61 50 Jahre Aquakulturforschung in Born - Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

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61 50 Jahre Aquakulturforschung in Born - Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei
Mitteilungen der Landesforschungsanstalt
für Landwirtschaft und Fischerei                                     61

50 Jahre Aquakulturforschung
in Born

                                       Landesforschungsanstalt
                                       für Landwirtschaft und Fischerei
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IMPRESSUM

Herausgeber
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern
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Fax: 03843/789-111
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Redaktionskollegium
Dr. P. Sanftleben, Dr. K.-U. Katroschan, Dr. H. Heilmann, G.-M. Arndt
Die Verantwortung für die Beiträge liegt bei den Autoren.

Redaktionelle Betreuung
Dr. Ralf Bochert

Titelfoto
LFA, Institut für Fischerei

Gestaltung/Realisierung
www.tangram.de, Rostock

Druck
Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern,
Druckerei der Landesregierung, Schwerin

ISSN 1618-7938

Gülzow, Mai 2019

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesforschungsanstalt
für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern unentgeltlich abgegeben.
Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von
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Die Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sind auch
über die Internetseite www.lfamv.de erhältlich.
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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

50 Jahre lang liefert die Forschungsanlage Born nun
schon Forschungsergebnisse für die Fischereipraxis.
Wenn das kein Anlass ist, über ihre Arbeit in würdiger
Weise in Form einer Sonderausgabe zu informieren!

Im vorliegenden Sonderheft präsentiert die Landes-
forschungsanstalt MV nun die historische Entwick-
lung der Forschungsanlage auf dem Darß, gibt einen
Überblick über die wissenschaftlichen Erfolge und
beschreibt die aktuellen Forschungsschwerpunkte
im Dienste einer nachhaltigen Fischproduktion. Mit       1,3 Mio. t Aquakulturerzeugnisse werden jährlich nach
dem Betrieb in Born verbindet sich eine wechselvolle     Deutschland eingeführt. Das ist ein riesiger Markt, an
Geschichte. Als im Jahr 1968 die Entscheidung für        dem Mecklenburg-Vorpommern partizipieren kann.
eine Aquakulturforschung fiel, wurde der Grundstein      In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit aber
am Standort Born gelegt. Vorausgegangen waren seit       lediglich 1.300 t Fisch pro Jahr in Aquakultur aufge-
1965 erfolgreiche Kleinversuche von Mitarbeitern des     zogen.
„Volkseigenen Betrieb Fischwirtschaft Bezirk Rostock“
mit Aalen. „Aal“ war damals ein Zauberwort, das in       Es ist jedoch der erklärte Wille der Landesregierung,
seinem Stellenwert fast mit „Devisen“ gleichzusetzen     den Ausbau der nachhaltigen Aquakultur voran-
war. Vom ursprünglichen Konzept wurde jedoch             zutreiben und den Anteil der Eigenversorgung mit
bereits zwei Jahre später Abstand genommen und           Fisch zu erhöhen. Für Mecklenburg-Vorpommern
die Forschung auf die Sicherung der zukünftigen          als gewässerreichstes Bundesland ist die Aquakultur
Brackwasserfischzucht fokussiert. Daraus ging bei-       in meinen Augen eine zukunftsweisende Technolo-
spielsweise die viel beachtete BORN-Forelle hervor.      gie. Angesichts des steigenden Bedarfs an Fisch und
Es gelang, regional heimische Fische mit einer hohen     gleichzeitig weltweit zurückgehender Fischbestän-
Anpassung an warme Wassertemperaturen zu selek-          de in den Meeren und Binnenseen kommt ihr eine
tieren.                                                  wachsende Bedeutung bei der Versorgung unserer
                                                         Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln zu.
Seit 1992 wird die Arbeit in der Landesforschungs-       Die kontrollierte Aufzucht von Fischen oder Meeres-
anstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklen-        tieren bietet so unserer Fischerei zusätzliche wirt-
burg-Vorpommern weitergeführt. Die zentrale Auf-         schaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Die Zander-
gabe, zukunftsfähige Produktionsverfahren im             zucht in Hohen Wangelin oder die Garnelenfarm in
Bereich Aquakultur zu entwickeln, ist geblieben. Die     Grevesmühlen sind bereits hervorragende Beispiele
angewandte Forschung beschäftigt sich intensiv mit       für hochwertige Produkte aus der Aquakultur unseres
regionalen Anpassungen und erarbeitet Empfehlungen       Landes.
für eine nachhaltige und tierwohlgerechte Praxis. Der
Forschungsschwerpunkt zahlreicher Projekte liegt auf     Ich bin mir sicher, die Anlage in Born wird ihren Bei-
der nachhaltigen Kreislauftechnologie in der Aqua-       trag leisten, dass wir auf diesem Weg weitergehen.
kultur. Kreislaufanlagen schonen Wasserressourcen,
sind witterungsunabhängig und kommen gänzlich
ohne Antibiotika aus.

Leider führt die Aquakultur in Deutschland immer
noch ein Schattendasein. Der Pro-Kopf-Verbrauch
an Fisch liegt in Deutschland bei rund 15 kg im          Dr. Till Backhaus
Jahr. Die Aquakultur deckt davon etwa ein Vier-          Minister für Landwirtschaft und Umwelt
tel ab. Das erfolgt zum großen Teil durch Importe.       Mecklenburg-Vorpommern

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

INHALT

Historie der Anlage Born ......................................................................................................................................................................................................6
Dr. Ralf Bochert, Dr. Eckhard Anders

50 Jahre Wissenschaft in Born .......................................................................................................................................................................................20
Dr. Eckhard Anders, Dr. Ralf Bochert

Wiederherstellung der Bestände des Baltischen Störs ................................................................................................................................30
Gerd-Michael Arndt, Stefan Herper, Daniel Genz, Steffen Schulz, Lutz Krenkel,
Dr. Ralf Bochert, Dr. Jörn Gessner, Dr. Eckard Anders

Das Meerforellenprojekt des Landes Mecklenburg-Vorpommern .....................................................................................................44
Harry Hantke, Gerd-Michael Arndt

Meilenstein BORN-Forelle..................................................................................................................................................................................................53
Dr. Eckhard Anders, Dr. Ralf Bochert

Der Zander – eine Art zur Diversifizierung der Aquakulturproduktion in Kreislaufanlagen.............................................64
Dr. Tobias Rapp, Marcus Stüeken

Regionale Fischproduktion aktuell – Ostseeschnäpel .................................................................................................................................73
Dr. Ralf Bochert

Flussbarsch regional: Forschungen in der Versuchsanlage Born a. Darß........................................................................................79
Frederik Buhrke, Dr. Ralf Bochert, Andreas Tielebier

Ein neues Forschungsprojekt für die Aquakultur: die Weissfußgarnele Penaeus vannamei .............................................91
Dr. Alexandra Segelken-Voigt

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Historie der Anlage Born
History of the research station in Born
Dr. Ralf Bochert, Dr. Eckhard Anders

Abstract: This article describes the development of the research station Born during its 50 years history
from 1969 to 2019. The early history was described by historical documents and photographs. More than
100 employees are documented for the research station. The membership changed several times during
built the history. During recent years a lot of EU financed projects were done. Several foreign sites were
build and used for further practical research.

