Fischerei & Fischmarkt - in Mecklenburg-Vorpommern - Landesverband der Binnenfischer ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Fischerei & Fischmarkt in Mecklenburg-Vorpommern 1/2021 – 18. Jahrgang Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung Schwerpunktthemen in diesem Heft sind: Auswertung Angelerlaubnisse 2020 durch‘s LALLF Jahresbericht des LVB MV LFV MV aufgelöst, AG gegründet Kormoranbestand im Ostseeraum
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, nach einer Pause von drei Jahren ist das Fachblatt „Fischerei und Fisch- markt in Mecklenburg – Vorpommern“ zurück. Die großen wirtschaft- lichen Probleme der Küstenfischerei haben leider zur Auflösung des Dachverbandes, des Landesfischereiverbandes, in 2020 geführt. Damit sind Projekte, die vom Landesverband getragen wurden, weggefal- len. Neben den Landeswild- und Fischtagen und der Personalstelle für Naturschutz- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Webseite konnte auch die Zeitschrift „Fischerei und Fischmarkt in Mecklenburg – Vorpommern“ nicht weitergeführt werden. Nach eingehenden Beratungen hat das Prä- sidium des Landesverbandes der Binnenfischer M – V beschlossen, an die Stelle des Landesverbandes zu treten. Wir hoffen, dass in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirt- schaft, dem Fischereiinstitut der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei und der Univer- sität Rostock ein interessantes und informatives Heft entsteht. Der Deutsche Fischerei-Verband wurde mit in die Redaktion aufgenommen, um alle Fischereisparten thematisch mit zu erfassen. Es sind vier Ausgaben pro Jahr geplant. Für Hinweise, Wünsche und Beiträge unserer Leser wären wir dankbar. Die weltweite Pandemie geht auch an unserem Wirtschaftszweig nicht spurlos vorüber. Das Jahr 2020 war durch die Corona - Pandemie geprägt und auch in diesem Jahr werden wir mit den weltweiten Fol- gen zu tun haben. Unsere Fischereibetriebe sind als Lebensmittelproduzenten bisher in ihrer Mehrheit wohl vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Einschränkungen, wie der Wegfall des Tourismus zu Ostern, Fischerfeste (auch die Landeswild– und Fischtage) und Abfischfeste waren aber für einige Be- triebe schmerzlich. Der momentane Lockdown bringt einige Betriebe an den Rand ihrer Leistungsfähig- keit. Es ist zu hoffen, dass sich die Lage im Laufe des Jahres entspannt und die wirtschaftlichen Folgen die- ses weltweiten Stillstandes vieler Bereiche des öffentlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens nicht zu stark nachwirken. Auch die Arbeit unseres Verbandes war von diesen Ereignissen betroffen. Die für den 16. März 2020 vorgesehene Jahrestagung musste wegen des Lockdowns kurzfristig abgesagt werden. Auf dieser Sitzung wollte ich ursprünglich den Staffelstab an meinen Nachfolger Martin Bork übergeben. Der Versuch, die Ver- sammlung Anfang November nachzuholen, scheiterte ebenfalls an den erneut verfügten Einschränkungen. Es ist zu hoffen, dass wir in den Sommer-Monaten einen Termin für ein Treffen finden und die Regularien (Jahresabschlüsse, Haushaltspläne, Entlastungen etc.) für die Jahre 2020 und 2021 abarbeiten können. Wir veröffentlichen deshalb Auszüge aus dem Bericht der geplanten Jahrestagung in diesem Heft. Außer- dem werden wir im ersten Heft das fischereiliche Jahr 2020 Revue passieren lassen. Trotz der Kontaktsperre war der Verband nicht untätig. Es wurde neben der Organisation und Abrech- nung des geförderten Aalbesatzes 2020 und z. T. 2021 auch an weiteren Projekten, wie z. B. am Wie- dererscheinen dieser Zeitschrift, gearbeitet – mit Erfolg. Thorsten Wichmann arbeitet seit dem 1.4.2020 für unseren Landesverband für die nächsten 3 Jahre mit einer 90 %-Förderung aus der Fischereiabgabe. Er betreut zu 90 % Naturschutz-Projekte des Verbandes (Kor- moran, Fischotter, Gutachten zu fischereilichen Einschränkungen durch den Naturschutz etc.) und zu 10 % arbeitet er direkt für uns (Förderung, Aalbesatz, Webseite, Landeswild- und Fischtage, Fischereizeitung). Wir hoffen, dass mit dem Neustart dieser Zeitschrift ein positives Zeichen für die zukünftige Entwicklung unseres Wirtschaftszweiges gegeben ist und kommende Herausforderungen gemeistert werden. Ich hoffe, dass dieses Jahr weniger aufregend verläuft als 2020 und wünsche allen Gesundheit und wirtschaftlichen Erfolg für 2021. Ulrich Paetsch Präsident LVB M-V Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 3
Aus dem Inhalt • Vorwort Aus dem Ministerium/Aus der Verwaltung • Fangausfälle durch Kegelrobben können ausgeglichen werden 5 • Erfolgreiche Wels-Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern 6 • Backhaus unterstützt Protest der Küsten- und Kutterfischer in Sassnitz 7 • Weniger Phosphoreinträge in die Gewässer Mecklenburg-Vorpommerns 7 • Mecklenburg-Vorpommern unterstützt Aalbesatzmaßnahmen 8 • Freiwillige Vereinbarung „Schweriner Seen“ wird weiter ausgestaltet 9 • Entscheidung des Fischereirates belastet erneut Fischer in M-V 10 • LALLF: Auswertung der Fischereiaufsicht im Jahr 2020 11 • Julia Klöckner: Europäische Hilfen für Fischereibetriebe während Corona-Pandemie beschlossen 12 • LALLF: Auswertung der Ausgabe von Angelerlaubnissen in Küsten- und Binnengewässern M-V 13 Aus der Fischerei/Fischhandel • Bericht des Präsidiums des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg-Vorpommern e. V. für das Jahr 2020 14 • Rede des Kommissar Virginijus Sinkeviius für den Exekutivausschuss des Ostsee-Beirats (BSAC)* 15 • Ein Jahrzehnt EU-Aalverordnung – Wo stehen wir?* 16 • Die Frühjahrsheringssaison 2020 bei Euro Baltic* 18 • Glasaalbesatz 2020 Binnenbereich M-V 19 • Projekt BODDENHECHT mit LAV-Beteiligung: Markierungen abgeschlossen – Fangmeldung bitte! 20 • EU: 50 % mehr Fisch im Meer in nur 10 Jahren 21 • Skepsis gegen Abwrackprämie 22 • Ostseedorsch – Licht am Ende des Tunnels!? 23 • Interview mit Niclas Herbst zur deutschen Ratspräsidentschaft* 25 • Verband aufgelöst – Arbeitsgemeinschaft gegründet Landesfischereiverband M-V e.V. löst sich auf 27 • Greenpeace versenkt Steine in der Ostsee* 29 • Corona fordert uns alle heraus - Maßnahmen zur Stärkung der deutschen Fischerei in der Krise* 31 • Der Fischer holt das Netz ein 33 • Mit blauem Auge durch die Krise 34 • EU beschließt Fangmengen für die Ostsee* 35 • Der Hering (Clupea harengus) wird Fisch des Jahres 2021 36 Aus der Forschung • Rückblick auf den geförderten Aalbesatz der Jahre 2018, 2019 und 2020 37 • Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht des Institutes für Fischerei 39 4 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung • Aspekte einer zukunftsorientierten Karpfenteichwirtschaft. Fischtag Aquakultur und Fischerei in Königswartha vom 03. – 04. März 2020 43 • Der Kormoranbestand im Ostseeraum ist im Zeitraum 1980 – 2012 von 5.000 Brutpaaren auf mehr als 150.000 Brutpaare angewachsen 48 • Erfolgreicher Besatz von 213.000 Ostseeschnäpeln 52 • Aktuelle Forschungsarbeiten am Lehrstuhl für Aquakultur und Sea-Ranching, Universität Rostock 53 Impressum 54 * Mit freundlicher Genehmigung des fischerblattes Pressemitteilung Nr.064/2020 | 03.04.