Einblick in das Aspec - Informationen zu Aromantik und Asexualität & Hilfestellung zum Coming Out - Rubicon
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Marina Kosiec & Katharina Kroschel Einblick in das Aspec Informationen zu Aromantik und Asexualität & Hilfestellung zum Coming Out Gefördert durch den Diversity-Projektfonds 2020/21
Einblick in das Aspec. Informationen zu Aromantik und Asexualität & Hilfestellung zum Coming Out Zu uns: Diese Broschüre entstand im Rahmen des Masters Gender & Queer Studies der Universität zu Köln und der TH Köln. Marina Kosiec und Katharina Kroschel verorten sich beide auf dem Aspec. Kontakt: aspecbroschuere@gmx.de Download: Das PDF kann auf der Internetseite des rubicon (https://rubicon-koeln.de/) unter Themen → Beratung → Publikationen und Beiträge heruntergeladen oder bei oben genannter E-Mail-Adresse angefragt werden. Druckexemplare: Druckexemplare können bei Übernahme von Versandkosten bei oben genannter E-Mail-Adresse angefragt werden. Druck: Hausdruckerei der Universität zu Köln 1. Auflage 2021 Gefördert durch: Diversity-Projektfonds 2020/21 des Referats Gender & Diversity Management der Universität zu Köln Unterstützt durch: rubicon e. V.
Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . 2 Informationsteil Einleitung . . . . . . . . . . 2 Asexualität . . . . . . . . . . 4 Aromantik . . . . . . . . . . 6 Einstellungen zu Sex und Romantik . . . . . . . 7 Fluidität . . . . . . . . . . 7 Partner*innenschaftliche Beziehungen . . . . . . 7 Diskriminierung und Unsichtbarkeit (inkl. Zusammenfassung, S. 9) . . 8 Coming Out . . . . . . . . . . 9 Inneres Coming Out . . . . . . . . . 10 Äußeres Coming Out . . . . . . . . . 10 Tipps für Dein Coming Out (inkl. Zusammenfassung, S. 14) . . . 11 Tipps zum Umgang mit einem Coming Out (inkl. Zusammenfassung, S. 15) . 14 Empfohlene Ressourcen . . . . . . . . 16 Kommunikationsteil Eigene Verortung . . . . . . . . . 19 Label . . . . . . . . . . . 22 Gestaltungsseite . . . . . . . . . 23 Wünsche . . . . . . . . . . 24 Grenzen . . . . . . . . . . 27 Freie Seite . . . . . . . . . . 29
Vorwort Grenzen in verschiedenen angebotenen oder selbstgestalteten Formaten aufgezeigt werden. – Wozu und für wen diese Broschüre da ist. Selbst wenn die Broschüre nicht ausgefüllt ist, Diese Broschüre dient der Aufklärung über und kann das Coming Out Tool informativ sein. Es der Sichtbarmachung von Aromantik und Ase- kann als Leitfaden für angemessenes Verhalten xualität. Sie richtet sich an alle Menschen, die in Coming Out Situationen dienen und veran- aromantisch und/oder asexuell sind sowie an schaulicht, was (un)angebrachtes Verhalten ge- Personen, die Informationen zu Aromantik und/ genüber einer aromantischen und/oder asexuel- oder Asexualität suchen. Außerdem ist sie als len Person sein kann. Hilfestellung und Werkzeug für Personen ge- Wir verwenden den Genderstern * als Platzhal- dacht, die ein aromantisches und/oder asexuel- ter innerhalb vergeschlechtlicher Wörter, um les Coming Out haben möchten. eine geschlechtliche Vielfalt, die über die Ge- Im Informationsteil wird ein Überblick über schlechterbinarität (Zweigeschlechtlichkeit) hi- die Orientierungen gegeben. Weitgehend unbe- nausgeht, zu adressieren. Um vergeschlecht- kannte Wörter werden erklärt und englische lichte Sprache weitgehend zu vermeiden, nut- Ausdrücke übersetzt, sodass kein spezifisches zen wir das Wort mensch anstelle von man. Vorwissen vorhanden sein muss, um die Bro- Worte wie niemensch oder jemensch sind ent- schüre zu verstehen. Menschen, denen die The- sprechend angepasst. Im Text finden sich zu- men Aromantik und Asexualität noch unbe- dem farblich abgehobene Infoboxen, wobei es kannt sind, kann es helfen, die Broschüre mehr- sich um Begriffserklärungen (in Blau) und Zu- mals zu lesen, da nicht alle Begriffe und Kon- satzinformationen (in Grün) handelt. zepte bei Ersterwähnung erklärt werden und die Verarbeitung von so vielen neuen Informatio- nen Zeit braucht. Auch ist es wichtig zu wissen, dass diese Broschüre nur einen Einblick in die Informationsteil Themen bietet und weiterführende Recherche hilfreich sein kann. Einleitung Zudem geben wir Tipps und Informationen zum Aromantik und Asexualität sind Spektren, auf aromantischen und/oder asexuellen Coming denen verschiedene aromantische (kurz aro) Out. Dabei sprechen wir zunächst Personen an, und asexuelle (kurz ace) Orientierungen veror- die aromantisch und/oder asexuell sind und tet werden. schlagen vor, wie Ihr Euch auf Euer Coming Aspec ist ein Sammelbegriff, der alle Orientie- Out vorbereiten könnt. Wir adressieren auch rungen, die auf diesen zwei verschiedenen Personen, vor denen sich geoutet wird, und be- Spektren liegen, umfasst. Der Begriff ist eine reiten Euch darauf vor, wie Ihr auf ein Coming aus dem Englischen übernommene Abkürzung Out (nicht) reagieren solltet. von a-spectrum. Um über eines der beiden Der Kommunikationsteil der Broschüre bietet Spektren im Speziellen zu reden, gibt es die Be- ein interaktives Coming Out Tool (dt. Werk- griffe Arospec (aromantisches Spektrum) und zeug) für aromantische und/oder asexuelle Per- Acespec (asexuelles Spektrum). sonen, die mit dem Ausfüllen und Teilen dieser Es gibt verschiedene Schreibweisen des Be- Broschüre ihr Coming Out gestalten wollen. In griffs Aspec. Außerhalb dieser Broschüre gibt diesem Teil können die eigene/n Orientie- es die Schreibweisen Aspek (eingedeutscht von rung/en, Label, Erwartungen, Wünsche und Spektrum) und Aspec*, wobei der Asterisk die 2
Vielfalt anzeigen soll, die das Aspec repräsen- von anderen Formen von Anziehung empfun- tiert. den werden. Daher muss beispielsweise die ro- mantische Orientierung einer Person nicht die Der Begriff Aspec wird manchmal als gleiche sein wie die sexuelle Orientierung die- eine Bezeichnung des Autismusspek- ser Person. Das SAM unterscheidet auch zwi- trums missverstanden. Es gibt auch ähn- schen anderen Formen von Anziehung wie bei- lich klingende Bezeichnungen wie bei- spielsweise Aspie, eine Abkürzung für spielsweise ästhetischer oder platonischer An- Personen mit Asperger-Syndrom. Es be- ziehung. Es ist ein nützliches Werkzeug der steht kein Zusammenhang zwischen den Vermittlung für diejenigen, die verschiedene Spektren. Es ist möglich, dass sich eine Formen von Anziehung empfinden und einzeln Person sowohl auf dem Aspec als auch betrachten möchten. Das SAM sagt allerdings auf dem Autismusspektrum verortet. nicht aus, dass alle Menschen verschiedene Formen von Anziehung getrennt voneinander Begriffe wie aspec, aromantisch und asexuell empfinden müssen oder immer unterscheiden können als Sammelbegriffe für die jeweiligen können oder wollen. Es ist in