Die Excimer-Laser-Therapie der Alopecia areata Halbseitige Evaluation eines repraÈ sentativen Areals

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Die Excimer-Laser-Therapie der Alopecia areata Halbseitige Evaluation eines repraÈ sentativen Areals
524   Fallberichte/Case Reports

      Die Excimer-Laser-Therapie                                                                                     Einleitung
                                                                                                                     Bei der Alopecia areata handelt sich

      der Alopecia areata ±                                                                                          um eine Autoimmunerkrankung des
                                                                                                                     Haarfollikels (Freyschmidt-Paul P et al.,

      Halbseitige Evaluation                                                                                         JDDG 2004; 2: 260), wobei die Patho-
                                                                                                                     genese bisher nicht vollstaÈndig geklaÈrt

      eines repraÈsentativen Areals
                                                                                                                     werden konnte. Prognostische Aussagen
                                                                                                                     der ausgepraÈgten Alopecia areata sind
                                                                                                                     nur in engen Grenzen moÈglich. Die
                                                                                                                     Wahrscheinlichkeit fuÈr eine spontane
      Excimer laser therapy of alopecia areata ±                                                                     Remission bei der ausgepraÈgten Form
      side-by-side evaluation of a representative                                                                    der Alopecia areata (> 30 % des Capilli-
                                                                                                                     tiums betroffen) ist deutlich geringer als
      area                                                                                                           fuÈr die begrenzte Form (< 30 % des Ca-
                                                                                                                     pillitums betroffen) und liegt nach etwa
      Christian Raulin, CuÈneyt GuÈndogan, BaÈrbel Greve, Susanne Gebert                                             3 Jahren bei 24 % (vollstaÈndiges bis na-
      Laserklinik Karlsruhe                                                                                          hezu vollstaÈndiges Wiedernachwachsen).
                                                                                                                     Lediglich ein Drittel der Betroffenen zei-
      JDDG; 2005 ´ 3:524±526             Eingereicht: 9. 11. 2004 | Angenommen: 17. 2. 2005                          gen keine Rezidive (Madani S, Shapiro
                                                                                                                     J, J Am Acad Dermatol 2000; 42: 549).
                                                                                                                     Der Xenon-Chlorid-Excimer-Laser (Ex-
      Zusammenfassung                                   Summary                                                      cimer-Laser) konnte in juÈngster Vergan-
      Wir berichten erstmals uÈber den                  We report for the first time on hair                         genheit bei zahlreichen Indikationen wie
      Behandlungserfolg einer Alopecia                  regrowth in alopecia areata of the                           bei therapieresistenten Formen der Pso-
      areata am Capillitium durch den Ein-              scalp achieved with the 308-nm xe-                           riasis oder der Vitiligo erfolgreich ange-
      satz des 308-nm-Xenon-Chlorid-Exci-               non-chloride excimer laser in a pro-                         wandt werden (Grema H, Raulin C,
      mer-Lasers in einem prospektiven                  spective side-by-side trial. The alope-                      Hautarzt 2004; 55: 48). Unsere voran-
      Halbseitenversuch. Eine seit drei                 cia areata had shown progression                             gegangene VeroÈffentlichung uÈber die
      Jahren progrediente Alopecia areata               over a period of three years, and vari-                      erstmalige und erfolgreiche Behandlung
      konnte im Vorfeld durch unter-                    ous treatments had not been effec-                           von umschriebenen Alopecia-areata-
      schiedlichste Therapiemaûnahmen                   tive. Out of a number of affected                            Herden durch den Excimer-Laser konn-
      nicht beeinfluût werden. Es wurde                 areas, one representative lesion was                         te vor dem Hintergrund der hohen
      von mehreren bestehenden Alope-                   chosen; one half of it was treated,                          spontanen Remissionsrate der Alopecia
      ziearealen gezielt ein repraÈsentativer           the other half remained untreated.                           areata keinen sicheren Beweis fuÈr die
      Herd haÈlftig behandelt. Nach 27 Sit-             After 27 sessions (200±4000 mJ/cm2,                          alleinige Wirkung des Excimer-Lasers
      zungen (200±4 000 mJ/cm2, kumula-                 cumulative dose 52.6 J/cm2) over                             erbringen (Gundogan C et al., Lasers
      tive Dosis 52,9 J/cm2) erreichten wir             3 months, only the treated area                              Surg Med 2004; 34: 86). Zur KlaÈrung
      innerhalb von 3 Monaten nur im be-                showed hair growth; which suggests                           dieses Sachverhaltes wurde bei nachfol-
      handelten Areal ein Wiedereinsetzen               that this was most probably not a                            gender Kasuistik die HaÈlfte eines exem-
      des Haarwachstums. Dies impliziert,               spontaneous remission.                                       plarischen Alopezieherdes behandelt.
      daû es sich mit an Sicherheit gren-
      zender Wahrscheinlichkeit nicht um
      eine Spontanremission handeln kann.

