DER KÜNSTLER SCHAFFT BILDER QUASI OHNE ABSICHTEN. ALS REINES SPIEL DER FARBFLÄCHEN, OHNE HIERARCHIEN UND IN RADIKALER ABSAGE AN JEDE FORM VON ...
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ART ———————— ‚DER KÜNSTLER SCHAFFT BILDER QUASI OHNE ABSICHTEN. ALS REINES SPIEL DER FARBFLÄCHEN, OHNE HIERARCHIEN UND IN RADIKALER ABSAGE AN JEDE FO RM VON REPRÄSENTATION‘, RESÜMIERT KUNSTKRITIKERIN MAGDALENA KRÖNER ÜBER DIE ARBEITEN VON STEFAN BEHLAU. IN DEN USA SIND BEREITS DIE GRÖSSTEN SAMMLER AUF IHN AUFMERKSAM GEWORDEN. SPRECHEN WIR MIT IHM ÜBER POESIE UND FRAGILITÄT. 64 — S A L O N
ART ART SPREAD PAINTINGS P H OTO S D I E S E F I G Ü R L I C H E Q UA L I TÄT D E R FA R BV E R L ÄU F E VERLEITET ZU EINER DIREKTEN GEGENÜBERSTELLUNG Z W I S C H E N B I L D U N D B E T R AC H T E R . ———————— S T E F A N B E H L A U Stefan Behlau I NTERV I EW Luca Orsini L O —— Hatten Sie schon immer Laune auf grundfarbe oder das -muster aufgetragen. L O —— Gibt es Serien und Werkgruppen? der kleiner machen, so würden Betrachter mus und das Tempo. Hier haben mich am viele verschiedene Farben oder hat sich das Die Länge des Bildes entlang werden nun wahrscheinlich keine generellen amorphen meisten die Museen und die Galerieland- im Laufe Ihres Lebens verändert? zwei 3 Millimeter dicke Schienen positio- S B —— Gearbeitet habe ich fast ausschließ- Figuren oder Körper sehen, sondern eher schaft in Chelsea geprägt. niert, welche im nächsten Schritt als Dis- lich in Serie. Eine Idee mehrere Male auszu- konkretere Porträts ausmachen. Dann ist S B —— Farben habe ich schon immer ge- tanzleisten dienen. Jetzt wird die Acrylfar- probieren, erscheint mir sinnig. Nur durch mir lieber, wenn wir bei einer rein figürli- L O —— Im englischen Chelsea hatten Sie mocht. Ich denke hier geht es um eine sinn- be aus den Mischbehältern direkt auf die Wiederholung entwickelt man ein Verständ- chen Abstraktion bleiben. kein Atelier. Aber in New York und in Ber- liche Stimulation. Vielleicht bin ich dieser Leinwand gegossen. Die entstandenen nis über einen gewissen Ausdruck und eine lin gearbeitet. Wo zieht es Sie geografisch heute nicht mehr ganz so stark ergeben wie Farbpfützen müssen schleunigst mit einem Geste kann sich zu einer Art Sprache ent- L O —— Sind Sie mit der Produktion dieser mehr hin? früher. Verschieden mussten diese Variatio- Aluminiumrakel der Länge nach abgezogen wickeln. figürlichen Abstraktionen ein Maler? nen nicht immer sein, aber eine Kombina- werden. Der größte Teil der Farbe wird S B —— Nach fast 13 Jahren in den Vereinig- tion hatte schon zu funktionieren. Das Ein- also abgeschabt. Die 3 Millimeter Luft der L O —— Sprache kann auch poetisch sein. S B —— Mit dem Begriff des Malers habe ich ten Staaten, zuerst in New York und später zige, das sich mit der Zeit verändert hat, Schienen aber lassen der Farbe einen gewis- Sind Ihre Werke poetisch fragil oder bra- mir immer schwergetan. Ich bin kein Fan in Los Angeles und Santa Barbara, bin ich sind vielleicht die Farbfamilien, in denen sen Spielraum sich zu entfalten, verlaufen chial? der Materialität, des Mischens, des Auftra- jetzt wieder vermehrt in Europa. Meist zwi- man sich gerade wohl zu fühlen glaubt. Es und zu vermischen. Übrig bleiben eine gens, des Pinselns. Meine frühen Gemälde schen Brüssel und Berlin. Obwohl ich ne- hat schon etwas länger gebraucht, eh ich etwas trostlose braune Pfütze und ein schö- S B —— Beides! Normal ist für mich eher sind eher Farbzeichnungen mit kleinstem ben der deutschen auch die amerikanische SEITE 65 mich zum Beispiel mit der Schwarz-Weiß- ner Farbverlauf. Das Bild lasse ich circa fein, zart und delikat. Delikat empfinde ich Pinsel. Meine Arbeiten sind Gemälde, allei- Staatsbürgerschaft habe und auf beiden Untitled Fotografie anfreunden konnte. Woraus ich fünf Tage trocknen und danach spanne als intim und menschlich. Man kann aber ne aus dem Grunde ihrer Beschaffenheit Kontinenten gelebt habe, fühle ich mich Acryl, 2014 schließe, dass Farbe natürlicher zu mir