Expression und Regulation von CD90 (Thy-1) auf makrovaskulären Endothelzellen
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Expression und Regulation von CD90 (Thy-1) auf makrovaskulären Endothelzellen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig eingereicht von Migle Uptaite 16.05.1984 / Vilnius angefertigt an der Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universität Leipzig Betreuerin: Prof. Dr. rer. nat. Gabriela Aust Beschluss über die Verleihung des Doktorgrades vom 18.06.2013
Bibliographische Beschreibung Migle Uptaite Expression und Regulation von CD90 (Thy-1) auf makrovaskulären Endothelzellen Universität Leipzig, Dissertation 59 Seiten, 106 Literaturangaben, 16 Abbildungen, 7 Tabellen Referat: CD90 (Thy-1) ist ein Adhäsionsmolekül, das auf aktivierten mikrovaskulären Endothelzellen (EC) die Bindung von Entzündungszellen über die Interaktion mit dem Integrin m 2 (Mac-1, CD11b/CD18) vermittelt. Die Expression von CD90 auf mikrovaskulären EC wurde sowohl in-vitro als auch in-vivo nachgewiesen. Zur Expression von CD90 auf makrovaskulären EC gibt es nur wenige und sich zum Teil widersprechende in-vitro Daten. In-situ konnte die Expression von CD90 auf diesen Zellen bisher nicht gezeigt werden. Die Atherosklerose ist ein stufenweise verlaufendes chronisch-entzündliches Geschehen in den arteriellen Gefäßen. In der vorliegenden Arbeit wurde in atherosklerotisch-veränderten Gefäßen die Expression von CD90 auf humanen makrovaskulären EC in-situ demonstriert. Die Spezifität der immunhistologischen Darstellung von CD90 auf den makrovaskulären EC atherosklerotischer Gefäße wurde mittels Doppelmarkierung in der Immunfluoreszenz geklärt. CD90 wurde in jedem Atherosklerosestadium auf EC nachgewiesen. Eine Zunahme der CD90 Expression in höheren Atherosklerosestadien wurde demonstriert. Weiterhin sollte mittels Stimulationsversuchen in-vitro geklärt werden, wie die CD90 Expression auf makrovaskulären EC im Rahmen der Atherosklerose reguliert wird. Die Expression von CD90 konnte in-vitro durch pro-inflammatorische Zytokine, die im Prozess der Atherosklerose eine wichtige Rolle spielen, tendenziell erhöht werden. Durch die Stimulation mit den lipid-beladenen Schaumzellen, die zahlreich in atherosklerotischen Läsionen vorhanden sind, konnte die CD90 Expression nicht erhöht werden. Die Stimulation mit D-Glukose führte zur tendenziellen Reduktion der CD90 Expression. Die Stimulation mit CXCL12, einem bedeutsamen Trigger der Mobilisation der endothelialen Vorläuferzellen, bewirkte einen signifikanten Anstieg der CD90 Expression. Die Ergebnisse indizieren, dass CD90 eine wichtige Rolle auf makrovaskulären EC in entzündlichen Prozessen spielt. Möglicherweise ist CD90 an der Migration von Leukozyten bzw. endothelialen Vorläuferzellen durch das makrovaskuläre Endothel beteiligt. 2
INHALTSVERZEICHNIS ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 4 1. EINLEITUNG 6 1.1. Atherosklerose 6 1.2. Klassifikation der Atherosklerose 6 1.3. Klinische Manifestationen der Atherosklerose 9 1.3.1. Stenose der Arteria carotis interna und Schlaganfall 9 1.4. Pathogenese der Atherosklerose: Leukozyten-EC Interaktion 11 1.4.1. CD90 - ein endotheliales Adhäsionsmolekül 13 1.5. Fragestellung und Zielsetzung 15 2. MATERIAL UND METHODEN 17 2.1. Patientenkollektiv 17 2.1.1. Gewinnung und Aufarbeitung der Gefäße 17 2.1.2. Herstellung von Gefrierschnitten 18 2.1.3. Histomorphologische Beurteilung 18 2.2. Immunohistochemie 19 2.3. Immunofluoreszenz 20 2.4. Zellkultur 21 2.4.1. Präparation der HUVEC 21 2.4.2. Humane EC aus der Koronararterie 21 2.4.3. Stimulation der EC 22 2.4.3.1. Kultur der monozytären Zelllinie THP-1 23 2.4.4. Durchflußzytometrie 24 2.4.5. Statistische Auswertung und Abbildungen 24 3. ERGEBNISSE 25 3.1. Histomorphologische Charakterisierung der Gefäßpräparate 25 3.2. Expression von CD90 auf makrovaskulären EC der atherosklerotischen Gefäße 28 3.3. CD90 Expression auf makrovaskulären EC in vitro 30 3.3.1. Expression von CD90 auf unstimulierten EC 31 3.3.2. Regulation der Expression von CD90 auf EC durch Zytokine 32 3.3.3. Regulation der Expression von CD90 auf EC durch Glukose 35 3.3.4. Auswirkung der Schaumzellen auf die Expression von CD90 auf EC in vitro 36 4. DISKUSSION 38 4.1. CD90 Expression im Rahmen der Atherosklerose 38 4.1.1. Rolle der neutrophilen Granulozyten in der Atherosklerose 39 4.2. CD90 – ein Adhäsionsmolekül für EPC? 41 4.3. CD90 Expression auf mikro- und makrovaskulären EC 42 4.4. Methodische Diskussion der Ergebnisse 44 ZUSAMMENFASSUNG DER ARBEIT 46 LITERATURVERZEICHNIS 49 Erklärung über die eigenständige Abfassung der Arbeit 57 3
Abkürzungsverzeichnis ACE Angiotensin-konvertierendes Enzym ACI Arteria carotis interna AHA American Heart Association, engl. CD Cluster of differentiation engl. CXCL CX chemokine ligand, engl. DAB 3,3'-Diaminobenzidin-Gemisch DAPI 4´,6-Diamidino-2-Phenylindol EC Endothelzellen ECBM endothelial cell basal medium, engl. EEA Eversionsendarteriektomie EPC endothelial progenitor cells, engl. FCS fetal calf serum, engl. Glut-1 Glucose transporter 1, engl. GPI Glykophosphatidylinositol HCAEC human coronary artery endothelial cells, engl. HDMEC human dermal microvascular endothelial cells, engl. HUVEC human umbilical vein endothelial cells, engl. ICAM-1 intercellular adhesion molecule 1, engl. IL-1 Interleukin-1 IL-4 Interleukin-4 IL-6 Interleukin-6 IS inflammation score, engl. JAM junctional adhesion molecules, engl. KHK Koronare Herzkrankheit LDL low-density-lipoprotein, engl. LFA-1 lymphocyte function associated antigen 1, engl. Lu-ECAM lung endothelial cell adhesion molecule, engl. MAC-1 macrophage-1 antigen, engl. MMP Matrix-Metalloprotease 4
pAVK Periphere arterielle Verschlusskrankheit PBS phosphate buffered saline, engl. PFA Paraformaldehyd PMA phorbol 12-myristate 13-acetate, engl. RANTES regulated and normal T cell expressed and secreted, engl. RPMI Roswell park memorial institute medium, engl. TEA Thrombendarteriektomie THP-1 human acute monocytic leukemia cell line Thy-1 Thymocyte differentiation antigen 1, engl. TIA Transitorisch ischämische Attacke TNF- Tumornekrosefaktor- VCAM-1 vascular cell adhesion molecule 1, engl. VEGFR-3 vascular endothelial growth factor receptor 3, engl. VLA-4 very late antigen 4, engl. vWF von Willebrand Faktor 5