Vor 50 Jahren, im Herbst 1969, wurde die Versuchsanlage Born feierlich eröffnet. Vorausgegangen waren er-
folgreiche Kleinversuche seit 1965 von Mitarbeitern des „Volkseigenen Betrieb (VEB) Fischwirtschaft Bezirk
Rostock“ mit untermaßigen Aalen, die in Käfigen innerhalb eines Sommers zu Speiseaalen herangezogen wer-
den konnten. Das in Bau befindliche Kernkraftwerk in Lubmin ließ mit seinen anfallenden Kühlwässern eine
günstige Überführung der Versuchsergebnisse in die Praxis erhoffen. Die Vorstellung dieses Projektplanes auf
der Ostseemesse 1968 in Rostock weckte bei seinem Rundgang auf der Messe das Interesse von Walter Ulbricht.
„Aal“ war ein Zauberwort, das in seinem Stellenwert fast mit „Devisen“ gleichzusetzen war. Beides zusammen
setzte bürokratische Hürden außer Kraft, sodass zügig mit der Umsetzung des Planes begonnen werden konnte.
Von der SED-Bezirksleitung Rostock wurde entschieden, bereits im Jahre 1969 zum großtechnischen Versuch
überzugehen. Die technischen Voraussetzungen sollten durch den Bau einer Versuchsanlage geschaffen werden
(SCHENK und SCHLUMPBERGER, 1970).

Abb. 1:   Originale Pläne der geplanten Versuchsanlage von 1968 mit geplantem Wirtschaftsgebäude (1) am heutigen Hafen,
          Steganlage (2) und 250 Gehegen (3). Hauptgebäude der Versuchsanlage (4) mit Störteich, Hafenkanal, KWA I-III,
          Pumpenhaus und Warmwasserhalle auf dem „Mikrostandort“

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Viele Fragen zum geplanten Verfahren waren noch offen und es waren insofern weitere Versuche in produktions-
relevanten Größenordnungen erforderlich. Nach eingehenden Untersuchungen der See- und Küstengewässer
durch den VEB Fischwirtschaft wurde das Gebiet am Koppelstrom zum Makrostandort erklärt und auf Grund
der vorliegenden hydrobiologischen und hydrografischen Bedingungen für geeignet befunden. Da auch die
Kleinversuche in Born durchgeführt worden waren, das Boddenwasser an diesem Standort den Lubminer Be-
dingungen ähnelte und das Kraftwerk in Lubmin noch Jahre bis zur Fertigstellung benötigte, wurde der Bau der
Versuchsanlage in Born beschlossen. Als einziges geeignetes Baugelände wurde die sogenannte „Borner Ablage“
befunden. Bereits 1968 lagen die Pläne für landseitig ein Wirtschaftsgebäude, einen Steg mit 20 Gehegen und
seeseitig 25 Leinen mit jeweils 10 Käfigen im Bodden vor (Abb. 1). Jedoch sollte dann die „Borner Ablage“ als ein
Hafen ausgebaut werden und ein Alternativstandort wurde gesucht. Am 23.11.1968 wurden die Flurstücke 132/2
und 143/3 als Mikrostandort wegen ihrer zentralen Lage zur seeseitigen Anlage erklärt (SCHENK und SCHLUMP-
BERGER, 1970).

Aufbaumaßnahme 1969 – Bau einer Aalmastanlage in Born

Im Dezember 1968 stellte der VEB Fischwirtschaft den Antrag, gemäß § 1 Abs. 2 der Durchführungsverordnung
zum Gesetz über den Aufbau der Städte in der DDR und der Hauptstadt Berlin (Aufbaugesetz vom 07.06.1951)
das Gelände (Mikrostandort) in Rechtsträgerschaft zu übereignen.

Am 06.12.1968 beschloss die Gemeindevertretung von Born mit der damaligen Bürgermeisterin Pingel, auf
Grundlage des Aufbaugesetzes vom 06.09.1950 mehrere Grundstücke zum Aufbaugebiet zu erklären. Eigen-
tümer der Grundstücke waren Herr Bruno Stark (Flurstück 143) und Herr Erich Michaelis und dessen Ehefrau
(Flurstück 132, 133). Am 09.01.1969 befürwortete der Rat des Kreises Ribnitz-Damgarten die Übereignung des
Flurstücks 143 in Volkseigentum. Die Grundstücke sollten nach Entschädigungsgesetz vergütet werden. Das
Bezirksbauamt entsprach dem Antrag und erklärte am 17.02.1969 die Fläche zum Aufbaugebiet. Baubeginn
war der 28.01.1969 mit dem Erstellen der Baustelleneinrichtung und den Vorbereitungen für das Fundament.

Heute befindet sich die Anlage immer noch auf diesen Grundstücksteilen 132/8, 133/1 und 143/4.

Die Erschließung des Aalmastbetriebes erfolgte im Januar 1969 durch die Kreisentwurfsgruppe Ribnitz-Dam-
garten und wurde am 03.04.1969 von der Staatlichen Bauaufsicht im VEB Landbaukombinat Rostock geprüft.
Landseitig war der Bau einer Kaufhalle Typ C III 30 (VEB Metallleichtbaukombinat Halle) angedacht. Dieser noch
in der Nullserie befindliche Landkaufhallentyp in Leichtbauweise wurde aus der staatlichen Planung heraus-
genommen und räumlich den geänderten Anforderungen einer Forschungsanlage angepasst. Dazu gehörten
neben Büro- und Sanitärräumen ein Wasserlabor mit mehreren Kreisläufen für die Fischhaltung, ein Labor für
Wasseruntersuchungen, ein großer Kühlraum für die Futterfischhälterung sowie eine Werkstatt. Ein extrem
strenger und langanhaltender Winter verzögerte den Bau. Die Montage der Stahlbaukonstruktion erfolgte am
17.03.1969 und erst am 23.09.1969 waren die Dacharbeiten abgeschlossen. Der Innenausbau erfolgte parallel
und wurde zur Eröffnung am 06.10.1969 fertiggestellt. Für die Durchführung der Aufzuchtversuche in schwim-
menden Gehegen musste ein Hafenbecken ausgehoben werden. Der Kanal und das Hafenbecken als Verbin-
dung der land- mit der seeseitigen Anlage wurden vom 30.05.–14.06.1969 gebaut. Die unbefestigte Böschung
hielt aber der Belastung durch das laufende Fahren der Boote nicht stand. Um ein Versanden des Hafenbeckens
zu vermeiden, wurde 1970 eine Spundwand aus 70 Pfählen eingespült.

Die Anlage verfügte über 2 Tiefbrunnen zur Versorgung der sanitären Anlagen. Boddenwasser wurde mittels
2 Pumpen (SK32/3) aus der Boddensaugleitung gefördert. Der Ansaugpunkt im Hafenbecken war ungünstig
und musste bereits 1970 wieder verlegt werden.

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61 50 Jahre Aquakulturforschung in Born - Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

                                                                 Als Kernstück wurde das Warmwasserlabor bezeichnet,
                                                                 in dem 8 Stahlbehälter standen (Abb. 2).

                                                                 Zur Hälterung von Fischen, sowohl im offenen als
                                                                 auch im geschlossenen System existierten 8 Stahl-
                                                                 behälter (ca. 3,4 × 1 m, ca. 2,4 m³) (Abb. 3) versorgt
                                                                 über vier Pumpen (WBJ 40/1). Ähnliche Behälter be-
                                                                 finden sich heute im Außenbereich und umfassen
                                                                 die Kaltwasseranlage (KWA) II. Weiterhin gab es einen
                                                                 Aquarienraum zur Hälterung und Beobachtung
Abb. 2:   Beckenanlage im Warmwasserlabor ca. 1971               mit 36 Aquarien (70 × 45 × 35 cm) und vier Aquarien
                                                                 mit 400 l.

