DER NEUE X RITE STANDARD FÜR DRUCKTECHNISCHE ANWENDUNGEN (XRGA)

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DER NEUE X RITE STANDARD FÜR DRUCKTECHNISCHE ANWENDUNGEN (XRGA)
DER NEUE X‐RITE‐STANDARD FÜR DRUCKTECHNISCHE ANWENDUNGEN (XRGA)

Einführung

Farbe ist bei der Gestaltung fast aller Produkte ein grundlegender Faktor. In den meisten Branchen sind
die effektive Farbkontrolle und ‐übermittlung zwischen Designer, Hersteller und Händler für das Erzielen
hoher Produktqualität und Kosteneffizienz ausschlaggebend. Methoden zur Bestimmung und
Übermittlung von Farbe sind jedoch häufig prozessspezifisch, und die Interpretation von Farbdaten über
Workflows hinweg kann mehrdeutig sein. Hierdurch wird das Erzielen von Farbeinheitlichkeit erschwert,
speziell bei der medienübergreifenden Farbwiedergabe. In Branchen, in denen professionelle
Beherrschung von Farben entscheidend ist, werden zur objektiven Bestimmung des Eigenwertes von
Farben und zur präzisen und zuverlässigen Farbmessung und ‐kontrolle hochwertige Spektralfotometer
oder Spektraldensitometer verwendet.

Der Eigenwert einer Farbe ist unveränderlich. Das bedeutet, dass alle an derselben Farbe
durchgeführten Messungen – theoretisch – denselben Wert ergeben sollten. Druckfachleute wissen
jedoch, dass dies in der Praxis meist nicht der Fall ist. Woran liegt das?

Gründe für Messungsabweichungen

Jede physikalische Farbprobe besitzt einen eigenen Rückstrahlungswert, der wie ein individueller
„Fingerabdruck“ bei einer Spektralmessung gemessen werden kann. Dieser individuelle Spektralwert
einer Probe wird ermittelt, indem man den Anteil des von einer Fläche reflektierten oder ausgesendeten
Lichts einer bestimmten Wellenlänge mit dem bekannten Wert eines Referenzstandards vergleicht. Eine
Reihe von Unternehmen bieten zu diesem Zweck Spektralinstrumente an, mit denen Spot‐, Scan‐ und
Inline‐ (eingebettete) Messungen durchgeführt werden können. Dies kann dazu führen, dass Anwender
zur Farbkontrolle gleichzeitig Instrumente von verschiedenen Herstellern verwenden. Außerdem
werden an verschiedenen Punkten des Workflows oft Instrumente mit unterschiedlichen
Messfunktionen eingesetzt. Dies führt leider nicht selten zu dem lästigen Problem, dass beim Messen
derselben Probe leicht abweichende Ergebnisse auftreten. Besonders problematisch wird dies dann,
wenn anhand von Messungen mit einem bestimmten Instrument eine Datenbank aufgebaut wird, deren
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Der neue X‐Rite‐Standard (XRGA)

Daten nicht in befriedigender Weise mit den Daten anderer, in anderen Abteilungen oder an anderen
Standorten verwendeter Instrumente übereinstimmen. Die abweichenden Ergebnisse der
Farbmessungen entstehen letztlich dadurch, dass sich die von den Herstellern für ihre Instrumente
verwendeten physikalischen Kalibrierungsstandards geringfügig voneinander unterscheiden.

X‐Rite‐Studie zur Bestimmung systematischer Abweichungen

Im Jahr 2006 schlossen sich zwei der marktführenden Unternehmen im Bereich der Farbwissenschaft
und ‐technologie, X‐Rite und GretagMacbeth zum gemeinsamen neuen Unternehmen X‐Rite, Inc.
zusammen. Die früheren Unternehmen X‐Rite und GretagMacbeth hatten zuvor leicht unterschiedliche
Kalibrierungsstandards für ihre drucktechnischen Messinstrumente verwendet. Beide Unternehmen
behielten ihre jeweiligen Standards kontinuierlich bei, um die langfristige Kompatibilität der mit ihren
Instrumenten gewonnenen Messdaten zu garantieren. Die Kontinuität der Standards war für die Kunden
des jeweiligen Unternehmens von Vorteil, jedoch ergeben sich bei Messungen mit den Instrumenten der
ehemals eigenständigen Unternehmen systematische Abweichungen an der gleichen Probe. Das neue
Unternehmen X‐Rite hat sich zum Ziel gesetzt, mithilfe neuester Erkenntnisse der Farbwissenschaft die
Modellübereinstimmung so zu optimieren, dass allen unseren Kunden – allen früheren X‐Rite‐ oder
GretagMacbeth‐Kunden – hochkonsistente Daten für den Austausch zwischen verschiedenen
Instrumenten und unterschiedlichen Standorten zur Verfügung stehen.