Ordnung, roman- Spektren, aber auch als Selbstbezeichnungen tische und sexuelle Orientierung/en für sich sel- benutzt werden. Selbstbezeichnungen werden ber nicht zu trennen. Wir werden im Folgenden auch Label genannt. Es geht darum, Teile der zwischen Aromantik (als romantische Orientie- eigenen Identität mit Worten ausdrücken zu rung) und Asexualität (als sexuelle Orientie- können. Oft handelt es sich bei Labeln um Be- rung) unterscheiden, da sich nicht alle Men- schreibungen der romantischen und/oder sexu- schen notwendigerweise auf beiden Spektren ellen Orientierung/en oder der Geschlechtsiden- verorten. tität, die jede Person für sich nutzen oder ableh- nen kann. Die Anzahl der für sich verwendeten Aspec Personen sind Teil der queeren Commu- Label – für Orientierung/en und Geschlecht/er nity (dt. Gemeinschaft) und werden durch das A – kann sehr unterschiedlich sein. in dem Akronym LGBTQIAP+ repräsentiert. Das A steht für Aromantik und Asexualität und Selbstbezeichnungen von Orientierungen, die auch für agender. sich auf dem Aspec befinden, werden auch als Microlabel bezeichnet. Dieses Akronym steht für Lesbian, Gay, Orientierungen, die nicht auf dem Aspec liegen, Bi, Trans & Two-Spirit, Queer & Questi- werden mit dem Begriff allo bezeichnet. oning, Inter, Aspec & Agender, Pan. Das Akronym wird auch in anderen Zusam- Der Begriff allo ist die Abkürzung der mensetzungen verwendet, im Deutschen Begriffe alloromantisch (auch alloro) ist z. B. LBST+ (Lesbisch, Bi, Schwul, und allosexuell (auch allosex). Im Fol- Trans & Two-Spirit) eine übliche Abkür- genden benutzen wir allo um Personen zung. Das + steht stellvertretend sowohl zu bezeichnen, die weder asexuell noch für nicht aufgeführte queere Label als aromantisch sind. auch für die Offenheit für weitere queere Label. Das Split Attraction Model (kurz SAM, dt. Mo- Das A im Akronym LGBTQIAP+ wird dell getrennter Anziehung) wurde innerhalb der manchmal als Repräsentation für Ally aspec Community entwickelt, um zu zeigen, (dt. Verbündete*r) verstanden. Diese In- terpretation lehnen wir allerdings ab, da dass zwischen verschiedenen Formen von An- es keine queere Identität ist, ein*e Ally ziehung unterschieden werden kann. Dabei zu sein. Als Ally der queeren Communi- kann eine Form von Anziehung unabhängig 3
ty wird eine Person bezeichnet, die nicht bekannt. Die zeitgenössischen Communi- queere Personen und Gruppen unter- ties haben sich bereits in den 1990er Jahren ge- stützt, sich für ihre Rechte einsetzt und bildet und sind inzwischen etabliert. Vor allem sich gegen ihre Diskriminierung positio- online und englischsprachig sind viele aspec niert. Nicht-queere Personen können Al- lies für die queere Community sein und Personen miteinander vernetzt. Aber auch off- auch queere Personen können Allies für line und im deutschsprachigen Raum finden andere Personen oder Gruppen der Com- sich immer mehr aspec Personen und Gruppen munity sein. zusammen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich Agender (auch genderless) ist ein Label mit anderen aspec Personen auszutauschen und für Personen, die kein Geschlecht haben, zu verbinden (→ Empfohlene Ressourcen, S. sich keinem Geschlecht zugehörig füh- 16). len, dem Konzept von Geschlecht neu- tral gegenüber stehen und/oder dieses Neben dem romantischen und/oder sexuellen für sich ablehnen. Empfinden einer Person gibt es keine Bedin- gung, die erfüllt sein muss, um Orientierungen, Es gibt Menschen, die sich auf dem Aspec ver- die auf dem Aspec liegen, als Selbstbezeich- orten, sich aber nicht als queer oder der queeren nung zu nutzen. Genauso wenig gibt es Kriteri- Community zugehörig empfinden. Wenn eine en, die Personen oder Personengruppen vom Person den Begriff queer nicht für sich benut- Aspec ausschließen. Alle Menschen können zen möchte, ist das ihr Recht und zu respektie- sich auf dem Aspec verorten – unabhängig von ren. Behinderung, Neurodiversität, Nationalität, Ethnizität, Religion, Geschlecht, Familienstand, Wir verwenden den Begriff queer im Alter oder anderen Merkmalen. Sinne der Selbstbezeichnung von Perso- nen und Gruppen, die nicht-heterosexu- Neurodiversität bezeichnet die neurolo- ell, nicht-heteroromantisch, nicht-cisge- gische Vielfalt von Menschen und lehnt schlechtlich (cisgeschlechtlich bedeutet eine Pathologisierung dieser ab. Es wird sich völlig und ausschließlich mit dem wertfrei unterschieden zwischen neuro- Geschlecht zu identifizieren, das bei der divergenten und neurotypischen Perso- Geburt zugewiesen wurde) oder nicht- nen. endogeschlechtlich (endogeschlechtlich bedeutet körperliche Merkmale zu ha- ben, die ausschließlich einem der binä- Asexualität ren Geschlechter zugewiesen werden) sind. Asexuelle Personen empfinden selten, nie oder Der Begriff queer wurde vor der Aneig- in geringem Maße sexuelle Anziehung. Asexua- nung durch die Community als Schimpf- lität ist ein Spektrum, auf dem verschiedene wort benutzt und wird deshalb von man- asexuelle Orientierungen liegen. Asexualität ist chen Personen als Selbstbezeichnung vielfältig und umfasst unterschiedliche Arten abgelehnt. sexueller Empfindung. Asexualität – ganz so wie jede andere Sexualität – ist keine Entschei- Aromantik und Asexualität sind keine neuen dung. Entdeckungen des 21. Jahrhunderts. Beide Ori- entierungen haben eine Geschichte, die der Ent- Was es bedeutet, asexuell zu sein oder sich auf stehung der heutigen aspec Community lange dem asexuellen Spektrum zu verorten, ist indi- vorausgeht. Aufgrund der Unbekanntheit der viduell und kann von jeder ace Person für sich Orientierungen sind auch ihre Communities oft selbst festgelegt werden. Dafür ist es nicht not- 4
wendig, Sex ausprobiert zu haben oder von Sex Was Asexualität NICHT ist... abgestoßen zu sein. Ob Personen sexuelle Er- Personen, die nicht asexuell sind, werden als al- fahrungen gemacht haben oder nicht, hat keine losexuell bezeichnet. Dies bedeutet, dass sie ei- Auswirkung auf die Geltung ihrer Asexualität. nen Grad an sexueller Anziehung empfinden, Sex zu haben, ohne sexuelle Anziehung zu Per- der in einer heteronormativen Gesellschaft als sonen zu verspüren, ist möglich, nicht automa- die Norm oder der Standard vorausgesetzt wird. tisch unangenehm und kann sehr verschiedene Die Gesellschaft ist auf allosexuelle Personen Beweggründe haben. ausgerichtet, zum Beispiel indem sexuelle Be- Es wird zwischen sexueller Orientierung, An- ziehungen auf struktureller Ebene, aber auch in ziehung und Erregung unterschieden. Medien und im Alltag, idealisiert und als „na- Sexuelle Erregung ist eine geistige und/oder türlich“ dargestellt werden. Allosexuelle Perso- körperliche Empfindung, die eine Reaktion auf nen können in diesem System leben, ohne