Die digitale Wollmilchsau - Von Alleskönnern, Problemlösern und der Frage nach der perfekten Navigation: GPS-Sportuhren und Smartwatches sind am ...
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Die digitale Wollmilchsau Von Alleskönnern, Problemlösern und der Frage nach der perfekten Navigation: GPS-Sportuhren und Smartwatches sind am Vormarsch. Wir haben uns zwei etwas genauer angeschaut. Von Simon Bergmann 88 / bergundsteigen #119 / sommer 22
Bergsport bewegt sich immer auf der schma- onsmittel zu dienen. Die ernstzunehmenden tendarstellung. Wie bei den Handgeräten len Linie zwischen der Einfachheit des Tuns Exemplare haben einen barometrischen können Custom Maps und die AV-Karten und der ständig fortschreitenden techni- Höhenmesser, GPS-Empfänger (die meisten draufgeladen werden. Für Garmin sprach schen Entwicklung. Jährlich wird die Ausrü- zusätzlich Glonass, Galileo o. Ä.), Kompass ebenfalls die Macht der Gewohnheit, da ich stung noch leichter, noch effizienter, noch und diverse Navigations- und Sporteinstel- bereits mit einem Handgerät und der Gar- futuristischer. Bei der Tourenplanung ist es lungen. min Software vertraut bin. Seit Anfang des nicht anders. Die klassische, rein analoge Jahres 2022 gibt es von Garmin ein neueres Tourenplanung wurde für viele von uns längst Welche Uhren wurden getestet Modell, die Fenix 7. Kurz zusammengefasst abgelöst durch digitale oder hybride Touren- und warum? ist das neue Modell teurer, hat eine andere planung. Die neueste Entwicklung in diesem Als Smartwatch wurde die Samsung Galaxy Optik, hat ein optionales Touchdisplay, die Bereich sind GPS-Sport-Uhren und Smartwat- Watch 4 Classic getestet, als GPS-Sport-Uhr bereits sehr gute Akkulaufzeit wurde weiter ches, die die Grenzen zwischen Navigations- eine Garmin Fenix 6X Pro (Abb. 1). verbessert und die TopoActive-Karten sind gerät, Fitnesstracker und Smartphone ver- Als Referenz für den Vergleich wurde ein nicht mehr (wie noch beim Vorgänger) vor- schwimmen lassen. Unabhängig von philo- durchschnittliches Android Smartphone ver- installiert, können aber nachträglich in- sophischer Betrachtungsweisen über die wendet (Motorola Moto G Power) und ein stalliert werden. fortschreitende Digitalisierung lautet die älteres GPS-Handgerät (Garmin GPSmap Leitfrage dieses Beitrags: Taugen moderne 62sc). Keines der Geräte wurde vergünstigt Smartwatch versus GPS-Uhr: GPS-Sport-Uhren oder Smartwatches zur durch die Hersteller zur Verfügung gestellt. Top oder Flop? Tourenplanung und Navigation in den Ber- Die Funktionen der Geräte wurden unter Beide Gerätearten können zur Navigation gen und wie schneiden sie im Vergleich zu dem Gesichtspunkt der Tourenplanung und im Gelände verwendet werden, aber sie herkömmlichen GPS-Handgeräten und -durchführung getestet. Die Geräte können unterscheiden sich dabei deutlich. Da die Smartphones ab? als stellvertretend für ihre Geräteart angese- Geräte für unterschiedliche Schwerpunkte hen werden. Für die Auswahl der Smart- gebaut werden, ist es essentiell, sich vor Welche Gerätearten gibt es? watch war entscheidend, dass sie kompati- einer Kaufüberlegung die Frage zu stellen, Zu Beginn ist es hilfreich, sich einen Über- bel mit der App von alpenvereinaktiv.com ist was man mit der Uhr machen möchte und blick über die verschiedenen Gerätearten zu und dass sie das Betriebssystem Android was sie leisten soll. verschaffen. Aus Sicht der Bergsportler*innen verwendet (die Erkenntnisse des Tests kön- sind für die digitale Tourenplanung vier nen auf die Apple Watch übertragen werden). Gerätearten interessant. PC bzw. Laptop Für die Kategorie der GPS-Uhren wurde