Eltern im Leistungssport - Zwischen ehrgeizigen Antreibern und unverzichtbaren Karrierebegleitern?!
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Eltern im Leistungssport Zwischen ehrgeizigen Antreibern und unverzichtbaren Karrierebegleitern?! Text Franziska Lautenbach, Dr. Babett Lobinger – Psychologisches Institut Fotos LSB NRW | Andrea Bowinkelmann Illustration Sandra Bräutigam K inder, die regelmäßig Sport treiben, geschweige kussionen überlassen wurde. Die Wortschöpfungen „Eis- denn Karrieren im Leistungssport, sind ohne Eltern kunstlaufmutti“ oder „Tennisvater“ zeigen beispielsweise, kaum denkbar. Strittig scheint allein, ob Mütter dass die Art der Unterstützung zuweilen als übertriebener und Väter dabei als zurückhaltende, liebevolle und Ehrgeiz angesehen wird. Im Nachwuchsfußball lassen sich unterstützende Eltern zu sehen sind oder etwa als „helicop- gar Fälle von Fanausschreitungen finden, bei denen Eltern ter parents“, die jeden Schritt ihres Kindes begleiten und durch aggressives Verhalten am Spielfeldrand traurige Ne- buchstäblich über ihnen kreisen (Cline & Fay, 1990). Bei der gativschlagzeilen machen (Smoll et al., 2001). Aufrufe des Betrachtung der dargestellten Extreme stellen sich mehrere Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für faires Verhalten von El- Fragen, wie etwa welches Elternverhalten förderlich ist, wie tern am Fußballplatz „Fair ist mehr“ zeigen, dass das Thema die Kooperation zwischen Trainern/innen und Eltern funk- Eltern im Leistungsport von großer Relevanz ist. Grund ge- tioniert und wie die jungen Nachwuchssportler/innen das nug, sich dem Thema aus wissenschaftlicher Sicht zu nähern Eiskunstlaufmutti, Tennisvater und andere „helicopter pa- Verhalten ihrer eigenen Eltern wahrnehmen und was sie sich und ein Forschungsprojekt zu initiieren, welches das Ziel rents“ – Welches Elternverhalten ist förderlich für die Karri- von ihren Eltern wünschen. verfolgt, Elternverhalten im Fußball aus Sicht der beteilig- ere ihrer Kinder im Sport? Ist ihre Unterstützung übertriebe- ten Kinder, Trainer und Eltern zu untersuchen und ein auf ner Ehrgeiz oder wichtige Motivation? Dies sind nur einige Fragen, deren Beantwortung bislang diesen Ergebnissen resultierendes Elterncoaching zu konzi- eher populärwissenschaftlichen und journalistischen Dis- pieren und zu realisieren. 6 IMPULSE | 01⁄02 | 2014 7
Eltern sind ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und die Sozialisierung ihrer Kinder im Sport. Sie üben drei verschiede- ne Rollen aus, die besonders für die Ini- tiierung von sportlicher Aktivität und das Dabeibleiben im Sport entscheidend sind: Die Rolle der Vorbilder, der Interpreten und der Unterstützer. Elternrollen beeinflussen die Wahrnehmung ihres Kindes durch die eigene Interpre- Eltern sind ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und die Sozialisie- tation der Erfahrungen, die das Kind gemacht hat. Eine dritte beschrie- gen hat dieses Verhalten auf das Kind; (3) wie sieht aus Sicht der Kin- Kindern zeigen, dass positive und negative Bemerkungen der Eltern rung ihrer Kinder im Sport. Sie haben viele Verpflichtungen und Her- bene Elternrolle ist die der Unterstützer („provider“), die das Verhalten der gewünschtes Elternverhalten aus; und (4) welche Stressoren bringt ähnlich häufig vorkamen (Blom & Drane, 2008; Kidman, McKenzie & ausforderungen sowie großen Einfluss auf ihre Kinder. Zudem sind sie von Kindern verstärken, die sportliche Karriere (mit-)finanzieren und der Leistungssport aus Sicht der Eltern mit sich? McKenzie, 1999). Studien