Vor kurzem hat X‐Rite eine Untersuchung abgeschlossen, in der die systematischen Messabweichungen
zwischen den Instrumenten der beiden früheren Unternehmen genau quantifiziert wurden. Dadurch ist
nun die Grundlage für einen neuen einheitlichen X‐Rite‐Werkkalibrierungsstandard für alle unsere
drucktechnischen Messinstrumente geschaffen. Wir quantifizieren die systematischen Abweichungen
unter dem Gesichtspunkt der Modellübereinstimmung im Gegensatz zur
Instrumentenübereinstimmung, die sich normalerweise jeweils nur auf bestimmte Produkte bezieht. Für
diese Untersuchung wurden die am häufigsten verwendeten Modelle beider Unternehmen verwendet
und es wurden Messungen unter typischen Arbeitsbedingungen an Drucksubstraten durchgeführt.

Die Messungen wurden an einem typischen Medienkeil im filterlosen Modus M0 gemäß ISO‐13655
durchgeführt. Dies ist die im drucktechnischen Umfeld am häufigsten verwendete Filtereinstellung. In

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der Untersuchung wurden die folgenden Instrumente verwendet: GretagMacbeth: i1Pro, Spectrolino,
SpectroEye; X‐Rite: 530, 938, 939.

                                Abbildung 1. Von links nach rechts: SpectroEye, i1Pro, 530

Testproben:

    •   Drucksubstrate:
            o     Altona Test Suite auf hochglanz‐ und mattbeschichtetem Papier und
                  hochglanzbeschichtetem LWC‐Papier, unbeschichtetem weißen und unbeschichtetem
                  leicht gelblichen Papier (entsprechend den ISO‐Papiertypen 1 bis 5)
            o     Japan Color, beschichtet, unbeschichtet, mattbeschichtet und Art
            o     Digitaldruck auf High‐Quality‐Fotopapier für Tintenstrahldrucker von Fuji
    •   Farben:
            o     UGRA/FOGRA‐Medienkeil (46 Felder)

                                                                                                        A
                                             bbildung 2. Medienkeil

Messverfahren und ‐bedingungen:
    •       Alle Messungen wurden in Übereinstimmung mit den ISO‐13655‐Normen durchgeführt.
    •       Alle Messungen wurden auf demselben schwarzen Untergrund durchgeführt.
    •       Alle Messungen wurden in einem klimatisierten Raum mit Temperaturüberwachung und ‐
        steuerung (23 °C +/‐ 1 °C) durchgeführt. Die Luftfeuchte wurde konstant auf 65 % gehalten.
    •   Der Medienkeil wurde mit jedem Instrument in Abständen von 4 Sekunden zwischen den
        einzelnen Messungen im filterlosen Modus (M0) gemessen.

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Datenanalyse:

      •   Die farbmetrischen Berechnungen wurden für die Lichtart D50 und Normalbeobachter 2°
          durchgeführt.
      •   Die farbmetrischen Abweichungen zwischen jeweils zwei Instrumententypen wurden für jedes
          einzelne Farbfeld des Medienkeils anhand der Formeln 1976 CIEL*a*b (dE*ab) berechnet.
      •   Beim Instrumentenvergleich wurden der Mittelwert und das 95‐Prozent‐Maximum der
          farbmetrischen Abweichungen für alle Farbfelder berechnet.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wollen wir uns hier auf die gemessenen Daten bei einem
Drucksubstrat beschränken: High‐Quality‐Fotopapier für Digitaldruck. Die Messergebnisse erwiesen sich
als nahezu unabhängig vom jeweiligen Substrattyp, sodass dies nur eine geringfügige Kürzung der
Messergebnisse darstellt. Die vollständigen Ergebnisse stehen auf Anfrage zur Verfügung.