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Fangausfälle durch Kegelrobben können ausgeglichen werden Den Küstenfischern des Landes können ab sofort aus § 24 der Küstenfischereiverordnung M-V bei der obe- Mitteln des Europäischen Meeres- und Fischereifonds ren Fischereibehörde monatlich einzureichenden Fang- (EMFF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern bei meldungen auch entsprechende Schadensmeldungen Schäden durch Kegelrobben Ausgleichszahlungen bei vorgenommen hat. Die Antragsunterlagen sind bei den Fangausfällen gewährt werden. Fischereierzeugerorganisationen, den Fischereiaufsichts- „Die Rückkehr der Robben in den Küstengewässern stationen sowie auf der Serviceseite des Ministeriums ist naturschutzfachlich von besonderer Bedeutung, die erhältlich. Dort ist auch der Erlass mit weiteren Einzel- wachsende Population stellt jedoch die Fischer im Land heiten einsehbar. zunehmend vor Probleme. Die Gewährung von Aus- gleichszahlungen ist daher ein wichtiger Schritt, um die Hintergrund: Akzeptanz der Fischer für die Kegelrobben des Landes Kegelrobben sind eine in Deutschland besonders ge- zu steigern“, sagte Landwirtschafts- und Umweltminis- schützte Art. Die Kegelrobbe ist eine der drei in Deutsch- ter Dr. Till Backhaus. land heimischen Meeressäugetierarten, zu den auch Die Höhe der Zahlungen könne 50 bis 80 Prozent der der Seehund und der Schweinswal gehören. nachgewiesenen Fraß- und Netzschäden in der Stellnetz- Die Kegelrobbenbullen sind mit einem Gewicht von fischerei in den Küstengewässern des Landes betragen. bis zu 300 kg das größte heimische Raubtier. Es gibt Entsprechende Nachweise sind bei den Fischereiauf- heute in der Ostsee ca. 35.000 Ostsee-Kegelrobben sichtsstationen oder den Vorsitzenden der Fischereier- (HELCOM 2018). Das Beutespektrum der Kegelrobben zeugerorganisationen zu führen. variiert regional und saisonal sehr stark. Das führt zu- Antragsberechtigt sind natürliche und juristische Per- nehmend zu Schäden in der Kutter- und Küstenfischerei sonen, die im Haupterwerb vom Land Mecklenburg- des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Ersten Erkennt- Vorpommern anerkannte kommerzielle Fangtätigkeiten nissen zufolge liegen in der Frühjahresheringsfischerei in den Küstengewässern des Landes ausüben. Entspre- die Fangausfälle durch Kegelrobben bei ca. 6 Prozent. chende Anträge sind für Schäden des Jahres 2020 ein- In Einzelfällen wurden auch höhere Schäden gemeldet. malig bis zum 31.03.2021 schriftlich zu stellen an das Die Gewährung von Fangausfallentschädigungen ist Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg- Teil eines Konfliktmanagements zwischen Kegelrob- Vorpommern Referat 560 Paulshöher Weg 1 19061 ben und Fischerei. Ein Fachbeirat, der von Minister Schwerin. Backhaus initiiert wurde, begleitet diesen Prozess. In Die Zuwendung je Antrag muss mindestens 300 Euro dem Fachbeirat sind Vertreter der beruflichen Fische- betragen. Das bedeutet, bei einem Fördersatz von 50 Pro- rei, der Naturschutzverbände, der Verwaltung und der zent muss ein Schaden von mindestens 600 Euro vorlie- Forschung vertreten. gen, bei einem Fördersatz von 80 Prozent ein Schaden Weiterführende Informationen auf der Internetseite des von mindestens 375 Euro. Bundesamtes für Naturschutz (BfN): Voraussetzung für die Gewährung der Förderung ist https://www.bfn.de/themen/meeresnaturschutz/arten- außerdem, dass der Antragsteller im Rahmen der nach schutzprojekte/rueckkehr-kegelrobben.html Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 5
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung Pressemitteilung Nr.099/2020 | 05.06.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Erfolgreiche Wels-Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus hat zwei Am selben Tag besucht der Minister einen weiteren etablierten Produzenten Afrikanischer Welse (Clarias Welsproduzenten, der ebenfalls im Landkreis Rostock gariepinus) in Mecklenburg-Vorpommern jeweils vor ansässig ist. Herr Pommerehne und seine Mitgesell- Ort einen Zuwendungsbescheid zur Förderung von schafter der Bioenergie Lüchow GmbH & Co. KG Investitionen überreicht. erhalten einen Zuwendungsbescheid für die Errichtung einer eigenen Setzlingsproduktion für Welse und die Es zeige sich, so der Minister, dass die Fischzucht solcher Erweiterung verschiedener Komponenten der bereits robusten und marktgängigen Fische im Lande ein sehr vorhandenen Anlagen zur erfolgreichen Aufzucht von erfolgreiches Unterfangen geworden sei. Mecklenburg- Afrikanischen Welsen. Das Unternehmen produziert Vorpommern sei mit einer Jahresproduktion von rd. 1.000 bisher durchschnittlich 500 Tonnen Afrikanische Welse Tonnen Afrikanischer Welse mittlerweile führend in die- im Jahr und schafft nunmehr Voraussetzungen, die Pro- ser Aquakultursparte Deutschlands, was insbesondere duktionsmenge und deren Qualität zu sichern und ggf. dem Engagement der einheimischen Unternehmen zu zukünftig auszubauen. verdanken sei, die nicht unerhebliche Risiken eingegan- gen seien und jetzt die Früchte ihrer Arbeit ernteten. Die Bioenergie Lüchow GmbH & Co. KG besteht seit Die Absätze haben sich stabilisiert, parallel dazu ist die 2006 und ist nach einem langen und zeitweise schwie- Technologie der Produktion weiter ausgereift. „Hier ist rigen Weg mittlerweile ein ebenfalls sehr erfolgrei- es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit der Forschungs- cher Produzent von Afrikanischen Welsen. Der Betrieb einrichtungen im Lande und der Praktiker gekommen. möchte mit der neuen Investition die Abhängigkeit von Deren Ergebnisse zur Verbesserung der Technologie, des Zulieferern in dem Schlüsselbereich „Satzfischproduk- Wasserregimes und der Nachzucht spiegelten sich jetzt tion“ deutlich verringern. Deshalb will das Unternehmen in weiteren zukunftsorientierten Investitionen der Unter- die komplette Satzfischproduktion selbst in die Hand nehmen wider, die das Land gerne auch finanziell aus nehmen. Zunächst soll der Eigenbedarf gedeckt wer- dem EMFF unterstützt“, so der Minister. den, und