wie diese ermöglichen erste Einblicke, sagen in der Verantwortung, ihren Schützlingen eine möglichst realistische sich im sportlichen Alltag ihrer Kinder engagieren und sie maßgeb- aber noch nichts über die Einflüsse der Kommentare zum einen auf die Einschätzung ihrer sportlichen Ergebnisse zu geben (Smoll & Smith, lich motivieren. Die beschriebenen Elternrollen greifen ineinander und Elternverhalten Leistung des Kindes und zum anderen auf die Wahrnehmung dieser aus 2012). Dabei üben Eltern, nach dem Modell von Fredricks und Eccles können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Das Modell von der Sicht des Kindes aus. (2004), drei verschiedene Rollen aus, die besonders für die Initiierung Fredricks und Eccles (2004) beschreibt somit unterschiedliche Rollen, Elternverhalten während Wettkämpfen von sportlicher Aktivität und das Dabeibleiben im Sport entscheidend welche die sportliche Aktivität des Kindes beeinflussen. Zur Operationalisierung von Elternverhalten während eines Wettkamp- Auswirkungen von Elternverhalten sind. Eltern, die selbst einmal Sport getrieben haben oder aktiv trei- fes wird häufig das Parent Observation Instrument for Sport Events Im Basketball und Tennis hat sich gezeigt, dass allein die Anwesenheit ben, leben ihren Kindern vor, dass sportliche Aktivität normal ist (Stu- Doch ist das Kind einmal im Leistungssport angekommen, stellen sich (POISE, [Kidman et al., 1999]) herangezogen. Dieses Beobachtungs- von beiden Elternteilen bei einem Wettkampf stärker mit subjektiv erfass- art, 2003). Somit sind sie Vorbilder und beeinflussen die Einstellung neue Fragen, welche die Forschung zum Thema Eltern im Sport wie verfahren ermöglicht die Einschätzung von Elternkommentaren auf den ter Wettkampfangst des Kindes korreliert, als die Anwesenheit von nur und das Verhalten der Kinder auch in Bezug auf Sport maßgeblich. Eine folgt aufgreift und systematisiert: Wie verhalten sich (1) Eltern wäh- Dimensionen positiv oder negativ. Erste Ergebnisse aus 147 Wettkämp- einem Elternteil (Bois, Lalanne & Delforge, 2009). Allerdings nicht nur die weitere wichtige Rolle, die Eltern ausfüllen, ist die der Interpreten. Sie rend des sportlichen Wettkampfes ihres Kindes; welche (2) Auswirkun- fen sieben verschiedener Spielsportarten von sechs- bis zwölfjährigen Anwesenheit von Eltern, sondern auch die wahrgenommene Wichtigkeit 8 IMPULSE | 01⁄02 | 2014 9
Fragestellung: Antwortmöglichkeiten: Kinder – Wie meine Eltern mir zuhören macht mich... > Eltern – mit der Art meinem Kind zuzuhören bin ich... Trainer – Mit der Art der Eltern Ihrem Kind zuzuhören... } 1 sehr unzufrieden > 5 sehr zufrieden Abb. 1 Drei verschiedene Fragebögen für Eltern, Kinder und Trainer ermöglichten es, das elterliche Verhalten aus den unterschiedlichen drei Perspektiven abzufragen. hilfreich wäre. In der Konsequenz wäre es interessant zu erfahren, ob Spieler und Trainer im Nachwuchsfußball zu erfassen. Die entwickelten die Einschätzungen von Eltern und Kindern sich ähneln oder unter- Fragebögen wurden in einem zweiten Schritt eingesetzt. Die Ergeb- scheiden und ob offen über erwünschtes und unerwünschtes Verhalten nisse führten zu der Konzeption eines Elterncoachings, das in einem gesprochen wird. Nachwuchsleistungszentrum eines Zweitligisten mit Eltern von U12/ U13-Mannschaften durchgeführt wurde. Stressoren aus Sicht der Eltern Eine Frage, der in einer geringeren Anzahl von wissenschaftlichen Stu- 1. Schritt – Fragebogenentwicklung dien nachgegangen wird, ist die, wie Eltern den Leistungssport ihres Für den Fragebogen wurde