sich Stimulierung sein und das Verlangen nach se- unwohl zu fühlen oder es zu hinterfragen. Ase- xueller Befriedigung einschließen kann. Sie xuelle Personen werden durch dieses System muss nicht auf eine bestimmte Situation oder diskriminiert (→ Diskriminierung und Unsicht- Person gerichtet sein und wird von Menschen barkeit, S. 8). verschiedentlich häufig oder stark empfunden Ein gesellschaftliches Konstrukt als na- oder nicht empfunden. Das (Nicht-)Empfinden türlich oder naturgegeben darzustellen, von sexueller Erregung bestimmt nicht die se- wird als Naturalisierung bezeichnet. Al- xuelle Orientierung einer Person. les, was nach diesem Erklärungsmuster Sexuelle Anziehung wird gegenüber bestimm- angeblich von der Natur abweichen wür- de, wird dadurch als weniger legitim und ten Personen empfunden und kann das Verlan- „unnatürlich“ ausgeschlossen. gen nach sexueller Intimität mit diesen beinhal- ten. Asexuelle Personen fühlen sich selten, nie Das Zölibat ist eine im christlichen Glauben oder in geringem Maße von anderen Menschen fundierte Entscheidung, ohne Sex zu leben. Das sexuell angezogen und/oder empfinden selten, Zölibat und andere extern motivierte sexuell nie oder weniger stark Verlangen nach sexueller enthaltsame Lebensweisen (Abstinenz) sind Intimität mit anderen Menschen. nicht mit Asexualität gleichzusetzen, da sie von Sexuelle Orientierung ist die Ausrichtung, die Sexualität unabhängige Entscheidungen sind. sexuelle Anziehung hat oder haben kann. Wenn Wenn Menschen ihre Sexualität oder Libido ab- eine asexuelle Person sexuelle Anziehung emp- gesprochen wird, ist das eine Desexualisierung. findet, kann diese auch eine Ausrichtung haben, Menschen mit Behinderung haben oft mit De- sodass manche Menschen mehrere Label für sexualisierung zu kämpfen, da ihnen Selbstbe- ihre Sexualität zutreffend finden und für sich stimmung und Eigenverantwortlichkeit entzo- nutzen. Das Empfinden von sexueller Anzie- gen oder aberkannt werden. Desexualisierung hung kann beispielsweise von den Geschlech- sowie medizinische Eingriffe zur Sterilisation tern von Personen oder von den Bekanntheits- sind keine Asexualität, da Sexualität nicht oder Beziehungsgraden zu Personen abhängig künstlich hergestellt oder aufgezwungen wer- sein. den kann. Asexualität ist ebenfalls keine körperliche oder mentale Krankheit. Es gibt kein Mindestmaß an sexueller Empfindung, Erregung oder Anzie- 5
hung, die ein Mensch empfinden muss oder Was Aromantik NICHT ist... sollte, um gesund zu sein. Die Entscheidungen, Personen, die nicht aromantisch sind, werden ohne Sex zu leben oder Sex zu haben, ohne se- als alloromantisch bezeichnet. Dies bedeutet, xuelle Anziehung zu empfinden, sind nicht be- dass sie einen Grad an romantischer Anziehung denklich oder schädlich. empfinden, der in einer heteronormativen Ge- sellschaft als die Norm oder der Standard vor- ausgesetzt wird. Die Gesellschaft ist auf alloro- Aromantik mantische Personen ausgerichtet, zum Beispiel Aromantik bezeichnet eine romantische Orien- indem romantische Beziehungen in Medien und tierung, bei der selten, nie oder in geringem im Alltag idealisiert und als „natürlich“ darge- Maße romantische Anziehung verspürt wird. stellt werden. Aromantik ist ein Spektrum, auf dem verschie- Aromantik ist nicht die Abwesenheit von Emo- dene aromantische Orientierungen liegen. Ro- tionen, der Fähigkeit zu lieben oder intime Be- mantische Anziehung ist eine emotionale, auf ziehungen zu führen. Die Orientierung bedeutet eine oder mehrere Personen gerichtete Anzie- nicht, dass aromantische Personen keine engen hung, die das Verlangen nach einer romanti- partner*innenschaftlichen Beziehungen einge- schen Beziehung mit dieser/n umfassen kann. hen können oder wollen. Eine Person kann verschieden häufig oder stark romantische Anziehung empfinden und kann Aromantik ist nicht mit Asexualität gleichzuset- das Bedürfnis verspüren, nach dieser Anzie- zen. Die romantische Orientierung bestimmt hung zu handeln oder nicht. Das Empfinden nicht die Sexualität einer Person. Eine aroman- von romantischer Anziehung kann beispiels- tische Person kann jede sexuelle Orientierung weise von den Geschlechtern von Personen haben. oder von den Bekanntheits- oder Beziehungs- Abstinenz ist die Entscheidung, enthaltsam zu graden zu Personen abhängig sein. leben. Aromantik ist eine romantische Orientie- Keine oder wenig romantische Anziehung zu rung und keine Entscheidung. verspüren ist eine Abwesenheit, die nicht als Aromantik ist keine körperliche oder mentale Fehlen zu bewerten ist. Eine Person, die sich Krankheit. Es gibt kein Mindestmaß an roman- auf dem aromantischen Spektrum verortet, tischer Anziehung, die ein Mensch empfinden kann jegliche Form von Beziehung eingehen muss oder sollte, um gesund zu sein. und verschiedene Arten von Liebe empfinden. Traumata oder traumatische Erfahrun- Wir verwenden die Begriffe sexuelle gen können Einfluss auf die sexuelle/n und romantische Orientierung. Der Be- und/oder romantische/n Empfindung/en griff Romantik als Bezeichnung für die einer Person nehmen. Daher kann auch romantische Orientierung (parallel zu die Verortung auf dem Aspec mit Trau- der Verwendung des Begriffs Sexualität ma verknüpft sein. Für die Intersektion als Bezeichnung für die sexuelle Orien- von Aspec und Trauma wurden in der tierung) ist im Deutschen nicht geläufig, Community verschiedene Label geprägt, kann aber genutzt werden. Der Begriff die ebenso valide, bedeutsam und be- findet sich in den Bezeichnungen ver- rechtigt sind wie andere Label. schiedener romantischer Orientierungen wie Aromantik, Heteroromantik etc. wieder. 6
Einstellungen zu Sex und Romantik Fluidität Die politisch-gesellschaftliche Haltung einer Romantische und sexuelle Orientierungen kön- Person zu Sex sowie die Gefühle bezüglich se- nen fluide (fließend) sein. Das bedeutet, dass xueller Interaktion können unabhängig vonein- sie nicht statisch und festgeschrieben sein müs- ander betrachtet werden und sind nicht durch sen, sondern sich im Laufe des Lebens ändern die sexuelle Orientierung einer Person festge- können. legt. Dies muss nicht unbedingt der Fall sein – ein Eine Person, die eine offene und unterstützende Mensch kann ein Leben lang die gleiche/n Ori- Einstellung zu sexueller Freiheit und Vielfalt entierung/en haben. Aber genauso gut können hat, wird als sex positive (dt. sexpositiv) be- romantische und sexuelle Orientierungen vari- zeichnet. Menschen, die keine oder keine starke ieren und sich ändern – romantisches und sexu- Meinung dazu vertreten, sind sex neutral (dt. elles Erleben ist nicht vorgeschrieben, sondern sexneutral). Und Personen, die eine ablehnende vielfältig und unbegrenzt. oder einschränkende