Parallel zum Bau der landseitigen Anlage gingen die Versuche im Koppelstrom der Darßer Boddenkette weiter.
Geplant war eine Größenordnung von 10 bis 20 t Aale. Das Besatzmaterial wurde, wie auch in den darauffolgenden
Jahren, aus den Fängen der Küstenfischereibetriebe zwischen der Wismarer Bucht und dem Achterwasser in
Born zusammengeführt. Für die seeseitige Anlage wurde eine ca. 17 ha große Fläche zum Fischereischutzgebiet
erklärt. Im Jahre 1969 wurden 250 Aalmastgehege 6 × 2 × 1 m gebaut, 220 kamen in der Mastphase zum Einsatz
und 30 waren Reserve (Abb. 3). Den Bau der Gehege übernahmen die eingestellten Mitarbeiter selbst, teilweise
in gut bezahlter Feierabendarbeit. Dabei erwies sich die Zusammensetzung der damals Beschäftigten als ein
großer Vorteil. Es waren fast ausschließlich ortsansässige Handwerker aus unterschiedlichen Berufen, die zum
großen Teil von der Seebaggerei übernommen wurden und über einen reichen, praktischen Erfahrungsschatz
verfügten. Zum Betrieb der seeseitigen Anlage standen 6 Stahlboote (Typ Wels), 2 Plasteboote (Typ Hecht,
Typ Anka) und 1 Arbeitsboot zur Verfügung.

Die Besetzung der seeseitigen Anlage erfolgte vom 28.04.–18.07.1969 mit insgesamt 33,3 t Aal. Ca. 300 kg (30 kg/m³)
wurden pro Gehege besetzt. Nach der ersten Sortierung wurde die Besatzmenge halbiert. Abfischung erfolgte
zwischen dem 01.10. und 24.11.1969 mit insgesamt 26,6 t Aal (ca. –w25 %).

Im Zeitraum von 1970 bis 10.06.1971 wurden weitere Arbeiten an der Außenanlage fertiggestellt. Dazu zählten
ein Betonplattenweg, Lichtmasten und das Hafenbecken mit Kanal (Abb. 4). Die Wasserversorgung der Kreis-
läufe übernahm ab 1970 ein kleines Pumpenhaus am Boddenrand (Abb. 3).

Abb. 3:   Blick vom Wachturm Richtung Bodden. Gestapelte Aalmastgehege, Pumpenhaus und die Einfahrt zum Hafenkanal
          sind zu erkennen, ca.1971. Der Betonplattenweg existiert in Teilen heute noch. Vor den Aalmastgehegen auf Höhe der
          Betonplatten befindet sich heute die KWA I/II. Auf dem Stellplatz der Aalmastgehege steht heute das Pumpenhaus. Die
          Stellplätze der Laternen sind noch heute so.

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Thema 1971 „Glasaalaufzucht im Brackwasser“

Aus den Erkenntnissen der kleintechnischen Versuchsserien konnten in den Jahren 1969 und 1970 keine be-
friedigenden Produktionsresultate gewonnen werden. Die Großversuche 1969 und in den folgenden Jahren
gestalteten sich schwieriger als erwartet. Krankheiten, mangelndes Besatzmaterial und witterungsbedingte Be-
treuungsausfälle ließen keine ökonomisch vertretbaren Aufzuchtergebnisse zu. Auch der Zukauf von Glasaalen
als Ausgangsmaterial war keine Alternative. Eine Überführung des Verfahrens in die Produktion war noch nicht
möglich. Hohe Verluste unter den Brackwasserbedingungen der Anlage in Born und kontinuierlich sinkende
Fänge der Tiere an den europäischen Küsten bei explodierenden Weltmarktpreisen zwangen letztendlich zu der
Einsicht, das Projekt Aalproduktion am Kernkraftwerk Lubmin aufzugeben. Das Konzept, dass die Anlage Born
zugleich Forschungs- und Produktionsbasis sein sollte, musste geändert werden. Von der Produktion sollte gänz-
lich Abstand genommen werden und eine Fokussierung auf die Forschung im Bereich der See- und Küstenfischerei
erfolgen zur Sicherung der zukünftigen Brackwasserfischzucht. Ein Konzept über die funktionelle Umprofilie-
rung der Anlage Born war in Arbeit. Mit der konzeptionellen Umstrukturierung 1971 stand die Frage im Raum:
wie kann das Kühlwasser des Kraftwerkes trotzdem für eine Fischproduktion genutzt werden? Im Jahresverlauf
war eine Temperaturerhöhung um 10 °C gegenüber dem Boddenwasser zu erwarten. Daraus ergab sich die
Möglichkeit, das Winterhalbjahr für eine Forellenproduktion und das Sommerhalbjahr für karpfenartige Fische
zu nutzen. Um der neuen Zielstellung gerecht zu werden, wurden zwei Rinnenanlagen (KWA I mit Erweiterung um
KWA II) geplant und gebaut, in denen Aufzuchtversuche mit Forellen und verschiedenen Cyprinidenarten durch-
geführt werden konnten (Abb. 6). Für die Selektionsarbeiten zur Züchtung eines robusten Forellenstammes, der
mit den schwierigen hydrologischen Bedingungen der Küstengewässer besser fertig wurde, kam 1984 noch
eine Rundbeckenanlage für die Laichfischhaltung hinzu.

Abb. 4:   Die letzten Meter für den Durchstich des neuen   Abb. 5:   In den Gehegeheber wird ein Aalmastgehege „einge-
          Hafenbeckens zum Bodden 1970                               schwommen“. Dahinter befinden sich das errichtete
                                                                     Sortierbecken für Aale und ein Nebengebäude mit
                                                                     Wachturm (heute Standort des Stahllagers), ca.1970.

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Ausstattung vor 1981

Einem Schreiben des VEB Fischwirtschaft vom 30.09.1976 ist zu entnehmen, dass die Wasserfassung der Anlage
Born sich auf 2 Labore (III und IV) beschränkte. In Labor III gab es eine Kreislaufanlage mit 4 Becken von 1 m³ und
eine Aquarienanlage mit 5 Becken von je 0,54 m³. In Labor IV gab es 1 Kreislaufanlage mit 1 Becken von 0,75 m³
und eine Modellkreislaufanlage mit zwei Becken von je 0,3 m³ (ANDERS, 1993).

Abb. 6:   Blick in die KWA I und KWA II mit den Langstrombecken. Diese wurden 2004/2005 durch neue ersetzt. Die Außenhülle
          wurde später neu verkleidet.

Für die wissenschaftlich-technischen Forschungsaufgaben zur fischereilichen Bewirtschaftung der Küstenge-
wässer standen 1981 dann 33 Haltungseinrichtungen mit insgesamt 43 m³ Haltungsvolumen zur Verfügung.
Die Wasserversorgung erfolgte über 3 fest installierte Pumpen und 2 mobile Zusatzpumpen. Stündlich wurden
ca. 225 m³ in den Durchlauf und in die Kreisläufe gefördert. 125 m³/h davon versorgte ein Brunnenschacht in
einem Pumpenhaus über einen Rohrkanal mit Boddenwasser. Die restlichen 100 m³/h lieferten eine freistehende
Pumpe und eine mobile Leitung direkt aus dem Bodden in die KWA II. Letztere konnte im Winter nicht betrieben
werden.

                                                                Mitte der 70er-Jahre wurde dann eine Kleinkreislauf-
                                                                anlage für den Warmwasserbetrieb errichtet. Sie be-
                                                                stand aus 18 Einzelaquarien (Abb. 7).

Abb. 7:   Aquarienanlage im Warmwasserlabor, ca. 1976

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

                                                                Aufbau eines mikrobiologischen Labors
                                                                nach 1974

                                                                Die Erfahrungen mit Fischkrankheiten während der
                                                                Versuche in Born haben gezeigt, dass die Beherr-
                                                                schung dieses Problems eine Voraussetzung für eine
                                                                erfolgreiche Aquakultur darstellt. Auch das massive
                                                                Auftreten von Bakteriosen bei der Forellenproduktion
                                                                in Gehegeanlagen in den Küstengewässern bedurfte
                                                                einer umfassenden Untersuchung. Im Bezirk Rostock
                                                                gab es keine Institution, die sich dieses Problems in
                                                                ausreichendem Maße angenommen hätte. Deshalb
                                                                wurde durch Umbaumaßnahmen im Jahre 1974 und
                                                                den Bau eines Nebengebäudes ein mikrobiologisches
                                                                Labor eingerichtet, in dem bakteriologische Arbeiten
                                                                möglich waren (Abb. 8). Das Labor verfügte über eine
Abb. 8:   Biologisch–hydrologisches Labor, ca. 1975             Nährbodenküche und eine Impfkammer (ANDERS,
                                                                1993).

