Die Tunnel von Schwarzenfels - Die Weltenbastler

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Die Tunnel von Schwarzenfels - Die Weltenbastler
(landschaftlich markanter Punkt) Tunnel von Schwarzenfels                               WBO 2021

             Die Tunnel von Schwarzenfels
                                                                               Inhalt
Entdeckung
                                                                Entdeckung                            1
Im Jahr 1813 eroberte der Ritterorden der Meerlöwen –
                                                                Interpretation                        1
wie immer im Dienst des Königs – die Insel Amutena von
den Coriscern, die sie davor lange beherrscht hatten.           Vermessung                            2
Direkt nachdem sie die Herrschaft erlangten, befahl der         Verwendung                            3
neu ernannte Komtur der Insel, Tenaso aus Kapfenhard            Entstehung                            3
(siehe Exkurs am Ende), die Errichtung einer Burg, um           Exkurz: Meerlöwen                     3
den besten Hafen der Insel zu schützen und zu
                                                                Bildnachweise                         4
kontrollieren. Die Burg wurde auf einer steilen Klippe
oberhalb des Hafens erbaut. Sobald der Bergfried als
erster Teil der Festungsanlage fertig war, bestand Tenaso
darauf, dass ein Fluchttunnel aus dem untersten Geschoss des Bergfriedes gegraben werde,
um den Rittern im Ernstfall eine Möglichkeit zu lassen, Botschaften an ihre Ordensbrüder zu
schicken. Doch diese Arbeit erwies sich als sehr schwer. Der Felsen, auf dem die Burg
errichtet worden war, war – nun, ja – steinhart. Doch Tenaso kümmerte die Mühsal der Arbeiter
nicht. Nach der Eroberung besaß der Orden Sklaven genug. Unbarmherzig trieb er sein
Unterfangen voran.

Der ursprüngliche Plan sah vor, einen Schacht bis wenige Meter über dem Meeresspiegel
auszuheben, und dann waagerecht zur Küste vorzustoßen. Doch in etwa 10 Klafter Tiefe fiel
einem der Arbeiter auf, dass der Stein auf einer Seite des Schachtes anders klang als auf den
anderen, wenn er mit seiner Hacke dagegen schlug. Man ging der Sache nach und stieß nach
kürzester Zeit auf einen Hohlraum. Dieser entpuppte sich als Einstieg in ein weitverzweigtes
                                                       Tunnelsystem, das in einem Arm sogar
                                                       bis zur Küste reichte. Dieser Arm führte
                                                       unter den Meeresspiegel, so dass im
                                                       Tunnel Wasser stand, dessen Heben
                                                       und Senken mit der Flut ein klarer
                                                       Beweis dafür war, dass es eine
                                                       Verbindung zum Meer gab. Wände,
                                                       Decken und Boden der Tunnel aber
                                                       bestanden aus glatten Basalt, der
                                                       teilweise seltsame Wülste bildete,
                                                       teilweise eckige Säulen oder andere
                                                       Formen.

Interpretation
Tenaso war sich sicher, die Tunnel stammten von einem antiken Bergwerk, das über die
Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war. Sein Scriptor aber, der alles studierte, was er an
Schriften über die Insel finden konnte, glaubte dieser Deutung nicht. Nirgends fanden sich
Hinweise, dass auf der Insel früher Bergbau betrieben worden war. Es waren auch keine
Erzadern in den Tunneln erkennbar. Doch das seltsamste von allem: nirgends fand sich ein
Anzeichen eines Zugangs zu einem etwaigen Bergwerk. Tenaso bestand zwar darauf, dass
der ursprüngliche Zugang verschüttet worden wäre, aber es fanden sich auch nirgends

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Anzeichen eines Felssturzes. An den Stellen, an denen der Tunnel endete, tat er es an einer
Wand von gewachsenem Fels.

Die Einheimischen dagegen waren fest davon überzeugt, dass die Tunnel das Werk eines
zaubermächtigen Volkes war, das ihren Legenden nach vor langer, langer Zeit einmal diese
Küsten regelmäßig heimgesucht hatte, bevor es schließlich wieder übers Meer verschwand.

