Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft

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S2    Abstracts

      43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft

      Ort/Datum:                             Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008

      Tagungsprsident:                      Prof. Dr. Hans Hauner, Mnchen / Freising-Weihenstephan

      Vortrge                                                                     mal eine Quelle adulter Stammzellen zur Verfgung stehen, mit denen
                                                                                   die Zellersatztherapie des Diabetes mellitus mglich wird.
      Freie Vortrge: Insulinsekretion, Betazelle, Autoimmunitt I

                   Generierung von Betazell-Progenitorzellen aus                                  Die beiden DNA-Bindungsdomnen des
                   duktalen Stammzellen                                                           Transkriptionsfaktors Pax6 haben
      1            Grabmaier U1, Offers M1, Seissler J1
                                                                                    2             unterschiedliche Funktionen in der Entwicklung
                   1
                     Medizinische Klinik Innenstadt, Diabetes Zentrum,                            des endokrinen Pankreas
                   Mnchen, Deutschland                                                           Dames P1, Puff R1, Weise M1, Parhofer KG1, Gke B1,
                                                                                                  Favor J2, Graw J3, Lechner A1
                                                                                                  1
     Fragestellung: Eine Neogenese von Betazellen kann durch Proliferation                          Klinikum Großhadern/LMU, Medizinische Klinik 2,
     prexistenter Betazellen oder durch Differenzierung aus Progenitorzel-                       Mnchen, Deutschland, 2GSF-National Research Center for
     len/Stammzellen erfolgen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es,                         Environment and Health, Institute of Human Genetics,
     eine Methode zu etablieren, potentielle Stammzellen aus den Pankreas-                        Neuherberg, Deutschland, 3GSF-National Research Center
     gangzellen zu isolieren, die die Fhigkeit haben unter definierten Bedin-                    for Environment and Health, Institute of Developmental
     gungen in Betazellen auszureifen. Methodik: Aus Pankreata adulter                            Genetics, Neuherberg, Deutschland
     C 57Bl6 Muse wurden durch Kollagenaseverdau kleine Duktuli isoliert
     und auf kollagenebeschichteten Zellkulturplatten in Medium mit EGF            Fragestellung: Pax6 ist ein Transkriptionsfaktor mit wesentlicher Be-
     kultiviert. Durch Limiting Dilution wurden die Zellen auf Einzelzellebe-      deutung fr die Entwicklung des endokrinen Pankreas, des ZNS und
     ne ausplatiert und mittels FACS und RT-PCR auf Pankreasgang- und              des Auges. Eine komplette Inaktivierung von Pax6 fhrt im Pankreas
     Stammzellmarker untersucht. Zelllinien mit epithelialen Charakteristika       zum Fehlen glukagonproduzierender a-Zellen und zu einer verminder-
     (mDP-Zellen) wurden weiter phnotypisiert und fr Differenzierungs-           ten b-Zellzahl. Pax6 besitzt zwei DNA-bindende Domnen, eine paarige
     experimente (Variation des Zellkulturmediums, Zugabe von Wachs-               Domne („paired domain“/PD) und eine Homodomne (HD). Die spezi-
     tumsfaktoren) eingesetzt. Untersucht wurden stammzellassoziierte              fischen Funktionen der beiden DNA-Bindungsdomnen in der Entwick-
     Marker (BCRP1, Nestin, Sox, Ck19), Progenitormarker (Pdx1, Ngn3, Neu-         lung endokriner Langerhansinseln war bisher unklar. Gegenstand dieser
     roD, Nkx6.1, MafA, Pax4) und die Insulinexpression (Proinsulin I und II).     Arbeit war es deshalb, dieser Frage nachzugehen. Methodik: Von em-
     Ergebnisse: Durch schrittweise Subkultivierung von Pankreasgangzel-           bryonalem Pankreasgewebe (e17.5 – 18.5) aus Mauslinien, die entweder
     len ist es gelungen, Zelllinien zu generieren, die typische duktale Marker    eine Mutation in der PD (Pax6-Aey18) oder in der HD (Pax6 – 4Neu) von
     exprimieren (Cytokeratin-19 und -20). Diese Zellen zeigen zustzlich          Pax6 aufweisen, und von entsprechenden Wildtyp-Kontrollen, wurden
     Charakteristika von Stammzellen (BCRP1, Sca1, Nestin), sind aber nega-        Gefrierschnitte angefertigt. Diese wurden mit Antikrpern gegen Gluka-
     tiv auf typische mesenchymale (CD 73, CD 90, CD 105) und hmatopoe-           gon, Insulin, Ghrelin bzw. Amylase fluoreszenzmarkiert. Anhand digi-
     tische Stammzellmarker (CD 34, CD 45, CD 117). Die proendokrinen Tran-        taler mikroskopischer Aufnahmen erfolgte anschließend die Quantifizie-
     skriptionsfaktoren NeuroD, Nkx6.1, Ngn3, MafA, Pax4 und Proinsulin            rung glukagonproduzierender a- und insulinproduzierender b-Zellen.
     waren unter Basalbedingungen ebenfalls nicht nachweisbar. Durch eine          Fr die statistische Analyse der Daten wurde der Student t-Test heran-
     nderung der Kulturbedingungen bzw. Suppression des Notch-Signal-             gezogen. Ergebnisse: Pax6-Aey18-Muse (PD-Mutation) zeigten einen
     weges und Gabe von Retinsure konnte eine deutliche Expression von            Phnotyp, der dem kompletten Pax6-knockout entspricht, mit einem
     MafA, einem wichtigen Regulator der Insulintranskription, und des Be-         vlligen Fehlen glukagonproduzierender a-Zellen und einer Reduktion
     tazell-Progenitormarkers Ngn3 induziert werden. Die Proinsulin I und          der Zahl insulinproduzierender b-Zellen. berdies ergab sich bei dieser
     Proinsulin II Genexpression war nach dieser ersten Phase der Differen-        Mutante, entsprechend dem knockout, eine deutliche Vermehrung
     zierung nur sehr schwach nachweisbar. Schlussfolgerungen: Unsere              Ghrelin-positiver e-Zellen. Pax6 – 4Neu-Muse (HD-Mutation) zeigten
     Experimente zeigen einen neuen Weg auf, duktale Stammzellen aus               dagegen einen milderen Phnotyp. Hier waren a- und b-Zellen vorhan-
     adultem Pankreasgewebe zu isolieren und zu expandieren. Die induzier-         den, jedoch gegenber Wildtypmusen in ihrer Anzahl signifikant ver-
     bare Expression von Ngn3 und MafA zeigt, dass die mDPs Stammzellen            ringert (a-Zellen um 41%; b-Zellen um 39 %; p jeweils < 0,05). Das Ver-
     darstellen, die in endokrine Progenitorzellen ausreifen knnen. Momen-        hltnis von a- zu b-Zellen blieb nahezu unverndert. Schlussfolgerun-
     tan wird untersucht, wie in einer zweiten Differenzierungsphase aus           gen: Diese Untersuchung zeigt, dass die PD von Pax6 eine wichtigere
     den vordifferenzierten mDPs insulin-produzierende Betazellen her-             Rolle bei der Entwicklung des endokrinen Pankreas spielt, als die HD.
     gestellt werden knnen. Wenn dies gelingt, knnte mit den mDPs erst-          Insbesondere fr die Entstehung glukagonproduzierender a-Zellen und
                                                                                   die gleichzeitige Repression ghrelinproduzierender e-Zellen ist die PD

     Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
S4    43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008

     unabdingbar. Auch eine HD-Mutation bewirkt jedoch einen eindeutigen           des Pankreas stieg zwischen Woche 9 und Geburt linear an (r = 0,60;
     pankreatischen Phnotyp. Im Gegensatz dazu ist bereits bekannt, dass          p < 0,001). Die Beta-Zellen entwickelten sich zunchst als vereinzelte
     fr die Entwicklung des Vorderhirns fast ausschließlich die PD von Be-        endokrine Zellen innerhalb des Gangepithels. Nach Differenzierung
     deutung ist. Das Auge wiederum scheint von beiden DNA-Bindungs-               und Separation vom Gangepithel konnte das Auftreten von Beta-Zell-
     domnen im gleichen Ausmaß abhngig zu sein. Somit zeigt unsere               Replikationen regelhaft in den neu gebildeten Inselzellkomplexen beob-
     Untersuchung interessante, organspezifische Unterschiede bezglich            achtet werden (mittlere Frequenz 2,8 € 0,4 %). Ein geringer Prozentsatz
     der Rolle der beiden DNA-Bindungsdomnen in verschiedenen Pax6-ab-            der endokrinen Zellen exprimierte sowohl Insulin als auch Glukagon in
     hngigen Geweben. Darber hinaus sollten weitere Untersuchungen               der frhen Fetal-Periode. Whrend aller Phasen der prnatalen Pankre-
     spezifischer PD- und HD-Zielgene ein besseres Verstndnis der Entwick-        as-Entwicklung fand sich eine enge Beziehung zwischen endokrinen
     lung der einzelnen Zellarten des endokrinen Pankreas ermglichen. Die-        Inseln und Blutgefßen, was auf eine direkte Interaktion zwischen bei-
     ses Wissen knnte z. B. fr die gezielte Differenzierung embryonaler          den Geweben hindeutet. Die Frequenz der Beta-Zell-Apoptose war ins-
     Stammzellen zur Diabetestherapie von großer Bedeutung sein.                   gesamt niedrig und relativ konstant in den unterschiedlichen Entwick-
                                                                                   lungsstufen (1,5 € 0,3 %). Schlussfolgerung: Die Differenzierung von Be-
                                                                                   ta-Zellen beim Menschen beginnt in der Woche 9 p. c. Die Beta-Zellen
                   Die Dual-Leucine-Zipper-Bearing Kinase trgt zu                 entwickeln sich primr aus duktalen Vorluferzellen, von wo aus sie ins
                   dem TNF-alpha induzierten Verlust der                           pankreatische Mesenchym wandern und sich schließlich ber den Me-
      3            Beta-Zellmasse und -funktion bei                                chanismus der Replikation vermehren. Diese Studien belegen somit die
                   Brchers S1, Klimpel C1, Blume R1, Oetjen E1                    Bedeutung sowohl der Beta-Zell-Differenzierung als auch der Replikati-
                   1
                    Universitt Gttingen, Molekulare Pharmakologie,               on whrend der prnatalen Expansion der Beta-Zell-Masse beim Men-
                   Gttingen, Deutschland                                          schen.