Wechsel der Zugehörigkeit 1977

Die Überführung des Direktorates Forschung und Entwicklung, zu dem die Versuchsanlage Born gehörte, aus
dem VEB Fischwirtschaft Rostock zum Institut für Hochseefischerei im Jahre 1977 brachte durch Eingliederung
neuer Kollegen die Möglichkeit, die neuen Aufgaben intensiver zu bearbeiten.

Aufbau eines Erbrütungsraums 1978

1978 kam noch ein Erbrütungsraum für die Vermehrung von Regenbogenforellen und anderen Fischarten hin-
zu. Dank des „Neuerervorschlags 08/80“ von E. Anders und Herrn Schubert aus dem Jahre 1980 konnten später
auch Forelleneier getrennt nach Muttertieren in großer Stückzahl erbrütet werden. Dieses wurde durch den
Einsatz von Weinflaschen als Brutgläser möglich (Abb. 9).

Abb. 9:   Blick in den Erbrütungsraum. Links Zugergläser, rechts Weinflaschen zur Erbrütung umgebaut nach dem
          „Neuerervorschlag 08/80“, ca.1981

Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019                        11
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Versuchsanlage Laichfischhaltung

Der Aufbau einer Versuchsanlage Laichfischhaltung war eine im Rahmen der Staatsplanforschung am Standort
Born zu realisierende Aufgabe. Das geht aus einem Erläuterungsbericht des Leiters der Anlage Born, Roland
Fitzka, vom 03.03.1982 hervor. Geplant waren eine Pumpstation mit einer entsprechenden technischen Ausrüs-
tung zur Versorgung der gehälterten Laichfischbestände und zur Havariesicherung sowie eine Betonplatte zur
Aufstellung von 20 Fischhältern mit einem Gesamtvolumen von 80 m³.

Da die vorhandenen Haltungseinrichtungen für die laufenden Forschungsaufgaben ständig genutzt wurden,
machte sich für die Laichfischhälterung der Aufbau zusätzlicher Haltungseinrichtungen erforderlich. Dies stand
in engem Zusammenhang mit der Realisierung der am Kernkraftwerk Lubmin (KKW) anstehenden Forschungs-
aufgaben. Ziel war u. a. der Aufbau eines herbstlaichenden Forellenlaichfischbestandes, angepasst an die Brack-
wasserverhältnisse der Küstengewässer. Der Eibedarf an der Experimentalanlage am KKW wurde mit 2 Mio.
kalkuliert, hinzu kamen 0,7 Mio. Eier für die Anlage in Born.

In den Jahren 1981–1983 wurde der Bau einer Laichfischhaltung (heutige KWA III) mit 80 m³ Haltungsvolumen
realisiert. Der VEB Schiffsanlagenbau Barth erklärte sich am 11.06.1981 bereit, dem Institut für Hochseefischerei
und Fischverarbeitung, Außenstelle Born, 20 Rundbecken (Durchmesser 2,5 m, Volumen 4 m³) anzufertigen.
Fertigstellung war für das 1. Quartal 1983 geplant. Ein Wirtschaftsvertrag zur Montage der Rohrleitungen für
die fast fertige neue Laichfischhaltung wurde am 01.02.1984 geschlossen (Abb. 10).

                                                             Projekt 5/81 – Aufbau Pumpstation

                                                             Mit Aufbau einer Laichfischhaltung stieg der Wasser-
                                                             bedarf um ungefähr das Dreifache auf ca. 750 m³/h an.
                                                             2 UPL Pumpen von je 400 m³/h Förderleistung waren
                                                             bis dahin für den ständigen Betrieb vorgesehen, wäh-
                                                             rend 2 Stück in Reserve vorgehalten werden sollten.
                                                             Die bis dahin vorhandene Pumptechnik reichte nicht
                                                             mehr aus und sollte ersetzt werden.

                                                             Wesentlicher Teil der neuen Pumpstation war die
                                                             Wasserzuführung. Hierfür wurde eine Zwillingsrohr-
                                                             leitung in den Koppelstrom geplant. Jedes Rohr hatte
                                                             eine Nennweite von 53 cm und konnte rechnerisch
                                                             1.235 m³/h transportieren. Die Gesamtlänge ist 35,5 m.
Abb. 10: Blick in die erbaute Laichfischhaltung, ca. 1984,   Der Rohreinlauf wurde mit einer Steinschüttung rea-
         heute KWA III. Im Hintergrund Nebengebäude mit      lisiert. Das neue, größere Pumpenhaus gewährleistete
         heute Futter- und Laborlager                        die Bereitstellung der benötigten Wassermengen
                                                             (Abb. 11).

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Abb. 11: Blick vom Bodden auf die Anlage ca. 2001. Von links: Auslaufkanal, Nebengebäude Werkstatt (hinter Bäumen), Haupt-
         gebäude, Hafenkanal, Schleppdach für Hafenpumpen, Pumpenhaus klein, Betonplattenweg, Giebel KWA I, Pumpen-
         haus neu, KWA III. Im Vordergrund eine Boje als Markierung eines Ankersteins aus 1970 für Aalmastgehege. Die Boje ist
         noch heute in Funktion. Man beachte den freien Blick, heute versperrt durch Gehölze und Bäume.

Das Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung Rostock bestellte am 04.11.1980 beim VEB Kombinat
Pumpen und Verdichter, Betrieb Pumpenfabrik Oschersleben, 3 UPL Pumpen mit einer Förderleistung von
250  m³/h. Fertigstellung war für das 4. Quartal 1982 geplant. Dazu wurde am 03.06.1981 ein Wirtschaftsvertrag
geschlossen, in dessen Ergänzung für das 1. Quartal 1983 eine vierte UPL Pumpe bestellt wurde.

Wechsel der Zugehörigkeit 1992

Die politischen Ereignisse im Jahre 1989 blieben auch für die Versuchsanlage Born nicht ohne Folgen. 1992
wurde die Anlage als experimentelle Basis des Instituts für Fischerei in die neu gegründete Landesforschungs-
anstalt für Landwirtschaft und Fischerei des Landes Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Durch die tief-
greifenden Veränderungen in der gesamten Wirtschaft, neue Umweltstandards und vor allem die Stilllegung
des Kernkraftwerkes Lubmin waren die alten Zielsetzungen hinfällig geworden. Neue Aufgaben erforderten
und erfordern weiterhin Umbaumaßnahmen, um die gestellten Ziele zu erreichen.

Die Fischaufzucht in Gehegen in den Küsten- und Binnengewässern des Landes musste aus Gründen des Umwelt-
schutzes weitestgehend aufgegeben werden. Damit rückte die Aquakultur in Kreislaufanlagen in den Mittelpunkt
der Forschungsaufgaben. Die Bewilligung von EU-Geldern für ein Projekt zur Erforschung von Fragestellungen
zur Kreislauftechnologie unter Brackwasserbedingungen ermöglichte ab 2005 einen umfassenden Umbau der
Anlage.

Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019                                  13
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Sanierung Hauptgebäude

Im Rahmen des EU-Programms FIAF (2000–2006) erfolgten innerhalb eines Projektes (2004–2008) in den Jahren
2005/2006 der massive Umbau des Hauptgebäudes (Abb. 12) und die Schließung des Hafenbeckens zu einem
Teich. Im Außenbereich existierten bis dato u. a. noch die Gebäude Holzlager, Tischlerei und ehemaliger Wach-
turm (Abb. 13, 14). Diese wurden nach 2009 rückgebaut. Ein vorhandener Sauerstofftank wurde ebenfalls um-
verlegt.

