Andacht zum 06. Juni 2021 1. Sonntag nach Trinitatis

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Andacht zum 06. Juni 2021
   1. Sonntag nach Trinitatis
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Votum
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes.

Leitvers
Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn
ernstlich anrufen. (Psalm 145,18)
Psalm 34,2-11
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll
immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll
sich rühmen des HERRN, dass es die Elenden hören
und sich freuen. Preiset mit mir den HERRN und lasst
uns miteinander seinen Namen erhöhen! Da ich den
HERRN suchte, antwortete er mir und errettete mich
aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden
strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht
schamrot werden. Als einer im Elend rief, hörte der
HERR und half ihm aus allen seinen Nöten. Der Engel
des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten,
und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie
freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn
trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn
die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Reiche
müssen darben und hungern; aber die den HERRN
suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.
Gebet
Dreieiniger Gott, du bist ein hörender und helfender
Gott. Danke, dass uns so viele Menschen das
bezeugen. Oft können wir es gar nicht glauben, dass
du wirklich hilfst – in Angst, in Trauer, bei Prüfungen.
Schenke uns den Mut, dass wir uns genau dann an dich
wenden. Und hilf uns!
Gnadenzusage
Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn
ernstlich anrufen.
Lied EG 372,1
1) Was Gott tut, das ist wohlgetan, /es bleibt gerecht
sein Wille; / wie er fängt seine Sachen an, / will ich ihm
halten stille. / Er ist mein Gott, der in der Not / mich
wohl weiß zu erhalten; /drum lass ich ihn nur walten.

Predigttext Jona 1,15– 2,11
 Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da
wurde das Meer still und ließ ab von seinem Wüten.
Und die Leute fürchteten den HERRN sehr und
brachten dem HERRN Opfer dar und taten Gelübde.
Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona
zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches
drei Tage und drei Nächte.
Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe
des Fisches und sprach: Ich rief zu dem HERRN in
meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus
dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme.
Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die
Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen
gingen über mich, dass ich dachte, ich wäre von deinen
Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel
nicht mehr sehen. Wasser umgaben mich bis an die
Kehle, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein
Haupt. Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der
Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du
hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR,
mein Gott! Als meine Seele in mir verzagte, gedachte
ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir in
deinen heiligen Tempel. Die sich halten an das
Nichtige, verlassen ihre Gnade. Ich aber will mit Dank
dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen.
Hilfe ist bei dem HERRN. Und der HERR sprach zu dem
Fisch, und der spie Jona aus ans Land.