Vermessung
Nachdem man begriffen hatte, dass hier ein riesiges Tunnelsystem vorlag, ließ Komtur Tenaso
alle an der Entdeckung und Erkundung beteiligten Arbeiter zu sich rufen. Er lobte insbesondere
die Aufmerksamkeit des eigentlichen Entdeckers und beschenkte ihn reich. Dann verkündete
er, dass alle beteiligten Arbeiter zum Dank aus der Sklaverei freigelassen werden würden. Sie
würden mit dem Schiff zu einer neugegründeten Siedlung gebracht werden, wo jeder von ihnen
eine Hufe Land zum Eigentum erhalten würde. Die Männer konnten ihr Glück kaum fassen.
Als einige darum baten, ihre Frauen und Kinder mitnehmen zu dürfen, zögerte Tenaso kurz,
doch dann zuckte er die Achseln und gewährte die Bitte. Noch am selben Abend wurden die
Angehörigen geholt und mit ihren Männern zusammen auf ein königliches Schiff gebracht, das
durch Zufall gerade im Hafen lag. Zur Sicherheit vor Überfällen durch Piraten oder die noch
immer in der Gegend aktiven Coriscer gab er ihnen eine starke Eskorte kampferprobter Ritter
mit. Doch in Wirklichkeit hatten die Ritter einen anderen Auftrag: kein Zeuge, der nicht dem
Orden angehörte, sollte überleben und das Geheimnis der Gänge verraten können.

Nach der Abreise der Arbeiter gab es zwar immer noch Gerüchte über das Vorhandensein von
Geheimgängen, aber niemand wusste mehr, wo sie genau lagen und die Menschen merkten
bald, dass es der Gesundheit wenig zuträglich war, wenn der Orden davon Wind bekam, dass
man sich für dieses Thema interessierte.

Nachdem diese Gefahr gebannt war,
ließ Tenaso – der diese Entdeckung
natürlich dem Großkomtur gemeldet
hatte – einen der besten Kartographen
in der königlichen Marine kommen.
Dieser erstellte einen genauen Plan des
ganzen Systems. Es zeigte sich, dass
die Tunnel alle leicht bergab führten, mit
dem tiefsten Punkt an der Küste. Die
höchstgelegenen Tunnel befanden sich
landeinwärts von der Burg. Hier fanden
sich nur relativ wenige Tunnel. Zum
Meer hin aber verzweigten sie sich
mehrfach, jedoch nicht in rechten Winkeln, sondern mehr in der Form eines Flussdeltas. Wo
die Tunnel endeten, schien keinem festen Schema zu gehorchen. Manche waren eben kürzer,
andere länger. Der Durchmesser der Röhren variierte stark. Teils waren sie kaum groß genug,
dass ein Mann hindurch kriegen konnte, aber die größten maßen leicht 5 Klafter im
Durchmesser. Zuletzt zeigte sich, dass die Gesteinsschicht über den Tunneln überall in etwa
gleich dick war. Ein seltsames Bauwerk!

                                                                                    Seite 2 (4)
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Verwendung
Nachdem die Vermessung abgeschlossen worden war, brütete Tenaso lange mit dem
fähigsten Architekten seines Ordens über den Plänen und Karten. Schließlich entwickelten sie
ein tief gestaffeltes System aus Wachtürmen und Vorburgen um die eigentliche Ordensburg
herum. Alle diese Bauwerke waren für den Uneingeweihten nur über Türen im ersten Stock
und hölzerne Treppen zugänglich. Nur die Ordensritter wussten, dass jedes dieser Bauwerke
über Tunnel mit der Hauptburg verbunden war, und so im Belagerungsfall nicht abgeschnitten
werden konnte. Die dafür nötigen Ausschachtungen wurden von Ordensbrüdern selbst
                                                 durchgeführt, um ja keine Zeugen zu
                                                 haben, die nicht durch einen heiligen Eid
                                                 zur Geheimhaltung gezwungen wären.

                                                     Auch an dem Arm, der zur Küste führte,
                                                     wurde ein Bauwerk errichtet, das nicht nur
                                                     Schutz für das Tunnelende bot, sondern
                                                     sogar     ein    komplett    ummauertes
                                                     Hafenbecken hatte. Dass diese Festung
                                                     mit der Burg verbunden war, war allgemein
                                                     bekannt, jedoch war sie so stark befestigt,
                                                     dass kein Feind es jemals schaffte, sie zu
                                                     erobern.

