Der Einfluss der Fischerei auf Natur, Umwelt und biologische Vielfalt - eine kritische Bewertung eines aktuellen Diskussionspapiers zur ...
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Zeitschrift für Fischerei Perspektiven Erstes deutschsprachiges OpenAccess-Journal der Fischereiforschung ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Der Einfluss der Fischerei auf Natur, Umwelt und biologische Vielfalt – eine kritische Bewertung eines aktuellen Diskussionspapiers zur Biodiversitätskrise aus fischereiwissenschaftlicher Sicht Robert Arlinghaus1, 2, Alexander Brinker3, 4, Christian Wolter1 1 Leibniz-Institut für Gewässer- Zusammenfassung ökologie und Binnenfischerei, Die Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften legte im Jahr 2020 eine Abteilung Biologie und Ökologie Analyse zur Biodiversitätskrise in terrestrischen und aquatischen Ökosystemen der Fische, Müggelseedamm 310, vor. Die in diesem normativen Bericht getätigten Aussagen zur Rolle und Bedeu- 12587 Berlin, 2 Humboldt-Universität zu Berlin, tung der Fischerei und Aquakultur beim Rückgang der Biodiversität werden in Lebenswissenschaftliche Fakultät, vorliegendem Beitrag einer kritischen Bewertung unterzogen. Im Ergebnis wird Fachgebiet für Integratives Fische- konstatiert, dass das Management der globalen Fischerei in den letzten Jahren reimanagement, Philippstrasse 13, eine deutliche Verbesserung erfahren hat und dass die Aquakultur vielfach zu den Haus 67, 10115 Berlin. 3 Fischereiforschungsstelle Baden- ressourcenschonendsten Erzeugungsmethoden tierischen Proteins gehört. Beide Württemberg, Argenweg 50/1, Fischereizweige, Aquakultur und Fischerei, sind wesentlich für die weltweite Le- 88085 Langenargen bensmittelversorgung mit tierischem Protein, auch und insbesondere in den Ent- 4 Universität Konstanz, Universitäts- wicklungsländern. Heute wird die Mehrzahl der genutzten marinen Fischbestän- straße 10, 78464 Konstanz de, die 79 % des globalen Fangertrags liefern, nachhaltig bewirtschaftet. Während Korrespondierender Autor die Fischerei einen dominierenden Einfluss auf Biomasse und Größenstruktur von Robert Arlinghaus marinen Fischpopulationen ausübt, sind in Binnengewässern hingegen weit über- Fischartenschutz arlinghaus@igb-berlin.de wiegend andere Faktoren als die Fischerei als Haupteinflussfaktor auf die Biodi- Eingereicht: 01.07.2020 versität anzusehen. Dementsprechend trägt eine veränderte Managementpraxis Begutachtet: 15.07.2020 der Binnenfischerei kaum zum Stopp der Biodiversitätskrise bei, wohingegen die Erhalt Überarbeitung: 25.08.2020 Senkung der Fischereisterblichkeit in übernutzten marinen Fischbeständen Ab- Akzeptiert: 26.08.2020 undanz und Größenstruktur der Fischpopulationen anheben dürfte. Insgesamt Zitierhinweis hat der Leopoldina-Bericht die Charakterisierung der Fischerei- und Aquakultur- Arlinghaus, R., Brinker, A., Wolter, effekte und die Möglichkeiten des Fischereimanagements auf die Biodiversität C. (2021): Der Einfluss der Fischerei ungenau und zu pessimistisch widergegeben. auf Natur, Umwelt und biologische Vielfalt – eine kritische Bewertung Schlagworte: Aquakultur, Artenschutz, Biodiversität, Fangfischerei, wissenschaftlicher Diskurs eines aktuellen Diskussionspapiers zur Biodiversitätskrise aus fischerei- wissenschaftlicher Sicht. Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3: 1-12. Abstract DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8 In 2020, the Leopoldina National Academy of Sciences of Germany published a Verantwortlicher Redakteur: report on the biodiversity crisis in terrestrical and aquatic ecosystems. It is nor- Thomas Meinelt mative in orientation. In this paper, the reported impacts of fisheries and aqua- tm@zeitschrift-fischerei.de culture on biodiversity are critically reviewed. It is concluded that the manage- Finanzierung ment of global marine fisheries has seen substantial improvements over the last Gefördert aus Mitteln des BMBF, decade and that aquaculture belongs to the most efficient and environmentally des BfN, des BMU, sowie vom Lan- friendly production method of animal protein. Both fisheries and aquaculture are desverband Sächsischer Angler e.V. crucial for maintaining the supply of animal protein, particularly in the developing dem Landesfischereiverband Bayern e.V., dem Anglerverband Nieder- world. Today, the majority of global fish stocks who are responsible for 79% of sachsen und der FUND-Stiftung. global landings are sustainably exploited. While capture fisheries continues to have a structuring effect on the biomass and size structure of marine fish popula- Interessenkonflikt tions, in inland waters non-fishing impacts have had substantially stronger nega- Keiner. tive impacts on biodiversity than inland fisheries. Therefore, a change of inland Ergänzendes Material fisheries management is unlikely to help halt the biodiversity loss. By contrast, a Keines. further reduction in fishing mortality in overexploited marine fish stocks may help the abundance and size structure of fish. Overall, the Leopoldina report has over- Copyright © Autore(en) 2021, veröffentlicht stated the impacts of fisheries and aquaculture on biodiversity and has painted a unter der creative commons Lizenz too pessimistic outlook. CC-BY-NC 4.0 www.zeitschrift-fischerei.de Keywords: Aquaculture, species protection, biodiversity, capture fisheries, scientific discourse Seite 1 / 12
Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität Arlinghaus et al. ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Fazit für die Praxis • Die Fischerei verändert vor allem die Biomasse und die Größenstruktur von Fischbeständen, führt aber in den seltens- ten Fällen zum irreversiblen Verlust von Arten. • Effektives Fischereimanagement basiert auf drei Säulen: 1) Verfügbarkeit regelmäßiger Bestandszustandsindikatoren, 2) Kontrolle der Fischereisterblichkeit sowie 3) Kontrolle und Durchsetzung von Bestimmungen. • Sofern die Selektivität der Fischerei und eine geringe Rückwurfsterblichkeit gewährleistet werden, kann ein Popula- tionszusammenbruch in der Fangfischerei effektiv über längenbasierte Fangbestimmungen vermieden werden. • Meeresschutzgebiete und damit einhergehende Fischereiverbote sind keine zwingende Voraussetzung für einen nach- haltigen Schutz der Biodiversität. • Eine nachhaltige Aquakultur ist die einzige praktikable Option, die globale Versorgung mit dem Lebensmittel Fisch für alle bezahlbar zu machen und in der benötigten Menge bereitzustellen. 1. Einführung Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ist veraltet oder widersprüchlich. Der vorliegende Text äußert seit 2008 die Nationale Akademie der Wissenschaften in daher einige ergänzende Gedanken und aktualisiert ausge- Deutschland. Gemäß ihrem auf ihrer Webseite publizierten wählte Fakten, die zu einer anderen Bewertung der Fische- Leitbild bearbeitet die Leopoldina „unabhängig von wirt- reiwirkungen auf die Biodiversität führen. Unser Beitrag ist schaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesell- als wissenschaftlicher Diskursbeitrag zu verstehen und soll schaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, ausgewählte wissenschaftliche Studien würdigen, deren Er- vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit gebnisse die Aussagen von Drenckhahn et al. (2020a, b) und vertritt diese Themen national wie international“. Da- vervollständigen, präzisieren und teilweise richtigstellen. mit ist die Akademie eine politikberatende wissenschaftli- che Einrichtung, deren Stellungnahmen und Empfehlungen Fischartenschutz regelmäßig eine große gesellschaftliche Strahlkraft entfal- 2. Sind die Ozeane leer gefischt? ten. In der Reihe „Leopoldina Diskussion“ sind ein Diskussions- Im Diskussionspapier sowie in dem begleitenden um- papier (Drenckhahn et al. 2020a) und ein begleitender Do- fangreichen Dokumentationsband von Drenckhahn et kumentationsband (Drenckhahn et al. 2020b) erschienen. al. (2020a, b) wird konstatiert, dass „nur 32 Prozent aller Beide Dokumente beschäftigen sich in unterschiedlichem Fischpopulationen … einen zufriedenstellenden Zustand Detailgrad mit der globalen Biodiversitätskrise und präsen- [haben], während alle anderen entweder unter der kriti- tieren allgemeine und spezifische Handlungsempfehlungen, schen Biomasse oder über der kritischen Nutzungsrate lie- wie Deutschland und die Europäische Union dem Biodiversi- gen“. Diese Statistik ist Costello et al. (2016) entnommen tätsrückgang entgegenwirken können. Zur Kritik herangezo- und meint, dass aktuell nur 32 % aller untersuchten (mari- gen wird neben der Kurzfassung (Drenckhahn et al. 2020a) nen) Fischbestände eine Bestandsbiomasse aufweisen, die der vorab online zur Diskussion gestellte Dokumentations- a) genauso groß oder größer ist als die, die den maximalen band (Drenckhahn et al. 2020b). Dauerertrag (MSY) hervorbringt (BMSY), und b) gleichzeitig Durch das Format des Diskussionspapiers bietet die Leopol- eine fischereiliche Sterblichkeitsrate F herrscht, die ge- dina Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, Denkanstöße ringer ist als die, die den maximalen Dauerertrag hervor- zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch politi- bringt (FMSY). Sowohl BMSY als auch FMSY sind etablierte und sche Empfehlungen zu formulieren. Konkret positionieren häufig genutzte Referenzpunkte, die regelmäßig in Analy- sich die Autor*innen des Leopoldina-Biodiversitätskrisen- sen des globalen Überfischungszustands verwendet wer- papiers normativ und geben konkrete politische Empfehlun- den (z. B. Worm et al. 2009; Hilborn et al. 2020). Wenn gen, durch die der Biodiversitätsrückgang gestoppt werden nach Drenckhahn et al. (2020a) nur 32 % der fischereilich soll. Damit gehen Drenckhahn et al. (2020a, b) deutlich genutzten Fischpopulationen einen zufriedenstellenden über eine neutral-sachliche Ergebnisdokumentation zum Zustand aufweisen, also nachhaltig befischt sind, bedeu- Zustand der Biodiversität hinaus. Dementsprechend wich- tet das im Umkehrschluss, dass 68 % aller untersuchten tig ist es, dass die Zustandsbeschreibungen zur Biodiversität fischereilich genutzten Fischpopulationen ein überfischter in aquatischen und terrestrischen Ökosystemen möglichst Zustand kennzeichnen muss. Das sind nach Drenckhahn vollständig und fehlerfrei recherchiert sind. Hier setzt vor- et al. (2020a, b) zwei Drittel bzw. die Mehrheit aller mari- liegender Kommentar mit Bezug zu Fischerei und Biodiversi- nen Fischpopulationen. tät unter Wasser an. Dieser Einschätzung können wir aus zwei Gründen nicht fol- Das Leopoldina Papier äußert sich an verschiedenen Stellen gen. Erstens haben in den letzten 15 Jahren umfangreiche zu den Auswirkungen der Fangfischerei und Aquakultur auf Reformen der Fischereipolitik dazu geführt, dass die Fische- die Biodiversität. Obwohl die dargestellten Zusammenhän- reisterblichkeit in vielen marinen Fanggebieten gesunken ge durchaus ihren Widerhall in der publizierten Fachlitera- ist und die aktuelle Biomasse im Durchschnitt über alle er- tur finden, sind einige Fakten unvollständig oder in Teilen fassten marinen Fischbestände heute über BMSY liegt (Hil- Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 Seite 2 / 12 © Autor(en) 2021 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Arlinghaus et al. Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI born et al. 2020). Zweitens nutzen Costello et al. (2016) müssten Bezug und Bezugszeitraum für diese Angabe er- zur Analyse des Überfischungsgrads neben bestandskund- läutert werden. Sind 80 % aller Bestände gemeint, 80 % lichen Daten auch Fang- bzw. Anlandungsdaten, die die aller Individuen oder 80 % der Biomasse einer Art oder Wahrscheinlichkeit der Überfischung systematisch über- aller Thunfischarten und zu welchem Referenzzeitpunkt? schätzen (Branch et al. 2011). Schaut man sich die besten Dazu äußern sich die Autorinnen und Autoren leider nicht. verfügbaren bestandskundlichen Daten an, die mehr als Wahrscheinlich ist der Rückgang der Biomasse aller Thun- die Hälfte des globalen Fischertrags repräsentieren, zeigen fische um 80 % gegenüber einem unklar bleibenden Refe- Hilborn et al. (2020) in einer aktuellen Studie, dass 47 % renzzeitraum gemeint. Eine umfassende Metaanalyse der aller marinen Fischpopulationen heute in einem nach allen Überfischung von Thunfischen dokumentiert tatsächlich Kriterien nachhaltigen Zustand sind. Das sind 15 Prozent- einen erheblichen Biomasserückgang der Thunfischarti- punkte mehr als Drenckhahn et al. (2020a) berichten. Bei gen, wenn auch im Mittel „nur“ um 52,2 % im Zeitraum weiteren 19 % aller Bestände sind die fischereilichen Sterb- 1954 bis 2006 (Juan-Jordá et al. 2011). Allerdings zeigt lichkeiten heute geringer als FMSY, d. h. die Bestandsgrößen diese Mittelwertbetrachtung nicht, dass numerisch gese- werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb der hen die Mehrzahl der von Juan-Jordá et al. (2011) ana- nächste 10 Jahre wieder erholen (Hilborn et al. 2020). Da- lysierten Thunfischbestände (57 % bzw. 12 von 19 Popu- mit ist absehbar, dass in wenigen Jahren zwei Drittel aller lationen) seit Mitte der 2000er Jahre nachhaltig befischt fischereilich genutzten Fischpopulationen nachhaltig be- werden. Selbst die von Juan-Jordá et al. (2011) noch als fischt sind. stark überfischt charakterisierten Blauflossenthunfischbe- Damit übereinstimmend weist auch der vielzitierte Bericht stände (Thunnus thynnus) sind nach neuesten Bestands- der FAO (2018) zum globalen Fischereizustand aus, dass analysen heute nicht mehr überfischt, und ihre Biomassen etwa ein Drittel aller Bestände weltweit überfischt sind, erholen sich wieder (SCRS 2019). Auch bei den Blauflos- wohingegen zwei Drittel aller Populationen nachhaltig be- senthunfischen hat offenbar eine Verbesserung des Fi- fischt werden. Der aktuelle FAO (2020) Bericht bestätigt schereimanagements Wirkung gezeigt. diese Zahlen. Diese rund zwei Drittel nachhaltig genutzte Bestände sind für 79 % der globalen Fangfischereierträge Fischartenschutz verantwortlich (FAO 2020). Dagegen schreiben Drenckhahn 4. Systematischer Verlust von großen Raubfischen? et al. (2020b): „Zwei Drittel der globalen Fischbestände sind maximal befischt oder bereits überfischt“. Diese Angaben Mit Verweis u. a. auf die viel zitierte Studie von Pauly et al. decken sich weder mit denen der FAO (2018, 2020) noch (1998) zum „Fishing Down Marine Food Webs“ präsentie- mit Hilborn et al. (2020). ren Drenckhahn et al. (2020b) ein beliebtes Überfischungs- An anderer Stelle wiederum schreiben Drenckhahn et al. narrativ, nach dem die Fischerei systematisch die besonders (2020b) mit Verweis auf Fernandes et al. (2017): „Im Jahr profitablen, großen Raubfische aus den Ökosystemen ent- 2015 wurden 33 Prozent der Meeresfischbestände über- fernt. Anschließend wird erläutert, dass dieser Verlust zu fischt, 60 Prozent wurden maximal an der Obergrenze der kaskadenartigen Veränderungen der Nahrungsnetze und Nachhaltigkeit befischt und nur 7 Prozent wurden geringer zur irreversiblen Umstrukturierung von Ökosystem und befischt“. Diese Zahlen entsprechen den Einschätzungen -funktion beiträgt. Am Ende der Entwicklung droht die Be- der FAO (2018, 2020), finden sich aber nicht in der zitierten günstigung von Quallenpopulationen oder Krebstieren am Quelle. Fernandes et al. (2017) beschäftigen sich nur mit eu- unteren Ende der Nahrungskette (z. B. Utne-Palm et al. ropäischen Beständen und berichten einen Überfischungs- 2010). Das komplette Umkippen eines Ökosystems in einen grad von 47 % aller Bestände auf Basis bestandskundlicher alternativen stabilen Zustand beschreiben Drenckhahn et Daten. Die Überfischung in Europa (und weltweit) ist regi- al. (2020b) als typische Auswirkung der intensiven Fangfi- onal sehr unterschiedlich verteilt (Hilbon et al. 2020) und scherei. Exemplarisch wird das Lehrbuchbeispiel der Kabel- insbesondere im Mittelmeer ausgeprägt (FAO 2020; Fern- jaufischerei (Gadus morhua) vor Neufundland, Kanada, an- andes et al. 2017), wohingegen sich die Situation im Atlantik geführt. deutlich verbessert hat (Fernandes & Cook 2013; Hilborn Zweifellos kann die intensive Fischerei zu einer Veränderung & Arlinghaus 2017). Insgesamt ist zu konstatieren, dass von trophischen Kaskaden führen (Frank et al. 2005; Altieri Drenckhahn et al. (2020a, b) an unterschiedlichen Stellen et al. 2012). Es ist auch unstrittig, dass die Kabeljaufischerei im Bericht nicht nur unterschiedliche Zahlen präsentieren, vor Neufundland durch die Überfischung kollabiert ist und sondern den Überfischungsgrad deutlich schlechter darstel- sich trotz Moratorium bis heute nicht erholt hat (Savenkoff len, als er heute ist. et al. 2007; Hutchings & Rangeley 2011). Kritikwürdig ist die Implikation, dass solch ein Fischerei-induzierter, abrup- ter und nachhaltiger Systemwechsel typisch und weit ver- 3. 80 Prozent weniger Thunfische im Ozean? breitet ist. Dafür fehlen Belege aus ökologischen Systemen bzw. es liegen diverse Studien vor, die das Gegenteil bele- Drenckhahn et al. (2020b) schreiben ohne wissenschaft- gen (Neubauer et al. 2013; Hilborn et al. 2014; Capon et al. lichen Beleg: „Schätzungen zu den größeren Fischbe- 2015; Hillebrandt et al. 2020). ständen des offenen Ozeans wie Thunfischartige gehen Pauly et al. (1998) entwickelten ihre Hypothese des "Fishing von einem Rückgang von etwa 80 Prozent aus“. Zunächst Down Marine Food Webs" anhand der Analyse des mittle- © Autor(en) 2021 Seite 3 / 12 Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität Arlinghaus et al. ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI ren trophischen Niveaus aller Arten in den Weltfangdaten. geringe bis keine nachhaltigen Effekte auf die unteren tro- Da der mittlere trophische Level in den Fängen mit der Zeit phischen Ebenen oder die Wasserqualität hat (Bernes et sank, musste es zum systematischen Verlust der Räuber an al. 2015). Offenbar wird in den meisten Ökosystemen die der Spitze der Nahrungskette (und des dementsprechend Biomasse der unterschiedlichen, niedrigen trophischen hohen trophischen Niveaus) gekommen sein. Allerdings Ebenen vor allem von den Nährstoffen („bottom up“) und sind diese Art Analysen sensitiv gegenüber dem Fang von nicht von den Räubern („top down“) gesteuert (Lynam et Fischarten, die eine große Biomasse ausmachen. Detail- al. 2017; Matsuzaki et al. 2018; Kokkonen et al. 2019; Sgu- lierte Analysen durch Branch et al. (2010) zeigten, dass in otti et al. 2019; Bartrons et al. 2020). Insgesamt scheint vielen Gebieten der Welt der mittlere trophische Level im der Einfluss der Raubfische als Regulator der Abundanz und Fang zu- anstatt abnimmt, wie es Pauly et al. (1998) in der Größenstruktur ihrer Beutefische oder gar des Zoo- oder vielzitierten, primären Publikation in Science postulierten. Phytoplanktons geringer als vielfach angenommen wird In der Summe sind die systematische Ausbeutung von Raub- (Mehner 2010; Bartrons et al. 2020). Dementsprechend fischen und die daraus resultierende Veränderung des Nah- sind von der Fischerei ausgelöste trophische Kaskaden über rungsnetzes hin zur Dominanz von Quallen und Krebstieren die systematische Dezimierung von Räubern zwar denkbar, nur in Ausnahmefällen empirisch belegt. So zeigen Essing- schlagen aber in den wenigstens Fällen nachhaltig auf die ton et al. (2006), dass es mit Ausnahme des Nordatlantiks unteren trophischen Ebenen oder gar die Wasserqualität keine Belege für das systematische Herunterfischen der durch. Selbst wenn starke „top down“ Effekte durch die Fi- Raubfische entlang des Nahrungsnetzes gibt. Im Gegenteil, scherei auf die Biomasse oder Größenstruktur von genutz- in den meisten Ozeanen wurden mit der Zeit vermehrt Tiere ten Fischpopulationen nachweisbar sind, folgt daraus nicht auf den unteren Stufen der Nahrungskette in die Fischerei zwangsläufig, dass dadurch die Biodiversität – also die Viel- aufgenommen. Der Grund ist, dass auch Tiere im unteren falt an Genen, Arten und Gemeinschaften – nachhaltig oder Bereich des Nahrungsnetzes profitable Fischereiprodukte gar irreversibel beeinflusst wird. darstellen (z. B. Hummer). Dementsprechend zeigen Es- sington et al. (2006), dass in vielen Gegenden der Welt eine „Fischerei durch das Nahrungsnetz“ („fishing through the 6. Ökologische Kipppunkte und Regimewechsel Fischartenschutz food web“) und nicht etwa eine „Fischerei von oben nach unten entlang des Nahrungsnetzes“ („fishing down the food Mit Bezug auf das Kabeljau-Beispiel unterstellen Dren- web“) stattgefunden hat. Anders ausgedrückt: Die Fischerei ckhahn et al. (2020b) im Bericht an mehreren Stellen, dass dezimiert nicht immer zuerst die profitablen Raubfische bis ein einmal überfischter Zustand kaum reversibel ist, selbst unterhalb der Existenzgrenze, um dann die nächste trophi- wenn die Fischerei eingestellt wird. Rekurriert wird auf die sche Ebene abzufischen, bis am Ende mangels Fressfeinden Theorie alternativer stabiler Zustände am Beispiel des Dor- Quallen und Krebse im Ozean akkumulieren. Das „Fishing sches (Frank et al. 2005; Savenkoff et al. 2007). Zweifel- Down the Food Web“ Narrativ wurde inzwischen mannig- los gibt es in aquatischen Systemen Kipppunkte und alter- faltig widerlegt. native stabile Zustände (Capon et al. 2015). Ebenso gibt es die Möglichkeit, dass einmal überfischte Bestände in lokalen Minima verharren, d. h. über lange Zeiträume nur 5. Kann die Fischerei die unteren trophischen sehr geringe Abundanzen aufweisen, nachdem sogenann- Ebenen strukturieren? te Depensationspunkte überschritten wurden (Hutchings 2014). Allerdings zeigen aktuelle Metaanalysen von scharf Die Frage, welche Wirkungen die scharfe Befischung von befischten Beständen, dass gerade bei Fischen das Verhar- Räubern in Nahrungsnetzen hat, kann in vielen marinen Ge- ren bei geringer Biomasse eher selten anzutreffen ist (Keith bieten kaum im Detail studiert werden, weil Experimente & Hutchings 2012; Hilborn et al. 2014). Im Gegenteil, die schwierig sind und Kontrollen und Replikate fehlen. Ohne Mehrheit der überfischten Bestände erholt sich rasch wie- Experimente können jedoch Ursache-Wirkungs-Bezie- der, sofern die Fischereisterblichkeit reduziert wird (Duarte hungen nicht zweifelsfrei geklärt werden. Demgegenüber et al. 2020; Hutchings & Kuparinen 2020). können Fischerei- und Bewirtschaftungsexperimente in Natürlich können auch Regimewechsel auftreten. Sie ent- besser kontrollierbaren Binnengewässern (vor allem Seen) stehen aber in der Regel durch das Zusammenspiel von Antworten darauf geben, welche ökologische Wirkung von hohem Fischereidruck und ungünstigen Umweltfaktoren der Spitze des Nahrungsnetzes ausgeht, insbesondere, für die Reproduktion und werden nicht durch die Fischerei wenn die Fischerei die Raubfische dezimiert. In den 1980er als alleiniger Faktor ausgelöst (Sguotti et al. 2019). In den und 1990er Jahren wurde zu dieser Frage eine Vielzahl meisten Fällen scheint der Wirkzusammenhang folgender- von sogenannten Biomanipulationsversuchen initiiert, mit maßen zu sein: starke Befischung reduziert die Biomasse dem Ziel, durch die Förderung der Raubfische Fraßdruck und die mittleren Längen im Bestand; verringert sich dann auf zooplanktivore Fische auszuüben, um eine trophische die Sterblichkeit, erholen sich die Biomassen der in der Re- Wirkkaskade zu initiieren, die am Ende zur Eindämmung gel sehr fruchtbaren Fische meist sehr rasch und die mittle- des Phytoplanktons und klarerem Wasser führt. Aktuelle ren Längen steigen an (Hilborn et al. 2014). Vielfach ist eine Metaanalysen zeigen, dass die Förderung der Raubfische Erholung der Biomasse innerhalb von zehn Jahren belegt (bzw. im Umkehrschluss ihre systematische Entfernung) (Neubauer et al. 2013; Hilborn et al. 2014). Selbstverständ- Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 Seite 4 / 12 © Autor(en) 2021 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Arlinghaus et al. Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI lich bestätigen Ausnahmen wie beim Neufundlandkabeljau diskutiert (Hilborn 2016) und hängt von vielen Details der die Regel. Fischerei, den Wanderbewegungen der Arten und dem so- genannten Spill-Over von Jung- oder Altfischen ab. Auch kann der Ausschluss der Fischerei in einem Gebiet einen er- 7. Meeresschutzgebiete als prioritäre höhten Fischereidruck andernorts bewirken, so dass in der Politikantwort gegenüber Überfischung? Summe die Fischereisterblichkeit nicht zwangsläufig sinkt. In diesem Fall verlagern Schutzgebiete die Probleme ledig- Völlig zu Recht weisen Drenckhahn et al. (2020b) darauf lich, ohne sie zu lösen. Beispielsweise wurde für das Great hin, dass Verbesserungen im Fischereimanagement zu- Barrier Reef nachgewiesen, dass das Unterschutzstellen nächst bedeuten, die Fischereisterblichkeit auf ein nachhal- großer Gebiete keine positiven Spill-Over Effekte zeigte und tiges Niveau zu reduzieren (d. h. < FMSY). Ebenfalls ist Dren- sich die Gesamtfischereierträge nicht positiv veränderten ckhahn et al. (2020b) uneingeschränkt zuzustimmen, dass (Fletcher et al. 2015). eine nachhaltige Fangfischerei gesellschaftlich gewünscht Grundsätzlich ist die Ausweisung von Meeresschutzgebieten ist. Fraglich ist allerdings, ob die von dem Autorenteam be- nur eine Maßnahme von vielen, der weitere Alternativen vorzugte Einrichtung umfangreicher Meeres- und anderer zur Zielerreichung gegenüberstehen. Neben Schutzgebieten Schutzgebiete, in denen die Fischerei generell verboten als Bewirtschaftungswerkzeug stehen als weitere Maßnah- wird, die einzig richtige Möglichkeit zur Erreichung dieses men z. B. zur Auswahl: Quoten, Stilllegungen, Verfügungs- Ziels in Meeresökosystemen ist. Drenckhahn et al. (2020b) rechte, selektive Fangmethoden, Schonmaße, Schonzeiten, gehen so weit zu sagen, dass es eine Grundbedingung für Beschränkungen von bestimmten Fangmethoden, Steuern/ die Planung von Meeresschutzgebieten ist, darin die Ent- Abgaben. Wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt (Melnychuk nahme von Tieren (also die Fischerei) komplett zu unter- et al. 2017), beruht der Erfolg des Fischereimanagements sagen. auf der Berücksichtigung grundsätzlicher Prinzipien, un- Diese Empfehlung ist eines der fünf Kriterien für effektive abhängig von einer konkreten Politikoption oder Maßnah- Schutzgebiete von Edgar et al. (2014). Wichtig zu bemerken me. Wichtig sind drei Dinge: das regelmäßige Monitoring ist, dass die Wirksamkeit von Meeresschutzgebieten in der der Bestände, die Umsetzung von Maßnahmen, die den Fischartenschutz Metaanalyse von Edgar et al. (2014) ausschließlich an dem Fischereidruck in akzeptablen, nachhaltigen Höhen halten Beitrag zur Erholung der Biomasse von Fischen ausgerichtet oder andere negative Wirkungen der Fischerei (wie z. B. wird. Natürlich ist die Abundanz oder die Größenstruktur Habitatverlust durch bestimmte Schleppnetze) reduzieren, der Artengruppe, die direkt von der Fischerei genutzt wird, sowie die Kontrolle und Durchsetzung dementsprechender am effektivsten durch einen Stopp der Fischereisterblichkeit Maßnahmen (Melnychuk et al. 2017). In Situationen, wo zu schützen. Ob dadurch aber die Biodiversität als Ganzes die Art der Fanggeräte den Fang von Jungfischen minimiert gefördert werden kann, ist diskussionswürdig. und die Rückwurfsterblichkeit gering ist, kann eine nachhal- Ein Schutzgebiet mit Fischereiverbot schützt in erster Linie tige Fischerei auch ohne Vorliegen von Bestandsindikatoren die Fische vor der Fischerei. Die Fischerei verändert vor al- erfolgen, z. B. durch das Steuern der Fanggeräteselektivität lem Biomassen und Größenstrukturen von Fischbeständen, (Arlinghaus et al. 2018). führt in der Regel aber nicht zum Aussterben von Fischar- ten. Dementsprechend fördert ein solches Meeresschutz- gebiet vor allem die Biomasse und Größe von Fischen, 8. Zur Süßwasserbiodiversität nicht aber die Biodiversität als Ganzes über die Fische hinaus (Lester et al. 2009). Alle anderen, eher überregio- Völlig zu Recht wird in Drenckhahn et al. (2020b) darauf nal wirkenden Einflüsse auf die marine Biodiversität, wie hingewiesen, dass die wesentlichen Biodiversitätseinflüsse Verschmutzung oder Versauerung werden beispielsweise in den Binnengewässern auf Treiber außerhalb der Fische- durch Meeresschutzgebiete mit Fischereiverboten nicht rei zurückgehen. Dementsprechend fokussieren die Hand- adressiert (Hilborn 2016). Sofern andere Wirkungen als lungsempfehlungen auf Managementlösungen, die vor die Fischerei ursächlich für die Biodiversitätskrise im Ozean allem außerhalb der Binnenfischerei ansetzen, wie die Um- als Ganzes sind, wird ein Fischereiverbot in einem Meeres- setzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, Aufwer- schutzgebiet vor allem negative soziale Wirkungen auf den tung der Lebensräume, Rück- bzw. Umbau der Wasserkraft, gesamten Fischereisektor und vielfach auch auf die Nah- Reduktion der Seeneutrophierung, Kleinstgewässerschutz rungsmittelsicherheit haben und dabei Beiträge zum Biodi- oder Schutz und Wiederherstellung von Flussauen und versitätsschutz über die Fische hinaus in vielen Fällen eher Beseitigung von Migrationsbarrieren für Fische. Selbstver- verfehlen (Lester et al. 2009). ständlich gehört die nachhaltige Binnen- und Angelfischerei Begründet wird ein Rückgriff auf Meeresschutzgebiete u. a. in diesen Maßnahmenkomplex. mit dem ökonomischen Nutzen, den die gesteigerten Fisch- Zu ergänzen wäre noch, dass die Revitalisierung von Fluss- populationen dann für die Fischerei außerhalb von Schutz- auen nicht nur die Biodiversität fördert, sondern auch nach- gebieten bieten. Ob aus dem Ausschluss der Fischerei in haltig dem Hochwasserschutz dient. Auch müssen mehr res- Schutzgebieten ein Nutzen für Fischpopulationen und den sortübergreifende Querschnittsaufgaben definiert werden: Fischereiertrag in ungeschützten umgebenden Gebieten So kann beispielsweise die Europäische Wasserrahmen- erwächst, wird in der Fachliteratur aber sehr kontrovers richtlinie nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn © Autor(en) 2021 Seite 5 / 12 Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität Arlinghaus et al. ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI deren Umweltziele auch für die Landwirtschaft und Binnen- FO-Verhältnis als relativ konservative Methode gilt, errei- schifffahrt verpflichtend sind. chen hier selbst karnivore Spezies wie Lachs (Salmo salar) Werte um 1 oder sogar deutlich darunter (Kok et al. 2020). Aktuellere wissenschaftliche Kalkulationen ergeben noch 9. Aquakultur geringere Werte (Ytrestøyl et al. 2015; Aas et al. 2019). Während die Erzeugung von Fischen in Aquakultur weltweit Der Bericht von Drenckhahn et al. (2020b) identifiziert die in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen hat, Aquakultur korrekt als den am schnellsten wachsenden Le- blieb die Menge des global aus Wildfängen produzierten bensmittelsektor der Welt, dessen Wachstum sich zwar im Fischmehls und Fischöls auf annähernd gleichem Niveau Vergleich zu vergangenen Dekaden deutlich abschwächen (FAO 2020). Der geringere Verbrauch von Wildfisch im Fut- wird, aber laut FAO (2020) bis 2030 noch durchschnittlich ter wurde dabei durch eine verbesserte Futterverwertung über 2 % pro Jahr betragen soll. Aktuell wird für 2030 ein (Tacon 2020), die zunehmende Wiederverwertung von Anstieg des Anteils der Aquakultur am globalen Speisefisch- Fischabfällen (Ytrestøyl et al. 2015) und einen steigenden aufkommen von heute 52 % auf knapp 60 % prognostiziert Anteil von pflanzlichen Futterrohstoffen erreicht (Aas et al. (FAO 2020). 2019). Setzt sich dieser Trend weiter fort, was momentan Drenckhahn et al. (2020b) merken zu Beginn an, dass die sehr wahrscheinlich ist, so wird der Druck auf die marinen Aquakultur ein nachhaltiges Fischereimanagement nicht pelagischen Kleinfischarten in naher Zukunft sogar substan- ersetzen könne, eine Aussage, der vollkommen zuzustim- tiell sinken (Cottrell et al. 2020), und dies trotz der oben men ist, die aber auch in der wissenschaftlichen Debatte genannten Wachstumsentwicklung der Aquakulturerzeu- nie in Frage gestellt wurde. Die Erträge der globalen Fang- gung. Neue Futtermittelrohstoffe, die teilweise heute schon fischerei stagnieren seit Jahrzehnten, und ein signifikanter in größeren Mengen zu Verfügung stehen, z.B. Rohstoffe auf Anstieg über das jetzige Niveau erscheint kaum möglich Algenbasis oder Mehle aus Insekten (Tibbetts 2018; Fisher (FAO 2020), da die natürlichen Bestände biologisch limitiert et al. 2020) beschleunigen diese Entwicklung. sind. Ein Anstieg des Fischertrags aus der Fangfischerei ist Dennoch müssen auch aktuelle Fehlentwicklungen klar be- nur durch verbessertes Fischereimanagement (Hilborn & nannt werden, wie es Drenckhahn et al. (2020b) am Bei- Fischartenschutz Arlinghaus 2017) oder durch die Fangfischerei in Binnen- spiel Westafrikas richtigerweise aufzeigen. Hier gab es vor gewässern möglich. Angesichts einer steigenden Weltbevöl- allem im letzten Jahrzehnt einen starken Anstieg der Fisch- kerung kommt somit der Aquakultur als zweite Säule neben mehl- und Fischölproduktion aus regionalen Kleinfischvor- den Erträgen der Fangfischerei zukünftig eine wichtige Rolle kommen, die den Küstenbewohnern eigentlich als wichtige bei der globalen Versorgung der Weltbevölkerung mit Fisch Nahrungsquelle dienten, jedoch heute durch die Konkur- zu. Gerade auch in vielen ärmeren Regionen kann die Aqua- renzsituation knapp oder zu teuer sind, während die resul- kultur einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit tierende Wertschöpfung nicht der lokalen Aquakultur und leisten, auch da sie im Vergleich zur Fangfischerei weniger damit nicht in die Region zurückgeführt wurde (Isaacs 2016; Fluktuationen unterliegt (Belton et al. 2018). Somit stellt sie Corten et al. 2017). Dies ist ein Missstand, der schnellst- gerade in ärmeren Regionen oft eine wichtige verlässliche möglich aufgelöst gehört. Dies ist jedoch ein regionales Pro- Quelle für lebensnotwendige und gesundheitlich relevante blem, das politisch gelöst bzw. geregelt werden muss, und Komponenten, wie essentielle ungesättigte Omega-3-Fett- ist kein immanentes grundsätzliches Problem der Aquakul- säuren, Vitamine, hochverdauliches Protein und Spuren- tur. stoffe wie Jod oder Selen dar (Mozaffarian & Rimm 2006; So dramatisch die Auswirkungen der genannten Entwick- Béné et al. 2015; Thilsted et al. 2016). lung in Westafrika für die Bevölkerung sind, sie eignen sich Drenckhahn et al. (2020b) unterstellen in ihren Ausführun- nicht als repräsentatives Beispiel für die gesamte weltweit gen, dass die meisten Aquakulturpraktiken nicht nachhal- agierende Branche. In Südamerika beispielsweise (Chile, tig seien. Die Autoren argumentieren, dass der Einsatz von Peru), das für das Gros (40-50 %) der weltweiten Fischmehl- Fischöl und Fischmehl, welches aus pelagischen Kleinfisch- und Fischölproduktion steht (FAO 2018), gibt es kaum einen arten gewonnen werde, Menschen in weniger entwickel- Markt für die dort vorkommenden pelagischen Kleinfischar- ten Ländern die Proteingrundlage entziehe und nennen als ten. Die peruanische Regierung hat sogar mit aufwändigen Beispiel die Situation in Westafrika. Global und insgesamt Kampagnen versucht, den Konsum von Anchovis in der Be- betrachtet stellt sich die Situation ein wenig komplexer völkerung zu steigern, was aber an mangelnder Nachfrage dar: Momentan werden rund ein Viertel bis ein Drittel der scheiterte, hauptsächlich aufgrund der vorherrschenden Er- globalen Fangmenge zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet, nährungsgewohnheiten (Frèon et al. 2014). wovon wiederum etwa 75 % in der Aquakultur eingesetzt Wissenschaftlich unbelegt bleibt die Aussage von werden (Shepherd & Jackson 2013). In der Gesamtbilanz Drenckhahn et al. (2020b), dass die Fischerei der pelagi- scheint dies gerechtfertigt, da die Aquakultur als Ganzes schen Kleinfischarten die marine Nahrungskette störe und ein signifikanter Nettoerzeuger von Fisch ist. Das Verhältnis die Versorgung vieler mariner Raubfische und Seevögel be- von im Futter eingesetztem Wildfisch zu erzeugtem Zucht- drohe. Unstrittig ist, dass die Fangfischerei auf pelagische fisch (FIFO: Fish-in fish-out-Verhältnis) lag laut Shepherd & Kleinfischarten in die Nahrungskette eingreift, dass sie aber Jackson (2013) 2010 bei 0,3. Dies bedeutet, dass aus 300 eine Bedrohung für die Futtergrundlage mariner Prädato- g Wildfisch 1000 g Zuchtfisch erzeugt wird. Obwohl das FI- ren darstellt, scheint eher unwahrscheinlich. Hilborn et al. Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 Seite 6 / 12 © Autor(en) 2021 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Arlinghaus et al. Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI (2017) nennen mehrere Faktoren, die dazu geführt haben, gen im Bericht, die sich in ganz ähnlicher Weise wiederholt dass der Einfluss der Fischerei auf den Bestand mariner in den Massenmedien finden und fern der Realität sind. Prädatoren in bisherigen Studien oft deutlich überschätzt Allerdings ist der Selbstversorgungsgrad von Fisch und Mee- wurde. Exemplarisch seien hier die extremen natürlichen resfrüchten in entwickelten Ländern wie Deutschland oft Schwankungen der Fischgründe auch gänzlich ohne den Ein- gering, weshalb große Mengen importiert werden (Brämick fluss der Fangfischerei erwähnt. 2018). Damit besteht die Gefahr, dass Produkte aus nicht- Drenckhahn et al. (2020b) weisen darauf hin, dass die jüngs- nachhaltiger Produktion auf dem inländischen Markt ange- ten Bemühungen um nachhaltige Aquakulturpraktiken, wie boten werden. In vielen Ländern fehlen vergleichbare Um- die oben erläuterte Steigerung pflanzlicher Proteinanteile welt- und Produktionsstandards, wie es sie z. B. in der EU im Futter, die negativen ökologischen Auswirkungen ab- gibt, so dass bei Importware ein deutlich höheres Risiko von mildern können, ohne aber weiter auf die damit einherge- Umweltzerstörungen (Mangroven, etc.), flächendeckendem henden Potentiale einzugehen. Im Gegenteil: Drenckhahn Medikamenteneinsatz oder mangelndem Tierwohl besteht et al. (2020b) zählen lokale Fehlentwicklungen auf und pau- (Froehlich et al. 2020). Grenzwertüberschreitungen von schalisieren so unangemessen, etwa bei den Ausführungen Rückständen eingesetzter Medikamente oder Chemikalien zur Umwandlung von Küstenvegetation wie Mangroven/ werden vor allem in Importfisch aus dem asiatischen Raum Seegras zur Herstellung von Meeresfrüchten, zur Nutzung nachgewiesen (Hove et al. 2010). von Futterfischen zur Herstellung von Fischmehl und zum Relevante aktuelle Probleme der Aquakultur in Europa sind großflächigen Einsatz von Antibiotika. Diese Allgemeinplätze lokal auftretende Seuchengeschehen, die durch die Effekte übersehen die hohe regionale Diversität der Produktionsbe- des Klimawandels verstärkt werden (Reid et al. 2019). Bei- dingungen und werden der vielschichtigen Branche gerade spiele umfassen Parasiten wie z. B. die Lachslaus, die auch in Europa nicht gerecht. Generell lassen Drenckhahn et al. Wildpopulationen gefährden können (Costello 2009), und (2020b) außer Acht, dass sich Aquakulturverfahren global aus Zuchtanlagen entkommene Tiere, deren Rolle beim grundlegend unterscheiden und sich dies dementsprechend Rückgang von Wildbeständen (z. B. beim Lachs) noch nicht auch auf die regionalen Umweltbeeinflussungen auswirkt. abschließend geklärt ist (Castellani et al. 2018). Hier be- Eine Einordung der Aquakultur bezüglich der Auswirkungen steht Forschungsbedarf, um diese Probleme zu verstehen Fischartenschutz des Klimawandels, der gerade im globalen Kontext des Biodi- und sie in den Griff zu bekommen. versitätsverlustes eine zentrale Rolle spielt, lässt der Bericht In der Gesamtbilanz bietet die Aquakultur eine ressourcen- gänzlich vermissen. Doch Haltungsformen und Fischarten, schonende Möglichkeit, ein hochwertiges tierisches Lebens- wie sie in der Aquakultur auch in Deutschland und weiten mittel mit im Vergleich zu Warmblütern vergleichsweise ge- Teilen Europas dominieren, erzeugen ein hochwertiges und ringem ökologischen Fußabdruck zu erzeugen (Hilborn et al. sicheres tierisches Lebensmittel, welches im Vergleich zu 2018). Darüber hinaus hat dieser noch relativ „junge“ Sektor allen anderen terrestrischen Nutztierarten sehr ressourcen- großes Potential, den schon jetzt vergleichsweise niedrigen effizient und gleichzeitig klimafreundlich erzeugt werden ökologischen Fußabdruck noch weiter zu senken. Die Aqua- kann (Hilborn et al. 2018; MacLeod et al. 2019; Philis et al. kultur kann somit einen wichtigen nachhaltigen Beitrag für 2019). Dies gilt aber nicht weltweit und die thematisierten die Welternährung leisten und damit zur Erreichung des glo- Probleme z. B. bei Mangroven und Seegras sind evident und balen nachhaltigen Entwicklungsziels 2 „null Hunger“ (SDG unbestritten (Ilman et al. 2016). Die Zielrichtung sollte aber – Sustainable Development Goal 2) beitragen. Dabei gilt, nicht sein, aufgrund real vorhandener Probleme und lokaler wie im Grunde bei allen Sektoren der Lebensmittelproduk- Defizite die Aquakultur als Ganzes in Frage zu stellen, son- tion, geeignete Arten und Standorte sowie energieeffiziente dern weltweit für den Einsatz und die Überwachung sicherer Haltungsformen zu fördern. Außerdem ist nach unserer Ein- und nachhaltiger Verfahren zu sorgen und diese weiterzu- schätzung ein Ausbau der Aquakultur innerhalb Deutsch- entwickeln: So wurden beispielsweise die direkten Umwelt- lands und der EU erstrebenswert, da hier einheitlich hohe auswirkungen auf angrenzende Ökosysteme durch moderne Arbeits-, Umwelt- und Tierwohlstandards bestehen und die Futtermittel und Klärtechnik in den letzten Jahrzehnten stark signifikanten ökologischen Kosten von Transport und Kühl- reduziert (Schumann & Brinker 2020). kette entfallen. Die einzige Alternative ist ein weitgehender Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem differenzierteren globaler Verzicht auf tierische Lebensmittel, eine stringente Blick auf die von Drenckhahn et al. (2020b) erwähnte Pro- Konsequenz, die Drenckhahn et al. (2020b) bei ihren Be- blematik des flächendeckenden Antibiotikaeinsatzes in der wertungen und Forderungen unerwähnt lassen. Aquakultur. Defoirdt et. al (2011), die von Drenckhahn et al. (2020b) in diesem Zusammenhang zitiert werden, be- tonen bereits in der Einleitung deutlich, dass es große re- 10. Schlussfolgerungen gionale Unterschiede bei der eingesetzten Wirkstoffmenge gibt und weisen auf die strikten Regulierungen in Europa, Wie die sehr positive Gesamtentwicklung der marinen Nordamerika und Japan diesbezüglich hin. In Norwegen, Fischpopulationen in den letzten 15 Jahren in vielen Gebie- dem weltweit größten Erzeuger von Lachs, kann heute dank ten der Erde zeigt, ist das Fischereimanagement global gese- flächendeckender Immunisierung gegen die verlustreichen hen auf einem besseren Weg als es der Leopoldina-Bericht Seuchen mittlerweile nahezu vollständig auf Antibiotika ver- ausweist. Hingegen implizieren die Darstellungen in Dren- zichtet werden (NorVeT 2016) – ganz entgegen den Aussa- ckhahn et al. (2020a, b), dass die Ökosysteme global durch © Autor(en) 2021 Seite 7 / 12 Zeitschrift für Fischerei 1: Artikel 3:1-12 DOI: 10.35006/fischzeit.2020.8
