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E-Business Fundamentals IT-Sicherheit & rechtliche Rahmenbedingungen Prof. Dr. Frédéric Thiesse Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung Julius-Maximilians-Universität Würzburg Wintersemester 2020
Datendiebstähle Revealed: 50 million Facebook profiles harvested for Cambridge Analytica in major data breach The data analytics firm that worked with Donald Trump’s election team and the winning Brexit campaign harvested millions of Facebook profiles of US voters, in one of the tech giant’s biggest ever data breaches, and used them to build a powerful software program to predict and influence choices at the ballot box. A whistleblower has revealed to the Observer how Cambridge Analytica – a company owned by the hedge fund billionaire Robert Mercer, and headed at the time by Trump’s key adviser Steve Bannon – used personal information taken without authorisation in early 2014 to build a system that could profile individual US voters, in order to target them with personalised political advertisements. Christopher Wylie, who worked with a Cambridge University academic to obtain the data, told the Observer: “We exploited Facebook to harvest millions of people’s profiles. And built models to exploit what we knew about them and target their inner demons. That was the basis the entire company was built on.” Quelle: https://www.theguardian.com/news/2018/mar/17/cambridge-analytica-facebook- Quelle: http://www.informationisbeautiful.net/visualizations/worlds-biggest-data-breaches-hacks/ influence-us-election?CMP=twt_gu Prof. Dr. Frédéric Thiesse 3 E-Business Fundamentals
Hacker-Angriffe in den Schlagzeilen Quelle: https://www.golem.de/news/deutscher-bundestag-persoenliche-daten-von-politikern-auf-twitter-veroeffentlicht-1901-138492.html Prof. Dr. Frédéric Thiesse 4 E-Business Fundamentals
Welche Motivationen stecken hinter dem Angriff auf IT-Systeme? • Persönliche Interessen – Ruhm – Lust am Vandalismus • Monetäre Aspekte – Absichtliche Schädigung eines Unternehmens – Datendiebstahl – Datenmanipulation • Politische und ideologische Gründe – Kundtun politischer Meinung – Cyber-Terrorismus Quelle: https://eandt.theiet.org/content/articles/2014/01/cyber-psychopathy-what-goes-on-in-a-hackers-head/ Prof. Dr. Frédéric Thiesse 5 E-Business Fundamentals
Angriffsmethoden (Auswahl) • Malware (insb. Viren, Trojaner, Adware und Würmer) • Ransomware • Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriffe • Social Engineering (z.B. Phishing) • SQL-Injection • Cross-Site Scripting (XSS) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 6 E-Business Fundamentals
Schadsoftware („Malware“) Malware-Typ Definition Virus • Schädliches Softwareprogramm das unbemerkt Dateien, Software oder Datenträger befällt • Durchführung unkontrollierter Veränderungen an Hardware, Betriebssystem und Software Wurm • Selbstständige, schnelle Verbreitung • Crawlen von Adressbüchern • Versenden von Massenmails Trojaner • Ein Trojaner kommt meist als vermeintlich nützliche Anwendung daher, um unbemerkt zusätzlich schädliche Funktionen auszuführen. • Übermittlung sensibler Daten wie Passwörter, Kreditkartennummern etc. Adware • Unaufgeforderte Werbung in Form von Pop-ups Prof. Dr. Frédéric Thiesse 7 E-Business Fundamentals
Beispiel „Stuxnet-Wurm“ (2010) • Angriff auf System zur Überwachung und Steuerung (Siemens Software Simatic S7) von Systemen • Zielsystem: Steuerung von Frequenzumrichtern der Hersteller Vacon, Finnland und Fararo Paya, Iran • Vermutetes Ziel: Sabotage des iranischen Atomprogramms • Laut Edward Snowden entstanden in Zusammenarbeit zwischen NSA und Israel Quelle: http://www.zeit.de/2010/48/Computerwurm-Stuxnet Prof. Dr. Frédéric Thiesse 8 E-Business Fundamentals
