Interpretation der Texte heran-
führen sollen.

Sämtliches Arbeitsmaterial zum Ausdrucken für Schüler/innen befindet sich im Anhang.

                                                                                                   7
2 Literatur, Links und Abbildungen
2.1 Verwendete Literatur

Alle Links zuletzt abgerufen am 30.01.2019.

APA OTS: „Menschen & Mächte“-Doku „Viktoria Savs, die Kaisersoldatin“, „WELTjournal +“
über „Syrien – Die Frauen-Armee der Kurden“
Link (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20181120_OTS0163/menschen-maechte-
doku-viktoria-savs-die-kaisersoldatin-weltjournal-ueber-syrien-die-frauen-armee-der-kurden)

Bundeszentrale für Politische Bildung: Geschichte der Kriegspropaganda.
Link (http://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/krieg-in-den-
medien/130707/geschichte-der-kriegspropaganda?p=all)

Gebert, Frank: „Für ein Weib ganz ungewöhnlich mutig“. In: Zeit Online. 04.02.2016.
Link (https://www.zeit.de/2016/06/soldatin-erster-weltkrieg-viktoria-savs)

Haller, Günther: Das "Heldenmädchen" mit Hitlers Holzbein. In: die Presse. 15.09.2015.
Link (https://diepresse.com/home/kultur/literatur/4821839/Das-Heldenmaedchen-mit-
Hitlers-Holzbein7)

Mader, Michael: Totenehrung – Heldenehrung. In: Ich hatt einen Kameraden. M&S 24, S. 13–
35. Link (http://www.bundesheer.at/pdf_pool/publikationen/ms_24_2.pdf)

Scharf, Michaela: Geschlechterbilder im Ersten Weltkrieg. In: Von liebenden Frauen und krie­
gerischen Männern. Thema: Frauen im Krieg. Die Welt der Habsburger.
Link (https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/von-liebenden-frauen-und-kriegerischen-
maennern)

Salzburger Volksblatt , 14.02.1917. ANNO, Austrian Newspapers Online.
Link (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19170214&seite=4&zoom=33)

Schmid, Julius: Weibliche Soldaten in vergangenen Zeiten. In: Der Landbote. 07.12.1940.
ANNO, Austrian Newspapers Online Link (http://anno.onb.ac.at/cgi-
content/anno?aid=lab&datum=19401207&seite=18&zoom=33)

                                                                                               8
Wega Film, ORF, BMBWF: TV-Dokumentation, Trankskript „Viktoria Savs – Die Kaisersoldatin“,
2018.

Wortbedeutung.info: Wörterbuch. Link (https://www.wortbedeutung.info/Heldin/)

2.2 Weiterführende Literatur

Alle Links zuletzt abgerufen am 30.01.2019.

Gerbert, Frank: Die Kriege der Viktoria Savs. Von der Frontsoldatin 1917 zu Hitlers Gehilfin.
Kremayr & Scheriau, Wien: 2015.

Hämmerle, Christa: Heimat/Front. Geschlechtergeschichte(n) des Ersten Weltkriegs in Öster­
reich-Ungarn. Böhlau Verlag, Wien: 2014.

Hatschek, Christoph: Frauen in der österreichischen Militärgeschichte.
Link (https://web.archive.org/web/20120503035628/http://www.bmlv.gv.at/karriere/frauen/
information_militaer.shtml)

2.3 Abbildungsnachweis

Deckblatt / Coverbild: Pressebild zur TV-Dokumentation „Viktoria Savs – Die Kaisersoldatin“,
Wega Film, 2018, bearbeitet Alexander Sperl, 2019.

Porträt der Autorin Dr. Marion Obermüller, eigenes Werk, 2017

                                                                                                9
Anhang: Arbeitsmaterialien
Die Arbeitsmaterialien im Anhang sind als Kopiervorlage für den Ausdruck in Klassenstärke
gedacht.

Sie sind nicht als elektronisches Unterrichtsmaterial erarbeitet. Aus diesem Grund erfüllen sie
die Erfordernisse der Barrierefreiheit nicht.

Die Formatierung wurde an die inhaltlichen und didaktischen Anforderungen für Arbeitsmate­
rialien für Schüler/innen angepasst. Sämtliche Quellangaben befinden sich auch im Literatur-
und Abbildungsverzeichnis.

Hinweis: Alle Links zuletzt abgerufen am 30.01.2019.

