" Der Hochlauf der E-Mobilität treibt die Entwicklung von Smart-Meter-Gateway-Anwendungen." - Interview mit Uwe Klemm, Bereichsleiter New Energy ...
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2 21 Auszug aus Ausgabe 2 April 2021 Interview mit Uwe Klemm, Bereichsleiter New Energy Solutions, GISA GmbH »Der Hochlauf der E-Mobilität treibt die Entwicklung von Smart-Meter-Gateway- Anwendungen.« Geführt von energate-Redakteur Phillip Akoto ISSN: 1611-2997
Interview Interview mit Uwe Klemm, Bereichsleiter New Energy Solutions, GISA GmbH » Der Hochlauf der E-Mobilität treibt die Entwicklung von Smart-Meter-Gateway- Anwendungen.« Der „Garagenversuch“ von VW-Tochter Audi und dem IT-Dienstleister Gisa bestätigt das Potenzial von Smart-Meter-Gateways für die Verkehrswende, so Uwe Klemm, Head of Energy Steering bei Gisa im Gespräch mit energate-Redakteur Phillip Akoto. e|m|w: Herr Klemm, Gisa hat mit der Volkswa- gen-Tochter Audi ein gemeinsames Pro- jekt zum Thema netzdienliches Laden durchgeführt. Worum ging es konkret? Klemm: Unsere Zusammenarbeit mit Audi drehte sich um ein Lastmanagementsystem für E-Mobilität, beispielswiese zur Entlas- tung der Verteilnetze. Im Detail ging es darum, den heimischen Ladevorgang eines E-Autofahrers über ein Smart-Meter- Gateway zu steuern. Wir konnten zeigen, dass es möglich ist, über das Smart-Meter- Gateway direkt aus dem Backend-System heraus auf einen Ladevorgang zuzugrei- fen, um diesen stufenlos zu regeln, also nicht nur ein- und oder auszuschalten, sondern das Niveau der Ladeleistung hoch- oder herunterzufahren. e|m|w: Gisa ist als IT-Dienstleister bislang stark in den Bereichen Abrechnung, Smart Energy sowie Betrieb von IT-Systemen für die Energiewirtschaft aktiv. Was bringt Sie zur E-Mobilität? Fotos: © GISA Klemm: Die Zusammenarbeit mit Audi folgt einem Trend, den wir sehen. Dabei geht es nicht 2 Auszug aus e|m|w Heft 02|2021
Uwe Klemm Interview allein um E-Mobilität, sondern um die lität gebündelt und an Kurzfristmärkten » Tatsache, dass immer mehr kleine dezent- vermarktet werden wird. rale energiewirtschaftliche Anlagen in den Den Hochlauf der Markt kommen, während Großkraftwerke E-Mobilität sehen wir in e|m|w: sukzessive herausfallen. Den Hochlauf der Inwiefern beschäftigen Sie sich auch mit E-Mobilität sehen wir in diesem Zusam- diesem Zusammenhang als diesen weiteren Anwendungsfeldern für menhang als einen Trend von mehreren, einen Trend von mehreren, smarte Energy Services? den wir mit einer unserer großen Stärken den wir mit einer unserer verbinden wollen: den Smart Energy großen Stärken verbinden Klemm: Services. In diesem Segment waren wir Zunächst entwickeln wir auf Basis der ganz früh vorne mit dabei. Das heißt, wollen: den Smart Energy erarbeiteten Ergebnisse weiter. Der nächste wir können gut einschätzen, was mit Services.« Schritt wird die Steuerung des Ladevorgangs einem Smart-Meter-Gateway geht und was auf Basis der Anreiztabelle eines Netzbetrei- nicht. Dazu kommt, dass perspektivisch bers sein. Darüber hinaus arbeiten wir an ein Großteil der Smart-Meter-Gateways liche System zu integrieren. Wir gehen weiteren „Gateway-Projekten“. Eines davon in Deutschland von Gisa IT-seitig betreut davon aus, dass Steuerungsmöglichkeiten dreht sich um die Steuerung von PV-Wech- werden, auf Basis einer Robotron-Soft- kleiner Anlagen für Netzbetreiber generell selrichtern. Da schauen wir also auf die Er- ware. Somit haben wir eine bedeutende, immer wichtiger werden. Dies war eine zeugungsseite. Ein drittes Projekt mit wieder sichere und wichtige Kommunikations- zentrale Triebfeder für uns, das Projekt anderen Partnern dreht sich um das Thema komponente bereits im Haus. durchzuführen. Das gesteigerte Interesse