Die Nutzung versorgungsnaher Daten für Therapieentscheidungen - Brennpunkt Onkologie 8.9.2020, Berlin T. Kaiser

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Die Nutzung versorgungsnaher Daten für Therapieentscheidungen - Brennpunkt Onkologie 8.9.2020, Berlin T. Kaiser
Die Nutzung versorgungsnaher Daten
für Therapieentscheidungen
Brennpunkt Onkologie
8.9.2020, Berlin
T. Kaiser
Die Nutzung versorgungsnaher Daten für Therapieentscheidungen - Brennpunkt Onkologie 8.9.2020, Berlin T. Kaiser
Real World Evidence of Treatment Effects:
The Useful and the Misleading
Sebastian Schneeweiss

...if we are tired of seeing RWE categorically disregarded, we need to
acknowledge that there are flawed RWD analyses and identify tools to quickly
and confidently discriminate between actionable RWE and erroneous RWE.

Schneeweiss 2019: Clinical Pharmacology & Therapeutics 2019 Jul;106(1):43-44
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Rapid Report A19-43

                        • Versorgungsnahe Daten für die Zwecke
                          der Nutzenbewertung nach§35a SGB V

                        • Anwendungsbegleitende Datenerhebung
                          nach§35a Abs. 3b SGB V

                        • Weiterentwicklung der
                          Registerlandschaft

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Methodik / Informationsbeschaffung

• Orientierende Literaturrecherche

• Interviews mit Expert*innen aus dem Bereich Register
    • Registerbetreiber*innen
    • Biomteriker*innen

• Empirie zu Arzneimitteln für seltene Erkrankungen
  (orphan drugs, Beschlüsse des G-BA)

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Empirie orphan drugs

                                           67 Beschlüsse
                                    (Marktzugang 2014 bis 2018)

                                         85 Fragestellungen

           Zusatznutzen quantifiziert:                        Zusatznutzen nicht quantifiziert:
                   24 (28 %)                                            61 (72 %)

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Empirie orphan drugs

               Zusatznutzen quantifiziert:   Zusatznutzen nicht quantifiziert:
                       24 (28 %)                       61 (72 %)

           Studien mit Randomisierung:             Studien mit Randomisierung:
                24 (100 % von 24)                        33 (54 % von 61)

      Studien ohne Randomisierung:                 Studien ohne Randomisierung:
                 0 (0 %)                                 26 (43 % von 61)

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Empirie orphan drugs

                                           61 Fragestellungen mit
                                    nicht quantifizierbarem Zusatznutzen

                                                                                     Fragestellungen ohne Evidenzlücke: 9 (15 %)
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                                           Fragestellungen mit benannter
                                              Evidenzlücke: 52 (85 %)

Evidenzlücke bei Orphan Drug:                                  Evidenzlücke bei Kontrollgruppe:
40 (77 % von 52)                                               52 (100 % von 52)
      Daten fehlen vollständig: 5                                Daten fehlen vollständig: 22
      Daten fehlen teilweise: 33                                 Daten fehlen teilweise: 30
      Daten im Dossier unvollständig: 2                          Daten im Dossier unvollständig: 0

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Empirie orphan drugs

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Zusammenfassung Empirie orphan drugs

• RCTs liegen auch bei Orphan Drugs häufig vor (67%),
  nur ca. 40% der RCTs für Quantifizierung des Zusatznutzens
  geeignet

• Im betrachteten Zeitraum keine Quantifizierung des Zusatznutzens
  mit Studien ohne Randomisierung

• Regelhaft fehlen Daten zur Kontrollgruppe

• Evidenzlücken in allen 4 Endpunktkategorien, aber nicht in allen
  Fällen sind alle Kategorien betroffen
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Die Nutzung versorgungsnaher Daten für Therapieentscheidungen - Brennpunkt Onkologie 8.9.2020, Berlin T. Kaiser
Wie können diese Evidenzlücken
           mit versorgungsnahen Daten adressiert werden?

                             oder auch

                 Wie können versorgungsnahe Daten
            für Therapieentscheidungen genutzt werden?