Ransomware • Besondere Form von Schadsoftware • Infizierung von Rechnern mit der Absicht wichtige Daten zu verschlüsseln • Datenfreigabe nach Lösegeldzahlung • Bekanntes Beispiel: WannaCry (2017) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 9 E-Business Fundamentals
Distributed Denial of Service (DDoS) • Denial of Service (DoS): Absichtliches Überlasten eines Webdienstes durch hohe Zahl automatisierter Anfragen • Distributed DoS: Dienstüberlastung durch zahlreiche parallele, koordinierte Anfragen aus dem Netz – Ausführung meistens mit Hilfe von Botnetzen – Schwer zu orten und noch schwieriger zu unterbinden Quelle https://lerablog.org/technology/data-security/are-you-doing-enough-to-prevent-ddos-attacks/ Prof. Dr. Frédéric Thiesse 10 E-Business Fundamentals
Beispiel „Operation Payback“ • Angriffe von Unternehmen und Organisationen durch Hackergruppe „Anonymous“, z.B. von Finanz- dienstleistern die Geschäftsbeziehungen mit WikiLeaks beendet haben Prof. Dr. Frédéric Thiesse 11 E-Business Fundamentals
Social Engineering • Techniken der Verhaltensmanipulation, um Personen zu einer Handlung zu bewegen (insb. zur freiwilligen Preisgabe vertraulicher Daten) • Beispiel „Phishing“ – Ziel: Diebstahl von sensiblen Daten (z.B. Login-Daten) – In der Regel erfolgt die Attacke über gefälschte E-Mails, Webseiten oder Kurznachrichten • Beispiel „USB Drop“ – Ablegen von USB-Sticks mit Schadsoftware an öffentlichen Orten (Parkplätze, Vorlesungsräume usw.) – Schadsoftware wird in Dateien versteckt und beim Öffnen (z.B. auf einem Firmen-PC) aktiviert Prof. Dr. Frédéric Thiesse 12 E-Business Fundamentals
Beispiel für gefälschte Email A self-described "email prankster" in the UK fooled a number of White House officials into thinking he was other officials, including an episode where he convinced the White House official tasked with cyber security that he was Jared Kushner and received that official's private email address unsolicited. Quelle: https://edition.cnn.com/2017/07/31/politics/white-house-officials-tricked-by-email-prankster/index.html Prof. Dr. Frédéric Thiesse 13 E-Business Fundamentals
Beispiel für gefälschte Webseite Quelle https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/Risiken/SpamPhishingCo/Phishing/BeispielePhishingAngriffe/beispielephishingangriffe_node.html Prof. Dr. Frédéric Thiesse 14 E-Business Fundamentals
SQL-Injection • Einschleusen eigener Datenbankbefehle über Webformulare oder Login-Masken – Kommunikation zwischen Webanwendung und Datenbankserver wird manipuliert – Ziel ist meist die Erlangung eines Vollzugriffs auf Datenbestand und Server Was der User auf der Webseite sieht: Was die Webanwendung daraus macht: Hacker gestalten Eingaben in das Formular, durch die der Aufbau der Datenbankabfrage selbst verändert wird: In diesem Beispiel führt die SQL-Injection dazu, dass der User immer eingeloggt wird: Prof. Dr. Frédéric Thiesse 15 E-Business Fundamentals
Cross-Site Scripting (XSS) • Angriffstechnik, die kompromittierte Webseiten zwingt, Schadcode im Browser anderer Besucher auszuführen – Ausführung im Gegensatz zu SQL-Injection clientseitig – Ziel: Erlangung der Kontrolle über den Browser eines Webseiten-Besuchers, Datendiebstahl und Übernahme von Accounts, in der Nutzer noch eingeloggt ist (z.B. E-Banking) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 16 E-Business Fundamentals