Einstellung zu sexueller Daher ist es durchaus möglich, die eigene/n Freiheit und Vielfalt haben, werden als sex ne- Orientierung/en in jedem Alter festzustellen gative (dt. sexnegativ) bezeichnet. oder neu zu entdecken. Queere Personen müs- Die Gefühle zur eigenen Teilnahme an sexuel- sen nicht schon immer gewusst oder gefühlt ha- len Handlungen können ebenfalls grob einge- ben, dass sie queer oder „anders“ sind. Dies ordnet werden. Wenn eine Person gerne Sex hat kann zutreffen, muss es aber nicht. Es ist mög- oder haben möchte, wird das als sex favourable lich, unterschiedliche Label zu verschiedenen (dt. sexzugeneigt) bezeichnet. Sex indifferent Zeitpunkten des Lebens zu nutzen oder sich mit (dt. sexgleichgültig) sind Personen, die eine mehreren Labeln gleichzeitig zu identifizieren. neutrale Haltung gegenüber sexuellen Interakti- Dies macht die Erfahrung, das Empfinden und onen haben. Menschen, die keinen Sex haben das gewählte Label nicht weniger bedeutsam möchten, sind sex averse (dt. sexabgeneigt). Es oder berechtigt. gibt auch Personen, die den Gedanken an Sex Auch Aromantik und Asexualität können als unangenehm finden und weder Sex haben wol- passende Label für sich zu jedem Zeitpunkt im len noch sexuellen Handlungen zum Beispiel in Leben entdeckt werden oder für einen Zeitraum Literatur oder Filmen begegnen möchten, dies passende Label sein. Orientierungen auf dem wird als sex repulsed (dt. sexabgestoßen) be- Aspec sind nicht weniger oder mehr fließend zeichnet. Personen, die eine gespaltene Mei- als andere romantische oder sexuelle Orientie- nung zu eigenen sexuellen Handlungen haben rungen. oder deren Einstellung dazu fluktuiert, sind sex ambivalent (dt. sexambivalent). Partner*innenschaftliche Beziehungen Diese Begriffe werden auch für die individuelle Einstellung zu Romantik und romantischen In der heteronormativen Vorstellung lebt ein Handlungen verwendet (z. B. romance positive/ Paar in einer romantischen und sexuellen Be- romantikpositiv oder romance averse/romantik- ziehung miteinander: Das Paar besteht aus ei- abgeneigt). nem Mann und einer Frau, beide sind cis- und endogeschlechtlich, hetero- und alloromantisch sowie hetero- und allosexuell und ihre Bezie- hung ist monogam. Dieses Beziehungsmodell 7
ist ein Ideal, das gesellschaftlich als die wert- oder kommandieren zu lassen. Wie andere Be- vollste aller Beziehungen konstruiert wird. ziehungen auch können queerplatonische Be- Beziehungen und Beziehungsformen sind aber ziehungen monogam oder polyam sein. keine Grenzen gesetzt und können so individu- ell sein wie die Menschen, die sie eingehen. Diskriminierung und Unsichtbarkeit Daher können hier nur ein paar Beispiele und Denkanstöße gegeben werden. Aspecfeindlichkeit (auch Aspecmisie) bezeich- net Feindlichkeit und Diskriminierung, die sich Es ist möglich, keine partner*innenschaftli- gegen das Aspec und/oder aspec Personen und che/n Beziehung/en anzustreben. Dies nennt Gruppen richtet. Aromantik und Asexualität mensch Nonamory und wird abgegrenzt vom werden bewusst und unbewusst diskriminiert. temporären Single-Sein, wenn eine Beziehung Das geschieht unter anderem durch die beste- gewünscht wird. hende heteronormative Gesellschaftsordnung. Partner*innen in einer Beziehung müssen nicht Heteronormativität bezeichnet sowohl die Er- die gleiche/n romantische/n und sexuelle/n Ori- wartung, alle Menschen seien nicht-queer, als entierung/en haben. Die Arten der Beziehun- auch die machtvolle Konstruktion und gesell- gen, die Menschen eingehen können, sind nicht schaftliche Verankerung (in Gesetzen, Verhal- durch ihre Orientierung/en vorgeschrieben. tensnormen etc.) dieser Erwartung als „natür- Zudem können Beziehungen verschiedene lich“ und „normal“. Jede Person, die dieser Komponenten beinhalten oder ausschließen, Norm nicht entspricht, muss sich als „anormal“ beispielsweise müssen romantische Beziehun- oder „anders“ outen, um in ihrer queeren Iden- gen keine sexuelle Ebene haben und andersher- tität wahrgenommen zu werden. Dadurch dass um. Heteronormativität strukturell, gesellschaftlich und individuell stets reproduziert wird, wird Beziehungen können aus zwei oder mehr Part- Queerness samt dem Aspec unsichtbar ge- ner*innen bestehen. Polyamory (dt. viele/meh- macht. rere Lieben) bedeutet, gleichzeitig mehrere Be- ziehungen mit verschiedenen Partner*innen Heteronormativität umfasst verschiedene mit- einzugehen oder in einer Beziehung mit mehre- einander einhergehende Normvorstellungen. ren Partner*innen zu leben. Polyame Beziehun- Für das Aspec insbesondere diskriminierend ist gen beruhen auf Transparenz und dem gemein- Allonormativität: die Erwartung, dass alle Men- samen Einverständnis aller beteiligten Perso- schen alloromantisch und allosexuell seien und nen. bei der dauerhaften Abwesenheit einer roman- tisch-sexuellen Beziehung einen Mangel ver- Eine weitere Form von Beziehung ist die queer- spüren und unglücklich sein würden. Aspec platonische (auch quasiplatonische) Beziehung. Personen wird also ein Selbstverständnis aner- Diese zeichnet sich durch eine Bindung aus, die zogen und beigebracht, das ihnen in vielerlei sehr individuelle Formen annehmen kann. Eine Hinsicht (beispielsweise bezüglich ihrer Be- queerplatonische Beziehung kann Elemente dürfnisse, Gesundheit und Ziele) schadet. Aro- von romantischen, sexuellen und platonischen mantische und asexuelle Personen müssen sich Beziehungen enthalten, neu interpretieren oder diskriminierender Vorstellungen über sich auch ablehnen. Es geht darum, eine Beziehung ein- erst einmal bewusst werden und verlernen. zugehen, die auf die Wünsche und Bedürfnisse der Partner*innen zugeschnitten ist, ohne sich Eine weitere spezifische Diskriminierungser- von gesellschaftlichen Normen einschränken fahrung von aspec Personen ist das breitflächi- 8