die werden nicht aufgezählt, weil sie zwar für Garmin Fenix 6X Pro getestet, zum Zeitpunkt die Vorbereitung hilfreich sind, zur Naviga- des Tests das neueste Modell der Fenix-Serie tion im Gelände aber ungeeignet. Relevant und eine von zwei mir bekannten GPS-Uhren sind Smartphones, GPS-Handgeräte, Smart- mit herunterladbaren Karten (die andere ist watches und GPS-Sport-Uhren. Smartwat- die Coros Vertix 2). Die Navigation mit der ches fühlen sich vor allem im urbanen Raum Karte und das vorhandene Kartenmaterial zu Hause. Sie sind geschaffen für die tägli- sollen laut Berichten bei der Garmin Fenix 6 che Interaktion und benötigen eine Verbin- Pro besser sein als bei der Coros Vertix 2, dung zum Smartphone. Ihre Möglichkeiten überprüfen konnte ich diese Behauptung sind vielseitig, vorausgesetzt es gibt eine App jedoch nicht. dafür. GPS-Uhren werden von den Herstel- lern oft als Smartwatch verkauft, sind aber Die meisten modernen GPS-Uhren können primär für Outdoorsportarten konzipiert und GPS-Tracks als sogenannte Brotkrümel-Navi- deshalb für den Bergsport am interessante- gation darstellen, also als Linie auf einfarbi- sten. Sie können mit dem Smartphone ver- gem Hintergrund, anhand der man sich knüpft werden, müssen es aber nicht. Im orientieren kann. Die Garmin Fenix 6X Pro Gegensatz zu Smartwatches haben sie alles ist in ihrer Ausstattung vergleichbar mit an Bord, um als eigenständiges Navigati- anderen Modellen namhafter Hersteller Abb. 1 Als Smartwatch wurde die Sam- (bezüglich Genauigkeit der Sensorik kann sung Galaxy Watch 4 Classic getestet GPS-Uhren und Smartwatches ergänzen hier keine Aussage getroffen werden), aber (unten), als GPS-Sport-Uhr eine Garmin heute die klassischen Navigationstools. der entscheidende Unterschied ist die Kar- Fenix 6X Pro (oben). | digital 89
Smartwatches Simon Bergmann ist studierter Soziologe und arbeitet bei alpenvereinaktiv.com. Das Studium zog ihn nach Innsbruck und die Berge halten ihn bis heute dort. Smartwatches sind als verlängerter Arm von Schwachstellen Smartphones entworfen worden. In erster Die Akkulaufzeit von Smartwatches ist Linie bilden sie ab, was auf dem Smartphone deutlich geringer als die hochwertiger sichtbar ist, und ergänzen das Ganze durch GPS-Uhren und das kleinere, handliche Körperdaten wie Schrittzähler, Herzfrequenz- Design macht sie weniger robust. Die Kar- messung, Stresslevel etc. Für die Uhren gibt tennavigation bietet zwar einen Überblick es eigene Apps, die mit den Smartphone- über den Standort und die Karte kann ver- Apps kompatibel sind (Achtung: Nicht jede kleinert oder vergrößert werden, jedoch Androidversion ist mit allen Apps kompati- ist es nicht möglich, den Kartenausschnitt bel). So gibt es beispielsweise von alpenver- zu verschieben, um den weiteren Weg zu einaktiv, Komoot oder Strava Apps für die analysieren, und die Kartenkacheln laden Smartwatch, die mit dem Smartphone syn- nicht immer sofort. chronisiert werden können. Ist man im Gelände unterwegs und startet auf dem Wegen eines fehlenden Kompasses kann Smartphone eine Navigation, kann man sich die Karte nicht in Blickrichtung gedreht die Richtungsangaben und Entfernung zur werden und der Standort wird nur durch ein nächsten Abzweigung auf der Uhr anzeigen Fadenkreuz ohne Richtungsanzeige darge- lassen. Von den drei genannten Smart- stellt. Der Touchscreen der Uhr ist zwar gut watch-Apps zeigt nur alpenvereinaktiv einen zu bedienen, aber schaltet sich, um Energie Kartenausschnitt mit dem zurückgelegten zu sparen, nach kurzer Zeit aus, was beim Weg und der noch zu gehenden Strecke. Die Studieren der Karte aber sehr störend sein Karte