     Fragestellung: Produktion und die Sekretion des proinflammatorischen
     Cytokins TNF-alpha sind bei der Adipositas erhht. Durch Aktivierung                         Isolierung multipotenter Stammzellen aus
     der c-Jun-N-terminalen Kinase (JNK) fhrt TNF zu einer inhibitorischen                       adulten Haarfollikeln fr die
     Phosphorylierung des Insulinrezeptors, sodass TNF-alpha eine entschei-
                                                                                    5             Transdifferenzierung in insulinproduzierende
     dende Rolle fr die Entwicklung der Insulinresistenz spielt. In der hier                     Betazellen
     prsentierten Studie wurde die Wirkung von TNF-alpha fr das ber-                           Nath M1, Hummel M1, Offers M1, Sattler C1, Seissler J1
                                                                                                  1
     leben von Beta-Zellen untersucht. Methodik: MTT-Test, Immuncytoche-                            Medizinische Klinik Innenstadt, Diabetes Zentrum,
     mie mit einem Antikrper gegen fragmentierte Caspase-3, Immunprzi-                          Mnchen, Deutschland
     pitation, transiente Transfektionen und Reportergenassays in der Insulin
     produzierenden Beta-Zelllinie HIT. Ergebnisse: TNF-alpha verminderte          Fragestellung: Durch die Transplantation von isolierten Inselzellen oder
     das berleben der Beta-Zellen um 10 %. Das Cytokin induzierte zeit- und       des gesamten Pankreasorgans kann der Typ-1-Diabetes geheilt werden.
     konzentrationsabhngig die Fragmentierung der Caspase-3 und damit             Der Mangel an Spenderorganen fhrt allerdings dazu, dass diese Metho-
     eine Apoptose. Die enzymatische Aktivitt der zellulren, immunprzi-         de nur sehr wenigen Patienten angeboten werden kann. Ein neuer, viel-
     pitierten Dual-Leucine-Zipper-Bearing Kinase (DLK) wurde durch TNF-           versprechender Ansatz ist die Herstellung von Betazellen aus Stamm-
     alpha (30 ng/ml) 1,5-fach erhht. Die Apoptose-induzierende Wirkung           zellen. Bisher ist unklar, welcher Stammzelltyp prinzipiell fr die Gene-
     von TNF-alpha, gemessen als Fragmentierung der Caspase-3, wurde               rierung von Betazellen eingesetzt werden kann. Ziel der Untersuchung
     durch die berexpression der DLK verstrkt und durch die berexpres-          war es, das endokrine Potential adulter multipotenter Stammzellen aus
     sion einer Kinase-toten DLK Mutante vermindert. TNF-alpha hemmte              der Haarwurzel zu untersuchen. Methodik: Fr die Isolierung von Haar-
     konzentrationsabhngig spezifisch die durch Membrandepolarisation             follikelstammzellen wurden Hautbiopsien aus dem Rcken und aus der
     induzierte Aktivitt des Beta-Zellprotektiven Transkriptionsfaktors CREB      Schnauzenregion von zwei verschiedenen Musestmmen entnommen
     und seiner DNA-Bindungssequenz, dem CRE. Eine Reduktion der zellu-            und ber Nacht in Dispase verdaut. Nach Picken der Haarfollikel wurde
     lren DLK durch small interference RNA verminderte die TNF-alpha-in-          eine Einzelzellsuspension hergestellt. Es folgte die Austestung verschie-
     duzierte Hemmung der CRE-abhngigen Gentranskription von 47 % auf             dener Kulturbedingungen fr die Generierung von Stammzelllinien. Ab
     27%. Ein verminderter zellulrer DLK-Gehalt fhrte ebenfalls zu einer         Passage vier erfolgte die Zellcharakterisierung auf RNA- (RT-PCR) und
     verminderten TNF-alpha-induzierten Phosphorylierung von JNK.                  Proteinebene (FACS). Durch Gabe spezifischer Faktoren wurde das Diffe-
     Schlussfolgerung: In Anbetracht der Bedeutung von CREB fr die Auf-           renzierungspotential in Knochen-, und Fettzellen sowie in endokrine
     rechterhaltung der Beta-Zellmasse und -funktion lassen unsere Daten           Zellen analysiert. Ergebnisse: Unter definierten Isolierungs- und Kulti-
     vermuten, dass TNF-alpha durch Aktivierung der DLK zu einer Hem-              vierungsbedingungen ist es gelungen, Haarfollikelstammzellen (mHFSC)
     mung der transkriptionellen Aktivitt von CREB fhrt. Auf diese Weise         mit charakteristischen Expressionsprofil (Cytokeratin-19, Nestin, GA-
     knnte TNF-alpha zu einer verstrkten Beta-Zellapoptose und so zu der         TA3) zu isolieren, die sich problemlos ber mehrere Passagen expandie-
     molekularen Pathogenese von Diabetes mellitus beitragen.                      ren lassen. Zustzlich waren stammzell-assoziierte Marker wie z. B.
                                                                                   BRCP1, Sca-1 und Sox9 nachweisbar. Mesenchymale (CD 73, CD 90) und
                                                                                   hmatopoetische Marker (CD 34, CD 45, CD 117) wurden nicht expri-
                   Prnatale Inselzellentwicklung im humanen                       miert. Mit etablierten Differenzierungsprotokollen konnten aus den
                   Pankreas                                                        mHFSCs Adipozyten (Oil-Red-Frbung) und Osteoblasten (Von-Kossa-
      4            Meier JJ1, Alkhatib B1, Sergi C2, Junker T2, Klein HH3,         Frbung) hergestellt werden. Nach der Kultivierung in serumfreiem-Me-
                   Schmidt WE1, Fritsch H2                                         dium war der endodermale Marker HNF3beta nachweisbar. Schlussfol-
                   1
                     St. Josef-Hospital, Ruhr-Universitt, Bochum, Deutschland,    gerungen: In der vorliegenden Arbeit wurde erstmals gezeigt, dass eine
                   2
                     Medical University, Innsbruck, sterreich, 3Bergmannsheil,    Population von adulten Stammzellen aus dem Haarfollikel verwendet
                   Ruhr-Universitt, Bochum, Deutschland                           werden kann, um endodermale Zellen herzustellen. Momentan werden
                                                                                   die weiteren Ausreifungsbedingungen von den endodermalen Zellen hin
     Einleitung: Die Regeneration von Beta-Zellen gilt als mgliche Zu-            zu endokrinen Progenitorzellen und reifen Betazellen untersucht. Da
     kunftsoption fr die Therapie des Diabetes. Allerdings ist bislang nur        erste Ergebnisse besttigen, dass der gleiche Stammzelltyp auch aus
     wenig ber die Dynamik und die Quellen der prnatalen Beta-Zell-Ent-          humanen Haarfollikeln angezchtet werden kann, besteht berechtigte
     wicklung beim Menschen bekannt. In Musen erfolgt die prnatale Ent-          Hoffnung, dass es Zukunft gelingen knnte aus den HFSCs Betazellen
     wicklung von Beta-Zellen nahezu ausschließlich ber die Differenzie-          fr die Diabetestherapie herzustellen. Damit stnde eine neue Quelle
     rung von duktalen Progenitorzellen, whrend die Beta-Zell-Replikation         autologer, adulter Stammzellen zur Verfgung, die den Vorteil der ethi-
     eine untergeordnete Rolle spielt. In der vorliegenden Studie wurde die        schen Unbedenklichkeit besitzt.
     zeitliche Dynamik des prnatalen Beta-Zell-Wachstums beim Menschen
     analysiert. Ferner wurden die mglichen Quellen der Beta-Zell-Entwick-
     lung (Replikation vs. Differenzierung) evaluiert. Methodik: Humanes
     Pankreasgewebe von 65 Embryos und Feten im Alter von acht Wochen
     post conceptionem (p. c.) und Geburt wurde untersucht. Pankreasschnit-
     te wurden fr Insulin, Glukagon, KI67, TUNEL und CD 31 angefrbt und
     einer morphometrischen Analyse zugefhrt. Ergebnisse: Die Expression
     von Insulin war ab Woche 9 p. c. nachweisbar, wohingegen Glukagon
     bereits in Woche 8 vorhanden war. Die fraktionelle Beta-Zell-Flche

     Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
S6    43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008