Die Sanierung des Hauptgebäudes wurde in 2005 begonnen (Abb. 12). Nebengebäude, z. B. Wachturmgebäude,
wurden abgerissen (Abb. 14). Im Ergebnis verfügt das Hauptgebäude im Sozialtrakt über nunmehr 4 moderne
Büros, ausreichend sanitäre Einrichtungen und neben kleineren Funktionsräumen über einen Besprechungsraum.
Heizung, Lüftung, Elektro und Notstromaggregat finden sich in den Technikräumen. Ein modernes Labor, ausge-
stattet mit zahlreichen Geräten, ermöglicht auf 50 m² umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten. Weitere 25 m²
dienen als Lager und der Wissenschaft als Schlachtraum. In einem Kühlraum von 40 m² werden Eier bei unter-
schiedlichen Temperaturen erbrütet. Fischhälterung ist in einem Kreislauf mit 6 Rinnen auf 40 m² möglich. Der
größte Teil der Forschung findet auf 260 m² statt. Dieser Raum ist ausgestattet mit 6 kleineren Kreislaufmodulen
für jeweils 9 36 l Aquarien oder 4 100 l Aquarien. Jeweils 3 dieser Kreislaufmodule können zu einer Einheit kom-
biniert werden. Dieser Raum wurde in 2018 zur Zentralen Versuchstierhaltung (ZVTH) deklariert und mit einer
Hälterungsgenehmigung nach § 11 Tierschutzgesetz registriert. Bis 2017 existierte auch noch das „Labor IV“ auf
25 m² Fläche. Diese Einheit wurde aufgelöst, die letzten Bodenfliesen aus 1969 kamen zum Vorschein. In 2018
erfolgte hier der Einbau von Reinigungstechnik (Trommelfilter, Biofilter) für 2 weitere Kreisläufe in der ZVTH mit
10 Becken von ca. 800 l bzw. 14 Becken von ca. 300 l für wissenschaftliche Forschungen.

Abb. 12: Sanierung und Umbau Hauptgebäude, ca. 2005             Abb. 13: Blick von der KWA I zu den Nebengebäuden (Tischlerei,
                                                                         Lager) und dem Sauerstofftank, ca. Oktober 2009

Abb. 14: Blick auf das noch heute existierende Nebengebäude     Abb. 15: Blick vom Hauptgebäude zum neuen Teich, ca. 2006.
         mit Stahl-, Futter- und Laborlager rechts. Die ande-            Von links: Schleppdach für Hafenpumpen, Hafen-
         ren Gebäude existieren nicht mehr. Links das Neben-             kanal, Nebengebäude (Tischlerei, Lager)
         gebäude (vgl. Abb. 5) mit dem bereits rückgebauten
         Wachturm, ca. 2005

14                   Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Sanierung Hafenbecken

Auf Initiative der Mitarbeiter des Instituts für Fischerei der LFA wurde ein Programm zur Wiedereinbürgerung
des Störs in die Ostsee entwickelt, das in die Gründung der Gesellschaft zur Rettung des Störes mündete. Um
eine für das Programm notwendige Haltungskapazität für Laichtiere zu schaffen, wurden das Hafenbecken der
Anlage in einen Teich umgewandelt (Abb. 13, 15) und zwei neue Hälterteiche gebaut.

Die Baugenehmigung für den Bauantrag zur Sanierung des Hafenbeckens vom 21.03.2006 wurde am 18.05.2006
erteilt. Ein Becken von 400 m² (22 × 18 m) wurde mit Spundwänden vom Kanal zum Bodden abgetrennt. Die
ca. 800 m³ Wasser sind seither Hälterungsort für einen Elterntierbestand des Baltischen Störs. Eine Wasserver-
sorgung erfolgt aus dem Pumpensumpf im Pumpenhaus über eine zusätzliche Tauchpumpe. In den Sommer-
monaten reicht der Wasserdurchsatz jedoch nicht aus, um den Tierbestand mit ausreichend Sauerstoff zu ver-
sorgen. Deshalb wird in diesen Monaten zusätzlich ein Sauerstoff-Jetsystem eingesetzt.

Neubau Quarantäneteiche

Im Zuge der Planung der Ankunft der Baltischen Störe aus Kanada war für die Anlage Born eine Quarantäne-
einheit notwendig. Diese wurde durch den Bau von 2 Teichen im Jahre 2005 realisiert. Mit den Maßen von
8,7 × 3,6 m fassen die ca. 31 m² jeweils 40 m³ Wasser. Die Versorgung der Teiche erfolgt direkt aus einer Ableitung
aus der zuführenden Rinne der KWA III. Mit bis zu 17 m³/h Durchfluss ist ein einmaliger Austausch nur alle 2,5 h
zu gering bemessen. Jeweils ein Tropfkörper angeschlossen am Teich ermöglicht eine Wasserführung im Kreis-
lauf mit Reinigung und Sauerstoff-Anreicherung. Für die Aufarbeitung des Ablaufwassers wurde ein Ozonfilter
eingebaut.

Neue Halle

Im Rahmen der Entwicklung der Aquakultur in MV begannen in 2009 die Planungen für eine Warmwasserkreis-
laufanlage. Das 23 × 29 m umfassende Gebäude wurde im Jahr 2012 im Rahmen des EU-Programms EFF realisiert.
Drei Funktionsräume für Technik (Heizung, Kühlung, Elektro) sind integriert und drei klimagesteuerte Laichräume
von jeweils 20 m² separiert. Kernstück der Warmwasseranlage sind zwei jeweils 50 m³ Module, ausgestattet mit
je zehn 3 m³ Fischbecken (Abb. 16). Ergänzend sind zwei kleinere Einheiten, jeweils sechs sogenannte Räumer-
becken a 750 l, für Jungfischaufzucht untergebracht. Zwei Aquarienwände mit jeweils zehn 300 l Becken wurden
2018 abgebaut und dafür drei weitere begehbare Kühlzellen ca. 1,8 × 2,8 m (10 m³) installiert.

Abb. 16: Blick in die neue Warmwasser-Produktionshalle,
         ca. 2016

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Gewächshaus

Im Jahre 2012 wurde im Rahmen des EU-Programms EFF auf der Anlage ein Forschungsgewächshaus errichtet,
um verschiedene Fragestellungen zum Austrag von Nährstoffen aus Abwässern von Fischproduktionsanlagen zu
untersuchen. Das 5 × 5 m messende Gewächshaus umfasst ca. 80 m³ Volumen und kann wahlweise mit den Ab-
wässern aus Fischkreisläufen des Haupthauses und der neuen Halle betrieben werden.

Erweiterte Außenanlagen

Anfang der 2000er Jahre zeigte sich, dass die Anlage in Born für großskalige Praxisversuche zu klein war. In
Kooperation mit einem Tierhaltungsbetrieb entstanden in Hohen Wangelin (Müritzkreis) zwei Kreislaufproduk-
tionsanlagen und wurden für die Aquakulturforschung benutzt. Von 2006–2015 wurde eine Kaltwasserkreis-
laufanlage betrieben. Seit 2012 existiert eine Warmwasserproduktionsanlage für Zander auf dem Gelände.

Mitarbeiter

In der fünfzigjährigen Geschichte der Anlage Born sind mehr als 100 Beschäftigte dokumentiert (Tabelle 1).