CLS-Submetering, also die Übermittlung der daran kommt aber auch noch von anderen Messwerte von Wärme- und Wassermen- e|m|w: Seiten. Ebenso können marktliche Anreize genmessungen über das Gateway. Ihr Fokus liegt also weniger auf der dazu führen, dass Direktvermarkter, Elek- E-Mobilität selbst und mehr auf dem tromobilitätsdienstleister oder Lieferan- e|m|w: netztechnischen Umgang damit? ten Bedarf für Steuerungsmöglichkeiten In der Branche ist zu hören, dass es dem sehen. Letztere könnten Endverbrauchern Smart Metering bei den Endverbrau- Klemm: somit beispielsweise einen günstigen chern noch an Akzeptanz fehlt, weil sie Teilweise. Wir sind daran interessiert, die variablen Tarif anbieten. Auch ist denkbar, ihnen mit Blick auf den Nutzen zu teuer Elektromobilität in das energiewirtschaft- dass durch Dienstleister kleine Flexibi- erscheint. Wie nehmen Sie das wahr? Auszug aus e|m|w Heft 02|2021 3
Interview Uwe Klemm Klemm: wir weitere Partner für unser Projekt zum mit Einverständnis des Endkunden den Richtig ist: Wenn der Mehrwert eines netzdienlichen Laden ins Boot holen und Ladevorgang des Autos gezielt auf die intelligenten Messsystems allein darauf noch vor Weihnachten 2020 einen ersten gemessen am Börsenpreis günstigsten reduziert bliebe, dass ein Endkunde jeder- erfolgreichen Test durchführen. Stunden legen oder den Ladevorgang in zeit seinen Energieverbrauch exakt ver- Abhängigkeit der Einspeisung regene- » folgen kann, ohne die Möglichkeit, etwa rativer Energien klimafreundlich beein- ein E-Auto ins Smart Home zu integrieren In der Tat sind flussen. Die intelligenten Wallboxen sind oder flexible Ladestromtarife zu bekom- heute noch vergleichsweise teuer. Hier men, dann wäre es sehr wahrscheinlich, deutschlandweit bislang gehen wir wiederum davon aus, dass die dass das Interesse gering bleibt. Wir noch nicht allzu viele Preise perspektivisch sinken. Geschehen sind allerdings davon überzeugt, dass Wallboxen installiert, wird das zum einen mit dem hersteller- eben diese Themen kommen werden die diese Voraussetzung seitig wachsenden Angebot und höheren und der entsprechende Steuerungsbedarf Stückzahlen, zum anderen wegen der mitbringen. Wir sind aber steigt. Unseres Erachtens werden gerade Anreize, die netz-, vertriebs- und auch die E-Mobilität und der Druck, der dort davon überzeugt, dass aggregatorenseitig kommen. Diese Player entsteht, ein Turbo für diese Entwicklung auch diese Wallboxen werden die Technik in Bündelangeboten sein. Dazu ein branchenfremdes Beispiel: perspektivisch kommen, vertreiben und gegebenenfalls ein Stück Wer hätte denn vor fünf Jahren gedacht, eben weil sich damit weit subventionieren. wie sehr Streaming-Dienste unseren Medi- enkonsum verändern? günstige Tarife verbinden » lassen.« e|m|w: Ohne die entsprechenden Audi ist ein großer Name in der deut- zählbaren Vorteile für die schen Automobilindustrie. Wie kam es e|m|w: Kundenseite greifen die zu der Kooperation mit der VW-Tochter? Die gängige private Ladeinfrastruktur ist nicht per se direkt über ein Gateway Käufer natürlich eher zu Klemm: steuerbar. Wie verbreitet sind smarte den günstigeren, nicht Da spielte unsere räumliche Nähe zu Wallboxen mit entsprechenden Schnitt- steuerbaren Geräten.