ge Unwissen, das über die Orientierungen be- es zu Missverständnissen und Verwechslun- steht. Sie werden weder in der Schule noch in gen. Beide Orientierungen werden manch- den Medien, die für mehr Sichtbarkeit und Auf- mal als Entscheidung missverstanden. Aus klärung sorgen könnten, thematisiert. Daraus Unwissen kann auch unangebrachte Sorge resultiert, dass viele Menschen nicht von der um das Wohlergehen und die Zukunft aro- Existenz des Aspec erfahren und/oder nicht mantischer und asexueller Personen entste- wissen, dass sie sich auf diesem verorten kön- hen. Häufig resultiert diese Sorge aus allo- nen. normativen Vorstellungen und Pathologisie- Eine weitere Schwierigkeit der Identifikation rung. mit dem Aspec liegt darin, dass Aromantik und • Pathologisierung. Die Annahme, Aromantik Asexualität für „unmöglich“ gehalten werden und Asexualität seien krankhaft und heilbar, und die Existenz von aspec Personen geleugnet z. B. durch Konversionstherapie. Manchmal wird. Dadurch, dass Aromantik und Asexualität werden die Orientierungen fehlerhaft für erst sehr langsam in der Gesellschaft sichtbar Symptome einer Krankheit oder Neurodiver- werden, wird den Orientierungen immer noch genz gehalten oder als die Folgen von mit sehr viel Ungläubigkeit und Zweifel entge- schlechten Erfahrungen oder Traumata abge- gengetreten. tan. Der eigene Selbstfindungsprozess wird durch Konversionstherapie bezeichnet eine ge- die Unbekanntheit und die „Unmöglichkeit“ der waltsame „Therapieform“ mittels derer Orientierungen sehr erschwert und beginnt da- versucht wird, queere Personen norm- her häufig erst spät(er) und/oder dauert lange konform zu machen. an. Das aspec Coming Out wird ebenfalls da- durch erschwert, dass aspec Personen davon ausgehen müssen, dass die Person, gegenüber Coming Out der sie sich outen möchten, noch nie etwas von Unter dem Begriff Coming Out verstehen viele ihrer/n Orientierung/en gehört hat. den Moment, in dem eine Person zu erkennen gibt, dass sie queer ist. Ein Coming Out ist aber viel mehr als ein einzelner Moment. Es handelt Zusammenfassung einiger Diskrimi- sich um einen fortdauernden Prozess. nierungsformen Unterschieden wird zwischen dem inneren Co- • Delegitimierung. Es wird nicht geglaubt, ming Out (auch Coming In), das den inneren dass Aromantik und Asexualität existieren Erkenntnisprozess einer Person bezeichnet, und oder die sich outende Person diese Orientie- dem äußeren Coming Out, das einen freiwilli- rung/en hat. Manche sehen es als eine Phase gen, selbstbestimmten Handlungsakt des Tei- an, die vorbei sei, sobald früher oder später lens (zum Beispiel im Gespräch mit einer ande- „der*die Richtige“ gefunden würde. Damit ren Person) bezeichnet. Weder das innere noch zusammenhängend besteht die falsche An- das äußere Coming Out sind an ein bestimmtes nahme, dass nur eine romantisch-sexuelle Alter gebunden. Auch muss eine Person sich Beziehung glücklich machen könne und für nicht notwendigerweise vor anderen outen, ein erfülltes Leben notwendig sei. nachdem sie ein inneres Coming Out hatte. • Fehlannahmen. Weil Menschen nicht wissen, Ein selbstbestimmtes Coming Out ist nicht mit was Aromantik und Asexualität sind, kommt einem fremdbestimmten Outing zu verwech- 9
seln, bei dem eine Person gegen ihren Willen bisher erfahren wurde und in Zukunft erfahren geoutet wird. werden wird. Es ist wichtig, zu verstehen, dass nicht die eigene Identität negativ oder falsch ist, Im Deutschen wird der Begriff Outing sondern das heteronormative Gesellschaftssys- auch synonym zu Coming Out verwen- tem, das Menschen ausschließt. det, er kann also ebenfalls eine selbstbe- stimmte Handlung bezeichnen – so ver- Ein inneres Coming Out eröffnet aber auch wenden wir den Begriff aber nicht. neue Möglichkeiten. Selbsterkenntnis kann et- was sehr Ermächtigendes und Befreiendes sein, das in der persönlichen Entwicklung weiter- Inneres Coming Out hilft. Vielleicht kann nun endlich der eigenen Das innere Coming Out ist ein persönlicher Er- Person Ausdruck verliehen werden, wie dies kenntnisprozess über die Abweichung der eige- bisher nicht denkbar war. Es ist möglich, ein er- nen Identität von der Heteronorm. Dieser indi- fülltes Leben zu führen – oder herauszufinden, viduelle Prozess verläuft nicht notwendigerwei- was dies für sich persönlich beinhaltet – ohne se linear. Wann der Erkenntnisprozess einsetzt heteronormativen Lebensentwürfen zu folgen. und wie lange er dauert, ist sehr verschieden. Auch kann mensch sich mit der Community Menschen entwickeln sich konstant weiter, der vernetzen, die Informationen, Ressourcen und Prozess der Identitätsfindung endet nicht mit die Möglichkeit für Austausch, persönliche Be- dem Finden eines passenden Labels. Die Identi- ziehungen und einem Zugehörigkeitsgefühl bie- tät wird sich vielleicht nicht immer stark wan- tet. deln, aber dies bleibt stets eine Möglichkeit (→ Fluidität, S. 7). Mit einem inneren Coming Out kann Erleichte- Äußeres Coming Out rung, Zufriedenheit und Akzeptanz verbunden Als äußeres Coming Out wird eine Situation sein, aber auch internalisierte Queerfeindlich- bezeichnet, in der sich eine Person vor anderen keit, Hilflosigkeit und die Distanzierung von als queer zu erkennen gibt. Dies kann ganz ver- den eigenen Gefühlen. Oft ist das innere Co- schiedene Formen annehmen und geschieht viel ming Out mit einer Mischung aus sehr vielen – häufiger als mensch möglicherweise annimmt. negativen wie positiven – Gefühlen verbunden. Da in der Gesellschaft breitflächig und struktu- Für aspec Personen im Besonderen kann das in- rell angenommen wird, dass jeder Mensch der nere Coming Out viel Unsicherheit auslösen, Heteronorm entspricht, kommen Personen, die weil eine Abwesenheit von Gefühlen sehr dem nicht entsprechen, immer und immer wie- schwierig zu entdecken und definieren ist. der in die Situation, ihre Orientierung/en, ihr/e Grundsätzlich ist die Erkenntnis, dass eine Per- Geschlecht/er oder ihren Körper erklären, dafür son von gesellschaftlichen Normen abweicht, einstehen und darauf aufmerksam machen zu nie einfach. Sich von den Annahmen zu verab- müssen. In diesem Sinne ist ein Coming Out schieden, die über das eigene Leben bestanden, immer unfair: Eine nicht-queere Person muss vor allem, wenn gesellschaftlich vermittelt ihr Geschlecht, ihre Orientierung und Merkma- wird, mensch wäre „falsch“ oder „krank“, kann le ihres Körpers nicht mitteilen, thematisieren ein schmerzhafter und überwältigender Prozess oder vor invasiven Fragen verteidigen, wenn sie sein. Es muss eine Auseinandersetzung damit möchte, dass andere sie in ihrer Identität wahr- stattfinden, welche Art von Diskriminierung nehmen. Außerdem müssen bei einem Coming Out auch negative Reaktionen erwartet werden. 10