ausgehend von dem Konstrukt der sozialen Kindes und sich in diesem erleben. Eltern scheinen oft gar nicht zu Unterstützung (Alfermann, Würth & Saborowski, 2002) und der Hin- wissen, wie sie sich am besten verhalten sollen und sind selbst mit zunahme bisheriger Literatur in dem Themenbereich (u.a. Babkes & der Situation überfordert. Belastende Faktoren sind der zeitliche und Weiss, 1999; Bois, Lalanne & Delforge, 2009; Collins & Barber, 2005) finanzielle Aufwand, eine gefühlte Hilflosigkeit und Unsicherheit bei ein Grundstock aus Items für die Kategorien instrumentelle, emotionale Misserfolgen sowie der Umgang mit dem Kind nach einer Niederlage, und informative Unterstützung zusammengetragen. In einem weiteren wie Harwood und Knight (2009a, 2009b) in zwei Interviewstudien mit Schritt wurden diese Items an die entsprechende Stichprobe ange- 22 Eltern (2009a) und 123 Eltern (2009b) von jugendlichen Tennis- passt, sodass letztlich drei verschiedene Fragebögen für Eltern, Kinder spielerinnen und Tennisspielern herausfanden. und Trainer genutzt worden konnten, die es ermöglichen, das elterli- che Verhalten aus den unterschiedlichen drei Perspektiven abzufragen Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nur wenige Studien zu El- (siehe Abb. 1). Die Items wurden so formuliert, dass sie auf die Zufrie- eines erfolgreichen Wettkampfresultats aus Kinder- Qualität von Elternverhalten aus Sicht der Kinder tern im Leistungssport vorliegen. Diese untersuchen Eltern zudem eher denheitsskala (5-stufige Likert-Skala: Anker „sehr zufrieden“ bis „sehr Das Forschungsprojekt sicht ist entscheidend. Glauben Athleten, dass ihren ermöglicht (Knight, Boden, Holt & Alberta, 2010; als Objekt im System Leistungssport und gehen nur selten darauf ein, wie unzufrieden“) passten. Die Einschätzung der Zufriedenheit erschien in Karrieren im Leistungssport sind Eltern der Erfolg besonders wichtig ist, erleben sie Knight, Neely & Holt, 2011). Allgemein möchten Eltern das eigene Verhalten einschätzen. Diese Perspektive ist aber wich- Hinblick auf das geplante Elterncoaching als hilfreich, da Unzufrie- ohne Eltern kaum denkbar. Doch mehr Angst, allerdings bei gleichzeitiger Steigerung Kinder keine taktischen und technischen Hinweise, tig, da Eltern einen aktiven Beitrag für das Sporttreiben und die Karriere denheiten mögliche Ansatzpunkte kompensatorischer Maßnahmen dar- welche Unterstützung ist förderlich? des Selbstbewusstseins (Collins & Barber, 2005). Trai- da diese dem Trainer vorbehalten sind. Außerdem ihrer Kinder leisten und auch für die Trainer zentrale Ansprechpartner stellen könnten. Bei den Fragebögen der Kinder wurden altersgerecht Ziel des Forschungsprojektes „Eltern ner erklären, dass die Unterstützung und die Förderung sollten Eltern sich mehr auf die Einstellung und das sind. Genau hier setzt das Forschungsprojekt Eltern im Leistungssport Smilies als Ankreuzmöglichkeiten verwendet (vgl. Jäger, 2004). im Leistungssport“ war es, dies her- auszufinden, um daraus ableitend ein von Eltern als überaus positiv zu bewerten ist. Gleich- Bemühen in ihren Rückmeldungen konzentrieren als an. Ziel war es, der Frage nachzugehen wie die Unterstützung der Eltern Elterncoaching zu konzipieren. zeitig allerdings monieren Trainer zu hohen Druck und auf das Abschneiden in Wettkämpfen (Knight, Bo- im Leistungssport, genauer Fußball, aussieht und dabei die Zufriedenheit 2. Schritt – Fragebogenerhebung und -ergebnisse vor allem zu starke Konzentration auf Erfolg des Kindes den, Holt & Alberta, 2010; Knight, Neely & Holt, von Kindern, Trainern und Eltern zu berücksichtigen, um Ansatzpunkte Die Fragebogendaten der Eltern und Trainer wurden online im Zeitraum (Gould, Lauer, Rolo, Jannes & Pennisi, 2008). 