DEUTSCHLANDS SOZIALSYSTEM IM EU UMFELD 2021 - DR. GÜNTER DANNER, PHD STRUKTURVERGLEICH, POLITISCHE UND ÖKONOMISCHE PERSPEKTIVEN IN DER PANDEMIE
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DEUTSCHLANDS SOZIALSYSTEM IM EU UMFELD 2021 STRUKTURVERGLEICH, POLITISCHE UND ÖKONOMISCHE PERSPEKTIVEN IN DER PANDEMIE DR. GÜNTER DANNER, PHD
GEMEINSAME STRUKTURMERKMALE DER EU SYSTEME • Abgeleitet aus sozialem Teilhabeanspruch • Abkoppelung medizinischer Versorgung von Einwirkungen auf Marktteilnehmer • Ent-Individualisierung einer Risikolast durch Versicherungspflicht, Kontrahierungszwang und Versorgunggebot durch Sachleistungsprinzip • Öffentlich-rechtliche Struktur dominiert ( Ausnahme NL) • Essentieller Bestandteil einer demokratischen Partizipationsgesellschaft • Systembestimmte Organisation der Leistungsgewährung ( z.B. vertragsgestützter Leistungseinkauf oder Inhouse- Erbringung in Staatsmodellen) • Steuerungselemente, Mengenbegrenzung und Allokationsprinzipien nach gemitteltem tatsächlichen Bedarf (notwendig und zweckmäßig) samt indirekter Marktkontrolle durch Angebotsselektion, Mengenbegrenzung, Zugangskontrollen ( GemBA, HAS und ähnliche)
UNTERSCHIEDE ZWISCHEN EU SOZIALWELTEN • Divergenz der Administration, des Staatseinflusses, der Systemautonomie • Divergenz der Refinanzierung ( grob: Staatsmodell in Steuerfinanzierung vs. Sozialversicherungsmodell in Beitragsfinanzierung) mit de Sonderweg „wettbewerbliche Kostenträger“ und erhöhte Mitentscheidungs- und Wahlmöglichkeit des Sozialversicherten. • Probleme der Steuerfinanzierung: kein nationales Modell ohne „Mangelsteuerung“( Wartelisten, Nichtleistung, Schwarzmarkt oder graue Zuzahlungen) Staatsüberschuldung als Ursache, in der Coronakrise dramatisch gestiegen. • Vorteilhafte Qualitäten unseres Systems: Erhöhte Freiheitsgrade und Wahloptionen (Arztwahl), Kostenträger nicht Verwaltungsbehörde sondern Dienstleister, im Versicherteninteresse, SELBSTVERWALTUNG statt direkter Staatsadministration • Identität zwischen sozialrechtlichem Versprechen und real zugänglicher Versorgung stark abweichend.
ÜBERSICHT NATIONALER EU SYSTEMSTRUKTUREN STAATLICHE GESUNDHEITSDIENSTE ( Steuerfinanzierung, Staatsadministration, Mangelsteuerung, keine interne Wahlmöglichkeit): GB,IRL,S, FIN,DK,SP,I,GR,P, u.a.) EINHEITSKASSEN IN MANGELSTEUERUNG ( mit Schattenwirtschaft) EU Staaten des Ostens und des Baltikums WETTBEWERBLICHES SOZÍALVERSICHERUNGSMODELL (B, D, NL ( privatrechtlich) EINHEITSKASSE OHNE SCHATTENWIRTSCHAFT ( mit sehr hohem staatlichen Direkteinfluss): A Und außerhalb der EU: CH: OBLIGATORIUM DURCH PRIVATRECHTLICHE ERBRINGER PLUS KOMPLEMENTÄRVERSICHERUNG ( risikoäquivalent) , ohne Arbeitgeberbeitrag ( keine „Lohnnebenkosten“-diskussion, wie bei uns) USA: Affordable Care-Act minus (Trump plus Republikaner) + X= ( vor Corona mindestens 25 Mio. Unversicherte)