Tab. 1:       Mitarbeiter der Anlage Born von 1969–2019 (alphabetisch) mit Angaben zum Beschäftigungszeitraum soweit bekannt.
              Daten nach E. Anders und R. Tielebier

                                                     Fischbetreuung,
     1    Ahrens, Wolfgang                                                                    1979–1993
                                                     Werkstattarbeiter
     2    Anders, Annegret                           Biol. - techn. Assistentin               1975–1991
     3    Anders, Eckhard Dr.                        Wiss. Mitarbeiter, Leiter                1969–2009
                                                     Laborantin,
     4    Badendieck, Agnes                                                                   1979–2012
                                                     Fischbetreuung
     5    Bartonitz, Berthold                        Werkstattarbeiter                        1992–1993
     6    Belke, Emmi                                Raumpflegerin                            1969–1974
     7    Behrens, Hermann                           Nachtwächter                             1969–1970
     8    Behrens, Joachim                           Wiss. Mitarbeiter                        1973–unbekannt
     9    Behrens, Siegrid                           Sekretärin                               1985–1992
  10      Biederstedt, Jörg                          Fischbetreuung                           1987–1991
  11      Bissa, Karl                                Versuchstechniker DRM 130                2015–2015
  12      Blume, Walfried                            Wiss. Mitarbeiter                        unbekannt
  13      Bochert, Ralf Dr.                          Wiss. Mitarbeiter, Leiter                2013– bis dato
  14      Boening, Doris                             Raumpflegerin, Laborantin                1983–1984
  15      Buck, Wolfgang                             Werkstattarbeiter                        1990–1990
  16      Buhrke, Frederik                           Wiss. Mitarbeiter DRM 142                2013–bis dato
  17      Clasen, Richard                            Fischbetreuung                           1969–1986
  18      Drüding, Karin                             Raumpflegerin                            1992–1993
  19      Dynio, Heike                               Biol. - techn. Assistentin               1970–2011
  20      Dynio, Wolfgang                            Werkstattarbeiter                        1999–2002
  21      Eggers, Ursel                              Sekretärin                               1978–1985
  22      Eggers, Willi                              Werkstattleiter, Leiter                  1969–1976

16                            Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

 23   Eggert, Klaus                       Kraftfahrer                            1978–unbekannt
                                          Werkstattarbeiter,
 24   Ehlert, Ernst                                                              1969–unbekannt
                                          Fischbetreuung
 25   Ehlert, Gerd                        Versuchstechniker DRM 107              2009–2012
                                          Werkstattarbeiter,
 26   Eidam, Peter                                                               1985–1991
                                          Fischbetreuung
 27   Falk, Günter                        Kraftfahrer                            unbekannt
                                          Werkstattarbeiter,
 28   Finke, Werner                                                              1987–1990
                                          Fischbetreuung
 29   Fitzka, Roland                      Elektriker, Leiter                     1978–1990
 30   Freudenhagen, Helga                 Sekretärin                             1970–1972
 31   Frost, Norbert                      Kraftfahrer                            unbekannt
 32   Genz, Daniel                        Versuchstechniker                      2009–bis dato
 33   Gierer, Wolfgang Dr.                Wiss. Mitarbeiter                      unbekannt–1990
                                          Werkstattarbeiter,
 34   Grolik, Gunnar                                                             1986–1989
                                          Fischbetreuung
 35   Großmann, Holger                    technischer Mitarbeiter                2006–bis dato
 36   Grube, Heiderose                    Wiss. Mitarbeiterin                    1972–1981
 37   Hahn, Wolfgang                      Leiter                                 unbekannt
 38   Hasse, Erwin                        Fischbetreuung                         1969–1980
 39   Hehl, Ullrich                       Werkstattarbeiter                      unbekannt–1975
 40   Herper, Stefan                      Versuchstechniker                      2011–bis dato
 41   Horn, Theresa                       Wiss. Mitarbeiterin DRM 130            2014–2015
                                          Fischbetreuung,
 42   Hückstädt, Fred                                                            1981–2010
                                          Schichtleiter
                                          Werkstattarbeiter,
 43   Jantzen, Kurt                                                              1969–1971
                                          Fischbetreuung
 44   Jennerich, Hans Joachim             Wiss. Mitarbeiter, Leiter              1971–2013
 45   Jennerich, Sabine                   Wiss. Mitarbeiterin                    1971–unbekannt
 46   Kessel, Margarethe                  Raumpflegerin                          1974–unbekannt
                                          Werkstattarbeiter,
 47   Kewitz, Klaus                                                              1987–2001
                                          Fischbetreuung
                                          Werkstattarbeiter,
 48   Klossowski, Kurt                                                           unbekannt–1990
                                          Fischbetreuung
 49   Kohlert, Elke                       Fischbetreuung                         1978–1981
 50   Kohlmorgen, Jürgen                  Leiter                                 unbekannt
 51   Koppelmann, Hermann                 Nachtwächter                           1969–1970
                                          Werkstattarbeiter,
 52   Kreaft, Horst                                                              1969–1990
                                          Fischbetreuung
                                          Werkstattleiter,
 53   Krämer, Günter                      Werkstattarbeiter,                     1969–1990
                                          Fischbetreuung
 54   Krawczyk, Eduard                    Fischbetreuung                         1985–1986
                                          Werkstattarbeiter,
 55   Krull, Reinhard                                                            1979–1991
                                          Fischbetreuung
 56   Kühn, Carsten                       Wiss. Mitarbeiter, Leiter              2005–2013
 57   Kühne, Helmut Dr.                   Wiss. Mitarbeiter, Leiter              unbekannt–1978
 58   Lange, Rolf - Peter                 Wiss. Mitarbeiter                      1969–unbekannt

Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019               17
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

 59   Lauterbach, Reinhard                        Leiter                                1969–unbekannt
 60   Lublow, Monika                              Raumpflegerin                         1974–1975
 61   Luft, Peter                                 Wiss. Mitarbeiter DRM 143             2014–2019
                                                  Werkstattarbeiter,
 62   Massow, Heinz                                                                     1973–1991
                                                  Fischbetreuung
                                                  Werkstattarbeiter,
 63   Mester, Fritz                                                                     1969–1986
                                                  Fischbetreuung
 64   Moog, Naska                                 Wiss. Mitarbeiterin DRM 130           2015–2015
 65   Pagel, Uwe                                  Fischbetreuung                        1977–1981
 66   Plenio, Elisa                               Sekretärin                            1969–1978
 67   Prohn, Hans                                 Nachtwächter                          1969–1970
                                                  Werkstattarbeiter,
 68   Prohn, Karl                                                                       1969–1970
                                                  Fischbetreuung
 69   Reiske, Dietlind                            Sekretärin                            1972–1992
 70   Reuter, Norman                              Wiss. Mitarbeiter DRM 125             2011–2015
 71   Rieck, John                                 Nachtwächter                          1969–1970
 72   Rose, Jurina                                Raumpflegerin                         1975–1976
 73   Röhner, Matthias                            Wiss. Mitarbeiter DRM 107             2009–2012
                                                  Werkstattarbeiter,
 74   Scharmberg, Bruno                                                                 1969–unbekannt
                                                  Fischbetreuung
                                                  Werkstattarbeiter,
 75   Scharmberg, Dirk                                                                   unbekannt–1991
                                                  Fischbetreuung
 76   Dr. Segelken-Voigt, Alexandra               Wiss. Mitarbeiterin DRM 150           2018–bis dato
 77   Schröder, Eugen                             Kraftfahrer                           1978–1989
                                                  Werkstattleiter,
 78   Schubert, Wolfgang                                                                1971–2001
                                                  Fischbetreuung, Schichtleiter
 79   Schütt, Dieter                              Kraftfahrer                           1989–1991
 80   Schuldt, Hans                               Nachtwächter                          1969–1970
 81   Schumacher, Marianne                        Wiss. Mitarbeiterin                   1978–1982
 82   Schumacher, Caroline                        Versuchstechnikerin DRM 130           2013–2015
 83   Schumann, Kerstin                           Laborantin                            1982–1990
 84   Schurno, Mathias                            Fischbetreuung                         unbekannt
 85   Segebarth, Ulf                              Elektriker                            1983–unbekannt
 86   Seidler, Manfred                            Fischbetreuung                        1990–1991
 87   Semmler, Dagmar                             Biol. - techn. Assistentin            1977–1991
 88   Tezel, Reinhard                             Fischbetreuung                         unbekannt
                                                  Fischbetreuung,
 89   Thiele, Detlef                                                                     unbekannt
                                                  Fischereiingenieur
                                                  Fischbetreuung,
 90   Thiele, Martina                                                                    unbekannt
                                                  Fischereiingenieur
 91   Thomas, Bärbel                              Wiss. Mittarbeiterin                   unbekannt
 92   Tielebier, Andreas                          Versuchstechniker DRM 142             2015–bis dato
 93   Tielebier, Rica                             Versuchstechnikerin                   2012–bis dato