Predigt
Liebe Gemeinde,
einige von uns kennen die Geschichte von Jona aus
der Kinderbibel. In der fünften Klasse stellte ich
letztens fest, dass sogar muslimische Kinder die
Geschichte so oder so ähnlich kennen: Da ist dieser
Jona, der von Gott eine unangenehme Aufgabe
bekommt. Er soll in eine Stadt gehen, die den Gott
Israels nicht kennt. Aber Gott sagt zu Jona geh dahin.
Denn die verhalten sich so mies, dass es zum Himmel
schreit. Wenn die so weiter machen, muss ich die
Stadt in vierzig Tagen zerstören. Und Jona denkt sich:
Ich ein dahergelaufener Prophet soll einem fremden
Volk mit Schwefel und Feuer vom Himmel drohen? Im
Namen eines Gottes drohen und zur Umkehr rufen.
Eine Zumutung. Ein unmögliches Unterfangen.
Jona flieht also vor Gott auf ein Schiff, er will ans
Ende der Welt, so weit weg wie möglich. Gott lässt
aber nicht locker und schickt einen Sturm. Jona
dämmert, dass er der Grund für den Sturm ist und
lässt sich über Bord werfen. Gott schickt ihm einen
Fisch entgegen, der ihn in Ninive ans Land spuckt.
Jona bekommt eine zweite Chance, ihm bleibt nichts
anderes übrig, als in Ninive seine Aufgabe zu erfüllen.
Und er hat Erfolg. DIe Leute schmeißen sich in Sack
und Asche. Eine Bilderbuchgeschichte für die
Kinderbibel oder die fünfte Klasse? Nein diese
Geschichte hat auch etwas sehr Erwachsenes. Der
Wal, der Jona verschlingt ist nämlich kein Luxus-U-
Boot. Ganz im Gegenteil. Jona durchlebt im tosenden
Meer und anschließend im Wal eine Höllenerfahrung.
Um diese Höllenerfahrung soll es heute gehen.
 Im Unwetter auf hoher See bittet Jona die Seeleute:
„Werft mich über Bord!“ Doch die werfen ihn nicht
leichtfertig über Bord. Zuerst versuchen sie, stärker
zu rudern, es irgendwie noch an Land zu schaffen.
Doch, so heißt es wörtlich, „das Meer ging immer
ungestümer gegen sie an.“ Es ist Gott selbst, der das
tut. Jona spricht nachher gegenüber Gott von „deinen
Wogen und Wellen“. Wo ist hier der liebe Gott? Gott
kann hier nicht anders. Hätten sich die Seeleute und
Jona mit ein paar blauen Flecken und einem
ramponierten Schiff irgendwie an Land gerudert,
hätte sich Jona wohl gedacht: Das ist ja nochmal
glimpflich ausgegangen. Er hätte ein paar Tage später
das nächste Schiff nach Tarsis genommen.
Nein, Jona dachte im Wasser nicht: „Am Ende wird eh
alles gut werden!“ Für ihn ist da klar: „Ich bin von
Gottes Augen verstoßen – und das auf ewig“, so sagt
er es selbst: „Die Sache ist gegessen.“ Mal ist der Kopf
unter, mal über Wasser. Die Wellen schlagen über ihn
ein. Für Jona ist es Zappen duster, hoffnungslos, ein
Zustand voller Angst und Panik. Nichts anderes
bedeutet es, wenn Gott sein Angesicht abwendet.
Zumindest fühlt sich das für Jona so an.
„Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den
Herrn, und mein Gebet kam zu dir (..)“, betet Jona. Ist
das nicht merkwürdig? In dem Moment, in dem Jona
auf den Grund des Meeres gesunken ist, es Zappen
duster ist, er sich eingestehet: „Das war’s“, wendet er
sich hoffnungsvoll an Gott. Ausgerechnet jetzt. Jona
im Kontakt mit Gott? Davon haben wir seit Beginn der
Geschichte nichts gehört. Nichts wie weg von diesem
Gott, war sein Motto. Und nun das. Irgendwie schöpft
Jona aus der radikalen Aussichtslosigkeit die Kraft, bei
Gott eine Aussicht auf Besserung zu finden. Denn
woher sollte er sonst die Kraft nehmen? Trotzkräfte
und eine trotzige Hoffnung, mit der er der erlebten
Aussichtslosigkeit trotzen könnte, hat er nicht mehr.
Er selbst ist ja am Ende, sieht sich am Ende, ist auf
dem Meeresboden angekommen. Tiefer kann er nicht
mehr sinken. Wenn wir die Situation auf ein Pendel
übertragen, sieht das so aus [zeigen]. Das Pendel ist
so weit am Anschlag, wie es nur geht. Extremer geht
es nicht mehr. Und genau in diesen Punkt, genau in
diesen Extrempunkt, legt Gott selbst die Kraft zum
Umschwung. Gott selbst legt in Jonas Tiefpunkt, in
diese radikale Aussichtlosigkeit und Gottverlassenheit
die Kraft, nach seiner Nähe zu suchen. Damit gibt er
Jona die Kraft, seinen Irrweg zu beenden. Und Gott?
Gott gibt Jona nicht nur die Kraft, sich wieder an ihn
zu wenden, sondern er kommt ihm auch entgegen –
wie der Vater seinem verlorenen Sohn entgegenläuft,
der gerade zu ihm zurückkehrt. „Als einer im Elend
rief, hörte der Herr und half ihm aus allen seinen
Nöten.“ (Psalm 34,7) Jona schreit und Gott schickt
ihm einen Fisch.
 Aber der Fisch ist für Jona immer noch der Bauch der
Hölle. Jonas Höllenerfahrung geht weiter. Im
Verdauungstrakt des Fisches sieht Jona eben noch
nicht das rettende Ufer, das Licht am Ende des
Tunnels. Aber mit Gottes Hilfe schaffte es Jona, sich
an ihn, an Gott zu wenden. Er betet, haben wir
gehört. Dabei belässt er es nicht: Jona singt Gott
sogar Loblieder. Verrückt. Und plötzlich ist Gott nahe.
Für einen Moment wird es hell im dunklen Fisch. Und
damit trotzt Jona diesem stockfinsteren und
angsteinflößenden Ort. Und Gott ist plötzlich nahe.
Aber diese Nähe kommt nicht von ungefähr. Und das
ist auch für uns das Entscheidende: Gott ist dir nahe,
wenn du dich an ihn wendest, ihn um Hilfe bittest, ihn
sogar anklagst für die miese Situation in der du
steckst. Denn Gott hält sich an sein Versprechen,
denen nahe zu sein, die ihn anrufen.
Puh, aber wenn ich die Geschichte so höre, dann
erschleicht mich doch die Angst, Sie wahrscheinlich
auch. Treibt es Gott auch mit mir so weit, bis ich
erkenne: Ich bin auf dem Holzweg? Die Frage ist
richtig. Denn sie zeigt, dass wir zumindest eine
Ahnung haben – die Ahnung: Auch ich bin auf
Abwegen unterwegs – auf Abwegen weg von Gott
oder wenn du es nicht so mit Gott zu tun hast, weißt
du um deine Egotrips, mit denen du schon einmal
Freunde oder Kollegen vor den Kopf gestoßen hast.
Mit Egotrips verachten und verletzen wir Gott und
unsere Mitmenschen – ständig. Das ist Sünde. Davon
haben wir alle irgendwie auch eine Ahnung. Aber
lässt uns Gott auf diesen Abwegen, diesen Egotrips
solange laufen bis wir den Karren gegen die Wand
gefahren haben?
Es gibt Menschen, die würden das im Rückblick so
sagen – nach dem Motto: Ich musste erst einmal alles
gegen die Wand fahren bevor ich mein Leben nicht
mehr aufs Geld baute, – auf meinen Erfolg, auf mein
Ego und meine Fähigkeiten. Die Riegel des Knastes
mussten sich vor mir schließen, bevor ich dazu kam,
mein Leben von Gott verändern zu lassen.
Aber es muss ja kein Irrweg sein. Phasen der
Dunkelheit, des Leides und der Gottverlassenheit
bringt das Leben so oder so mit sich. Da wo wir sagen:
„Es ist aus.“ Da wo wir vom Leben radikal enttäuscht
wurden, da wo uns eine Diagnose jede Aussicht auf
Besserung nimmt, an solchen Tiefpunkten wünsche
ich uns Gottes Geist, dass der in einen solchen
Tiefpunkt durch das Wort eines anderen Menschen
die Kraft legt, uns an Gott zu wenden und Hoffnung
zu schöpfen. Der Gott Jonas ist der, der in Jesus in
unseren menschlichen Körper geschlüpft ist. Es ist der
Gott, der durch Tod und Hölle ging. Drei Tage lang, so
wie Jona. Wir können darauf bauen, dass dieser Gott
genau weiß, was wir alles durchmachen.
Bibelworte geben Kraft. Für den Fall, dass es mir
schlecht geht, ich aber immer noch die Kraft habe
mich an solche Worte zu erinnern, lohnt es sich
Worte auswendig zu können. Auch Liedstrophen aus
dem Gesangbuch können ihren Weg ins Herz finden.
Das folgende Lied spricht von einem Gott, der sicher
rettet, wenn wir uns an ihn wenden. Selbst wenn er
nicht aus dem Tod rettet, so rettet er uns doch durch
den Tod hindurch.
Amen.