                   The stress-related protein p8 protects beta cells                Glucosetoleranztest stieg die Blutglucosekonzentration der Kontrollrat-
                   from streptozotocin (STZ)-induced cell death in                  ten auf 10,1 mM € 2,3, die der Insulintransformierten Ratten nur auf 8,5
      6            vitro                                                            mM € 1,4. Nach Glibenclamidinjektion konnte kein signifikanter Unter-
                   Pth G1, Perakakis N1, Ehler S1, van Loosen S1, Alt M1,          schied im Anstieg der Seruminsulinkonzentrationen in den beiden Tier-
                   Stahl T1, Seufert J1                                             gruppen gemessen werden. Immunhistochemische Untersuchungen der
                   1
                     Uniklinik Freiburg, Medizin II, Endokrinologie/Diabetologie,   Lebern der Versuchstiere ergaben, dass ca. 20 % der Hepatocyten positiv
                   Freiburg, Deutschland                                            fr Insulin nach der Injektion von Insulin-Lentiviren waren. Schlussfol-
                                                                                    gerungen: Durch einen lentiviralen Gentransfer furinsensitiven huma-
     Aims: Within the exocrine pancreas, p8 expression is induced by pan-           nen Insulins in Hepatozyten diabetischer Ratten konnte ber einen Zeit-
     creatitis and protects exocrine tissue from inflammatory damage via            raum von mehr als 180 Tagen eine Normalisierung der diabetischen
     inhibition of NFkB. In previous work, we investigated the role of p8           Stoffwechsellage erreicht werden. Mithilfe der Injektion von Glibencla-
     within the endocrine pancreas and characterised p8 as a glucose-depen-         mid, das nur die Insulinsekretion der verbliebenen beta-Zellen stimu-
     dent mediator of beta cell proliferation. Here we investigate the hypoth-      liert, konnte gezeigt werden, dass die Blutglucosesenkung durch den
     esis that p8 protects beta cells from cell damage by the diabetogenic          Transfer des Insulingens in die Leber hervorgerufen wurde.
     drug STZ. Methods: We investigated native and transiently transfected
     INS-1E and beta-TC 3 beta cells. For transfections, we used a CMV-driven
     p8 expression plasmid or an empty plasmid control (mock). STZ-induced                        Der Einfluss hoher Glucose auf die Vitalitt von
     p8 gene expression and viability of cells were established with a MTS                        insulinproduzierenden Zellen
     assay and qPCR using commercially bench-tested primers, respectively.
                                                                                     8            Schmitt H1, Lenzen S1, Baltrusch S1
                                                                                                  1
     Initially we characterised time and dose response of cell lines to 6, 12,                     Medizinische Hochschule Hannover, Institut fr Klinische
     and 24 h STZ. Results: Mouse beta-TC 3 (24 h LD 50, 5 mM) were sub-                          Biochemie, Hannover, Deutschland
     stantially more resistant to STZ than rat INS-1E (24 h LD 50, 0.7 mM). In
     both cell lines, 6 h exposure to STZ dose-dependently enhances endo-           Fragestellung: In insulinproduzierenden Zellen bernimmt die Gluco-
     genous p8 gene expression to a maximum of about 4fold at 24 h LD 50            kinase (GK) die Rolle eines Glucosesensors fr die glucoseinduzierte
     concentrations. Further increase of STZ dosages continuously reduces p8        Insulinsekretion. Die GK kann millimolare Vernderungen der extrazel-
     gene expression indicating that endogenous p8 cannot be induced in             lulren Glucosekonzentration an signalgebende glykolytische Fluxnde-
     lethally damaged beta cells. Furthermore, transient p8 overexpression          rungen koppeln. Ein Anstieg der GK-Expression fhrt somit zu einer
     enhances cell viability after 24 h exposure to STZ below 24 h LD 50 do-        gesteigerten Insulinsekretion. Allerdings wird auch der toxische Einfluss
     sages in both INS-1E and beta-TC 3 about 20 % despite only low efficiency      einer hohen Glucosekonzentration auf insulinproduzierende Zellen dis-
     of liposomal gene transfer (INS-1E, 30 – 50 %; beta-TC 3, 10 – 30 %). The      kutiert. Es ist daher das Ziel dieser Studie, anhand einer generierten
     protective effect of ectopic p8 expression is abolished at dosages higher      RINm5F-Zelllinie mit regulierbarer GK-Expression zu klren, ob die GK
     than 24 h LD 50 indicating that enhanced p8 levels cannot protect leth-        zur Glucosetoxizitt in insulinproduzierenden Zellen beitrgt. Metho-
     ally damaged cells. Conclusion: These results demonstrate that, in beta        dik: Das RheoSwitch Expressionssystem wurde eingesetzt, um eine
     cells, p8 is a stress-induced factor, which exerts protection against STZ-     stabile GK berexprimierende RINm5F-Zelllinie zu generieren. Positive
     induced cell death. Whether p8 mediates its protective effects only via        Klone mit prziser Regulation wurden ber G418 selektioniert. Die Zel-
     stimulation of cell proliferation or also via inhibition of apoptosis is       len wurden bei 1, 10 und 30 mmol/l Glucose kultiviert und die GK En-
     under current research.                                                        zymaktivitt ber einen photometrischen Test gemessen. Die Zellvitali-
                                                                                    tt wurde mittels MTT Assay und die Insulinsekretion mittels Radio-
                                                                                    immunoassay analysiert. Das mitochondriale Membranpotential wurde
                   Gentherapie diabetischer Ratten durch                            fluoreszenzmikroskopisch unter Verwendung der Indikatoren JC 1 und
                   hepatische Insulinexpression nach lentiviralem                   TMRE bestimmt. Ergebnisse: Insulinproduzierende RINm5F Zellen mit
      7            Gentransfer                                                      induzierbarer GK-Expression wurden fr 48 h mit ansteigenden Konzen-
                   Elsner M1, Jrns A2, Lenzen S1                                   trationen des synthetischen Induktors RSL 1 (0, 0.5, 62.5, 125, 250 und
                   1
                     Medizinische Hochschule Hannover, Institut fr Klinische       500 nmol/l) bei 10 mmol/l Glucose kultiviert. RINm5F-R-EYFP-GK Zellen
                   Biochemie, Hannover, Deutschland, 2Medizinische                  zeigten bei ansteigender Induktorkonzentration einen Anstieg der GK
                   Hochschule Hannover, Zentrum Anatomie, Hannover,                 Aktivitt. Bei maximaler Induktion wurde ein 5facher Anstieg der GK
                   Deutschland                                                      Aktivitt gemessen, der mit der Zunahme an GK Protein, analysiert mit-
                                                                                    tels    Fluoreszenzmikroskopie,      korrelierte. Die     Vitalitt   der
     Fragestellung: Die Bildung von Insulin in nicht-endokrinen Zellen ist          RINm5F-R-EYFP-GK Klone wurde durch Inkubation fr 48 h bei niedriger
     ein interessantes Therapiekonzept zur Behandlung eines insulinpflichti-        (1 mmol/l) oder hoher (30 mmol/l) Glucosekonzentration im Medium
     gen Diabetes mellitus. Moderne lentivirale Vektorsysteme sind in der           nicht beeinflusst. Ebenso fhrte die GK-Expression nicht zu toxischen
     Lage Transgene stabil auch in nichtteilende Zellen zur Expression zu           Effekten in den Zellen. Auch bei einer Verlngerung der Inkubationszeit
     bringen und sind deshalb ein wertvolles Werkzeug fr gentherapeuti-            auf 2 Wochen konnte nachfolgend kein Vitalittsverlust detektiert wer-
     sche Versuchsanstze. Ziel der vorliegenden Studie war es, durch lenti-        den. In Gegenwart der GK-Expression war die glucoseinduzierte Insu-
     viralen Transfer des humanen Insulingens in Hepatozyten diabetischer           linskretion unter Standardkulturbedingungen um das Zweifache erhht.
     Ratten eine Normalisierung der Blutglucosekonzentration zur erreichen.         Dieser Effekt blieb bei Kultivierung der Zellen bei 30 mmol/l erhalten.
     Methodik: Die kodierende DNA fr furinsensitives humanes Insulin               Der glucoseinduzierte Anstieg des mitochondrialen Membranpotentials
     wurde in ein lentivirales Vektorsystem kloniert. Lentiviren wurden             war nach Induktion der Glucokinase signifikant erhht. Schlussfolge-
     durch Ultrafiltration mit einem Titer von 6 x 107 infektiser Partikel/ml      rungen: Die Hypothese, dass die GK zur Glucosetoxizitt in insulinpro-
     isoliert. Die Virenlsung wurden in die Pfortader STZ-diabetischer Le-         duzierenden Zellen beitrgt, konnte durch unsere Experimente mit pr-
     wis-Ratten (n = 6) mit einer mittleren Blutglucosekonzentration von 10,5       zise regulierbarer GK-Expression nicht besttigt werden. Durch die GK-
     mM € 1,5 injiziert. Diabetische Kontrollratten (n = 6) wurden mit Lenti-       berexpression wurde hingegen die glucoseinduzierte Insulinsekretion
     viren die GFP zur Expression bringen nach demselben Schema behan-              verbessert. Es erscheint daher unwahrscheinlich, dass durch eine chro-
     delt. Die Blutglucosekonzentrationen und das Krpergewicht der Ver-            nisch hohe Glucosekonzentration im Glucosemetabolismus Faktoren
     suchstiere wurden ber 180 Tage hinweg gemessen. Nach 30 Tage wur-             entstehen, die zur Beta-Zellschdigung im T2DM beitragen.
     de ein oraler Glucosetoleranztest (2 g/kg Krpergew.) durchgefhrt.
     Nach 90 Tagen wurde die Seruminsulinkonzentration von Ratten, die
     mit Insulinviren und GFP-Viren behandelt wurden, nach Glibenclami-                           Eine Population von CK19-positiven,
     dinjektion gemessen. Die Lebern der Ratten wurden immunhistoche-                             insulinproduzierenden Surrogatzellen hergestellt
     misch auf Insulin- und GFP-Expression untersucht. Ergebnisse: Durch
                                                                                     9            aus embryonalen Stammzellen der Maus
     die Injektion von Insulin-Lentiviren in die Pfortader STZ-diabetischer                       Naujok O1, Francini F1, Jrns A2, Lenzen S1
                                                                                                  1
     Ratten konnte die Blutglucosekonzentration bereits nach drei Tagen                             Medizinische Hochschule Hannover, Institut fr Klinische
     von 10,8 mM € 1,6 auf 5,5 mM € 0,7 gesenkt werden. Nach 180 Tagen                            Biochemie, Hannover, Deutschland, 2Medizinische
     lag die mittlere Blutglucosekonzentration nahezu unverndert bei 5,9                         Hochschule Hannover, Zentrum fr Anatomie, Hannover,
     mM € 0,4. Fr Kontrollratten, die mit GFP-Viren behandelt wurden, er-                        Deutschland
     gab sich keine signifikante Blutglucosesenkung. Die mit Insulinviren
     injizierten Ratten wiesen mit 95 % eine signifikant hhere Gewichts-           Fragestellung: Embryonale Stammzellen (ES-Zellen) sind in der Lage
     zunahme nach 180 Tagen als die Kontrolltiere mit 70% auf. Im oralen            jeden adulten Zelltyp durch Differenzierung hervorzubringen. Die gerin-

     Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008                            S7

ge Verfgbarkeit von Spenderorganen zur Transplantationstherapie des          Schwangerschaft zusammen hngt. Relativiert auf den Zeitraum treten,
Typ-1-Diabetes mellitus hat daher die Erforschung von Surrogatzellen          außer in Deutschland, nach der Geburt im Mittel in allen anderen Ln-
aus ES-Zellen mit hnlichen Charakteristika wie endokrine Beta-Zellen         dern mehr negative Lebensereignisse auf. Whrend der Schwangerschaft
in den Fokus gerckt. Das Ziel dieser Studie war die Entwicklung eines        unterscheidet sich Finnland von den drei anderen Lndern, dort werden
Differenzierungsprotokolls, welches verlsslich insulinproduzierende          von den Mttern am wenigsten Life Events angegeben. Nach der Geburt
Zellen aus ES-Zellen erzeugt und die Kombinierung dieses Protokolls           unterscheiden sich die Mtter in den USA von Schweden und Deutsch-
mit einem Sortierungsverfahren dieser Zellen. Methodik: Die Sequenz           land und Finnland weisen nochmals weniger Life Events auf. Es wurden
des eYFP-Gens wurde in einem Plasmid durch Klonierung unter die               sechs inhaltliche Kategorien von negativen Lebensereignissen gefunden,
Kontrolle eines 2,9 kb großen Promoterfragments des Cytokeratin 19            die am hufigsten genannt wurden: (1) Krankheit, Verletzung, Kranken-
Gens (CK19) gebracht. Maus-ES-Zellen der Linie ES-D 3 wurden mit die-         hausaufenthalt, (2) Berufliche Schwierigkeiten, (3) Finanzielle Schwie-
sem Plasmid stabil transfiziert und mit einem neuen Differenzierungs-         rigkeiten, (4) Tod, (5) Gewalt, (6) Scheidung, Trennung. Schlussfolge-
protokoll differenziert. Am Tag 12, 19 und 26 der Differenzierung wur-        rung: Die Ergebnisse zeigen, dass die Hlfte der psychosozialen Stresso-
den eYFP+ und eYFP- Zellen mit einem Durchflusszytometer aufgerei-            ren sich auf Krankheit, Verletzung und Krankenhausaufenthalte der
nigt und charakterisiert. Ergebnisse: Die Analyse der endogenen CK19          Mutter und naher Personen bezog. Die Proportion zwischen den einzel-
Expression erbrachte am Tag 26 eine 7-fache Steigerung der CK19 Ex-           nen Kategorien ist vergleichbar in der Schwangerschaft und whrend
pression in YFP+ Zellen verglichen mit YFP- Zellen. Auch CA2 (Carboan-        der ersten drei Monate nach der Geburt. Die Hufigkeitsverteilung der
hydrase 2) zeigte eine 9fach erhhte Expression. Die quantitative Ana-        negativen Life Events ist hnlich im Vergleich von Dezember 2006
lyse der Genexpression von Insulin zeigte eine geringe Expression bis         (N = 1703) und Oktober 2007 (N = 3755), es scheint sich um ein stabiles
zum Tag 19 des Differenzierungsprotokolls. Am Tag 26 konnte eine um           Pattern zu handeln. In einem nchsten Schritte werden erste Analysen
38fach signifikant erhhte Expression von Insulin in YFP+ Zellen gegen-       zeigen ob eher die Hufigkeit oder die Qualitt von negativen Life Events
ber YFP- Zellen gemessen werden. Die Expression von Glucagon war             Vorhersagequalitt fr Autoimmunitt oder T1DM haben.
bis zum Tag 19 nicht messbar, stieg aber dann auf einen 12fach erhhten
Wert in YFP- Zellen gegenber YFP+ Zellen an. Die Ultrastruktur von
YFP+ Zellen zeigte eine eindeutige Differenzierung in insulinproduzie-                       Analyse telemedizinischer Anwendungen in
rende Zellen mit subzellulren Organellen zur Synthese, Prozessierung,                       einer Hochschulambulanz fr Endokrinologie
Speicherung und Freisetzung von Insulin in Form von sekretorischen
                                                                                11           und Stoffwechselkrankheiten
Granula. Außerdem waren nur eYFP+ Zellen immunoreaktiv fr C-Peptid                          Peixoto Modesto da Silva C1, Mller N1, Kloos C1,
und Insulin. eYFP- Zellen waren negativ fr C-Peptid. Schlussfolgerun-                       Mandecka A1, Wolf G1, Schumann M2, Mller UA1
                                                                                             1
gen: Cytokeratin 19 ist ein Marker fr pankreatische Duktus-Zellen. In                         Universittsklinikum Jena, Klinik fr Innere Medizin III,
der Annahme, dass ES-Zellen im Verlaufe ihrer Differenzierung mit dem                        Jena, Deutschland, 2Intelligent Technology Computing,
neuen Differenzierungsprotokoll das Stadium der Duktuszelle durchlau-                        Marburg, Deutschland
fen knnten, haben wir ein Differenzierungs- und Selektionsprotokoll
kombiniert, um fluoreszierende, YFP+ Zellen von anderen Zellen abtren-        Fragestellung: Durch den Einsatz der Gesundheits-Telematik entstehen
nen zu knnen. Diese Zellen exprimierten stark vermehrt endogenes             Freiheitsgrade in Raum (Fernbehandlung) und Zeit (zeitversetzte Exper-
CK19, CA2 und Insulin. Die nicht-fluoreszierenden eYFP- Zellen wurden         tenkonsultation), die neue Formen einer ortsunabhngigen und interna-
ebenfalls aufgereinigt und zeigten keine nennenswerte Insulinexpressi-        tionalen Zusammenarbeit vereinfachen. Diese Studie analysiert die tele-
on, aber eine deutlich erhhte Glucagonexpression. Die Charakterisie-         fonische rztliche Dokumentation als telemedizinische Anwendung in
rung beider Populationen zeigte, dass nur eYFP+ Zellen das Insulingen         einer Hochschulambulanz fr Endokrinologie und Stoffwechselkrank-
exprimierten, Insulin prozessierten und speicherten und freisetzen            heiten. Methodik: Von 2003 bis Ende 2007 wurden in der elektro-
konnten.                                                                      nischen Krankenakte EMIL 1801 Telefonkonsile dokumentiert und ana-
                                                                              lysiert nach rzteauskunft (Befundaustausch, Konsil, Beratung zwischen
                                                                              rzten), Therapieanpassung (nach Eintreffen der Befunde, Anpassung
 Freie Vortrge: Typ-1-Diabetes und pdiatrische Diabetologie                 der Diabetestherapie, Methizol-Therapie, Hormonsubstution), Befund-
                                                                              besprechung (aktuelle Laborbefunde, bildgebende Diagnostik, nuklear-
              Psychosozialer Stress: Negative Life Events in der              medizinische Befunde und weitere Diagnostikplanung), sowie Entschei-
              TEDDY (The Environmental Determinants of                        dung ber Dringlichkeit der Terminvergabe bei Anmeldungen von Neu-
 10           Diabetes in the Young) Studie                                   oder Wiedervorstellungen durch Anamneseerhebung. Zur Unterstt-
              Roth R1, Johnson SB2, Lernmark B3, Simell T4, Baxter J5,        zung der telemedizinischen Beratung enthlt die elektronische Kranken-
              Mcleod W6, TEDDY Group                                          akte ein Patientenfoto. Ergebnisse: In den Jahren 2003 – 2007 haben
              1
                Universitt Graz, Graz, sterreich, 2Florida State Univers.   34.991 ambulante Konsultationen stattgefunden. In dieser Zeit erfolgten
              College of Medicine, Talahassee, USA, 3Lund University,         1.801 telemedizische Beratungen bei 931 Patienten (1,93/Patient): 14%
              Lund, Schweden, 4University of Turku, Turku, Finnland,          bei Diabetes mellitus Typ1 (DM 1; Alter 45 J; Diabetesdauer 19,3 J; BMI
              5
                University of Colorado, Denver, USA, 6University of South     26,2 Kg/m2; HbA1C 7,7%;), 41 % Diabetes mellitus Typ 2 (DM 2; Alter
              Florida, Tampa, USA                                             62,7 J; Diabetesdauer 14,3 J; BMI 31,9; HbA1C 7,8 %), 3% Gestationsdia-
                                                                              betes (GDM; Alter 31,9 J; BMI 31,3 Kg/m2; HbA1C 5,3 %;), 42% andere
Fragestellung: TEDDY (The Environmental Determinants of Diabetes in           endokrine Erkrankungen; Alter 47.8 J; BMI 28,42; HbA1C 5,5%;). Der
the Young) ist eine internationale multizentrische Studie, primres Ziel      Grund der Beratung war in 24,7% Anamnese-Ergnzung bei (DM 1
stellt die Identifikation von Umweltfaktoren wie z. B. psychosoziale          13,4 %; DM 2 38 %; GDM 2 % andere endokrine Erkrankungen 46,6 %),
Stressoren dar, die mit einem erhhtem Risiko einhergehen, Autoimmu-          22 % Arztberatung (DM 1 11,7%; DM 2 42,8 %; GDM 0,5 %; andere endokri-
nitt bzw. Typ-1-Diabetes mellitus (T1DM) auszulsen. Life Events wur-        ne Erkrankungen 54,7 %), 15,7% Befundbesprechung (DM 1 9%; DM 2
den bisher immer retrospektiv erfasst, in TEDDY geschieht dies erst-          39 %; GDM 2,7 %; andere endokrine Erkrankungen 49,3 %), 37,6% Thera-
malig prospektiv. Neugeborene mit erhhtem genetischem Risiko, die            pieanpassung (DM 1 19%; DM 2 44%; GDM 4,5 %; andere endokrine Er-
nicht lter als 4 Monate sind aus der allgemeinen Bevlkerung (GP) oder       kankungen 32 %). Schlussfolgerung: Der Hauptgrund fr eine telemedi-
mit erstgradig Verwandten (FDR) mit Diabetes werden in die Studie             zinische Beratung war Therapieanpassung, gefolgt von Ergnzung der
aufgenommen. Sechs klinische Zentren in 4 Lndern, Finnland, Deutsch-         Anamnese. Sie wurde vorwiegend bei Patienten mit Diabetes mellitus
land, Schweden, Vereinigten Staaten (Georgia/Florida, Colorado, Wa-           Typ 2 und Anpassung der Therapie bei Schilddrsen-, Nebennieren- und
shington) nehmen an der Studie teil. Methodik: Ziel dieser ersten Teil-       Hypophysenerkrankungen angewendet. Eine strukturierte elektronische
auswertung war die Erfassung und der Vergleich von psychosozialem             Krankenakte kann die ambulante Versorgung von Patienten mit Dia-
Stress in Form der negativen Life Events, welche die Mtter whrend der       betes und endokrinen Erkrankungen durch Arztberatung, Therapie-
Schwangerschaft und in den ersten 3 – 4.5 Monaten nach der Geburt des         anpassung, Befundbesprechung sowie Anamneseerhebung telemedizi-
Kindes, jeweils bezogen auf sich bzw. auf das Kind erlebt haben. Es           nische ermglichen. Verbesserungen der Lebensqualitt der Patienten,
wurden sowohl die unterschiedlichen Kategorien der negativen Lebens-          geringere Kosten fr Patienten und Gesundheitseinrichtung, sowie bes-
ereignisse als auch die Hufigkeiten erfasst und zwischen den Zentren         sere Therapieerfolge sind durch Telemedizin mglich. Diese Analysen
verglichen. Es konnte auch ein Vergleich der Daten von Dezember 2006          sind geplant.
(N = 1703) und Oktober 2007 (N = 3755) vorgenommen werden Ergeb-
nisse: Whrend der Schwangerschaft wurde von mehr negativen Life
Events berichtet als in den darauf folgenden 3 Monaten nach der Geburt
des Kindes, wobei dies mit dem lngeren Zeitraum whrend der

