DAS MAGAZIN Heimat hautnah - ALLES GLÜCK DIESER ERDE DIE EIFEL IN KLEIN DAS GELÜBDE VON KRONENBURG FREIE FAHRT VORAUS DEN MORD IMMER IM BLICK ...

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NR. 4 / OKTOBER - DEZEMBER 2020

        Heimat hautnah.

        DAS MAGAZIN

                                                      NIEDERLANDE: 6,00 €
                                                      LUXEMBURG 5,90 €
                                                      DEUTSCHLAND 5,00 €

ALLES GLÜCK DIESER ERDE • DIE EIFEL IN KLEIN
DAS GELÜBDE VON KRONENBURG • FREIE FAHRT VORAUS
DEN MORD IMMER IM BLICK • REZEPT: BIRREBUNNES-TAART
DAS MAGAZIN Heimat hautnah - ALLES GLÜCK DIESER ERDE DIE EIFEL IN KLEIN DAS GELÜBDE VON KRONENBURG FREIE FAHRT VORAUS DEN MORD IMMER IM BLICK ...
Den Mord
immer im Blick
Im Gespräch mit
Andrea Revers

     Andrea Revers, Jahrgang 1961, ist Diplom-Psychologin und hat bis Ende 2018 als
     Management-Trainerin und Coach gearbeitet. In „VulkanEifel – Heimat hautnah"
     werden regelmäßig ihre Kurzkrimis und Denkanstöße veröffentlicht.
     2011 war sie für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert.
     Inzwischen konzentriert sie sich voll aufs Schreiben. 2017 erschien ihre
     Kurzkrimi-Sammlung „Bitterböse Betthupferl“. „Schlaf schön“ ist ihr Debütroman.
     Für VulkanEifel – Heimat hautnah hat die Autorin unserem Chefredakteur
     einige Fragen über ihren neuen Roman und das Krimischreiben beantwortet.

72         Heimat hautnah.
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KRIMI UND TATORTE
Hubertus Foester:
Du wohnst jetzt seit 2001 in der Eifel? Warum bist
du aus Düsseldorf in die Eifel umgezogen?
Andrea Revers: Wir haben bereits seit 1991 unsere
Wochenenden in der Eifel verbracht. Nach einiger
Zeit fiel es uns immer schwerer, Montag wieder
in die Stadt zurück zu fahren: zu laut, zu grau, zu
viel Verkehr. Und zu wenig Parkplätze. Anfang          Gibt es Vorbilder unter den
2000 gab es dann die Möglichkeit, dass wir uns         bekannten Krimischreibern?
beruflich umorganisieren und alles in die Eifel        Agatha Christie, die Queen of Crime, ist für mich
verlagern.                                             die Urmutter aller guten Detektivgeschichten
Als Freiberuflerin konnte ich überall arbeiten.        und ihre Miss Marple-Figur unerreicht. Jacques
Ich schätze hier, die Natur, die Momente von           Berndorf und Ralf Kramp als typische Eifel-Auto-
absoluter Stille und den Sternenhimmel.                ren sind natürlich auch präsent in meinem Kopf,
Der Nachteil: Ich kann inzwischen nicht mehr           wenn es um Lokalkolorit und Atmosphäre geht.
vernünftig einparken.                                  Tatsächlich ist es aber vor allem Kerstin Gier mit
                                                       ihren wunderbaren Dialogen, die so gar nichts mit
Wann und warum hast Du                                 Krimi zu tun haben. Eine wunderbare Mischung
mit Krimischreiben begonnen?                           aus Spannung und Leichtigkeit. Das hat mich sehr
Zum Krimischreiben bin ich wie die Jungfrau            inspiriert.
zum Kind gekommen. Du erinnerst Dich an unser
gemeinsames Objekt HILLA – fürs Hillesheimer           Wie kommst Du auf die Ideen für die Krimis?
Land. Es war geplant, in jeder Ausgabe einen           Der Krimi läuft mir sozusagen zu, wie eine streu-
kurzen Krimi zu veröffentlichen, denn das Hilles­      nende Katze. Ich beobachte etwas, eine Episode
heimer Land ist Krimiland. Leider hat der Autor        im Zug, ein Dialog in der Bar, eine Begegnung im
uns ein Tag vor der Druckabgabe eine Absage ge-        Geschäft. Und sofort springt mein Hirn an: Was
schickt, so dass wir kurzfristig eine leere Seite im   wäre, wenn...? Inzwischen sehe ich schon überall
Blatt hatten. Also habe ich mich in einer Seminar-     potenzielle Morde. Aber bevor sich jemand Gedan-
pause hingesetzt und selbst einen Krimi verfasst.      ken macht: Meinem Mann geht es gut!
Vorher hatte ich nur psychologische Fachliteratur
geschrieben, aber diese Kurzgeschichten mach-          Was gefällt Dir besonders am Leben in der Eifel?
ten richtig Spaß. Weniger Fakten, mehr Fantasie!       Tatsächlich ist es vor allem die Nachbarschaft. In
Also bin ich dabei geblieben. Und seitdem – mit        der Stadt kennt man seine Nachbarn kaum. Man
Start von VulkanEifel – Heimat hautnah in jeder        sieht sich mal im Treppenhaus oder nimmt ein
Ausgabe mit einem Kurzkrimi vertreten.                 Päckchen entgegen und ansonsten bleibt man
                                                       doch eher für sich – das sind zumindest meine Er-
Vor einigen Jahren habe ich diese Krimis gebün-        fahrungen. Hier in der Eifel ist das völlig anders.
delt und in Buchform herausgebracht: „Bitterböse       Man kennt sich, man hilft sich. Wir treffen uns
Betthupferl“. Auf der Suche nach einem Verleger        auf der Straße und plaudern, sitzen gemeinsam
wurde ich von einem Düsseldorfer Verlag ange-          auf der Bank an der Ecke, feiern, was zu feiern ist
                                                                                                                 Foto: Ralf Cornesse

