Pflegeausbildung in Bewegung Wohin geht die Reise? - Städtisches Klinikum Dresden

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Pflegeausbildung in Bewegung Wohin geht die Reise? - Städtisches Klinikum Dresden
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                            Pflegeausbildung in Bewegung
                                            Wohin geht die Reise?

                                            Festveranstaltung 80 Jahre Pflegeausbildung
            Medizinische Berufsfachschule

                                                                                                           Dresden
                                                                                                      28. März 2018

                                                                                        Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                                                                Theologische Hochschule Friedensau
                                                                                             www.thh-friedensau.de

                                                   mail@margarete-reinhart.de
                                                                                                                       1
Pflegeausbildung in Bewegung Wohin geht die Reise? - Städtisches Klinikum Dresden
Die große Linie meines Vortrags:
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

             Pflegeausbildung …

                     o    und lebenslanges Lernens
                     o    und gesellschaftlicher Wandel
                     o    und ihre Perspektive in Deutschland
                     o    im Zusammenhang von Kompetenz und Professionalität
                     o    im Zusammenhang von Komplexität und Aufgabenerweiterung
                     o    an der Hochschule
                     o    und der Strukturwandel im Versorgungssystem

                                          mail@margarete-reinhart.de
                                                                               2
Medizinische Berufsfachschule
Pflegeausbildung in Bewegung Wohin geht die Reise? - Städtisches Klinikum Dresden
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

             Pflegeausbildung im Kontext lebenslangen Lernens

Medizinische Berufsfachschule
Europäische Kommission (2000) :
                               Memorandum zum lebenslangen Lernen
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

      o Lebenslanges Lernen ist nicht
        mehr bloß ein Aspekt von
        Bildung und Berufsbildung,
        vielmehr muss es zum
        Grundprinzip werden, an dem                 o „Lifelong Learning is no longer
        sich Angebot und Nachfrage in                 just one aspect of education
        sämtlichen Lernkontexten                      and training; it must become
        ausrichten.                                   the guiding principle for
                                                      profession and participation
                                                      across the full continuum of
                                                      learning contexts“

 Quelle:
 Commission of the European Communities. A Memorandum on Lifelong Learning, Brussels, 30.10.2000,
 SEC (2000) 1832
Lebenslanges Lernen und
                                Biografische Bildungsprozesse
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                   Formelles            Informelles Lernen         Kompetenzent-
                                   Lernen                                          wicklung durch

                  Kinder           Kindergarten,        Eltern,                    Lernmotivation,
                                   Schule               Verwandte                  Lernfähigkeit
                                                                                   wecken/fördern

                  Jugendliche      Schule               Medien, außerschul.        Pflicht des Lernens,
                                                        Lernorte                   fremdorganisiert

                  Junge            Berufl. Erst-        Erfahrungen,               Selbststeuerung,
                  Erwachsene       ausbildung,          Engagement, neue           Eigenverantwortung
                                   Hochschule           Medien

                  Erwachsene       Berufl.- und         Familie, Beruf, Freizeit   Eigenverantwortung,
                                   allgemeine WB                                   Umlernen, Neulernen,

                  Ältere           Spezielle Angebote   Familie, Medien,           Selbstorganisation;
                                                        betreute Einrichtungen     Erhaltung von
                                                                                   Kompetenzen

 Quelle:
 Commission of the European Communities. A Memorandum on Lifelong Learning, Brussels, 30.10.2000,
 SEC (2000) 1832
Lebenslanges lernen und die erforderliche
                               Innovation der Lehr- und Lernmethoden
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

      o „ … ist unser System der allgemeinen und beruflichen
        Bildung nach Organisation und Inhalt im Wesentlichen
        immer noch so angelegt, als ob Lebensinhalte und
        Lebensplanung sich ein gutes halbes Jahrhundert lang
        nicht verändert hätten.

      o Die Lernsysteme müssen an die sich wandelnden
        Prozesse angepasst werden, nach denen die Menschen
        heute leben und für das Leben lernen.“
      Quelle:
      Commission of the European Communities. A Memorandum on Lifelong Learning, Brussels, 30.10.2000,
      SEC (2000) 1832
Lebenslanges Lernen und die
Prof. Dr. Margarete Reinhart   Förderung selbstgesteuerten Lernens
28. März 2018

              o Das selbstständige Erschließen des jeweils aktuell
                benötigten Wissens durch gezieltes
                recherchierendes Erarbeiten und Nutzen
                gespeicherten Wissens wird zunehmend wichtiger.

