Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie - bmel.de

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Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie - bmel.de
Fortschrittsbericht zur
Nationalen Politikstrategie
Bioökonomie

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Inhalt
1.   Nationale Politikstrategie Bioökonomie – Ziele der Bundesregierung                       5

2.   Bioökonomie auf der regionalen, nationalen, europäischen und globalen Ebene              9

3.   Wirtschaftliche Kerndaten der Bioökonomie                                               13

4.   Stellungnahme und Empfehlungen des Bioökonomierates                                     19

5.   Umsetzung                                                                               23

     5.1     Implementierung der Ziele und Leitgedanken in die Politik der Bundesregierung   24

     5.2     Prioritäre Handlungsfelder und Schwerpunktmaßnahmen                             38

             5.2.1   Kohärenter Politikrahmen für eine nachhaltige Bioökonomie               38

             5.2.2   Information und gesellschaftlicher Dialog                               39

             5.2.3   Wachstumsmärkte, innovative Technologien und Produkte                   42

             5.2.4   Internationaler Kontext                                                 44

             5.2.5   Rolle der Forschung                                                     45

6.   Zusammenfassung und Ausblick                                                            47

Stand der Umsetzung sämtlicher Maßnahmen der Nationalen Politikstrategie Bioökonomie         51
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4 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie
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Nationale Politikstrategie
Bioökonomie –
Ziele der Bundesregierung
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6 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

1. Nationale Politikstrategie Bioökonomie –
   Ziele der Bundesregierung

Zahlreiche wichtige fossile und mineralische Roh-         zu gestalten, dass der steigendende Bedarf und die
stoffe sind bereits heute nur begrenzt verfügbar –        Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen befrie-
alle sind endlich, nicht beliebig vermehrbar. Dies gilt   digt werden können, ohne die Ernährungssicherung
insbesondere für die fossilen Rohstoffe, die für unsere   sowie unsere natürlichen Lebensgrundlagen, auch in
Wirtschaft elementar sind, ob als Energielieferant,       globaler Dimension, zu gefährden. Darüber hinaus
Bau- und Werkstoff oder als Grundstoff in der che-        muss die Bioökonomie, da sie mit lebenden Organis-
mischen Industrie. Sie sind oftmals nur unter immer       men arbeitet, besonderen ethischen Anforderungen
schwierigeren technischen Bedingungen zu gewin-           genügen, beispielsweise beim Tierschutz.
nen; ihre Förderung und Nutzung ist teilweise mit
gravierenden Umweltproblemen verbunden. Selbst            Mit der am 17. Juli 2013 vom Kabinett beschlossenen
wenn die Vorräte, wie zum Beispiel jene der Kohle,        Nationalen Politikstrategie Bioökonomie unterstützt
noch rund 200 Jahre reichen werden, ist es nicht          die Bundesregierung den Wandel zu einer auf erneu-
nur ein Gebot des Klimaschutzes, sondern auch der         erbaren Ressourcen beruhenden und rohstoffeffizi-
Generationengerechtigkeit, sorgsam mit ihnen um-          enten Wirtschaft. Die Strategie setzt Prioritäten für
zugehen. Dies gilt ganz besonders für Rohöl, das sein     eine kohärente und nachhaltige Bioökonomiepolitik
globales Nachfragehoch voraussichtlich erst gegen         in Deutschland, die die Industrie- und Energiepolitik,
2040 erreichen wird, so der jüngste „Energy Outlook“      die Agrar-, Forst- und Fischereipolitik, die Klima- und
der International Energy Agency. Nach aktueller           Umweltpolitik sowie die Forschungs- und Entwick-
Einschätzung des German Institutes for Geoscience         lungspolitik verknüpft. Die Politikstrategie hat die
and Natural Ressources kann das Angebot von Rohöl         Ansätze der bereits von der Bundesregierung 2010
auf dem Weltmarkt die Nachfrage schon in wenigen          vorgelegten Nationalen Forschungsstrategie Bioökono-
Jahrzehnten nicht mehr decken.                            mie 2030 aufgegriffen und geht mit ihren politischen
                                                          Handlungsoptionen und strategischen Ansätzen
Zukunftsfähiges Wirtschaften wird daher zunehmend         darüber hinaus.
auf Ressourceneffizienz und einen Rohstoffmix aus
nachhaltig erzeugten nachwachsenden Ressourcen            Die Politikstrategie verfolgt nachstehende Kernziele:
setzen müssen, die die Abhängigkeit von begrenzten
fossilen Rohstoffen vermindern. Dabei sollte im Blick     YY Sicherstellung der Versorgung mit qualitativ
behalten werden, dass die angestrebte Unabhängig-            hochwertigen Nahrungsmitteln für die deutsche
keit (von fossilen Rohstoffen) nicht zu neuen bzw. zur       Bevölkerung und – im Rahmen der Möglichkei-
Verstärkung bereits bestehender Abhängigkeiten und           ten – Leisten eines Beitrags zur Welternährung
Umweltproblemen führt. Der Wandel zu einer bioba-            einer wachsenden Menschheit,
sierten Wirtschaft wird nur gelingen, wenn damit der
Schutz der Umwelt, des Klimas und der Biodiversität       YY Sicherstellung der Versorgung mit nachhaltig
verbunden sind. Das Konzept der Bioökonomie ist an           erzeugten nachwachsenden Rohstoffen für die
natürlichen Stoffkreisläufen orientiert. Sie umfasst         stoffliche und energetische Verwendung,
alle Wirtschaftsbereiche, die nachwachsende Res-
sourcen wie Pflanzen, Tiere sowie Mikroorganismen         YY Sicherung des Wirtschafts- und Forschungsstand-
und deren Produkte erzeugen, be- und verarbeiten,            ortes Deutschland,
nutzen und damit handeln.
                                                          YY Schutz der Biodiversität, der langfristigen Boden-
Hieraus wird deutlich, dass die Bioökonomie nicht            fruchtbarkeit und des Klimas bei der Erzeugung
nur eine Alternative zur fossilen Wirtschaft ist,            und Nutzung von nachwachsenden Ressourcen.
sondern dass sie prioritär der globalen Ernährungssi-
cherung einer wachsenden Weltbevölkerung dienen           Nur wenn diese Kernziele ausbalanciert sind, kann
muss, die von derzeit 7,0 Mrd. auf voraussichtlich        der Strukturwandel hin zu einer stärker auf erneu-
9,7 Mrd. Menschen im Jahr 2050 weiter wachsen wird.       erbaren Ressourcen beruhenden rohstoffeffizienten
Die politischen Rahmenbedingungen sind daher so           Wirtschaft gelingen.
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Nationale Politikstrategie Bioökonomie – Ziele der Bundesregierung 7

   Abb. 1: Kernziele der Nationalen
   Politikstrategie Bioökonomie

                                                     Versorgungs-
                                                      sicherheit

                                                       Struktur-
                                                        wandel

                                        Standort-                     Umwelt- und
                                        sicherung                     Naturschutz

Zur Umsetzung der Ziele hat die Bundesregierung             6. Die Chancen und Rahmenbedingungen für die
folgende Leitgedanken formuliert:                              Nutzung von Schlüsseltechnologien und ihr
                                                               Transfer in die wirtschaftliche Nutzung sind zu
1. Die Ernährungssicherung hat auch im globalen                verbessern.
   Kontext Vorrang vor der Erzeugung von Rohstof-
   fen für Industrie und Energie.                           7. Die Bioökonomie muss wachsenden gesellschaft-
                                                               lichen Anforderungen an die Produktionsformen
2. Nutzungspfade mit einem höheren Wertschöp-                  gerecht werden. Dies gilt beim Umwelt-, Klima-,
   fungspotenzial sind bei der weiteren Ausgestal-             Natur- und Tierschutz sowie bei der Einhaltung
   tung der Rahmenbedingungen der Bioökonomie                  sozialer Standards.
   zu bevorzugen.
                                                            8. Die Anwendung von Nachhaltigkeitsstandards in
3. Wo möglich und sinnvoll soll die Kaskaden- und              den Produzentenländern, insbesondere solchen
   Koppelnutzung von Biomasse realisiert werden.               mit schwacher Regierungsführung und schwachen
                                                               Institutionen, ist auszuweiten und auf die Über-
4. Die Sicherung und Stärkung der Wettbewerbsfä-               prüfung ihrer Einhaltung hinzuwirken.
   higkeit der Bioökonomie in Deutschland und die
   Wachstumspotenziale auf den internationalen              9. Ein enges Zusammenwirken politischer, wirt-
   Märkten sind stets mit in den Blick zu nehmen.              schaftlicher, wissenschaftlicher, ökologischer
                                                               und sozialer Akteure ist bei der Entwicklung der
5. Für die Wettbewerbsfähigkeit der Bioökonomie                Bioökonomie notwendig.
   sind gut ausgebildete und informierte Fachkräfte
   unentbehrlich.
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Bioökonomie auf der
regionalen, nationalen,
europäischen und globalen Ebene
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10 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