Zeichenerklärungen

                                                                                               10
M1 Arbeitswissen und vorbereitende Überlegungen

Arbeitsauftrag: Begriffsdefinitionen
Lies dir folgende Informationen zu den Begriffen genau durch und versuche, diese dann bei
den Aufgabenstellungen zum Inhalt des Films anzuwenden.

Was ist eine Heldin?

Auf diese Frage bekommt man im Internet folgende Antworten:

     Heldin (Deutsch)
     Wortart: Substantiv, (weiblich)2

     1) weibliche Person, die sich besonders mutig oder erfolgreich für andere oder für
     eine Sache einsetzt oder bei einem Einsatz umkommt

     2) weibliche Hauptperson einer Geschichte

     Was ist ein Held [eine Heldin]?3

     Einen Helden [eine Heldin] zeichnet vor den anderen Menschen u.a. aus, dass er [sie]
     keine Scheu vor Schmerzen und Tod hat, sein [ihr] eigenes Leben einsetzt und im
     selbstlosen Dienst einer Wertvorstellung und eines bestimmten Ideals steht.

Propaganda im Krieg
Im Ersten Weltkrieg wurde Propaganda erstmals in großem Umfang als Mittel der Kriegs-
führung eingesetzt. Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung der Bevölke­
rung für den Krieg. Neben Flugblättern, Postkarten und Plakaten wurde auch Fotografie und
Film eingesetzt. In den kriegsführenden Ländern wurden Fotografen und Kameramänner an
die Front geschickt, Mitarbeiter kontrollierten und zensierten die Aufnahmen. Das Leid und
Elend des Krieges wurden dabei verharmlost, dagegen wurden die Soldaten siegesgewiss und
heldenhaft dargestellt.

Im Zweiten Weltkrieg standen Rundfunk, Presse und Filmwirtschaft ganz unter staatlicher
Kontrolle des bereits 1933 unter der Leitung von Joseph Goebbels gegründeten Reichs-

2
    Übernommen aus: Wortbedeutung.info: Wörterbuch.
    Link (https://www.wortbedeutung.info/Heldin/), abgerufen 31.01.2019.
3
    Vgl. Mader, Michael: Totenehrung – Heldenehrung. In: Ich hatt einen Kameraden. M&S 24, S. 13 – 35.
    Link (http://www.bundesheer.at/pdf_pool/publikationen/ms_24_2.pdf), abgerufen 31.01.2019.

                                                                                                         11
ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. Die Medien folgten der nationalsozialisti­
schen Ideologie, die eine Heroisierung der eigenen Soldaten sowie der Veteranen aus dem
Ersten Weltkrieg beinhaltete.4

Geschlechterrollen im Ersten Weltkrieg
Lies dir bitte online den Beitrag: „Von liebenden Frauen und kriegerischen Männern – Ge­
schlechterbilder im Ersten Weltkrieg“ auf der Plattform Die Welt der Habsburger durch:

Link: http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/von-liebenden-frauen-und-kriegerischen-
maennern

 Überlege: Wie kann man sich die im Film beschriebene Heldenpropaganda über das „Hel­
     denmädchen von den drei Zinnen“ also erklären?

4
    Vgl. Bundeszentrale für Politische Bildung: Geschichte der Kriegspropaganda.
    Link (http://www.bpb.de/gesellschaft/medien-und-sport/krieg-in-den-medien/130707/geschichte-der-
    kriegspropaganda?p=all), abgerufen 31.01.2019.

                                                                                                       12
M2 Arbeitsaufgaben zur Person Viktoria Savs

Arbeitsauftrag: Zeitstreifen zur Biografie erstellen
Schau dir die Dokumentation „Viktoria Savs – die Kaisersoldatin“ vollständig an und mach dir
Notizen zu den Daten und Ereignissen, die dir in ihrer Biografie wichtig erscheinen. Notiere
dir, wann ihre Geschichte in den Zeitungen präsent war – und auch, wann Viktoria Savs medial
in Vergessenheit geriet.

 Erstelle nun auf ein A3-Blatt einen Zeitstreifen zu ihrem Lebenslauf und zeichne diese
    Ereignisse ein!

 Markiere danach die Zeiten, in denen sie in der Presse „als Heldin“ bezeichnet wurde, und
    jene Phasen, in denen es ruhig um sie war.

 Versuche zu erklären, welche politischen und gesellschaftlichen Hintergründe es für diese
    Phasen der „Heldenpropaganda“ bzw. die der „publizistischen Ruhe“ um Viktoria Savs
    gab.