ich es ganz artgerecht auf einen hölzernen auch eine feine Zeichnung oder einen de- und Zusammenstellung: Farbe auf Lein- doch in Zeiten wie diesen mehr und mehr 180cm x 150cm kommt als das Objekthafte oder die reine Keilrahmen. likaten Pinseltupfer unter eine Lupe legen wand. Das ist das fertige Produkt, wobei in Europa zu Hause. Natürlich will ich mir Form. oder in einen Scanner geben. Dies auf Auto- für mich natürlich der finale Produktions- nie die Option nehmen lassen, immer wie- SEITE 66 Untitled V Inverse L O —— Wie vorhersehbar ist dieser Farb- größe hochziehen und man staune: wie ablauf viel mehr an ein Druckverfahren er- der wegzukönnen. Acryl, 2015 L O —— Bleiben wir bei der Form. Wie ent- verlauf? brachial! innert als an ein Akt des Malens. Obwohl 200cm x 160cm stehen die biomorphen Arbeiten? ich mir nach wie vor mit dem Begriff schwer- L O —— Sie können entscheiden: Ihre Ar- S B —— Die Töne und die chromatischen L O —— Wie menschlich ist denn die Größe tue, bin ich dennoch per se ein Maler, weil beit steht entweder auf einer gestempelten SEITE 67 S B —— Die Idee war es Malerei zu simplifi- Variationen der Farbe kontrolliere ich. Die Ihrer Arbeiten? Meist sind sie der Men- ich Gemälde mache. Barockkommode von 1740, auf einem Kon- Meditation Pop Acryl, 2015 zieren. Ich habe mir die Frage gestellt, wie verschiedenen Farbpfützen werden von schengröße ähnlich. Zufall oder Ziel? solentisch von Jean-Michel Frank aus dem 180cm x 160cm sich am einfachsten Gemälde produzieren mir in einem gewissen Rhythmus auf die L O —— Sie waren am renommierten Pratt Jahr 1930 oder hängt über einem Minotti- lassen. Hierbei kommt sofort der Gedanke, Bildoberfläche platziert. Das heißt, ich ent- S B —— Obwohl die Farbe nur wenige Milli- Institute in New York, an dem auch Künstler Sofa aus dem Jahr 2017. Für welche Variante SEITE 68 was denn überhaupt ein Bild sei oder aus- scheide, welche Farbkörper miteinander meter in den Raum ragt, haben diese Arbei- wie Ellsworth Kelly studiert haben. An was entscheiden Sie sich und warum? C. W. Nimmersat macht? Die einfache Antwort: Gemälde konkurrieren werden. Anhand der Maße ten ja doch einen skulpturalen Charakter. erinnern Sie sich besonders gerne? Acryl, 2015 180cm x 150cm sind ja nichts anderes als eine Präsentati- oder Liquidität kann ich auch ein wenig Diese figürliche Qualität der Farbverläufe S B —— Alle drei. Den Konsolentisch würde on von Farbe auf einer flachen Oberfläche. einschätzen, was die Farbwalze zum Vor- verleitet zu einer direkten Gegenüberstel- S B —— Das Pratt Institute hat eine sehr ich mir nach Hause stellen, aber generell SEITE 70 Also habe ich einen Weg konzipiert, wie schein bringen wird. Aber das finale Er- lung zwischen Bild und Betrachter. Eigent- starke Anlehnung an die Light-, Color- und mag ich das Kontemporäre und das Hier Shadows Edit 1 Inverse man mithilfe eines halb automatischen gebnis eines Spread Painting liegt nicht in lich konzipiert als eine reine Präsentation Designphilosophien des Bauhauses. Dies und Jetzt und schaue voller Hoffnung und Acryl, 2016 Prozesses Farbe präsentiert. Die Spread meiner Hand und wird voll und ganz von von Farbe, scheinen die Spreads aber doch finde ich unabdingbar für ein Grundver- Spannung in die Zukunft! 200cm x 160cm Paintings werden flach produziert. Zuerst der eigentlichen Körperlichkeit der Farbe eine figurative Interpretation zu suggerie- ständnis der bildenden Künste. Die Histo- SEITE 71 wird die Leinwand auf eine Tischlerplatte geprägt. ren. Sie haben eine Richtung, von oben rie des Pratt ist natürlich toll, aber der blei- B On W montiert und dann mehrere Male grundiert nach unten, und sind auch in einer Art bende Einfluss dieser Zeit war die Stadt ———————— Acryl, 2015 und geschliffen. Hierauf wird die Hinter- Schwerkraft verankert. Würde ich diese Bil- selbst, ihre Vielfalt und Schätze, der Rhyth- dittrich-schlechtriem.com 200cm x 160cm 72 — S A L O N 73 — S A L O N
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