      Quelle:
      Commission of the European Communities. A Memorandum on Lifelong Learning, Brussels, 30.10.2000,
      SEC (2000) 1832
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                    Pflegeausbildung und gesellschaftlicher Wandel

                    Prof. Dr. M. Reinhart | Sophienhaus Weimar | September 2012
                                                                                  8
Modernisierung der Pflegeberufe
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

            Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im
            Gesundheitswesen empfiehlt der Bundesregierung [2001; 2007, 2012]:

            o … im Hinblick auf die Pflege- und Sozialberufe die Überwindung der Trennung
              zwischen Gesundheits- und Sozialberufen weiter voranzutreiben,

            o … die Ausbildungsinhalte zu modernisieren

            o … in der Ausbildungsreform den Übergang von handwerklich-technischer
              Orientierung zur individualisierenden, wissenschaftlich begründeten
              Bezugspflege zu realisieren und

            o … die Integration der Grundausbildung in den Pflegeberufen in das tertiäre
              Bildungssystem zu prüfen.

            o … die Neuverteilung der Aufgaben zwischen Medizin und Pflege zu prüfen

            Quelle:               Sachverständigenrat für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen
                                  Download von: http://www.svr-gesundheit.de                                   9
Medizinische Berufsfachschule
Modernisierung der Pflegeberufe
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

          Forderungen des Deutschen Pflegerats an eine Reform der
          Pflegeberufsausbildung:

          o …. muss sich an den Anforderungen der Menschen orientieren, die einer
            pflegerischen Unterstützung bedürfen, unabhängig vom Ort und der Art
            der Unterstützung.

          o …. muss sich an modernen pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen
            ausrichten und auf eine lebenslange Karriere im Beruf vorbereiten,
            sowohl in Deutschland und auch international.

          o …. muss auch an Hochschulen und Universitäten angeboten werden.

          o …. braucht auch für die Praxis-Anteile verbindliche
            Ausbildungsstandards.

          o …. braucht eine sichere Finanzierung.                                10
Medizinische Berufsfachschule
Modernisierung der Pflegeberufe
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                - Wertewandel und Lebensstilwandel -
28. März 2018

      Der Kern des Wertewandels:
      Die Ausbreitung individualistischer Selbstentfaltungswerte

      o Der Abbau von Pflicht- und Akzeptanzwerten (im Sinne
        einer unhinterfragten Hinnahme von Institutionen und
        Herrschaftsansprüchen)

      o und eine Zunahme von individualistischen
        Selbstverwirklichungswerten machen den Kern des
        Wertewandels in der postindustriellen Gesellschaft aus
             Quelle: http://www.deuframat.de/impressum.html