2011). Darüber hinaus wird auch das Anfeuern, wel- für ein Elterncoaching im Sinne einer aktiven Elternarbeit zu erhalten. von Mai bis Mitte Juni 2012 erhoben. Im Zuge von DFB-Stützpunkt- ches in deskriptiven Studien als positiv kategorisiert turnieren und durch Mithilfe einer umliegenden Fußballschule wurden Erwünschtes Elternverhalten wurde, von Kindern unter anderem als negativ und Forschungsprojekt „Eltern im Leistungssport“ die Kinderfragebögen als Paper-Pencil Version vor Ort im Zeitraum von Erwünschtes Elternverhalten aus Sicht der Kinder störend gewertet. Diese Ergebnisse zeigen, dass Kin- Das geförderte Forschungsprojekt beinhaltet insgesamt vier Schritte. Februar bis Mitte Juni 2012 eingesetzt. wird vorrangig in qualitativen Studien untersucht, der die Aussagen ihrer Eltern durchaus differenziert Zunächst wurden Fragebögen entwickelt, die es ermöglichten die ver- Insgesamt haben Eltern (n=260; 130 Mütter), Trainer (n=196; 13 Trai- was einen Einblick in die positive und negative bewerten und klare Vorstellungen haben, was für sie schiedenen Formen der sozialen Unterstützung aus Sicht der Eltern, nerinnen) und männliche Spieler (n=111; MAlter=12.6; SDAlter=0.62), 10 IMPULSE | 01⁄02 | 2014 11
Fußballspieler sind mit Elternverhalten zufrieden „Ich würde mir gerne wünschen, dass die Eltern nicht schimpfen, wenn man schlecht gespielt hat!“ Diese und ähnliche Bemerkungen kamen in der Fragebo- genstudie nur vereinzelt vor. Grundsätzlich haben junge männliche Fußballspie- ler keine Beanstandung bzgl. des Elternverhaltens. sich und dem Kind gegenüber, als auch in der Kommunikation mit den logisch fundierte Unterstützungsmaßnahmen für die einzelnen Phasen Eltern und der Kommunikation der Eltern mit dem Kind. Dabei spielt zu finden. Während sie in der Beginner-Phase als „Heranbringer an den gerade die Unterstützung des Trainers den Eltern gegenüber eine er- Sport“ agieren, Spaß und Freude an der Bewegung mitvermitteln sowie hebliche Rolle bei der Selbsteinschätzung der elterlichen Zufriedenheit das Kind bestärken, indem sie sich auf Lernerfolge fokussieren, ist in mit ihrem Spielfeldrandverhalten. Unsere Daten zeigen, dass je zufrie- der zweiten Phase eine gezielte Unterstützung gefragt. Die Förderung dener Eltern mit der Trainer-Unterstützung sind, desto zufriedener sind der Kinder als „Ratgeber“, aber auch das Erinnern an Training mit sanf- sie mit ihrem eigenen Spielfeldrandverhalten. Für die Praxis heißt das, tem Druck sind in dieser Phase wünschenswert. Es ist von Vorteil den wie möglicherweise vermutet, dass die Kommunikation zwischen Eltern Familienalltag zu strukturieren und auf das Training abzustimmen. In und Trainern ein wichtiger Ansatzpunkt aktiver Elternarbeit ist. der dritten Phase, der Profi-Phase, sollten die Eltern akzeptieren, dass sie nun eher in den Hintergrund treten. Sie bieten weiterhin emotio- 4. Schritt – Elterncoaching nalen Rückhalt und finanzielle Sicherheit, sollten aber eher bei Bedarf Ausgehend von den Erkenntnissen der Fragebogenuntersuchung wurde als Berater zur Verfügung stehen. Ziel dieser Einheit war es, sowohl aus ein Elterncoaching entworfen, welches Anfang 2013 im Nachwuchsleis- wissenschaftlicher Sicht zu informieren als auch gemeinsam mit den tungszentrum eines Zweitligisten als Pilotstudie durchgeführt werden Eltern zu erarbeiten, welche Aufgaben sie in verschiedenen Entwick- konnte. Den Eltern zweier