1. Einleitung 1.1. Atherosklerose Atherosklerose und ihre Folgeerkrankungen wie koronare Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall und periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) führen in den westlichen Industriestaaten die Statistik der Todesursachen an [1]. Nach der Definition der World Health Organisation (WHO) handelt sich bei der Atherosklerose um Veränderungen der Intima arterieller Blutgefäße. Diese Veränderungen, die herdförmige Ansammlungen bzw. Ablagerungen von Lipiden, komplexen Kohlehydraten, Blut und Blutbestandteilen sowie von Kalzium und Bindegewebe umfassen, können variabel kombiniert und mit Veränderungen der Media der Arterien verbunden sein [2, 3]. Atherosklerose ist eine komplexe multifaktorielle Erkrankung, die sich in der Arterienwand als Reaktion auf verschiedene Formen von schädlichen Reizen entwickelt und in einer übermäßigen entzündlichen und fibro-proliferativen Reaktion resultiert [4, 5]. In den 1980er Jahren wurde erstmals die Hypothese aufgestellt, dass Atherosklerose eine Reaktion auf eine Läsion ist, die durch Lipide, Makrophagen und in der Gefäßwand akkumulierten glatten Muskelzellen ausgelöst wird [5]. Diese „Response-to-injury-Hypothese“ ist akzeptiert, da sich die meisten experimentellen Ergebnisse mit dieser Theorie vereinbaren lassen [6]. 1.2. Klassifikation der Atherosklerose Atherosklerotische Plaques unterliegen in ihrem Fortschreiten zellulären und morphologischen Veränderungen. Das American Heart Association (AHA) Committee on Vascular Lesions empfiehlt die morphologische Klassifikation atherosklerotischer Plaques anhand von verschiedenen Stadien [7]. Diese Stadieneinteilung basiert auf Beobachtungen der „natürlichen” Entwicklung von Plaques von ihren symptomlosen Frühstadien bis zu klinisch symptomatischen Läsionen [7]. Der atherosklerotische Prozess wird in sechs Stadien eingeteilt, die möglicherweise dem natürlichen zeitlichen Verlauf der Erkrankung entsprechen (Abb. 1). 6
Abbildung 1: AHA-Stadien der Plaqueformation nach Stary. Jedes Stadium ist durch Plaques mit charakteristischer Morphologie gekennzeichnet [8, 9] Jedes Stadium ist durch Plaques mit charakteristischer Morphologie gekennzeichnet (Tab. 1). Die Klassifikation bietet somit ein Spektrum typischer Morphologien, mit denen klinische Untersuchungsergebnisse korreliert werden können [7, 8, 10]. 7
Stadium I: Die Atherosklerose beginnt mit der Entwicklung sogenannter „fatty Initialläsion streaks“ [6]. Die Endothelzellen (EC) werden z.B. durch Lipoproteine aktiviert und die extrazellulären Lipide beginnen sich in der Intima anzureichern [9]. In die Arterienwand werden Monozyten rekrutiert. Sie differenzieren sich zu Makrophagen und beginnen die Scavenger- Rezeptoren zu exprimieren, die modifizierte Lipoproteine binden. Durch Aufnahme der modifizierten Lipoproteine wandeln sich Makrophagen in lipidbeladene Schaumzellen um [9]. Mikroskopisch sind Lipideinlagerungen in der Intima mit dem Vorkommen von einzelnen Schaumzellen verbunden [8]. Stadium II: Die Schaumzellen und andere Gefäßwandzellen sezernieren Zytokine, Fettstreifenläsion welche die die Leukozytenrekrutierung verstärken und zusätzlich die Migration und Proliferation der glatten Muskelzellen bedingen [9]. Die glatten Muskelzellen lagern ebenfalls Lipide ein. Mikroskopisch findet man eine erhöhte Makrophagenanzahl ohne eingelagerte Lipidtröpfchen, stratifizierte Schaumzellschichten und glatte Muskelzellen mit Lipideinlagerungen [8]. Stadium III: Diese Läsion ist durch die extrazellulären Lipidtröpfchen Präatherom gekennzeichnet. Nekrotische Areale mit abgestorbenen Zellen können sichtbar werden. Es ist die Übergangsphase zum Atherom [8]. Stadium IV: Die extrazellulären Lipide konfluieren zu einem Lipidkern [8]. Atherom Stadium V: Zusätzlich zum Lipidkern ist diese Läsion durch einer Ausbildung von Fibroatherom fibrösen, teilweise verkalkten Bindegewebsschichten gekennzeichnet [8]. Stadium VI: Die Schaumzellen und andere Gefäßwandzellen sezernieren Matrix- Läsion mit degradierende Enzyme [9]. Dies führt zum Verlust an Oberflächendefekt Extrazellularsubstanz und verursacht somit eine Ausdünnung und Schwächung der fibrotischen Deckplatte [11]. Die Deckplatte kann dadurch aufbrechen. Wenn die Deckplatte aufbricht, steht der nekrotische Kern des Plaque im direkten Kontakt mit dem Gefäßlumen, was zur Thrombenbildung führt [9, 11]. Dieser Typ der atherosklerotischen Läsion ist deshalb durch Deckplattenaufbrüche, Fissuren, Ulzerationen mit Einblutungen oder Thrombenbildung gekennzeichnet [8]. Tabelle 1: AHA-Stadien der Plaqueformation nach Stary [8, 10] 8
1.3. Klinische Manifestationen der Atherosklerose Da es sich bei der Atherosklerose nicht um eine lokal begrenzte, sondern um eine systemische Erkrankung handelt, sind bei Patienten mehrere Gefäßregionen von den krankhaften Veränderungen betroffen. Bei einer Manifestation in den epikardialen Koronararterien kommt es als Ausdruck der KHK zu einer Minderperfusion der Myokardabschnitte, die durch die betroffenen Koronararterien versorgt werden. Die Folge ist ein lokales Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und - angebot, dass zu regionalen myokardialen Ischämien führt. Die klinischen Manifestationen reichen von der asymptomatischen Ischämie über die stabile Angina pectoris bis hin zu dem akuten Koronarsyndrom [6]. Bei einer Manifestation der Atherosklerose in den Becken- und Beinarterien kommt es zu Durchblutungsstörungen in den Extremitäten. Dies wird als pAVK bezeichnet. Bei einer Manifestation in extrakraniellen Hirngefäßen kommt es zu zerebralen Durchblutungsstörungen, denen ein Schlaganfall folgen kann [12, 13]. 1.3.1. Stenose der Arteria carotis interna und Schlaganfall Der Schlaganfall (Apoplex) zählt zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und ist weltweit eine der führenden Ursachen von Morbidität und Mortalität [13]. In der deutschen Todesursachenstatistik belegt er 2006 mit 65.133 Todesällen (7,9%) Platz 4 (Statistisches Bundesamt 2006). Die prospektive populationsbezogene Oxford Vascular Study [14] zeigte sogar erstmals in einer westlichen Bevölkerung, dass die Rate der zerebrovaskulären Erkrankungen die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen übertrifft oder zumindest erreicht. Heute ist der Schlaganfall die häufigste Ursache dauerhafter Behinderung und in Industrieländern die teuerste Krankheit überhaupt [13]. Das Gehirn wird aus zwei arteriellen Gefäßen mit Blut versorgt: aus der Arteria vertebralis, einem Ast der Arteria subclavia, und aus der Arteria carotis interna (ACI). Dabei übernimmt die ACI etwa 70% des geförderten Gesamtvolumenstroms [15]. Etwa 60% der Schlaganfälle sind durch Veränderungen der hirnversorgenden Gefäße, insbesondere der ACI, verursacht. Diesem sogenannten ischämischen Schlaganfall liegt ein Sistieren der Blut- und damit der Sauerstoffversorgung im Gehirngewebe durch Ablösung von an der Stenose entstandenen Blutgerinnseln mit konsekutiver Verstopfung nachgeschalteter Hirngefäße zu Grunde. Das führt zu einem Funktionsverlust und schließlich zum Absterben von Hirngewebe. Bedingt durch die große Anzahl möglicherweise betroffener Hirnareale gibt es eine Vielzahl klinischer Erscheinungsformen [13]. Dabei reicht das Spektrum von kurzfristigen Sehstörungen eines Auges (Amaurosis fugax), über sensomotorische Syndrome mit oder 9
