Wieviel weniger darf s denn sein? Düstere Zukunftsaussichten für die Bodenseefischerei, eine der größten Binnenfischereien Europas
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Zeitschrift für Fischerei Perspektiven Erstes deutschsprachiges OpenAccess-Journal der Fischereiforschung ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Wieviel weniger darf´s denn sein? Düstere Zukunftsaussichten für die Bodenseefischerei, eine der größten Binnenfischereien Europas Jan Baer1, Alexander Brinker1 1 Fischereiforschungsstelle Baden- Zusammenfassung Württemberg, Argenweg 50/1, Die Berufsfischerei am Bodensee steht vor großen Herausorderungen, denn aufgrund 88085 Langenargen mehrerer Faktoren sinken die Fangmengen stark. Einer besonderen Bedeutung kommt dabei der veränderten Nährstoffsituation zu: Vergleicht man die Zeitspanne von 2006 Korrespondierender Autor Jan Baer bis heute (oligotropher Zustand, TPmix-Gehalt < 10 µg L-1) mit der letzten mesotrophen jan.baer@lazbw.bwl.de Phase (1990 bis 2005, TPmix-Gehalt 35 - 10 µg L-1), dann hat sich der Ertrag der Hauptwirt- schaftsart, der Felchen, um mehr als 50 % reduziert. Durch die Invasion des Dreistach- Eingereicht: 18.10.2021 ligen Stichlings, der als Nahrungskonkurrent zum Felchen seit 2013 im Freiwasser des Begutachtet: 15.12.2021 Sees zu finden ist, kam es zu einer weiteren Reduktion des Nahrungsangebotes und zu Erhalt Überarbeitung: 21.12.2021 Binnenfischerei Akzeptiert: 21.12.2021 zusätzlichen Ertragseinbußen. Seit 2013 wird daher nur noch 25 % der Menge an Felchen gefangen, die während der letzten mesotrophen Phase angelandet wurde. Auch liegt die Zitierhinweis Felchenfangmenge seit der Stichlingsinvasion 35 % unter dem eigentlich zu erwartenden Baer, J., Brinker, A. (2022): Wieviel Wert bzw. ca. 100 t unter dem Durchschnittswert der letzten oligotrophen Phase von weniger darf´s denn sein? Düstere Zukunftsaussichten für die Boden- 1910 bis 1955. Aufgrund der sinkenden Fangmengen pro Fischer ist die Zahl an aktiven seefischerei, eine der größten Bin- Berufsfischern am See stark rückläufig, die bisherigen fischereilichen Managementan- nenfischereien Europas. Zeitschrift sätze konnten diesen Trend nicht stoppen. Es steht zu befürchten, dass in Folge der Ein- für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13. schleppung der Quagga-Muschel im Jahre 2016 dem Nahrungsnetz im Freiwasser des DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17 Bodensees zukünftig noch mehr Nährstoffe entzogen werden und damit dessen Ertrags- Verantwortlicher Redakteur: fähigkeit noch weiter sinken wird. Zusätzlich steigt der Bestand an Kormoranen in der Robert Arlinghaus Bodenseeregion in bisher nie registrierte Höhen und somit auch der Prädationsdruck ra@zeitschrift-fischerei.de auf andere Wirtschaftsfischarten. Die Bodenseeberufsfischerei, eine der nachhaltigsten Finanzierung Formen der Erzeugung von tierischen Lebensmitteln überhaupt, steht daher zumindest Keine in ihrer bekannten Dimension kurz vor dem Aus. Überregionale, behördenübergreifende und mehrere Disziplinen verbindende Hilfskonzepte sind notwendig, um diesen Trend Interessenkonflikt aufzuhalten und wenn möglich zumindest in Teilen umzukehren. Keiner Copyright Schlagworte: Coregonen, Felchen, Produktivität, Berufsfischerei, invasive Arten, Stichling, Kormoran © Autor(en) 2022, veröffentlicht unter der creative commons Lizenz Abstract CC-BY-NC 4.0 www.zeitschrift-fischerei.de The professional fishermen of Lake Constance are facing challenging times. Due to de- creasing nutrient levels their yields are constantly declining. In comparison to former mes- otrophic times during 1990 to 2005 with TPmix-levels from 35 to 10 µg L-1, the yield of whitefish, their main target species, has reduced during recent years (2006 until today) with TPmix-levels < 10 µg L-1 by half. In addition, due to the pelagial invasion of the non-na- tive three-spined stickleback in 2013 and its competition for food with whitefish, a further decrease in growth and yield was observed. Since 2013 only 25 % of the amount of white- fish formerly caught during the last mesotrophic phase was generated by local fishermen. This yield is nearly 100 t below the mean value of the last oligotrophic phase during 1910 and 1955 and therefore 100 t below the expected yield for recent days. Thus, the num- ber of active fishermen at Lake Constance are constantly declining and actual fisheries management decisions could not stop this trend. Due to the fact that in 2016 the invasive quagga mussel was introduced in the lake, further decreases in nutrient level and yield are expected. Secondary, the local stock of cormorants is increasing dramatically, leading to increasing predation pressure on fish species targeted by fishermen. All in all, one of the most environmentally sustainable forms of animal food production, namely inland fisheries of Lake Constance, is shortly before extinction. New management decisions with the help of all involved stakeholders at Lake Constance are needed to reverse this trend. Keywords: Coregonids, whitefish, productivity, commercial fishermen, invasive species, three-spined stickleback, cormorant Seite 1 / 13
Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei Baer & Brinker ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Fazit für die Praxis Die biologische Gesetzmäßigkeit, dass der Gehalt des limitierenden Nährstoffs eines Gewässers maßgeblich für das Ertrags- vermögen verantwortlich ist, gilt auch am Bodensee. Zusätzlich ist zu bedenken, dass auch nicht-heimische Arten das fische- reiliche Ertragsvermögen eines Gewässers nachhaltig schmälern können: Die Invasion des Stichlings in das Freiwasser des Bodensees seit 2013 und das damit verbundene rückläufige Wachstum der Felchen belegt dies eindrucksvoll. Die Historie am Bodensee zeigt aber auch, dass sich die negativen Auswirkungen von Nährstoffrückgang und Stichlingsinvasion kaum durch fischereiliche Maßnahmen kompensieren lassen. Trotz einer stark reduzierten Anzahl an ausgegebenen Fanglizenzen liegt der aktuelle Fangertrag der verbliebenden Bodenseefischer in einem Bereich, der kein wirtschaftliches Auskommen ermöglicht. Parallel zur Stichlingsinvasion und Nährstoffreduktion findet derzeit eine Bestandsexplosion von Quagga-Mu- scheln im und Kormoranen am Bodensee statt. Auch beim Umgang mit diesen fischbestandsreduzierenden Faktoren sind dem fischereilichen Management Grenzen gesetzt. Daher sind neuartige und multidisziplinäre Hilfskonzepte von Nöten, die Akteure von außerhalb der Fischereiverwaltung und angewandten Fischereiforschung einbeziehen sollten, um eine der größten Binnenfischereien Europas am Leben zu erhalten. 1. Ausgangslage Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit der Berufsfi- gutturosus). Der Kilch verschwand zwischen 1970 und 1980, scherei am Bodensee-Obersee. Dieser große Voralpensee bedingt durch die damals stattfindende Eutrophierung und (472 km², maximale Tiefe = 251,1 m, mittlere Tiefe = 101 m) einer daraus folgenden geringeren Sauerstoffverfügbar- Binnenfischerei grenzt an Österreich, Deutschland und die Schweiz. Zu- keit im Hypolimnion (Eckmann & Rösch, 1998). Diese Art sammen mit dem kleineren Untersee (63 km², mittlere Tie- wurde auch in der Zeit der Re-Oligotrophierung (1990 bis fe = 16 m) ist er der drittgrößte See in Europa. Er beherbergt heute) nicht wiederentdeckt. Neben den Felchen kommen mehr als 30 Fischarten (Rösch, 2014). Der Fischbestand des im Bodensee-Obersee als fischereilich relevante Arten auch Freiwassers wird derzeit vom gebietsfremden Dreistachligen Barsch (Perca fluviatilis), verschiedene Cyprinidenarten, ein- Stichling (Gasterosteus aculeatus) dominiert (Gugele et al., schließlich Brachse (Abramis brama) und Rotauge (Rutilus 2020), welcher in den 1940er Jahren in den Bodensee ein- rutilus), und verschiedene räuberische Fischarten, insbe- geschleppt wurde (Roch et al., 2018). Bis 2013 war diese Art sondere Seeforelle (Salmo trutta), Seesaibling (Salvelinus nur am Ufer zu finden (Eckmann & Engesser, 2019). Vor der alpinus) und Hecht (Esox lucius) vor. Stichlings-Invasion wurde das Freiwasser vorwiegend von Felchen (Coregonus spp.) bewohnt (Thomas et al., 2010). Die verschiedenen Felchenarten waren im vergangenen Vier Felchen-Arten kamen ursprünglich im See vor: der im Jahrhundert die Grundlage der regionalen Fischerei und da- Freiwasser laichende Blaufelchen (Coregonus wartmanni), mit der „Brotfisch“ der Fischerfamilien, die ihren Beruf zum der ufernah laichende Gangfisch (Coregonus macrophthal- Teil schon in der 13ten Generation ausüben. Der Barsch mus), der größere Sandfelchen (Coregonus arenicolus) und wurde durch die Bestandszunahme während der Eutrophie- eine kleinwüchsige Tiefwasserform, der Kilch (Coregonus rung und neu gewählter Verarbeitungsformen (Herstellung grätenfreier Filets ohne Haut) ab den 1950er Jah- ren die zweitwichtigste Art. Die Regulierung der Fi- scherei im Bodensee- Obersee begann auf lo- kaler Ebene etwa 1350, doch erst im Jahre 1893, mit der sogenannten „Bregenzer Überein- kunft“, erschuf man eine ganzheitliche Regelung für alle Fischer (Zeheter, 2015). Als Kondominium hat der See keine Gren- zen und daher ist der ge- samte See, mit Ausnah- me der Halde (so wird der Uferbereich mit Was- Abbildung 1 sertiefen kleiner 25 m Die Fischerei mit dem Klus- oder Zuggarn, eine Art Zugnetz, war in den oligotrophen Jahren bis 1955 die gängige genannt), für alle Fischer Fangmethode im Freiwasser des Bodensees (Foto: A. Blum). Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 Seite 2 / 13 © Autor(en) 2022 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Baer & Brinker Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI zugänglich, unabhängig von der Nationalität. Seit der Bre- (hier: gemessen als Gesamtphosphor während der Durchmi- genzer Übereinkunft werden die fischereilichen Regelun- schungsphase im Februar/März, TPmix) stieg von 7 µg L-1 im gen für den Bodensee-Obersee durch die IBKF (Internatio- Jahr 1951 auf > 80 µg L-1 um 1980 (Stich & Brinker, 2010). nale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei; Diese Veränderungen im Nährstoffgehalt hatten tiefgreifen- Url1) beschlossen. Bis in die 1950er Jahre hinein erfolgte de Auswirkungen auf die Lebewelt des Sees. Im Besonderen eine Befischung des Freiwassers nahezu ausschließlich mit bewirkte der Anstieg des Nährstoffgehalts ein verstärktes Zugnetzen (am Bodensee „Klusgarn“ genannt, Abb. 1), Algenwachstum, das wiederum die Lichtdurchlässigkeit des diese wurden Mitte der 1950er Jahre durch monofile Kie- Wassers und damit auch die Struktur und Funktion des Nah- mennetze ersetzt (Abb. 5 und 6). Die Fischereistatistik der rungsnetzes veränderte (Gaedke, 1998). Aufgrund des „bot- Berufsfischerei wird seit 1910 geführt, die Zahl der aus- tom up“ Effekts in der Nahrungskette (Downing et al., 1990; gegebenen Fischereilizenzen, am Bodensee „Fischereipa- Thomas & Eckmann, 2007) stieg der fischereiliche Ertrag tente“ genannt, seit 1982 genau dokumentiert. Zwischen anfangs stark an. Jedoch wurden auch bald negative Auswir- 1990 und 2010 fischten ca. 120-160 Haupterwerbsfischer kungen der Eutrophierung offensichtlich, auf die zuerst die am Bodensee (Baer et al., 2017). Unabhängig von der Zahl Fischer hinwiesen (Baer et al., 2017). Im Besonderen und an Berufsfischern am See wird der Brotfisch Felchen seit augenscheinlich waren dies Algenblüten und eine verringer- Jahrzehnten mit einem hohen Aufwand befischt und ein te Sichttiefe (Nümann, 1972). Daher wurden verschiedene Jahrgang nahezu komplett ausgefischt (derzeit hauptsäch- Maßnahmen initiiert, um den Nährstoffeintrag in den See lich als 4 Jahre alte Fische, Felchen älter als 5 Jahre sind zu reduzieren. Hierzu gehörten der Bau von Kanalisationen, kaum zu finden, Näheres siehe Rösch et al., 2020). Daher um die Abwässer zu sammeln, der Bau von Kläranlagen im Binnenfischerei spiegeln die Ertragswerte der Berufsfischerei, unabhängig gesamten Bodenseeeinzugsgebiet und auch die Einführung vom Fischereiaufwand, die Größe und Beschaffenheit des der Phosphatfällung in den Kläranlagen, um den Phosphor- Bestandes relativ gut wider (Kugler, 2021). Vergleiche der eintrag weiter zu minimieren. Bis heute wurden ca. fünf Mil- Felchenbestände anhand der Ertragswerte zwischen ge- liarden € in die Abwasserreinigung investiert (Url2). Parallel eigneten Zeitabschnitten sind somit möglich und werden dazu wurde die Verwendung von Phosphat in den Wasch- nur sehr begrenzt von schwankender Befischungsintensi- mitteln verboten. All diese Maßnahmen führten dazu, dass tät beeinflusst. der See zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder ein oligo- tropher See wurde. 1.1. Phosphor: Das eigentliche Regulativ Aufgrund dieser Genese und der damit verbundenen ver- änderten Ertragslage unterteilen sich die letzten 100 Fische- Der Bodensee-Obersee war ein nährstoffarmer See. Wie bei reijahre in unterschiedliche Abschnitte (Baer et al., 2017): den meisten Süßwassern ist auch am Bodensee der pflan- in eine erste oligotrophe Phase (TPmix < 10 µg L-1) von 1910- zenverfügbare Phosphor der limitierende Nährstoff. Doch 1955, als der jährliche Felchenertrag im Durchschnitt bei kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Nährstoffgehalt knapp 300 t lag (Tab. 1, Abb. 1). Danach folgte das „erste des eigentlich oligotrophen Bodensee-Obersees durch ver- goldene Zeitalter“ (Baer et al., 2017) der Bodenseefischer, stärkten Eintrag von Siedlungsabwasser und Austrägen aus die erste 10 Jahre dauernde mesotrophe Phase des Sees, der Landwirtschaft stark zu. Die Phosphor-Konzentration in welcher der Felchenertrag im Vergleich zur Vorperiode Tabelle 1 Auswirkungen des Nährstoffgehaltes des Bodensees auf den Ertrag an Felchen. Periode (Zeit- Nährstoffgehalt Dominierende Fischart Felchenertrag in Prozentuale Veränderung raum) im Pelagial Tonnen ± Standard- zur Vorperiode abweichung Oligotroph; 1910-1955 Felchen 289 ± 100 t - TPmix < 10 µg L-1 Mesotroph; 1956-1965 Felchen 525 ± 258 t +82 % TPmix 10-35 µg L-1 Eutroph; 1966-1990 Felchen 469 ± 270 t -11 % TPmix 35-87 µg L-1 Mesotroph; 1991-2005 Felchen 760 ± 186 t +62 % TPmix 10-35 µg L-1 Oligotroph; Felchen, 2006-2020 340 ± 190 t -55 % TPmix < 10 µg L-1 ab 2013 Stichling Oligotroph; -75 % (im Vergleich zum 2013-2020 Stichling 189 ± 82 t TPmix < 10 µg L-1 Zeitraum 1991-2005) © Autor(en) 2022 Seite 3 / 13 Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei Baer & Brinker ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI um 82 % zunahm (Tab. 1, Abb. 2). An- andauernde P-Rücklösungsraten aus schließend, in der eutrophen Phase seinen Sedimenten den schnelleren des Sees von 1966-1990, wurden die P-Verbrauch im Freiwasser und damit Nachteile des hohen Nährstoffeintrags dessen Produktivität ab (Carpenter in den See offensichtlich, so wurde z. B. et al., 2001; Schindler et al., 1996). die Naturverlaichung von Felchen und Neuere Untersuchungen zeigen folge- Saiblingen in der Tiefe durch Sauer- richtig einen zeitlichen Versatz von ca. stoffmangel über Grund beeinträchtigt. 