Entstehung
Tatsächlich sind die Tunnel von Schwarzenfels rein natürlich entstanden. Wie alle Inseln in
dieser Gegend ist Amutena vulkanischen Ursprungs. Bei einem der Ausbrüche floss
dünnflüssige Lave in breiten Strömen zum Meer. An der Oberfläche kühlte sie ab und erstarrte,
im Inneren jedoch blieb sie flüssig. Als schließlich der Nachschub abebbte, liefen die Röhren
leer. Bei einem etwas späteren Ausbruch kam es zu einem pyroklastischen Strom, einer
Mischung aus feinen Gesteinspartikeln, Asche und heißen Gasen, die in rasender
Geschwindigeit über die Hänge hinabstürzte. Als sie sich verfestigte, bildete sie die
Gesteinsschicht, die die Röhren jahrhundertelang vor den Menschen verbarg. Wo die Röhren
Öffnungen zur Oberfläche hatten, bildete diese Gesteinsschicht einen natürlichen Abschluss
der Röhre, so dass viele von ihnen scheinbar an einer (mehr oder weniger) glatten Felswand
enden.

Exkurz: Meerlöwen
Der Orden der Meerlöwen wurde vor einigen Generationen vom König gegründet. Er verfolgte
damit mehrere Zwecke:

   •   ein standesgemäßes Auffangbecken für jüngere Söhne und insbesondere Bastarde
       aus Adelsfamilien
   •   ein militärisches Gegengewicht zu den traditionell sehr unabhängigen Herzögen und
       Grafen seines Reiches
   •   eine starke Truppe, um sein Kolonialreich im südlichen Meer zu stärken und zu
       vergrößern, um noch mehr von den immensen Gewinnen im Südlandhandel zu
       profitieren

                                                                                      Seite 3 (4)
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Der Großkomtur des Ordens der Meerbrüder ist meistens (aber nicht immer) ein königlicher
Bastard. Er wird vom regierenden König auf Lebenszeit ernannt. Da er sich zuerst Erfahrung
verdienen muss, handelt es sich meistens um einen Halbbruder des Königs, nur in seltenen
Fällen um einen unehelichen Sohn. Auch die anderen mächtigen Adelsfamilien sind eher
durch uneheliche Söhne vertreten, da sie die Möglichkeit haben, ihre jüngeren ehelichen
Söhne auch anderweitig zu versorgen, und ein Eintritt in den Orden der Meerlöwen die
Möglichkeit für immer ausschließt, das väterliche Erbe anzutreten (falls der ältere Bruder vor
dem Vater sterben sollte).

Übrigens: während eheliche Söhne den Adelspartikel „von“ verwenden, verwenden uneheliche,
aber vom Vater anerkannte Söhne den Partikel „aus“. Dieser Name kann nicht vererbt werden.
Der Sohn eines Bastards verwendet den Partikel „außer“, egal ob er selbst ehelich oder
unehelich ist. Also am Beispiel der Familie Kapfenhard.

Caisco von Kapfenhard
       adliger Lehensmann des Grafen von Carak

Tenaso aus Kapfenhard
      sein unehelicher Sohn, später Komtur von Amutena, der Protagonist der hier
      berichteten Ereignisse
      erhielt nach Ende seiner aktiven Zeit ein Lehen auf Amutena und heiratete eine
      Kaufmannstochter

Fernado außer Kapfenhard
      dessen Sohn, machte ebenfalls im Orden Karriere

Alle darauffolgenden Generationen dürfen den alten Stammnamen nicht mehr führen und
haben auch keine Privilegien als Adelsabkömmlinge – es sei denn, die Familie hat
zwischenzeitlich durch eine geschickte Heirat oder große Verdienste einen echten Adelstitel
erlangt.

Bildnachweise
   •   Bild im Abschnitt Entdeckung
           o https://www.flickr.com/photos/abhinaba/4806561339/in/photostream/
           o Abhinaba Basu
           o Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)
   •   Bild im Abschnitt Vermessung
           o https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thurston_Lava_Tube,_Big_Island.jpg
           o Frank Schulenburg
           o Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported
   •   Bild der Hafenbefestigung
           o https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Castello_di_sirmione.jpg
           o GattoCeliaco
           o Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

                                                                                    Seite 4 (4)
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