später könnten auch Satzfische an andere Produzenten verkauft werden. Zunächst überreicht der Minister Herrn Gottfried Marth von der NEN Gottfried Marth aus Walkendorf, Landkreis Neben weiteren einzelnen Investitionen in die Technik Rostock einen Bescheid zur Förderung der Erweiterung der bereits vorhandenen Produktionsanlagen ist ein wei- und Optimierung verschiedener Komponenten der in terer Investitionsschwerpunkt die Modernisierung der der dortigen Welszucht bereits vorhandenen und erfolg- Filtertechnik bei den bestehenden Speisefischkreisläu- reich arbeitenden Aufzucht- und Verarbeitungsanlagen. fen. Untersuchungen der Universität Rostock in der An- Die Welsproduktion von Herrn Marth startete 2003. Er lage haben gezeigt, dass die neuen Filtermodelle eine ist inzwischen ein erfolgreicher Produzent Afrikanischer höhere Reinigungsleistung und Zuverlässigkeit aufweisen. Welse mit einer jährlichen Produktionsmenge von bis zu Das Unternehmen investiert insgesamt rd. 1,57 Mio. 200 Tonnen. Trotzdem bestanden Bedarf als auch Mög- EUR. Das Land und der Europäische Meeres- und lichkeiten zur technologischen Verbesserung der Betriebs- Fischereifonds unterstützen das Unternehmen dabei abläufe, insbesondere für eine verbesserte Haltung der mit Zuschüssen in Höhe von bis zu 770.000,00 EUR. Fische. Durch die zusätzliche Nutzung einer freiwerden- den Halle soll künftig ungefähr eine Verdoppelung der Hintergrund: Produktion von Welsfilet möglich sein. Seit Anfang dieses Jahrtausends begleitet und fördert die Landesregierung die Aquakultur sehr intensiv. Es Auch der Wasserverbrauch soll optimiert werden. Durch wurden u.a. Forschungseinrichtungen, vorzugsweise eine neue Prozesswasseraufbereitung kann das Wasser mit Sitz im Land M-V, mit dem Ziel unterstützt, in der aus der Anlage teilweise wiederverwendet und damit angewandten Forschung Probleme von Unternehmen der Wasserverbrauch deutlich reduziert werden. Außer- der Aquakultur zu lösen. Dieser vom Land M-V einge- dem wird die räumliche Anordnung der Schlachtung schlagene Weg führte auch hier erfolgreich zur Zusam- und Verarbeitung den Anforderungen an das HACCP- menarbeit von Forschung und Praxis. Hygienemanagement angepasst. Mit der Erweiterung Die Förderung erfolgt für beide Vorhaben auf der Grund- und den Umbau dieses Bereiches werden die Voraus- lage der Art. 48, 54 und 56 der VO EU 508/2014. setzungen für eine weitere EU-Zulassung geschaffen. Der Fördersatz nach der Förderrichtlinie M-V beträgt Das Unternehmen investiert insgesamt rund 877.000 EUR. hier bis zu 49 % der zuwendungsfähigen Nettoausga- Das Land und der Europäische Meeres- und Fischereifo- ben. Der Zuschuss setzt sich aus 75 % EU-Mitteln (EMFF) nds unterstützen dies mit knapp 430.000 EUR. und 25 % Landesmitteln zusammen. 6 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung Pressemitteilung Nr.101/2020 | 08.06.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Mecklenburg-Vorpommern unterstützt Aalbesatzmaßnahmen Zur Unterstützung von Aalbesatzmaßnahmen hat nahme des Bestandes festgestellt. 2007 erließ die EU Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt deshalb eine Verordnung, die die Mitgliedstaaten ver- Mecklenburg-Vorpommern, am heutigen Montag dem pflichtet, Managementpläne zu erarbeiten und umzu- Landesanglerverband (LAV) und dem Landesverband setzen, die den Bestand des Europäischen Aals sichern der Binnenfischer (LVB) jeweils einen Zuwendungsbe- (Verordnung (EG) Nr. 1100/2007). scheid übergeben. Die Förderhöhe für den LAV liegt bei „Kinderstube“ der Aale ist die Sargassosee im Atlantik rund 58.400 EUR, der LVB wird mit rund 73.400 EUR östlich Florida. Die jungen Aale werden im Zeitraum unterstützt. 75 Prozent der Fördermittel kommen aus von drei Jahren mit der Golfströmung über den Atlan- dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF). tik an die Küsten Westeuropas getrieben. Die Glasaale „Mein Anliegen ist es, den Europäischen Aal in seinem steigen in die Binnengewässer auf und pigmentieren Bestand zu schützen. Das durch EU- und Landesmittel sich. Nach etwa 20 Jahren wandern die laichbereiten finanzierte Besatzprogramm mit Jungaalen ist eine we- Aale wieder in die Sargassosee. sentliche Säule des Managementplanes des Landes, um Ziel der EU ist es, dass wieder 40 Prozent der Blank- den Bestand des Europäischen Aales entsprechend der aale abwandern, um die Laichgebiete zu erreichen. Europäischen Aalverordnung zu sichern“, sagte Minister Gemäß dem Deutschen Managementplan soll dieses Backhaus. Ziel bis 2040 erreicht werden. Der LAV hat Ende April/Anfang Mai in Zusammenar- Für das Flusseinzugsgebiet Warnow/Peene ist das Land beit mit acht Angelvereinen in deren Pachtgewässern Mecklenburg-Vorpommern eigenständig verantwortlich. rund 244.000 vorgestreckte Aale ausgesetzt. Die Ge- Für die Einzugsgebiete Elbe, Oder und Schlei/Trave, samtkosten lagen bei rund 73.000 EUR. bei denen nur Teilflächen im Bereich des Landes Meck- Der LVB hat gemeinsam mit zehn Fischereibetrieben im lenburg-Vorpommern liegen, sind andere Institutionen Mai rund 330.000 vorgestreckte Aale ausgesetzt. Die für das Aalmanagement verantwortlich. Gesamtkosten betrugen rund 98.100 EUR. Auch Dank der Fördermittel des Landes M-V und der EU Die beiden kollektiven Aalbesatzmaßnahmen wurden wurden im Zeitraum 2009 bis 2019 insgesamt 67,6 t entsprechend der Richtlinie zur Förderung der Fischerei, vorgestreckte Aale (Av) und Glasaal (Ao), das entspricht Aquakultur und Fischwirtschaft in Mecklenburg-Vorpom- 11,29 Millionen Stück (davon 1,8 Mio. Glasaale) in die mern (FischFöRL) zu 80 Prozent gefördert. Der für diese Gewässer des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus- Förderhöhe erforderliche innovative Ansatz besteht darin, gebracht. Dafür wurden insgesamt EU- und Landesmit- dass wissenschaftliche Vorgaben des Instituts für Fische- tel in Höhe von 2,425 Mio. EUR ausgereicht. rei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Das Besatzprogramm wird von der Landesforschungs- Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) zum gewäs- anstalt für Landwirtschaft und Fischerei wissenschaftlich serspezifischen Besatz umgesetzt werden. So werden begleitet. Für die Sicherstellung optimaler Aufwuchsbe- optimale Bedingungen für den Aufwuchs sichergestellt. dingungen wird seitens des Instituts für Fischerei eine Besatzempfehlung in Abhängigkeit der Gewässer- Hintergrund: eigenschaften ausgesprochen. Der Europäische Aal steht auf der Liste der bedrohten Tierarten. Seit den 70-er Jahren wird eine ständige Ab- Pressemitteilung Nr.151/2020 | 10.08.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Backhaus unterstützt Protest der Küsten- und Kutterfischer in Sassnitz Anlässlich der Demonstration von Fischern in Sassnitz gegen die Greenpeace- Aktion auf dem Adlergrund vor Rügen erklärt Fischereiminister Dr. Till Backhaus: „Dass Greenpeace auf dem Adlergrund Steine ver- auf dem Rücken einer am Boden liegenden Branche senkt, ist nichts anderes als ein schlechter PR-Gag. Un- ausgeführt wird. Seit 1989 ist die Zahl der Fischerei- sere Fischer sind schon seit Jahren nicht mehr zum Ad- betriebe bei uns im Land um 85 Prozent eingebrochen. lergrund gefahren. Das ist auch allen bekannt. Daher Von ehemals 1.380 existieren nur noch 220. Die Wis- lehne ich auch diese Art des Berufsprotestes ab, der senschaft hat inzwischen auch klargemacht, dass für Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 7