Dies ist unglaublich kräftezehrend und belas- und Weise auch immer geteilt werden, ist dem tend. mit Respekt zu begegnen. Daher ist es eine wichtige Entscheidung, ob mensch ein äußeres Coming Out haben möchte oder nicht. Es wird viel Druck auf queere Per- Tipps für Dein Coming Out sonen ausgeübt, sich zu outen, sobald sie ein in- – Du meint im Folgenden eine aspec Person, neres Coming Out hatten. Es ist absolut berech- die sich outen möchte. tigt und nachvollziehbar, wenn sich eine Person Diese Broschüre ist eine Hilfestellung für ein auch nach einem inneren Coming Out nicht vor äußeres Coming Out. Sie ist dazu gedacht, Dir anderen Personen outen möchte. Informationen Infos, Tipps und einen Rahmen für ein Coming über die eigene/n Orientierung/en, Geschlechts- Out zu geben. Ob Du ein Coming Out möch- identität oder den eigenen Körper werden nie- test, liegt ganz allein bei Dir. Du hast das mensch geschuldet. Keine Person ist weniger Recht, für Dich zu entscheiden, ob, wem und wert oder schlechter, wenn sie entscheidet, sich wann Du von Deiner Identität erzählst. Es wird nicht zu outen. Menschen geben, die Dich unterstützen und re- Offenheit über die eigene Identität kann aller- spektieren werden und bei denen Du Dich si- dings zu engeren, verständnisvolleren Bezie- cher fühlen kannst. hungen und einem sichereren Selbstgefühl Aber Du schuldest niemensch ein Coming Out. führen. Ein Coming Out kann als sehr befreiend Es ist in Ordnung, wenn Du ein Coming Out empfunden werden. Für manche Menschen gerade oder grundsätzlich nicht möchtest – egal kann es die richtige Entscheidung sein, sich in aus welchen Gründen. Dies ändert nichts an jedem Umfeld ihres Lebens zu outen (in der Fa- Deiner Identität und Du bist deshalb nicht we- milie, vor Freund*innen, auf der Arbeit etc.), niger berechtigt, Dich mit Deinem Label zu andere möchten vielleicht nur bestimmte Perso- identifizieren. Egal ob du geoutet bist oder nen oder Bekanntenkreise einweihen. Wichtig nicht, es ist ebenso wenig Deine Pflicht, andere ist immer, die Entscheidung zu treffen, die für Personen über Aromantik und Asexualität auf- sich selbst richtig und sicher ist. Ein Gefühl da- zuklären. Du bist niemensch Bildungsarbeit für zu gewinnen, ob ein Coming Out selbst ge- schuldig, wenn Du diese nicht von Dir aus leis- wünscht ist oder sich aufgrund von Druck und ten möchtest. fremder Erwartung wie die richtige Entschei- dung anfühlt, kann schwierig sein. Um Dich sicherer zu fühlen und besser auf mögliche Nachfragen reagieren zu können, Bei einem geplanten Coming Out gibt es Vor- kann es hilfreich sein, Dich über Deine Orien- bereitungen und Überlegungen, die aspec Per- tierung/en und Community zu informieren. Du sonen helfen können, sich so sicher wie mög- kannst Dich auf Dein Coming Out vorbereiten, lich zu fühlen. Idealerweise ist das Coming Out indem Du Coming Out Geschichten und Erfah- einer Person ihre freie Entscheidung, dennoch rungen anderer liest, zum Beispiel in sozialen bleibt das äußere Coming Out eine komplexe Netzwerken oder queeren Foren. Rat von Men- Situation, die Sensibilität erfordert. Es kann schen, die bereits out sind, kann sinnvoll sein, auch passieren, dass Personen sich spontan oder selbst wenn sie sich nicht auf dem Aspec veror- unbeabsichtigt outen oder durch andere geoutet ten. werden. In jedem Fall sollte nicht mit Wertung reagiert werden – wenn persönliche Informatio- Grundsätzlich ist es hilfreich, die Einstellung nen über die eigene Identität auf welche Art und das Vorwissen Deines Gegenübers zu 11
Queerness und speziell dem Aspec einschätzen Zweifelsfall kann bei der Beratungsstelle nach- zu können, bevor Du Dich outest. Du kannst gefragt werden, ob es Mitarbeitende gibt, die vor Deinem Coming Out Artikel oder Medien Erfahrung mit dem Aspec haben. zu dem Thema teilen oder möglicherweise über Als passender Zeitpunkt für ein Coming Out Aromantik und/oder Asexualität reden, ohne können Awareness Events (dt. Veranstaltungen eine Verbindung zu Dir selbst zu ziehen. Aller- für Sichtbarmachung und Sensibilisierung) ge- dings kann sich die Einstellung einer Person zu nutzt werden. Zu diesen Events gibt es immer Queerness ändern und muss nicht zwingend besonders viele Ressourcen zum Thema und die ihre Gefühle Dir und Deinem Coming Out ge- Communities sind sichtbarer und zugänglicher. genüber widerspiegeln. Auf die Communities zu verweisen, kann Dei- Wenn Du Dich für ein äußeres Coming Out ent- nem Gegenüber zeigen, dass Du nicht alleine scheidest, kannst Du Dir zunächst überlegen, bist. wem Du von Deiner/n Orientierung/en erzählen willst. Dabei kann es helfen, Dir Deine Erwar- Beispiele für Awareness Events sind der tungen und Wünsche bezüglich des Coming Pride Month (Juni), die Aromantic Spec- Out bewusst zu machen. Lass Dir so viel Zeit, trum Awareness Week (im Februar), die Ace Week (im Oktober) und der Interna- wie Du brauchst, bis Du Dich bereit fühlst. tional Asexuality Day (6. April). Wenn Du Dich bei mehreren Personen outen möchtest, muss die Reihenfolge, in der Du das Das Teilen eines Artikels oder das Hinweisen tust, nichts darüber aussagen, wie wichtig die auf ein Awareness Event können Startpunkte Menschen für Dich sind oder wie nahe Ihr Euch für ein Gespräch sein. Für den Fall, dass Du steht. Es kann hilfreich sein, Dich erst vor Men- nicht selbst ein Gespräch starten möchtest, schen zu outen, deren Reaktion auf Dein Co- kannst Du Schmuck, Buttons oder Kleidung ming Out und deren Einstellung zu Deiner/n tragen, die als Gesprächsaufhänger dienen kön- Orientierung/en für Dich weniger bedeutsam nen. Allerdings kann dies auch ungewollte sind und so Übung und ein Gefühl dafür zu be- Nachfragen und Reaktionen veranlassen. kommen, wie es ist, ein Coming Out zu haben. Nach Deinem Coming Out kann es nötig sein, Oder vielleicht kannst Du Dich zunächst vor Deinem Gegenüber etwas Zeit zum Verarbeiten Personen outen, bei denen Du Dir sicher bist, der neuen Informationen einzuräumen. Du hat- dass sie Dich unterstützen werden. Danach hät- test bereits Zeit, Deine Identität kennenzulernen test Du Verbündete für Coming Out Situatio- und Dich über Aromantik und Asexualität zu nen, in denen Du Dich unsicher fühlst. Wenn informieren und möglicherweise innere Wider- Du eine verbündete Person hast, kannst Du sie stände abzubauen – Dein Gegenüber beginnt fragen, ob sie sich Zeit für Dich nimmt, nach- vielleicht gerade erst mit diesem Lernprozess. dem Du ein Coming Out hattest, oder sie bitten, Der Person Reflexionszeit zu lassen, kann auch bei einem Coming Out Gespräch dabei zu sein. Dir zu Gute kommen, da bewusster und ange- Für Coming Out Beratung und professionell be- messener auf Dein Coming Out reagiert werden gleitete Coming Out Gespräche, kannst Du kann. Du hast allerdings keine Verpflichtung, Dich an Beratungsstellen wenden. Leider ist unbestimmte Zeit auf eine Reaktion auf Dein nicht garantiert, an Mitarbeitende zu geraten, Coming Out oder Akzeptanz für Deine Orien- die Expertise zum aspec Coming Out haben. Es tierung/en zu warten. kann aber auch helfen, sich zur generellen Co- Neue Informationen zu erhalten, die nicht der ming Out Situation beraten zu lassen oder im eigenen Lebensrealität entsprechen und eventu- 12