10 Jahren, mit der die Phytoplankton- Die Folge: der Felchenertrag ging zu- biomasse dem zurückliegenden P-Ge- rück (-11 %). Parallel profitierten wäh- halt im Bodensee folgt (Jochimsen et rend dieser eutrophen Zeit bestimmte al., 2013). Für das Zooplankton und Cyprinidenarten von der Entwicklung die Fische, die im Nahrungsnetz höher und bildeten große Bestände aus (Abb. stehen, ist eine entsprechend träge 3). In der daran anschließenden zwei- Reaktion ebenfalls erwartbar. Dem zu ten mesotrophen Phase mit TPmix-Ge- Folge ist der Felchenertrag im Falle halten von 35 bis > 10 µg L-1, dem sich ändernder P-Werte sowohl in Ab- „zweiten goldenen Zeitalter“ der Bo- hängigkeit vom aktuellen Nährstoffge- denseefischer“ (Baer et al., 2017), stieg halt, als auch mindestens der fünf bis der Felchenertrag wieder um 62 % auf zehn Jahre davor zu sehen. Binnenfischerei einen durchschnittlichen Jahresertrag von 760 t (Tab. 1, Abb. 4). Im Anschluss an dieses Zeitalter, seit 2005, befindet Abbildung 2 1.2. Die Invasion des Stichlings: sich der Phosphorgehalt im See wieder Die erste mesotrophe Phase des Sees, zwischen Ein zusätzlicher Wirkfaktor 1956 und 1965, brachte den Berufsfischern, die unter 10 µg L-1. In dieser Phase halbier- seit Mitte der 1950er Jahre nahezu ausschließ- te sich der Felchenertrag (-55 %, Tab. 1, lich mit monofilen Kiemennetzen fischen, volle Im Jahre 2013 wurden erstmals Stich- Abb. 5). Felchennetze (Foto: A. Blum). linge im Freiwasser des Bodensees in den Felchennetzen der Berufsfischer Bei den dargestellten Abschnitten der und des fischereilichen Monitorings letzten 100 Fischereijahre gilt zu be- nachgewiesen (Rösch et al., 2018). denken, dass die Übergänge fließend 2014, bei einer mehrwöchigen wissen- sind bzw. rückläufige P-Gehalte sich schaftlichen Befischung, waren 96 % zeitverzögert auf den Ertrag auswir- aller im Pelagial gefangenen Fische ken. Denn aufgrund der Tatsache, dass Stichlinge (Alexander et al., 2016). Felchen als drei bis sechs Jahre alte Bestandsaufnahmen mit dem Echolot Fische gefangen werden, beeinflus- und parallele Schleppnetz- und Kie- sen zunächst noch die P-Gehalte der mennetzfischereien bestätigten diese zurückliegenden drei bis sechs Jahre Beobachtung: Stichlinge sind seit 2013 den Ertrag eines bestimmten Jahres. die dominierende Fischart im Freiwas- Außerdem muss auch der Laicher- ser des Sees (Abb. 6), teilweise wurden folg eines Jahrganges berücksichtigt bis zu 10.000 Individuen pro Hektar re- werden, der ebenfalls von Nährstoff- gistriert (Eckmann & Engesser, 2019; gehalt und Ernährungszustand der Gugele et al., 2020). Warum die Stich- Felchen abhängig ist (Kugler, 2021). linge das Freiwasser aufsuchen, ist bis Bei einem Vergleich der heutigen oli- heute unbekannt. Die Vermutungen, gotrophen Phase mit der letzten me- dass eventuell ein geringerer Parasi- sotrophen Phase muss man daher be- tendruck oder eine qualitativ bessere denken, dass in den Jahren 2005 bis Nahrung (Felchenlarven, größeres Zoo- 2010 entsprechend Fische gefangen plankton o. Ä.) im Freiwasser die Fische wurden, die aus den „fetten Jahren“ zu dieser Wanderung verleitet, wer- (der mesotrophen Phase) stammten. den derzeit noch genauer untersucht. Auch der Laicherfolg der Laichfische Mageninhaltsuntersuchungen sowie aus den Jahren 2000 bis 2005 war Laborstudien zeigen jedoch bereits noch signifikant höher als die der Fi- heute die negativen Folgen dieser Po- sche der nachfolgenden Jahrgänge pulationsexplosion auf: Stichlinge fres- (Kugler, 2021). Des Weiteren wirkt sen, genauso wie Felchen, bevorzugt der Flachwasserbereich eines Sees Abbildung 3 Zooplankton im Freiwasser (Roch et in den Freiwasserbereich hinein und Ein Fischerboot voller Brachsen – während al., 2018). Diese Nahrungskonkurrenz dieser puffert über höhere und länger der eutrophen Phase von 1966 bis 1990 keine führt wiederum zu schlechter wach- Seltenheit (Foto: A. Blum). Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 Seite 4 / 13 © Autor(en) 2022 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Baer & Brinker Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI senden Felchen: ein drei- jähriger Felchen wiegt seit dem Aufkommen der Stichlinge nur noch 270 g, und nicht mehr 350 g wie noch kurz vor der Stich- lingsinvasion - über alle Altersklassen hinweg wird der Gewichtsrück- gang auf 33 % beziffert (Rösch et al., 2018). Stichlinge haben nicht nur ein ähnliches Nah- rungsspektrum wie Fel- chen, sondern sie fressen auch Felcheneier (Baer et al., 2021a) und Felchen- larven (Roch et al., 2018; Ros et al., 2019). Eine Binnenfischerei aktuell zu beobachtende Abnahme der nachwach- senden Dichte an jungen Felchen wird daher mit Abbildung 4 dieser Prädation in Ver- Eine Kiste voller großgewachsener Felchen – ein typisches Bild für die zweite mesotrophe Phase von 1990 bis 2005, bindung gebracht (Rösch als der Felchenfang am Bodensee seinen Höhepunkt erlebte (Foto: FFS). et al., 2018). Neben dem Nährstoffgehalt muss demgemäß auch der Stichling als ein da Stichlinge auf die Laichgründe dieser Arten ziehen und zusätzliches Regulativ angesehen werden, das die Größe dann dort deren Laich und Larven fressen (Bergström et des Felchenbestandes und seine Wachstumsleistung be- al., 2015; Byström et al., 2015; Ljunggren et al., 2010). Auf- grenzt. Erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass die Mas- grund der hohen Stichlingsdichte in der Ostsee wird schon senvermehrung des Stichlinges im Bodensee kein Einzelfall die Befischung dieser Bestände für die Biogasproduktion ist: Auch in der Ostsee, insbesondere an ihrer schwedischen diskutiert (Bergström et al., 2015). Ostküste, wird eine Bestandsexplosion des Stichlinges seit einigen Jahren dokumentiert und in diesem Gebiet mit dem Rückgang von Barsch und Hecht in Verbindung gebracht, 1.3. Konsequenzen für die Binnenfischerei Im Vergleich zur meso- trophen Phase (1991- 2005) halbierte sich der Felchenertrag der Fischer in der jetzigen oligotrophen Phase (2006-2020) von 760 t auf nun mehr 340 t. Von einem heutigen Felchen-Mindestertrag von jährlich etwa 300 t sollte man auch theore- tisch ausgehen können, denn dieser wurde be- reits im Zeitraum 1910- 1955, also zu einem Zeitraum mit vergleich- baren Phosphorwerten (TPmix < 10 µg L-1), er- zielt. Hinzu kommt, dass Abbildung 5 dieser Wert mit den Seit 2006, dem Anbruch der zweiten oligotrophen Phase, bleiben die Felchennetze der Berufsfischer immer öfter leer damals üblichen Baum- (Foto: J.