DIE EU DER WIRTSCHAFTS- UND WÄHRUNGSUNION ( TRIUMPH UND RISIKEN) • Vertragsmodell souveräner Mitgliedsstaaten • Begrenzte, jedoch wachsende, Gemeinschaftskompetenz, stark in Wirtschaft- und Wettbewerb, schwach in Sozialfragen mit Ausnahme des Arbeitsschutzes. • Warum keine Harmonisierung bei einer solchen des Geldes? • Auseinanderentwicklung zwischen den wachsenden Mitgliedsstaaten ökonomisch und sozial • Euro- und Schuldenkrise ab 2007 ( ab 2010 direkt auf Staaten bezogen) samt Rettungsgeschehen • Notgetriebene Vergemeinschaftung damals, heute und morgen als Coronafolge • EU und Deutschland – zentrales Anliegen einer Exportnation ( trotz zahlreicher Netto-Zahlermythen) • Wie EU bejahen und Subsidiarität im Sozialsystem bewahren? • Demokratiestabilisierung, Marktzugangssicherung, Wohlfahrtserhöhung brauchen Wachstum und Zukunftspolitik
EU-ENTWICKLUNG UND SOZIALÖKONOMISCHE ZUKUNFT BEI UNS • Nach Corona ist Wachstum zwingend zur Wohlstandssicherung erforderlich • Die könnte mit geopolitisch relevanten Bedrohungsszenarien (Klima) direkt konkurrieren und bedarf sehr fundierter, ideologiefreier und faktenbasierter politischer Handhabung. Nationale Alleingänge sind weitgehend Illusion. • Corona verstärkt den Bedarf an global-kollektiver Zusammenarbeit ( WHO, UNO, etc.) die durch eine abgestimmte EU Politik stark erleichtert werden können. Zudem zeigt eine Figur wie Trump mitsamt seines Kollateralschadens weltweit die Notwendigkeit diplomatischer Kooperation , auch und gerade über Lagergrenzen hinweg. ( EU –China Abkommen unter deutscher Ratspräsidentschaft) • Feinabstimmung erforderlicher Vergemeinschaftung und besser und effektiver national organisierter Bereiche. Billige EU Kritik ( EU als Versager in der Impfstoffbeschaffung) entbehrt einer faktischen Grundlage • Demokratie- und Rechtsstaatsgefährdungen nehmen weltweit zu ( siehe USA vom 06.01.2021), Putin und China etc. Eine demokratisch- rechtsstaatliche Gegenstruktur als politische Tonart sollte weltweit gestärkt werden.Verhältnis EU/USA, Entwicklungshilfepolitik, Katastrophenreaktionen, Rechtsstaatsgefährdung durch verstetigte Verelendung mit Folgeproblematik (Flüchtlingselend und traditionelle Entwicklungspolitik) • Es bleibt ein langer Weg zu mehr sozialer Wertvergleichbarkeit innerhalb der EU
AUSBLICK: CORONA, DIE EU, DIE SOZIALSTAATEN • Beispiellose Bedrohung von Gesundheit, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit durch Pandemie • Nicht die erste, warum die letzte? • Deutschlands Gesundheitswesen hat sich vergleichsweise sehr gut gehalten. Navigationsfehler in völlig unbekannten Gewässern sind unvermeidlich. Lehren sollten jedoch ehrlich gezogen werden und nachhaltig umgesetzt. • Aufwertung der in der Versorgung und Pflege Tätigen durch moralische Umschichtung der Wertigkeit. Weg von Sozialversorgung als „lästigem Kostenfaktor“. Priorisierung von moralisch hochstehendem Engagement durch Zubilligung von Sozialwert und Entlohnung. Dies ist ein TRADITIONSBRUCH mit Sparzwangsvorstellungen der Vergangenheit. • Stärkung von Patienten und Beschäftigtenrechten. Stärkung der Staatsferne unseres Systems durch Neubewertung des Selbstverwaltungsgedankens • Subventionsveränderungen zugunsten kleiner Betriebe. • Entwicklung von belastbaren Krisenreaktionsmechanismen zur Vermeidung von „Jeder-für sich-Panikattacken“
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