ohne kortikale Ausfallerscheinung bis zum malignen Mediainfarkt bei komplettem Verschluss der ACI [16]. Der zeitliche Krankheitsverlauf ist sehr variabel. Die Symptome können bei der sogenannten transitorisch ischämischen Attacke (TIA) nur Minuten oder Stunden andauern oder beim vollendeten Hirninsult dauerhaft bestehen [13]. Nur etwa 30 bis 50% aller Patienten realisieren Prodromalsymptome vor einem Schlaganfall im Sinne einer TIA [16]. Alle Patienten mit einer ACI-Stenose müssen medikamentös behandelt werden. Thrombozytenaggregationshemmer und Antihypertensiva stellen die Hauptkomponenten dieser Therapie dar. Die Therapie mit Statinen, deren Verabreichung in Anlehnung an die Koronarprävention basiert, wird ebenfalls empfohlen [17]. Bei der operativen Therapie der Stenose der ACI werden zwei unterschiedliche Operationstechniken durchgeführt. Bei der Thrombendarteriektomie (TEA) wird der obliterierende Innenschichtzylinder an der Bifurkation der A. carotis communis über eine Längsarteriotomie ausgeschält. Die Arteriotomie wird mittels autologer Venenpatchplastik oder Kunststoff verschlossen. Im langjährigen postoperativen Verlauf zeigt diese Methode eine höhere Komplikationsrate im Vergleich zu der Eversionsendarteriektomie (EEA), d.h. es kommt öfter zu Rezidivstenosen oder Patchaneurysmen. Bei EEA wird die ACI an ihrem Abgang aus der A. carotis communis schräg durchtrennt. Die Adventitia und eng anliegende Teile des Mediaschlauches werden über den Stenosezylinder kranialwärts gestülpt, bis eine unauffällige intimale Gewebsschicht erreicht wird und hier die arteriosklerotischen Veränderungen stufenlos auslaufen. Die EEA bietet den Vorteil, dass vor allem eine kürzere Abklemmzeit und eine physiologische Wiederherstellung der Strombahn durch unmittelbare Streckung elongierter ACI Abschnitte im Rahmen der Gabelrekonstruktion der A. carotis durchgeführt werden können. Bei der EEA ist kein Fremdmaterial nötig [18, 19]. Primärpräventiv kann die Endarteriektomie nicht allgemein empfohlen werden, sie ist nur in Einzelfällen sinnvoll. Meta-Analysen zeigten für Patienten mit bisher asymptomatischen mittel- bis hochgradigen Stenosen (> 50%) der ACI nur eine leichte Reduktion der Schlaganfallhäufigkeit nach Endarteriektomie und empfahlen daher keine Operation [20, 21]. Sekundärpräventiv ist eine operative Versorgung der ACI-Stenose bei einem Stenosierungsgrad ab 70% sinnvoll. Bei einem Stenosegrad von 70-80% beträgt die Risikoreduktion durch die operative Versorgung einen weiteren Schlaganfall zu erleiden ca. 27%, bei einem Stenosegrad von >80% - sogar 48% [20, 21]. Als Alternative zu der operativen Versorgung der ACI-Stenose kann die transkutane Angioplastie mit oder ohne Stent derzeit nicht generell empfohlen werden. Indikationen zur perkutanen interventionellen Therapie der ACI-Stenose mit Stentimplantation sind bei Patienten mit symptomatischer mindestens 50%iger, oder asymptomatischer mindestens 80%iger ACI-Stenose und beim Vorliegen eines erhöhten Operationsrisikos zu vertreten. Bei 10
Patienten unter 75 Jahren mit asymptomatischer, mindestens 70%iger ACI-Stenose ist die perkutane interventionelle Therapie ebenso möglich. [20-22]. 1.4. Pathogenese der Atherosklerose: Leukozyten-EC Interaktion Diabetes mellitus, Dyslipidämie, arterielle Hypertonie und Übergewicht sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Atherosklerose [23]. Sie sind mit einer Erhöhung von oxidativem Stress und Entzündung im Endothel assoziiert [4]. Eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Atherosklerose spielt die Dyslipoproteinämie, insbesondere der Low- Density-Lipoproteine (LDL). LDL werden in der Intima der Arterien akkumuliert, unterliegen dort einer oxidativen Modifikation und induzieren eine Expression von Adhäsionsmolekülen, wie z.B. ICAM-1 (engl. intercellular adhesion molecule 1) auf EC [24]. Die Hyperglykämie bei Diabetes mellitus verursacht Veränderungen von Makromolekülen auf den EC, die ebenfalls zur vermehrten Produktion von pro-inflammatorischen Zytokinen in EC führen [24]. Die vermehrte Expression der endothelialen Adhäsionsmoleküle fördert die Adhäsion von Leukozyten an EC und schließlich deren Transmigration durch das Endothel. Die Extravasation erfordert eine ganze Reihe von überlappenden synergistischen Interaktionen zwischen den Adhäsionsmolekülen auf den Leukozyten und EC [4, 25]. Während der Extravasation werden das Endothel und die Leukozyten durch Zytokine aktiviert. Diese Zytokine können spezifisch für bestimmte endotheliale Adhäsionproteine sein, z.B. Interleukin-4 (IL-4) für VCAM-1 (engl. vascular cell adhesion molecule 1), oder sie können unspezifisch wirken und die Expression von mehreren endothelialen Adhäsionproteinen induzieren wie z.B. Tumornekrosefaktor- (TNF- und Interleukin-1 (IL-1) für E-Selektin, ICAM-1 und VCAM-1 [26]. Die Extravasation von Leukozyten aus dem Blut in das perivaskuläre Gewebe spielt eine Schlüsselrolle im Prozess der Atherosklerose [25]. Die Extravasation schließt „Erfassen“ der zirkulierenden Leukozyten am Endothel, das „tethering“ und „rolling“ der Leukozyten entlang des Endothels, ihre Anhaftung und feste Adhäsion sowie die anschließende Transmigration ein [25]. Der erste Kontakt des Leukozyten mit der Gefäßwand ist meist ein zufälliges Ereignis, etwa durch lokale Veränderungen in den Flusseigenschaften des Blutes [26]. Nach dem ersten Kontakt des Leukozyten an den EC ist ein Rollen (engl. rolling) entlang der Gefäßwand zu beobachten. Adhäsionsproteine der Selektin-Familie sind vor allem in der Anfangsphase der Extravasion von Leukozyten beteiligt (Tab. 2) [26, 27]. Eine feste Adhäsion von Leukozyten an das Endothel ist von der Expression von 2 Integrinen wie Mac-1 (engl. macrophage-1 antigen, CD11b/CD18, m 2) oder LFA-1 (engl. 11