                                                Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
S8    43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008

                   Einfluss des Stillens auf das Risiko fr                        agnose 5,9 € 2,4 Jahre). Europische RR- Referenzwerte von 28043 Kin-
                   bergewicht bei Kindern von Mttern mit                         dern und Jugendlichen wurden zum Vergleich herangezogen. Alle Daten
      12           Typ-1-Diabetes                                                  wurden nach Geschlecht und Alter stratifiziert in die Kohorten 6,0 – 9,9
                   Kreichauf S1, Pflger M2, Hummel S2, Ziegler AG2                Jahre (prpubertr), 10,0 – 15,9 Jahre (pubertr) und 16,0 – 19,9 Jahre
                   1
                     Staatsinstitut fr Frhpdagogik, Mnchen, Deutschland,       (postpubertr). RR und BMI wurden mit der LMS-Methode analysiert
                   2
                     Institut fr Diabetesforschung, Mnchen, Deutschland          (box-cox-power-Transformation, z-Score), außerdem wurden Pearson
                                                                                   Korrelation, Kruskal Wallis und Wilcoxon Tests angewendet. Ergebnis-
     Fragestellung: Kinder von an Diabetes erkrankten Frauen haben ein             se: Innerhalb der 3 Alterskohorten lagen die mittleren Werte (€ Stan-
     erhhtes Risiko fr bergewicht. In gesunden Populationen gilt Stillen        dardabweichung) fr HbA1c bei 7,4 € 1,4%, 7,9 € 1,3%, 8,4 %€ 1,7, fr BMI
     als Schutzfaktor gegen bergewicht im Kindesalter. Bisherige Studien          z-Score bei 0,24 € 0,73, 0,37 € 0,78, 0,60 € 0,89, fr systolischen RR bei
     zum Effekt des Stillens bei Kindern von diabetischen Mttern lieferten        106 € 7, 116 € 8, 127 € 11 mm Hg, fr diastolischen RR bei 65 € 6, 68 € 7,
     widersprchliche Ergebnisse bis hin zu einer mglichen Risikoerhhung         72 € 7 mm Hg. Der mittlere RR z-Score stieg mit zunehmendem Alter
     fr bergewicht durch die Aufnahme von Muttermilch in der ersten              an. In den beiden jngeren Altersgruppen hatten 4% der Patienten einen
     Lebenswoche. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Einfluss              RR ber der 97. Perzentile, hingegen 13,9 % in der postpubertren Grup-
     des Stillens auf das bergewichtsrisiko von zweijhrigen Kindern von          pe. RR sowie BMI z-Score korrelierten signifikant mit dem HbA1c-Wert.
     Mttern mit Typ-1-Diabetes analysiert. Methodik: Im Rahmen einer              Eine Verlaufsanalyse („Tracking“) des RR ergab, dass prpubertre Pa-
     prospektiven Kohortenstudie wurden 816 Mtter mit Typ-1-Diabetes              tienten mit erhhtem systolischem oder diastolischem RR auch in der
     zwischen 1989 und 2005 per Fragebogen zu ihrem Stillverhalten befragt.        Pubertt und postpubertr signifikant dauerhaft hhere RR-Werte auf-
     Erhoben wurden sowohl die gesamte als auch die ausschließliche Still-         wiesen als Kinder mit niedrigerem RR im prpubertren Zeitraum.
     dauer. In der als „ausschließlich“ definierten Stilldauer war die Gabe von    Schlussfolgerungen: RR-Messungen bei jungen Menschen mit Diabetes
     Flssigkeiten wie Tee oder Wasser, Medikamenten, Vitaminen oder Mi-           haben schon frhzeitig eine hohe Aussagekraft fr die Abschtzung des
     neralstoffen erlaubt. Der BMI der Kinder wurde aus den Grßen- und            spteren kardiovaskulren Risikos. Hypertensive Risiken manifestieren
     Gewichtsangaben des U-Heftes ermittelt. Als bergewichtig wurden              sich bei jungen Patienten mit Typ-1-Diabetes frh im Leben und sind
     Kinder mit einem BMI-Perzentil ‡ 90 eingestuft. Die Berechnung der            daher einer frhzeitigen Intervention zugnglich.
     Odds Ratios (OR) und der 95%-Konfidenzintervalle (95 %-KI) erfolgte
     mittels logistischer Regression in SPSS, Referenzkategorie war jeweils
     die Gruppe der nie gestillten Kinder. Ergebnisse: Die anfngliche Still-                     Insulinresistenz ist auch bei Kindern mit einer
     quote betrug 77,9 Prozent. Nach einem halben Jahr stillten noch 33,1                         subklinischen Entzndungsreaktion assoziiert
     Prozent der Mtter. 30,6 Prozent der Frauen stillten mindestens vier
                                                                                    14            Rose B1, Herder C1, Gornitzka G1, Bini V2, Murdolo G2
                                                                                                  1
     Monate lang ausschließlich. Die bergewichtsrate der Kinder im Alter                           Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-
     von zwei Jahren betrug 14,5 Prozent. Nach Adjustierung fr mtterliches                      Universitt Dsseldorf, Institut fr Klinische Diabetologie,
     Rauchen in der Schwangerschaft, Geschlecht und Geburtsgewicht des                            Dsseldorf, Deutschland, 2Department of Internal Medicine,
     Kindes ergab sich eine 59,5-prozentige Risikoreduktion fr bergewicht                       University of Perugia, Section of Internal Medicine and
     im Alter von zwei Jahren (OR = 0,405; 95 %-KI: 0,211 – 0,779) bei einer                      Endocrine and Metabolic Sciences, Perugia, Italien
     gesamten Stilldauer von 12 bis 25 Wochen. Eine hnlich positive Asso-
     ziation zeigte sich auch bei der Betrachtung einer ausschließlichen Still-    Fragestellung: Insulinresistenz und bergewicht sind bei Erwachsenen
     dauer von mindestens vier Monaten (OR = 0,500; 95 %-KI: 0,282 – 0,887).       mit einer subklinischen Entzndungsreaktion assoziiert, die unabhngig
     Bereits ab einer Stilldauer von vier Wochen waren signifikant positive        von klassischen Risikofaktoren des Typ-2-Diabetes ist, weshalb der sub-