sprochen, ob ich nicht einen Eifelkrimi für sie        oder auch einfach so.
schreiben könnte. Das war letztendlich der Impuls      Aber natürlich ist es auch die Natur, die klare Luft,
für „Schlaf schön“!                                    dass man das Wasser aus der Leitung trinken kann.

                                                                                          Heimat hautnah.   73
DAS MAGAZIN Heimat hautnah - ALLES GLÜCK DIESER ERDE DIE EIFEL IN KLEIN DAS GELÜBDE VON KRONENBURG FREIE FAHRT VORAUS DEN MORD IMMER IM BLICK ...
Eigentlich wollte Frederike gemeinsam mit ihrem Kater ihren Ruhestand in der Eifel verbringen und in heimischer Idylle ihrem Hobby der Gartenarbeit
frönen. Doch häufen sich die Beerdigungen in der Nachbarschaft und sie ist öfter auf dem Friedhof unterwegs als erwartet. Ist hier etwa Mord im Spiel?

                         Du hast mit „Schlaf schön“ einen Krimi geschrie-                 Der vorliegende Krimi ist reine Fiktion, schreibst
                         ben, der in der Eifel spielt und durch eine reale Be-            du im Vorspann. Wie hast du „Fleisch“ an den Plot
                         gebenheit – der Tod von mehreren Seniorenheim-                   bekommen?
                         bewohnern vor über 10 Jahren – inspiriert wurde.                 Meine Story ist absolut fiktiv und hat mit realen
                         Was hat dich an der Nachrichtenmeldung im Hin-                   Begebenheiten und Personen nichts zu tun. Die
                         blick auf einen Krimi fasziniert?                                Pressemeldungen aus dem „Spiegel“ haben mir
                         Plötzlich wurde Hillesheim, die „Krimihaupt-                     nur einen Rahmen geboten, in dem ich mich be-
                         stadt“, anscheinend zum Schauplatz eines realen                  wegen konnte. Dieser Rahmen bot viel Raum für
                         Verbrechens. Das war hier natürlich ein großes                   eine große Zahl an Theorien, Verdä̈chtigen und
                         Thema. Ich habe den Fall in der                                                    Spuren. Vieles entstand wäh-
                         Presse verfolgt und auch mit ei-                                                   rend des Schreibens. Da tauchen
                         nem befreundeten Arzt gespro-                                                      plö̈tzlich Figuren auf, an die ich
                         chen, warum eine Aufklärung so                                                     ursprü̈nglich gar nicht gedacht
                         schwierig und langwierig sein                                                      habe, die dann aber tatsä̈chlich
                         kann. Als die Untersuchungen                                                       eine Schlü̈sselrolle einnehmen.
                         schließlich eingestellt wur-                                                       Da verä̈ndern sich unerwar-
                                                                                                                                                         Fotos: Andrea Revers, KBV-Verlag, Ralf Cornesse

                         den mit dem Hinweis auf eine                                                       tet Motive und Aussagen, und
                         Infektion war ich einerseits                                                       ich bin dann selbst erstaunt,
                         erleichtert, andererseits aber                                                     welche Wendungen das Gesche-
                         auch – ich bin da ganz ehrlich                                                     hen nimmt Von daher hat das
                         – ein wenig enttäuscht. Und so                                                     Schreiben auch fü̈r mich einige
                         kam nach und nach der Gedan-                                                       Ü̈berraschungen parat gehalten.
                         ke auf, eine Geschichte hinter                                                     Ich hoffe, meinen Leserinnen
                         der Geschichte zu schreiben. So                                                    und Lesern geht es ä̈hnlich.
                         entstand „Schlaf schön“!