lymphocyte function associated antigen 1, CD11a/CD18, L 2) auf der Oberfläche von Leukozyten abhängig. Die 2 Integrine auf der Leukozytenoberfläche interagieren mit Endothelzellproteinen der Immunglobulin (Ig)-Superfamilie wie z.B. ICAM-1 und VCAM-1 [25, 26, 28]. Eine Bindung der 2 Integrine wie Mac-1 auf der Leukozytenoberfläche an ICAM-1 ist für eine feste Adhäsion und spätere Migration der Leukozyten durch das Endothel besonders wichtig. 1993 konnte aber gezeigt werden, dass neutrophile Granulozyten von ICAM-1-null Mäusen trotz Fehlen von ICAM-1 ins entzündete Peritoneum auswandern können [29]. Diese Beobachtung weist auf die Existenz eines zweiten Liganden, der mit Mac-1 interagiert, hin [26]. Saalbach et al. zeigten 2004, dass CD90 (Thy-1, engl. Thymocyte differentiation antigen 1) die Adhäsion der Entzündungszellen an aktivierten mikrovaskulären EC über die Interaktion mit Mac-1 auf Leukozyten in-vitro vermittelt (Abb. 2) [25, 30]. Diese über 2 Integrin und CD90 vermittelte Adhäsion von Leukozyten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Extravasion von Leukozyten in entzündetes Gewebe [25, 30]. Abbildung 2: Feste Adhäsion und transendotheliale Migration der Leukozyten: eine feste Adhäsion von Leukozyten an das Endothel ist von der Interaktion der 2-Integrine wie VLA-4 (engl. very late antigen 4), LFA-1 oder Mac-1 auf den Leukozyten mit VCAM-1, ICAM-1 oder CD90 auf den EC abhängig. Die transendotheliale Migration der Leukozyten erfordert weitere Adhäsionsmoleküle wie CD31 (PECAM-1, engl. platelet endothelial cell adhesion molecule 1) oder CD99 sowie JAM’s (engl. junctional adhesion molecules) (Modifiziert nach KEGG PATHWAY Database) [31]. 12
In den letzten Schritten der Kaskade migrieren die adhärenten Leukozyten zwischen den Endothelzellverbindungen, und akkumulieren schließlich in der subendothelialen extrazellulären Matrix, am Ort der entzündlichen oder Immunreaktion. In diesen Schritten sind u.a. CD31 auf EC sowie Integrine auf Leukozyten beteiligt (Tab. 2) [26]. Migrationsschritt Adhäsionsproteine Adhäsionsproteine In Stimulation der der Leukozyten der Endothelzellen Adhäsionsproteine der Endothelzellen involvierte Zytokine Tethering und L-Selektin [32, 33] GlyCAM-1 [34], MCP-1, IL-8, RANTES and Rollen sLex, CD34 MIP-1 [32] PSGL-1 [35] MAdCAM-1 [33, Thrombin, Histamin [34], IL- 36], PSGL-1 [35] 13 [36], TNF- , IL-1 [33] P-Selektin [33, 36] TNF- , IL-1[34], IL-13, INF- E-Selektin [33, 36] [36] 4 1 (VLA-4) [32, VCAM-1 [32, 37] TNF- , IL-1 [34] 37] Feste Adhäsion 4 1 (VLA-4) [32, VACM-1[32, 35, 37, TNF- , IL-1 [34], IL-4 [36, 35-38] 38] 39] IL-13 [36] L 2 (LFA-1) [32, ICAM-1 [32, 35, 38] TNF- [34], IL-1, INF- [34, 35, 36, 38] 36], LPS, shear stress [36] m 2 (MAC-1)[32] ICAM-1 [40], CD90 TNF- [38], IL-1 [41] [25] 4 7 [35, 36] 9 1 [36] MAD-CAM [35] Transmigration PECAM-1 [34], PECAM-1 [34, 35] TNF- [40] CD99 [40] CD99 [40] JAM-1, JAM-2, IL-1 [36] JAM-3, CD99 [35, 40] Tabelle 2: Die Leukozytenmigration schließt mehrere Phasen ein: zunächst „Tethering“ und „Rollen“, feste Haftung und schließlich transendotheliale Migration. Endotheliale Adhäsionsproteine sind in jedem Leukozytenmigrationsschritt beteiligt und werden durch bestimmte Zytokine während der Atheroskleroseentwicklung aktiviert. 1.4.1. CD90 - ein endotheliales Adhäsionsmolekül 13
CD90 ist ein relativ kleines Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von 25-37 kDA [42], welches eine einzige Immunoglobulin (Ig)-ähnliche Domäne enthält und über einen Glykophosphatidylinositol (GPI)-Anker in die Zellmembran integriert ist. CD90 wird im Menschen auf der Oberfläche von Fibroblasten, Nervenzellen, EC und einer Subpopulation der CD34+ hämatopoetischen Stammzellen exprimiert [30]. Es spielt eine Rolle bei der Regulation der Zelladhäsion, des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung [43]. Hinsichtlich der Funktion von CD90 auf EC konnte gezeigt werden, dass es die Adhäsion der Leukozyten an aktivierte mikrovaskulären EC sowie die Adhäsion von Melanomzellen an das mikrovaskuläre Endothel vermittelt [25, 30]. Auffällig ist, dass zur Expression von CD90 auf EC widersprüchliche Daten publiziert wurden. Mason et al (1997) demonstrierten die Expression von CD90 auf HDMEC (engl. human dermal microvascular endothelial cells) sowie HUVEC (engl. human umbilical vein endothelial cells) in-vitro, die sich durch Stimulation mit TNF- und PMA (engl. phorbol 12- myristate 13-acetate) verstärken ließ [43]. Im Unterschied dazu konnten Takeuchi et al. (1997) kein CD90 auf ruhenden dermalen mikrovaskulären EC (DMEC) der Ratte nachweisen. Die Expression konnte aber durch eine Entzündungsreaktion auf DMEC induziert werden [44]. Saalbach et al. (2000) fanden keine Expression von CD90 auf ruhenden HDMEC in-vitro und in-situ. CD90 konnte aber in-vitro nach Stimulation mit Phorbolester induziert werden. In der entzündlich veränderten Haut bei Psoriasis wurde CD90 ebenfalls auf mikrovaskulären EC nachgewiesen [45]. Lee et al. (1998) haben die Expression von CD90 vor und nach Ballondilatation der A. carotis im Rattenmodell analysiert. Kleine Blutgefäße der Adventitia exprimierten vor der Ballondilatation kein CD90. Nach der Ballondilatation wurde CD90 auf dem Endothel dieser Mikrogefäße nachgewiesen. Die makrovaskulären EC der ACI blieben vor und nach der Dilatation CD90-negativ [46]. Ishizu et al. (1997) haben gezeigt, dass isolierte ruhende EC der Vena cava inferior der Ratte CD90 exprimieren. In-vivo war CD90 jedoch nicht nachweisbar [47]. Insgesamt wurde nur in wenigen Arbeiten die Expression von CD90 auf makrovaskulären EC analysiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind widersprüchlich (Tab. 3); zudem wurden überwiegend HUVEC genutzt. HUVEC werden zwar aus einem großen Gefäß, der Nabelschnurvene, isoliert, sie stammen damit allerdings aus fötalem Gewebe. Sie unterscheiden sich dadurch von adulten makrovaskulären EC hinsichtlich der Expression von Oberflächenantigenen und der Stimulierbarkeit mit Zytokinen [43]. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Expression von CD90 auf adulten humanen makrovaskulären arteriellen EC bisher weder in-vitro noch in-vivo gezeigt wurde. Autor (Jahr), Mikrovaskuläre EC Makrovaskuläre EC untersuchte Aktivierte EC Ruhende EC Aktivierte EC Ruhende EC Spezies 14
