DIE KUNST DES ERZÄHLENS - SINFONIEORCHESTER - Sinfonieorchester Wuppertal
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DIE KUNST DES ERZÄHLENS 5. Sinfoniekonzert So. 16. Januar 2022, 11 Uhr Mo. 17. Januar 2022, 20 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal Anna Tsybuleva, Klavier Cyrill Sandoz, Trompete Sinfonieorchester Wuppertal Risto Joost, Dirigent MIRJAM TALLY (*1976) ›Density‹ DMITRI SCHOSTAKOWITSCH (1906 – 1975) Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll op. 35 1. Allegretto moderato – Allegro vivace 2. Lento 3. Moderato 4. Allegro con brio PAUSE DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Klavierkonzert Nr. 2 F-Dur op. 102 1. Allegro 2. Andante 3. Allegro ANTONÍN DVOŘÁK (1841 – 1904) ›Das goldene Spinnrad‹ op. 109 Dauer: etwa 2 Stunden, eine Pause Bild- und Tonaufnahmen sind – auch für den privaten Gebrauch – untersagt.
MIRJAM TALLY ›Density‹ Uraufgeführt am Die 1976 geborene estnische Komponistin Mirjam Tally 16. März 2011 in Stockholm komponierte ihr Werk ›Density‹ 2010. Es beschreibt die Un- ergründlichkeit des Meeres, dessen Weite, das Auf und Ab Dauer etwa 15 Minuten der Wellen und die spritzende Gischt – bedrohlich, gewaltig, düster, unberechenbar und gleichzeitig lebensspendend und Besetzung Piccoloflöte, 2 Flöten, von faszinierender Schönheit. Die Erhabenheit des Meeres 2 Oboen, 2 Klarinetten, veranlasst die Menschen, ihre Grenzen zu erkennen. Wie der Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, Blick in die Sterne, lässt die Weite des Ozeans das eigene 2 Hörner, 2 Trompeten, Unvermögen deutlich werden. Mirjam Tally erzählt vom 2 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagzeug, zwiespältigen Verhältnis zwischen Mensch und Meer und Streicher steht damit in beredter Tradition: Auch Kant und Schiller attestierten dem Erhabenen eine magische Anziehung »mit unwiderstehlicher Gewalt«. DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll op. 35 Uraufgeführt am Was ist eigentlich besser – auf der Welt sein oder nicht auf 15. Oktober 1933 in St. Petersburg der Welt sein? Zeitpunkt und Ort der Geburt kann man sich schließlich nicht aussuchen. Dabei sind doch genau das die Dauer etwa 23 Minuten Koordinaten, von wo aus sich unser Leben entwickelt. Besetzung Klavier solo, Am 25. September 1906 wurde Dmitri Schostakowitsch Trompete solo, in St. Petersburg geboren. Schon mit 13 Jahren nahm er Streicher das Musikstudium in den Fächern Klavier und Komposition am Konservatorium auf. Als einer der bedeutendsten Sinfoniker des 20. Jahrhunderts ging er in die Geschichte ein. Seine Kunst und auch seine Persönlichkeit waren dabei vom Stalin-Regime und von der sowjetischen Kulturideolo- gie beeinflusst, bedroht und beschnitten. Das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester entstand 1933 – für Schostakowitsch eine sorgenfreie Zeit. Knapp zehn Jahre zuvor hatte ihm seine 1. Sinfonie einen kometenhaften Aufstieg beschert. Bis zu seiner politischen Verunglimpfung durch den von Stalin persönlich lancierten Artikel ›Chaos statt Musik‹ würde es noch drei Jahre dauern. 