Jugendmannschaften U12/U13 wurde an- lungsphasen ihres Kindes haben, um mehr Verständnis für die Talent- geboten, an einer „Informationsreihe für Eltern“ teilzunehmen. Das entwicklung und -förderung im System Leistungssport zu entwickeln. ihre Zufriedenheit mit der wahrgenommenen elterlichen Unterstützung 3. Schritt – Konzeption Elterncoaching Elterncoaching umfasste vier Wochen und hatte das Ziel, die Beziehung auf einer 5-stufigen Likert-Skala angegeben. Die Ergebnisse der Fragebogenstudie lassen sich zusammenfassend zwischen Eltern und Trainern hinsichtlich der wahrgenommen Kommu- In der folgenden Sitzung lag der Schwerpunkt auf dem Thema der Emo- dahingehend interpretieren, dass junge männliche Fußballspieler mit nikation zu verbessern. Im Zuge der Pilotstudie wurde der entwickelte tionsregulation. Gemeinsam mit den Eltern wurden individuelle Stresssi- Durch die explorative Faktorenanalyse haben sich zwei Faktoren ab- der emotionalen Unterstützung und dem Spielfeldrandverhalten ihrer Fragebogen nochmals eingesetzt und die Inhalte des Elterncoachings gnale erarbeitet, um ihnen anschließend Ratschläge zum Umgang mit bilden lassen; „Emotionale Unterstützung“ und „Spielfeldrandverhal- Eltern zufriedener sind als Trainer und Eltern selbst. Obwohl verein- evaluiert. Die einzelnen Termine, die parallel zum Training der Kinder Stresssituationen zum Beispiel am Spielfeldrand zu geben. Dabei ist zum ten“ für alle Probandengruppen und zusätzlich „Kommunikation und zelt Bemerkungen von Nachwuchsfußballern auf den Fragebögen zu angeboten wurden, wurden von zwischen vier bis zwanzig Eltern wahr- einen auf kurzfristige Techniken der Stressreduktion, wie zum Beispiel Unterstützung zwischen Eltern und Trainer“ für die Probandengruppe finden waren, wie „Ich würde mir gerne wünschen, dass die Eltern genommen. Nachfolgend werden die Inhalte des Elterncoachings und Atementspannungsverfahren, oder das Schaffen von räumlicher Distanz Eltern und Trainer. Die Ergebnisse zeigen für die Faktoren (1) „Emo- nicht schimpfen, wenn man schlecht gespielt hat!“, scheint die gro- ausgesuchte Aspekte der Evaluation beschrieben. zum Spielfeldrand eingegangen worden. Aber auch langfristige Formen tionale Unterstützung“ und (2) „Spielfeldrandverhalten“ signifikante ße Mehrheit keine Beanstandung bzgl. des Elternverhaltens zu haben. von Entspannungstechniken stellten einen Teil der Einheit dar. Ziel der Unterschiede zwischen den drei Gruppen (F1(2,564)=118.55, p
Abschließend erhielten die Eltern ein Handout, das die erarbeiteten Strategien der Eltern besonders für die Bereiche Emotionsregulation und Konfliktkommunikation beinhaltete. Diese können nun von Eltern sowohl im Umgang mit ihren Kindern als auch für den eigenen Ge- brauch verwendet werden. Evaluation des Elterncoachings Nach Beendigung der Intervention wurden die Eltern gebeten anonym einen Evaluationsfragebogen online auszufüllen. Leider ist die vorhan- dene Stichprobe zu gering um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu präsentieren. Mündliche Rückmeldungen zeigten, dass das Eltern- coaching sowohl von Eltern- als auch von Trainerseite viel Zuspruch erhielt. Fazit Ziel des Forschungsprojektes war es, die Eltern im Leistungssport, spe- ziell im Fußball, aus der Perspektive der Eltern selbst, der Trainer und nicht zuletzt der Kinder zu untersuchen, um auf der einen Seite einen systemischen Einblick in die Zufriedenheit mit Eltern im Fußball zu erhalten und zum anderen, um aus diesen Ergebnissen ein Elterncoa- ching abzuleiten. Das Forschungsprojekt