Das Wort von der Vergebung - "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!"
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Das Wort von der Vergebung Die sieben „Vater, vergib ihnen; Worte Jesu denn sie wissen nicht, was sie tun!“ am Kreuz Lukas 23,34 Jesus erlebt das Böse, das Menschen tun, am eigenen Leib. Soldaten töten ihn auf grausame Weise. Er bittet für sie um Vergebung. Und er entschuldigt sie vor dem himmlischen Vater. Für ihn gehören die Bösen zu den Menschen, die sein Erbarmen brauchen. Es fehlt ihnen an Erkenntnis. Auch wir sollen vergeben und um Vergebung bitten. Das Leben geht nie glatt. In jedem Leben gibt es Auseinandersetzungen. Böse Worte fallen. Es gibt Menschen, die mich verletzen, ja vielleicht sogar piesacken, die mir ständig auf die Nerven gehen, mit denen ich im Unreinen bin, die ich am liebsten - wenn ich dürfte - auf den Mond schießen würde. In jedem Leben gibt es das: die Brüche, die Verwundungen, die Narben, die bleiben. Aber am Ende wird nur der zufrieden und ruhig leben können, der auch verzeihen kann; der nicht jeden Tag und bei jeder Gelegenheit die alten Kamellen hochkocht. Der, auch was er als Unrecht empfunden hat, ruhen lassen kann. Der sich bewusst ist: Vielleicht haben andere auch mir zu vergeben. Und es ist hohe Lebenskunst, wenn ich den anderen sogar ins Gebet nehmen kann. Denn ich weiß nicht, warum er mir das angetan hat. Unter deinem Kreuz, Jesus, muss ich anderes erbitten: Vater, vergib auch uns, wir wissen nur zu oft, was wir tun. Und was wir lassen. Und was wir tun sollten. Und Jesus, Bruder am Kreuz, bittest du auch für uns um Vergebung? Ich glaube: Ja. Amen.
Das Wort von der großen Zukunft Die sieben „Heute wirst du mit mir Worte Jesu im Paradies sein.“ am Kreuz Lukas 23,43 Jesus ist unser Bruder. Er ist „Immanuel“, der „Gott mit uns“. Mit den Verbrechern geht er bis in den Tod. Weil er mit uns geht, können wir auch mit ihm gehen. Sein Weg führt ins Leben. Das ist auch unser Weg. Es gibt immer Lebensphasen, in denen man meint: Es geht alles schief. Es geht alles den Bach runter. Alles, worum ich mich bemühe - nichts fruchtet. Wie gut tut es dann, ein Wort der Hoffnung hören zu dürfen. Jemanden zu haben, der mich aus dem Loch herausholt. Es ist schon etwas dran an dem Spruch: Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber geben. Es muss dir ein anderer sagen. Und hoffentlich klingt mir auch im Sterben einmal so ein Hoffnungswort im Ohr: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein!“ Jesus, selbst für jenen Schurken, der neben dir am Kreuz hing, hattest du das Wort von der großen Zukunft. Er hatte nichts mehr zu erwarten außer das Ende. Er hatte seine gerechte Strafe bekommen. Und er hat sich nicht einmal dagegen aufgelehnt. Aber er hat gespürt, dass es bei dir anders war, dass man dich aus dem Weg räumen wollte, obwohl du nichts getan hattest. Außer dass du den Blinden das Augenlicht schenktest, dass du die Lahmen gehen machtest, dass du die Kranken und die Gekränkten gesehen, ange- sehen hast. Sonst hattest du nichts getan. Der Mörder neben dir am Kreuz, er hat gespürt, dass da die Liebe selber hing, aufs Kreuz gelegt wurde. Und es war nicht zu spät für ihn. So ist das mit der Gnade. Es ist nie zu spät, Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Du, sterbender, menschlicher Gott, göttlicher Mensch, du hast ihm einen Platz in Gottes Reich reservieren lassen. Jesus, hast du dort auch einen Platz für mich? Amen.