kann auf der Uhr offline gespeichert kann. Hinzu kommt, dass die GPS-Aufzeich- werden, bei der Apple Watch ist das nicht nung der getesteten Smartwatch weniger möglich. Sie benötigt eine ständige Blue- genau ist als bei den anderen Gerätetypen, tooth-Verbindung zum iPhone. Damit bietet was die Orientierung zusätzlich erschwert. die Galaxy Watch in Kombination mit alpen- Nach einer langen Tagestour mit Pulsmes- vereinaktiv eine einfache Navigation mit sung und Navigation verabschiedet sich der herunterladbaren Karten und Richtungsan- Akku und das beschreibt den Anwendungs- weisungen. Preislich sind Smartwatches at- spielraum der Uhr sehr gut. Wer wenig Geld traktiver als die hochwertigen GPS-Uhren, investieren möchte und primär eine Uhr für sie sind in der Regel kleiner, handlicher und den Alltag sucht, die zusätzlich am Wochen- vielseitig verwendbar. Die Kommunikation ende bei kurzen Bergtouren gute Dienste zwischen Smartwatch und Smartphone leistet oder die abendliche Laufrunde auf- funktioniert eleganter als bei GPS-Uhren, zeichnet, kann mit einer Smartwatch glück- vor allem wenn Smartwatch und Smart- lich werden. phone vom gleichen Hersteller sind. 90 Foto: Paul Trenkwalder
GPS-Sportuhren Wendet man sich nun den GPS-Uhren zu, oder Suunto können direkt mit alpenverein- wird man schnell merken, dass man deutlich aktiv verknüpft werden und die Planung lan- mehr Kleingeld (mehr als das doppelte) det automatisch auf der Uhr. Die Navigation in die Hand nehmen muss. Die GPS-Uhren anhand von GPS-Tracks ist mit den meisten können ebenfalls mit dem Smartphone ver- GPS-Uhren möglich, das gehört mittlerweile knüpft werden, um Touren zu planen, Vital- zum Standard. Akkulaufzeit und Kartendar- daten zu analysieren und individuelle stellung trennen die Spreu vom Weizen. Trainings zu planen. Die Akkulaufzeit ist mit 21 Tagen im Standard-Smartphone-Modus Mängel und Mankos beachtlich. Es gibt Uhren mit längerer Akku- Wo liegen nun die großen Unterschiede laufzeit, sowohl von Garmin als auch von zwischen den GPS-Uhren und den anderen anderen Herstellern (z. B. Garmin Enduro Gerätetypen? In der Kartendarstellung und oder Coros Vertix 2). Mit aktivierter GPS-Navi- den Navigationsmöglichkeiten ist die Fenix- gation lassen sich laut Hersteller 60 Stunden Serie den Smartwatches deutlich überlegen. aus der Uhr herausquetschen, im Energie- Außerdem ist die Trackaufzeichnung genauer, sparmodus sogar Monate. Die Praxis zeigt, die Höhe wird über GPS und barometrischen die Uhr lässt sich problemlos eine Woche Höhenmesser ermittelt, die Akkulaufzeit lang ohne Aufladung verwenden bei tägli- spielt in einer anderen Liga und der einge- chem Gebrauch im Smartwatch-Modus baute Kompass unterstützt die Orientierung. (Bluetoothverbindung zum Smartphone, Hinzu kommt, dass viele Smartwatches über Pulsmessung, normale Uhrfunktionen), Touchscreens bedient werden, was zwar ele- mehreren Laufrunden pro Woche mit GPS- gant wirkt, im Gelände aber hinderlich sein Aufzeichnung und am Wochenende längeren kann. Versehentliches Beenden der Aufzei- Bergtouren mit Navigation. Hier übertrumpft chnung, ein deutlich höherer Akkuverbrauch die GPS-Uhr sowohl die Smartwatch als und eine schwerere Bedienung mit Hand- auch das Smartphone. Der Nachteil gegen- schuhen können die Folge sein. Eine berg- über einem GPS-Handgerät: Man kann die sporttaugliche GPS-Uhr sollte für meinen Batterien nicht im Gelände tauschen, son- Geschmack auf Tastenbedienung setzen, so dern benötigt eine Steckdose oder Power- wie es bei der Fenix-6-Serie der Fall ist. Selbst bank. Übrigens gibt es die Fenix-Modelle im Schneesturm mit dicken Fäustlingen