ERINNERUNGS-BLÄTTER AUS DER GESCHICHTE VON KEHL AM RHEIN 1684 1870 - GESAMMELT, AUFGENOMMEN UND AUSGEFÜHRT IN LICHTDRUCK VON J. KRAEMER KEHL: ...

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Erinnerungs-Blätter
 aus der Geschichte von Kehl am Rhein 1684 – 1870

Gesammelt, aufgenommen und ausgeführt in Lichtdruck von J. Kraemer [Kehl: C. Barth 1902]

                                      Neudruck
                       Herausgegeben und mit einem Nachwort von
                                    Hans-R. Fluck

                                verlag regionalkultur 2012
Impressum
Titel:              Erinnerungs-Blätter aus der Geschichte von Kehl am Rhein 1684 – 1870
Herausgeber:        Hans-Rüdiger Fluck
Autoren:            Julius Kraemer
Redaktion:          Hans-Rüdiger Fluck
Bildnachweis:       Mit herzlichem Dank an die Badische Landesbibliothek Karlsruhe für die Reproduktion des Bandes und die Abdruckgenehmigung.
                    Abbildungen auf dem Buchrücken vom Herausgeber (ExLibris) und mit freundlicher Genehmigung des Generallandesarchivs Karlsruhe
                    (Briefkopf ) und der Sammlung Thiel-Melerski, www. fotorevers.eu, Danuta Thiel-Melerski (Fotorevers).
Herstellung:        verlag regionalkultur (vr)
Satz:               Harald Funke  (vr)
Umschlaggestaltung: Harald Funke  (vr)

ISBN 978-3-89735-770-9

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;
detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

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Nachwort
                                           Hofphotograph J. Kraemer und seine
                            „Kunstanstalt für Photographie und Lichtdruck“ in Kehl am Rhein

     Karl Julius Kraemer wurde, wie der Eintrag     ne fotografischen Arbeiten und Lichtdrucke      in Offenburg ein Atelier eingerichtet und
     von Pfarrer Ludwig Dorn im Standesbuch         zu Hans Baldung Grien, dem Hortus deli-         spezialisierte sich im Jahr 1876 auf die Mi-
     der evangelischen Gemeinde Kehl ausweist1,     ciarum (Herrade von Landsberg) und zum          krophotographie, vor allem im naturwis-
     am 13. September 1840 in Kehl geboren.         Codex Manesse, der berühmten Heidelberger       senschaftlichen Bereich.7 In Kehl gab es den
     Seine Eltern waren Franz Karl Kraemer,         Liederhandschrift.                              Photographen C. Dölter, der beständig im
     Bürger und Handelsmann in Kehl, und               Dazu kommen Beiträge zu wissenschaft-        „Kehler Grenzboten“ seine Dienste annon-
     dessen Ehefrau Karoline Julia Semerau. Die     lichen Veröffentlichungen aus den Natur-,       cierte und im März 1871 durch den Bau
     Mutter war vermutlich eine Straßburgerin,      Geistes- und Kunstwissenschaften sowie          eines Glashauses seine Aufnahmemöglich-
     denn als Taufzeugen werden Andreas Schä-       zur Landesgeschichte4 und zu landeskund-        keiten ausweitete.8 In Rheinbischofsheim
     fer, Sprachlehrer in Straßburg, sowie die      lichen Darstellungen, z.B. von Straßburg        arbeitete der Photograph E. Oehler, in Will-
     Schwester der Mutter, Sophia Julia Semerau     und Kehl.5                                      stätt J. L. Bäuerle und in Kork G. A. Bühler,
     aus Straßburg, genannt (dazu noch Ludwig          Erhalten geblieben sind aber auch kleinere   der als Buchbinder und Photograph tätig
     Kraemer, des Vaters lediger Bruder, der Kü-    Arbeiten wie Personenportraits (z.B. von        war. Gelegentlich kamen auch Wanderpho-
     fer war).                                      Auenheimer Fischern, vom Straßburger            tographen9 nach Kehl, die über Zeitungsan-
        Wie J. Kraemer zur Photographie kam,        Domkapitular Straub), Lithographien oder        noncen ihre Kunden suchten wie z.B. der
     liegt noch im Dunkeln. Greifbar sind aber in   Ansichtskarten, die er von seinem Heimat-       Maler und Photograph Karl Zacher.
     zahlreichen Veröffentlichungen seine Werke,    und Arbeitsort Kehl, dem Hanauerland und           Lichtdruck war zu jener Zeit ein neues,
     die er fotografierte und in seiner Kehler      dem Elsass anfertigte.6                         in der Entwicklung begriffenes photome-
     Lichtdruck-Anstalt zwischen den Jahren ca.        Nicht weit von ihm, ebenfalls überregi-      chanisches Verfahren, mit dem es gelang,
     1872 (Lithographie Kehl a. Rh.)2 und 1908      onal bekannt, wirkte in Offenburg der aus       originalgetreue Reproduktionen von Vorla-
     (Luther-Vorlesungs-Manuskript)3 produzier­     Innsbruck stammende Photograph Julius           gen wie Gemälden, Zeichnungen etc. her-
     te. Zu den bedeutendsten zählen wohl sei-      Grimm (1842 – 1906). Er hatte sich 1873         zustellen und ihre feinsten Details wieder-