2. Bioökonomie auf der regionalen, nationalen,
   europäischen und globalen Ebene

                                                                                                  4
                                                                                                      5
                                                                                         3
                             Kanada
                                                                                         6
                                                                         1   2       7
                                                                                 8       9
                                                                                             10

                            Vereinigte Staaten
                               von Amerika

                                                           Brasilien

                                                                                                          Südafrika

                                                           Argentinien

Abb. 2: Länder mit Bioökonomiestrategien oder -konzepten
(BÖR 2015)
Bioökonomie auf der regionalen, nationalen, europäischen und globalen Ebene 11

                                                          Viele Staaten arbeiten an Bioökonomiestrategien und
                                                          -konzepten oder haben bereits solche vorgelegt (siehe
                                                          Abb. 2). Darunter sind wichtige Industrieländer, aber
                                                          auch Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien
                                                          und Südafrika. Deutschland unterstützt diese Initia-
                                                          tiven im Rahmen des bilateralen Treuhandfonds über
                                                          die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
         Russische
                                                          Vereinten Nationen (FAO).
         Föderation
                                                          Der deutsche Bioökonomierat hat als unabhängiges
                                                          Beratungsgremium der Bundesregierung die strategi-
                                                          schen Ansätze der wirtschaftlich stärksten Industrie-
                                                          länder (G7: Kanada, Deutschland, Frankreich, Italien,
                                                          Japan, USA, Vereinigtes Königreich) untersucht1 und
                                     Japan                kam dabei zu dem Schluss, dass sich alle G7-Staaten
            China                                         in den letzten Jahren hinsichtlich der Bioökonomie
                                                          gut positioniert haben. Die USA, Japan und Deutsch-
Indien                                                    land haben sich mit ihren nationalen Bioökonomie-
                                                          strategien ambitionierte Ziele gesetzt. Frankreich, das
                                                          Vereinigte Königreich, Italien und Kanada unterstüt-
                                                          zen ebenso den Ausbau der biobasierten Wirtschaft
                                                          wie auch die Europäische Union insgesamt. Andere
                                                          europäische Länder wie Belgien, Dänemark, die Nie-
                                                          derlande, Schweden, Spanien oder Finnland haben re-
                                                          gionale oder nationale strategische Bioökonomiekon-
                                                          zepte vorgelegt. 18 EU-Staaten sehen Bioökonomie
                                                          als Priorität an. In Deutschland haben inzwischen
                                                          auch mehrere Bundesländer eigene landesspezifische
                         Australien                       Bioökonomiestrategien erarbeitet. Daneben finden
                                                          sich auch regionale Bioökonomiekonzepte.

                                             Neuseeland
                                                          1   Bioökonomierat 2015: Bioeconomy Policy – Synopsis and Analysis of
                                                              Strategies in the G7

   1) Irland            2) Vereinigtes Königreich
   3) Norwegen          4) Schweden
   5) Finnland          6) Dänemark
   7) Niederlande       8) Belgien
   9) Deutschland       10) Österreich
12 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie
Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie 13

Wirtschaftliche Kerndaten
der Bioökonomie
14 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

3. Wirtschaftliche Kerndaten der Bioökonomie
Neben der partiellen Betrachtung der Bereiche         YY Primärproduktion (Land-, Forst-, Fischereiwirt-
Landwirtschaft und Forstwirtschaft hat das Thünen-       schaft): Ermittlung der Beschäftigung und der
Institut den Anteil der Bioökonomie an der gesamten      Bruttowertschöpfung anhand der land- und
Volkswirtschaft für die Jahre 2002, 2006 und 2010        forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung und der
berechnet. Die Berechnung basierte auf der Defini-       Fischereierhebungen.
tion der Bioökonomie durch den Bioökonomierat:
„Die Bioökonomie ist die wissensbasierte Erzeugung    YY Verarbeitendes Gewerbe: 1) Ermittlung des bio-
und Nutzung biologischer Ressourcen, um Produkte,        basierten Anteiles aller bezogenen Inputs jedes
Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaft-      Wirtschaftszweiges. 2) Berücksichtigung der Be-
lichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen          schäftigung und Bruttowertschöpfung des Wirt-
Wirtschaftssystems bereitzustellen.“ (http://www.        schaftszweiges gemäß dem ermittelten biobasier-
biooekonomierat.de/biooekonomie.html).                   ten Inputanteil.

Der Fokus der Definition liegt auf der Nutzung bio-   YY Handel, Dienstleistungen: Aktivitäten, die sich aus-
logischer Rohstoffe, so dass von einem inputorien-       schließlich mit biologischen Rohstoffen befassen
tierten Ansatz ausgegangen wurde. Gemessen wurden        (z. B. Veterinärwesen, spezialisierter Fruchthandel),
die Bruttowertschöpfung und die Beschäftigung, die       wurden vollständig der Bioökonomie zugeordnet.
mit biobasiertem Wirtschaften in Verbindung steht.       Der bedeutendste Wirtschaftszweig im Handel ist
Folgende Kalkulationsregeln liegen der Berechnung        der Lebensmitteleinzelhandel. Aus verschiedenen
zugrunde:                                                Studienergebnissen konnte der Schluss gezogen
Wirtschaftliche Kerndaten der Bioökonomie 15

                                                                                     Bruttowertschöpfung (Gesamtwirtschaft)
   werden, dass 80 % der Umsätze dem sogenannten
                                                           Milliarden                                   Anteil Bioökonomie
   Bereich „Food“ und dementsprechend 20 % der
   Umsätze dem Bereich „Non-Food“ zuzuordnen sind.
   Folglich wurde dieser Wirtschaftszweig zu 80 % der      2.500                           2.162                     2.317 =
                                                                        1.995                                        (+16 %)
   Bioökonomie zugerechnet.
                                                           2.000
Datengrundlage waren vornehmlich offizielle Statis-
tiken wie die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung,         1.500
Input-Output-Tabellen, die Umsatzsteuerstatistik,
die Kostenstrukturstatistik, die Material- und Wa-
                                                           1.000
reneingangserhebung und, soweit nötig, ergänzende                                                                    140 =
Marktstudien.                                                                    115 =              122 =            (+22 %)
                                                            500                  5,7 %              5,6 %            = 6,0 %