                          530                    938                    939                   i1Pro                SpectroEye

dE*ab              Mittel       95 %      Mittel       95 %       Mittel      95 %       Mittel       95 %        Mittel   95 %

938                 0,27        0,48

939                 0,39        0,85        0,33       0,82

i1Pro               0,90        2,70        0,92       2,40        0,96       2,44

SpectroEye          1,08        2,94        1,06       2,89        1,03       2,80        0,56        1,36

Spectrolino         0,91        2,47        0,88       2,36        0,83       2,14        0,47        1,01        0,37     0,83

               Tabelle 1: Messergebnisse für die Modellübereinstimmung mit herkömmlichen Kalibrierungsstandards

Die Daten belegen eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den jeweils herstellerspezifischen
Gruppen, zwischen früheren X‐Rite‐Instrumenten (530, 938 und 939) und früheren GretagMacbeth‐
Instrumenten (i1Pro, Spectrolino, SpectroEye). Die Modellübereinstimmung zwischen früheren X‐Rite‐
und früheren GretagMacbeth‐Instrumenten ist im Vergleich dazu nicht so gut. Diese Unterschiede
verdeutlichen die Auswirkung der von den früheren Unternehmen verwendeten unterschiedlichen

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Der neue X‐Rite‐Standard (XRGA)

Kalibrierungsstandards. Die Unterschiede zwischen den beiden Instrumentenfamilien wirken sich bei
drucktechnischen Anwendungen deutlich aus und können Probleme beim Austausch von Farbdaten
zwischen Betrieben verursachen, wenn Instrumente der beiden früheren Unternehmen verwendet
werden.

Der neue X‐Rite‐Standard – XRGA

Die bei der Untersuchung der Modellübereinstimmung gewonnenen Daten quantifizieren die
systematischen Abweichungen zwischen den früheren X‐Rite‐ und GretagMacbeth‐
Kalibrierungsstandards. Auf der Grundlage dieses Wissens und nach Überprüfung interner Abläufe sowie
der derzeit befolgten besten Vorgehensweisen und Standards, haben wir einen neuen einheitlichen
X‐Rite‐Standard für drucktechnische Anwendungen (XRGA) entwickelt, der die folgenden Zielsetzungen
erfüllt:
    •      Verbesserte Kalibrierungsmethoden
    •      Rückverfolgbarkeit zu American National Institute of Standards and Technology (NIST)
    •      Optimierte Implementierung unter Berücksichtigung der vorhandenen Standards
    •      Verbesserte Modellübereinstimmung zwischen vorhandenen Instrumenten
    •      Gute Übereinstimmung zwischen früheren X‐Rite‐ und früheren GretagMacbeth‐Instrumenten
    •      Einheitlicher Standard für alle zukünftigen Farbmessungsinstrumente von X‐Rite
Zusätzlich zu der Entwicklung eines verbesserten, einheitlichen Kalibrierungsablaufs intern für XRGA‐
Standardinstrumente, hat X‐Rite eine Reihe proprietärer Matrixtransformationen entwickelt. Diese
Transformationen ermöglichen, dass Messungen, die mit einem früheren X‐Rite‐ oder GretagMacbeth‐
Instrument durchgeführt wurden, leicht in den neuen Einheitsstandard umgerechnet werden können.
Die Transformation der zuvor gezeigten Daten (Tabelle 1) belegt die beträchtliche mit XRGA erreichte
Verbesserung. Tabelle 2 zeigt die verbesserten Ergebnisse.

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                       530                      938                    939                  i1Pro            SpectroEye

dE*ab             Mittel       95 %      Mittel       95 %      Mittel       95 %      Mittel       95 %   Mittel   95 %

938                0,27        0,48

939                0,39        0,85        0,33       0,82

i1Pro              0,49        1,03        0,50       1,11       0,51        1,23

SpectroEye         0,60        1,26        0,56       1,25       0,43        0,85       0,56        1,36

Spectrolino        0,56        1,17        0,55       1,28       0,44        0,95       0,47        1,01    0,37     0,83

                          Tabelle 2: Modellübereinstimmung mit dem neuen X‐Rite‐Standard (XRGA)

Modellübereinstimmung – Schlussfolgerungen

   •    Die Modellübereinstimmung ist nahezu unabhängig vom Substrattyp.
   •    Die Modellübereinstimmung zwischen früheren X‐Rite‐Instrumenten (530, 938 und 939) und
        zwischen früheren GretagMacbeth‐Instrumenten (i1Pro, Spectrolino, SpectroEye) ändert sich
        durch den neuen XRGA‐Standard nicht.
   •    Der neue XRGA‐Standard gewährleistet eine gute Modellübereinstimmung zwischen allen
        X‐Rite‐Instrumenten.