Einfluss der Fischerei auf die Biodiversität Arlinghaus et al. ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Überfischung stark und in manchen Fällen irreversibel ge- globalen Biodiversitätskrise zu finden ist. Außerdem wären schädigt sind. Auch an der Aquakultur finden Drenckhahn die Folgen für die Ernährungssicherung mit tierischem Pro- et al. (2020a, b) wenig Positives, obgleich es sich bei dieser tein verheerend. Produktionsform um eine sehr ressourcenschonende Form Aus unserer Sicht zeichnet der Leopoldina-Bericht zur Bio- der Erzeugung tierischen Proteins handelt. Die Darstellung diversitätskrise ein zu negatives und vor allem zu pauscha- einer grassierenden Überfischung in der Meeresfischerei les Bild der Auswirkungen der Fangfischerei und Aquakultur durch Drenckhahn et al. (2020a, b) strahlt zudem negativ auf Natur und Umwelt mit einer zu einseitigen Handlungs- auf sämtliche Fangfischereien aus, inklusive der Angel- und option - Meeresschutzgebiete ohne Nutzung von Fischen. Binnenfischerei, die de facto keinen Anteil am Artensterben Es darf bezweifelt werden, dass diese Maßnahme die ma- im Süßwasser haben. Mit Ausnahme der Störe (Acipenser rine Biodiversität als Ganzes wirklich schützt oder vielmehr spp.), bei denen die Fischerei in der Tat erheblichen Anteil die Dialektik zwischen Natur und Kultur und den Konflikt hatte, wurden die hierzulande ausgestorbenen oder stark zwischen Naturschutz und Naturnutzung schürt. Auch wird gefährdeten Süßwasser- oder Wanderfischarten wie Lachse in den Berichten von Drenckhahn et al. (2020a, b) über- durch nicht-fischereiliche Faktoren, vor allem durch Verlust sehen, dass Fischer und Angler eine wesentliche Lobby für der Laichgebiete und von Migrationsmöglichkeiten, an den den Gewässerschutz und insbesondere in Binnengewässern Rand der Ausrottung getrieben oder sogar ausgerottet. Die auch aktive Gestalter und Förderer von Biodiversität sind, Fangfischerei ist ein zusätzlicher Einflussfaktor, aber in der vorwiegend der Fischartenvielfalt (Matern et al. 2019). Regel nicht für ein Artensterben verantwortlich zu machen. Es wird auch übersehen, dass wesentliche Strukturen und Es ist ein grundsätzliches ökonomisches Prinzip, dass die Fi- Prozesse im marinen Fischereimanagement, z. B. die Aus- scherei zurückgeht oder sogar eingestellt wird, wenn eine gestaltung der Europäischen Fischereipolitik, so verbessert Art selten wird und damit die Fangaufwände massiv steigen. wurden, dass viele Fischpopulationen heute einen nach- Diese intrinsische Selbstregulation sowie die grundsätzliche haltigen Befischungszustand aufweisen. Insgesamt hat der Biologie der Fische als sehr fruchtbare Organismen sichert, Leopoldina-Bericht die Charakterisierung der Fischerei- und dass die Fangfischerei alleine in der Regel keine Arten ver- Aquakultureffekte und die Möglichkeiten des Fischereima- nichtet. Ganz im Gegensatz dazu stehen Landnutzungsände- nagements ungenau und aus unserer Sicht zu pessimistisch Fischartenschutz rungen, im Zuge derer Waldökosysteme z. B. in Ackerland wiedergegeben. umgewandelt werden und die mit Waldökosystemen as- soziierte Biodiversität zwangsläufig lokal aussterben muss. Selbst die vielzitierten, genetischen Auswirkungen einer se- 11. Danksagung lektiven Fischerei stellen sich bei näherer Betrachtung als weniger umfassend heraus als vielfach postuliert wird (Hut- Wir danken Sven Matern, Thomas Klefoth, Malwina Schafft, chings & Kuparinen 2020). Damit möchten wir nicht zum Mark Schumann, drei anonymen Gutachtern sowie Thors- Ausdruck bringen, dass es keine Probleme in der Fangfi- ten Reusch für Diskussionsbeiträge und wichtige Hinweise. scherei oder Aquakultur gibt. Selbstverständlich ist der glo- Die Arbeiten von RA und CW zu den Biodiversitätswirkun- bale Überfischungsgrad hoch (Hilborn et al. 2020), selbst- gen der Fischerei fanden im Rahmen des BAGGERSEE-Pro- verständlich stellen Nährstoffeinträge oder ‚Ausbrecher‘ jekts (gemeinsam gefördert vom Bundesministerium für (escapees) aus der Aquakultur Probleme für die Umwelt dar Bildung und Forschung (BMBF) und dem Bundesamt für und selbstverständlich können Managementpraktiken wie Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums Fischbesatz die Biodiversität beeinflussen (Arlinghaus et für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU); al. 2015). Das ist unbestritten. Deswegen ist Drenckhahn www.baggersee-forschung.de), des StörBagger-Projekts et al. (2020a, b) uneingeschränkt zuzustimmen, dass die (gefördert durch Landesverband Sächsischer Angler e.V., Nachhaltigkeit der Fischerei weiter vorangetrieben werden Landesfischereiverband Bayern e.V., Anglerverband Nieder- muss. Wir sind allerdings nicht der Meinung, dass die Fi- sachsen e.V.) sowie des Aquatag-Projekts (gefördert durch scherei und Aquakultur den wichtigsten Einflussfaktor auf BMBF, 033W046A) statt. Außerdem wurden die Arbei- die aquatische Biodiversität stellen und noch viel weniger, ten durch die Stiftung Fischerei, Umwelt und Naturschutz dass im Ausschluss der Fischerei eine wirksame Lösung der Deutschland (FUND Stiftung) unterstützt. Literaturverzeichnis Aas, T.S., Ytrestøyl, T., Åsgård, T. (2019): Resource utilization sive recreational fishing. Ecology 93: 1402-1410. of Norwegian salmon farming in 2016 (No. 26/2019). doi:10.1890/11-1314.1 Nofima AS, Tromsø, Norway. https://nofima.brage. 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