In vivo Mason et al CD90+ neue (1997), Mensch Gefäße in [43] Plaques Ishizu et al CD90- EC der (1997), Ratte V.cava inf. [47] Lee et al (1998), CD90+ EC der CD90- EC der CD90- EC der CD90- EC der Ratte [46] kleinen kleinen A. carotis int. A. carotis int. adventitiellen adventitiellen Blutgefäßen der Blutgefäßen der A. carotis int. A. carotis int. Saalbach et al CD90+ HDMEC CD90- HDMEC (2000), Mensch [48] Wetzel et al CD90+ HDMEC CD90- HDMEC (2006), Mensch [45] In vitro Mason et al CD90+ HDMEC CD90+ HDMEC CD90+ HUVEC CD90+ HUVEC (1996), Mensch [43] Takeuchi et al CD90+ DMEC CD90- DMEC (1997), Ratte [44] Ishizu et al CD90+: EC der (1997), Ratte V. cava inferior [47] Saalbach et al CD90+ HDMEC CD90- HDMEC (1999, 2002), Mensch [48] Wetzel et al CD90+ HDMEC CD90- HDMEC CD90- HUVEC CD90- HUVEC (2006), Mensch CD90- HMEC-1 [45] Tabelle 3: Die Daten verschiedenen Autoren zur Expression von CD90 auf mikro- und makrovaskulären EC in-vitro und in-vivo. 1.5. Fragestellung und Zielsetzung 15
Das humane CD90, ein membrangebundenes Glykoprotein, wird auf der Oberfläche von aktivierten mikrovaskulären EC, Fibroblasten, Nervenzellen und einer Subpopulation von CD34+ hämatopoetischen Stammzellen exprimiert [30]. CD90 fungiert als Adhäsionsmolekül auf aktivierten mikrovaskulären EC, indem es die Bindung von Leukozyten über die Interaktion mit dem Integrin m 2 (Mac-1, CD11b/CD18) oder dem Adhäsions-GPCR CD97 an das Endothel vermittelt [49]. Die Expression von Thy-1 auf mikrovaskulären EC wurde sowohl in-vitro als auch in-vivo u.a. in der Haut [45, 48, 50], in neu einsprossenden Gefäßen artherosklerotischer Plaques [43] und auf EC der kleinen adventitiellen Blutgefäßen der A. carotis interna [46] gezeigt. Die Expression von CD90 auf humanen makrovaskulären EC wurde bisher nur in-vitro demonstriert, eine CD90 Expression in-vivo konnte bisher nicht gezeigt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit war es: a) CD90 auf humanen makrovaskulären EC in-vivo nachzuweisen. Neben Operationspräparaten von Patienten mit einer Stenose der ACI, die entsprechend der AHA Klassifikation die höchsten Atherosklerosestadien zeigen, wurden Gefäßtransplantate von Organspendern, die meist nur eine geringe Ausprägung der Atherosklerose aufwiesen, untersucht. Die Expression von CD90 auf EC wurde zum Atherosklerosestadium korreliert. Zusätzlich wurde die Spezifität der immunhistologischen Darstellung von CD90 in der inneren luminalen Zellschicht atherosklerotischer Gefäße mittels Doppelmarkierung in der Immunfluoreszenz geklärt. b) Offen ist, wie die Expression von CD90 auf makrovaskulären EC induziert bzw. stimuliert wird. Da pro-inflammatorische Zytokine direkt in den atherosklerotischen Prozess involviert sind, wurde die Expression von CD90 auf makrovaskulären EC in- vitro nach Stimulation mit pro-inflammatorischen Zytokinen, Chemokinen und Wachstumsfaktoren untersucht. Weiterhin wurde geprüft, ob Glukose die Expression von CD90 in-vitro reguliert, da Diabetes mellitus mit einem früheren Auftreten einer Atherosklerose assoziiert ist [51]. Außerdem wurde die Wirkung von Lipid-beladenen Schaumzellen, die zahlreich in atherosklerotischen Läsionen vorhanden sind, auf die Expression von CD90 auf EC analysiert. 16
2. Material und Methoden 2.1. Patientenkollektiv In der Arbeit wurden Operationspräparate der ACI und von Arterien weiterer Lokalisationen untersucht. Alle ACI Proben stammen von Patienten, die in der Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Leipzig endarteriektomiert wurden. Der Eingriff wurde bei symptomatischer oder asymptomatischer Stenose der ACI durchgeführt. Bei allen Patienten lag eine Einverständniserklärung zur Verwendung der während der Operation entnommenen Gefäße für Forschungszwecke vor (Ethikantrag „Nachweis von CD97 in Gefäßen“; Reg.-Nr. 148-2005, genehmigt durch die Ethik-Kommission an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig am 15.7.2005). Die Präparate aus anderen Lokalisationen stammen von Transplantatspendern, von denen keine weiteren Daten verfügbar waren. Die Zustimmung zur Gefäßentnahme bei diesen Spendern wurde von der Deutschen Stiftung für Organtransplantation in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation dokumentiert. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 139 Gefäßpräparate zufällig ausgewählt, davon waren 72 Präparate der ACI (ACI-Patientengruppe). Die übrigen 67 Präparate wurden aus verschiedenen Lokalisationen entnommen (Tab. 4). Arterie Anzahl Arteria carotis communis 3 Truncus brachiocephalicus 1 Arteria subclavia 4 Arteria mesenterica superior 1 Arteria iliaca communis 1 Arteria iliaca interna 16 Arteria illiaca externa 4 Arteria femoralis communis 8 Arteria profunda femoris 12 Arteria femoralis superficialis 2 Arteria poplitea 15 Tabelle 4: Lokalisation der von Transplantatspendern entnommenen Arterien 2.1.1. Gewinnung und Aufarbeitung der Gefäße 17
Die 72 Gefäßpräparate der ACI-Patientengruppe wurden mittels EEA oder TEA gewonnen. Die EEA ermöglicht, dass die Plaquestruktur über die gesamte Ausdehnung erhalten bleibt. Die Desobliterate wurden intraoperativ sofort in PBS (engl. phosphate buffered saline) gelegt und innerhalb von einer Stunde in Tissue Tek® eingebettet, eingefroren und bis zur Verwendung bei -80°C aufbewahrt. Die ACI-Patientengruppe wurde aufgrund der Anamnese, der klinischen Untersuchung und ggf. des Befundes aus der kraniellen Computertomographie in asymptomatische oder symptomatische Patienten eingeteilt. Ischämiebedingte zerebrale Symptome (Amaurosis fugax, transiente ischämische Attacke oder vollendeter Schlaganfall) bedeuteten eine Zuordnung zur symptomatischen ACI- Stenose. Zufällig, z.B. im Rahmen von Routineuntersuchungen bei bestehender pAVK entdeckte Stenosen wurden als asymptomatisch gewertet. Aus dem Transplantatspender wurden die Gefäße steril entnommen, in PBS gelegt und innerhalb von 24 Stunden in Tissue Tek® eingebettet, eingefroren und bis zur Verwendung bei –80°C aufbewahrt. 2.1.2. Herstellung von Gefrierschnitten Für die Herstellung von Gefrierschnitten wurden die Gefäße im Kryostaten bei –20°C mit dem Einbettmaterial Tissue Tek® bedeckt. Es wurden 6 m dicke Schnitte hergestellt, auf Superfrost® Objektträger aufgezogen und bei Raumtemperatur getrocknet. Die Schnitte wurden bis zur Verwendung bei –80°C aufbewahrt. 2.1.3. Histomorphologische Beurteilung Ein Schnitt des Gefäßpräparates wurde mit Hämatoxylin-Eosin gefärbt. In einem weiteren Schnitt wurde die Elastika mittels van-Gieson-Färbung dargestellt. Durch die Beurteilung beider Färbungen können die Anteile des Plaques im Gefäß zu lokalisiert und bestimmt werden [52]. Jedes Gefäßpräparat wurde bezüglich Lipidkerngröße, Plaquehemorrhagie, Verkalkung, Plaqueruptur und Thrombus auf der Oberfläche beurteilt. Als ein Lipidkern wurde amorphes Material, das Cholesterinkristalle enthält, definiert. Er wurde als „groß“ gewertet, wenn er mehr als 50% der Dicke des Plaques einnahm. Plaquehämorrhagie lag vor, wenn es innerhalb des Plaques eine Zone mit geronnenem Blut gab, die die Plaque-Architektur zerstörte. Die Einblutungen durften nicht mit frischen Gewebezerreißungen vergesellschaftet sein, um einen Artefakt durch intraoperativ verursachte Einblutungen auszuschließen. Eine Plaqueruptur lag vor, wenn es eine klare Verbindung zwischen den Lipidkern und dem Lumen gab, die mit einem Riss in der fibrösen 18