Es wurde kein Clusteransatz gewählt, sondern für
                                                                            2002               2006               2010
jeden Wirtschaftszweig einzeln der biobasierte Anteil
ermittelt. Zwar trägt der Clusteransatz der Vernet-        Abb. 3: Entwicklung der Bruttowertschöpfung (zu Faktorkosten)
zung im Wirtschaftsalltag Rechnung, allerdings fehlt       in Deutschland (Efken et al. 2015)
es an trennscharfen Kriterien, welche Aktivität noch
dem Cluster zugeordnet werden kann und welche
nicht. Zudem bieten strikte Berechnungsregeln und
                                                                                           Beschäftigung (Gesamtwirtschaft)
die Nutzung offizieller Statistiken die Möglichkeit
                                                           Tausend                                      Anteil Bioökonomie
internationaler Vergleiche.
                                                           45.000       39.630             39.635             41.020 = (+4%)
Ferner wurden ausschließlich am Markt bewertete
                                                           40.000
Aktivitäten einbezogen, denn nur solche Aktivitäten
                                                           35.000
finden in Statistiken ihren Niederschlag. Die Nutzung
z. B. des eigenen Gartens oder das Verfeuern von Holz      30.000
aus dem eigenen Wald finden hier ebenso wenig Be-          25.000
rücksichtigung wie etwa der Freizeitwert von Parkan-       20.000                                                    5.089 =
lagen oder der „schönen Natur“.
                                                           15.000                3.929 =            4.304 =          (+30 %)
                                                           10.000                9,9 %              10,9 %           = 12,4 %
Die Bioökonomie trägt gemäß dieser Berechnung mit
6 % zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung bei. Die       5.000
Bioökonomie ist im Zeitraum von 2002 bis 2010 um
                                                                            2002               2006               2010
22 % gewachsen, während die Gesamtwirtschaft um
16 % wuchs (siehe Abb. 3).                                 Abb. 4: Entwicklung der Beschäftigung in Deutschland
                                                           (Quelle: Efken et al. 2015)
Wird das Gewicht der Bioökonomie anhand der
Kennzahl Beschäftigung betrachtet, so verdoppelt
sich die Bedeutung der Bioökonomie gegenüber der           Eine Erklärung bieten die nachfolgenden zwei Über-
Wertschöpfungs-Betrachtung (siehe Abb. 4). Mehr als        sichten (siehe Abb. 5 und 6). Es wird die Bedeutung
12 % der gesamten Beschäftigten lassen sich für das        verschiedener Wirtschaftsbereiche innerhalb der Bio-
Jahr 2010 der Bioökonomie zuordnen. Dies weist da-         ökonomie dargestellt. Die Hälfte der Wertschöpfung
rauf hin, dass Bioökonomie mit beschäftigungsinten-        wird in der Bioökonomie durch die Erzeugung und
siven Tätigkeiten verbunden ist bzw. die Arbeitspro-       unmittelbare Be- und Verarbeitung von biologischen
duktivität eher niedrig ist. Von Interesse ist zugleich,   Rohstoffen erzielt. Handel und Dienstleistungen de-
dass die Beschäftigung im Betrachtungszeitraum in          cken die zweite Hälfte der Wertschöpfung im Bereich
der Bioökonomie um 30 % gewachsen ist, während sie         Bioökonomie ab. Die Erzeugung von Bioenergie im
gesamtwirtschaftlich lediglich um 4 % stieg.               Bereich der Verstromung ist derzeit aufgrund der
16 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

      Abb. 5: Bedeutung der Wirtschaftsbereiche in der Bioökonomie
      gemessen anhand der Bruttowertschöpfung (zu Faktorkosten)
      in Deutschland (2010) (Efken et al. 2015)

Förderung durch technologische Einspeisevergütun-               Drittel der Beschäftigten in der Bioökonomie sind
gen wettbewerbsfähig. Holzwärme und Biokraftstoffe              den Bereichen Handel und Dienstleistung zuzu-
werden durch Investitionszuschüsse bzw. ordnungs-               rechnen. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe
rechtlich gefördert. Holzwärme kann sich z. T. aber             schrumpft der Anteil von 32 % (Bruttowertschöpfung)
bereits heute am Markt durchsetzen.                             auf 19 % (Beschäftigung). Die Bereiche Handel und
                                                                Dienstleistungen werden durch die Wirtschaftszweige
Auch bei dieser Betrachtung ändert sich das Bild                Lebensmitteleinzelhandel und Restaurants, Kanti-
deutlich, wenn die Anteile auf der Grundlage der                nen und Caterer geprägt. Hier ist eine Vielzahl von
Beschäftigung dargestellt werden. Nahezu zwei                   Personen beschäftigt, und diese Bereiche wuchsen

                                                                     Abb. 6: Bedeutung der Wirtschaftsbereiche in der
                                                                     Bioökonomie gemessen anhand der Beschäftigung in
                                                                     Deutschland (2010) (Efken et al. 2015)
Wirtschaftliche Kerndaten der Bioökonomie 17

zudem überproportional im Betrachtungszeitraum.
Zu beachten ist, dass bei der Beschäftigung lediglich
die Beschäftigten gezählt und nicht Vollzeitäquiva-
lente berechnet werden. Daher führt die Anstellung
in Teilzeitbeschäftigung rechnerisch zur gleichen
Veränderung der Zahl der Beschäftigung wie eine
Vollzeitbeschäftigung.

Im verarbeitenden Gewerbe werden die verwendeten
Inputs über die Material- und Wareneingangser-
hebung erhoben. Für die nachfolgende Abbildung
wurde die Bedeutung der verschiedenen biologischen
Rohstoffe im verarbeitenden Gewerbe ermittelt. In
der Summe zeigt die Auswertung, dass klassische
Aktivitäten wie Lebensmittelerzeugung, -verarbei-
tung und -vermarktung sowie Holznutzung und
Papierherstellung im verarbeitenden Gewerbe und
auch im Bereich Bioökonomie dominieren. Soweit
überhaupt zu identifizieren, spielen stoffliche Nut-
zungen außerhalb dieser klassischen Bereiche derzeit
noch eine untergeordnete Rolle. Allerdings leidet die
aktuelle Statistik an der mangelnden Erfassung biolo-
gischer Rohstoffe für technische Zwecke. Daher kann
die stoffliche Nutzung biologischer Rohstoffe nicht
vollumfänglich abgebildet werden.

                                                        Abb. 7: Bedeutung der verschiedenen biologischen Rohstoffe
                                                        im verarbeitenden Gewerbe (2010) (Efken et al. 2015)
18 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie
Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie 19

Stellungnahme und
Empfehlungen
des Bioökonomierates
20 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

4. Stellungnahme und Empfehlungen
   des Bioökonomierates

Der Bioökonomierat wurde als unabhängiges Be-                                Bioökonomierat seine Arbeit planmäßig beendet
ratungsgremium der Bundesregierung 2009 durch                                hatte, hat die Bundesregierung 2012 unter gleichem
das Bundesministerium für Bildung und Forschung                              Namen ein neues Gremium ernannt. Der Rat berät die
(BMBF) und das Bundesministerium für Ernäh-                                  Bundesregierung bei der Umsetzung der Nationalen
rung und Landwirtschaft (BMEL) für eine Dauer                                Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 sowie der
von drei Jahren einberufen. Nachdem der erste                                Nationalen Politikstrategie Bioökonomie.

Stellungnahme und Empfehlung des Bio­                                        Verständigung im Rat auf prioritäre
ökonomierates zur Umsetzung der Natio­                                       Handlungsfelder und Maßnahmen
nalen Politikstrategie Bioökonomie
                                                                             Anhand der vorstehenden Kriterien wurden zwei
Position des Rates                                                           Abstimmungsrunden durchgeführt. In einer ersten
                                                                             Befragung wurden die wichtigsten drei der insgesamt
Der Bioökonomierat hat die Politikstrategie sowie die                        acht Handlungsfelder2 bestimmt. Dabei ergab sich die
vorgeschlagenen Maßnahmen, Schwerpunkte und                                  Rangfolge:
Perspektiven begrüßt. Die Umsetzung der Maßnah-
men wird durch den Bioökonomierat kritisch be-                               1. Handlungsfeld A: Kohärenter Politikrahmen für
gleitet. Auf seiner 9. Sitzung am 30. September 2014                             eine nachhaltige Bioökonomie
erweiterte der Rat seine Stellungnahme mit dem Ziel,
die Politik bei der Priorisierung der vorgeschlagenen                        2. Handlungsfeld B: Information und gesellschaftli-
mehr als 80 Maßnahmen zu unterstützen. Die Be-                                   cher Dialog
wertung der Handlungsfelder und der verbundenen
Maßnahmen erfolgte zunächst unter Berücksichti-                              3. Handlungsfeld E: Wachstumsmärkte, innovative
gung der folgenden vier Kriterien:                                               Technologien und Produkte