                                                                                               13
Arbeitsauftrag: Meinungen zu Viktoria Savs
Hier findest du Transkripte5 einiger Expert/innen-Statements aus der Dokumentation zu Vik­
toria Savs. Lies sie durch und nimm zu folgenden Fragen Stellung:

 Wie wird Viktoria Savs von den Expert/innen in dieser Dokumentation dargestellt?

 Wie schaut dein eigenes Bild zu Viktoria Savs aus?

     Historikerin Christa Hämmerle

     In dieser patriotischen Grundstimmung werden immer wieder auch Heldenmythen
     konstruiert, und so wird ein junges Mädchen, das eben Soldat sein will, sehr schnell
     zum Heldenmädchen. (Min. 17:40–17:52)

     Gerade die faschistische und die nationalsozialistische Kriegserinnerung schließt
     durchaus auch Ausnahmefrauen ein in diese erinnerte Frontgemeinschaft. Und da
     bekommt Viktoria Savs ihren Platz beziehungsweise drängt sich selber auch rein, dass
     sie diesen Platz bekommt. (Min. 28:58–29:20)Es folgt

     Heimatforscher Albin Kühnel

     Ich möchte jetzt nicht sagen, dass sie eine fanatische Nationalsozialistin gewesen ist.
     „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ nach dem Motto wird sie sicherlich gehandelt
     haben und „werde Nationalsozialist!“ – Mitläufer, nicht mehr. (Min. 34:27 – 34:43)

     Ich halte Viktoria Savs für eine Frau, die mit ihrer Rolle als Frau nicht klargekommen
     ist. Die Ursachen dürften in der Erziehung durch ihren Vater gelegen haben. Sie hat
     sich mehr als Mann und weniger als Frau gefühlt. (Min. 49:07 –49:26)

     Es folgt

     Kameradschaftsbündler Reinhold Jaksch

     Anscheinend hat jemand behauptet, das ist eine Pilgerstätte Ewiggestriger. Und das
     ist vollkommen falsch, weil sie mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun gehabt hat.
     Also so eine Nazistin [Nationalsozialistin] da zu konstruieren, find ich vollkommen
     falsch. Also, das war eben aus der Not heraus. (Min. 47:34 – 47:53)

5
    Transkripte aus der TV-Dokumentation „Viktoria Savs – Die Kaisersoldatin“, Wega Film, ORF, BMBWF, 2018.

                                                                                                              14
M3 Die 1930er Jahre – ideologische Propaganda

Arbeitsauftrag: Filmbeobachtung
Schau dir Kapitel 6 „Ideologische Propaganda der 1930er Jahre“ in der Dokumentation
„Viktoria Savs – die Kaisersoldatin“ genau an!

Arbeite heraus, inwiefern das Schicksal Viktoria Savs für den ideologischen Propagandakrieg
zwischen NS-Deutschland und dem autoritären Ständestaat instrumentalisiert wurde und er­
läutere den historischen Kontext!

 Nimm zu der Aussage der Historikerin Christa Hämmerle in diesem Filmkapitel Stellung:

     Historikerin Christa Hämmerle6

     Sie wird wirklich so quasi zum Spielball dieser politisch ja ungemein dramatischen Si­
     tuation. Die Nazis sind in Österreich ja illegal, in Deutschland werden sie zunehmend
     stärker. Aber ich glaube, nicht nur zum Spielball, sondern sie hat ja auch selber Hand­
     lungsmacht.

6
    Transkript aus der TV-Dokumentation „Viktoria Savs – Die Kaisersoldatin“, Wega Film, ORF, BMBWF, 2018.

                                                                                                             15
M4 Arbeit mit Zeitungsartikeln zu Viktoria Savs

Arbeitsaufträge für die Einzelarbeit
 Lies dir die nachfolgenden Textauszüge genau durch und analysiere die Textstellen hin-
    sichtlich der Aussagen zu Viktoria Savs.

 Interpretiere die Zeitungstexte unter Zuhilfenahme folgender Leitfragen, die grundsätzlich
    bei der Auswertung von Zeitungsartikeln herangezogen werden können.

        Wer ist der Autor / die Autorin des Textes? (muss nicht immer genannt sein!)

        Welche Motive und Interessen bestimmen den Textautor / die Textautorin?

        An wen ist der Text gerichtet (an welches Publikum)?