zeigt, dass, gegensätzlich zu dem beschriebe- nen Bild in Medien und Presse, Eltern, Trainer und Kinder mit dem Ver- halten von Eltern, sowohl am Spielfeldrand als auch als Unterstützer, zufrieden bis sehr zufrieden sind. In unseren Daten sind die Diskrepan- zen nicht zwischen den Athleten und ihren Eltern zu finden, sondern primär eine unterschiedliche Zufriedenheit in der Einschätzung von ANZEIGE Eltern und Trainern bzgl. des Elternverhaltens. Im abgeleiteten Elterncoaching wurde daher der Schwerpunkt auf die Dank geht an die Deutsche Sporthochschule Köln für die finan- Kommunikation, Psychoregulation und das Konfliktmanagement ge- zielle Unterstützung dieses Forschungsvorhabens im Rahmen der legt. Zwar wurde das Elterncoaching ursprünglich als Interventions- hochschulinternen Förderung. Ebenfalls möchten wir uns bei der studie geplant und entsprechend mit dem erarbeiteten Fragebogen taxofit-Fußballschule für die Unterstützung bei der Datenerhe- begleitet, doch waren, nicht zuletzt aufgrund äußerer Umstände (Win- bung bedanken und beim Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln. Ein besonderer Dank geht an Simon Spiegel, Kevin Acker- tereinbruch mit Terminabsagen), die Stichprobenumfänge letztlich zu mann, Jana Göhler, Simon Spiegel, Yvonne Leder, Katrin Köster, gering für eine statistische Prüfung. Michael Weuffen und Daniel Wagner, die durch Bachelor-, Mas- ter-, Examensarbeiten oder im Rahmen von Praktika alle einen Allerdings können zukünftige Interventionsstudien sowohl die Frage- Teil zum Gelingen des Projektes beigetragen haben. bögen, als auch die erarbeiten Themen des Elterncoachings für größe- re Stichproben verwenden, um statistisch aussagekräftige Ergebnisse über den Nutzen von Elterncoachings zu treffen. Weiterhin wäre es von Franziska Lautenbach, Interesse, die Zufriedenheit der Eltern und die Zufriedenheit mit dem geb. 1986 in Cottbus, studierte Sportwissenschaften mit dem Abschluss Diplom und Englisch auf Lehramt. Als wissen- Elternverhalten in anderen Sportarten (Tennis, Turnen, Judo) zu erfas- schaftliche Hilfskraft im Psychologischen Institut, Abteilung sen. Zusätzlich ließe sich die Fragebogenstudie auch im Mädchenfuß- Leistungspsychologie, arbeitete sie im Projekt zum Thema ball realisieren, da elterliche Werte und Verhalten je nach Geschlecht Eltern im Sport und promoviert nunmehr seit eineinhalb Jah- variieren und die sportliche Aktivität von Töchtern zum Beispiel weni- ren zum Thema physiologische Stressreaktionen und deren ger wertgeschätzt wird als die der Söhne (Eccles et al., 2005). Einfluss auf Kognitionen und Leistung. » f.lautenbach@dshs-koeln.de Anregungen wie diese und weitere Fragen zum Thema Eltern im Leis- tungssport sollten nach Maßgabe wissenschaftlicher Standards ange- Dr. Babett Lobinger, gangen werden, um eine Stigmatisierung von Eltern im Sport zu ver- geb. 1967 in Bonn, ist Diplom-Psychologin und Sportwis- senschaftlerin (MA). Sie ist seit 1998 am Psychologischen meiden bzw. dieser stärker entgegenwirken zu können. Denn unterm Institut der Deutschen Sporthochschule, Abteilung Leistungs- Strich sollten sich alle Beteiligten im Klaren darüber sein, dass Eltern psychologie. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Leistungsop- nicht nur Karrierebegleiter sind, sondern auch Experten für ihre Kinder, timierung im Spitzensport, Paradoxe Performanz im Sport und die sich nur das Beste für den eigenen Nachwuchs wünschen. Traineraus- und fortbildung. » lobinger@dshs-koeln.de Literatur bei den Autorinnen 14
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