« den Werken des VW-Konzerns hier in stellen heute? Sachsen eine Rolle, wo der Konzern E-Mobile produziert. Das hat uns auch Klemm: e|m|w: in der Einschätzung bestärkt, dass die In der Tat sind deutschlandweit bislang Stichwort Subventionen. Der Hochlauf E-Mobilität an Fahrt gewinnt und zugleich noch nicht allzu viele Wallboxen instal- der Ladeinfrastruktur wird aktuell vom eines der großen energiewirtschaftlichen liert, die diese Voraussetzung mitbringen. Staat stark subventioniert. Das pusht Zukunftsthemen sein wird. Audi konnten Wir sind aber davon überzeugt, dass auch aber eher den Zubau einfacher Wallbo- wir letztlich per direkter Ansprache für diese Wallboxen perspektivisch kommen, xen, die keine Schnittstelle zur Steue- das Projekt begeistern, weil wir ähnliche eben weil sich damit günstige Tarife rung haben, oder? Ansichten teilten. Neben Audi konnten verbinden lassen. So kann ein Lieferant Klemm: Ja, das ist leider so. Ohne die entsprechen- den zählbaren Vorteile für die Kundenseite greifen die Käufer natürlich eher zu den günstigeren, nicht steuerbaren Geräten. Dass es diese Benefits für die Kunden noch nicht gibt, liegt unter anderem an der fehlenden Standardisierung und gesetzlichen Regelung auf diesem Gebiet. Das ist sehr schade, da so die aus meiner Sicht sinnvolle Förderung zum Aufbau der Elektromobilität im Wesentlichen in nicht intelligente Ladeinfrastruktur fließt. So gesehen hat das Bundeswirtschaftsminis- terium den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Das halte ich für ungeschickt. e|m|w: Beeinflusst diese Unsicherheit die Er- folgsausschichten Ihrer Projekte? Klemm: Nein, sie verzögert diese aber. Der im Januar 2021 kurzfristig vom Bundes- Für den Versuchsaufbau wurden handelsübliche Geräte und Komponenten benutzt. wirtschaftsministerium zurückgezogene Gesetzentwurf zur Reform des Paragra- 4 Auszug aus e|m|w Heft 02|2021
Uwe Klemm Interview fen 14a im EnWG, also zur Integration e|m|w: aufbau noch anders gelöst werden soll, steuerbarer Verbrauchsanlagen auf der Haben Sie auch weitere Entwicklungs- ist die Aufgabe des Raspberry. Da gibt es Niederspannungsebene, führte beispiels- perspektiven im Sinn? verschiedene Möglichkeiten, was diese weise den EEBus-Standard ausdrücklich Komponente leistet, entweder auf ein als Kommunikationsprotokoll auf. Das Klemm: Aufsatzmodul am Gateway oder über verwundert nicht, zumal EEBus in der Ja, direkt darauf aufbauend sind wir aktu- Software in die Wallbox zu integrieren. Branche als aussichtsreicher Standard zur ell dabei, die Anzahl der Wallboxen inner- Da arbeiten wir mit unseren Partnern Gerätekommunikation mit energiewirt- halb unseres Versuchsaufbaus zu erhöhen. an zeitnah umsetzbaren Lösungen. Ein schaftlichen Anlagen gilt. Auch wir nutzen Dabei geht es dann darum, eine Steuerung Aufsatzgerät für das Gateway könnte die Technologie im Rahmen unseres Pro- für mehrere Wallboxen über ein einzelnes beispielsweise noch im ersten Halbjahr jektes mit Audi. Dies zusammengenom- Gateway zu etablieren – beispielsweise für 2021 fertig werden. Allerdings liegen da men bestärkt uns in der Auffassung, dass Stellplätze oder Tiefgaragen von Hotels die Aufwände weniger bei uns als bei wir hier auf dem richtigen Weg sind. oder Mietshäusern. Ferner schauen wir unseren Partnern. Nach Fertigstellung des aktuell auch mit unserem Partner Price[IT] Aufsatzmoduls kann man herstellerunab- Wichtig ist zum jetzigen Zeitpunkt, in das Thema Kurzfrist-Preisprognosen für hängig jede EEBus-fähige Wallbox daran dass der Gesetzgeber in den kommen- den Intraday-Stromhandel. Ziel dieser Zu- anschließen. Das veranschaulicht unser den Monaten Klarheit schafft und einen sammenarbeit ist es, perspektivisch einen Streben nach der Interoperabilität der entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegt. weiteren Baustein für unser Paket rund Systeme. Andersherum integriert unser Wir werden diese Zeit nutzen und mit um die Steuerung dezentraler energiewirt- Partner „eSYSTEMS“ den CLS-Endpunkt weiteren (vermeintlichen) Standards schaftlicher Anlagen zu entwickeln. in die Wallbox. Das bedeutet: Sobald die Erfahrungen sammeln. Dabei setzen Kommunikationstechnik dort implemen- » wir als nächstes auf die Einbindung von tiert