Das Wort des Aneinanderweisens Die sieben „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Worte Jesu „Siehe, das ist deine Mutter!“ am Kreuz Johannes 19,26+27 Jesus sagt den beiden Menschen, die ihm am nächsten stehen, dass auch sie einander nahestehen. Durch ihn sind sie miteinander verwandt. Im Blut Jesu sind auch wir miteinander verwandt. Und auch der Fernste und Fremdeste ist unser Bruder. Wie oft heißt es an Sterbebetten: „Passt mir auf die Mutter auf!“ oder: „Kümmert euch um unser Sorgenkind!“ Sterbende sehen das besonders deutlich: Leben geht nur gut, wenn die Generationen sich die Hände reichen, wenn sich zuerst die Eltern um die Kinder kümmern - und später die großgewordenen Kinder ihre alt gewordenen Eltern nicht vergessen. Wenn die Stärkeren sich der Schwächeren annehmen und sie ein Stück weit mittragen. Jesus, du wolltest nicht, dass jemand allein wäre mit seiner Trauer und Traurigkeit, mit seinen Fragen und Zweifeln, mit seinem Leben, mit all den Problemen und Herausforderungen. Du wolltest nicht, dass jemand allein wäre mit seinen Wünschen und Erwartungen, mit seinen Hoffnungen. Du willst dass Menschen dieses Leben teilen, miteinander, als wären sie schon wirkliche Geschwister oder Mutter und Sohn oder Vater und Tochter. Amen.
Das Wort von der Verzweiflung Die sieben „Mein Gott, mein Gott, Worte Jesu warum hast du mich verlassen?“ am Kreuz Matthäus 27,46 Der Mensch Jesus von Nazareth, Sohn Gottes und Sohn Marias, hängt ganz allein zwischen Himmel und Erde. Alle Einsamkeit und alle Hoffnungslosigkeit des Lebens ist hier wie in einem Brennpunkt zusammengefasst. Die Grenze, an der das Unmenschliche beginnt, ist überschritten. Jesus schreit Worte, die der ganzen Menschheit gehören: „Eli, Eli, lama asabtani!“ Jesus stirbt nicht als Held am Kreuz. Er stirbt mit einer himmelsschreienden Klage. Auch das gehört zum Leben: Ich muss nicht alles schweigend und duldend hinnehmen. Ich darf meinen Schmerz und meine Enttäuschung herausschreien - vor Gott und zu Gott. Manche sagen enttäuscht: „Ich habe mit Gott gehadert.“ Aber das kann man doch an Jesus ablesen: Wer so seine Not vor Gott zur Sprache bringt, der hadert nicht mit ihm, sondern wirft im Gebet seinen letzten Rettungsanker auf ihn. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ So rufst du, Jesus, du von Gott verlassener Gott. So klagst du zu dem Gott, der eben nicht einfach „alles so herrlich regieret“. So rufen viele in den schmerzvollen Nächten mit dem Krebs, mit dem Virus und den vielen anderen bedrohlichen und tödlichen Krankheiten. Und du leidest mit, Jesus, wenn eine deiner Schwestern und einer deiner Brüder leidet. Unsere Kreuze werden nicht kleiner durch dein Kreuz, aber ich weiß keinen besseren Trost als den: Dass du weißt, was das heißt: Verlassen sein, verzweifelt sein. Dein Leiden hat Gott verändert. Und mein Bild von ihm. Amen.
Das Wort vom Durst Die sieben „Mich dürstet.“ Worte Jesu Johannes 19,28 am Kreuz Alle Sehnsucht dieser Erde ist enthalten in diesem Wort: „Mich dürstet.“ Und alle Enttäuschung ist in dem Essig, der die Lippen Jesu benetzt. Die Sehnsucht des Menschenherzens ist größer als die Erfüllung, wie die Erde sie geben kann. Ja, so ist es. Solange ich Hunger und Durst habe, lebe ich. Wie schön ist es, wenn ich Lebenslust spüren darf, Hunger und Durst auf Neues habe. Wenn ich schöne Augenblicke genießen kann. Wie schön ist es, wenn auch ein alter Mensch noch sagen kann: Ich bin gespannt, was noch alles in meinem Leben geschehen wird, was noch alles auf mich zukommt. Ich möchte es bis zum letzten Augenblick ausschöpfen. Jesus, du zeigst dich von deiner menschlichsten Seite. Du hattest Durst, wirklichen Durst. Die Zunge klebte dir am Gaumen vor Trockenheit. Es tut weh, wenn man nichts zu trinken bekommt. So viele haben Durst - bis heute. Wasser, zum Durstlöschen bitter nötig, bitter, wie der Essig, den du bekamst. Wasser, lebensnotwendig - zu viele warten vergeblich darauf, zu viele haben keinen Zugang zu frischem, klarem, unverschmutztem Wasser. An Wasser fehlt es uns nicht, Jesus. Unser Durst schmeckt anders - nach Leben. Die Zunge klebt manchem am Gaumen - aus Angst, aus innerer Leere. Führe uns zum frischen Wasser, zur Quelle des Lebens! Wer von dir trinkt, den wird nicht mehr dürsten. Jesus, so hast du es uns versprochen. Amen.