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zugeben. Dies wird dadurch erreicht, dass     Albert mit einem Hinweis auf Julius Krä-       mit Fachkollegen im In- und Ausland aus.
dieses Wiedergabeverfahren für Bilder ohne    mer anführt („Nach J.Krämer in Kehl)“.13       Kraemer’s Lichtdruckanstalt wurde dadurch
eine Zerlegung in Rasterpunkte auskommt          Der Druck selbst erfordert Übung, Er-       weithin bekannt, ja sogar berühmt. Über die
und echte Halbtonwiedergaben ermöglicht.      fahrung und hohe Konzentration, die ihren      Einrichtung des Ateliers und die Zahl der
Es wurde 1856 in Paris von Louis-Alphonse     Preis haben.                                   Mitarbeiter ist bisher nichts bekannt, nur
Poitevin unter der Bezeichnung Collotypie                                                    einige Hinweise auf Rechnungen Kraemers
entwickelt10 und von Joseph Albert in Mün-        „Die erreichten Auflagen sind gering       lassen sich nachweisen, so für die Manesse-
chen 1868/6911 verbessert. In einer ersten      und der Arbeitsaufwand im Lichtdruck         Handschrift und Arbeiten für das Bulletin
Gesamtschau dieser Reproduktionsverfah-         ist sehr hoch. Lichtdruck ist teuer, aber    de la Société pour la conservation des mo-
ren schreibt August Albert12:                   die Wiedergabequalität rechtfertigt den      numents historiques d’Alsace für die Jahre
                                                hohen Preis. In frühen Zeiten war der        1893, 1895, 1896 und 1899. In dieser Ge-
  „Lichtdruck, die deutsche Bezeichnung         Lichtdruck im Arbeitsaufwand mit an-         sellschaft zur Erhaltung der geschichtlichen
  für ein Flachdruckverfahren, bei wel-         deren Druckverfahren vergleichbar und        Denkmäler im Elsass wird J. Kraemer, mit
  chem ein photographisches Negativ un-         stellte im Druckergebnis ein auf andere      der Nummer 197, auch als Mitglied ange-
  ter einer auf einer Spiegelglas- oder Me-     Weise nicht erreichbares Druckerzeugnis      führt.16
  tallplatte aufgetragene Chromatgelatine       her.“14                                         Mit Blick auf die niedrige Auflagenhö-
  kopiert wird; eine solche Schicht nimmt                                                    he einiger Werke lässt sich erkennen, dass
  dann im befeuchteten Zustande nur an        Diesem Spezialgebiet widmete sich J. Krae-     Kraemer’s Kunstanstalt zunächst den Hand-
  den kopierten Stellen die Druckfarbe        mer schon früh, denn er gründete laut Ka-      druck betrieben hat, der mit einem Gehil-
  an, welche auf Papier usw. abgedruckt       talog der Karlsruher Kunst- und Gewer-         fen oder doch relativ wenigen Mitarbeitern
  wird.“                                      beausstellung (1877) sein „Atelier spez. für   ausgeführt werden konnte. Gegenüber dem
                                              Lichtdruck“, die spätere „Kunstanstalt für     später entwickelten Schnellpressenflach-
Problematisch dabei ist die Präparation der   Photographie und Lichtdruck J. Kraemer in      druck ermöglichte er eine höhere Druck-
Platten und ihre weitere Behandlung bis hin   Kehl a. Rhein“, bereits im Jahr 1872. Sei-     qualität. Erst 1895 taucht auf erhaltenen
zur (beschränkt möglichen) Retusche. Hier-    ne Arbeitsgebiete waren „Photographien,        Briefbögen der Zusatz „mit Motor- und
zu sind verschiedene Techniken bekannt. So    spez. Portraits und zusammengesetzte           Schnellpressenbetrieb“ auf. Er zeigt, dass
kann man u.a., „Eine Alaunlösung in destil-   große Gruppenbilder, Kohlendrucke und          Kraemer Schritt hielt mit der technischen
liertem Wasser mit Tusche färben“, wie A.     Lichtdrucke“15. Er tauschte sich darüber       Entwicklung in seinem Fachgebiet. Die Be-

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