1933 konnte er jedoch so unbeschwerte Musik schreiben wie sein 1. Klavierkonzert, das nicht anders verstanden werden kann als eine geistreiche Parodie auf klassische Instrumental- konzerte. Allein die Hinzunahme eines zweiten Soloinstru- ments, der Trompete, erscheint zunächst als Widerspruch: Immer geht die Musik in eine andere Richtung als es die Hörerwartung nahelegt. Genau das macht den Charakter
des Stückes aus. Der erste Satz beginnt mit einem Zitat aus Beethovens Klaviersonate f-Moll, der ›Appassionata‹. Die Trompete übernimmt die Rolle des »Pausenclowns« und erwidert den Klavierpart mit Wendungen, die an Gassenhau- er oder populäre Musik erinnern. Überhaupt ist eine Nähe zu Jazz und Tanzmusik typisch für Schostakowitschs Werk. Der zweite Satz mit seiner walzerhaften, elegischen Anlage ist der Ruhepol des Konzertes und weicht in seiner Grund- stimmung vom beschwingten ersten und heiteren letzten Satz ab. Dennoch kann man ihn nicht als melancholisch oder traurig bezeichnen. Der dritte Satz schließt von der Stimmung direkt an den ersten an und treibt die Fröhlichkeit auf die Spitze. Kurzum, die Musik macht wahnsinnigen Spaß! DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Klavierkonzert Nr. 2 F-Dur op. 102 Uraufgeführt am 1957 entstand das 2. Klavierkonzert, das Schostakowitsch 10. Mai 1957 in Moskau seinem Sohn Maxim widmete. Dieser brachte es an seinem 19. Geburtstag zum Abschluss seiner Ausbildung an der Dauer etwa 18 Minuten Musikschule zur Uraufführung. Begleitet wurde er dabei vom Staatlichen Sinfonieorchester der UdSSR. Schostakowitsch Zuletzt auf dem Programm des erzog seine Kinder Galina und Maxim in engem Kontakt mit Sinfonieorchester der Musik, weshalb er sie sehr früh unterrichtete und ihnen Wuppertal am 27. Oktober 1998 zu diesem Zweck Stücke komponierte. Maxim erweckte unter Leitung von als Pianist immer größere Hoffnung in seinem Vater. Christoph König Entsprechend steht das Klavierkonzert in der Tradition Besetzung Klavier solo, pädagogischer Musik, die auch von anderen Komponisten in Piccoloflöte, 2 Flöten, der Sowjetunion gepflegt wurde. 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, Pauke, Schlagzeug, Trotz des politischen Tauwetters nach dem Tod Stalins Streicher steckte Schostakowitsch in einer Schaffenskrise. Sein Privatleben war voller Kummer: 1954 starb seine erste Frau Nina, ein Jahr später seine Mutter. An Kara Karajew schrieb er: »Bei mir gibt es nicht viel Neues. Gutes gibt es noch weniger. Am traurigsten aber ist die Tatsache, dass ich seit der Symphonie Nr. 10 fast nichts mehr geschrieben habe.« Über sein 2. Klavierkonzert äußerte er sich abschätzig: »Ich komponiere schlecht. Ich habe ein Klavierkonzert beendet, das keinerlei künstlerische oder ideelle Werte besitzt.« Im Gegensatz zu Schostakowitschs harter Selbstkritik wurde das Konzert zu einer seiner beliebtesten Kompositionen.