-M. Delettre). © Autor(en) 2022 Seite 5 / 13 Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei Baer & Brinker ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI wollnetzen und unter Nutzung nicht motori- sierter, leichter Ruder- boote erfolgte, also mit einer schlechteren technischen Ausstattung als die heute üblichen monofilen Kunstfaser- netze und Aluboote mit GPS, Echolot und star- ken Außenbordmotoren. Doch allein die Betrach- tung eines Mittelwertes der letzten 15 Jahre und ein Vergleich zu frühe- ren Fangzeiten wird der aktuellen Entwicklung nicht gerecht: seit dem Auftreten der Stichlinge Binnenfischerei 2013 wird ein weiterer drastischer Ertrags- rückgang offensichtlich (Abb. 7). Denn seit dem Abbildung 6 Erscheinen dieser für Ein Netz voller Stichlinge. Seit 2013, seit der Invasion des Stichlings im Freiwasser, ein nahezu „normales“ Bild den Bodensee invasiven (Foto: FFS). Art wird eine Abfolge von historisch niederen Ertragswerten festgestellt: 2015 lität auseinandersetzen. Anzumerken ist hierbei jedoch, (152 t), 2017 (128 t) und 2019 (52 t) waren die niedrigs- dass sich die sinkende Produktqualität bisher nicht auf den ten Felchenfangjahre seit Beginn der Statistikführung ab Verkaufspreis auswirkt bzw. durch das sinkende Angebot 1910. Auch der durchschnittliche Fangertrag seit 2013 sogar steigende Erzeugerpreise durch die Gastronomie to- (189 t) liegt 75 % unter dem Durchschnittswert der letz- leriert werden. Wie weit die Berufsfischer den Preis noch ten mesotrophen Phase (Tab. 1) und auch 100 t und da- anheben können, ist unklar, denn bereits heute schon mit ca. 35 % unter dem „Erwartungswert“ von 289 t, also suchen Gastronomen nach Alternativen und importieren dem Durchschnittswert der letzten oligotrophen Phase große Mengen an Felchen mit hoher Produktqualität und von 1910-1955. Vereinfacht ausgedrückt (da eine genaue niedrigeren Preisen aus Italien, Finnland oder osteuropäi- Quantifizierung der Ertragsminderung durch reduzier- schen Staaten. ten Phosphoreintrag und Stichlingsinvasion derzeit nicht möglich ist): der Nährstoffrückgang im Bodensee-Obersee führte seit 2005 mindestens zu einer Halbierung des heuti- 1.4. Managementansätze gen Felchenertrages - und der Stichling seit seinem Auftre- ten 2013 durch seine Nahrungskonkurrenz und Prädation Dass grundsätzlich in Phosphor-limitierten Gewässern ein von Felchenlarven und -laich zu einem zusätzlichen Drittel rückläufiger Phosphorgehalt zu sinkenden Fischbiomassen an Ertragsverlust (Abb. 7). führt, ist seit Jahrzehnten bekannt (Downing et al., 1990; Mills, 1985; Mills & Chalanchuk, 1987). Ebenso ist belegt, Hinzu kommt, dass die heute gefangenen Fische dass ein Absenken unter einen Phosphorgehalt von 10 µg L-1 (hier: PO4-P) zu besonders dramatischen Ertragseinbrüchen • mit einem Durchschnittsgewicht von 270 g nicht mehr bei Felchen führt (Müller, 1992; Müller & Bia, 1998; Müller der vom Restaurantbetreiber und Endkunden ge- et al., 2007). Daher wurde schon vor 10 Jahren in den Gre- wünschten Größe von mindestens 350 g entsprechen mien, die über die Vorgehensweise in der Bodenseefischerei sowie entscheiden, darüber diskutiert, wie diese Entwicklung in das Fischereimanagement integriert werden könnte (IBKF, Url1). • immer geringere Fettreserven aufweisen und daher im Mangels Alternativen wurde entschieden, die Zahl der aus- Geschmack und Eignung für den Räuchervorgang von gegebenen Fischereipatente zu reduzieren. Grundgedanke der bekannten Qualität abweichen. hinter dieser Entscheidung war, den verbleibenden fische- reilichen Ertrag unter weniger Berufsfischern aufzuteilen, Beide Punkte erschweren die Vermarktung der Felchen. damit so der Ertrag pro Fischer ansteigt und dieser kosten- Neben sinkenden Fängen muss sich daher der Berufsfi- deckend arbeiten kann. Es wurde daher 2015 der Entschluss scher derzeit auch mit einer sich ändernden Produktqua- gefällt, dass ab 2020 nur noch 80 Bodenseefischer mit dem Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 Seite 6 / 13 © Autor(en) 2022 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Baer & Brinker Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Binnenfischerei Abbildung 7 Felchenertrag und Phoshor-Gehalt (P, hier dargestellt als TPmix) im Bodensee-Obersee von 1990 bis 2020. Nach dem Auftreten der invasiven Stichlinge wurde ein mittlerer Ertrag von ca. 190 Tonnen (2013-2020) festgestellt, der ca. 75 % unter dem Ertrag der Jahre 1990-2005 (760 Tonnen) liegt. vollen Netzkontingent fischen dürfen (am Bodensee „Hoch- lebt, erst bei einem Jahresfang