        In welcher Zeitung wurde der Artikel publiziert und wie ist die ideologische Ausrich­
         tung des Mediums?

        Was sind die Schlüsselwörter im Text – und welche Bedeutung haben sie?

        Was sind die Kernstellen im Text – was ist die Hauptaussage?

        In welchem Verhältnis zum berichteten Ereignis steht der Textautor / die Textauto­
         rin? Aus welcher Perspektive berichtet der Textautor / die Textautorin?

        Welche Stilmittel fallen besonders auf?

        Enthält der Text in sich Widersprüche?

        Fasse den Inhalt des Textes zusammen und stelle ihn in den historischen Zusammen­
         hang.

In der Geschichte – wie auch in der Gegenwart – haben Zeitungen eine „Tendenz“, d.h. sie
sind im politischen und sozialen Spektrum der Gesellschaft verortet. Daher ist es erforderlich,
auch die ideologische Ausrichtung einer Zeitung zu kennen bzw. zu berücksichtigen, ob Pres­
sefreiheit gegeben ist oder nicht.

Gruppendiskussion
Setzt euch nach der Textanalyse in Dreier-Gruppen zusammen und vergleicht eure Ergebnisse.
Fasst zusammen:

 Wie wird Viktoria Savs (ihre Aktivitäten bzw. ihre Lebensgeschichte) jeweils dargestellt?

 Welche Schwierigkeiten haben sich bei der Analyse der Textauszüge ergeben?

                                                                                                 16
Textausschnitte7 zu Viktoria Savs

     Text 1: Textausschnitt aus: Salzburger Volksblatt, 1917

     […] Eine Tiroler Heldin. Tirol hat gewiß genug Helden! Aber auch Heldinnen! Und eine
     solche aus Meran (Obermais) befindet sich bereits seit Juni 1915 an der italienischen
     Front. Gegenwärtig ist sie durch besondere Gnade in einem vordersten Schützengra­
     ben als kriegsfreiwillige Infanteristin auf ihre eigene Bitte hin eingeteilt worden. Sie
     heißt Viktoria Savs und ist 18 Jahre alt. Sie teilt freiwillig die Kriegsstrapazen und hält
     das Gewehr schussbereit mit ihrem Vater, Zugsführer Peter Savs. Beide kämpfen ver­
     eint gegen den welschen Feind. Peter Savs war vorher im ersten Halbjahr 1915 in Ga­
     lizien und ist an der Südwestfront bereits einmal verwundet und mit der silbernen
     Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden. Viktoria Savs war vor Kriegsausbruch in
     Vielgereuth–Servada. Jetzt befinden sich beide in 2400 Meter Höhe in … [sic!], derzeit
     unter Schnee in Schneegängen auf der Lauer.
     Quelle:
     Salzburger Volksblatt , 14.02.1917. PDF online unter ANNO, Austrian Newspapers Online.
     Link (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19170214&seite=4&zoom=33),
     abgerufen am 30.01.2019.

     Text 2: Textausschnitt aus: Weibliche Soldaten in vergangenen Zeiten, 1940

     […] Aber auch während des Weltkrieges gab es tapfere Frauen, die Hervorragendes
     leisteten. Von diesen sei die im Jahre 1899 in Reichenhall in Bayern geborene Viktoria
     Savs genannt, die, erst 17 Jahre alt, um ihrem Vater nahe zu sein, beim Landsturm In­
     fanteriebataillon Innsbruck II eingeteilt wurde. Sie stand seit 1. Dezember 1916 als
     Ordonanz in Verwendung, meldete sich freiwillig zum Botendienst und zu gefährli­
     chen Patrouillengängen und wollte auch an der Erstürmung des Sertensteins aktiv
     teilnehmen. Obwohl ihrer Bitte nicht entsprochen wurde, hatte Viktoria Savs bei
     schwerer feindlicher Artilleriebeschießung des Zinnenplateaus und bei Frontverlänge­
     rung im Infanteriefeuer sehr oft Gelegenheit, ihren ganz ungewöhnlichen Mut zu zei­
     gen. Bei der Sertenstein-Aktion am 21. und 22. April 1917 hatte sie ohne Befehl in
     schwerem Artilleriefeuer Kriegsgefangene eskortiert. Als ihr am 27. Mai 1917 durch
     einen Felssturz der rechte Fuß abgerissen wurde, gab sie durch ihr stummes Ertragen
     der heftigsten Schmerzen den Beweis ihrer Seelenstärke, der auf die ganze Mann­
     schaft erhebend und zugleich auch erschütternd wirkte.