Der erste Satz beginnt mit einem marschartigen Motiv im neoklassischen Stil. Das Klavier beantwortet in ironi- sierendem Tonfall und eröffnet kurz darauf ein nächstes, hämmerndes Motiv, das an das Volkslied ›What shall we do with the drunken sailor?‹ erinnert. Der langsame zweite Satz lässt nach dem stürmischen ersten innehalten. Der schwelgerische Gesang des Klaviers verleitet zu Melancholie und Andacht. Das anschließende Finale hellt die Stimmung wieder auf. Vor allem das Seitenthema im 7/8-Takt verleiht eine heitere Zirkusatmosphäre. ANTONÍN DVOŘÁK ›Das goldene Spinnrad‹ op. 109 Uraufgeführt am Es soll Familien geben, bei denen der Heilige Abend auf 3. Juni 1896 in Prag genau eine Frage ausgerichtet ist. Und damit ist weder der Zeitpunkt der Bescherung noch des Gottesdienstbesuchs Dauer etwa 26 Minuten oder des Festmahls gemeint. Für manche ist einzig die Sendezeit des Märchenklassikers ›Drei Nüsse für Aschen- Besetzung Piccoloflöte, 2 Flöten, brödel‹ ausschlaggebend. Wem mag man es verübeln? 2 Oboen, Englischhorn, Oder besser gefragt, ist das noch weihnachtliche Brauch- 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, tumspflege oder schon Ketzerei? Fest steht, dass auch 2 Trompeten, 3 Posaunen, Antonín Dvořák eine Schwäche für den Stoff hatte. Nach Tuba, Pauke, Schlagzeug, Streicher seiner Rückkehr aus Amerika wandte er sich 1896 dem Genre der Sinfonischen Dichtung zu. ›Das goldene Spinn- rad‹ erzählt die Geschichte eines Königs, der auf das Mädchen Dornicka trifft. Sie sitzt vor einer Hütte am Spinnrad. Der König verliebt sich und möchte sie heiraten, doch die böse Stiefmutter wittert die Chance, ihre eigene Tochter mit ihm zu vermählen. Mutter und Tochter töten die schöne Dornicka und verteilen ihre sterblichen Überreste im Wald. Dem König wird die Stiefschwester als Frau gebracht. Da sich die beiden äußerlich wie ein Ei dem anderen ähneln, bemerkt der König den Betrug zunächst nicht und heiratet die falsche Braut. Durch den schlechten Charakter der Stiefschwester fliegt der Schwindel schließ- lich auf. Am Ende wird Dornicka durch einen Zauber zurück ins Leben geholt, während Stiefmutter und -schwester zur Strafe von Wölfen gerissen werden. Etwas rauer zwar als unser Aschenbrödel verläuft diese Märchenversion, den- noch ist sie stark an der bekannten Handlung angelehnt. Dvořáks Komposition zeichnet die Geschehnisse lebendig nach und lässt das Märchen noch einmal nacherleben.
BIOGRAFIEN ANNA TSYBULEVA, KLAVIER Anna Tsybuleva rückte 2015 ins Rampenlicht, als sie den 1. Preis des Internationalen Klavierwettbewerbs von Leeds gewann. Sie ist regelmäßiger Gast auf bedeu- tenden Bühnen, darunter die Philharmonie Luxemburg, die Tonhalle Zürich und die Londoner Wigmore Hall. Zu ihren Höhepunkten als Konzertsolistin zählen Auftritte mit dem Orchester des Mariinski-Theater, Sinfonie- orchester Basel und Tokyo Philharmonic Orchestra. Anna Tsybuleva wurde 1990 geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in der russischen Republik Karat- schai-Tscherkess auf. Sie erhielt ihren ersten Klavier- unterricht bei ihrer Mutter, bevor sie am Staatlichen Moskauer Konservatorium ›P.-I.-Tschaikowski‹ und der Hochschule für Musik Basel studierte. CYRILL SANDOZ, TROMPETE Geboren 1982 in Solothurn, erhielt Cyrill Sandoz seit seinem 10. Lebensjahr Trompetenunterricht. Nach der Matura studierte er bei Prof. Klaus Schuhwerk an der Musikhochschule Basel und schloss mit dem Konzert- diplom ab. Danach setzte er seine Ausbildung an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Reinhold Friedrich fort. Orchestererfahrung sammelte er unter anderem im Festivalorchester des Schleswig-Holstein Musik- festivals. Seit Sommer 2007 ist Cyrill Sandoz Solo- trompeter im Sinfonieorchester Wuppertal. RISTO JOOST, DIRIGENT Der estnische Dirigent Risto Joost zeichnet sich durch seine spezialisierte Vielseitigkeit aus und gilt als einer der innovativsten Köpfe der jüngeren Dirigentenszene. Der Conductor in Residence an der Estnischen National- oper hatte bereits bedeutende Positionen beim Tallinn Chamber Orchestra und als Künstlerischer Leiter des MDR-Rundfunkchor von 2015 bis 2019 inne, war bei wichtigen Wettbewerben erfolgreich und dirigierte namhafte Orchester weltweit. Seit 2020/21 ist er Künst- lerischer Leiter und Chefdirigent des Theatre Vanemuine Tartu. Risto Joost studierte Dirigieren, Chorleitung und Gesang an der Estnischen Musikakademie Tallinn sowie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und schloss 2008 sein Studium am Royal College of Music Stockholm bei Jorma Panula mit Auszeichnung ab.