                                             mail@margarete-reinhart.de
                                                                          11
Medizinische Berufsfachschule
Modernisierung der Pflegeberufe
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                - Generation y im Vergleich -
28. März 2018      Baby Boomer                       Generation X                       Generation Y
     geburtenstarke Jahrgänge            geboren zwischen 1965 und 1978     geboren zwischen 1979 und 1999
      nach dem zweiten Weltkrieg          sind gut ausgebildet               stellt die Sinnfrage „Why“
     geboren zwischen 1946 und 1964      ambitioniert,                      hat sehr viele Möglichkeiten
     kaum eindeutige                      individualistisch und              Arbeit soll vor allem Sinn
      Studienergebnisse zu                 ehrgeizig                           machen und Abwechslung
      Lebensgefühl, Werten und            berufliches Vorankommen             bieten
      Idealen                              wichtigstes Ziel bei der Job-
                                                                              legt Wert auf
     erfolgreich und liberal              Suche
                                                                               Selbstverwirklichung, ist aber
     haben Arbeit in den                 Arbeit eher als Mittel zum          auch ein geübter Teamplayer
      Mittelpunkt ihres Lebens             Zweck, um Leben finanzieren        nicht nur offline, sondern auch in
      gerückt und u.a. den Begriff         zu können                           der virtuellen Welt exzellent
      „Workaholic“ geprägt.                                                    vernetzt
     möchten entschleunigen                                                  Internet und der Umgang
      (haben den Gipfel ihrer                                                  damit gehören zum
      Karriere bereits erreicht)                                               Lebensalltag
                                                                              engagieren sich auch häufig über
                                                                               den Job hinaus
                                                                              Arbeit und Privatleben werden
                                                                               nicht mehr streng geteilt; aus dem
                                              mail@margarete-reinhart.de       Konzept der „Work-Life-Balance“
                                                                               wird die „Work-Life-Blend“: hohe
                                                                                                            12
Medizinische Berufsfachschule                                                  Flexibilität
Modernisierung der Pflegeberufe
Prof. Dr. Margarete Reinhart    - Generation Z – geboren ab 1998 -
28. März 2018

      Merkmale:
      o „Digital Natives“, erste Generation, die komplett in einer digitalen
        Welt aufgewachsen ist
      o hohe Technologieaffinität
      o hoher Anspruch an moderne Ausstattung am Arbeitsplatz
      o ausgeprägtes Selbstbewusstsein
      o eher Einzelkämpfer
      o sucht Sinnhaftigkeit und Spaß an der Arbeit
      o klare Trennung von Arbeit und Freizeit
      o regelmäßiges Feedback gewohnt
      Herausforderungen:
      o bindet sich nicht langfristig
      o Autorität ist eine Frage der Fachlichkeit
      o eine hohe Personalfluktuation wird zur Normalität

                                  Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article152993066/Was-
                                  Generation-Z-vom-Berufsleben-erwartet.html
Medizinische Berufsfachschule
Modernisierung des Pflegeberufs
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018
                               - Wertewandel und Lebensstilwandel -
                                Die Wunschmitarbeiter*innen …

              neue Werte – neue Lebensstile - alte Forderungen?
                                    MCM Media Consult Maier + Partner GmbH   HR-Rollen und Megatrends

Medizinische Berufsfachschule
Perspektiven der Pflegeausbildung
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                               in Deutschland
28. März 2018

         Divergierende Konzepte pflegerischer Berufsbildung:

                  Generalisierung                                          Diversifizierung

                    Prof. Dr. M. Reinhart | Sophienhaus Weimar | September 2012
                                                                                              15
Pflegebildung in Deutschland
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

        Die Evaluationsergebnisse bundesweiter Modellversuche
        zeigen:

        o dass eine Zusammenführung der Ausbildung von Gesundheits- und
          (Kinder)Krankenpfleger und Altenpfleger aus inhaltlicher Sicht
          unproblematisch ist.

        o Dies betrifft sowohl die Inhalte des theoretischen Unterrichts als
          auch der praktischen Ausbildung

               Quellen:
               Görres S, Stöver M, Schmitt S, Bomball J, Schwanke A. (2008).Qualitätskriterien für Best Practice in
               der Pflegeausbildung – Synopse evaluierter Modellprojekte
               Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). (2009). Pflegeausbildung in
               Bewegung. Ein Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Pflegeberufe.

Medizinische Berufsfachschule
Pflegebildung in Deutschland
Prof. Dr. Margarete Reinhart   - der politische Wille und seine Umsetzung -
28. März 2018

    o Entscheidung zur Einführung einer generalisierten Berufsausbildung in der Pflege im
      Koalitionsvertrag Bundesregierung (18. Leg.; 17. Leg.)
           Quelle:
           https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Ministerium/koalitionsvertrag.pdf?__blob=publicationFile
           https://www.cdu.de/sites/default/files/media/dokumente/koalitionsvertrag.pdf

    o Pflegeberufereformgesetz vom 17. Juli 2017
           Quelle: https://www.bgbl.de/

    o Referentenentwurf zur Ausbildungs- und Prüfungsverordnung | 22.3.2018
           am 22.3.18 zur Vorbereitung der Verbändeanhörung versendet

    o Heilkundeübertragungsrichtlinie vom 20.10. 2011
           Quelle: BAnz. Nr. 46 (S. 1128) vom 21.03.2012

    o Empfehlungen zur hochschulischen Qualifikation für das Gesundheitswesen
          vom 13.07.2012
           Quelle: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pd