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    Bei den Textausschnitten handelt es sich um unveränderte Transkripte der Originaltexte.

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Viktoria Savs war vom 10. Juni 1915 bis 27 Mai 1917 im Felde. Sie war und ist der ein­
zige weibliche Soldat des Weltkrieges, der außer der bronzenen Tapferkeitsmedaille
auch mit der großen silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet ist und gleich ihren
anderen verwundeten Kameraden im Bezug einer Invalidenrente steht. […]
Quelle:
Julius Schmid: Weibliche Soldaten in vergangenen Zeiten. In: Der Landbote. 07.12.1940.
Online unter ANNO, Austrian Newspapers Online
Link (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lab&datum=19401207&seite=18&zoom=33),
abgerufen am 30.01.2019.

Text 3: Textauszüge aus „Für ein Weib ganz ungewöhnlich mutig“; 2016

[…] Viktoria Savs würde man heute als Transgender-Person bezeichnen. Das legen Be­
schreibungen nahe, und auf Fotos wirkt sie oft maskulin. Gegenüber Journalisten be­
steht sie später darauf, nicht Fräulein, sondern mit Vikerl angeredet zu werden, der
Koseform von Viktor. Biologisch ist sie eine Frau, doch in ihrer Identität und ihren
Emotionen sehr männlich. Und die höchste Pflicht eines Mannes ist es, für sein Land
in den Krieg zu ziehen – damals gängige Ansicht. […]

[…] Ab 1933 gibt es wieder Berichte über Viktoria Savs, in Österreich, Deutschland,
sogar in Frankreich: Die Weltkriegsheldin verarmt in Innsbruck, müsse ohne jede
Kriegspension auskommen und könne es sich nicht einmal leisten, ihre defekte Pro-
these zu ersetzen. 1934 findet sich ein Gönner, der ihr 150 Reichsmark für ein neues
Holzbein spendiert: Adolf Hitler.

In den folgenden Jahren ist zu lesen, Savs sei im Ersten Weltkrieg als Frau unerkannt
geblieben. Eine Kaverne der Feinde habe sie im Alleingang erstürmt und 20 Italiener
gefangen genommen. Die Mythen, der Nazi-Propaganda entsprungen, sind zählebig
und überdauern den Zweiten Weltkrieg. Denn das alt gewordene Heldenmädchen
tischt sie von den fünfziger bis zu den siebziger Jahren jedem auf, der sie nach ihrer
Kriegszeit fragt. […]
Quelle:
Frank Gebert: „Für ein Weib ganz ungewöhnlich mutig“. In: Zeit Online. 04.02.2016.
Link (https://www.zeit.de/2016/06/soldatin-erster-weltkrieg-viktoria-savs), abgerufen am
30.01.2019.

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Text 4: Textausschnitt aus: Das „Heldenmädchen“ mit Hitlers Holzbein, 2015

In der Heroenhalle ist in der Regel kein Platz für Heldinnen. Frauen, folgen sie den Ge­
setzen ihres Geschlechts, haben sich in der Zeit der Weltkriege des 20. Jahrhunderts
einzuordnen in die traditionellen Rollenbilder der „friedfertigen“, der „mitleidenden“,
der „duldenden“ Gefährtin des Mannes. Die Kriegerdenkmäler tragen keine weibli­
chen Namen. Die Erzählungen von weiblichen Kombattanten, vom Dreißig-jährigen
Krieg aufwärts, sind legendenhaft und strotzen vor Klischees. Diese Frauen teilen das
Schicksal der kämpfenden Männer nur als Hilfskräfte, Krankenschwestern, Telegrafis­
tinnen, und wenn sie näher an die Frontlinien heranrücken, selbst eine Waffe in die
Hand nehmen, wird das als wider die Natur angesehen und offiziell totgeschwiegen.
Oder: Für die Propaganda aufgebauscht. Damit sind wir bei Viktoria Savs, einer der
legendenhaften Frauensoldatinnen des Ersten Weltkriegs. […]
Quelle:
Günther Haller: Das „Heldenmädchen" mit Hitlers Holzbein. In: die Presse. 15.09.2015.
Link (https://diepresse.com/home/kultur/literatur/4821839/Das-Heldenmaedchen-mit-Hitlers-
Holzbein7), abgerufen am 30.01.2019.

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