Was bedeutet das für X‐Rite‐Kunden?

Für die meisten unserer Instrumente ergeben sich durch die Umstellung auf XRGA nur sehr geringe
Unterschiede bei den Messergebnissen, sodass viele Kunden überhaupt nichts zu ändern brauchen. Die
folgende Tabelle zeigt die Unterschiede, welche bei den in die Untersuchung mit einbezogenen
Instrumenten zu erwarten sind:

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                                          dE*ab                     Mittel        95 %

                                          530                         0,27         0,66

                                          938                         0,27         0,66

                                          939                         0,28         0,66

                                          i1Pro                       0,60         1,61

                                          SpectroEye                  0,60         1,63

                                          Spectrolino                 0,60         1,63

    Tabelle 3: Unterschiede zwischen den älteren Standards und dem neuen X‐Rite‐Standard (XRGA) (Messungen bei Digitaldruck auf
                                                    hochwertigem Proofing‐Papier)

Die älteren X‐Rite‐Instrumente liegen sehr nahe am X‐Rite‐Standard. Für Kunden, die nach der
Umstellung auf den neuen Standard größere Differenzen feststellen, stellt X‐Rite Werkzeuge zur
nahtlosen Umstellung vorhandener Datenbanken auf den neuen XRGA‐Standard bereit.
Für alle Kunden ergeben sich aus der Verwendung des neuen XRGA‐Standards die folgenden Vorteile:
             a. Deutlich bessere Modellübereinstimmung
             b. Rückverfolgbarkeit gemäß NIST
             c. Verbesserte Übereinstimmung der Druckspezifikationen
             d. Verbesserter Datenaustausch

Bestimmte X‐Rite‐Produkte für die Drucktechnik sind bereits XRGA‐konform, insbesondere ColorMunki
Photo, ColorMunki Design und EasyTrax. Alle zukünftigen X‐Rite‐Instrumente für die Drucktechnik sind
XRGA‐konform.

Während der folgenden 12‐18 Monate werden bisherige GretagMacbeth‐ und X‐Rite‐Produkte, die
derzeit noch erhältlich sind, auf den neuen XRGA‐Standard umgestellt. Diese Umstellung wird für die
einzelnen Produkte individuell so durchgeführt werden, dass für unsere Kunden ein praktisch nahtloser
Übergang gewährleistet ist. Falls erforderlich, werden Werkzeuge zur Verfügung gestellt, um ältere
Daten auf den neuen Standard umzustellen.

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Der neue X‐Rite‐Standard (XRGA)

Die erste Umstellung wird mit Hilfe von ColorPort durchgeführt. ColorPort v2.0 ist ein kostenloses
Dienstprogramm, mit dem Daten sowohl im XRGA‐Standard, als auch im Originalformat des jeweiligen
Instruments gespeichert werden können. Auf diese Weise können Sie sofort auf den neuen Standard
umstellen, oder zunächst einmal die Auswirkungen des neuen Standards auf Ihren gewohnten Workflow
testen.

Folgende Instrumente werden von ColorPort unterstützt:

     •    530
     •    938
     •    939
     •    SpectroEye
     •    SP62/64*
     •    i1Pro
     •    i1iO
     •    i1iSis
     •    DTP20 (Pulse)
     •    DTP22
     •    DTP41
     •    DTP45
     •    DTP70
     •    Spectrolino/SpectroScan

*SP62/64 wird von ColorPort zwar unterstützt, jedoch erfolgt keine Umrechnung auf XRGA, da XRGA nur für 0/45‐ und 45/0‐Instrumente gilt
und nicht für Kugelbelichtung angewendet wird.

Weitere Informationen und häufig gestellte Fragen finden Sie auf unserer Website. Wenn Sie erfahren
möchten, ob XRGA für Sie relevant ist, oder wenn Sie sich noch umfassender informieren möchten,
besuchen Sie unsere Website unter: www.xrite.com/xrga. (Hinweis: Die Website wird derzeit
umgestaltet und steht ab dem 3. Quartal 2010 zur Verfügung.)

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