Kappe vergesellschaftet war und die offenbar nicht während der Operation entstanden ist. Als Thrombus wurde eine organisierte Ansammlung von Fibrin und Erythrozyten an der Endotheloberfläche des Gefäßes definiert [10]. Als Verkalkung wurde eine entweder feingranulär-dissiminierte oder grobschollig-fokale Kalkablagerung gewertet [10]. Um die unterschiedlichen Plaquemorphologien zu klassifizieren, wurden die AHA-Stadien verwendet [7, 8]. Die Plaques der ACI-Patientengruppe wurden zusätzlich in komplizierte und nicht-komplizierte Plaques (engl. complicated and noncomplicated plaques) eingeteilt. Diese Klassifikation erfolgte in Anlehnung an die Arbeit von Milei et al (2003) [53]. Als kompliziert wurden Plaques definiert, die entweder einen Riss, einen Oberflächenthrombus und/oder eine Einblutung zeigten oder die verkalkt und gleichzeitig ulzeriert waren. Als nicht- kompliziert wurden die Plaques gewertet, die entweder verkalkt waren und viel fibrotisches Gewebe und kleine Lipidansammlungen aufwiesen oder die einen großen Lipidkern, aber keinen Riss, keine Einblutung oder keinen Oberflächenthrombus aufwiesen [53]. 2.2. Immunohistochemie Um verschiedene Zelltypen in den Gefäßen zu differenzieren, wurden die Untersuchungen durch imunohistochemische Färbungen am Kryostatschnitt ergänzt. Es wurden Färbungen für CD3, CD68, CD31, von Willebrand Faktor (vWF) und CD90 durchgeführt. Die Fixierung der Schnitte für die CD3, CD31 und CD90 Färbung erfolgte mit eiskaltem Aceton, für die CD68 und vWF Färbung mit Methanol bei Raumtemperatur jeweils für 10 Minuten. Anschließend wurden die Schnitte 3 x 5 Minuten mit PBS gespült, die Aktivität der endogenen Peroxidase 30 Minuten mit 0,3% H2O2 geblockt und die Schnitte für 3 x 5 Minuten mit PBS gespült. Unspezifische Bindungen wurden für 30 Minuten mit Pferdeserum abgesättigt. Nach Spülen für 3 x 5 Minuten mit PBS wurde der Primärantikörper (Tab. 5) aufgetragen und über Nacht bei 4°C inkubiert. Antigen Antikörper Firma Clone Verdünnung Fixierung Identifizierung CD68 Kaninchen- Dako KP1 1:2000 Methanol Makrophagen anti-human Cytomation, Hamburg CD3 Maus-anti- Dako F7.2.38 1:100 Methanol T- human Cytomation, Lymphozyten Hamburg CD31 Maus-anti- ImmunoTools, MEM- 1:100 Aceton EC human Friesoythe 05 CD90 Maus-anti- Geschenk von AS02 1:1500 Aceton EC human A. Saalbach, Universität Leipzig 19
vWF Kaninchen- Dako - 1:2000 Methanol EC anti-human Cytomation, Hamburg Tabelle 5: In den histologischen Untersuchungen verwendete primäre Antikörper. Nach der Inkubation mit dem primären Antikörper erfolgte eine dreimalige Spülung der Schnitte mit PBS. Zur Detektion der des gebundenen Antikörpers wurde der ImmPRESS™ Kit (Vector Laboratories ImmPRESS, Burlingame, CA) genutzt. Der Sekundärantikörper ist direkt mit Peroxidase gekoppelt, wodurch nur sehr wenig Hintergrundfärbung entsteht. Die Schnitte wurden mit einem Spezies-spezifischen sekundären ImmPRESS™ Antikörper für 30 Minuten inkubiert, danach für 3 x 5 Minuten mit PBS gespült, mit dem 3,3'- Diaminobenzidin-Gemisch (DAB, SIGMAFAST™ 3,3‘-Diaminobenzidin Tabletts, Sigma- Aldrich Chemie GmbH, Steinheim) überschichtet und unter Sichtkontrolle entwickelt. Nach Spülung mit PBS wurde die Gegenfärbung mit Mayer´s Haemalaun durchgeführt. Anschließend erfolgten für 5 Minuten die Bläuung der Schnitte unter fließendem Leitungswasser und schließlich die Eindeckung. 2.3. Immunofluoreszenz Um zu bestätigen, dass CD90 auf EC exprimiert wird, wurden Doppelimmunofluoreszenz Färbungen für den vWF und CD90 durchgeführt. Die Schnitte wurden in 4% Paraformaldehyd (PFA) für 10 Minuten fixiert und anschließend für 3 x 5 min in PBS gespült. Endogene Autofluoreszenz wurde mit 0,1% Na-Borohydrid in PBS gequencht. Die Schnitte wurden für 3 x 5 min in PBS gespült. Unspezifische Bindungen wurden mit 5% Ziegennormalserum für eine Stunde bei Raumtemperatur geblockt. Der erste primäre- Antikörper (Kaninchen-anti-human vWF; Dakocytomation, Hamburg) wurde mit 5% Ziegennormalserum verdünnt (Verdünnung 1:2000) und über Nacht bei 4°C auf den Schnitten inkubiert. Die Schnitte wurden für 3 x 5 min in PBS gespült und mit einem sekundären Ziege-anti-Kaninchen Alexa-Fluor 546 (Alexa Fluor® 546 F(ab')2 fragment of goat anti-rabbit IgG (H+L), Katalognummer A-11071, Invitrogen, Karlsruhe) in der Verdünnung 1:100 für eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Nach dreimaliger Spülung mit PBS wurden die Schnitte mit 5 % Huhn-Normalserum für eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Anschließend wurden die Schnitte mit dem zweiten primären Antikörper (Maus-anti-human CD90-Antikörper; clone AS02, Geschenk A. Saalbach, Leipzig) in der Verdünnung 1:400 für 5 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert. Die Schnitte wurden 3 x 5 min in PBS gespült und mit dem sekundären Antikörper Huhn-anti-Maus Alexa-Fluor 488 (Alexa Fluor® 488 chicken anti-mouse IgG (H+L), Katalognummer A-21200, Invitrogen, 20
Karlsruhe) für eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Nach dreimaliger Spülung mit PBS wurden die Präparate mit 4´,6-Diamidino-2-Phenylindol (DAPI) gefärbt und eingedeckt. 