      Abbildung 1: Behandlungsareal (rechtes parie-
      tales Capillitium) vor Therapiebeginn.
      Figure 1: Area before treatment (right parietal
      scalp).

      JDDG | 7´2005 (Band 3)                            ã Blackwell Verlag GmbH ´ www.blackwell.de ´ 1610-0379/2005/0307-0524
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Fallberichte/Case Reports                525

Kasuistik
Wir berichten uÈber einen 22jaÈhrigen Pa-
tienten mit seit drei Jahren progredien-
ter Alopecia areata.
Es zeigten sich am Capillitium mehrere
ausgedehnte Alopecia-areata-Herde, die
etwa 60 % der vormals behaarten Kopf-
haut einnahmen. NagelveraÈnderungen,
Vitiligo, atopische Diathese sowie son-
stige koÈrperliche Symptome oder eine
Autoimmunerkrankung als potentiell
prognostische Kriterien der Alopezie la-
gen nicht vor. Die Lues-Serologie und
SchilddruÈsenparameter waren ebenso
unauffaÈllig wie die anamnestischen An-
gaben des Patienten.
Andernorts uÈber Jahre durchgefuÈhrte
Therapieversuche mit Diphenylcyclo-
propenon (DCP), lokalen und intrafo-          Abbildung 2: Zustand nach 52 Tagen, Wachstumsbeginn depigmentierter duÈnner Haare auf erythe-
kalen Glukokortikoidinjektionen hatten        matoÈser Haut.
keinen Erfolg gezeigt.                        Figure 2: After 52 days, beginning growth of depigmented thin hair on erythematous skin.
Der Patient wurde ausfuÈhrlich uÈber die
Erkrankung und den experimentellen
Charakter der Excimer-Lasertherapie so-
wie deren Begleitreaktionen aufgeklaÈrt       immunhistologisch gezeigt werden, daû           hohen Rezidivraten (Cotellessa C et al.,
und willigte in die Behandlung ein. Es        sich im peribulbaÈren Infiltrat das Ver-        J Am Acad Dermatol 2001; 44: 73;
wurde mit der Behandlung der HaÈlfte          haÈltnis von CD4+- zu CD8+-T-Zellen             Wiseman et al., Arch Dermatol 2001;
(6 ´ 7 cm) eines definierten repraÈsentati-   durch die Therapie aÈndert (Frey-               137: 1063).
ven Areals am Capillitium rechts parietal     schmidt-Paul P et al., JDDG 2004; 2:            Der genaue Einfluû des Excimer-Lasers
begonnen. Dieses Areal bildete die            260).                                           auf den immunologischen Pathomecha-
dorsale HaÈlfte einer groÈûeren LaÈsion des   Die EffektivitaÈt von DCP bei der Be-           nismus im Rahmen unserer Fallstudie
Patienten und wurde vor der ersten            handlung der ausgepraÈgten Alopecia             ist bislang ungeklaÈrt. Die bisherigen Er-
Sitzung mittels Fotodokumentation er-         areata wurde in zahlreichen Studien un-         kenntnisse lassen die Vermutung zu,
faût (Abbildung 1).                           tersucht und ergab ein Wiedernach-              daû dieser, aÈhnlich der PUVA-Therapie,
Es wurde mit dem Excimer-Laser (Wel-          wachsen der Haare zwischen 48 % und             zu einer zunehmenden Induktion der
lenlaÈnge: 308 nm, TUILASER Deutsch-          70,6 % der FaÈlle bei unterschiedlich           T-Zell-Apoptose oder einer Immunmo-
land) und ansteigender Energiedosis be-
handelt. Als Begleitreaktion kam es zu
einem WaÈrmegefuÈhl mit fuÈr 1±2 Tage
anhaltendem Erythem, kurzzeitiger Hyp-
aÈsthesie und transienter Hyperpigmen-
tierung. Einmalig traten leichte Krusten
auf. Die Behandlung erfolgte 2±3 mal
woÈchentlich mit Energiedosen, die von
200 bis 4 000 mJ/cm2 pro Sitzung
reichten (Details siehe Tabelle 1). Die
kumulative Dosis betrug 52,6 J/cm2.
Ein Haarwachstum wurde erstmals nach
14 Sitzungen beobachtet (Abbildung 2).
Nach 27 Sitzungen waren die Haare
dicht mit normaler Pigmentierung (Ab-
bildung 3). 6 Monate nach Ende der
Therapie zeigt sich bislang kein Rezidiv.