BESETZUNG VIOLINE 1 VIOLONCELLO HORN Nikolai Mintchev Michael Hablitzel Benedikt Euler Benjamin Roskams Karin Nijssen- Thorsten Hahn Anite Stroh Neumeister Johann Rindberger Liviu Neagu-Gruber Hyeonwoo Park Fiona Williams Björn Schwarz Arnau Rovira i Dagmar Engel Bascompte TROMPETE Katrin Wand Reynard Rott Georg Stucke Asako Nakajima Robert Essig Iva Miletic KONTRABASS Mariana Hernández Andrew Lee POSAUNE González Hyeseon Lee Rossen Rusinov Łukasz Krywult Csaba Rabi VIOLINE 2 Irem Ozyigit Ulrich Oberschelp Martin Simon Nina Popotnig FLÖTE TUBA Adelheid Riehle Catarina Laske-Trier Hartmut Müller Jan Eckel Ulrike Siebler Kirsten Toussaint PAUKE Martin Roth OBOE Martin Schacht Alla Gurman Horst Eppendorf Andria Chang Susanne von Foerster SCHLAGZEUG Sabine Rapp Daniel Häker VIOLA Benedikt Clemens Florian Glocker KLARINETTE Werner Hemm Hikaru Moriyama Sylvester Perschler Viktor Gauerhof HARFE Dr. Michael Gehlmann FAGOTT Manuela Randlinger- Jens Brockmann Andreas Baßler Bilz Martin Hauser Werner Riegler Alejandro Rausell Raimundo ALLES GUTE, WERNER RIEGLER UND DANKE FÜR DIE MUSIK! Beinahe vierzig Jahre war Werner Riegler für das Sinfonieorchester Wuppertal aktiv. Beim 5. Sinfoniekonzert verabschieden wir unseren langjährigen Fagottisten und Kontrafagottisten, der Ende Februar 2022 in den wohlverdienten Ruhestand geht. Werner Riegler hat am 16. August 1983 beim Sinfonieorchester Wuppertal begonnen. Mit Leidenschaft brachte er gemeinsam mit dem Orchester die Musik zu den Menschen. Dabei zeichnete ihn besonders seine Bescheidenheit, seine Gelassenheit und sein großes Engagement aus. Er war viele Jahre Mitglied im Orchestervorstand und im Wirtschaftsausschuss. Gerade sein ruhiges Wort hatte dort enormes Gewicht. Wir wünschen alles Gute für die Zukunft und bedanken uns von Herzen.
Ticket-Hotline: +49 202 563 7666 und alle bekannten KulturKarte-Vorverkaufsstellen kulturkarte-wuppertal.de Impressum Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, Spielzeit 2021/22 Kurt-Drees-Str. 4, 42283 Wuppertal, wuppertaler-buehnen.de Opernintendant BERTHOLD SCHNEIDER. Schauspielintendant THOMAS BRAUS. Generalmusikdirektor PATRICK HAHN. Geschäftsführer DR. DANIEL SIEKHAUS. Aufsichtsratsvorsitzende KARIN VAN DER MOST Orchesterdirektor RAIMUND KUNZE. Redaktion und Layout YANNICK DIETRICH. Textbeitrag JUDITH SCHOR. Schlußredaktion und Lektorat MARC VON RETH Fotos: Illustration Titel © CREATIVUM | creativum.org; Anna Tsybuleva © OLYMPIA ORLOVA; Cyrill Sandoz © DIRK SENGOTTA; Risto Joost © ALAN PROOSA Grafisches Konzept BOROS. Druck SCHMIDT, LEY + WIEGANDT GMBH + CO. KG Redaktionsschluss: Mo. 10. Januar 2022 Kulturpartner
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