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung den Rückgang der Fischbestände nicht die Fischer al- die Phosphateinträge wurden um 80 Prozent gesenkt, lein verantwortlich zu machen sind. Die globale Er- die neue Düngerverordnung wird zu einer weiteren wärmung und Nährstoffeinträge vom Land aus gehen Verbesserung führen. Doch Wasser hat ein langes Ge- nicht auf das Konto der handwerklichen Küsten- und dächtnis und Mecklenburg-Vorpommern ist nicht das Kutterfischer. Mecklenburg-Vorpommern hat in den zu- einzige Küstenland. Deshalb müssen sich viele Partner rückliegenden Jahren erhebliche Anstrengungen unter- gemeinsam anstrengen, um der Ostsee, dem Ostsee- nommen, um die Ostsee zu entlasten. Rund die Hälfte fisch und damit den Kutter- und Küstenfischern lang- unserer Küstengewässer wurden unter Schutz gestellt, fristig zu helfen.“ Pressemitteilung Nr.167/2020 | 25.08.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Weniger Phosphoreinträge in die Gewässer Mecklenburg- Vorpommerns Im August 2018, haben Minister Dr. Backhaus und In 2020 wurden bereits fertiggestellt bzw. sind in Pla- die Vorsitzenden der BDEW-Wasserwirtschaft M-V und nung oder Bau: KOWA M-V die Gemeinsame Erklärung zur Verminde- • Nachrüstung von 13 Anlagen zur Phosphorelimina- rung der Phosphoreinträge aus öffentlichen Kläranlagen tion, der Größenklassen 1 bis 3 in die Gewässer Mecklen- • Verbesserung der vorhandenen Phosphorelimination burg-Vorpommerns unterzeichnet. bei 2 Kläranlagen, Ziel dieser Gemeinsamen Erklärung ist es, bei den Klär- • Außerbetriebnahme von 4 Kläranlagen und Überlei- anlagen mit Reinigungskapazitäten bis zu 10.000 Ein- tung zu Kläranlagen mit Phosphorelimination wohnerwerten (GK 1 - 3), für die bisher keine bundes- einheitlichen Anforderungen an die Phosphorelimination Zusätzlich laufen vorbereitende Gespräche der unteren gestellt werden, die Reinigungsleistung beim Parameter Wasserbehörden mit den Kläranlagenbetreibern zur Phosphor durch Optimierungs- oder investive Maßnah- Verbesserung der Reinigungsleistung für 19 Anlagen. men weiter zu verbessern. Etwa 40 Kläranlagen dieser Die konkreten Frachtreduzierungen werden sich in den Größenordnung mussten zu diesem Zeitpunkt unter Be- nächsten Jahresberichten der Kläranlagen auch zahlen- rücksichtigung der konkreten Gewässersituation bereits mäßig niederschlagen. erhöhte Anforderungen einhalten. Zur fachlichen Unterstützung dieses Verbesserungs- „Auch wenn aufgrund des seit 1991 realisierten enor- prozesses hat der DWA Landesverband Nord-Ost das men Investitionsvolumens von 2,5 Milliarden Euro die Thema „Phosphorelimination in Kläranlagen“ im Fort- kommunalen Kläranlagen in M-V nur noch zu etwa bildungsprogramm des Betriebspersonals im Rahmen 18 Prozent zu den Phosphoreinträgen in die Gewässer der DWA-Kläranlagen-Nachbarschaften fest verankert beitragen, bringen die Interessenvertretungen der Meck- und behandelt dieses Thema auch regelmäßig wäh- lenburg-Vorpommerschen Abwasserentsorger und das rend seiner Fachveranstaltungen. Umweltministerium mit der Unterzeichnung der Gemein- Und auch die Professur Wasserwirtschaft der Univer- samen Erklärung ihr gemeinsames Streben zur weiteren sität Rostock hat wie zugesagt den bisherigen Prozess Verbesserung des Gewässerzustandes in Mecklenburg- fachlich unterstützt. Vorpommern eindrucksvoll zum Ausdruck“, so Minister Seit 2018 wurden rund 300.000 EUR Fördermittel zur Dr. Backhaus während der damaligen Unterzeichnung. Verbesserung der Phosphorelimination durch das Mi- Obwohl die Kläranlagen der Größenklassen 1 – 3 nur nisterium für Landwirtschaft und Umwelt zur Verfügung 16 % der gesamten Ausbaugröße der kommunalen Klär- gestellt. Weitere 2 beantragte Vorhaben sind für eine anlagen im Land ausmachen, emittieren sie doch rund Förderung in Höhe von rd. 388.000 Euro für die Jahre 60 % der gesamten Phosphorfracht aller Kläranlagen. 2020 und 2021 vorgesehen. Eine erste Auswertung, welche Aktivitäten unter dem „Da es bei den Maßnahmen, die im Rahmen der ‚Ge- Dach der Gemeinsamen Erklärung seit August 2018 meinsamen Erklärung‘ realisiert werden, nicht um die begonnen oder zum Abschluss gebracht werden konn- Einhaltung gesetzlich schon vorgeschriebener Anforde- ten, zeigt bereits positive Ergebnisse: rungen geht, sondern um ein freiwilliges Mehr an Ge- In den Jahren 2018/2019 wurde auf 8 Kläranlagen wässerschutz, hat diese Initiative Vorbildfunktion auch eine Phosphorelimination in Betrieb genommen. Außer- für andere Bereiche, die maßgeblichen Einfluss auf die dem wurden 4 Kläranlagen stillgelegt und das Abwas- Gewässerqualität haben.“, so Minister Dr. Backhaus. ser wird nun zu Kläranlagen mit einer Phosphor-Elimi- nation übergeleitet. 8 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung Pressemitteilung Nr.229/2020 | 15.10.