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KRIMI UND TATORTE
Wie bist du vorgegangen, als die Handlung
stand, um noch mehr Lokalkolorit in den
Krimi zu bringen?
Für mich ergibt sich Lokalkolorit vor allem
durch die Menschen – wie sie leben, wie sie
denken, was sie tun. Viele Beobachtungen, die
ich als Zugezogene und Eifel-Liebhaberin in den
letzten Jahren gemacht habe, sind hier einge-
flossen: Die Proben des Kirchenchors, die Beer-
digungsrituale, die Direktheit und Aufgeschlos-
senheit, die ich selbst erlebt habe, die Nähe in
der Nachbarschaft ... das alles ist eine Liebeser-
klärung an die Eifeler. Natürlich spielt auch die
Landschaft eine große Rolle. Man genießt die
Natur vor der Haustür im heimischen Garten           Und wie geht es nun weiter? Die Eifel, so beschau-
ebenso wie die Landmarken in der Region.             lich wie sie als Kulisse ist, liefert bestimmt noch
                                                     Stoff für weitere Mordfälle ...
Frederike Suttner, deine Protagonistin und           Ja, klar. Das Exposé für Band 2 steht. Frederike
Ermittlerin, ist pensionierte Kriminalkommis-        wird wieder aktiv werden, ist aber leider durch
sarin. Kannst du sie uns kurz beschreiben?           Corona ein wenig an der Entfaltung ihrer Möglich-
Frederike hat lange in der Stadt gelebt, ist aber    keiten gehindert. Aber natürlich wird sie die Eifel
ein „Eifel-Kind“ und so zieht es sie zurück in       wieder ein wenig sicherer machen.
die alte Heimat – zu ihren Wurzeln. Aber die
alten Muster der Kommissarin – Neugier, eine         Noch eine allerletzte Frage: Du arbeitest in deinen
gehörige Portion Misstrauen und eine Menge           Krimis gerne mit Analogien. Also: Wenn du eine
Berufserfahrung – bringt sie natürlich mit in        Pflanze wärst, welche Pflanze wärst du?
den neuen Lebensabschnitt. Sie ist eine prag-        Ja, da schlägt meine Coachingerfahrung durch.
matische und offene Person, wurde aber in der        Auch meine Muster sterben schwer. Lass mich
Vergangenheit sowohl beruflich als auch privat       nachdenken... Wenn ich eine Pflanze wäre, wäre
mit den dunklen Seiten des Lebens konfron-           ich wohl ein Salbei. Vielfältig und gesund, aber er
tiert, so dass ihr Humor ab und zu in Zynismus       schmeckt nicht jedem! (red) ■
umschlägt.

Was für eine Faszination hat es in dir als Auto-
rin und auch Psychologin ausgeübt „Realität“ –
also die Nachrichtenmeldung von damals – und
„Fiktion“ – die Suche nach einer Ursache oder          SCHLAF SCHÖN
einem Mörder – miteinander zu verweben?                Eigentlich wollte Frederike Suttner, eine pensionierte Kriminal-
Ach, das ist einfach toll! Bei meinen psycho-          kommissarin, gemeinsam mit ihrem Kater den Ruhestand in der
logische Fachbüchern ging es um Fakten, um             beschaulichen Eifel genießen. Doch dann stolpert die Figur der
Wissenschaft, um Theorien und ihre Anwen-              „Eifeler Miss Marple“ zwischen Chorproben, Beerdigungen und
dung. In einem Roman kann ich meine Realität           Gartenarbeit unversehens über eine Reihe rätselhafter Todesfälle.
selbst erschaffen. Da werden die Möglichkeiten         Der Instinkt der ehemaligen Mordermittlerin ist geweckt und sie
grenzenlos. Von daher war der Rahmen des Re-           versucht mit Unterstützung ihrer alten Freundin Klara und ihrer
                                                       Nichte Angela Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei bringt sie sich
alen für mich ein guter Anker, um mich nicht
                                                       und andere in tödliche Gefahr.
vollständig in der Fantasie zu verlieren. Das hat
mich und die Geschichte geerdet. Zudem bot
das auch eine intellektuelle Herausforderung,          "Schlaf schön" – ein Eifel-Krimi
denn die Story muss zu den Fakten passen,              Taschenbuch, ca. 340 Seiten; ISBN 978-3-95441-537-3; € 13,00
glaubhaft sein.                                        Auch als E-Book erhältlich: ISBN 9783954415472; Preis: € 9,99

                                                                                                           Heimat hautnah.   75
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