Zum Begriff der „IT-Sicherheit“ • Allgemein: Schutz elektronisch gespeicherter Informationen und deren Verarbeitung • Heute zunehmende Verwendung des umfassenderen Begriffs „Informationssicherheit“ • Schutzziele – Vertraulichkeit: Vertrauliche Informationen müssen vor unbefugter Preisgabe geschützt werden. – Verfügbarkeit: Dem Benutzer stehen Dienstleistungen, Funktionen eines IT-Systems oder auch Informationen zum geforderten Zeitpunkt zur Verfügung. – Integrität: Die Daten sind vollständig und unverändert. • Unternehmen müssen Risiken identifizieren und analysieren, wie Daten und Systeme zu schützen sind Quelle: BSI Prof. Dr. Frédéric Thiesse 17 E-Business Fundamentals
Arten von Risiken und Risikomanagementstrategien Quelle: Gary P. Schneider. (2011). E-business. Cengage Learning. Prof. Dr. Frédéric Thiesse 18 E-Business Fundamentals
Abwehrmechanismen Organisatorische Maßnahmen Sorgfalt Benutzerrechte Passwörter Technische Maßnahmen Backups SSL Firewalls SQL-Injection XSS-Abwehr DDoS-Abwehr Abwehr Prof. Dr. Frédéric Thiesse 19 E-Business Fundamentals
Organisatorische Maßnahmen • Sorgfalt – Ist die Downloadquelle / der E-Mail-Sender vertrauenswürdig? – Was macht das Programm / Plug-In genau? • Benutzerrechte – Wer darf welche Dateien einsehen, bearbeiten oder löschen? – Wer darf Nutzer anlegen, bearbeiten oder löschen? • Passwörter – Sind die Passwörter sicher? – Werden Passwörter regelmäßig aktualisiert? Prof. Dr. Frédéric Thiesse 20 E-Business Fundamentals
Technische Maßnahmen: Beispiel “Secure Sockets Layer” (SSL) • Protokoll zur sicheren Datenübertragung im Internet, u.a. in Kombination mit HTTP (= HTTPS) – Socket = Schnittstelle des Betriebssystems zum Zugriff auf Funktionalität zur Datenübertragung über das Netzwerk – SSL = Zusätzliche Softwareebene unterhalb des Sockets, die die Verbindung zwischen Partnern kryptografisch absichert • Nutzung sogenannter Zertifikate – Zertifikate werden von Zertifizierungsstellen ausgestellt und belegen die Identität einer Person oder Organisation Prof. Dr. Frédéric Thiesse 21 E-Business Fundamentals
Ablauf der SSL Verschlüsselung Ziele: (a) Gegenseitige Authentifizierung der Partner und (b) Schutz vor Abhören der Kommunikation durch Dritte Quelle: Schneider: E-Business (9th edition) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 22 E-Business Fundamentals
Technische Maßnahmen Beispiel “Abwehr von SQL-Injection” • Einsatz verschiedener Überprüfungsmaßnahmen • Beispiel Escaping: Bestimmte Zeichen, die für SQL typisch sind werden besonders behandelt, damit Eingaben keine ungewünschten SQL-Abfragen ausführen können (z.B. ' wird zu \‘ ) Benutzereingaben umcodiert werden, bevor sie in die DB-Abfrage eingesetzt werden. Prof. Dr. Frédéric Thiesse 23 E-Business Fundamentals
Weiterführende Quellen zum Thema IT-Sicherheitsmanagement • Internationale ISO/IEC-27000-Reihe – Herausgeber: International Organization for Standardization (ISO) und International Electrotechnical Commission (IEC) • IT-Grundschutz – Herausgeber: Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – Systematisches Vorgehen um notwendige Sicherheitsmaßnahmen zu identifizieren und umzusetzen Prof. Dr. Frédéric Thiesse 24 E-Business Fundamentals