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Freiwillige Vereinbarung „Schweriner Seen“ wird weiter ausgestaltet Bereits im Juni dieses Jahres war die „Freiwillige Ver- lung des ländlichen Raums (ELER) gefördert wurden. einbarung Vogelschutzgebiet Schweriner Seen“ von 26 An 16 Standorten um den See werden künftig Informa- Institutionen und Vereinen unterzeichnet worden, dar- tionstafeln stehen, die Inhalt und Hintergrund der Ver- unter die Landeshauptstadt Schwerin, der BUND, der einbarung beleuchten. Das gleiche Ziel hat ein groß- Landesanglerverband, der Tourismusverband sowie formatiges Faltblatt. zahlreiche Segler-, Kanu- und Anglervereine. In der Zwischenzeit sind weitere fünf Vereine der Vereinba- Die Fortschreibung der Freiwilligen Vereinbarung leiten rung beigetreten, in der sich Naturschützer, Wasser- künftig Corinna Cwielag (BUND) als Vertreterin des eh- sportler und Angler auf Verhaltensregeln zur Umset- renamtlichen Naturschutzes und Eike Klemkow (ISSU) zung des Managementplans für die Entwicklung des als Vertreter der Wassersportler und Angler als Sprecher Natura 2000-Gebiets verständigt haben. der Steuergruppe. Damit endet die bisherige externe Moderation, die seit 2017 und ebenfalls mit ELER-Mit- Heute (15.10.) stellten in Schwerin Umweltminister Dr. teln gefördert die Arbeit der Steuergruppe begleitete. Till Backhaus, Schwerins Oberbürgermeister Dr. Rico Weitere Informationen zur Freiwilligen Vereinbarung Badenschier und Mitglieder der Steuergruppe die In- sowie zu den Materialien der Öffentlichkeitsarbeit: halte und den Stand der Umsetzung der Freiwilligen auf der entsprechenden Internetseite des StALU West- Vereinbarung vor. mecklenburg. „Es liegt ein langer und intensiver Abstimmungsprozess Siehe auch PM „Nutzer und Naturschützer einigten hinter uns. Dabei wurde zum Teil hart um die Inhalte sich zum Vogelschutzgebiet Schweriner Seen“. gerungen, denn die Erwartungen an diese Freiwillige Vereinbarung gingen weit auseinander“, erklärte Back- Hintergrund: haus. Unter der beherzten und engagierten Regie der Die EU-Mitgliedstaaten sollen für die ausgewiesenen Steuergruppe sei es gelungen, Vorbehalte abzubauen Natura 2000-Gebiete in einem Managementplan die und das gegenseitige Verständnis für die unterschied- notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festlegen. Der lichen Positionen der beteiligten Interessenvertreter zu Schweriner See ist als zweitgrößter See Mecklenburg- stärken. „Genau das macht diesen Prozess so wertvoll: Vorpommerns und Bundeswasserstraße ein beliebter Ort Einen vertrauensvollen und offenen Umgang mit unter- der wassergebundenen Freizeitnutzung, wodurch es schiedlichen Interessen und keine Pauschalurteile – das zu Konflikten mit den Erhaltungszielen kommen kann. brauchen wir auch in anderen Bereichen unserer Ge- Beispielsweise sind die Schweriner Seen für Hauben- sellschaft“, betonte der Minister. Jetzt gehe es darum, taucher eines der wichtigsten Mausergebiete im Bin- die Vereinbarung mit Leben zu füllen. „Denn Papier zu nenland von M-V und auch bundesweit von Bedeutung. beschreiben, ist das eine.“ Messen lassen müsse man Nach der Brutzeit verlieren die Tiere ihr Großgefieder sich an der tatsächlichen Umsetzung und Einhaltung und sind dadurch flugunfähig. In dieser Zeit, die ab der vereinbarten Maßnahmen, so Backhaus. Anfang Juli beginnt und etwa Ende September endet, sammeln sich die Vögel im Freiwasser großer Seen Neben einer Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit konn- und sind dann besonders störungsempfindlich. Da sie ten erste Fortschritte in Sachen Befahrensregelungen, nicht wegfliegen können, versuchen sie durch Tauchen Röhrichtschutz oder auch das Ausbringen von Mooring- der Gefahr oder Störung zu entkommen. Häufige Stö- bojen (Festmachbojen, um ein Ankern im geschützten rungen entkräften somit die Vögel. Der Management- Uferbereich zu verhindern) erreicht werden. „Es ist si- plan sieht insbesondere für den Schweriner Innensee cher noch zu früh für ein Resümee – aber was ich bis mehrere größere Bereiche zur Beruhigung vor, die in jetzt sehe, stimmt mich optimistisch. Ich bin nach wie der Freiwilligen Vereinbarung berücksichtigt wurden. vor überzeugt davon, dass diese Vereinbarung ein so- Weiterhin wurden auf Grundlage einer Studie im lides Fundament für das weitere Zusammenwirken aller Auftrag des StALU Westmecklenburg Maßnahmen Beteiligten ist“, sagte der Minister. zum Schutz und Entwicklung von Röhrichten an den Seeufern abgestimmt, die teilweise Bestandteil der Während der Präsentation wurden die neuen Materi- Freiwilligen Vereinbarung geworden sind. Abgestimmt alien der Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt, deren Ferti- wurden auch Bereiche, in denen Mooringbojen zu gung vom Landwirtschaftsministerium mit Mitteln aus einer Lenkung der Liegezonen für Sportboote führen dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwick- sollen. Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 9
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung Pressemitteilung Nr.236/2020 | 20.10.2020 | LM | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt M-V Entscheidung des Fischereirates belastet erneut Fischer in M-V „Ein schwerer Leberhaken und ein dickes blaues Auge Was die deutlich verringerte Beifangmenge an Ost- – aber noch kein Knockout!“ So kommentierte der Dorsch im ICES-Untergebiet 24 um Rügen anbelangt, Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Back- so seien damit harte Bandagen für die Plattfischfische- haus in der Boxersprache die Ergebnisse des gestrigen rei vorgegeben. „Umso wichtiger war es, dass bereits Fischereirats in Brüssel und dessen Entscheidungen zu 2020 unter Förderung des Landes aus dem EMFF neue den Fangmöglichkeiten in der Ostsee 2021. Netze entwickelt worden sind, mit denen der Beifang „Die Ergebnisse sind für die Fischerei natürlich sehr an Dorschen deutlich gesenkt werden kann. Damit die problematisch. Insbesondere die neuerliche Halbie- Schleppnetzfischer effektiv auf den Fang von Flundern, rung der Fangmöglichkeiten beim Hering werde die Schollen und Klieschen umschwenken können, müssen ohnehin angespannte Situation der hiervon besonders diese Netztypen schnellstmöglich in Einsatz gebracht abhängigen Fischereibetriebe – insbesondere in Vor- werden dürfen“, richtet der Minister zugleich eine For- pommern – und auch des Fischverarbeitungszentrums derung an die Kommission. in Sassnitz-Mukran weiter verschärfen. Allerdings ist es Um den angesprochenen Knockout zu verhindern, auch positiv, dass der Rat überhaupt eine sozio-ökono- werde es nun darauf ankommen, Wege zu finden, ins- mische Abwägung zugunsten der Fischerei vorgenom- besondere die kleine, handwerkliche Fischerei an der men und den Bestand nicht etwa ganz gesperrt hat, vorpommerschen Küste durch eine Zeit mit solch nied- wie es die Fischereiwissenschaft noch empfohlen hatte.“ rigen Quoten zu bringen. „Dies wird nur mit strukturel- Der Minister begrüßt, dass es schon jetzt ein beglei- len Anpassungen möglich sein. Hier erwarte ich von tendes Statement der Länder Dänemark, Deutschland, der Bundesregierung finanzielle Unterstützung für das Polen und Schweden sowie der Kommission gibt, demnächst EU-rechtlich mögliche Abwrackprogramm, wonach die Ergebnisse für den Herings-TAC (total allo- um insbesondere älteren Fischern den sozial verträg- wable catches) der westlichen Ostsee adäquat auf die lichen Ausstieg zu ermöglichen“, sagte der Minister. Quotenentscheidung im Dezember über den Herings- „Die Abwrackung ist und bleibt ein Notfallinstrument, bestand im Skagerrak und Kattegat übertragen wer- könnte aber für manchen Fischer sehr hilfreich sein.