von 6 bis 7 t möglich ist (Land- seepatente“ genannt). Die Zahl der Fischer, die mit weniger tag von Baden-Württemberg, 2013). Der Zukauf von Fisch Netzen fischen, da sie z. B. im Nebenerwerb fischen oder als und die Veredelung diverser Produkte ist daher mittlerweile für Pensionäre noch mit geringerem Aufwand ihrem alten Beruf viele Fischer am Bodensee ein wirtschaftliches Muss, um durch nachgehen wollen (am Bodensee werden diese Patente Hal- Steigerungen in der Wertschöpfungskette die Mindereinnah- den- und Alterspatente genannt) wurden entweder nicht be- men durch die sinkenden Fänge ausgleichen zu können. schnitten (Haldenpatent) oder hinsichtlich ihrer „Wertigkeit“ als ein Fünftel Hochseepatent eingestuft (Alterspatent) und Dem Ansinnen der Berufsfischer, dem See durch eine re- auf die zulässige Gesamtzahl an Hochseepatenten pro Ufer- duzierte Phosphatrückhaltung in den Kläranlagen in mo- staat angerechnet. 2015 ging man davon aus, dass der Bo- deraten Mengen Nährstoffe zuzuführen, wurde durch Ge- densee-Obersee mit einem Phosphorgehalt-Gehalt von unter wässerschutz und Politik eine Absage erteilt (Landtag von 10 µg L-1 eine Ertragsfähigkeit von mindestens knapp 300 t Fel- Baden-Württemberg, 2016). Dass auf dem aktuell niedri- chen aufweisen müsste sowie noch zusätzlich weitere 100 t gen Phosphor-Gehalt beharrt wird, liegt an grundlegenden an Nebenfischarten, wie Barsch, Hecht und Aal, angelandet Bedenken, insbesondere hervorgerufen durch den Klima- werden sollten. Dieser Rückschluss basiert auf dem Vergleich wandel. Denn mit steigenden Temperaturen und stärkerer mit der vorangegangenen oligotrophen Phase (1910-1955), Schichtung im See nimmt die Wahrscheinlichkeit einer da damals neben den bereits erwähnten 289 t Felchen auch Durchmischung am Ende des Winters ab. Rechenmodelle noch weitere 130 t andere Fischarten, also im Schnitt jährlich sagen voraus, dass dieser Umstand zu niedrigeren Sauer- ca. 420 t Fisch angelandet wurden (Baer et al., 2017). Mit den stoffgehalten im Hypolimnion führen wird (Landtag von kalkulierten 400 t jährlichen Gesamtfang würde jeder Fischer Baden-Württemberg, 2013; Wahl & Peeters, 2014). im Schnitt ca. 3,75 t Felchen sowie 1,25 t andere Fischarten, also ca. 5 t Bodenseefisch im Jahr fangen und vermarkten und Die Idee, den Stichlingsbestand mit fischereilichen Me- somit zumindest ein gewisses finanzielles Grundeinkommen thoden zu bekämpfen, wurde untersucht (Gugele et al., erwirtschaften können. Dazu sei angemerkt, dass ein wirt- 2020). Dabei zeigte sich, dass mit den am Bodensee vor- schaftliches Bestehen eines Berufsfischers am Bodensee, der handen Methoden (Kiemennetze, kleine Schleppnetze) ausschließlich vom Fang und dem Verkauf von Bodenseefisch der Bestand nur bei einer zeitlich sehr intensiven Fischerei © Autor(en) 2022 Seite 7 / 13 Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei Baer & Brinker ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI (mehr als 1.000 Nächte Einsatzdauer) nachhaltig reduziert Zum anderen stellten die Fischer natürlich auch in den letz- werden könnte. Aufgrund dieses Aufwandes und der Ge- ten Jahren fortlaufend fest, dass die Ertragsfähigkeit des fahr hoher Beifänge anderer Arten (insbesondere in den Sees rückläufig ist. Insbesondere nach 2005, also seit dem Kiemennetzen) wurde daher der Einsatz von Fangmetho- Unterschreiten des TPmix-Gehaltes auf unter 10 µg L-1, be- den der Kleinen Küstenfischerei (Schleppnetz mit Öffnung antragten immer weniger Berufsfischer eine Fischereilizenz ≥ 40 m2) empfohlen (Gugele et al., 2020). Ob dazu Mittel am Bodensee-Obersee (Abb. 8). Zu der Zeit wurde über für eine Umsetzung bereitgestellt werden, wird die Zu- eine aktive Reduktion der Fischereilizenzen noch gar nicht kunft zeigen. gesprochen, doch die Fischer waren zu diesem Schritt ge- zwungen, da seit dieser Zeit der Ertrag pro Patent unterhalb der wirtschaftlichen Minimalschwelle von 6 - 7 t Jahreser- 2. Derzeitige Realität trag lag (Abb. 8). Das Aufkommen des Stichlings ab 2013 tat sein Übriges und drückte den Ertrag pro Patent, trotz rück- Das Ziel der IBKF, die Zahl der Hochseepatente bis 2020 auf läufiger Zahlen an Berufsfischern, in nie zuvor registrierte 80 zu reduzieren, wurde bereits 2018 mit 79 ausgegebenen Bereiche von unter 3 t pro Jahr und Fischer (Abb. 8). Der Patenten erreicht (plus 23 Fischer mit Halden bzw. Alters- Managementansatz, den Ertrag pro Fischer durch eine ge- patenten) (Abb. 8). Dieser Rückgang hat zwei Gründe: zum ringere Anzahl an ausgegebenen Fanglizenzen anzuheben, einen wurde die prekäre Lage sowie die angedachte Reduk- war somit durch das Auftauchen des Stichlings zum Schei- tion der Patente mit den Vertretern der Berufsfischerei in tern verurteilt. Erst 2020, mit einer historisch niedrigen An- den verschiedenen Gremien fortlaufend besprochen. Einige zahl von 68,4 ausgegebenen Patenten (65 Hochsee- und 17 Binnenfischerei Fischer schwenkten daher bereits 2018 von einem Hoch- Halden- bzw. Alterspatenten), wurde erstmals wieder ein seepatent auf ein Patent mit geringerem Netzkontingent leichter Anstieg auf knapp über 4 t Ertrag pro Patent fest- um und gingen in den Nebenerwerb oder in den Ruhestand. gestellt (Abb. 8). Ob sich dieser Trend bestätigt oder ob Abbildung 8 Ertrag pro Patent (Fischereilizenz am Bodensee-Obersee) zwischen 1990 und 2020 (hier: Hochsee- und Haldenpatente zusammen). Die rote Fläche gibt den Ertragsbereich an, welcher ein Fischereibetrieb für ein wirtschaftliches Überleben realisieren sollte (6 - 7 t/a). Der mit einer schwarz gestrichelten Linie umgebene Bereich ist der Zeitraum mit einem Gesamtphosphorgehalt von unter 10 µg L-1, der mit einer rot gestrichelten Linie umgebene Bereich der Zeitraum mit dem Auftreten des Stichlings im Freiwasser. Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 Seite 8 / 13 © Autor(en) 2022 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Baer & Brinker Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI Binnenfischerei Abbildung 9 Anzahl der übersommernden Kormorane am Bodensee (hier: Anzahl der Brutvögel plus zwei Jungvögel und einem Nichtbrüter pro Brutpaar und Brutjahr) sowie der dort überwinternden Kormorane (hier: Mittelwerte der internationalen Wasservogelzählungen pro Jahr von Januar bis April und September bis Dezember). 2020 durch die jährlichen Schwankungen innerhalb der 1. der Stichlingsbestand zeigt keine Anzeichen eines dau- Jahrgangsstärken von Felchen und Barsch kurzfristig positiv erhaften Zusammenbruchs. Neue Zahlen lassen zwar beeinflusst wurde, werden die nächsten Jahre zeigen. eine leichte Bestandsabnahmen vermuten (Bader et al., 2021), aber diese Tendenz spiegelt möglicherweise Um die Berufsfischerei weiter zu stärken, wurden in den letz- nur die auch für den Stichling rückläufige Nahrungs- ten Jahren unterschiedlichste Maßnahmen ergriffen. Man ei- grundlage wider, da nigte sich rund um den See darauf, den Fischern die Nutzung zusätzlicher Netze und Großreusen zuzugestehen, um andere 2. die invasive Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis Nebenfischarten effektiver befischen zu können. Der Zugang bugensis) seit 2016 im Bodensee auftritt (Hydra, 2021). zum Beruf wird zukünftig vereinfacht (über neue Ausbildungs- Diese Muschel bindet durch ihre Filtriertätigkeit gro- lizenzen) und die Stützung wichtiger Wirtschaftsfische (durch ße Mengen an Nährstoffen aus dem Wasser am Ge- Schutzprojekte, Besatzmaßnahmen, etc.) vorangetrieben. wässergrund und entzieht diese so dem pelagischen Nahrungsnetz (Karatayev et al., 2015), wodurch die Nahrungsgrundlage für die Felchen, aber auch für die 3. Zukunftsaussichten Stichlinge, weiter sinkt. In anderen großen und tiefen Seen folgte nach einer Quagga-Invasion ein starker Ob diese zuvor genannten, die Berufsfischerei stützenden Wachstumseinbruch bei den Felchen und damit parallel Maßnahmen zukünftig Früchte tragen und die Ertragslage ein eklatanter Ertragseinbruch bei der kommerziellen nachhaltig verbessern, muss aus mehreren Gründen ange- Felchenfischerei (Fera et al., 2017; Hoyle et al., 2008; zweifelt werden: Rennie et al., 2009). Da sich in den letzten drei Jahren © Autor(en) 2022 Seite 9 / 13 Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei Baer & Brinker ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI die Quagga-Muschel großflächig im gesamten Boden- diese Maßnahme zu Verfügung gestellt werden. Eine Be- see verbreitet hat (Hydra, 2021) und von einer Dichte kämpfung der Quagga-Muschel ist ohne Kollateralschäden von über 2.000 Individuen/m², in manchen Bereichen nicht möglich und weltweit noch in der Erprobungsphase sogar von über 4000 Muscheln/m² ausgegangen wird (Wimbush et al., 2009); einfach und schnell übertragbare (Url3), ist eine ähnliche Entwicklung auch für den Bo- Bekämpfungsmaßnahmen mit fischereilichen Methoden densee anzunehmen. Des Weiteren breitet sich sind nicht verfügbar. Ein Kormoranmanagement hätte aus heutiger Sicht noch am ehesten das Potential, den Ertrag 3. der Kormoran (Phalacrocorax carbo sinensis) am Bo- von verschiedenen Nebenfischarten der Berufsfischer, wie densee immer stärker aus. Dieser Vogel hat am Boden- z. B. Rotauge, Barsch oder Hecht, anzuheben. Der Schutz see zu historischen Zeiten nachweislich nie gebrütet, von Quagga-Muscheln fressenden Fischarten wie Rotau- doch mittlerweile haben sich mindestens sieben Brut- ge und Hasel (Leuciscus leuciscus) vor starkem Fraßdruck kolonien mit mehr als 700 Brutpaaren etabliert. Daher durch Kormorane könnte außerdem ein Ansatz sein, die sind in den Sommermonaten über 3.500 Kormorane am Quagga-Muschel über einen natürlichen Weg zu bekämp- See bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten - in den fen – doch auch hier ist die Möglichkeit der Einflussnahme Wintermonaten sind über 1.500 Kormorane anwesend und Beschleunigung des Entscheidungsprozesses, wie und (Abb. 9). Dass durch diese Fraßaktivität auch Fischar- wann ein Kormoranmanagement gestartet werden kann, ten dezimiert werden, die im Fokus der Berufsfischerei außerhalb des Einflussbereichs der Fischereiverwaltung. stehen, belegen Mageninhaltsuntersuchungen von am Bodensee-Untersee geschossenen Kormoranen: dem- Trotz dieser düsteren Vorzeichen sollte man dennoch alles Binnenfischerei nach bestand in den Herbst- und Wintermonaten der daransetzen, die Berufsfischerei am Bodensee zu erhalten, Jahre 2011-2013 die gefressene Fischmenge zu 47 % denn die Bewertungsmaßstäbe für den