Diskussion
Derzeit gelten Behandlungen mit Kon-
taktallergenen wie DCP oder Qua-
dratsaÈuredibutylester (Squaric acid di-
                                              Abbildung 3: Zustand nach 92 Tagen, homogenes und dichtes Haarwachstum mit regelrechter Pig-
butylester, SADBE) als wirkungsvollste        mentierung.
Therapie der Alopecia areata. Es konnte       Figure 3: After 92 days, homogenous and dense hair growth with normal pigmentation.

                                                                                                               JDDG | 7´2005 (Band 3)
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526   Fallberichte/Case Reports

                                                                                   dulation fuÈhrt, die in das VerhaÈltnis zwi-
         Tabelle 1: UÈbersicht Behandlungsdaten (Anzahl der Sitzungen, zeit-       schen CD4+- und CD8+-T-Zellen regu-
         liche Abfolge, Energiedosis und klinische Angaben/Abbildungen).           lativ eingreift (Coven TR, Walters IB,
         Table 1: Overview of treatment data (number of treatment sessions,        Photodermatol Photoimmunol Photo-
         temporal sequence, energy dose and clinical data/figures).                med 2004; 15: 22; NovaÂk Z et al., J
                                                                                   Photochem Photobiol B 2002; 67: 32).
                                                                                   So konnte eine T-Zell-Depletion fuÈr die
           Sit- Tag Dosis NW Klinik/Abbildungen/Bemerkungen
                                                                                   Behandlung der Psoriasis mit dem Exci-
          zung      mJ/cm2
                                                                                   mer-Laser immunolgisch nachgewiesen
             1     0       200          Abbildung 1                                werden (Bianchi et al., J Eur Acad Der-
             2     5       400      0                                              matol Venereol 2003, 17: 408).
                                                                                   Ob die repetitive Excimer-Behandlung
             3    12       750      +                                              Auswirkungen auf die Karzinogenese
             4    14       750     ++                                              hat werden experimentelle (Tier)-Ver-
                                                                                   suche und Langzeitstudien klaÈren muÈs-
             5    18       850      +
                                                                                   sen.
             6    21     1 000      +                                              Der Vorteil der Excimer-Behandlung
             7    24     1 200      +                                              gegenuÈber der PUVA-Therapie ist die
                                                                                   praÈzise Applikation, die auch eine An-
             8    27     1 500      +
                                                                                   wendung bei nachgewachsenen Haaren
             9    31     1 400      +                                              als Rezidivprophylaxe moÈglich macht
            10    34     1 800     ++                                              sowie eine geringere kumulative Dosis
                                                                                   im Einzelherd (BoÂnis B et al., Lancet
            11    38     1 800     ++                                              1997; 350). Die relativ geringe Sonden-
            12    41     1 500    +++                                              groÈûe, die eine gezielte Applikationen
                                                                                   ermoÈglicht, stellt gleichzeitig einen
            13    45     1 500     ++
                                                                                   Nachteil bei der Behandlung von gro-
            14    48     1 500     ++                                              ûen FlaÈchen (Alopecia areata totalis) dar,
            15    52     1 800      + Wachstumsbeginn depigmentierter Haare,       da sie einen therapeutischen Mehrauf-
                                      Abbildung 2                                  wand im Vergleich zur PUVA-Therapie
                                                                                   bedeutet.
            16    55     2 000     ++ zunehmendes Haarwachstum
                                                                                   FuÈr die Zukunft muû die optimale Be-
                                      und Pigmentierung
                                                                                   handlungsdauer, die optimale Einzel-
            17    59     2 000      + zunehmendes Haarwachstum                     und Gesamtdosis, AbstaÈnde der einzel-
            18    62     2 000      +                                              nen Sitzungen und die Anzahl der Ge-
                                                                                   samtsitzungen sowie deren Einfluû auf
            19    67     2 400     ++                                              die Dauerhaftigkeit des Therapieerfolgs
            20    69     2 600     ++                                              evaluiert werden.
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