“ den sollen. „Als amtierende Vorsitzende des Fischerei- Immerhin hätten die Kommission und Deutschland im rats dürfte Frau Bundesministerin Klöckner genügend Rahmen eines Statements auch den Weg für die zeitwei- Einfluss geltend machen können, dies durchzusetzen. lige Stilllegung 2021 nochmals geebnet. „Somit kön- Es muss wieder ein Einklang zwischen den Quoten nen Fischer, die ihren Beruf weiter ausüben wollen und in der westlichen Ostsee und im Skagerrak/Kattegat noch verfügbare Stilllegungstage haben, auch dieses hergestellt werden, wie es früher üblich war - dies ge- Instrument, voraussichtlich letztmals in 2021, nutzen. bieten Sachlichkeit als auch Gerechtigkeit, wie es die Ich werde mich aber auch an die Bundesministerin wen- Fischer angemahnt hatten“, so die klare Forderung den und um Hilfen für unsere angepasste handwerkliche des Ministers. Küstenfischerei bitten. Durch die Corona-bedingen Ver- Erfreulich sei immerhin, dass der Rat beim Dorsch in dienstausfälle sind unsere Fischer in diesem Jahr gleich der westlichen Ostsee weitgehend den Empfehlungen zweimal hart getroffen worden.“ des ICES gefolgt sei. „Es war mir völlig unverständlich, Daneben müssten sich die Genossenschaften und Er- auf welcher sachlichen Grundlage die Kommission aus zeugerorganisationen aktiv auf die neuen Umstände der Empfehlung des ICES von plus 22 Prozent eine Ab- einstellen, sich gegebenenfalls neu organisieren. senkung von minus 11 Prozent ableiten wollte. Die nun „Gerade in einer solchen Krise, die absehbar nicht vereinbarten fünf Prozent Anhebung sind zwar nur ein gleich übermorgen überwunden sein wird, kommt es Kompromiss, aber einer, mit dem die Fischerei ange- auf einen gut aufgestellten, nach vorne denkenden Lan- sichts der Vorankündigungen eher zufrieden sein kann“, desverband der Kutter- und Küstenfischer an. Ich werde schätzt Dr. Backhaus das Ergebnis ein. Letztendlich sei mit dem Verband und mit Vertretern der Branche noch hiermit auch Konstanz für das Bag-Limit der Angler ge- intensive Gespräche führen, unter anderem darüber, mit geben und hätten sich auch bei den Schonzeiten sach- welchen Maßnahmen das Land einen solchen Prozess liche Erwägungen durchgesetzt. noch begleiten kann“, kündigte der Minister bereits an. 10 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung LALLF: Auswertung der Fischereiaufsicht im Jahr 2020 Feststellung rechtswidriger Handlungen Im Jahr 2020 wurden im LALLF insgesamt 1.688 rechts- ten u.a. registriert. Die Anzahl ist damit gegenüber dem widrige Handlungen gegen fischereirechtliche Vorschrif- Vorjahr geringfügig gefallen (- 1,4 %). Abb.1: in der oberen Fischereibehörde registrierte Feststellungen von rechtswidrigen Handlungen Die o.g. Anzahl der Feststellungen wurden im LALLF Im Rahmen der Kontrolle der Vermarktungsvorschrif- angezeigt durch: ten zu Fischereierzeugnissen wurden 80 Vorgänge re- Mitarbeiter des LALLF - 771 - Fälle gistriert (38 Fischetikettierung, 29 Rückverfolgbarkeit, Ehrenamtliche Fischereiaufseher - 542 - Fälle 13 Verkaufsbeleg). Wasserschutzpolizei/Polizei - 365 - Fälle Die Feststellungen rechtswidriger Handlungen ergibt fol- sonstige (BLE, VLA, Bürger usw.) - 10 - Fälle gende Beteiligung der ehrenamtlichen Fischereiaufsicht: Bei den Anglern war die „Schwarzangelei“ – das An- Tabelle 1: Feststellung rechtswidriger Handlungen durch Fische- geln ohne Erlaubnis – in Verbindung mit der Verletzung reiaufseher nach Kategorien der Fischereischeinpflicht das häufigste Delikt. Die fol- genden Ränge wurden wie im Vorjahr belegt durch das Beteiligte Anzahl Kategorie Angeln in Schonbezirken, das Angeln mit ungültigem FA der Anzeigen Fischereischein, das Schleppangeln in Fischereibezir- Mitglieder des 52 477 ken, die Nichtbeachtung des Verankerungsgebotes im LAV/AV Strelasund und anderen Gewässerteilen, die Verwen- Beauftragte von dung lebender Köderfische sowie die Nichtbeachtung Fischereiunter- - - der Schonzeiten und Mindestmaße der Fische. nehmen Im Bereich der Berufsfischerei (Küste) waren die Fest- Naturschutz- 2 2 stellungen mit 283 Fällen zum Vorjahr leicht gesunken. behörden Ein erheblicher Anteil der Feststellungen war in der Ver- Binnenfischer gesamt 2 48 letzung von Meldepflichten (124), in der mangelhaften und sonstige 527 Kennzeichnung von Fanggeräten (39 Fälle) wie auch in der Verletzung von Vorschriften des gemeinschaftlichen Wie in den Vorjahren ergaben auch im Jahr 2020 die Fischereirechtes (Logbuch, Anlandeerklärung) (31 Fälle) Ermittlungsverfahren in der überwiegenden Anzahl den zu verzeichnen. Die Anlandung von Fischen während Straftatbestand der Fischwilderei (661 Fälle). Daneben der Schonzeit oder von untermaßigen Fischen wurde wurde in 9 Fällen wegen des Verdachtes der Urkun- in 17 Fällen festgestellt. denfälschung (Fischereischein, Erlaubnisschein) und in Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 11
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung 44 Fällen wegen des Verdachtes der Tierquälerei ermittelt. Anglern ergab im Jahr 2020 1.349 Feststellungen mit Die Feststellung ordnungswidriger Handlungen bei 1.889 ordnungswidrigen Tatbeständen (s. a. Tab. 2). Tabelle 2: Art und Anzahl der owi. Tatbestände von Anglern - Feststellungen der Jahre 2016 – 2020 Tatbestand 2016 2017 2018 2019 2020 Verletzung der Fischereischeinpflicht 544 454 525 536 579 Fischereischein ungültig 95 92 102 114 125 Nicht-mit-führen AE (Küstengewässer) 472 395 371 374 347 Nicht-mit-führen AE (Binnengewässer) 263 268 325 349 422 Verstöße gegen Mindestmaße / Schonzeiten 35 19 31 15 15 Verstöße Tagesfangbegrenzung (Dorsch) - 4 31 6 7 Nichtbeachtung der Schongebietsregelungen 203 221 259 205 196 Verwendung lebender Köderfische 22 21 21 11 17 Schleppangeln in Verbotsgebieten 80 57 61 65 55 Nichtbeachtung Verankerung in inneren Küstengew. 81 31 57 24 37 Verletzung sonstiger Gebote und Verbote 65 50 28 40 89 Von den 1.688 Feststellungen des Jahres 2020 konn- ten 1.595 Vorgänge betroffenen Fischereiberechtigten zugeordnet werden, die Verteilung ist im nebenstehen- den Diagramm dargestellt. Abb. 2: Anteil der Feststellungen bezogen auf die Fischereibe- rechtigten (MP-GmbH = Fischerei Müritz-Plau, FU = sonstige Fischereiunternehmen, HRO = Hansestadt Rostock ohne =keine Gewässer betroffen) Pressemitteilung Nr. 68 des BMEL vom 20.04.2020 Julia Klöckner: Europäische Hilfen für Fischereibetriebe während Corona-Pandemie beschlossen In Brüssel wurde eine Änderung der Verordnung über sie Corona-bedingt nicht auslaufen können. Auch im den Europäischen Meeres- und Fischereifonds beschlos- Bereich der Aquakultur sowie der Binnenfischerei ist sen, die flexible Hilfen für die Fischerei und Aquakul- das möglich.