Das Wort der Übergabe Die sieben „Vater, ich befehle meinen Geist Worte Jesu in deine Hände.“ am Kreuz Lukas 23,46 Noch einmal ruft Jesus den Vater. Er vertraut sich ihm ganz an. Es war sein Auftrag, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hat. Sein Wort am Kreuz offenbart dieses Geheimnis seiner Person. Auch wir sollen so sprechen, im Leben und in der Stunde des Todes. Jesus betet diesen Satz als gläubiger Jude. Es ist sein tägliches Abendgebet, das er auch am Abend seines Lebens spricht. Juden stellen sich vor, dass sie jeden Abend ihren Lebensgeist in Gottes Hände übergeben. Und sie hoffen, dass Gott am nächsten Morgen ihnen den Lebensgeist wieder zurückgibt und sie aufwachen lässt. Welche Lebenskunst: Jeden Tag bewusst als ein Geschenk annehmen. Jesus, am Ende geht dein Weg durch die Verzweiflung, die Gottesferne hindurch. Zu Gott, in dessen Hand du endlich unendliche Geborgenheit erwartest und auch findest. So befehlen auch wir die Menschen aus unserer Mitte, die sterben, in Gottes Hände. Und wir ahnen und wir hoffen und wir glauben: Dass sie da besser noch aufgehoben sind als bloß in unseren eigenen Händen. Und wir wollen uns auch dann, wenn wir einmal sterben müssen, ganz und gar Gottes guten Händen anvertrauen. Dazu hilf uns, Jesus, unser Bruder im Leben und im Sterben. Amen.
Das Wort vom Ende allen Kampfes Die sieben „Es ist vollbracht!“ Worte Jesu Johannes 19,30 am Kreuz In diesem Wort verkündet Jesus das Geheimnis seines Todes. Der Ostertag leuchtet in ihm auf. Im Augenblick des Todes ist das Leben geboren. Nicht nur vom Ende des Leidens spricht Jesus, sondern vom Weg zum Leben, den er freigemacht hat, den er für uns gebahnt hat. Kennen Sie das Gefühl: Ich bin mit meiner Arbeit heute fertig geworden. Ich habe etwas abgeschlossen, wofür ich viel Zeit, Kraft und Lebensenergie investiert habe. Ich habe etwas erreicht, was ich mir lange als Ziel gesteckt habe. Kennen Sie das Gefühl, in Zufriedenheit auf Vollbrachtes zurückzuschauen? Und ob man nicht auch das lernen muss, Unvollendetes aus der Hand zu geben, ruhen lassen zu können, wozu keine Kraft und Energie da ist? Ob man das nicht lernen muss, um dann am Ende auch sein Leben, das nie ganz vollendet sein wird, aus der Hand geben zu können? Jesus, du hast ausgehalten. Du hast nicht zurückgeschlagen. Du hast der Liebe ein Gesicht gegeben, ein schmerzverzerrtes, ein bleibendes. Und doch standen und stehen so viele Kreuze nach deinem auf der Erde: das Kreuz der Armen und der Hungernden, das Kreuz der Verfolgten und der Unterdrückten, das Kreuz der Geflüchteten und der Heimatlosen, das Kreuz der Misshandelten und Missbrauchten, das Kreuz der Erschöpften und Verzweifelten. Noch ist längst nicht alles vollbracht, nicht bei uns. Unser Kampf geht weiter - doch mit dir, Jesus, an der Seite. Du bist und bleibst unsere Hoffnung! Amen.
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