                                                                                                           17
Medizinische Berufsfachschule
28. März 2018
                                          Ausbildungs- und
                                          Prüfungsverordnung

                                04 – 18
                                                                                                          Prof. Dr. Margarete Reinhart

Medizinische Berufsfachschule
                                          Finanzierungsverordnung

                                2018
                                          Einrichtung der Fachkommission

                                2018
                                          (§ 53)

                                          Rahmenlehrplan
                                                                                                                                     eine Perspektive

                                2018
                                          weitere Vorgaben Bundesländer

                                2019
                                                                                                                                     Pflegebildung in Deutschland –

                                                                           PflBG: die nächsten Schritte

                                2019      Schulinterne Curricula

                                          Beginn der neuen Ausbildung
                                ab 2020
Pflegebildung in Deutschland –
                                eine Perspektive
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                    Geregelte, bildungssystematisch adäquat eingebunden
                                                  Spezialisierung
                                                  [Nurse Specialist]

                                                Allgemeine Pflege
                                                 [General Nursing]

                                   Geregelte, bildungssystematisch adäquate eingebundene
                                         Assistenten(Helfer)ausbildung
                                            [Nursing support Worker]                       19
                                                                                                19
Medizinische Berufsfachschule
Berufliche Pflegeausbildung
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                  Die Ausbildung umfasst 4.600 Stunden,                         Pflegefachfrau / Pflegefachmann mit/ohne
                  davon 2.100 für die theoretische und                        Zusatzbezeichnung Vertiefungseinsatz in der
                  2.500 für die praktische Ausbildung.                    Praxis (Bezeichnung noch unklar!)mit/ohne B.ScN

                                                                                                                      Ein Jahr
                                       Fachspezifische                            Fachspezifische
                                     Vertiefung in Theorie                      Vertiefung in Theorie
                                         und Praxis >                                und Praxis
                                         traditioneller                             traditioneller
                                           Abschluss                                  Abschluss

                                                               Pflege-
                                                                                                   Gesundheits- und
                       Altenpflege                            fachfrau/
                                                                                                  Kinderkrankenpflege
                                                               Pflege-
                                                             fachmann

                                                                                                                        Zwei Jahre
                                                         Generalistische
                                                             Pflege-
                                                           ausbildung

                                                    Mindestanforderung
                                     MR / FOR / HS + abgeschlossene Berufsausbildung
                                                                                       G.Stöcker / C.Vogler / R.Ammende
                                                                                                                                     20
Medizinische Berufsfachschule
Beispiel:
                                  Kompetenzmodell und Bildungssystematik
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                  des Pflegeberufs in Österreich:
28. März 2018

                               Generalistin für Pflege mit Master Qualifikation 5 jährig
                               [Advanced Nurse Practitioner]

                               Generalistin für Pflege mit Spezialaufgabe , 3 jährig plus WB
                               [Nurse Specialist]
                               [z. B. mit Weiterbildung / Zusatzbezeichnung z.B.
                                Intensiv, Anästhesie, Dialyse, Kinderintensivpflege]

                                Generalistin für Pflege; Bachelor Qualifikation, 3 jährig
                                [Registered Nurse ]

                                Pflege(fach)assistenz, 2 jährig
                                Pflege(fach)assistenz, 1 jährig
                                [Enrolled Nurse]
                                                                                               21
                                                                                                    21
Medizinische Berufsfachschule
Wo kann die berufliche Pflege morgen im
                                       Gesundheit- und Pflegeversorgungssystem
Prof. Dr. Margarete Reinhart                           stehen?
28. März 2018