“ turbetriebe ermöglicht. Mit dieser Änderung können Deutschland habe bei den Abstimmungen zudem sehr beispielsweise Betriebe unterstützt werden, die ange- deutlich gemacht, dass auch die bereits seit Herbst 2019 sichts der Covid-19-Pandemie vorübergehend schlie- ausstehende Änderung zur Unterstützung bei der end- ßen müssen. gültigen Stilllegung in der Ostsee schnell verabschiedet Die Bundesfischereiministerin Julia Klöckner begrüßt und – wie vom Rat bereits beschlossen – auf die Fische- das ausdrücklich: „Die Küstenfischerei hat bei uns eine rei der westlichen Dorsch- und Heringsbestände ausge- lange Tradition, ist in den Regionen fest verankert. Viele weitet werden sollte, so die Ministerin weiter. Familien leben von diesem Handwerk. Sie wollen wir Die beschlossenen Unterstützungsmaßnahmen können unterstützen, die Auswirkungen der Pandemie abpuf- flexibel innerhalb des derzeit geltenden Mehrjährigen fern, Existenzen sichern. Es ist daher gut und wichtig, Finanzrahmens erfolgen. Die Verordnungsänderung dass die Betriebe nun Fördermittel als Überbrückungs- hat damit keine Auswirkungen auf die EU-Haushalts- hilfe für Zeiten in Anspruch nehmen können, in denen planung in den Jahren 2021-2027. 12 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus dem Ministerium / Aus der Verwaltung LALLF: Auswertung der Ausgabe von Angelerlaubnissen in Küsten- und Binnengewässern M-V Im nachfolgenden Diagramm wurde die Anzahl der 25.000 AE) auf die Reisebeschränkungen während der insgesamt ausgegebenen Angelerlaubnisse für die Corona-Pandemie1 zurückzuführen. Die Heringsangel- Küstengewässer (Fischereiberechtigte: Land M-V, saison im März / April 2020 ist in den Küstengewäs- Hansestadt Rostock, Stadt Ribnitz, Stadt Usedom) und sern damit für die auswärtigen Angler komplett ausge- für die Binnengewässer (Fischereiberechtigte: Binnen- fallen. Der zweite Lockdown mit Reisebeschränkungen fischereibetriebe, Angelverbände/-vereine, sonstige in den Monaten November und Dezember trug dann Gewässereigentümer/-pächter) seit dem Jahr 2012 nochmals zur Negativbilanz bei. Die Angelerlaubnisse dargestellt. 2020 verteilen sich auf Bürger aus M-V mit 5.454, Bür- ger anderer Bundesländer mit 15.927 und Bürger an- derer Staaten mit 569. Bei der Ausgabe der Angelerlaubnisse für die Binnen- gewässer ist ein Einfluss aufgrund der Corona-Pande- mie1 nicht festzustellen. Dies begründet sich dadurch, dass die anglerisch-touristische Nutzung der Binnenge- wässer hauptsächliche während der Sommer-, Urlaubs- und Ferienzeit erfolgt. Die Anzahl von ausgegebenen Angelerlaubnissen für Binnengewässer hat damit erstmals die Anzahl von AE für die Küstengewässer überschritten. Bei der Ausgabe der Angelerlaubnisse für die Küsten- 1 Die Angler aus den anderen Bundesländern durften zwischen gewässer fällt zum einen die Reduzierung von 2016 16.03.2020 und 25.05.2020 für touristische Zwecke nicht zu 2017 (minus 15.000 AE) auf, die in der Einführung nach M-V einreisen – vom 25.05.2020 bis 30.06.2020 be- der Dorschtagesfangbegrenzung für die westliche Ost- traf das Einreiseverbot die Tagesgäste ohne Unterkunftsnach- see durch die EU-Kommission zu erklären ist. Zum an- weis. Weitere Reisebeschränkungen waren in den Monaten deren ist die Reduzierung von 2019 zu 2020 (minus November und Dezember 2020 gegeben. Ausgegebene Angelerlaubnisse für Binnengewässer M-V der Ausgegebene Angelerlaubnisse für Küstengewässer M-V der Jahre 2011-20 Jahre 2011-20 Ausgegebene Fischereiabgabemarken M-V der Jahre 2011-20 Erteilung des zeitlich befristeten Fischereischeines in M-V Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 13
Aus der Fischerei / Fischhandel Bericht des Präsidiums des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg – Vorpommern e. V. für das Jahr 2019 (Auszug) Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen den an den Fischbeständen durch die Kormorankolo- und Kollegen, nie auf dem Krakower Untersee. Mai 2018, der Antrag wird abgelehnt. Die Antragstel- Für den Landesverband der Binnenfischer Mecklenburg ler gehen in Widerspruch. – Vorpommern e. V. standen im vergangenen Jahr die Oktober 2019, dem Widerspruch wird mit Auflagen Verhandlungen zur Verlängerung der Verpachtungen stattgegeben. Soweit – so gut? Nein! der Fischereirechte im Vordergrund. Der Vertragsvor- Die Auflagen, die von der unteren Naturschutzbehörde schlag des Ministeriums entsprach zwar nicht in allen verlangt werden, übersteigen ein vertretbares Maß an Punkten unseren Vorstellungen, aber er ist ein guter und finanziellen Aufwendungen, die auch mit Mitteln aus akzeptabler Kompromiss. Soweit wir Kenntnis über die der Fischereiabgabe nicht zu realisieren sind. Ein Bei- Pachtkonditionen haben, sind die Bedingungen für die spiel wie die „Unterstützung“ der Behörden für die Fischerei, neben Teilen Schleswig-Holsteins und Bay- in der Praxis läuft. erns, hier bei uns mit die besten in der Bundesrepub- lik. Besonders die lange Laufzeit von 18 Jahren ist ein Dabei sollten die Natur – und Artenschützer ein großes wesentliches Element zur langfristigen Zukunftssiche- Interesse an einem ausgewogenen Verhältnis der Arten rung des Berufszweiges. Da die neue Pachtperiode erst haben. Sollte keine wirksame Reduzierung der Kor- am 1.1.2022 beginnt, haben unsere Betriebe also fast moranbestände erfolgen, stehen zukünftig 25.000 ha 20 Jahre Sicherheit. Damit sind Investitionen, Betriebs- Teichfläche allein in Deutschland zur Disposition. Unter übergaben an Nachfolger und Aalbesatz ohne Ängste den jetzigen Bedingungen kann kaum ein Teichwirt- möglich. Anders als in der Küstenfischerei hat in unse- schaftsbetrieb die Mittel erwirtschaften, die zur Erhal- rem Bereich das Land wesentliche Hebel zur Absiche- tung der Flächen notwendig sind. Damit werden dann rung der Betriebe in der Hand und hat sie in unserem auch 25.000 ha wertvolle Flachwasserbiotope ver- Sinne genutzt. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene schwinden – ein Erfolg des Naturschutzes! Festlegung der Laufzeit der Verträge für die Fischerei- pacht auf 18 Jahre festzulegen wurde vom Landwirt- Auch die Bemühungen, die Bestände des Europäischen schaftsministerium umgesetzt. Dafür herzlichen Dank. Aals wieder zu stabilisieren, werden durch Kormorane Die Erhöhung der Pacht um 10 % entspricht zwar nicht nicht erleichtert. Trotzdem bemühen sich Fischer und unseren Wünschen, da eine Reihe Einwirkungen die Er- Angler mit Besatz den Forderungen des Aalmanage- träge der Gewässer negativ beeinflusst. Die Preiserhö- mentplanes zu entsprechen. Wir sind dankbar für die hung wird aber durch die lange Laufzeit ausgeglichen. Förderung der Besatzmaßnahmen aus Mitteln der Eu- Es ist ein Kompromiss der für beide Seiten akzeptabel ropäischen Union und des Landes. Mit dem Besatz auf ist und es wird auch den Forderungen des Rechnungs- der Grundlage der wissenschaftlichen Vorgaben des hofes an das Ministerium Rechnung getragen. Fischereiinstituts und der wissenschaftlichen Begleitung der Erfolgskontrolle des Aalbesatzes sollte es gelingen, Nicht berücksichtigt wurden bei den Pachtverhandlun- den Aal als wichtiges Wirtschaftsobjekt zu erhalten. gen die ungelösten Probleme mit dem falschen Arten- Der Verband wird auch in den kommenden Jahren die schutz. Neben unserem Uraltproblem mit den viel zu Organisation des kollektiven Besatzes übernehmen. hohen Kormoranbeständen werden auch Otter und Damit werden, auch in den kommenden Jahren, so Biber zum Problem. Kegelrobben und Wölfe bereiten weit Fördermittel bereitstehen, die Verbandsmitglieder unseren Küstenfischern und den Landwirten große Pro- davon profitieren können. bleme. Hier müssen von den politisch Verantwortlichen Was erwarten wir Binnenfischer in M-V in den kom- auf allen Ebenen (Länder, Bund, EU) die Rahmenbe- menden Jahren? dingungen der Populationsentwicklung dieser Tierar- Eine ganze Reihe von Veränderungen die wir kaum ten angepasst werden. Für die Binnenfischerei sind in oder gar nicht beeinflussen können. Wir können auch Mecklenburg-Vorpommern die seit Jahren zu großen nicht in die Zukunft schauen. Für die Hochseefische- Kormoranbestände ein existentielles Problem. Die Natur- rei und vielleicht auch für die Küstenfischerei wird der schutzbehörden sind wenig kooperativ, wenn Projekte Brexit Auswirkungen haben. Die Binnenfischerei kann zur Einwirkung von Kormoranen auf Fischbestände in eventuell durch veränderte Preise beim Zukauf von See- Binnengewässern ermittelt werden sollen. fischen betroffen sein. Beispiel: Februar 2018, der LAV und Binnenfischerei- (Zum Zeitpunkt der Konzeption der Rede war von Co- verband stellen einen Antrag zur Ermittlung der Schä- rona-Pandemie noch keine Rede.) 14 Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021
Aus der Fischerei / Fischhandel Rede des Kommissar Virginijus Sinkevičius für den Exekutivausschuss des Ostsee-Beirats (BSAC)* Brüssel, 20. Januar 2020 Viele Eckpfeiler unserer Politik, das MSY-Ziel, die An- landeverpflichtung, die Mehrjahrespläne ... werden erst jetzt wirklich umgesetzt. Wir haben gerade eine neue technische Maßnahmeregelung und überarbei- ten noch unser Kontrollsystem. Lassen Sie also die ak- tuelle Politik zuerst ihre Vorzüge unter Beweis stellen. Und bisher scheint unser Ansatz zu funktionieren. Wir sehen, dass dort, wo der Druck auf die Fischbestände abnimmt, die Fischereigewinne steigen und manchmal ein Rekordniveau erreichen. Foto: Th. Wichmann Mit dem Wiederaufbau der Fischbestände können wir die Chancen erneut erhöhen. Beim Rat vom letzten De- zember konnten wir das für 25 Bestände tun. In der Bewertung sollten auch die neuen Herausforde- Kommissar Virginijus Sinkevičius während seiner Rede vor rungen für die Fischerei berücksichtigt werden. Und wie dem BSAC. können wir diese in der Gemeinsamen Fischereipoli- tik besser berücksichtigen? Ich spreche von Klimawan- Sehr geehrter Herr Vorsitzender, del, sozialen Standards oder Meeresverschmutzung. Sehr geehrte Damen und Herren, Und das bringt mich zum konkreten Fall der Ostsee. vielen Dank, dass Sie mich in den Exekutivausschuss Ostsee: Außergewöhnliche Maßnahmen Ihres Beirats eingeladen haben. Diese Woche ist sehr hektisch, so dass ich nicht das ganze Meeting über blei- Das Fischereimanagement in der Ostsee ist seit langem ben kann, aber ich wollte zumindest bei der Eröffnung Vorreiter und Vorbild für andere Meeresbecken. Der hier sein und diesen ersten Kontakt herstellen. Die Ost- Löwenanteil der Fänge stammt seit Jahren aus nach- see liegt mir besonders am Herzen. haltiger Fischerei. Aber jetzt hat sich die Situation ver- schlechtert. Beziehungen zu Stakeholdern Mehrere Fischereien in der Ostsee befinden sich in einer sehr schwierigen Situation. Das wissen Sie nur Ich wollte hier sein, weil ich glaube, dass es sehr wich- zu gut. Das Ausmaß und das Tempo dieser Entwick- tig ist, eng mit Ihnen und den anderen Stakeholdern lungen haben jedoch viele überrascht. zusammenzuarbeiten. Sie sind die Ersten, die die Aus- Der westliche Hering wird trotz erheblicher TAC-Kür- wirkungen unserer Richtlinien auf kurze und lange Sicht zungen mindestens bis 2022 unter dem gefährlichen spüren. Sie kennen die lokale Situation und die loka- Grenzwert bleiben. Wir müssen diesen Bestand wie- len Probleme. Sie sind unsere „Stiefel auf dem Boden“ der aufbauen, damit sich unsere Fischer und Fischerin- („Boots on the Ground“). nen auf ihn als nachhaltige Einkommensquelle für die Die Beiräte spielen eine grundlegende Rolle bei der Zukunft verlassen können. Entwicklung und Umsetzung der gemeinsamen Fische- Der Dorsch im Osten ist in einer besonders schlechten reipolitik. Der Ostsee-Beirat wird von der Kommission Situation. Letztes Jahr wurde das volle Ausmaß und die für seine Empfehlungen und Beiträge zu den europäi- Schwere des Problems deutlich. schen politischen Prozessen sehr geschätzt. Ich bin si- Die Sofortmaßnahmen im Jahr 2019, die Senkung der cher, dass ich während meines Mandats von Ihrem TAC und die technischen Maßnahmen schaden unse- Fachwissen profitieren werde. ren Fischern und Fischerinnen kurzfristig. Ich weiß das, Wie Sie wissen, hat mich Präsidentin von der Leyen und ich bedaure es. Aber sie sind unverzichtbar. Wir mit den Bereichen Umwelt, Ozeane und Fischerei be- müssen alles tun, damit sich die Dorschbestände im auftragt. östlichen Baltikum erholen. Es wäre unverantwortlich, Dies schließt natürlich die gemeinsame Fischereipolitik den Geschäftsbetrieb wie gewöhnlich fortzusetzen. ein. Bis Ende 2022 werden wir einen Bericht über die Aus diesem Grund hat die Kommission auch vorge- Funktionsweise der GFP vorbereiten. Wir werden bewer- schlagen, den Ostsee-MAP (Mehrjahresplan für die ten, wie unsere Politik funktioniert. Zuallererst müssen Bewirtschaftung) zu ändern, und wir haben vorge- wir jedoch die derzeitige Politik vollständig umsetzen. schlagen, die Abwrackung von Fischereifahrzeugen, Fischerei & Fischmarkt in M-V • 1/2021 15
Sie können auch lesen