ell am eigenen Weltbild rütteln, löst bei Men- Gespräch: schen Unsicherheit aus. Die Gefühle, die in Im Gespräch kann ein direkter Austausch statt- Deinem Gegenüber herrschen, sind aber keine finden, in dessen Zuge auf eventuelle Rückfra- Entschuldigung für unangebrachtes oder re- gen eingegangen werden kann. Du erlebst die spektloses Verhalten. Wenn Dein Gegenüber erste unmittelbare Reaktion Deines Gegenübers ignorant ist oder nicht mit sich reden lässt, ist zu Deinem Coming Out. Eine Auseinanderset- es in Ordnung, ein Gespräch zu beenden. Wenn zung in Form eines Gesprächs kann überwälti- Dein Gegenüber Deine Orientierung/en nicht gend sein. Du hast die Möglichkeit, ein Ge- anerkennt, liegt das nicht daran, dass Du sie spräch einzeln oder mit einer unterstützenden nicht „gut genug“ erklären konntest. Deine Gruppe zu initiieren oder eine Person in unter- Identität hängt nicht davon ab, ob eine andere stützender Funktion (z. B. Verbündete*r, Bera- Person diese nachvollziehen kann oder aner- tungsperson) um Teilnahme zu bitten. kennt. Du verdienst Respekt und weder Dein Coming Out noch Deine Orientierung/en soll- ten angezweifelt werden. Brief/E-Mail: Eine Coming Out Situation kann sowohl für In einem schriftlichen Coming Out kannst Du Dein Gegenüber als auch für Dich emotionale Deine Worte mit Ruhe und Bedacht wählen. Du Reaktionen hervorrufen. Weder Du noch Dein erlebst die erste Reaktion Deines Gegenübers Gegenüber sollten den Anspruch an Dich ha- nicht mit und räumst diesem Reflexionszeit ein. ben, während des gesamten Coming Out Pro- In dieser Form werden auch Rückfragen und zesses oder in einer konkreten Coming Out Si- ein Austausch verzögert. Wenn Dein Coming tuation durchgehend neutral, ruhig oder sach- Out nicht zu einem Gesprächsthema werden lich zu bleiben. Das äußere Coming Out ist soll, kannst Du diesen Wunsch per Brief oder nicht Deine alleinige Verantwortung – es ist E-Mail ausdrücken. Es kann trotzdem passie- eine Kommunikation zwischen mehreren Per- ren, dass Dein Wunsch nicht respektiert wird. sonen. Daher ist der Verlauf Deines Coming Out trotz aller Vorbereitung nicht völlig vorher- sehbar oder planbar. Broschüre: Dennoch kannst Du Dich entscheiden, welche Du kannst diese Broschüre zur Gestaltung Dei- Möglichkeit des Coming Out Du wahrnehmen nes Coming Out nutzen. Der Informationsteil möchtest. Vor- und Nachteile einzelner Optio- kann als Bildungsmaterial für Dein Gegenüber nen sind immer je nach individueller Situation zur Verfügung gestellt werden. Der Kommuni- und Empfindung abzuwägen. Die folgenden kationsteil, der mögliche Grenzen, Wünsche Denkanstöße zu Kommunikationswegen sind und Bedürfnisse thematisiert, kann zur Inspira- nicht vollständig und dienen nur der Erwägung. tion für ein Coming Out in anderer Form die- Beispielsweise können Gespräche per Telefon nen oder durch das Ausfüllen als Coming Out oder ein Austausch über Messenger ebenso in Tool genutzt werden. Auch bleibt Platz, um in- Betracht gezogen werden. dividuelle Zusätze zu ergänzen. Wie bei ande- ren schriftlichen Coming Out erlebst Du beim Versenden der Broschüre die erste Reaktion Deines Gegenübers nicht und räumst diesem Reflexionszeit ein. Auch hier werden Rückfra- gen und ein direkter Austausch verzögert. 13
Mischung: Tipps für den Umgang mit einem Co- Du kannst verschiedene Kommunikationswege ming Out mischen. Zum Beispiel kannst Du einen Text – Du meint im Folgenden eine Person, gegen- vorbereiten und direkt im Anschluss des Lesens über der sich jemensch geoutet hat. ein Gespräch anbieten. Vielleicht möchtest Du zunächst ein Coming Out Gespräch führen und Wenn eine Person sich Dir gegenüber outet, be- diese Broschüre oder eine andere schriftliche gibt sie sich in eine sehr verletzliche Position. Ressource zur späteren Reflexion anbieten. Deshalb ist es wichtig, nicht unbedacht zu re- Diese Broschüre kann Dir auch als Rahmen für agieren und sich bewusst zu sein, dass sich das ein Gespräch dienen oder möglicherweise ge- Coming Out einer anderen Person nicht um meinsam mit Deinem Gegenüber ausgefüllt Dich dreht. werden. Ein Coming Out ist eine Mitteilung persönli- cher Informationen – keine Einladung zur Dis- kussionsrunde, Therapiesitzung, Unterrichts- Zusammenfassung einiger Tipps für stunde oder Intervention, sofern dies nicht Dein Coming Out explizit von der sich outenden Person kommu- Du kannst deutlich machen, dass niziert wird. Es ist sinnvoll, die sich outende Person die Situation bestimmen zu lassen. Sie • Deine Identität keine Entscheidung ist und schuldet Dir keinerlei Informationen und befin- nicht zur Debatte steht. det sich nicht im Erklärungszwang. Der Zeit- • Du lediglich eine Information über Dich ver- punkt ihres Coming Out oder die Anzahl von mitteln möchtest, keine Diskussion führst. Personen, vor der sich Dein Gegenüber bereits geoutet hat, muss nicht zwingend eine Bedeu- • Sorgen unangebracht und daraus entstehende tung haben. Grenzen, die beim Coming Out ge- Hilfsangebote unerwünscht sind. setzt werden (zum Beispiel wenn eine Person • Du nicht alleine bist, sondern zu einer Com- über ihre Orientierung/en, aber nicht über ihren munity gehörst. Beziehungsstatus reden möchte), sind unbe- dingt zu respektieren. • Du anbietest oder ablehnst, Fragen zu beant- worten. Selbst wenn Du das Fragenstellen Selbst wenn das Coming Out überraschend für angeboten hast, besteht kein Zwang zu ant- Dich ist und es Dir schwerfällt, die neuen Infor- worten. mationen mit Deinem bisherigen Wissen über die Person zu vereinen, hinterfrage Dein Ge- • Du anbietest oder ablehnst, Ressourcen und genüber nicht. Im Zweifelsfall weiß jeder Quellen zur Verfügung zu stellen, die Du als Mensch am besten über sich selbst Bescheid. repräsentativ für Deine Orientierung/en em- Orientierung/en anzuzweifeln oder Mitleid aus- pfindest. zudrücken ist unangebracht. • Du es erlaubst oder ablehnst, dass sich Dein Wenn Du mit starken Gefühlen zu kämpfen Gegenüber mit anderen Personen über Dein hast und die sich outende Person und ihre Ge- Coming Out austauscht. fühle nicht zur Priorität machen kannst, wäre es angebracht, das Gespräch zu verschieben bis Du Dir sicher bist, dass Dein Verhalten respekt- voll ist und Du Deinen Gefühlen Ausdruck ver- leihen kannst, ohne zu verletzen. Wenn Du Zeit 14