                                                                           Promotion
                     Master-Studium
                   [konsekutiv oder weiterbildend]

                               pflegefachliche Spezialisierung und Weiterqualifizierung

                                                     Berufstätigkeit

                         Studium                                       generalistische (allgemeine)
              Bachelor of Science in Nursing                                Pflegeausbildung

                          Hochschul-                           Realschule/10-jähriger Schulabschluss
                      zugangsberechtigung                              mit Berufsausbildung
                                                                                                      22
Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                               Kompetenz und Professionalität in der Pflege

Medizinische Berufsfachschule
Zum Begriff der „Kompetenz“
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

      o Kompetenzen sind innere Voraussetzungen (Dispositionen) eines
             Menschen, die ihn in die Lage versetzen selbstorganisiert zu handeln (nach
             Erpenbeck/Rosenstiel 2003, Handbuch Kompetenzmessung).

      o Kompetent ist, wer in der Lage ist mit Hilfe einer begrenzten
            Anzahl von (verallgemeinerbaren, abstrakten) Elementen und Regeln, eine
            (relativ) unbegrenzte Zahl von für seinen (Fach-) Bereich typischen
            Situationen zu verstehen und zu bewältigen.
           (N. Chomsky, 1981)

      o Kompetenz entwickelt sich weiter, wenn die Regeln des
             eigenen Handelns wahrgenommen, erkannt und reflektiert werden
             können

                                                                                      24
Medizinische Berufsfachschule
Professionalität im Pflegeberuf:
                                handlungsorientiertes Professionsverständnis
                                (in Anlehnung an Ulrich Oevermann, Frank Weidner, Manfred Hülsken-Giesler)
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

      o professionelles Pflegehandeln konstituiert sich
        aus (wissenschaftsbasiertem) Regelwissen

      o in Verbindung mit einem hermeneutischen
        Fallverstehen

      o bezogen auf die leib-seelischen Expressionen
        des Klienten/Patienten
                                                     mail@margarete-reinhart.de
                                                                                                             25
Medizinische Berufsfachschule
Professionalität im Pflegeberuf
Prof. Dr. Margarete Reinhart    - der pflegerische „body of Knowledge“-
28. März 2018

                Der Pflegeprozess:

                                          mail@margarete-reinhart.de      26
Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                Pflegekompetenz gestern
28. März 2018

                  Pflegekompetenz im 19. Jahrhundert:
                  Ein Krankenwärter darf weder zu alt noch zu jung sein,
                  Kinder und alte Leute eignen sich am wenigsten dazu, (...)
                  alte Leute sind (...) eigensinnig, rechthaberisch und
                  denken, weil sie alt sind, wüssten sie alles am besten.
                  Junge Leute sind dagegen wieder zu leichtfertig Kranke zu
                  pflegen. (...)
                  So gibt es eine Menge Fehler und Gebrechen, welche einen
                  Menschen (...) von der Krankenpflege ausschließen.
                  Ich führe hier nur zwei sehr unangenehme
                  Eigentümlichkeiten an: das Riechen aus dem Munde und übel
                  riechende Füße. Beides ist nicht zum Ertragen.
                 Quelle: Dieffenbach, J. F. (1832). Anleitung zur Krankenwartung. Berlin, August Hirschwald

                                                                            27
Medizinische Berufsfachschule
Pflegekompetenz heute und morgen
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

        o Befähigung zur interprofessionellen Zusammenarbeit unter wechselnden
              Rahmenbedingungen der Gesundheitsversorgung
        o Befähigung, auf der Basis eines Anwendungswissen zu praktizieren, das mit
              der Analyse der besten verfügbaren Evidence unterlegt ist
        o Befähigung, die Prinzipien praxis-basierter Forschung zu verstehen und dazu
              Vorschläge zu entwickeln
        o Befähigung zur Analyse von Situationen und zur Anwendung von
              Problemlösungsprinzipien in die Pflegepraxis
        o Befähigung zur kritischen Evaluierung der Pflegepraxis und zur Anwendung
          von Prinzipien der Veränderung in der Pflegepraxis
        o Befähigung in einer nicht-diskriminierenden Weise zu praktizieren, wobei den
          Bedürfnisse der Patienten/Klienten und deren Angehörigen sowie ggf.
          weiteren Laienhelfern Vorrang gegeben wird
              Quelle:     Making a difference to Pre-Registration Nurse Education. Document for Revalidation of
                          Programm an ENB Approval, BSc (Honours) Nursing. St. Martin‘s College, University of
                          Lancaster. (2001), eigene Übersetzung
Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                 Komplexitätszunahme und Aufgabenerweiterung
                                 in der Pflege