ist, spielt es für die E-Mobilisten OCPP-Ladeinfrastruktur. Auch diese wer- keine Rolle mehr, von welchem Hersteller den wir wieder mit Hilfe des CLS-Kanals Durchaus anspruchsvoll sind ihr Gateway stammt. des Smart-Meter-Gateways steuern. Zum etwa die BSI-konforme, Einsatz kommt dabei möglichst keine pro- sichere Kommunikation e|m|w: prietäre Technik, um herstellerunabhängig Wie weit sehen Sie die Entwicklung auf über den CLS-Kanal und eine große Reichweite zu erzielen und dieser Seite? damit zukunftssicher aufgestellt zu sein. auch das Zusammenspiel, wie sich die einzelnen Klemm: e|m|w: Geräte in einem solchen Labortests dazu laufen. Und auch hier Wie sieht der konkrete Versuchsaufbau Netzwerk finden und sind wir guter Dinge, dass in den nächsten aus, mit dem Sie die Direktsteuerung Wochen eine Lösung vorliegt. Parallel zu einer Wallbox realisieren konnten? Wie interagieren.« dem, was wir tun, nämlich Use Cases für viele Wallboxen kamen zum Einsatz? die Digitalisierung der Energiewende zu liefern, testen zahlreiche Verteilnetzbetrei- Klemm: e|m|w: ber, wie intelligentes, netzdienliches La- In diesem konkreten Projekt ging es nicht Wo liegen die generellen IT-technischen den in einzelnen Straßenzügen praktisch um einen Feldversuch, bei dem etwa Herausforderungen bei der Wallboxsteu- aussehen kann. Ich denke, wir können Einwohner von Chemnitz involviert wor- erung über das Gateway? dazu einen guten Beitrag liefern. den wären. In einem „Garagenversuch“ haben wir für eine einzelne Wallbox von Klemm: e|m|w: Audi eine Kommunikation aus unserem Von der Definition der Versuchsparame- Herr Klemm, ich danke Ihnen für das Backendsystem von Robotron heraus ter bis hin zum erfolgreich vollendeten Gespräch. über Mobilfunk zu einem Smart-Meter- Versuch haben wir letztlich fast ein Jahr Gateway der Firma EMH Metering auf- gebraucht. Durchaus anspruchsvoll sind gebaut. Dabei ist das Gateway mit einer etwa die BSI-konforme, sichere Kommuni- Sim-Karte ausgestattet. Die Kommunika- kation über den CLS-Kanal und auch das tion zwischen Smart-Meter-Gateway und Zusammenspiel, wie sich die einzelnen Wallbox lief noch über einen Raspberry- Geräte in einem solchen Netzwerk finden Computer als Endpunkt des CLS-Kanals. und interagieren. Diese Dinge sind nicht Dieser nutzte eine Software vom EEBus- trivial. In diesem Bereich herrscht nach wie UWE KLEMM Spezialist KEO. „Gesprochen“ haben der vor Bedarf für weitere Entwicklungsarbeit. Raspberry-Computer und die Wallbox Jahrgang 1977 dann über das EEBus-Protokoll. Ferner e|m|w: enthält der Versuchsaufbau eine Fritzbox, Wie viel nicht handelsübliche Technik Studium Wirtschaftsingenieurwesen, die quasi für das Heimnetzwerk des End- steckt noch in ihrem Versuchsaufbau? Hochschule Mittweida; Abschluss Diplom kunden steht. Der Raspberry nutzt das Wie weit sind Sie von einem konkreten Wirtschaftsingenieur (FH) WLAN-Netz der Fritzbox zur Kommuni- Produkt entfernt? 2002 –2019 in verschiedenen Positionen kation mit der Wallbox. Auf diesem Wege innerhalb der enviaM-Gruppe tätig konnten wir schließlich einen VW ID3, Klemm: der zu unserem hauseigenen Firmenfuhr- Wir nutzen fast ausschließlich herkömm- seit 06.2019 Bereichsleiter New Energy park gehört, mit unterschiedlich stark liche Standard-Technik-Komponenten. Das Solutions, GISA GmbH, Leipzig gedrosselter Leistung laden. Einzige, was im Vergleich zum Versuchs- kontakt@gisa.de Auszug aus e|m|w Heft 02|2021 5
energate gmbh Norbertstraße 3 – 5 D-45131 Essen Tel.: +49 (0) 201.1022.500 Fax: +49 (0) 201.1022.555 www.energate.de www.emw-online.com Bestellen Sie jetzt Ihre persönliche Ausgabe! www.emw-online.com/bestellen 6 Auszug aus e|m|w Heft 02|2021
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