oder Abstand nach einem Coming Out brauchst, Zusammenfassung einiger Tipps für dann kommuniziere dies offen mit Deinem Ge- Allies genüber. 1. Höre zu und respektiere aspec Stimmen. Am wichtigsten ist es, respektvoll und offen Zweifle die Existenz und das Erleben von miteinander zu kommunizieren. Akzeptanz und aspec Personen nicht an. Unterstützung zu versichern und Freude dar- über auszudrücken, dass etwas Persönliches mit 2. Nutze zur Verfügung stehende Informati- Dir geteilt wurde, sind positive Reaktionen, die onsquellen und erwarte von niemensch, für mitgeteilt werden können und sollten. Dich Bildungsarbeit zu der/n eigene/n Ori- entierung/en zu leisten. Es kann hilfreich sein, sich Informationsquellen unabhängig von der sich outenden Person zu 3. Respektiere persönliche Grenzen und be- suchen, damit diese nicht ungewollt Bildungs- sprich mit Deinem Gegenüber, welche Fra- arbeit leisten muss. Eigene Recherche zu betrei- gen gerne beantwortet werden und welche ben zeigt, dass Du interessiert bist und Dich be- überhaupt nicht gestellt werden sollten. mühst, eine Verständnisbasis herzustellen. 4. Wirke Allonormativität entgegen, indem Du Dass ein Coming Out nicht zur Bildung dient, das Aspec sichtbar und auf Exklusion sowie heißt nicht, dass Du keine Fragen stellen darfst. Ignoranz aufmerksam machst. Wenn Du Dir unsicher bist, ob und welche Art 5. Akzeptiere, dass Du Fehler machen wirst – von Fragen Du stellen darfst, thematisiere dies entschuldige Dich und gib weiterhin Dein mit Deinem Gegenüber, um sicherzustellen, Bestes. dass Du keine Grenzen übertrittst. Eine wichtige Information, nach der Du Dich erkundigen kannst, ist, ob Du über das Coming Out mit anderen Personen sprechen darfst. Es ist auch gut zu besprechen, ob Du die Person vor anderen outen darfst oder sollst – zum Bei- spiel wenn ihr falsche Label zugeschrieben werden und Du in einer Position bist, diese zu korrigieren. Generell ist es nicht verkehrt, zu fragen, was Dein Gegenüber sich von Dir wünscht. Allyship (dt. Verbündete*r zu sein) ist ein Lern- prozess, für den zunächst einmal nur Offenheit und Bereitschaft zum Lernen nötig sind. Erken- ne an, dass Dir Fehler passieren werden. Wenn Dich jemensch auf unsensibles Verhalten oder falsche Annahmen aufmerksam macht, nimm diesen Hinweis an. 15
Empfohlene Ressourcen Wenn Du mehr über Aromantik und Asexualität erfahren möchtest oder Dich mit der aspec Community verbinden möchtest, können lokale Beratungsstellen und/oder queere Referate an Universitäten eine erste Anlaufstelle sein. Außerdem empfehlen wir die folgenden Ressourcen: – Auf dem Discord Server Aspec*German kann mensch mit anderen aspec Personen in Kontakt treten und Informationen zu aspec Gruppen- und Stammtischtreffen in Deutschland erhalten: – Das rubicon in Köln bietet Beratung für queere Personen an: – Das anyway in Köln bietet Beratung für junge queere Personen an: – pro familia bietet bundesweit Beratungsstellen und online Beratung für queere Personen an: – Das englischsprachige Trevor Project adressiert queere Personen unter 25 Jahren und thematisiert Asexualität auf ihrer Website: – AUREA arbeitet für die Sichtbarmachung und Anerkennung von Aromantik: – Der Twitter Account @acearovolution dokumentiert die Entstehung eines Buches über Aromantik und Asexualität: – Der Twitter Account @Aces_NRW leistet asexuellen Aktivismus und LGBTQIA+ Aufklärungsarbeit: – Die Aromantic and Asexual Characters Database führt eine Liste von Medien mit aromantischen und/oder asexuellen Charakteren: – Der englischsprachige Roman „Loveless“ von Alice Oseman behandelt das innere wie äußere Coming Out der aromantischen und asexuellen Protagonistin. – Die Netflix Serie „BoJack Horseman“ behandelt am Rande das innere wie äußere Coming Out eines asexuellen Charakters. – Das Zine „Wer A Sagt, Muss Nicht B Sagen“ dreht sich um persönliche Erfahrungen mit Asexualität: – Definitionen und Erklärungen zu verschiedenen aspec Labeln: – auf dem aromantischen Spektrum: – auf dem asexuellen Spektrum: 16
– Englischsprachige YouTube Videos und Kanäle von queeren Personen, die Asexualität und/oder Aromantik thematisieren: – Evie Lupines Playlist „Asexuality“: – LordLanternheads YouTube Kanal: – Rowan Ellis Interview mit Alice Oseman: – Yasmin Benoits YouTube Kanal: – Celestes Playlist „Aro Ace Stuff“: – AVEN Livestreams: Zudem nutzt die aspec Community verschiedene Symbole, um Zugehörigkeit zu signalisieren: – Flaggen sind wichtige Symbole der queeren Community. Die aro Community nutzt zwei Grüntöne, Weiß, Grau und Schwarz. Es gibt weitere Flaggen für verschiedene Identitäten auf dem Arospec. Die ace Community nutzt die Farben Schwarz, Grau, Weiß und Lila. Es gibt weitere Flaggen für verschiedene Identitäten auf dem Acespec. – Ein weißer Ring am Mittelfinger ist ein Symbol der aro Community und kann verwendet werden, um Zugehörigkeit zu signalisieren. – Ein schwarzer Ring am Mittelfinger ist ein Symbol der ace Community und kann verwen- det werden, um Zugehörigkeit zu signalisieren. – Pfeile sind in Anlehnung an den Klang des englischen Wortes arrow (dt. Pfeil) ein Symbol der aro Community. – Ass (engl. ace) Spielkarten sind ein Symbol der ace Community. Aromantische Flagge Asexuelle Flagge 17
Kommunikationsteil Eigene Verortung Im Folgenden hast Du verschiedene Möglichkeiten, Deine eigene Verortung darzustellen. Dies kann eine Übung der Selbstreflexion sein oder als Werkzeug für ein Coming Out genutzt und mit anderen geteilt werden. Wenn Du Dich entscheidest, den Kommunikations- teil für Dein Coming Out zu nutzen und für andere Personen auszufüllen, müssen Deine Einträge nicht unbedingt selbsterklärend sein. Du kannst Lücken lassen, Dinge durchstrei- chen oder ergänzen – nutze diesen Teil der Broschüre nur, insofern Du Dich wohlfühlst und es für Dich persönlich sinnvoll ist! Farbspektren Im ersten Farbspektrum kannst Du eintragen, ob, wie häufig oder stark Du Anziehung gegenüber welchen Geschlechtern empfindest. Im zweiten Farbspektrum kannst Du eintragen, ob, wie häufig oder stark Du Anziehung in Relation zu Deinem Beziehungsgrad/-status zu einer Person empfindest. Sieh diese Spektren als einen Vorschlag an, den Du Dir so gestalten kannst, wie es für Dich passt – schreib Dinge dazu, male inner- oder außerhalb des Spektrums – Dir sind keine Grenzen gesetzt. Das Barometer neben den Spektren kann eine Indikation geben, ob, wie häufig oder stark Du ein Bedürfnis empfindest, nach Deiner An- ziehung zu handeln. Geschlechter und Beziehungsgrad/-status sind nicht die einzigen Ausrichtungen, die An- ziehung haben kann, also fühl Dich frei, weitere Farbspektren auszufüllen und selbst zu beschriften. Außerdem kann zwischen vielen Formen von Anziehung unterschieden werden. Wenn Du eine andere Form von Anziehung für Dich unterscheidest, kannst Du diese eben- falls in das unbeschriftete Farbspektrum eintragen. Die Spektren können nicht die Realität abbilden! Die Darstellung soll keine Gegenüber- stellung von Geschlechtern sein. Vielmehr soll sie sehr simplifiziert visualisieren, dass es fließende Übergänge gibt, und eine Möglichkeit bieten, Anziehung abzubilden. Der Begriff nicht-binär kann als Sammelbegriff für das nicht-binäre Spektrum aber auch als Selbstbezeichnung genutzt werden und umfasst Geschlechtsidentitäten, die vollkommen oder teilweise außerhalb der Geschlechterbinarität existieren. Beispiele für das Ausfüllen: 19
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