18                         Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

 94   Unger, Michael                          Fischbetreuung                           unbekannt–1981
 95   Vogel, Hendrik                          Versuchstechniker DRM 101                2005–2008
 96   Waak, Heinrich                          Fischbetreuung                           1969–unbekannt
 97   Wallis, Elli                            Raumpflegerin                            unbekannt–1987
                                              Werkstattarbeiter,
 98   Wendt, Karl                                                                      1969–1972
                                              Fischbetreuung
 99   Wilke, Kurt                             Kraftfahrer                              1969–unbekannt
100   Wolff, Manfred                          Fischbetreuung                           1981–1993
101   Wolff, Margarethe                       Raumpflegerin                            1987–1990

Literatur

ANDERS, E. (1993): Institut für Fischerei, Experimentalanlage Born – Standort und Partner fischereilicher Forschungs-
arbeit und Produktion. Jahresheft 1992. Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e. V.: 15–18

SCHENK, G. und SCHLUMPBERGER, W. (1970): Aalmast in Brackwasser. Unveröffentlichter Abschlussbericht zum
F/E-Thema. Plan- Nr. 8100/9-001/1: 79 S

Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei | Heft 61 | 2019                         19
50 Jahre Aquakulturforschung in Born

50 Jahre Wissenschaft in Born
50 years of research in Born
Dr. Eckhard Anders, Dr. Ralf Bochert

Abstract: This article describes the scientific research done in the 50 years history of the research station
Born. About 30 different fish species were cultured during this period. Furthermore a significant part of the
work dealt with the development and optimization of recirculation aquaculture systems.

In der fünfzigjährigen Geschichte der Anlage Born sind Forschungsaufgaben zu unterschiedlichen Fragestel-
lungen in der Aquakultur bearbeitet worden. In Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen im
In- und Ausland wurden Fragen zur Reproduktion, Aufzucht, Krankheitsbekämpfung und Haltungstechnologie
untersucht. Im Verlauf der Jahre wurden dabei unterschiedliche Fischarten berücksichtigt, die in der Aquakultur
eine Rolle spielen können. Darüber hinaus wurden auch gefährdete Arten bearbeitet, die in den Ökosystemen
unserer Küstengewässer eine Rolle spielen oder gespielt haben. Auf die Arbeiten zu den Fischarten Regen-
bogenforelle, Ostseeschnäpel, Zander, Barsch, Meerforelle und Ostseestör sowie zur Weißfußgarnele wird in ge-
sonderten Beiträgen eingegangen. Hier sollen nur die wesentlichen Aktivitäten aufgezeigt werden, denen kein
eigener Beitrag gewidmet ist. Die ursprüngliche Aufgabenstellung für die Versuchsanlage Born war die Entwick-
lung eines Verfahrens zur Aalmast, das in den Kühlwässern des im Bau befindlichen Kernkraftwerkes in Lubmin
zur Anwendung kommen sollte (Abb. 1). Im Vordergrund standen anfänglich Fragen zur Haltungstechnologie
von in den Küstengewässern gefangenen Aalen, die noch nicht eine vermarktungsfähige Größe erreicht hatten.
Wie hoch darf die Besatzdichte sein? Wie oft muss ein Bestand nach Größengruppen der heranwachsenden Tiere
sortiert werden? Welche Futtermittel sollten eingesetzt werden? Es gab noch kein Trockenfutter für Aale. Auf der
Basis von Frischfisch unterschiedlicher Arten unter Zusatz von Futterhefe und Vitaminmischungen wurden Futter-
varianten getestet und ihr Einfluss auf das Abwachsergebnis untersucht. Mit der Hinzuziehung von Glasaalen
erweiterte sich das Aufgabenspektrum. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Universität Rostock und der
Pädagogischen Hochschule Güstrow konnten physiologische Fragestellungen eingehender bearbeitet werden.
So konnte nachgewiesen werden, dass der Einsatz von Fettfisch, der mehrere Tage im Kühlhaus gelagert wurde,
für die Fütterung der Aale ungeeignet war. Durch die Bildung von Thiaminase in diesen Fischen kam es zu Ver-
lusten bei den Aalen, die durch Vitamin B1-Mangel hervorgerufen wurden (LEHMITZ, 1975). Bei den Glasaalen
wurde durch die Brackwasserhaltung die Pigmentierung und Umwandlung zum Steigaal verzögert, was zu er-
höhter Sterblichkeit der Tiere führte.

Abb. 1:   Aalbestand im Gehege, ca. 1970

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

Rückläufige Fangmengen bei den Satzaalen in den Küstengewässern, auftretende bakterielle Infektionen, stark
steigende Preise bei den Glasaalen und die gewonnenen Erkenntnisse aus den Versuchsabläufen führten zu der
Einsicht, dass eine Aalproduktion unter den gegebenen Umständen zu diesem Zeitpunkt nicht möglich war.

                                                                Die Versuche mit den Aalen, aber vor allem die Verluste
                                                                bei der Forellenproduktion in Gehegeanlagen in den
                                                                Küstengewässern hatten gezeigt, dass dem Krankheits-
                                                                geschehen bei der Aquakultur eine viel größere Auf-
                                                                merksamkeit gewidmet werden muss. Da es kein Labor
                                                                im Bezirk Rostock gab, das sich diesem Thema mit der
                                                                notwendigen Intensität widmen konnte, wurde der Bau
                                                                eines Mikrobiologischen Labors in Born beschlossen
                                                                (Abb. 2). Erste Untersuchungen hatten gezeigt, dass vor
                                                                allem eine bakterielle Krankheit, die Vibriose, die Haupt-
                                                                erkrankungsursache ist. Der Erreger Vibrio anguillarum
                                                                verursachte große Verluste und war nur durch einen
                                                                massiven Medikamenteneinsatz mit wenigen zur Ver-
                                                                fügung stehenden Präparaten zu beherrschen. Parasi-
Abb. 2:   A. Anders bei der Arbeit im mikrobiologischen Labor   tosen spielten eine untergeordnete, Virosen keine Rolle
                                                                beim Krankheitsgeschehen.

Ausgehend von diesen Gegebenheiten konzentrierten sich die Untersuchungen zunächst auf die Determi-
nierung der Krankheitserreger und deren Resistenzstatus. Infolge des wiederholten Einsatzes der gleichen
Medikamente war mit einer Resistenzsteigerung der Erreger zu rechnen und eine Suche nach neuen Präpa-
raten notwendig (ANDERS, 1984). Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf das Turimycin gelegt, das vom VEB
Jenapharm speziell für den Gebrauch im Veterinärbereich entwickelt worden war. Darüber hinaus wurden acht
weitere Substanzen (halbsynthetische Antibiotika, Sulfonamide und Nalidixinsäure) auf ihre Wirksamkeit gegen
Vibrio anguillarum getestet. Die größte Wirkung gegenüber allen Erregerstämmen zeigte Nalidixinsäure. Für den
Einsatz in der Aquakultur kam sie aber nicht in Frage, da sie als Reservepräparat für multiresistente Keime im
Humanbereich vorgesehen war. Turimyzin hemmte das Wachstum aller Stämme, hätte aber mit einer doppelt
so hohen Dosierung wie z. B. OTC verabreicht werden müssen. Alle übrigen Präparate zeigten nur eine mäßige
bis gar keine Wirkung gegen die Vibrionen.