kann in drei verschiedenen Größen, wobei die die Uhr gut bedient werden, Schneeflocken X-Modelle am größten sind und dadurch und Wassertropfen stören die Bedienung auch die stärkste Akkuleistung haben. nicht (was bei Touchscreens oft der Fall ist) Die Vorbereitung einer Tour funktioniert und die Finger bleiben warm. Die Bedienung mit GPS-Uhren ganz ähnlich wie mit dem per Knopfdruck ist dabei allerdings weniger Smartphone. Der Hersteller Garmin bietet zeitsparend als am Touchscreen oder bei mit Connect und Basecamp zwei kostenlose den bekannten GPS-Handgeräten. Auf der Anwendungen, mit denen Tracks erstellt Uhr muss man sich durch einige Menüs kli- werden können. Connect setzt dabei aus- cken, um an den gewünschten Punkt zu ge- schließlich auf die Karten von Google Maps langen. Smartphones, Smartwatches und und ist dadurch für Rennradrunden oder GPS-Handgeräte können das schneller. Joggingrunden brauchbar, aber nicht für Touren in den Bergen. Verschiedene Web- Die Navigation sites bieten individuelle Tourenplaner an Ein stark limitierender Faktor der Uhr ist die oder die Möglichkeit, GPS-Tracks herunterzu- Displaygröße, die markante Auswirkungen laden, die dann auf der Uhr gespeichert wer- auf die Navigationsfähigkeit hat. Die größte den können. Hierfür ist kein PC oder Laptop Ausführung der Fenix 6 kommt mit einer Dis- nötig, es funktioniert per Bluetooth mit dem playgröße von 35,56 Millimetern (1,40 Zoll) Smartphone. So können beispielsweise Tou- Durchmesser daher. Das ist in etwa so breit ren mit alpenvereinaktiv.com geplant und wie das Display eines Garmin GPSmap 62sc, Abb. 2 Das Display der Uhr spiegelt im vorbereitet werden und dann auf der Uhr aber zwei Zentimeter kürzer. Besonders für Gegensatz zum Handydisplay kaum im abgespeichert werden. Uhren von Garmin Personen mit eingeschränkter Sehkraft kann Sonnenlicht. | digital 91
das zum Ausschlusskriterium werden. Das Welt. Zu meiner positiven Überraschung soll keine Analyse aus junger Überheblichkeit kann man mit Hilfe dieser Karten, trotz des sein, sondern basiert auf Rückmeldungen bei kleinen Displays, viel herauslesen und zu- Schulungen und Kursen. Das Display selbst verlässig navigieren. Die hinterlegte AV- ist bei verschiedensten Lichtverhältnissen Karte ist ein klarer Mehrwert, allerdings mit gut lesbar und spiegelt im Gegensatz zu vie- obigen Einschränkungen. Ein Beispiel aus len Smartphones und Smartwatches so gut der Praxis: Auf der Skitour von der Vernagt- wie nie (Abb. 2). Während der Tour können hütte in Richtung Brochkogeljoch stand mir verschiedenste Anzeigemodi durchgewech- ein mittelmäßig genauer GPS-Track zur Ver- selt werden, von Vitaldaten über zurückge- fügung. Die Sicht war perfekt und mit Hilfe legte Höhenmeter, Höhenprofile, Kompass- kleiner Anhaltspunkte auf der Karte und dem peilung und viele mehr (Abb. 3). Der Funkti- Track war schnell ersichtlich, wie das Glet- onsumfang zur Navigation entspricht dem scherbecken am schnellsten gequert werden der Handgeräte. Hinzu kommen die sportli- kann. Bei schlechterer Sicht hätte man sich chen Aspekte zur Leistungsanalyse, kurz die mehr auf die Karten verlassen müssen und Auswertung der Vitaldaten in Kombination das wäre aufgrund der Weitläufigkeit des mit der zurückgelegten Strecke. Geländes schwierig geworden. Auf einem Smartphone oder GPS-Handgerät kann Das entscheidende Element der Fenix 6 ist man die ganze Geländekammer auf einmal die Kartenansicht, denn die unterscheidet betrachten, auf der GPS-Uhr (wenn die Karte sie von anderen GPS-Uhren und auch von lesbar bleiben soll) nur die Mulde, in der den Smartwatches. Anders als bei der Smart- man