     Effekte sichtbar. Eine Muttermilchaufnahme in der ersten Lebenswoche          klinischen Inflammation wahrscheinlich eine entscheidende Bedeutung
     stellt keine Erhhung des bergewichtsrisikos dar. Schlussfolgerungen:        in der Pathogenese des Typ-2-Diabetes zukommt. Neuere Arbeiten
     Mtter mit Typ-1-Diabetes stillen seltener und krzer als die Allgemein-      konnten zeigen, dass auch bei Jugendlichen die Insulinresistenz mit
     bevlkerung. Stillen ist mit einem verminderten Risiko fr bergewicht        einer systemischen Aktivierung des Immunsystems assoziiert ist. Ob
     im Alter von zwei Jahren verbunden und kann den Mttern uneinge-              1.) eine Assoziation zwischen Insulinresistenz und subklinischer Entzn-
     schrnkt empfohlen werden. Besondere Bedrfnisse im Hinblick auf das          dung auch bei prpubertren Kindern nachzuweisen ist und 2.) die As-
     notwendige Blutzucker-Selbstmanagement mssen bercksichtigt wer-             soziation unabhngig vom gleichzeitigen Vorliegen einer Adipositas ist,
     den, da an Diabetes erkrankte Mtter mit stark schwankenden Blut-             sollte in der vorliegenden Studie untersucht werden. Methodik: In die-
     zuckerwerten in der Stillzeit und mglichen kurzfristigen Unterzucke-         ser Querschnittsstudie wurden 305 Kinder (144 Mdchen, 161 Jungen)
     rungen whrend des Stillens selbst konfrontiert sein knnen. Eine spe-        mit einem mittleren Alter von 9,0 € 1,6 Jahren untersucht, die sich alle
     zielle Stillberatung scheint angebracht.                                      im prpubertren Stadium (Tanner-Stadium 1) befanden. Anthropome-
                                                                                   trische Daten (BMI, Taillen- und Hftumfang, Fettmasse) wurden erfasst
                                                                                   und Nchternblut zur Bestimmung von Lipiden, Glucose und Insulin
                   Blutdruckverlauf („Tracking“) von der Kindheit                  sowie von Immunmediatoren im Serum abgenommen. Die Chemokine
                   bis ins junge Erwachsenenalter: Eine                            IL-8, MCP-1, IP-10, MIF und RANTES, das Zytokin IL-18, das Adhsions-
      13           multizentrische Verlaufsuntersuchung an 868                     molekl sICAM-1 sowie die Adipokine Leptin und Resistin wurden mit-
                   Patienten mit Typ-1-Diabetes in Deutschland und                 tels Luminex-Technologie im Serum bestimmt. Die Assoziation zwischen
                   sterreich                                                      Immunmarkern und Parametern der Adipositas und Insulinresistenz
                   Knerr I1, Dost A2, Lepler R3, Raile K4, Schober E5,             (HOMA-IR) wurde mittels multipler linearer Regression untersucht. Er-
                   Rascher W1, Holl RW6                                            gebnisse: Jungen und Mdchen unterschieden sich signifikant im Alter
                   1
                     Universittsklinikum, Kinder- und Jugendklinik, Erlangen,     (9,4 € 1,6 vs. 8,6 € 1,5 Jahre), in der Fettmasse (30 € 12 vs. 34 € 12%), den
                   Deutschland, 2Universittskinderklinik, Jena, Deutschland,      Triglyzerid- und Glucosespiegeln (70 € 35 vs. 81 € 40 mg/dl bzw. 80 € 8
                   3
                     Kinderklinik Wilhelmstift, Hamburg, Deutschland,              vs. 78 € 9 mg/dl) sowie den systemischen Spiegeln von MIF (3,8 [3,2; 4,6]
                   4
                     Universittsklinikum Charite, Zentrum fr Kinder und          vs. 4,2 [3,4; 5,0] ng/ml) und Leptin (4,2 [1,6; 8,2] vs. 6,0 [1,8; 10,5]
                   Jugendmedizin, Berlin, Deutschland, 5AKH –                      ng/ml). BMI, systolischer und diastolischer Blutdruck und HOMA-IR wa-
                   Universittskliniken, Klinik fr Kinder- und                    ren vergleichbar. Nach Adjustierung fr Alter und Geschlecht waren das
                   Jugendheilkunde, Wien, sterreich, 6Universitt Ulm, Abt.       Adhsionsmolekl sICAM-1 (p < 0,0001), das Adipokin Leptin
                   Angewandte Informationsverarbeitung, Ulm, Deutschland           (p < 0,0001) und die Chemokine MCP-1 (p = 0,01), RANTES (p = 0,001),
                                                                                   IP-10 (p = 0,01) und MIF (p = 0,003) positiv mit dem HOMA-IR assoziiert.
     Fragestellung: Arterieller Blutdruck (RR) und Hypertoniehufigkeit als        Diese Assoziation wurde durch die weitere Adjustierung fr BMI abge-
     kardiovaskulre Risikofaktoren wurden bei 868 Patienten mit Typ-              schwcht, blieb aber fr sICAM-1, Leptin, IP-10 und MIF signifikant
     1-Diabetes aus 95 Zentren in Deutschland und sterreich im Langzeit-          (p < 0,05). Schlussfolgerungen: Auch bei Kindern im prpubertren
     verlauf im Altersbereich von 6,0 bis 19,9 Jahren untersucht. Methodik:        Stadium ist die Insulinresistenz mit einer differentiellen proinflamma-
     Bei den Patienten wurden mindestens 1 – 4 mal jhrlich body mass              torischen Entzndungsreaktion im Serum verbunden. Diese Assoziation
     index (BMI), HbA1c und Ruhe-RR (sphygmomanometrisch oder mittels              wird zu einem großen Teil durch die Adipositas vermittelt, weist aber
     Dinamap, Critikon) bestimmt. Die Daten wurden konform mit der De-             auch adipositasunabhngige Komponenten auf.
     klaration von Helsinki im Zeitraum von 1977 bis 2006 erhoben und
     mittels der DPV Datenbank ausgewertet. 1353 Patienten wurden getes-
     tet, 962 eingeschlossen, komplette Datenstze fr alle 3 Altersbereiche
     lagen fr 868 Patienten vor (432 weiblich, 436 mnnlich, Alter bei Di-

     Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
S10    43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008

                    Zirkulierende endotheliale Progenitorzellen als                 die Suche nach Antikrpern blieb negativ. Nach initialer Insulintherapie
                    Indikator fr frhe vaskulre Vernderungen bei                 wurde bei hervorragender Stoffwechsellage unter minimalem Insulinbe-
       15           Kindern mit Adipositas                                          darf nach 6 Monaten ein Auslassversuch mit alleiniger ditetischer Fh-
                    Friebe D1, Erbs S2, Berthold A1, Tpfer M1, Adams V2,           rung eingeleitet, der bei ansteigenden HbA1c-Werten nach weiteren 6
                    Kiess W1, Krner A1                                             Monaten beendet wurde. Aufgrund nachlassender schulischer Leistun-
                    1
                      Universitt Leipzig, Klinik und Poliklinik fr Kinder &       gen und vermuteter Sehschwche folgte 2007 eine augenrztliche Un-
                    Jugendliche, Leipzig, Deutschland, 2Universitt Leipzig,        tersuchung, die eine OA mit Restvisus 5% beidseits ergab. Die Kombina-
                    Herzzentrum Leipzig, Leipzig, Deutschland                       tion D.m. und OA veranlaßte zu einer molekulargenetische Unter-
                                                                                    suchung. Diese besttigte die Verdachtdiagnose WFS (homozygote Mu-
      Fragestellung: Zirkulierende endotheliale Progenitorzellen spielen eine       tation c.2642_2643delTC) bei beiden Kindern. Die Therapiefhrung
      wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Integritt des vaskulren        konnte mittels eines entsprechend angepaßten Pens und einer Sehhilfe
      Endothels. Ziel der vorliegenden Studie ist es zu untersuchen, ob Kinder      (Lupenbrille) verbessert werden. Ein Screening der Restfamilie steht
      mit Adipositas bereits eine eingeschrnkte regenerative Kapazitt und         noch aus. Wir schlussfolgern, dass bei pdiatrischen Patienten mit D.m.
      Funktionalitt zirkulierender endothelialer Progenitorzellen (EPCs) auf-      und einem fr D.m. Typ I untypischen Verlauf ein WFS in die differen-
      weisen und ob dies mit einer verminderten Insulinsensivitt assoziiert        tialdiagnostischen berlegungen miteinbezogen werden muss.
      ist. Methodik: Bei bisher 22 adipsen Kindern (Alter 12 € 3, BMI-SDS
      2,30 € 0,53) und 33 schlanken Kindern (Alter 13 € 3, BMI-SDS
      -0,41 € 0,77) wurde die Anzahl zirkulierender EPCs im Blut mittels                           Klinische, biochemische und
      durchflusszytometrischer Bestimmung von KDR und CD 34 doppelt po-                            molekulargenetische Charakterisierung einer
      sitiver Zellen untersucht. Die Funktionalittsanalyse erfolgte via Migra-
                                                                                     17            pdiatrischen Kohorte mit
      tions- und Matrigelassay. Zur Beurteilung der Insulinsensivitt wurde                        Autoantikrper-negativem Diabetes mellitus
      ein oraler Glucosetoleranztest durchgefhrt. Ergebnisse: Adipse Kin-                        (Typ-1B)
      der zeigten im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern eine signifikant                       Mros R1, Galler A1, Blankenstein O1, Wiegand S1, Raile K1
                                                                                                   1
      reduzierte Anzahl von zirkulierenden EPCs (70 € 7 versus 119 € 13 Zellen/                      Pdiatrische Diabetologie, Interdisziplinres SPZ, Charit –
      ml Blut, p < 0.05). Die Anzahl zirkulierender EPCs korrelierte signifikant                   Universittsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
      negativ mit dem Ausmass des bergewichts in BMI-SDS (r =-0,2693;
      p < 0.05). Eine Beziehung zwischen der Anzahl zirkulierender EPCs und         Kontext: Die aktuelle Klassifikation (ADA 1997, DDG-EBL 2007) unter-
      der Insulinsensivitt, bestimmt als HOMA-Index (HOMA-IR) und Insu-            scheidet zwei Kategorien des Typ-1-Diabetes mellitus: Autoimmun-ver-
      linsensivitts-Index (ISI) war nicht nachweisbar. Die Migration der zir-      mittelten Typ-1A-Diabetes mit Nachweis von Betazell-Autoantikrpern
      kulierenden EPCs entlang eines SDF-1 Gradienten erschien bei adipsen         und „idiopathischen“ Typ-1B, der durch fehlenden Antikrpernachweis
      Kindern im Durchschnitt leicht vermindert im Vergleich zu normalge-           und den Ausschluss von bekannten, monogenetischen Diabetesformen
      wichtigen Kindern (15930 € 2687 versus 21480 € 2682 Zellen/ 300 mm2,          (MODY) charakterisiert ist. Diese Studie soll erstmals eine pdiatrische
      p = 0,07). Die Inkorporation in einen Endothelverband war nicht redu-         Kohorte mit idiopathischem Typ-1B-Diabetes mellitus bezglich kli-
      ziert. Schlussfolgerung: Bereits im Kindesalter ist Adipositas mit einer      nischer und biochemischer Parameter im Vergleich zu Autoantikrper-
      reduzierten Anzahl zirkulierender EPCs und eingeschrnkter migratori-         positiven, gematchten Kontrollen, charakterisieren. Methodik: Ins-
      schen Kapazitt der EPCs assoziert. Dies kann – zumindest teilweise –         gesamt 31 Patienten von insgesamt 635 kontinuierlich betreuten Kin-
      zum Pathomechanismus einer generalisierten Endotheldysfunktion bei-           dern und Jugendlichen mit Diabetes erfllten die klinischen Kriterien fr
      tragen. (Frderung: DFG KFO 152 „Atherobesity“)                               „idiopathischen“ Typ-1B-Diabetes mit 1) fehlendem Nachweis von Auto-
                                                                                    antikrpern innerhalb der ersten 12 Monate nach Manifestation (IA-2A,
                                                                                    GAD 65A oder ICA), 2) fehlendem Nachweis von monogenetischem Dia-
                    Seltene Ursache eines Diabetes mellitus im                      betes (Gene: GCK, HNF1A, HNF4A, HNF1B, HNF1B-Deletion) sowie 3)
                    Kindesalter: Das Wolfram-Syndrom – eine                         Ausschluss von neonatalem Diabetes (Manifestation < 6 Monate), se-
       16           Fallbeschreibung                                                kundrem Diabetes, Insulinresistenz (Insulinbedarf > 2 IE/kg/d) oder kli-
                    Boettcher C1, Enders J1, Leludas C1, Wiegand S1,                nischen Syndromen. Aus einer Kontrollkohorte von 274 Patienten mit
                    Zimmer KP1, Wudy SA1                                            Nachweis von IA-2A und/oder GAD 65A bei Manifestation wurden mit-
                    1
                      Pdiatrische Diabetologie & Endokrinologie, Zentrum fr       tels retrogradem 2:1 Matching (Kriterien: 1. Geschlecht, 2. Alter bei Ma-
                    Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Justus Liebig                nifestation) 62 Kontrollen (Typ-1A-Kohorte) gewhlt und deren pro-
                    Universitt, Gießen, Deutschland                                spektiv dokumentierte Verlaufsdaten (DPV-Datenbank) im Vergleich
                                                                                    zur Typ-1B-Kohorte analysiert. Ergebnisse: Kinder und Jugendliche
      Das Wolfram-Syndrom (WFS) (Synonym DIDMOAD = Diabetes insipidus,              mit Typ-1B-Diabetes mellitus zeigten keinen signifikanten Unterschied
      Diabetes mellitus, Optic atrophy, Deafness) ist ein autosomal rezessiv        der klinischen Parameter bei Manifestation (Mittelwerte Typ-1B vs.
      vererbtes Syndrom, welches durch Assoziation eines insulinabhngigen          Typ-1A: initialer pH 7,32 vs. 7,26; Hyperglykmie: 484 vs. 489 mg/dl;
      Diabetes mellitus (D.m.) mit progressiver Optikusatrophie (OA) im Alter       HbA1c 12,4 vs. 11,5%). Beide Kohorten unterschieden sich auch inner-
      unter 16 Jahren gekennzeichnet ist. Weitere Merkmale sind bilaterale          halb der ersten 24 Monate nach Manifestation (Analysen nach 3, 6, 12,
      progressive sensorineurale Taubheit, Diabetes insipidus zentralis, Dys-       18, 24 Monaten) nicht signifikant bez. HbA1c-Verlauf und Insulinbedarf
      funktion des autonomen Nervensystems und Zeichen der Neurodegene-             (U/kg/d). Lediglich der BMI-SDS war nach 12 bzw. 24 Monaten in der
      ration. Das mediane Alter bei Auftreten des nicht autoimmun vermittel-        Typ-1B-Kohorte signifikant niedriger (Typ-1B vs. Typ-1A, 12 Monate:
      ten, insulinpflichtigen D.m. liegt bei 6 Jahren. Mit zunehmendem Alter        0,15 vs. 0,64, p = 0,014; 24 Monate: 0,21 vs. 0,64; p = 0,022). Schluss-
      entwickelt sich das Vollbild der Erkrankung resultierend in einer ver-        folgerungen: In dieser pdiatrischen Kohorte mit Typ-1B-Diabetes be-
      krzten Lebensspanne. Urschlich liegen dem WFS Mutationen des                steht kein wesentlicher klinischer Unterschied in den Manifestations-
      Wolfram-Gens (WFS-1) auf dem kurzen Arm von Chromosom 4 zugrun-               parametern oder in klinischen Parametern zum Diabetesverlauf (HbA1c,
      de, das fr Wolframin, ein Membranprotein des endoplasmatischen Re-           Insulinbedarf) innerhalb der ersten 24 Monate. Diabetes Typ-1B mit
      tikulums (ER) kodiert. Stressmediierte Apoptose des ER besonders sus-         Manifestation im Kindes- und Jugendalter kann daher nicht nach kli-
      zeptibler pankreatischer ß-Zellen gilt als Ursache des D.m. bei WFS. Wir      nischen Kriterien von Typ-1A abgegrenzt werden. Bisherige Analysen in
      berichten ber 2 Geschwister konsanguiner Eltern persischen Ursprungs         Erwachsenen Patienten mit idiopathischem bzw. AK-negativem Dia-
      mit WFS. Das mittlerweile 17-jhrige Mdchen stellte sich mit 11 Jahren       betes zeigten, dass unter der Diagnose des Typ-1B-Diabetes mellitus
      bei Glukosurie und Nchternblutzucker 210 mg/dl ohne Ketoazidose vor.         unterschiedliche Pathogenesen zusammengefasst sind, im wesentlichen
      Die Anamnese ergab Kopfschmerzen seit wenigen Tagen ohne Polyurie             1. autoimmun-vermittelter Diabetes ohne Nachweis etablierter Beta-
      oder Polydipsie. Der initiale HbA1c-Wert lag bei 8,1%, der Nachweis von           zell-Autoantikrper und
      Inselzell-AK, GAD 65-AK und IA2-AK verlief negativ. Unter Insulinthera-       2. monogenetische Diabetesformen, die zuvor in diesen Patienten-
      pie mit geringem Insulinbedarf konnte zunchst ber 3 Jahre eine sehr             gruppen nicht untersucht worden waren.
      gute Stoffwechsellage erzielt werden, im Verlauf nahmen Compliance-
      probleme bei depressiver Stimmungslage des Mdchens zu. Aufgrund
      rezidivierender Kopfschmerzen erfolgte nach 5-jhriger Diabetesdauer
      eine augenrztliche Untersuchung mit Diagnose einer OA mit Restvisus
      von 5 % beidseits. Der 3 Jahre jngere Bruder fiel erstmals 2005 mit
      Kopfschmerzen, Polyurie, Polydipsie und erhhten Spontanblutzucker-
      werten ohne Ketoazidose auf. Der anfngliche HbA1c-Wert lag bei 7,9%,

      Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft | Mnchen, 30. April bis 3. Mai 2008                            S11