YY Kurz- und mittelfristige Umsetzung/Machbarkeit                            In der anschließenden zweiten Abstimmungsrunde
    in der Legislaturperiode 2013 bis 2017                                   wurden – über alle Handlungsfelder hinweg – die
                                                                             einzelnen Maßnahmen der Politikstrategie bewertet.
YY Ökonomische Auswirkungen (Wettbewerbsfähig-                               Hierbei kamen erneut die entwickelten Kriterien zur
    keit, Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum)                                Anwendung. Aufgrund der hohen Zahl von Maßnah-
                                                                             men und einer breiten Stimmenverteilung wurde
YY Ökologische Auswirkungen (nachhaltiger Wandel,                            hier keine Rangfolge bestimmt, sondern eine nach
    Natur- und Umweltschutzaspekte)                                          Handlungsfeldern geordnete Aufzählung vorgenom-
                                                                             men. Dabei erhielten die folgenden 17 Maßnahmen
YY Gesellschaftliche Bedeutung, Partizipation                                besonders hohe Stimmenzahlen3:

2   Handlungsfelder: Kohärenter Politikrahmen für eine nachhaltige Bioökonomie; Information und gesellschaftlicher Dialog; Ausbildung und Lehre; Nach-
    haltige Erzeugung und Bereitstellung nachwachsender Ressourcen; Wachstumsmärkte, innovative Technologien und Produkte; Prozesse und Wertschöp-
    fungsnetze; Konkurrenz der Flächennutzungen; Internationaler Kontext.
3   Der Klammerzusatz bezeichnet die Maßnahme im entsprechenden Ansatz der Strategie.
Stellungnahme und Empfehlungen des Bioökonomierates 21

Die Bundesregierung greift die Empfehlungen des
Rates auf und hat den aufgeführten prioritären
Handlungsfeldern eine besondere Bedeutung im
Fortschrittsbericht beigemessen.

YY Unterstützung einer kohärenten EU- und interna-      YY Forschung zur Folgenabschätzung unterschiedli-
   tionalen Politik zur Bioökonomie (A1)                   cher Entwicklungspfade (G2)

YY Dialog der Bundesregierung zur Bioökonomie mit       YY Unterstützung der ländlichen Entwicklung und
   Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft      Ernährungssicherung (H1)
   (B1)
                                                        YY Politikunterstützende Forschung, Wissensma-
YY Bessere Informationen für Verbraucherinnen und          nagement und Politikberatung für die Welternäh-
   Verbraucher (B1)                                        rung (H4)

YY Internationales Bioökonomie-Netzwerk (C1)            Empfehlungen des Bioökonomierates

YY Umsetzung der Handlungsempfehlungen zur              Der Rat empfiehlt den mit der Politikstrategie be-
   Wirksamkeit der nat. Düngeverordnung (D1)            fassten Ministerien, die aufgezählten Maßnahmen
                                                        ressortübergreifend abgestimmt und prioritär um-
YY Netzwerk Nachhaltigkeitszertifizierung (D1)          zusetzen. Die ausgewählten Maßnahmen stehen im
                                                        Einklang mit den Politikempfehlungen des Rates für
YY Anpassung an Klimawandel, Wasser (D2)                die 18. Legislaturperiode (28. April 2013) und spiegeln
                                                        die Positionen und Strategien des Rates (14. April
YY Forschung Präzisionslandwirtschaft (D2)              2013) wider. Erfreut stellt der Rat fest, dass die Bio-
                                                        ökonomie eine immer wichtigere Rolle in der Politik
YY Optimierung der Haltungsbedingungen für              der Bundesregierung einnimmt, was sich unter ande-
   Nutztiere (D5)                                       rem an der steigenden Anzahl einschlägiger Ressorts
                                                        sowie der Einrichtung der Interministeriellen Ar-
YY Verbesserung der Rahmenbedingungen für               beitsgruppe Bioökonomie zeigt. Diese sehr günstige
   Beteiligungskapital (E1)                             Situation sollte dazu genutzt werden, eine bioökono-
                                                        mische Transformation der Wirtschaft einzuleiten.
YY Förderung von Innovationen der industriellen         Parallel dazu gilt es, gesellschaftlichen Konsens über
   Biotechnologie (E1)                                  die Ausgestaltung des „Systems Bioökonomie“ zu
                                                        erzielen und international zur Sicherung von Ernäh-
YY Förderung von Initiativen zur Rückgewinnung          rung sowie zum Schutz von Klima und Umwelt bei-
   von Phosphor (F1)                                    zutragen. Biobasierte Produkte und Dienstleistungen
                                                        bieten die Chance, neue Märkte und Absatzchancen
YY Förderung der internationalen wissenschaftlichen     zu entwickeln. Sie tragen damit zur Sicherung des
   Zusammenarbeit (F1)                                  Standortes Deutschland im Sinne von Lebensqualität
                                                        und Wohlstand bei.
YY Ausbau der Forschungsförderung für die stoffliche
   Nutzung (G3)
Umsetzung
24 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

5. Umsetzung

5.1. Implementierung der Ziele und Leitgedanken
     in die Politik der Bundesregierung
Das Erreichen der Kernziele der Strategie lässt sich –
da diese auf der übergeordneten Metaebene schwer                     Die Ernährungssicherung hat
überprüfbar sind – am besten operational am Stand
der Umsetzung der Leitgedanken messen. Im Folgen-           1        auch im globalen Kontext Vor-
                                                                     rang vor der Erzeugung von Roh-
den wird daher anhand von ausgewählten Beispielen                    stoffen für Industrie und Energie.
gezeigt, wie die Leitgedanken der Strategie Eingang in
die Politiken der Bundesregierung gefunden haben,
bzw. wie diese umgesetzt wurden. Eine ausführliche       Umsetzung
Tabelle zum Stand der Umsetzung sämtlicher Maß-
nahmen der Strategie enthält der Anhang.                 Verschiedene Ressorts der Bundesregierung unter-
                                                         stützen den zentralen Leitgedanken der Strategie
                                                         mit unterschiedlichen Maßnahmen. In der Summe
                                                         zielen diese auf eine Verbesserung der Ernährungs­
                                                         sicherung ab.

                                                         YY Auch in der deutschen Entwicklungspolitik gilt
                                                            der klare Grundsatz, dass die Ernährungssicherung
                                                            Vorrang haben muss vor der Produktion nach-
                                                            wachsender Rohstoffe für andere Zwecke. Mit sei-
                                                            ner Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“
                                                            hat das BMZ einen Schwerpunkt auf die Verbes-
                                                            serung der globalen Ernährungssicherung gelegt
                                                            und 2014 und 2015 jährlich 1,5 Mrd. € in den
                                                            Bereich ländliche Entwicklung, Landwirtschaft
                                                            und Ernährungssicherung investiert. Dabei wird
                                                            das Primat des Rechts auf Nahrung berücksichtigt.
Implementierung der Ziele und Leitgedanken in die Politik der Bundesregierung 25