2.4. Zellkultur 2.4.1. Präparation der HUVEC Die Nabelschnüre wurden gekühlt in PBS gelagert und innerhalb von 48 Stunden EC präpariert. Noch vorhandenes Blut in der Umbilikalvene wurde durch Spülen mit sterilem PBS entfernt. Die Venen wurden zum Ablösen der Endothelzellen von der Gefäßwand mit Collagenase I (100 U/ml, Katalognummer 17018-029, Invitrogen, Karlsruhe) 20 min bei 37°C intraluminal inkubiert. Die abgelösten EC wurden durch Spülung mit 10 ml PBS in ein Zentrifugenröhrchen überführt und zentrifugiert (10 min, 284 g). Das Pellet wurde in 6 ml Endothelzellmedium (ECBM, engl. Endothelial Cell Basal Medium, Katalognummer C-22210, PromoCell mit SupplementPack, Katalognummer C-39210, PromoCell, Heidelberg) resuspendiert, auf eine mit 0,2% Gelatine beschichtete Petrischale verteilt und bei 37°C inkubiert. Die angewachsenen HUVEC wurden täglich kontrolliert. Sie zeigten eine typische Pflastersteinmorphologie. Bei Erreichen einer Subkonfluenz von ca. 80-90%, in der Regel nach 3 Tagen, wurden die Zellen gesplittet. Dazu wurde das Medium entfernt und die Zellen zweimal mit 5 ml PBS gespült, um Zelldebris und nichtadhärente Zellen aus der Zellkultur vollständig zu entfernen. Im Anschluss wurden die Zellen bei 37°C mit 1 ml einer 0.05 U/ml Trypsinlösung inkubiert und regelmäßig unter dem Mikroskop kontrolliert, bis sich alle Zellen vom Boden des Kulturgefäßes gelöst hatten. Die Trypsinreaktion wurde durch Zugabe von PBS im Überschuss gestoppt und die Zellsuspension bei 242 g, 5 min zentrifugiert. Das Pellet wurde in 5 ml Endothelzellmedium resuspendiert und in einem neuen, mit Gelatine beschichteten Zellkulturgefäß ausgesät. Bei frisch angelegten Kulturen wurde der erste Mediumwechsel ein oder zwei Tage nach der Präparation durchgeführt, bei älteren Kulturen aller zwei bis drei Tage. 2.4.2. Humane EC aus der Koronararterie Für die Experimente wurden tiefgefrorene humane EC aus der Koronararterie (HCAEC, engl. Human Coronary Artery Endothelial Cells; Katalognummer C-12221, PromoCell, Heidelberg) verwendet. Das Kryoröhrchen wurde in einem Wasserbad (37° C) so lange erwärmt, bis der Inhalt aufgetaut war. Die resuspendierten Zellen wurden in ein Kulturgefäß mit vorgewärmtem Medium übergetragen und in einem Inkubator (37°C, 5% CO2) kultiviert. Das 21
Medium wurde nach 16 bis 24 Stunden ersetzt. Beim Erreichen einer 70 bis 90% Konfluenz wurden die Zellen geteilt. Zum Ablösen der Zellen wurde der DetachKit (Katalognummer C41200/C-41210/C-41220, PromoCell, Heidelberg) entsprechend den Herstellervorschriften verwendet. 2.4.3. Stimulation der EC Die Reinheit der Endothelzellkultur wurde mittels Durchflusszytometrie durch Nachweis von CD31 bestimmt. HUVEC wurden der in der ersten bis dritten Passage verwendet, HCAEC in der vierten bis fünften Passage. Die Zellen wurden in einer 6-well-Platte mit einer Dichte von 3x105 Zellen/ml Medium ausgesät. Bei einer Subkonfluenz von 80-90% wurden die Zellen stimuliert. Dazu wurde das Medium entfernt und die Zellen wurden mit PBS gespült. Die EC wurden mit Zytokinen oder anderen Stimulantien inkubiert, von denen bekannt ist, dass sie eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Atherosklerose spielen (Tab. 6). Substanz Firma Katalognummer Eingesetzte (Literatur) Konzentration IL-1 [54, 55] ImmunoTools, Friesoythe 11349012 20pg/ml IL-6 [56, 57] ImmunoTools, Friesoythe 11340060 50ng/ml TNF- [56, 57] ImmunoTools, Friesoythe 11343013 50ng/ml INF- [55, 57] ImmunoTools, Friesoythe 11343534 50ng/ml PDGF-BB [9] ImmunoTools, Friesoythe 11343672 50ng/ml VEGF [58] ImmunoTools, Friesoythe 11343662 50ng/ml LPS [59, 60] Sigma-Aldrich Chemie L6529 100ng/ml GmbH, Steinheim sCD40L [55, 61-63] ImmunoTools, Friesoythe 11343343 0,5 g/ml CXCL7 [61, 64] ImmunoTools, Friesoythe 11343392 10ng/ml CXCL12 [61, 63, 65] ImmunoTools, Friesoythe 11343362 50ng/ml IL-8 [66, 67] ImmunoTools, Friesoythe 11340080 50ng/ml Histamin [54] Sigma-Aldrich Chemie 53300 100 M GmbH, Steinheim Adiponektin [24] Geschenk, Institut für 200 ng/ml Biochemie, Universität Leipzig Leptin [68] Geschenk, Institut für 100 ng/ml Biochemie, Universität 22
Leipzig D-(+)-Glukose Sigma-Aldrich Chemie G7021 5,5, 10,5, 15,5, [55, 69, 70] GmbH, Steinheim 20,5 mmol/l Tabelle 6: In den Experimenten eingesetzte Substanzen, die eine Rolle in der Entstehung der Atherosklerose spielen. Die Stimulantien wurden in Endothelzellmedium gelöst. Als Positivkontrolle diente PMA (Katalognummer P 8139, Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim) in einer Konzentration von 10 ng/ml. EC mit ECBM und ohne zusätzlichen Stimulantien wurden als Negativkontrolle mitgeführt. Die Inkubationszeit betrug je nach Versuch 48 bis 96 Stunden. 2.4.3.1. Kultur der monozytären Zelllinie THP-1 Neben Zytokinen und anderen chemischen Substanzen, die zur Entwicklung der Atherosklerose beitragen, wurde untersucht, ob die Expression von CD90 durch Schaumzellen (engl. foam cells), die sich in den atherosklerotischen Plaques befinden, beeinflusst wird. Schaumzellen wurden durch Behandlung der monozytären THP-1 Zellen (engl. human acute monocytic leukemia cell line) mit oxidiertem LDL (ox-LDL) gewonnen. Das Kryoröhrchen mit den THP-1 Zellen (Lot No. 07B012, Sigma-Aldrich, Steinheim) wurde in einem Wasserbad (37° C) erwärmt und die resuspendierten Zellen in vorgewärmten RPMI 1640 (engl. Roswell Park Memorial Institute medium, Katalognr.: R8758, Sigma-Aldrich, Steinheim) mit 10% FCS (engl. fetal calf serum, PromoCell, Katalognr.: C-37355, Heidelberg) in einer Konzentration von 1×105/ml in die Kulturgefäße ausgesät. Die Zellen wurden nach zwei Tagen geteilt. Für den Versuch wurden die THP-1 Zellen in einer Konzentration von 1×10 6/ml mit ECBM in einer 6-well Platte ausgesät. Nach 24 Stunden wurden die Zellen mit 10ng/ml PMA für 24 Stunden stimuliert. Parallel erfolgte die Herstellung des ox-LDL. Zunächst wurde eine 40µM Cu2SO4-Lösung (Katalognr.: C1297, Sigma-Aldrich, Steinheim) hergestellt. 10µl dieser Lösung wurde mit 50µg LDL (Katalognr.: 437644, Calbiochem, Darmstadt) für 24 h bei 37°C inkubiert. Nach 24 Stunden Stimulation mit PMA wurden die THP-1 Zellen bei 242 g, 20°C, für 5 min zentrifugiert und anschließend mit 50 µg oxLDL/ml ECBM für 48 Stunden inkubiert, um die Umwandlung der THP-1 zu Schaumzellen zu induzieren. Als Negativkontrolle diente Medium, dem nur 20 µl 1 mM Cu2SO4-Lösung/ml ECBM hinzugefügt wurde. Anschließend wurden die Stimulationsversuche der HUVEC mit den ox-LDL behandelten THP-1 Zellen sowie mit deren Überständen durchgeführt. 23
2.4.4. Durchflußzytometrie Für die Analyse der HUVEC und HCAEC in der Durchflusszytometrie wurden die Zellen zweimal in PBS gewaschen und bei 242 g für 5 Minuten zentrifugiert. 2 x 105 pelletierte Zellen wurden mit 30 L des verdünnten CD90, ICAM-1 sowie CD31 Antikörpers resuspendiert und bei 4°C für 30 min auf Eis inkubiert. Anschließend wurden die Zellen dreimal mit 100 L PBS gewaschen. Danach wurden die Zellen mit Phycoerythrin- konjugiertem Ziege-anti-Maus Antikörper (Katalog-Nr.: R0480, Dako, Hamburg), 1:100 verdünnt, für 30 min bei 4°C inkubiert. Anschließend wurden die Zellen dreimal in PBS gewaschen und mit 100 L 1% Paraformaldehyd (PFA)/PBS fixiert. Im Durchflusszytometer (FACSCalibur flow cytometer, BD, Heidelberg) wurden jeweils 10000 Zellen gemessen und mit dem Programm Cell Quest Pro (BD CellQuest Pro™ Software) ausgewertet. 2.4.5. Statistische Auswertung und Abbildungen Von den histologischen Färbungen wurde je eine repräsentative Abbildung ausgewählt. Die Daten aus Zellkulturexperimenten sind als Mittelwerte +/- Standardfehler von mindestens drei unabhängigen Experimenten dargestellt. Die statistische Auswertung wurde mittels Mann-Whitney-U-Test, Fischer-Test oder Chi-Quadrat-Test (WinSTAT, Version 2012.1, R. Fitch Software, Bad Krozingen) durchgeführt. 24