              Ernhrungsverhalten im ersten Lebensjahr bei                   ger milden Unterzuckerungen fhrte. In dieser Studie wurde nun der
              Kindern von Mttern mit und ohne                               langfristige Effekt (2 Jahre) bezogen auf den harten Endpunkt schwere
 18           Typ-1-Diabetes: Ergebnisse der TEDDY (The                      Hypoglykmie (Kriterium: Behandlung mit Glucose und/oder Glukago-
              Environmental Determinants of Diabetes in the                  ninjektionen) untersucht. Methode: Von der ursprnglichen Stichprobe
              Young)-Studie                                                  konnten 2 Jahre nach Studienende (t3) immerhin noch 82.3 % der Teil-
              Hummel S1, Schoen S1, Norris JM2, Virtanen SM3, Mc             nehmer nachuntersucht werden (KG 82,5 % vs. HyPOS 82,1% p =.95): 135
              Leod W4, Andren-Aronsson C5, Gesualdo P2, TEDDY Study          Typ-1-Diabetiker (69 HyPOS, 66 KG); HbA1c 7,3 € 0,9 %; Diabetesdauer
              Group                                                          21,6 € 11,0 J., Alter 46,0 € 12.8 J. Die mittlere Nachbeobachtungszeitraum
              1
                Institut fr Diabetesforschung, Mnchen, Deutschland,        hinsichtlich schwerer Hypoglykmien war in beiden Untersuchungs-
              2
                University of Colorado at Denver, Denver, USA, 3University   gruppen nahezu identisch (KG 24,5 € 2.7 vs. HyPOS 24,3 € 3,2 Monate
              of Tampere, National Public Health Institute, Tampere,         p =.62). Die Patienten bearbeiteten dieselben Fragebgen zur Hypogly-
              Finnland, 4University of South Florida, Tampa, USA, 5Lund      kmiewahrnehmung und Anzahl schwerer Hypoglykmien, wie in der
              University, Malmo, Schweden                                    Interventionsstudie. Ergebnisse: Die Anzahl schwerer Unterzuckerun-
                                                                             gen reduzierte sich bei HyPOS (t1: 0,87, t3: 0,14 Ereignisse pro Patien-
Fragestellung: Die frhkindliche Ernhrung wird als mglicher Ein-           tenjahr) signifikant strker (p =.04) als in der KG (t1:0,87, t3:0,27 Ereig-
flussfaktor fr die Entstehung von Inselautoimmunitt und Typ-1-Dia-         nisse pro Patientenjahr). Auch der Anteil von Personen mit schweren
betes (T1D) diskutiert. Nationale und internationale Fachkommissionen        Hypoglykmien reduzierte sich in der HyPOS-Gruppe signifikant
empfehlen, Suglinge whrend der ersten 6 Monate ausschließlich zu           (p =.035) strker (HyPOS t1: 37 %, t3: 13%; KG t1: 40,9 %, t3: 27,3%). Die
stillen. Erst krzlich konnte die deutsche BABYDIAB Studie zeigen, dass      odds ratio einer schweren Hypoglykmie betrug bei HyPOS im Vergleich
Mtter mit T1D seltener und krzer stillen als Mtter ohne T1D. Im           zur KG 0,4 (0.16 – 0.96 p =.04) – damit reduzierte sich das Risiko fr das
Rahmen der internationalen TEDDY-Studie sollte dieser Befund geprft         Auftreten einer schweren Unterzuckerung fr die Teilnehmer von HyPOS
sowie der Einfluss einer mtterlichen T1D-Erkrankung auf die Einfh-         im Vergleich zur KG um 60 %. Die Verlauf der glykmische Kontrolle war
rung von Beikost whrend des ersten Lebensjahres untersucht werden.          in beiden Gruppen vergleichbar (HyPOS t1: 7,2 € 0.9, t3: 7,1 € 0,9 %; KG
Methodik: Die TEDDY-Studie wird von 3 Zentren in USA (Denver, Se-            t1: 7,4%€ 1,0, t3: 7.3 € 1,1; p =.84). Diskussion: Schwere Hypoglykmien
attle, Georgia/Florida) und 3 Zentren in Europa (Finnland, Schweden,         stellen fr insulinbehandelte Diabetiker eine hohe Belastung und ein
Deutschland) durchgefhrt mit dem Ziel, Umweltfaktoren zu identifizie-       Gefhrdungspotential dar. Sie verursachen darber hinaus hohe Ge-
ren, die in Abhngigkeit von genetischer Belastung Inselautoimmunitt        sundheitskosten, da ihre Behandlung sehr hufig im Rahmen eines Not-
und T1D verursachen. Insgesamt wurden bislang 4207 Kinder mit er-            falleinsatzes erfolgt. Durch die Teilnahme an HyPOS konnte die Anzahl
hhtem genetischen Risiko in die Studie eingeschlossen, von denen            schwerer Unterzuckerungen auch im Verlauf von 2 Jahre in einem kli-
2343 bereits ber ein Jahr lang nachverfolgt und in diese Analyse einge-     nisch relevanten Ausmaß signifikant gesenkt werden, ohne dass dies mit
schlossen wurden. Darunter haben 96 eine Mutter mit T1D, 151 eine            einer Verschlechterung der glykmischen Kontrolle einhergeht. Ins-
nicht-diabetische Mutter, jedoch einen Vater und/oder ein Geschwister        gesamt lag die Prvalenz schwerer Hypoglykmien nach Teilnahme an
mit T1D und bei 2096 Kindern war kein erstgradiges Familienmitglied          der HyPOS Schulung in etwa auf dem Niveau, welches fr Typ-1-Dia-
an T1D erkrankt. Von allen Kindern wurden in 3-monatlichen Abstnden         betiker ohne Hypoglykmieproblematik erwartbar ist.
Informationen zur frhkindlichen Ernhrung gesammelt. Ergebnisse:
Kinder von Mttern mit T1D werden seltener (80.2 % vs. 85.9 % der Kin-
der mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied und 84.6 %                         Wie gut eignet sich der WHO 5 Fragebogen zum
der Kinder aus der Allgemeinbevlkerung) und krzer gestillt. Whrend                       Wohlbefinden fr ein Depressionscreening?
der ersten vier Lebenswochen erhielten 28,1% (SE 2,4) der Kinder von
                                                                               20           Kulzer B1, Hermanns N1, Krille S2, Haak T1
                                                                                            1
Mttern mit T1D ausschließlich Muttermilch im Vergleich zu 47,7 % (SE                         Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad
2,8) der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied                        Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Deutschland,
                                                                                            2
und 43,3 % (SE 0,7) der Kinder aus der Allgemeinbevlkerung (p < 0,001).                      Universitt Bamberg, Bamberg, Deutschland
Auch die gesamte Stilldauer war bei Kindern von Mttern mit T1D kr-
zer (p < 0,01). Whrend der ersten 4 Lebenswochen erhielten bereits          Einleitung: Depressionen gehren zu den hufigsten psychischen Be-
64,9 % (SE 2,9) der Kinder von Mttern mit T1D Kuhmilchhaltige Beikost       gleiterkrankungen des Diabetes mellitus und treten bei Menschen mit
vs. 49% (SE 2,9) der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Fami-        Diabetes etwa doppelt so hufig auf wie in der Allgemeinbevlkerung.
lienmitglied und 54,5 % (SE 0,7) der Kinder aus der Allgemeinbevlke-        Da depressive Diabetiker in Hinblick auf die Selbstbehandlung, Lebens-
rung (p < 0,001). Im Gegensatz dazu erhielten Kinder der Allgemeinbe-        qualitt, glykmische Kontrolle, dem Auftreten von Folgeerkrankungen
vlkerung frher glutenhaltige Beikost: im 5. Lebensmonat erhielten          und Mortalitt eine ungnstige Prognose aufweisen, wird in den natio-
65,5 % (SE 0,8) der Kinder der Allgemeinbevlkerung glutenhaltige Bei-       nalen und internationalen Behandlungsleitlinien die frhzeitige Identi-
kost vs. 37,6% (SE 4,3) der Kinder von Mttern mit T1D vs. 42,3 % (SE 3,6)   fikation von Depressionen gefordert. In der klinischen Praxis werden
der Kinder mit einem anderen an T1D erkrankten Familienmitglied              allerdings nur 25 % – 50 % aller depressiven Diabetiker identifiziert. Da-
(p < 0.001). Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse besttigen frhere Be-       her soll in dieser Untersuchung geprft werden, ob durch den Einsatz
funde, dass Mtter mit T1D seltener und krzer stillen im Vergleich zu       eines kurzen Screeninginstrumentes – dem WHO 5 Fragebogens zum
gesunden Mttern. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Mtter            Wohlbefinden (WHO 5) – die Identifikation depressiver Diabetiker ver-
mit T1D frher Kuhmilchhaltige Beikost einfhren, dass jedoch in Fami-       bessert werden kann. Methodik: An dieser Studie nahmen 253 Diabeti-
lien mit einem an T1D erkrankten Familienmitglied glutenhaltige Bei-         ker (Alter 54.3 € 14.0 J.; 32.0 % Typ-1-Diabetiker; 55.2 % weiblich; HbA1c
kost spter eingefhrt wird im Vergleich zu gesunden Familien.               8.6 %) teil. Diese Patienten bearbeiteten zu Beginn eines stationren Auf-
                                                                             enthaltes den WHO 5. Dieses Instrument besteht aus 5 positiv formu-
                                                                             lierten Fragen, die sich auf das Wohlbefinden in den zurckliegenden
 Freie Vortrge: Prvention, Schulung, Gestationsdiabetes,                   zwei Wochen beziehen. Bei jeder dieser Fragen kann einen Maximals-
 Psychologie                                                                 core von 5 („die ganze Zeit) und ein Minimalscore von 0 („nie“) erreicht
                                                                             werden. Ein Gesamtscore von 25 weist auf ein optimales, ein Minimals-
              Langfristige Effektivitt eines neuen Schulungs-               core von 0 auf ein sehr geringes psychisches Wohlbefinden hin. Das
              und Behandlungsprogramms fr insulinpflichtige                 Vorliegen einer depressiven Begleiterkrankung wurde nach einer stan-
 19           Diabetiker mit Hypoglykmieproblemen (HyPOS)                   dardisierten Eingangsuntersuchung von geschulten „Fachpsychologen
              auf die Inzidenz schwerer Hypoglykmien                        DDG“ entsprechend den ICD-Kriterien gestellt. Die Screeningeigenschaf-
              Hermanns N1, Kulzer B1, Kubiak T2, Krichbaum M1, Haak T1       ten des WHO 5 wurden mittels einer Receiver Operating Curve (ROC)
              1
                Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad                 analysiert. Ergebnis: Die Prvalenz einer klinischen depressiven Strung
              Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Deutschland,             (F30 – F39) war mit 9,1% auch in dieser Stichprobe gegenber der All-
              2
                Universitt Greifswald, Greifswald, Deutschland              gemeinbevlkerung erhht. Die Flche unter der ROC des WHO 5 betrug
                                                                             .81 (p< .01). Somit ist die Screeningeigenschaft des WHO 5 signifikant
Einleitung: Die bisherigen Evaluationsdaten von HyPOS (Hypoglyk-            besser als eine Zufallsklassifikation. Die graphische Analyse der ROC legt
mien – positives Selbstmanagement) – einem strukturierten Schulungs-         in bereinstimmung mit der Literatur einen optimalen Cut-Off Score
und Behandlungsprogramms fr insulinpflichtige Diabetiker mit Hypo-          von 12 nahe. Hier sind Sensitivitt (100 %) und Spezifitt (60 %) in einem
glykmieproblemen (5 Kurseinheiten) – zeigen, dass die Teilnahme an          optimalen Verhltnis. Der positive prdiktive Wert lag bei 19,7 %, der
HyPOS im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (RCT) nach 6 Monaten zu           negative prdiktive Wert betrug 100 %. Schlussfolgerung: Der WHO 5
einer verbesserten Hypoglykmiewahrnehmung und signifikant weni-             zeigt sehr gute Screeningeigenschaften zur frhzeitigen Identifikation

                                               Diabetologie & Stoffwechsel 2008; 3: S1–S126 Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 1861-9002
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