YY Beim Agrarministergipfel am 17. Januar 2015, der                               Ernährungssicherung“, die „Prinzipien für verant-
    im Rahmen des Global Forum for Food and Agri-                                 wortliche Investitionen in die Landwirtschaft und
    culture (GFFA) auf Einladung des BMEL in Berlin                               Nahrungsmittelsysteme“ und die „Freiwilligen
    stattfand, verabschiedeten Agrarministerinnen                                 Leitlinien zum Recht auf angemessene Nahrung“
    und -minister aus 62 Staaten mit Beteiligung der                              umgesetzt und auf nationaler, regionaler und lo-
    Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der                               kaler Ebene angewandt werden und das „Rio+20“-
    Vereinten Nationen (FAO), der Europäischen Uni-                               Dokument „The future we want“ angemessene
    on sowie der Weltbank das Kommuniqué „Wach-                                   Berücksichtigung findet;
    sende Nachfrage nach Nahrung, Rohstoffen und
    Energie: Chancen für die Landwirtschaft, Herausfor-                       YY Strategien zur ländlichen Entwicklung verschiede-
    derungen für die Ernährungssicherung“4.                                       ner Nutzungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche
                                                                                  Biomasse berücksichtigt werden und dabei der
Die Teilnehmer bekräftigten darin den Wunsch, den                                 Vorrang der Ernährungssicherung beachtet wird;
Gedankenaustausch über Rahmenbedingungen für
eine sinnvolle, effiziente und nachhaltige Nutzung                            YY bisher ungenutzte Potenziale von Roh- und
der Bioökonomie fortzuentwickeln. Sie unterstrei-                                 Reststoffen durch innovative Verfahren, wie die
chen, dass die Bioökonomie Einkommen und Ar-                                      Koppel- und Kaskadennutzung von Biomasse,
beitsplätze bietet und damit einen wichtigen Beitrag                              aktiviert werden.
zur Armutsbekämpfung leistet, wenn Kleinerzeu-
ger angemessen in diese Märkte integriert werden.                             Mit dem Kommuniqué wurde erstmals auf globaler
Gleichzeitig betonen sie aber ganz klar das Primat der                        Ebene der Vorrang der Ernährungssicherung im Rah-
Ernährungssicherung:                                                          men der Nutzung der Potenziale und Chancen der
                                                                              Bioökonomie festgeschrieben.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die Landwirtschaft die
Chancen nutzt, biobasierte und nachhaltige Wertschöp-                         Bei der Implementierung der programmatischen
fungsketten zu bedienen und bekräftigen zugleich die                          Aussagen des Kommuniqués wird es insbesonde-
überragende Verantwortung der Landwirtschaft als                              re darauf ankommen, Bioökonomiestrategien und
Lieferant zugänglicher und angemessener Nahrung                               -konzepte auch in solchen Entwicklungsländern zu
für eine wachsende Weltbevölkerung. Wir sehen es als                          erarbeiten, die auf einen nachhaltigen Ausbau der
unsere gemeinsame Aufgabe an, die politischen Rah-                            Bioökonomie unter besonderer Berücksichtigung
menbedingungen für die Landwirtschaft so zu gestal-                           der Ernährungssicherung abzielen. Der FAO kommt
ten, dass die steigende Nachfrage nach Nahrung und                            hierbei als globaler Beratungsinstitution eine beson-
nachwachsenden Rohstoffen befriedigt werden kann,                             dere Verantwortung zu. Daher unterstützt das BMEL
ohne die Ernährungssicherung zu gefährden.“                                   die FAO finanziell dabei, ihre Mitgliedstaaten effektiv
                                                                              und kompetent bei der Erarbeitung und Entwicklung
Die Agrarministerinnen und Agrarminister haben                                nationaler, nachhaltiger Bioökonomiekonzepte und
sich im Kommuniqué u. a. auch auf konkrete Maß-                               -strategien zu beraten.
nahmen zum Vorrang der Ernährungssicherung
verständigt. So wollen sie sich dafür einsetzen, dass

YY die nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln
    unter Berücksichtigung der von VN-Generalse-
    kretär Ban Ki-moon angestoßenen Initiative „Zero
    Hunger Challenge“, das vorrangige Ziel der Bio-
    ökonomie bleibt;

YY der „Globale Rahmenplan zur Ernährungssi-
    cherung“, die „Freiwilligen Leitlinien zur ver-
    antwortungsvollen Verwaltung von Boden- und
    Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäl-
    dern im Zusammenhang mit der nationalen

4   GFFA-Kommunique, 7. Berliner Agrarministergipfel, 17. Januar 2015 „Wachsende Nachfrage nach Nahrung, Rohstoffen und Energie: Chancen für die Land-
    wirtschaft, Herausforderungen für die Ernährungssicherung“ http://www.gffa-berlin.de/de/programm/berliner-agrarministergipfel.html
26 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

Dazu werden in einem ersten Vorhaben weltweit             Quantität und Sicherheit – bei gleichzeitigem
bereits existierende nationale Bioökonomiekonzepte        nachhaltigem Schutz der verfügbaren Ressourcen-
und -strategien ausgewertet und ein Analyserahmen         basis – aber auch unter Wahrung von Biodiversität
entwickelt, der die notwendigen (agrar-)wirtschaft-       als schützenswerter genetischer Ressource und
lichen, ökologischen und sozialen Dimensionen             als Grundlage für zukünftige Entwicklungen und
und Variablen nachhaltiger Bioökonomiestrategien          notwendige Anpassungen im Hinblick auf die glo-
enthält, dies mit besonderem Augenmerk auf Ernäh-         balen Herausforderungen. Darüber hinaus werden
rungssicherung. In einem zweiten, auf dem ersten ba-      auch Maßnahmen gefördert, die der Produktion
sierenden Vorhaben ist die Ausarbeitung eines Leitfa-     von gesunden und sicheren Lebens- und Futter-
dens zur Bioökonomie vorgesehen. Mit diesem sollen        mitteln dienen:
die Mitgliedsländer in die Lage versetzt werden, ihre
Bioökonomiepotenziale abzuschätzen und regional         YY Um den weltweiten Aufbau einer nachhaltigen
angepasste, nationale Bioökonomiestrategien und           und leistungsstarken Landwirtschaft zu unterstüt-
-konzepte zu entwickeln und zu implementieren.            zen, hat das BMBF 2013 in Kooperation mit dem
Das Projekt lehnt sich an ein bereits abgeschlossenes     BMZ die Förderinitiative „Globale Ernährungs-
erfolgreiches Projekt des BMEL mit der FAO (BEFS,         sicherung – GlobE“ gestartet. Bis zu 45 Mio. €
http://www.fao.org/energy/befs/en/) an, bei dem die       werden in sechs Forschungsverbünde investiert,
Bioenergie als ein wichtiger Teil der Bioökonomie im      die eine Laufzeit von 3-5 Jahren haben. Die För-
Vordergrund steht. Die erste Phase des neuen und          derinitiative verfolgt einen interdisziplinären
umfassenderen Bioökonomieprojekts mit der FAO ist         systemischen Ansatz. Unter ihrem Dach stehen an
bereits im November 2015 angelaufen.                      die lokale Situation angepasste Forschungsprojek-
                                                          te, die von den jeweiligen regionalen Partnern in
YY Ernährungssicherung und nachhaltige Agrarpro-          Afrika als notwendig und nachhaltig erachtet wer-
   duktion sind auch prioritäre Handlungsfelder der       den. Die Initiative ist technologieoffen angelegt
   Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie             und unterstützt sowohl bestehende Netzwerke als
   2030. Dabei werden verschiedene thematische            auch die Bildung neuer Partnerschaften. Ziel ist
   Aspekte durch passgenaue Fördermaßnahmen               es, neue Brücken zwischen afrikanischen Ländern
   unterlegt. Einen bedeutenden Beitrag zur Ernäh-        und Deutschland, zwischen traditionellen Anbau-
   rungssicherung leistet die umfangreiche und breit      techniken und hochentwickelten Anbautechnolo-
   aufgestellte Forschungsförderung der Bundes-           gien zu schlagen. Das aus den Forschungsarbeiten
   regierung zur Pflanzenzüchtung. Vorrangiges            gewonnene Know-how wird sich auch für die
   Ziel der Maßnahmen ist die Sicherung der Nah-          Kooperation mit anderen Weltregionen nutzen
   rungsmittelversorgung im Hinblick auf Qualität,        lassen. Die Initiative hat daher Vorbildcharakter.
Implementierung der Ziele und Leitgedanken in die Politik der Bundesregierung 27