IT-Sicherheit Rechtliche Rahmenbedingungen Prof. Dr. Frédéric Thiesse 25 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce • Anbieterkennzeichnung (Impressum) • Widerrufsrecht und Widerrufsbelehrung • AGB und Online Shops • Buttonlösung und Checkout-Seite • Lieferzeiten • Preisangaben und Versandkosten • Datenschutzerklärung in Online Shops • Newsletter in Online Shops • Produktbeschreibung • Werbung mit Garantie und Gewährleistung • Geoblocking Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 26 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) Anbieterkennzeichnung (Impressum) • nach §5 Telemediengesetz (TMG) für „geschäftsmäßige“ Online-Dienste • Angaben müssen „leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar“ sein Widerrufsrecht und Widerrufsbelehrung • Widerrufsfrist: 14 Tage • nach §312g BGB für Verbraucher bei Fernabsatzverträgen • gewerbliche Kunden können über die AGB ausgeschlossen werden Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 27 E-Business Fundamentals
Beispiel „Download digitaler Medien“ Prof. Dr. Frédéric Thiesse 28 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) AGB und Online Shops • müssen vor Vertragsabschluss „deutlich sichtbar, vollständig über die Website einsehbar, auf dem Bildschirm lesbar und so kurz wie möglich“ sein Buttonlösung und Checkout-Seite • Bestellbutton muss gut lesbar und richtig beschriftet sein • Gesetzliche Regelbezeichnung: „zahlungspflichtig bestellen“ • Auf der Checkout-Seite müssen alle Artikel-relevanten Daten vor dem Button erscheinen; Preis in der Nähe des Buttons Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 29 E-Business Fundamentals
Beispiel „Dash Button“ Quelle: https://www.zeit.de/digital/internet/2019-01/dash-buttons-amazon-wlan-bestellknoepfe-gerichtsurteil-verbot Prof. Dr. Frédéric Thiesse 30 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) Lieferzeiten • als Lieferzeiten können sowohl Zeiträume als auch feste Liefertermine angegeben werden • die Produktverfügbarkeit sollte stets für Kunden ersichtlich sein Preisangaben und Versandkosten • nach §312d BGB muss der Kunde, noch bevor das Produkt in den Warenkorb gelegt wird, über alle anfallenden Kosten informiert werden und den Brutto-Endpreis erhalten • bspw. Versandkosten, Steuern, Zusatzkosten Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 31 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) Datenschutzerklärung in Online Shops • muss nach DSGVO für alle Nutzer einsehbar bereitstehen und Informationen über Zwecke sowie Art und Weise der Datenverarbeitung beinhalten • gilt insbesondere, wenn personenbezogene Daten erhoben und verarbeitet werden, wie z.B. Alter, Adresse, E-Mail Newsletter in Onlineshops • Double Opt-in: Ausdrückliche Einwilligung des Adressaten vor Werbekontaktaufnahmen – meist durch E-Mail, Telefon oder SMS – explizit notwendig • Abmahnungen bspw. möglich durch: sofortige Versendung von Newslettern (Single Opt-in), keine Widerspruchslösung Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 32 E-Business Fundamentals
Beispiel: Werbung in automatisierten Mails Firmen dürfen im Mail-Verkehr mit ihren Kunden nicht ungefragt Der Kläger hatte in einer Mail an seine Versicherung wissen Werbung versenden. Der Bundesgerichtshof (BGH) gab in einem wollen, ob seine Kündigung eingegangen war. Er hatte daraufhin am Mittwoch veröffentlichten Urteils-Tenor (Aktenzeichen: VI ZR lediglich den Eingang der Mail bestätigt bekommen. An der 134/15) einem Mann aus dem schwäbischen Göppingen recht – automatischen Antwort hing dafür eine Werbung für einen und stellte uneinsichtigen Firmen saftige Strafen in Aussicht. Unwetter-Warn-Service „per SMS kostenlos auf Ihr Handy“. Der Der Mann aus dem schwäbischen Göppingen hatte die Mann schickte noch zwei Mails an die Versicherung, in denen er Sparkassen-Versicherung verklagt, weil sie ihm in außerdem darauf hinwies, dass er die Werbung für den automatisierten Antwortschreiben mehrfach Werbung „exklusiven Service“ nicht wolle – und erhielt erneut die selbe mitschickte. automatische Antwort mit Werbung. Quelle: https://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/recht/e-mail-werbung-sparkassen-versicherung-verliert-vor-dem-bgh/12726054.html Prof. Dr. Frédéric Thiesse 33 E-Business Fundamentals