3. Ergebnisse 3.1. Histomorphologische Charakterisierung der Gefäßpräparate Die histomorphologische Charakterisierung aller Gefäßpräparate erfolgte durch Begutachtung der mit Hämatoxylin-Eosin bzw. Elastica-van Gieson gefärbten Schnitte. In die weitere histologische Auswertung wurden nur die Gefäßpräparate einbezogen, in denen die Endothelzellen vorhanden waren. Das war in 117 von insgesamt 139 Präparaten der Fall. Weiterhin wurden die Gefäßpräparate nach der AHA-Klassifikation [8] sechs Atherosklerosestadien zugeordnet (Abb. 3). Am häufigsten gehörten die Gefäße den Atherosklerosestadien III (n=26), V (n=36) und VI (n=23) an. Abbildung 3: Alle Gefäßpräparate wurden nach AHA-Klassifikation in sechs Arteriosklerosestadien zugeordnet. Die Plaques der ACI-Patientengruppe wurden nach folgenden Kriterien beurteilt: Lipidgehalt der Verschlusskerne, Blutung im Plaque, sowie Plaqueruptur und Thrombusformation. Anschließend wurden die verschiedenen Plaquetypen der ACI-Patienten nach histomorphologischen Kriterien entsprechend Milei et al. [53] in zwei Gruppen unterteilt: komplizierte Plaques und nicht-komplizierte Plaques (engl. complicated und non- complicated) (Abb. 4). 25
Abbildung 4: Prozentuale Verteilung der komplizierten und nicht-komplizierten Plaques in der ACI-Patientengruppe pro Arteriosklerosetadium. Um die Ausprägung der entzündlichen Reaktion in Plaques in der ACI-Patientengruppe genauer beurteilen zu können, wurden zusätzlich Makrophagen und Lymphozyten mittels Immunohistologie identifiziert. Alle Gefäßpräparate in der ACI-Patienten Gruppe wurden mit anti-CD68 und anti-CD3 Antikörpern gefärbt. Anhand der Ausprägung der CD68 und CD3 Expression in den Präparaten wurde ein Entzündungswert (engl. Inflammation Score, IS) in Anlehnung an die Arbeit von Redgrave et al. 2006 gebildet. Ein Entzündungswert kleiner oder gleich zwei wurde als nicht relevante entzündliche Infiltration gewertet [10]. Die Zunahme der Entzündungszellen in der Plaque war im Stadium V vs. Stadium VI statistisch signifikant (p=0,04) (Abb. 5). Abbildung 5: Die Plaques der ACI-Patientengruppe wurden in zwei Kategorien unterteilt: mit IS (engl. Inflammation Score) 1-2 und IS 3-6. 26
Anhand der klinischen Angaben zu den Patienten in der ACI-Patientengruppe (Amaurosis fugax, TIA, oder Schlaganfall bzw. keine Symptome) wurden die Plaques entsprechend der Publikation von Redgrave et al. [10] in symptomatisch und asymptomatisch klassifiziert. Insgesamt wurden 31 Plaques als symptomatisch und 22 Plaques als asymptomatisch gewertet (Abb. 6). Abbildung 6: Verteilung der symptomatischen und asymptomatischen Plaques pro Arteriosklerosestadium in der ACI-Patientengruppe. Die morphologischen Kriterien wurden in Abhängigkeit von klinischen Daten bezüglich der Symptomatik der ACI-Patienten ausgewertet. Eine Korrelation zwischen der symptomatischen ACI-Stenose und dem Vorhandensein eines Oberflächenthrombus konnte nachgewiesen werden (p=0,05). Die symptomatische ACI-Stenose korrelierte mit weiteren untersuchten histologischen Merkmalen nicht (Tab. 7). Der IS war in symptomatischen Plaques ebenfalls nicht signifikant erhöht. Die Ergebnisse der histologischen Beurteilung der Gefäße waren mit Daten in der Literatur vergleichbar [10, 53, 71]. Histologische Ereignisse in Asymptomatisch Symptomatisch p der ACI Patientengruppe, n n (%) n (%) Verkalkung, 34 13 (59,1) 21 (67,7) NS Großer Lipidkern, 3 8 (36,4) 23 (74,2) NS Plaqueblutung, 19 7 (31,8) 12 (38,7) NS Plaqueriss, 17 3 (13,6) 14 (45,2) NS Oberflächenthrombus, 9 1 (4,6) 8 (25,8) 0,05 Komplizierte Plaque, 33 9 (40,9) 24 (77,4) NS Tabelle 7: Histomorphologische Kriterien und Symptomatik der ACI-Stenose. Anzahl (n), nicht signifikant (NS). 27
3.2. Expression von CD90 auf makrovaskulären EC der atherosklerotischen Gefäße Alle Gefäßpräparate wurden mit einem CD31 Antikörper immunhistologisch gefärbt. CD31 wird in den untersuchten Gefäßen vor allem stark von EC exprimiert. Da CD31, ein Bestandteil der endothelialen Interzellularverbindungen, auch von Leukozyten exprimiert werden kann [72, 73], musste sichergestellt werden, dass es sich bei der CD31-positiven Zellschicht in den Gefäßen tatsächlich um EC handelt. In Serienschnitten wurden Kontrollfärbungen mit einem vWF Antikörper durchgeführt. Der vWF wird ebenfalls auf EC exprimiert und ist neben CD31 einer der am häufigsten verwendeten immunhistochemischen Marker für EC [72, 74, 75]. 117 von 139 Präparaten enthielten eindeutig eine EC-Schicht. Diese wurden anschließend mit dem anti-CD90 (anti-Thy-1) Antikörper gefärbt. Es ist bekannt, dass CD90 nicht nur von aktivierten EC, sondern u. a. auch von Fibroblasten exprimiert wird [30]. Bei der lichtmikroskopischen Beurteilung der CD90-gefärbten atherosklerotischen Gefäßpräparate konnte man erkennen, dass sich häufig unmittelbar unter der obersten Schicht, die den EC entspricht, Bindegewebe findet. Hier sind u.a. Fibroblasten lokalisiert. Sie sind in der histologischen Färbung CD90 positiv. Die Unterscheidung von CD90-positiven Fibroblasten, die direkt unter den EC liegen, und tatsächlich CD90-positiven EC war deshalb oft herausfordernd, insbesondere dann, wenn es sich um fortgeschrittene Atherosklerosestadien handelte. Die Spezifität der immunhistologischen Darstellung von CD90 in der inneren luminalen Zellschicht atherosklerotischer Gefäße wurde letztlich mittels Doppelmarkierung von CD90 und vWF, dem EC Marker [72] in der Immunfluoreszenz geklärt. Dabei konnte man erkennen, dass auf der obersten Zellschicht die identischen Zellen das CD90 und vWF exprimierten (Abb 7). A B C Abbildung 7: Doppelimmunfluoreszenzfärbung mit CD90 (grün) und vWF (rot) einer atherosklerotischen Arterie. A. CD90 ist auf EC (oberste Zellschicht) und auf Fibroblasten (tieferliegende Zellschichten) lokalisiert. B. Der vWF ist nur auf EC vorhanden. C. Die Überlappung der Färbungen (gelb) zeigt, dass vWF und CD90 von den gleichen Zellen auf der obersten luminal-gerichteten Zellschicht exprimiert wird, die den EC entspricht. 28
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