YY Wichtige Grundlagen für die Entwicklung innova-
   tiver Pflanzensorten wurden mit der Fördermaß-
   nahme „Genomanalyse im biologischen System
   Pflanze – GABI“ geschaffen. Ziel der Maßnahme
   war es u. a., umfassende Informationen zu wirt-
   schaftlich bedeutenden Pflanzengenomen zu erar-
   beiten, einen effizienten Wissenstransfer zwischen
   Forschung und Wirtschaft sicherzustellen und
   eine rasche Überführung der Forschungsergeb­
   nisse in Produkte mit hohem Wertschöpfungs­
   potenzial zu ermöglichen. Fortsetzung fand diese
   Maßnahme mit der 2010 gestarteten Förder­
   maßnahme „Pflanzenbiotechnologie der Zukunft“.
   Die externe Evaluation dieser Förderaktivitäten
   (2014) hat eine positive Bilanz ergeben. Dem BMBF
   wurde attestiert, die Zusammenarbeit zwischen
   Akademie und Industrie und damit den Wissen-         YY Für die Ernährungssicherung sind nicht zuletzt die
   stransfer zwischen Forschung und Wirtschaft             Agrar- und Ernährungswissenschaften von großer
   wesentlich gesteigert sowie die wissenschaftliche       Bedeutung. In einer strukturell angelegten BMBF-
   Basis der Pflanzengenomforschung in Deutsch-            Fördermaßnahme wird das Know-how der jeweils
   land weiter gestärkt zu haben.                          besten Forschungseinrichtungen zur Agrar- und
                                                           Ernährungsforschung in Deutschland unter Ein­
YY Mit der im Juni 2015 gestarteten Förderrichtlinie       bindung der Wirtschaft in Kompetenznetzen ge-
   „Pflanzenzüchtungsforschung für die Bioöko-             bündelt. Ziel der „Kompetenznetze in der Agrar-
   nomie“ führt das BMBF – als Teil einer gemeinsa-        und Ernährungsforschung – Agrocluster“ ist es,
   men Förderinitiative mit dem BMEL – den für die         eine international wettbewerbsfähige, exzellente
   beteiligten Akteure und den Standort Deutschland        Agrar- und Ernährungsforschungsinfrastruktur
   durch GABI geschaffenen Mehrwert weiter. In             aufzubauen, die in der Lage ist, die generierten
   den Themenbereichen funktionelle Biodiversität,         Forschungsergebnisse entlang der landwirtschaft-
   Pflanzen als Meta-Organismen, prädiktive Züch-          lichen Wertschöpfungskette von der Urproduktion
   tungsforschung, Ressourcennutzungseffizienz und         natürlicher Ressourcen bis hin zur Bereitstellung
   „grüne“ Bioinformatik für angewandte Nutzpflan-         qualitativ hochwertiger Rohstoffe wie Biomasse,
   zenforschung fördert das BMBF anwendungsnahe            Futter- oder Lebensmittel schnell in die Praxis
   interdisziplinäre Verbundprojekte. Ein weiterer         umzusetzen. Außerdem sollen Forschung und
   Schwerpunkt liegt auf der Etablierung wissen-           Lehre auf dem Gebiet der Agrar-und Ernährungs-
   schaftlicher Nachwuchsgruppen.                          wissenschaften gestärkt werden.

YY Auch auf europäischer Ebene unterstützt das          YY Eine europäische Maßnahme zur Ernährungs­
   BMBF Aktivitäten zur Ernährungssicherung. Seit          sicherung, an der sich das BMBF beteiligt, betrifft
   2010 etwa fördert das BMBF deutsche Partner in          den Lebensmittelsektor. Zusammen mit dem
   transnationalen Forschungsprojekten zur För-            BMEL hat das BMBF in der europäischen ERA-
   dermaßnahme „Transnational Plant Alliance               Net Initiative SUSFOOD (SUStainable FOOD
   for Novel Technologies – towards implementing           production and consumption) Forschungspro-
   the Knowledge-Based Bio-Economy in Europe“              jekte unterstützt, die neben einer nachhaltigen
   (PLANT-KBBE) und unterstützt damit den Trend            Lebensmittelproduktion sowie der Reduzierung
   zu einer stetigen Internationalisierung der For-        von Umweltbelastung und von Nahrungsmittel-
   schungsverbünde im Themenbereich Pflanzen-              verlusten auch auf eine gesicherte Versorgung und
   züchtung. Im Vordergrund der transnationalen            eine hohe Qualität von Lebensmitteln abzielen.
   Forschung stehen die Themen „Ertragsstabilität“,        Bis Ende 2014 wurden insgesamt 12 internationale
   „Gesunde und sichere Nahrungs- und Futtermittel“        Forschungsverbünde mit deutscher Beteiligung
   sowie die „Adaptierung von Kulturpflanzen an            gefördert, in denen u. a. Fragen zur Steigerung der
   umweltbedingte Stressfaktoren im Kontext des            Ressourceneffizienz in der Be- und Verarbeitung
   Klimawandels“. Im Rahmen von PLANT-KBBE                 von Lebensmitteln, zu innovativen technologi-
   werden derzeit sieben internationale Public-Priva-      schen Ansätzen oder zu Verbraucherverhalten
   te-Partnership-Verbünde gefördert.                      erforscht wurden.
28 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

YY Auch auf der übergeordneten Ebene der gemein-          (DPPN) hat das BMBF weitere wichtige Aktivitäten
  samen Programmplanung zu Horizon2020 befasst            mit Bezug zur Ernährungssicherung und Pflan-
  sich das BMBF mit dem Thema Ernährungssiche-            zenzüchtung in Gang gesetzt. Im Rahmen von
  rung. Im Rahmen der Joint Programming Ini-              IPAS werden Methoden und Ansätze entwickelt,
  tiative „Food security, agriculture and climate         um die Effekte pflanzenzüchterischer Innovatio-
  change“ (FACCE JPI) z. B. wurden internationale         nen in ihren jeweiligen Anbausystemen zu un-
  Kooperationen gefördert, die sich mit der Erar-         tersuchen sowie in ihren sozialen, ökonomischen
  beitung von Lösungen zur Bereitstellung ausrei-         und ökologischen Auswirkungen. Das DPPN ist
  chender Mengen an Nahrungsmitteln im Kontext            eine Technologie-Plattform, um die nicht-invasive
  des Klimawandels, der Globalisierung, der Ver-          Vermessung von ganzen Pflanzen einschließlich
  knappung natürlicher Rohstoffe sowie des demo-          Wurzelsystem im Hochdurchsatz zu realisieren.
  grafischen Wandels befassten. Als ein Ergebnis          Ziel dabei ist es, die Produktion von Pflanzen als
  der programmübergreifenden Zusammenarbeit               gesunde und sichere Lebensmittel noch effektiver
  in der FACCE JPI wurde mit „FACCE SURPLUS“              und zielorientierter gestalten zu können.
  eine staatenübergreifende Bekanntmachung von
  Richtlinien zur Förderung von Forschungsvorha-        YY Um einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung
  ben geschaffen, die Konzepte zum Wachstum und           der Welternährung zu leisten, unterstützt BMEL
  der Intensivierung der Landwirtschaft auf um-           seit Jahren die von den G20-Agrarministern im
  weltfreundliche und nachhaltige Weise umsetzen.         Rahmen des Aktionsplans zu Lebensmittelpreis-
  Die Förderprojekte sollen sich dabei ausschließlich     volatilität und Landwirtschaft initiierte inter-
  mit der Forschung für eine nachhaltige Biomasse-        nationale Weizenforschungsinitiative (Wheat
  produktion und -konversion zur Verwendung als           Initiative). Im Hinblick auf die anstehenden
  Lebensmittel und zur industriellen Nutzung be-          Herausforderungen ist es eine vorrangige Aufga-
  fassen. Die transnationale Ausschreibung „FACCE         be für die wichtigen G20-Weizenerzeugerländer,
  SURPLUS“ ist Anfang 2015 gestartet.                     den züchterischen Fortschritt bei Weizen wieder
                                                          zu beschleunigen. Eine globale Steigerung des
YY Mit der im Jahr 2012 gestarteten Fördermaßnah-         Ertragspotenzials und eine Anpassung an sich
  me „Innovative Pflanzenzüchtung im Anbau-               wandelnde Klimaverhältnisse sind notwendi-
  system“ (IPAS) sowie dem seit 2012 geförderten          ge Voraussetzungen, um eine Versorgung mit
  Deutsche Pflanzen Phänotypisierungsnetzwerk             Weizen langfristig sicherzustellen. Mit der auf
                                                          der EXPO 2015 vorgelegten „Strategischen For-
                                                          schungsagenda“ zeigen die Weizenexperten die
                                                          kurz-, mittel- und langfristigen Prioritäten in der
                                                          Weizenforschung und die erforderlichen stra-
                                                          tegischen Handlungen auf. Das schließt einen
                                                          Aufruf an alle – Wissenschaft, Wirtschaft sowie
                                                          öffentliche und private Fördermittelgeber – ein,
                                                          ihre Weizenforschungsförderung zu verstärken
                                                          und die internationalen Forschungsaktivitäten
                                                          bei Weizen stärker zu bündeln und zu vernetzen.
                                                          Als vordringlichste Aufgabe gehört dazu auch aus
                                                          Sicht aller Experten die vollständige Entschlüsse-
                                                          lung des Weizengenoms, die sich das International
                                                          Wheat Genome Sequencing Consortium (IWGSC)
                                                          zum Ziel gesetzt hat. Zusätzlich zu den bereits im
                                                          Rahmen der BMEL-Bekanntmachung zur Inno-
                                                          vationsförderung „Züchtung von leistungsfähi-
                                                          geren Weizensorten“ angelaufenen 11 Weizen-
                                                          forschungsprojekten mit einem Fördervolumen
                                                          von 10,8 Mio. € wird BMEL daher in den nächsten
                                                          Jahren ein Verbundprojekt zur Sequenzierung
                                                          und Analyse des Weizengenoms – ein Beitrag
                                                          Deutschlands zur „International Wheat Initiati-
                                                          ve“ (WHEATSEQ) mit rd. 1,5 Mio. € fördern.
Implementierung der Ziele und Leitgedanken in die Politik der Bundesregierung 29