Medizinische Berufsfachschule
Erweiterung und Komplexitätszunahme des
                                          Aufgabengebiets beruflicher Pflege
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

   oim Geltungsbereich des SGB XI
           o kürzere Verweildauer im Pflegheim
           o Hospizcharakter, Schwer- und Schwerstpflegebedürftige
           o Angehörigenarbeit
           o pflegerisches Assessment und Maßnahmenplanung sowie
             deren Dokumentation
           o Steuerung der Versorgung individueller Bewohner

 Quelle:          Quelle: A. Büscher, Uni Bielefeld,
                                                       mail@margarete-reinhart.de
                  www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/mitarbeiter/buescher.html       30
Medizinische Berufsfachschule
Erweiterung und Komplexitätszunahme des
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                          Aufgabengebiets beruflicher Pflege
28. März 2018

        o im Geltungsbereich des SGB V + SGB XI
                o häusliche Intensivpflege mit hohem Komplexitätsgrad und
                  Technikeinsatz
                o lebensweltliche Orientierung zur Unterstützung häuslicher
                  Pflegearrangements (Nutzerorientierung,
                  Familienorientierung, Gemeinde- bzw.
                  Populationsorientierung)
                o interdisziplinäre Problemanalysen und Interventionen,
                  Case- und Care-Management
                o Berücksichtigung und Gestaltung des lokalen Umfeldes
                  (Gemeindeorientierung)
                o edukative und beratende Aufgaben
 Quelle:          Quelle: A. Büscher, Uni Bielefeld,
                  www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/mitarbeiter/buescher.html   31
Medizinische Berufsfachschule
Erweiterung und Komplexitätszunahme des
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                          Aufgabengebiets beruflicher Pflege
28. März 2018

      o im Geltungsbereich des SGB V
               o Unterstützung von Prozessverläufen, Übernahme von
                 Prozessverantwortung
               o Übernahme von Case Management
               o Übernahme von Risikomanagement
               o Übernahme von Qualitätsmanagement
               o Übernahme von Entlassungsmanagement
               o komplexes Pflegehandeln im Umgang mit Multimorbidität
                 und Komorbidität
               o komplexes Pflegehandeln mit Fokus: alte Menschen
               o hohe Versorgungsintensität, starke
                 Versorgungsbeschleunigung
 Quelle:          Quelle: A. Büscher, Uni Bielefeld,
                  www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/mitarbeiter/buescher.html
Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                Hochschulische Pflegeausbildung

Medizinische Berufsfachschule
Wo kann die berufliche Pflege morgen im Gesundheit-
                               und Pflegeversorgungssystem stehen?
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                                                       Promotion
                     Master-Studium
                   [konsekutiv oder weiterbildend]

                               pflegefachliche Spezialisierung und Weiterqualifizierung

                                                     Berufstätigkeit

                         Studium
              Bachelor of Science in Nursing

                          Hochschul-
                      zugangsberechtigung
                                                                                          34
Medizinische Berufsfachschule
Anteil hochschulausgebildeter Berufsangehöriger
                      in den Pflege und Therapieberufen
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

      Das Verhältnis der Absolventen:

                                    Grundständiges Studium - Berufsbildende Schule

                       Pflege:                                  1                   :       30
                       Therapieberufe:                          1                   :       10
                       Hebammenwesen:                           1                    :       5

      Quelle:          Wissenschaftsrat (2012). Empfehlungen zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen
                       http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2411-12.pdf