Lied (EG 372, 2+6)
2) Was Gott tut, das ist wohlgetan, / er wird mich nicht
betrügen; / er führet mich auf rechter Bahn; / so lass
ich mir genügen / an seiner Huld und hab Geduld, / er
wird mein Unglück wenden, / es steht in seinen
Händen.
6) Was Gott tut das ist wohlgetan, / dabei will ich
verbleiben. / Es mag mich auf die rauhe Bahn / Not,
Tod und Elend treiben, / so wird Gott mich / ganz
väterlich in seinen Armen halten; / drum lass ich ihn
nur walten.
Fürbitten
Dreieiniger Gott, wir bitten dich für alle Kranken. Sei
du ihnen spürbar nahe, wenn sie sich an dich wenden!
Dreieiniger Gott, wir bitten dich für alle, die ihr Leben
gegen die Wand fahren. Leite du eine Wende in ihrem
Leben ein. Lass sie bei dir Kraft und Hoffnung
schöpfen!
Dreieiniger Gott, wir bitten dich für uns. Gebrauche
Menschen, die uns auf unsere Egotrips in Familie und
Beruf aufmerksam machen. Und kehre uns um!
Vaterunser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im
Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns
heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir
vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in
Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn
dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in
Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse sein
Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der
Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir
Frieden.
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