                                                              wurden zahlreiche Verbund- und Einzelprojekte
               Nutzungspfade mit einem hö-                    gefördert. Der Fokus der Projektförderung im Rah-
               heren Wertschöpfungspotenzial                  men des Energieforschungsprogramms lag auf der
    2          sind bei der weiteren Ausgestal-
               tung der Rahmenbedingungen
                                                              Bioenergiekonversion, insbesondere auf der Bio-
                                                              gasbereitstellung. 48 Vorhaben mit einem Gesamt-
               der Bioökonomie zu bevorzugen.                 fördervolumen von mehr als 25 Mio. € wurden bis
                                                              zum Ende dieser Maßnahme im Mai 2015 geför-
                                                              dert. Durch die Nutzung unspezifischer Biomasse
Umsetzung                                                     inkl. Rest- und Abfallstoffen für die Produktion
                                                              von Biokraftstoffen soll ein Beitrag dazu geleistet
YY Bei der Neufassung des Förderprogramms                     werden, die Konkurrenz zwischen Ernährung und
    Nachwachsende Rohstoffe des BMEL (FPNR), die              stofflicher bzw. energetischer Nutzung in einigen
    im Mai 2015 veröffentlicht wurde, hat das BMEL            Bereichen aufzulösen.
    Nutzungspfade mit einem höheren Wertschöp-
    fungspotenzial stärker ins Blickfeld genommen.
    Ein erklärtes Ziel ist es, Forschungs- und Entwick-
    lungsvorhaben so auszurichten, dass sie größt-
    mögliche Beschäftigungs- und Wertschöpfungs-
    potenziale generieren5. Darüber hinaus soll „auf
    die Herstellung von Industriegrundstoffen sowie
    Zwischen- und Endprodukten auf Basis nachwach-
    sender Ressourcen ein stärkeres Augenmerk gelegt
    werden. Dies ist nicht zuletzt aufgrund der größeren
    Wertschöpfung sinnvoll und in Ermangelung an-
    derer erneuerbarer Quellen als Alternativen zu den
    heute überwiegend genutzten fossilen Rohstoffen
    erforderlich“ (Auszug FPNR).

YY Auch über den Waldklimafonds des BMEL und               YY Die Förderung im Rahmen der Forschungsstra-
    des BMUB können Forschungs- und Entwick-                  tegie Bioökonomie zielte auf die Nutzung von
    lungsarbeiten zur stofflichen Nutzung von Holz            Pflanzen als Energie- und Rohstofflieferanten ab.
    im Rahmen der multifunktionalen Forstwirtschaft           Insgesamt zwölf vom BMBF geförderte Verbünde
    gefördert werden. Diese Vorhaben dienen primär            befassten sich mit Forschungsaspekten rund um
    dem Ziel, die Klimaschutzwirkung von Wald und             die Nutzung und Optimierung von Energiepflan-
    Holz und die notwendige Anpassung der Wälder              zen, die auch auf für Nutzpflanzen unattraktiven
    an den Klimawandel zu unterstützen.                       Standorten wachsen können. Außerdem wurden
                                                              Nachwuchsforscher darin unterstützt, ganzheitli-
YY Unterschiedliche Forschungsprogramme des                   che Konzepte für die Nutzung der Bioenergie der
    BMBF verfolgen das Ziel, neue Nutzungspfade               Zukunft zu entwickeln. Für diese Bereiche wurden
    für nachwachsende Rohstoffe zu erschließen und            von 2010 bis 2015 ebenfalls über 25 Mio. € an För-
    einer höheren Wertschöpfung zuzuführen unter              dergeldern bereitgestellt.
    der Prämisse, negative Einflüsse auf das Ökosys-
    tem und auf die Biodiversität zu vermeiden. Mit        YY Die Erkenntnisse aus der Förderung zu Bioenergie
    der Fördermaßnahme „BioEnergie 2021 – For-                2021 fanden Eingang in die BMBF-Initiative „Bio-
    schung für die Nutzung pflanzlicher Biomasse“             ProFi – Bioenergie – Prozessorientierte Forschung
    wurde eine nachhaltige Effizienzsteigerung bei            und Innovation“. Die noch bis 2017 laufende
    der Erzeugung und Nutzung landwirtschaftlicher            Initiative legt ihre thematischen Schwerpunkte
    Rohstoffe in den Bereichen Bioenergie und Bio-            auf die optimierte Nutzung von Reststoffen und
    raffinerien verfolgt. In einer gemeinsamen Förder-        die verfahrenstechnische Weiterentwicklung von
    maßnahme des Energieforschungsprogramms des               Biogasanlagen zur Optimierung der lastabhängi-
    BMBF und der Forschungsstrategie Bioökonomie              gen Einspeisung ins Stromnetz.

5   BMEL 2015: Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe
30 Fortschrittsbericht zur Nationalen Politikstrategie Bioökonomie

                                                          technisch nachahmen und für die Produktion
           Wo möglich und sinnvoll soll die               bestimmter Stoffe nutzen (siehe hierzu auch die
   3       Kaskaden- und Koppelnutzung
           von Biomasse realisiert werden.
                                                          Ausführungen unter 5.2.3 Wachstumsmärkte,
                                                          Innovative Technologien und Produkte).

                                                       YY Der Spitzencluster Bioeconomy verfolgt eine
Umsetzung                                                 optimierte stoffliche Verwertung von Holz. Indem
                                                          Verarbeitungsschritte möglichst effizient ver­
YY Über das Förderprogramm Nachwachsende                  kettet bzw. gekoppelt werden und verbleibende
  Rohstoffe (FPNR) unterstützt das BMEL auch For-         Reststoffe energetisch genutzt werden, soll der
  schungs- und Entwicklungsarbeiten, die eine Kas-        resultierende CO2-Fußabdruck insgesamt ver­
  kaden- und Koppelnutzung zum Ziel haben. Sie            ringert werden. Ziel ist es, ein wirtschaftlich
  sind in der Zielsetzung des Programms ausdrück-         tragfähiges Anlagenkonzept zu dem Aufschluss von
  lich genannt. So soll „die Bioenergieförderung als      Buchen- und Pappelholz und der Fraktionierung
  Beitrag zur Energiewende in den Konversionspfaden       der Koppelprodukte zu entwickeln. Die For-
  Strom, Wärme und Kraftstoffe erfolgen und dabei         schungsaktivitäten beziehen sich auf innovative
  vorrangig auf Effizienzverbesserungen in biogenen       werkstoffliche Nutzungen, die Herstellung von
  Wertschöpfungsketten und technischen Anwendun-          Chemiegrundstoffen und innovativen Materialien
  gen sowie auf praxisnahe Nutzungskaskaden ausge-        aus Biomasse sowie die energetische Nutzung von
  richtet werden“ und Potenziale von Kaskaden- und        Reststoffströmen. Strategisch bedeutsam dabei ist
  Koppelnutzungen bei der Entwicklung innovati-           die branchenübergreifende Nutzung des Rohstof-
  ver Konversionsverfahren auf Basis nachwachsen-         fes Holz. Das BMBF fördert den Spitzencluster
  der Rohstoffe vorrangig einer Nutzung zugeführt         mit bis zu 40 Mio. €. Auf der europäischen Ebene
  werden. Ebenso können Forschungs- und Ent-              wurde 2014 eine Collaborative Working Group zu
  wicklungsarbeiten zur Kaskaden- und Koppelnut-          Integrated Biorefineries eingerichtet, in der sich
  zung beim Einsatz von biogenen Rohstoffen im            Partner zu möglichen Themen für ERA-Net-Co-
  Baubereich oder bei der Optimierung der Integra-        Funds im Arbeitsprogramm 2016/2017 in Horizon
  tion der Bioenergie in regionale und überregionale      2020 abstimmen.
  Energie-(infrastruktur-)systeme gefördert werden.