gerade steht. Es muss viel gezoomt und watch kann die Karte beliebig vergrößert, verschoben werden, da verliert man schnell verkleinert und verschoben werden (Abb. 4). die Lust. Wenn man jedoch einen sehr guten Man kann also den weiteren Weg mit der GPS-Track hat, der nicht nur schematisch in Karte auskundschaften, was allerdings mehr Luftlinien über den Gletscher fliegt, genügt Zeit benötigt als auf Handgeräten, weil die ein kurzer Blick aufs Handgelenk. Abb. 3 Die Uhren verfügen nicht nur Karte nicht so schnell nachlädt und man über eine Kartenansicht, sondern über den Kartenausschnitt nur in kleinen Schrit- Manch einem wird es nun die Haare aufstel- ganz unterschiedliche Anzeigemodi, ten bewegen kann. Die Praxis zeigt, dass die len und das zu Recht. Navigation darf nicht wie Höhenprofil oder Vitaldaten. Navigation mit der Fenix 6X Pro stark von nur aus blindem Folgen des GPS-Tracks be- der Qualität des GPS-Tracks abhängt. Eine stehen. Die GPS-Uhr birgt auf jeden Fall die Navigation nur anhand der hinterlegten Gefahr, dass sich die Anwender*innen nur Karte hängt einerseits von der Karte ab und mehr auf den Track konzentrieren. Gleichzei- andererseits stark von der Region. Der kleine tig lernt man es zu schätzen, sich den Weg- Kartenausschnitt ermöglicht eine kleinräu- verlauf und das Gelände auf der Karte gut mige Orientierung und Navigation anhand einzuprägen, um sich nicht auf das kleine der Karte. Möchte man den Wegverlauf über Display verlassen zu müssen. Wie bei allen mehrere Kilometer oder verschiedene Va- technischen Hilfsmitteln muss die Anwen- rianten auf einen Blick sehen, stellt sich die dung gelernt sein. Vor- und Nachteil – dass Uhr als wenig effektiv heraus – es ist jedoch Karte und Track ständig am Handgelenk möglich. Auch im Winter, wenn einzelne sind – können Fluch und Segen zugleich Hänge beurteilt werden sollen, kann ein sein, am Ende des Tages ist es Geschmacks- Smartphone mit Karte und Hangneigungs- sache. Mein persönlicher Eindruck ist, dass layer mehr als die Uhr. Die vorinstallierten ich bei der Navigation mit dem Smartphone Karten der Uhr zeigen zuverlässig das Wege- eher dazu verleitet werde, mir die Karte und netz und Skigebiete an, bieten aber leider den Routenverlauf nicht so genau anzuse- keine Geländezeichnungen. hen, weil ich weiß, dass ich beides sowieso Dem kann mit kostenlosen Varianten der auf dem Smartphone dabeihabe. Seit ich OpenStreetMap nachgeholfen werden. Als die Uhr als primäres Navigationsgerät ver- Ergebnis erhält man gute Karten mit Höhen- wende, präge ich mir in der Vorbereitung linien, die in Kombination mit dem GPS- den Wegverlauf und die Karte viel besser Track eine brauchbare Navigation ermög- ein, weil ich weiß, dass es mit der Uhr müh- lichen. Wer beim Preis der Uhr noch nicht samer ist, sich ein großflächiges Gebiet auf den Appetit verloren hat, kann sich für 130 der Karte anzusehen. Die Vorbereitung be- Euro die Alpenvereinskarten dazukaufen. kommt bei der Fenix eine größere Bedeu- Darüber hinaus gibt es weitere topografi- tung. Denn je besser man den Verlauf und sche Karten für sämtliche Regionen der die Karte kennt und je besser der GPS-Track 92