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Allgemeine Anforderungen an Studien
  für Therapievergleiche

   Formulierung            Identifizierung der Evidenzlücke
   Fragestellung;          Formulierung der Fragestellung (PICO) gemäß
   Entscheidung für ein     Evidenzlücke
   Studiendesign

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Studiendesigns zur Generierung
versorgungsnaher Daten

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Allgemeine Anforderungen an Studien zur
  Nutzenbewertung

   Formulierung            Identifizierung der Evidenzlücke
   Fragestellung;          Formulierung der Fragestellung (PICO) gemäß
   Entscheidung für ein     Evidenzlücke
   Studiendesign
   Studienplanung          explizites, vor Beginn der Datenerhebung
                            finalisiertes Studienprotokoll
                           präspezifizierter Analyseplan

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Allgemeine Anforderungen an Studien zur
  Nutzenbewertung

   Formulierung            Identifizierung der Evidenzlücke
   Fragestellung;          Formulierung der Fragestellung (PICO) gemäß
   Entscheidung für ein     Evidenzlücke
   Studiendesign
   Studienplanung          explizites, vor Beginn der Datenerhebung
                            finalisiertes Studienprotokoll
                           präspezifizierter Analyseplan

   Datenerhebung           gewählte Datenquelle muss Daten in der
                            notwendigen Qualität zur Verfügung stellen können

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Anforderungen an versorgungsnahe Daten für
  Therapievergleiche

  • Die Erhebung ist nicht auf Daten beschränkt, die per se in der
    Versorgung erfasst werden (z.B. Lebensqualität).

  • Daten ermöglichen Rückschlüsse für die Versorgung in Deutschland

  • Daten müssen ausreichend valide und strukturiert sein

  • Anforderungen sind unabhängig vom Studientyp und
    Erhebungsinstrument

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Instrumente zur Erhebung versorgungsnaher
  Daten

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International einheitliche Qualitätskriterien für
  Register

                  Register ≠ Registerstudie

           Eignung des Registers für die geplante
            Registerstudie fragestellungsbezogen zu
            bewerten

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Qualitäts- und Eignungskriterien für Register –
  Ziel: Studien für Therapievergleiche

                             • Obligatorische Kriterien

                             • In der Regel für Therapievergleiche
                               relevant

                             • Je nach Fragestellung relevant

                             • Erfüllungsgrad
                               fragestellungsbezogen zu beurteilen
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Entscheidung für Studientyp

 •Studien mit Randomisierung auch in Registern möglich:
  Registerbasierte RCTs, pragmatische Studien
  (z.B. Li 2016, Foroughi 2018)

 •Studien ohne Randomisierung:
   •sinnvoll: Machbarkeit in der konkreten Datenquelle durch
    Target Trial Emulation prüfen (Hernán 2016)
   •i.d.R. höhere Unsicherheit durch Confounding, primär für
    größere (erwartete) Therapieeffekte geeignet

Li 2016: http://dx.doi.org/10.1016/j.jclinepi.2016.08.003; Foroughi 2018: Asia-Pac J Clin Oncol. 2018;14:365–373.
Hernán 2016: DOI: 10.1093/aje/kwv254
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Grundlagen der Adjustierung für Confounder
(Studien ohne Randomisierung)
•Adjustierung für relevante Confounder
 (nicht nur Adjustierung für die z.Zt. erhobenen Confounder)
  systematische Identifikation der relevanten Confounder,
 Erhebung der relevanten Confounder

•Verschiedene Methoden (häufig Propensity Score); für adäquate
 Adjustierung individuelle Patientendaten erforderlich

•Entscheidungsstruktur kann und soll prospektiv festgelegt werden
 (z.B. Desai 2019)
Desai RJ, Franklin JM. BMJ 2019;367:l5657 | doi: 10.1136/bmj.l5657
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Internationale Studien aus mehreren Registern

  • Datenharmonisierung erforderlich

  • ggf. nicht als gemeinsamer Datenpool, sondern als Metaanalyse
    mehrerer Registerstudien

  • prüfen: Versorgungsnah für Deutschland?

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Handlungsempfehlungen (Kapitel 6.2 in A19-43)

• Registerbetreiber
  (Qualitäts- und Eignungskriterien prüfen, Emulation von Target Trials,
  Confounder-Identifikation; Prüfung, ob RCTs durchführbar sind)

• Verantwortliche für Registerstudien
  (Standardprotokolle und Analysepläne mit: Confounder-Identifikation,
  Target-Trial, Darlegung der Datenqualität, Entscheidungsstruktur für
  Adjustierung)

• Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und in der Politik
  (Datenschutz, IT-Landschaft, Finanzierung Register, Finanzierung
  Registerstudien)
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