Medizinische Berufsfachschule
Wo kann die berufliche Pflege morgen im Gesundheit-
                               und Pflegeversorgungssystem stehen?
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

               Der wissenschaftliche Bildungsprozess:

               „Der lange Weg von einem schlecht strukturierten
               Problem komplexer Natur in einer schwer
               überschaubaren Situation bis zur sauberen,
               nachvollziehbaren Analyse und konsistenten
               Problemlösungsvorschlägen
               - zurückgelegt in begrenzter Zeit –
               macht den eigentlichen Bildungsprozess in einem
               akademischen Studium aus.“

               Quelle:         Robert Bosch Stiftung 1992, 98
                               ‚Pflege braucht Eliten‘

                                                                              36
                                                                                   36
Medizinische Berufsfachschule
Absolventen eines pflegerischen
                               Bachelorstudiengangs
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

        Erfahrene Experten                         Neulinge I                                   Neulinge II

        Berufsausbildung und                       Duales Studium mit                           Duales Studium
        Berufserfahrung                            fachlichem Schwerpunkt
        Studium erweitert und                      Ausbildung an einer                          Ausbildung an einer
        ergänzt                                    fachlich spezialisierten                     beliebigen Klinik
        Ausbildung/Weiterbildung                   Klinik
        durch wissenschaftliche
        Qualifizierung
        Pflegefachliche Erfahrung                  Pflegefachliche Erfahrung                    Wenig bis keine
        hoch, fachlicher                           mittel, fachlicher                           pflegefachliche Erfahrung,
        Schwerpunkt vorhanden                      Schwerpunkt vorhanden                        kein fachlicher
                                                                                                Schwerpunkt
         Quelle:
         modifiziert nach Anderl-Doliwa, Brigitte (2016). Der Bachelor in der Psychiatrie – Praxisbeispiele, Präsentation beim Deutschen
         Pflegetag 2106
Medizinische Berufsfachschule
Erfahrungsstufen und Einsatzfelder für Absolventen
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                                eines pflegerischen Bachelorstudiengangs
28. März 2018

      Pflegefachliche Leitung                    Pflegeexperte                                  Gleichgestellte Pflegende

      Verantwortlich für die                     Unterstützung der                              Ist den herkömmlich
      Inhalte der Pflege:                        Pflegepraxis mit                               ausgebildeten Pflegenden
                                                 theoretischem Wissen                           gleichgestellt
      -     Delegation und fachliche
            Weisungsbefugnis an die              -    Pflegeprozessoptimierung                  -   sammelt Berufserfahrung
            anderen Kollegen                                                                        im Feld
                                                 -    Entwickeln und steuern von
      -     Erfordert theoretisches                   Projekten,                                -   Das Ziel ist, nach dieser
            Wissen, Anerkennung von                   Konzepteinführungen etc.                      „Assistenzzeit“ in die
            den Kollegen                                                                            Pflegeexpertenrolle
            (Felderfahrung ),                    -    Erfordert theoretisches                       wechseln zu können
            Führungskompetenzen und                   Wissen, Felderfahrung ,
            pädagogische                              Pädagogische
            Kompetenzen,                              Kompetenzen,
            Projektmanagement                         Projektmanagement
                                Quelle:
                                modifiziert nach Anderl-Doliwa, Brigitte (2016). Der Bachelor in der Psychiatrie – Praxisbeispiele,
Medizinische Berufsfachschule   Präsentation beim Deutschen Pflegetag 2016
Einsatzfelder für Absolventen eines
Prof. Dr. Margarete Reinhart    pflegerischen Masterstudiengangs
28. März 2018

                                  Einsatzfelder für Absolventen pflegerischer
                                  Masterstudiengänge

                                  Advanced Nurse Practitioner

                                  o    erweiterte Pflegepraxis, z.B. in hochkomplexen
                                       Versorgungssettings
                                  o    vollverantwortliche Fallführung für bestimmte
                                       Patientengruppen
                                  o    flächendeckende ambulante Versorgung z.B.
                                       im Community Health Nursing