geplant ist, desto leichter fällt die Naviga- Fazit tion im Gelände. Für mich hat sich die Fenix Eine kartenfähige GPS-Uhr ist ein tolles Gerät, 6X Pro als zuverlässige Navigationsmöglich- das mich noch auf vielen Bergtouren beglei- keit herausgestellt und mein Smartphone ten wird. In erster Linie handelt es sich dabei als primäres Gerät abgelöst. Smartphone um ein Sportgerät, das Leistung aufzeich- oder Handgerät sind trotzdem immer als nen und analysieren kann. Erst in zweiter Backup dabei. Erstens, weil die Uhr versa- Linie handelt es sich um ein Navigationsge- gen könnte, und zweitens, falls komplexere rät. Die Schlüsselfrage, die man sich vor Entscheidungen getroffen werden müssen. der Anschaffung stellen sollte, ist, wofür das Während die Fenix beim Navigieren unter Gerät verwendet wird und was man sich günstigen Bedingungen Zeit einspart davon erwartet. Wer sich von der Uhr eine (Handy rausholen, anmachen, Karte öffnen), Navigation mit allen Vorzügen von Smart- verliert man bei anspruchsvolleren Navigati- phone und GPS-Handgerät erwartet, ohne onsaufgaben durch das kleine Display und die Nachteile dieser Geräte, wird enttäuscht das langsamere Laden und Verschieben der sein. Das kann die Uhr wegen des kleineren Karte Zeit. Kurzum: Die Uhr hilft sehr gut, um Displays und der eingeschränkten Tastenbe- auf dem richtigen Weg zu bleiben, sie hilft dienung nicht leisten, aber natürlich haben jedoch nicht so gut, wenn man sich völlig auch Smartphones und Handgeräte ihre verlaufen hat. Wenn man allerdings im Nachteile. Wenn man jedoch Gefallen an Nebel oder Schneesturm steckt und sich den sportlichen Aspekten einer Multisport- alleine auf die GPS-Navigation verlassen Uhr findet und zusätzlich eine schlanke muss, leistet die Fenix sehr gute Dienste, und schnelle Navigation sucht, sei es beim weil man regelmäßig die Richtung checken Trailrunning, Bergwandern oder auch bei Ski- kann und gleichzeitig die Hände frei hat – touren oder Hochtouren abseits markierter zum Beispiel bei einer Skitourenabfahrt bei Wege, der wird die Uhr zu schätzen wissen – sehr schlechten Sichtverhältnissen und wid- vorausgesetzt, man hat ein Backup dabei. rigen Bedingungen. Man sollte in so einer Wer nur auf markierten Wegen unterwegs Situation aber auch immer kritisch hinterfra- ist, das aber gerne schnell und über lange Abb. 4 Das Besondere an Garmin-Uhren gen, warum man im Nebel steckt. Wäre man Strecken, könnte eine Uhr ohne Kartendar- ist die gute Kartenansicht, die die Navi- ohne GPS auch losgegangen oder hat die stellung, aber dafür mit noch längerer Akku- gation im Gelände im Vergleich zu den Technik dazu verleitet? laufzeit in Erwägung ziehen. klassischen Smartwatches erleichtert. GPS-Sportuhren im Überblick Garmin Instinct Solar: mit schlankem Coros Apex und Vertix 2: Wer etwas weni- Funktionsumfang, rudimentärer Brotkrümel- ger ausgeben und trotzdem den üblichen navigation und sehr guter Akkulaufzeit dank Funktionsumfang genießen möchte, ist mit leistungsstarker Solarzelle. Empfängt wie der Apex gut beraten. Die Vertix 2 ist teurer alle Garmin-Uhren drei verschiedene Satelli- und kann Karten offline speichern, hat eine tensysteme (GPS, GLONASS, Galileo). sehr lange Akkulaufzeit und empfängt fünf verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLO- Suunto Baro und Peak 9: für Fans von Su- NASS, Galileo, Beidou, QZSS). unto. Sehr gute Uhren mit gutem Funktions- umfang, Sportanalyse und guter Navigation, Polar Grit X Pro: vergleichbar mit den Uhren allerdings ohne Karten. Empfangen fünf ver- anderer Hersteller und etwas günstiger. Gute schiedene Satellitensysteme (GPS, GLO- Navigation, aber ohne Karte. Empfängt vier NASS, Galileo, QZSS, Beidou). verschiedene Satellitensysteme (GPS, GLO- NASS, Galileo, QZSS). Zusammengefasst: Garmin Fenix und Coros Vertix 2 sind preislich ähnlich und bieten Kartennavigation. Die anderen Uhren sind etwas günstiger und haben keine Karten- navigation, empfangen dafür aber mehr Satellitensysteme und kommen in der Standardausstattung mit stabilerem Glas. ■ | digital 93
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