Beispiel: Aufforderung zur Produktbewertungen in Rechnungsmail Prof. Dr. Frédéric Thiesse 34 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) Produktbeschreibung • falls Markennamen zur Produktbeschreibung notwendig sind, dürfen diese angegeben werden • für fremde Texte, Bilder oder Logos ist stets eine Einwilligung des Eigentümers notwendig Werbung mit Garantie und Gewährleistung • Garantie als freiwillige Leistung des Verkäufers oder Herstellers • Gewährleistung als gesetzlich festgelegtes Regelwerk Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 35 E-Business Fundamentals
Produktbeschreibung beim Check-out § 312j BGB: „Bei einem Verbrauchervertrag im elektronischen Geschäftsverkehr, [...], muss der Unternehmer dem Verbraucher die Informationen [...], unmittelbar bevor der Verbraucher seine Bestellung abgibt, klar und verständlich in hervorgehobener Weise zur Verfügung stellen.” Prof. Dr. Frédéric Thiesse 36 E-Business Fundamentals
Rechtssicherheit im E-Commerce (Forts.) Geoblocking • „Shop like a local“-Prinzip: gleiche Verkaufspreise und gleiche Zahlungsbedingungen für alle EU-Verbraucher • keine automatische Weiterleitung an lokale Shops ohne ausdrückliche Zustimmung des Kunden • Verpflichtung in das Ausland zu liefern besteht nicht Bsp.: Ein Kunde aus Italien muss auf einer deutschen Website zu gleichen Preisen einkaufen können, wie ein deutscher Kunde. Der Kunde darf ohne Zustimmung nicht auf die italienische Website weitergeleitet werden. Quellen: https://www.ihk-muenchen.de/rechtsgrundlagen-ecommerce Prof. Dr. Frédéric Thiesse 37 E-Business Fundamentals
Beispiel „WooCommerce Germanized“ • Bei Standardsoftware existieren meist spezielle Plug- Ins oder Erweiterungen, um die Software an die jeweils aktuelle (deutsche) Rechtsprechung anzupassen Prof. Dr. Frédéric Thiesse 38 E-Business Fundamentals
Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) (engl. General Data Protection Regulation) • Gilt seit dem 25. Mai 2018 • Ziel: Harmonisierung des Datenschutzrechts in der EU • Gewähltes Instruments: Verordnung – Im Gegensatz zur bisherigen EU-Datenschutzrichtlinie ohne Umsetzung direkt anwendbar – Anwendungsvorrang gegenüber mitgliedstaatlichem Recht • Weitreichende Auswirkungen auf bestehende Regelungen in Deutschland – Im öffentlichen Bereich Fortbestand der wesentlichen allgemeinen und der bereichsspezifischen Regelungen – Im nicht-öffentlichen Bereich ersetzt die DSGVO weitgehend bestehende Regelungen – Weitreichende Rechtsbereinigungsaufgaben (insb. Bundes- und Landesdatenschutzgesetze) Quellen: https://www.gdd.de/ Prof. Dr. Frédéric Thiesse 39 E-Business Fundamentals
Beispiel: Regelungen zur Verarbeitung personenbezogener Daten (Art. 5) • Prinzipien zur Datenverarbeitung – Rechtmäßigkeit, Verarbeitung nach Treu und Glauben, Transparenz – Zweckbindung (festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke) – Datenminimierung (angemessen und erheblich sowie auf das notwendige Maß beschränkt) – Richtigkeit (Vorsehen von Maßnahmen zur unverzüglichen Löschung oder Berichtigung von unzutreffenden Daten) – Speicherbegrenzung (Speicherung von Daten nur so lange, wie es für die Verarbeitungszwecke erforderlich ist) – Integrität und Vertraulichkeit (Angemessene Sicherheit und Schutz der personenbezogenen Daten) • Rechenschaftsflicht: Verantwortung und Nachweispflicht für die Einhaltung der Prinzipien Prof. Dr. Frédéric Thiesse 40 E-Business Fundamentals