ökologischen Fuß- aus Schleien und zu 23 % aus Hechten (Gaye-Siesseg- abdruck eines Nahrungsmittels, wie z. B. der Proteingewinn ger, 2014). Anzumerken ist hierbei, dass die Felchen im pro investierte Energieeinheit, die Emittierung von Treib- Obersee, aufgrund ihrer bevorzugten Aufenhaltstiefe hausgasen und die Landnutzung (Hilborn et al., 2018; Ty- im See von 20-50 m, einem deutlich geringeren Präda- edmers, 2004) belegen eindeutig, dass der regionale Fang tionsdruck unterliegen, als die fischereilich relevanten und die regionale Vermarktung von Wildfisch eine der nach- Arten des Flachwassers (Barsch, Hecht, Schleie, etc.). haltigsten Formen der Erzeugung von tierischen Lebensmit- Dennoch, aktuelle Hochrechnungen zeigen, dass die teln überhaupt ist (Lynch et al., 2016). Die lokale Nachfrage Kormorane heute eine vergleichbare Mengen an Fisch nach Fisch ist aufgrund der großen, am Bodensee lebenden aus dem See entnehmen, wie die Berufsfischerei (Url1; Bevölkerungszahl und den Millionen an Touristen, die die Rey & Becker, 2017). Bodenseeregion jedes Jahr besuchen und die Bodenseefi- scherei als Wahrzeichen der Region verstehen, sehr hoch. Derzeit wird eine Vorstudie am Bodensee erarbeitet, die Diese Nachfrage wird derzeit überwiegend durch Importe den Einfluss des Kormorans sowie weitere relevante Fak- gedeckt (Dressler, 2013), welche gekühlt oder gefrostet toren auf Fischbestände, Fischarten und Fangertrag ab- weitgehend über Flugzeuge und Lastwagen an den See ge- schätzt, um die Notwendigkeit eines Kormoranmanage- langen und somit im Hinblick auf den ökologischen Fußab- ments beurteilen zu können. Ob dies gelingt und welche druck deutlich belastet sind. Die weltweiten Entwicklungen Effizienz dann ein Kormoranmanagement im Erfolgsfall zeigen eindrücklich, dass ein Externalisieren (hier: Import haben wird, ist derzeit nicht abzusehen. Da außerdem ak- der fehlenden Fische) keine nachhaltige, tragfähige Lösung tuell weder der Einfluss der Stichlinge noch der Bestand darstellt (Madin & Macreadie, 2015), sondern das Gegen- an Quagga-Muscheln stark rückläufig ist, muss mit weiter teil, die Nutzung der eigenen, lokalen naturräumlichen Op- sinkenden Gesamterträgen am Bodensee gerechnet wer- tionen, ein Lösungsweg sein sollte (Lynch et al., 2016). Ein den. Wie viele Berufsfischer von diesen heute und zukünf- indirekter Ansatz, diesen Weg am Bodensee zu gehen und tig noch zu erzielenden Fängen leben können, ist derzeit regionale Fangfischerei und Versorger zu stützen, wurde ge- insbesondere aufgrund der fortschreitenden Invasion der sellschaftlich abgelehnt: Die Aquakultur von Felchen im See Quagga-Muschel nicht kalkulierbar. Auch ist zweifelhaft, direkt, in z. B. größeren Netzgehegen, fand rund um den See wie bei der derzeitigen Ausgangslage mit klassischen bei der Mehrheit der Bevölkerung, den Berufsfischern und fischereilichen Managementmaßnahmen der Berufsstand Entscheidungsträgern nicht die notwendige Unterstützung noch gestützt werden kann. Die Nahrungsgrundlage der (Baer et al., 2021b). Die Antwort auf die Frage nach „wie- Felchen ist rückläufig und damit „bröckelt“ auch eine der viel weniger an natürlich erzeugten, nachhaltig gefangenen tragenden Säulen des fischereilichen Ertragsvermögens Fisch darf es denn sein?“ sollte jedoch immer die ökologi- des Sees – daran werden auch andere Maschenweiten, schen Vorteile einer lokalen Fangfischerei bzw. Erzeugung größere Netzkontingente oder intensivere Besatzmaß- berücksichtigen (Cooke et al., 2016). Kommt man zu dem nahmen nichts ändern können. Ein Eingriff in den Stich- Schluss, dass die ökologischen Kosten dafürsprechen, die lingsbestand mit Methoden der Kleinen Küstenfischerei Berufsfischerei am Bodensee und ihre Jahrhunderte wäh- könnte zur Entlastung der Situation beitragen, jedoch rende Tradition zu erhalten, dann müssen die relevanten müssen hier Abstimmungen hinsichtlich des vertretbaren Akteure und Entscheidungsträger am See zusammenarbei- Aufwandes und des Beifanges getroffen sowie Mittel für ten und überregionale, behördenübergreifende und Diszi- Zeitschrift für Fischerei 2: Artikel 1: 1-13 Seite 10 / 13 © Autor(en) 2022 DOI: 10.35006/fischzeit.2022.17
Baer & Brinker Düstere Zukunft für die Bodenseefischerei ZEITSCHRIFT FÜR FISCHEREI plinen verbindende Hilfskonzepte entwerfen. Die Fische- reiverwaltung und angewandte Fischereiforschung alleine wird aufgrund der eingeschränkten Einflussnahme einen derartigen Prozess nicht bewerkstelligen können. Gelingt kein integrierender Ansatz, wird in wenigen Jahren die Be- rufsfischerei am Bodensee ein Nischendasein fristen und ihr Schaffen und Wirken längerfristig nur noch im Museum zu bestaunen sein – einen anderen Rückschluss lässt die dra- matische Entwicklung der Fangzahlen nicht zu. Literaturverzeichnis Alexander, T. J., Vonlanthen, P., Périat, G., Raymond, J.-C., M. L., Bade, D., Cottingham, K. L., Essington, T. E., Degiorgi, F., und Seehausen, O. (2016): Artenvielfalt Houser, J. N. und Schindler, D. E. (2001): Trophic ca- und Zusammensetzung der Fischpopulation im Bo- scades, nutrients, and lake productivity: whole-lake densee. Kastanienbaum: Projet Lac, Eawag, Schweiz. experiments. 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