Parallel zu diesen Arbeiten musste nach Alternativen zur Chemotherapie gesucht werden. Auf der Basis der
Arbeiten von SCHRECKENBACH (1974) wurde unter Einbeziehung des Sächsischen Serumwerkes Dresden eine
Vaccine entwickelt und in einem ersten Großversuch in einer Forellenanlage in der Wismarer Bucht eingesetzt.
In Zusammenarbeit mit Fischereiinstituten in Riga, Gdynia und Burgas war das für die Vaccineproduktion ver-
wendete Erregerspektrum um Stämme aus der Rigaer Bucht, der Pucker Bucht und dem Schwarzen Meer er-
weitert und getestet worden (ANDERS, 1982). Der Impfstoff wurde intraperitoneal verabreicht. An allen vier Ver-
suchsstandorten konnten die Verlustraten signifikant gesenkt und der Medikamenteneinsatz reduziert werden.
Eine Weiterentwicklung sah die orale Verabreichung der Vaccine vor, um auch kleinere Fische immunisieren
zu können (Abb. 3). Sowohl bei Forellen als auch bei Aalen konnten damit signifikante Verlustreduzierungen
erreicht werden (ANDERS, 1984). Auch Tauchbäder wurden bei Regenbogenforellen in Versuchen erfolgreich
eingesetzt (ANDERS, 1983).

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Im Zusammenhang mit den züchterischen Arbeiten an Regenbogenforellen (siehe Beitrag Meilenstein
BORN-Forelle) wurden Untersuchungen zur Rolle des Lysozyms als eine Komponente des unspezifischen Immun-
systems bei Fischen durchgeführt (ANDERS, 1981, 1984). Es konnte bei den Untersuchungen an unterschiedlichen
Fischarten gezeigt werden, dass Stressfaktoren wie z. B. bakteriologische Erkrankungen, die Haltung unter ungüns-
tigen Umweltbedingungen und ernährungsbedingte Mangelerscheinungen bei den meisten der untersuchten
Fischarten zu erhöhten Lysozymwerten führen. Dadurch kann das Lysozym als ein Frühindikator für Stresssituatio-
nen bei Fischen in Aquakulturanlagen eingesetzt werden. Die gefundenen signifikanten Unterschiede in der Ly-
sozymproduktion bei der BORN-Forelle zu anderen Forellenstämmen legen nahe, dass das unspezifische Immun-
system der einzelnen Individuen genetisch determiniert ist und nicht nur eine Rolle bei der Krankheitsabwehr
spielt, sondern auch als Kriterium für eine gezielte Laichfischauswahl herangezogen werden kann (Abb. 4).

Grube konnte in ersten Versuchen nachweisen, dass Bakteriophagen zur Typisierung von Vibriostämmen heran-
gezogen werden können (GRUBE, 1978). Ein Einsatz von Phagen zur Krankheitsbekämpfung scheiterte an ihrer
Empfindlichkeit gegenüber erhöhten pH-Werten.

Nach 1990 wurden Forschungen zum Krankheitsgeschehen auf Grund veränderter rechtlicher Rahmenbedin-
gungen und dem Verschwinden der Aquakultur in den Küstengewässern in der Anlage Born eingestellt.

Die zu erwartenden Sommertemperaturen der Kühlwässer des Kernkraftwerkes Lubmin führten zu Überlegungen,
wie die zu bauende Fischzuchtanlage in den Sommermonaten genutzt werden kann. Unter den gegebenen
Umständen der damaligen Zeit kamen dafür in erster Linie Cypriniden in Frage. Geplant war die Produktion von
Satzfischen, die im Herbst in die Boddengewässer ausgesetzt werden sollten. Im Blickpunkt standen neben dem
Spiegelkarpfen (Cyprinus carpio) auch die beiden planktonfressenden Arten Silberkarpfen (Hypophthalmichthys
molitrix) und Marmorkarpfen (Aristichthys nobilis) sowie Hybriden beider Arten. Neben der Optimierung der
Fütterung (BÖTTCHER, 1986) wurden Fragen zur Temperaturabhängigkeit des Wachstums sowie die Eignung
verschiedener Boddengewässer für den Freiwasserbesatz bearbeitet (Abb. 6). Großversuche zum Freiwasserbe-
satz im Saaler und im Kleinen Jasmunder Bodden hatten gezeigt, dass die Planktonfresser sehr gute Abwachs-
leistungen hatten und bei den Fischern und Konsumenten ihrer Fleischqualität wegen sehr beliebt waren. Die
Stilllegung des Kernkraftwerkes Lubmin und auch eine veränderte Sichtweise zum Fischbesatz in freie Gewässer
mit nicht heimischen Arten führten zur Beendigung der Arbeiten mit Cypriniden.

Abb. 3:   Fütterung der Aale im Gehege, ca. 1970          Abb. 4:   E. Anders und H. Dynio beim Abstreifen eines
                                                                    Forellen-Rogners

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50 Jahre Aquakulturforschung in Born

In den 70er-Jahren wurde über mehrere Jahre Brut vom „Bester“, einem als Teichstör bezeichneten Hybriden aus
den beiden Störarten Hausen (Huso huso) und Sterlet (Acipenser ruthenus), aus der Sowjetunion für Aufzuchtver-
suche bezogen (KÜHNE und BEHRENS, 1978). Nach anfänglichen starken Verlusten in der Anfütterungsphase, die
durch eine verlängerte Fütterung mit Naturnahrung reduziert werden konnten, zeigten die Fische ein sehr gutes
Wachstum bis zur Speisefischgröße. Eine eigene Reproduktion der Störe wäre möglich gewesen, hätte aber in der
F1-Generation zu Wachstumsdepressionen geführt. Eine Empfehlung von Wissenschaftlern unseres Partnerinstituts
in Riga, mit dem Sibirischen Stör (Acipenser baeri) zu arbeiten, der vergleichbare Abwachsleistungen erzielen sollte,
waren zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich, da man in der Sowjetunion nicht bereit war, uns Tiere dieser Art
zu überlassen. Erst ca. 1992 konnten Brütlinge des Sibirischen Störs importiert werden. Sie erwiesen sich als für
die Aquakultur sehr gut geeignete Fische mit einem hohen Wachstumspotential und waren unkompliziert in der
Haltung. In der Anlage Born konnte aus diesem Ausgangsimport erstmals für Mecklenburg-Vorpommern eine
Störreproduktion durchgeführt werden. Die Nachkommen dieser Tiere werden noch heute in Teichwirtschaften
des Landes vermehrt und vermarktet.

Die veränderten naturschutzrechtlichen Rahmenbedingungen in den 90er-Jahren brachten das Ende der Fisch-
produktion in Gehegeanlagen. Auch der erfolgreich durchgeführte Versuch, mit Auffangtrichtern die anfallenden
Feststoffe aus dem Gewässer zu entfernen, konnte diese Produktionsform nicht mehr retten. Da die Möglich-
keiten des Ausbaus traditioneller Teichwirtschaften oder Durchflussanlagen in Mecklenburg-Vorpommern eher
beschränkt sind, konzentrierten sich die weiteren Arbeiten schwerpunktmäßig auf die Aquakultur in teilge-
schlossenen Kreislaufanlagen. Als geeignete Fischarten wurden hierbei Wels (Silurus glanis) und Kiemensack-
welse (Clarias gariepinus) verwendet.

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