                                  o    Einsatz in Nurse-led Units

                                  o    Mitwirkung an der medizinischen Versorgung
                                       auf der Grundalge von Substitution, z. B. in
                                       einer Tandempraxis

Medizinische Berufsfachschule
Vergütung für
Prof. Dr. Margarete Reinhart
                             Absolventen pflegerischer Bachelorstudiengänge
28. März 2018

      Modell 1: Feste Tarifstufe                                  Modell 2: Kompetenzbezogene Vergütuing
                (analog z .B. Sozialarbeit)                               ( im TVöD möglich)

      Vorteil:                                                    Vorteil:
      •     Hohe Sicherheit für die Pflegeakademiker              • Gute Voraussetzung für mehrstufige Skill-
      •     Wenig Aufwand für Führungskräfte                         und Grade-Mix Teams
                                                                  • Leistungsorientierung
                                                                  • Verhandlungsspielräume beim Gehalt
      Nachteil:
                                                                  Nachteil:
      •     Nicht an Aufgabe und Kompetenzniveau
                                                                  • Passt nicht in die Kultur vieler Arbeitgeber
            anpassbar –
            Gefahr der Konservierung der „Alle                    • Unsicherheiten bei Studierenden
            gleich“ Kultur                                           hinsichtlich der Perspektiven
      •     Tariflich noch nicht vorgesehen                       • Viel Beurteilungsaufwand

                                Quelle:
                                modifiziert nach Anderl-Doliwa, Brigitte (2016). Der Bachelor in der Psychiatrie –
Medizinische Berufsfachschule   Praxisbeispiele, Präsentation beim Deutschen Pflegetag 2106
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                              Pflegeausbildung im Kontext des
                           Strukturwandels im Versorgungssystem

Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018
                                Strukturwandel im Versorgungssystem

             o Ökonomisierung
                    Die um sich greifende und bruchlose Übertragung ökonomischer
                    Gesetze und Instrumente auf außerökonomische Sachverhalte
                    wird als Ökonomisierung bezeichnet
                                                                                             Quelle: Deppe, Hans Ulrich (2008), S. 133

             o Kommerzialisierung
                    Mit der wachsenden Durchdringung medizinischen Handelns von
                    betriebswirtschaftlichen Konstrukten und Anreizen findet eine
                    immer stärkere Kommerzialisierung statt.
                    Entscheidungen werden - zunächst bewusst und später
                    unbewusst - zunehmend nach Gesichtspunkten der Rentabilität
                    gefällt.
                                    Quelle: Deppe, Hans Ulrich (2006). Vortrag auf dem internationalen IPP-NW Kongress. Download von:
                   http://www.medizinundgewissen.de/commonFiles/pdfs/Soziale_Verantwortung/Medizin_und_Gewissen/deppe_cut.pdf

                                                                                                                                  42 42
Medizinische Berufsfachschule
Strukturwandel im Versorgungssystem
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                               gefühlte Belastung im Pflegealltag

                                          mail@margarete-reinhart.de
                                                                       43
Medizinische Berufsfachschule
Strukturwandel im Versorgungssystem
                                - aktuelle Modernisierungsprojekte im Pflegeberuf -
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                   Ausbildungsreform der
                               Pflegeberufe [Pflegeberufsgesetz]
                                                                            Neuverteilung der Aufgaben
                                                                          zwischen den an der Versorgung
                                                                                beteiligen Berufen
   Erhöhung der beruflichen Autonomie                                       [Heilkundeübertragung]
   [Verkammerung]

                                                                                Gesetzliche Verankerung der
                                                                               Personalmindestausstattung
         flächendeckender Branchentarif                                              [SGB V + SGB XI]
         in den Bundesländern [Veränderung
                 der Entgeltstruktur]
                                        Sicherstellung der politischen
                                                    Beteiligungsmöglichkeiten
                                                    [Verkammerung]
                                                  mail@margarete-reinhart.de
                                                                                                           44
Medizinische Berufsfachschule
Prof. Dr. Margarete Reinhart
28. März 2018

                                mail@margarete-reinhart.de
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Medizinische Berufsfachschule
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