Wesentliche Änderungen gegenüber bisheriger EU-Datenschutzrichtlinie • Erweiterter Geltungsbereich • Hohe Geldstrafen • Verschärfung der Bedingungen für Einwilligungen • Stärkung der Rechte der Betroffenen • Privacy by Design and Default Prof. Dr. Frédéric Thiesse 41 E-Business Fundamentals
Erweiterter Geltungsbereich • Unternehmen, die personenbezogene Daten von Personen mit Wohnsitz in der Union verarbeiten, unabhängig vom Standort des Unternehmens • Ort der Datenverarbeitung spielt keine Rolle Prof. Dr. Frédéric Thiesse 42 E-Business Fundamentals
Hohe Geldstrafen • Geldstrafen von bis zu 4% des jährlichen weltweiten Umsatzes oder 20 Millionen Euro (je nachdem, welcher Betrag höher ist) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 43 E-Business Fundamentals
Verschärfung der Bedingungen für Einwilligungen (Art. 7) • Zustimmung muss frei, spezifisch und eindeutig sein • Unternehmen müssen nachweisen können, dass betroffene Personen ihre Einwilligung erteilt haben • Betroffene Personen haben das Recht, ihre Einwilligung jederzeit zu widerrufen Prof. Dr. Frédéric Thiesse 44 E-Business Fundamentals
Stärkung der Rechte der Betroffenen • Recht auf Meldung bei Verstößen – Verpflichtung von Unternehmen, Betroffene bei Verstößen die „zu einem Risiko für die Rechte und Freiheiten des Einzelnen“ führen, innerhalb von 72 Stunden zu informieren • Informations- und Auskunftsrecht – Recht auf Informationen darüber ob, wo und zu welchem Zweck eigene personenbezogene Daten verarbeitet werden – Recht auf den Erhalt einer kostenlose Kopie der personenbezogenen Daten in elektronischer Form Prof. Dr. Frédéric Thiesse 45 E-Business Fundamentals
Stärkung der Rechte der Betroffenen (Forts.) • Recht auf Berichtigung und Löschung personen- bezogener Daten („Recht auf Vergessenwerden“) – Recht auf Berichtigung personenbezogener Daten – Recht auf Löschung personenbezogenen Daten, Einstellung der Verbreitung oder Verarbeitung durch Dritte – Greift nur wenn ursprünglicher Zweck der Verarbeitung nicht mehr relevant ist oder Einwilligung widerrufen wird • Recht auf Datenübertragbarkeit – Ziel: Verhinderung von Datenmonopolen – Möglichkeit gespeicherte eigene personenbezogene Daten (z.B. bei sozialen Medien) automatisch an einen anderen Anbieter übertragen zu lassen Prof. Dr. Frédéric Thiesse 46 E-Business Fundamentals
Privacy by Design and Default • Privacy by Design („Schutz durch Technikgestaltung“) – Ergreifen technischer und organisatorischer Maßnahmen (TOMs) zum Schutz personenbezogener Daten frühzeitig in der Entwicklungsphase von Software und Hardware – Von Nutzern vorgenommene Einstellungen dürfen zu keinem Zeitpunkt zu Datenschutzverletzungen führen • Privacy by Default („Schutz durch datenschutzfreundliche Voreinstellungen) – Datenschutzfreundliche Ausgestaltung der Werkseinstellungen – Ziel: Schutz insbesondere von weniger technikaffinen Nutzern (Grundgedanke des „Privacy Paradox“) Prof. Dr. Frédéric Thiesse 47 E-Business Fundamentals
Vielen Dank! Kontakt: Prof. Dr. Frédéric Thiesse Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systementwicklung Julius-Maximilians-Universität Würzburg Sanderring 2, 97070 Würzburg T +49 931 31-80242 F +49 931 31-81268 E frederic.thiesse@uni-wuerzburg.de W www.wiwi.uni-wuerzburg.de/lehrstuhl/wise Prof. Dr. Frédéric Thiesse 48 E-Business Fundamentals
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