YY Die industrielle Nutzung von nachwachsenden
  Rohstoffen ist ein herausragendes Handlungsfeld                   Die Sicherung und Stärkung der
  der Nationalen Forschungsstrategie Bioöko-                        Wettbewerbsfähigkeit der Bio-
  nomie 2030. Bioökonomie als Wertschöpfungs-
  netz kann durch eine effiziente und intelligente        4         ökonomie in Deutschland und
                                                                    die Wachstumspotenziale auf den
  Nutzung von Biomasse als Rohstoff durch Kaska-                    internationalen Märkten sind
  dennutzung bis hin zu Recyclingprozessen und                      stets mit in den Blick zu nehmen.
  abschließender energetischer Verwertung eine
  erhebliche Steigerung der Wertschöpfung bei
  gleichzeitiger nachhaltiger Gestaltung der Stoff-    Umsetzung
  ströme ermöglichen. Zudem hat die Verwendung
  nachwachsender Rohstoffe ein hohes Innovations-      Die Bioökonomie umfasst u. a. die Land- und Forst-
  potenzial im Hinblick auf neue Technologien und      wirtschaft, die Fischerei, die Lebensmittel-, Zellstoff-
  Produkte. Aktuelle Förderaktivitäten in diesem       und Papierherstellung, die Holzwirtschaft sowie Teile
  Bereich sind neben dem Spitzencluster BioEcono-      der chemischen, der biotechnologischen Industrie
  my (s. u.) z. B. auf die Förderung transnationaler   sowie Teile der Energiewirtschaft. Mit der Sicherung
  Kooperationsprojekte im ERA-Net Industrial Bio-      und Stärkung der nationalen und internationa-
  technology oder die Innovationsinitiative Indust-    len Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes
  rielle Biotechnologie auf nationaler Ebene ausge-    Deutschlands werden gleichzeitig auch die Vorausset-
  richtet. Im Rahmen der Initiative „Biotechnologie    zungen geschaffen, die Bioökonomie voranzubringen,
  2020+“ werden außerdem Forschungsarbeiten            d. h., im Ergebnis die Wirtschaft umzustrukturieren –
  gefördert, die biologische Stoffwechselprozesse      weg vom Erdöl und den endlichen mineralischen
  und Grundprinzipien in interdisziplinären An-        Rohstoffen stärker hin zur biobasierten nachhaltigen
  sätzen aus Ingenieur- und Lebenswissenschaften       Wirtschaft.
Implementierung der Ziele und Leitgedanken in die Politik der Bundesregierung 31

Die Biotechnologiebranche stellt einen wesentlichen      und Habilitationen im Rahmen themenbezogener
Innovationstreiber für die Bioökonomie dar. Mit der      FuE-Projekte. Ein Mittel, um den akademischen Nach-
Fördermaßnahme „KMU-innovativ: Biotechnolo-              wuchs an eine anwendungsorientierte, unternehme-
gie – BioChance“ soll Biotechnologie-Unternehmen         rische Denkweise heranzuführen, besteht darüber
der Start in den Markt erleichtert werden. Es werden     hinaus in der Förderung von Personalaustauschen
meist Verbundprojekte, in denen KMU mit Universi-        zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
täten, Forschungseinrichtungen oder Unternehmen
zusammenarbeiten, gefördert. Die Maßnahme stärkt
die Kooperation von Unternehmen, unterstützt den
Technologietransfer zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft und federt das hohe Risiko von Arbeiten
einer frühen FuE-Phase für die KMU ab. Seit 2007
erfolgt im halbjährlichen Turnus eine Ausschrei-
bungsrunde durch das BMBF. Bis einschließlich der
15. Runde wurden in 228 Einzel- und Verbundvorha-
ben Fördermittel in Höhe von 208 Mio. € festgelegt.
Dem stehen unternehmerische Eigenanteile in Höhe
von 150 Mio. € gegenüber.

YY Die Maßnahme „European Network of Transnati-
   onal collaborative RTD for SME’s projects in the
   field of Biotechnology – EuroTransBio“ flankiert
   „KMU-innovativ: Biotechnologie – BioChance“
   auf der transnationalen Ebene. Die Förderung des
   BMBF zielt darauf ab, Forschungs- und Entwick-
   lungsarbeiten von KMU in der Biotechnologie
   transnational zu vernetzen, um ihre Konkur-
   renzfähigkeit im internationalen Wettbewerb zu
   steigern. Seit 2006 wurden im jährlichen Turnus
   Ausschreibungsrunden durchgeführt. Bis 2015           YY Mit einem BMBF-finanzierten Modellversuchs-
   wurden insgesamt 157 Projekte gefördert. Darun-          programm des Bundesinstitutes für Berufsbildung
   ter waren 102 mit deutscher Beteiligung, für die         (BIBB) soll „Berufliche Bildung für eine nachhal-
   insgesamt gut 37 Mio. € Fördermittel bereitgestellt      tige Entwicklung“ systematisch in die berufliche
   wurden.                                                  Aus- und Fortbildung integriert und konsequent
                                                            als Modernisierungsstrategie in der Berufsbildung
                                                            genutzt werden. Eine entsprechende Verwaltungs-
                                                            vereinbarung zwischen BMBF und BIBB zur Reali-
            Für die Wettbewerbsfähigkeit der                sierung des Modellversuchsförderschwerpunkts

   5        Bioökonomie sind gut ausgebil-
            dete und informierte Fachkräfte
                                                            „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung
                                                            2015–2019 (BBNE)“ liegt vor. Die Förderrichtli-
            unentbehrlich.                                  nien wurden im September 2015 veröffentlicht.
                                                            Die Förderrichtlinie dient der Implementierung
                                                            des Nachhaltigkeitsgedankens in die duale Aus-
Umsetzung                                                   bildung, die entsprechend qualifiziertes Berufs-
                                                            bildungspersonal erfordert. Angesetzt werden soll
Gut ausgebildete Fachkräfte sind die Voraussetzung          an den nachhaltigkeitsrelevanten Schnittstellen
für innovative Forschung, für Wachstum und für die          zwischen Produktion und Konsum, zwischen Wa-
Sicherung von Arbeitsplätzen auch in einer bioba-           ren, Markt und Vermarktung, Kundenorientierung
sierten Wirtschaft. Maßnahmen zur akademischen              und Verbrauchererwartung. Die Förderrichtlinie II
Aus- und Weiterbildung in der Bioökonomie sind z. B.        dient der Förderung nachhaltiger Lernorte in der
in die Förderaktivitäten der Forschungsstrategie Bio-       dualen Berufsausbildung. Gefördert werden insti-
ökonomie 2030 integriert. Das Förderinstrumentari-          tutionelle Umsetzungskonzepte zur Konkretisie-
um eröffnet hierfür vielfältige Möglichkeiten, etwa         rung eines nachhaltigen Lernortes in der dualen
die Perspektive zum Anfertigen von Doktorarbeiten           Berufsausbildung.
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