Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest

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Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Gottesdienst
       zum Pfingstfest
           am 5.6.2022

geistlich sein durch Gottes Geist
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Wochenspruch: Sacharja 4,6b
        „Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
      sondern durch meinen Geist geschehen,
             spricht der Herr Zebaoth“.

Psalmworte aus Psalm 118*
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
    O Herr, hilf!
    O Herr, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Wir segnen euch vom Hause des Herrn.
    Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
    Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
    Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
    und seine Güte währet ewiglich.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist;
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Gebet
Gott, Heiliger Geist!
Du bist die Kraft allen Lebens.
Wo du Menschen anrührst,
erkennen sie die Wahrheit und werden frei.
Wo du mit deiner Kraft wirkst,
finden Menschen in deiner Gemeinde zusammen.
Wo du Menschen ins Herz kommst,
finden sie zum Glauben.
Wo du Menschen erfüllst
werden sie zu geistlichen Menschen.
So bitten wir dich:
Wirke du
auch jetzt und hier bei uns
und erfülle du auch uns
hier und jetzt
und immer wieder neu
mit deiner dynamischen
lebendigen Kraft,
damit wir dein Wort
recht hören können,
damit deine Wahrheit
unsere Herzen erreicht
und wir
geistliche Menschen sind
und uns
als geistliche Menschen
erweisen
auch in unserem kleinen Alltag
und uns als deine Gemeinde
zu dir bekennen
und dich loben und ehren,
der du mit Jesus Christus,
unserem Herrn
und dem Vater im Himmel
lebst und wirkst
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Wieland Bopp-Hartwig
Predigt über Römer 8,1-14                              (in Auswahl)

Einleitung
Liebe Pfingstgemeinde!
Wissen Sie, was ein „Geistlicher“ ist?
Wenn man ins Lexikon schaut oder im Internet googelt, dann erfährt man:
Ein Geistlicher ist „ein ausgebildeter Theologe, der gottesdienstliche oder
seelsorgerische Aufgaben in Kirchengemeinden wahrnimmt“ [wiktionary].
Und als Beispiele für „Geistliche“ werden dann genannt: Ortsgeistlicher,
Stadtgeistlicher, Anstaltsgeistlicher, Feldgeistlicher, Gefängnisgeistlicher,
Hilfsgeistlicher, Hofgeistlicher, Landgeistlicher, Militärgeistlicher,
Ordensgeistlicher, Regulargeistlicher, Spitalgeistlicher – sowie als geistliche
Ämter: Abt, Bischof, Bruder, Dekan, Diakon, Erzbischof, Kaplan, Kardinal,
Mönch, Papst, Pastor, Pfaffe, Pfarrer, Pope, Priester, Propst, geistlicher Rat,
Weihbischof.
Also alles kirchliche Ämter mit einem höheren oder tieferen Rang in der
kirchlichen Hierarchie, und unterschieden von den normalen Gläubigen, die
nach dieser Definition keine „geistliche“ Würde haben.
Diesem Verständnis eines „Geistlichen“ würde der Apostel Paulus vehement
und ganz energisch widersprechen. Warum? Weil für ihn „geistlich sein“ und
„Geistlicher sein“ eine ganz andere Bedeutung hat.
Hören wir das in Versen aus dem 8.Kapitel des Römerbriefes.
              : Römerbrief 8,1-2.4b-9b.14
    So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
    Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus,
    hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. …
    Wir leben wir nun nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist.
    Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt;
    die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich
    gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und
    Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott,
    weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's
    auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber
    seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch
    wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wenn aber
    Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der
    Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. …
    Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Predigt

Liebe Pfingstgemeinde!
Es ist nicht zu überhören: In diesen Versen geht es nicht um eine
Unterscheidung von ausgebildeten Theologen und sogenannten „Laien“,
um die Unterscheidung von kirchlichen Würdenträgern und sogenannten
einfachen Gemeindegliedern. Hier geht es um die Unterscheidung von
„geistlich“ und „fleischlich“ und so um die Unterscheidung von geistlich
gesinnten Menschen und nicht-geistlich gesinnten Menschen.
Für Paulus ist das eine Fundamentalunterscheidung: ein ganz klares
„entweder – oder“. Und das, was den Unterschied ausmacht, das ist nicht
eine theologische Qualifikation, die Menschen erworben haben, sondern das,
was den Unterschied ausmacht, ist der Geist Gottes, der einem Menschen
gegeben ist, der in einem Menschen wohnt, der einen Menschen treibt.
Ja: Wer „geistlich“ ist, in dem ist der Geist Gottes; wo das nicht der Fall ist,
da ist ein Mensch „fleischlich“, ist „fleischlich“ gesinnt, da lebt er ohne Gott, ja
in Feindschaft gegen Gott und ist darum dem Tod verfallen, egal ob einer
eine theologische Ausbildung hat oder nicht.
Ein „Geistlicher“ kann nach Paulus also jeder und jede sein – sofern eben
das gegeben ist, dass er oder sie vom Heiligen Geist Gottes bestimmt ist
und durch den Heiligen Geist „geistlich“ gesinnt ist und nach dem Geist lebt.
Und ganz selbstbewusst sagt Paulus: „Wir leben nun nicht nach dem Fleisch,
sondern nach dem Geist“.
Warum kann er das so selbstbewusst sagen?
Er kann das so selbstbewusst von Pfingsten her sagen. Er weiß: Gott hat
seinen Heiligen Geist in diese Welt gegeben, er hat seinen Heiligen Geist
geschickt und „ausgegossen, und dieser Heilige Geist wirkt machtvoll in
dieser Welt. Pfingsten macht den Unterschied!
Das genau ist das, was uns die Pfingstgeschichte sagt – ganz unabhängig
davon, wie man die im Pfingstbericht geschilderten Begleitumstände im
Einzelnen verstehen mag: das gewaltige Brausen vom Himmel, die
Feuerzungen, das Sprachenwunder usw.
Entscheidend ist: Gott gibt - an diesem ersten Pfingsten – seinen Heiligen
Geist, wie Jesus das angekündigt hat und seinen Jüngern verheißen hat.
Und dieser Geist bewirkt eine fundamentale Veränderung: Er macht
Menschen, die zuvor „fleischlich“ waren und den Gesetzen dieser Welt
verhaftet waren und im Denken dieser Welt gefangen waren und darum
innerlich fern von Gott waren und von Gott getrennt waren und gegen Gott
ausgerichtet waren – er macht diese Menschen zu „Geistlichen“, zu
„geistlichen“ Menschen.
Das ist eine fundamentale Wesensveränderung, also nicht nur so etwas wie
eine äußerliche Kosmetik und oberflächliche Retousche, ein facelifting oder
eine Hautglättung. Das betrifft nicht nur etwas am Menschen, sondern das
betrifft den ganzen Menschen – komplett und in einer umfassenden Weise.
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Also: „Geistlich“ sein – das ist eine grundlegende Wesensqualität; eine
grundlegend neue Wesensqualität gegenüber dem alten vorherigen Zustand.
Da liegen buchstäblich Welten dazwischen – eben wie zwischen Leben und
Tod Welten liegen, wie zwischen Gott und Gottlosigkeit Welten liegen.
Pfingsten, wo es um das Kommen und Wirken des Geistes Gottes geht, ist
darum das Fest der Zeitenwende in einem geistlichen Sinne. Und für den
Menschen, dem das Wirken des Geistes zuteil wird, ist Pfingsten das
Ereignis der Befreiung: der Befreiung zu einem ganz neuen Wesen, zu einem
ganz neuen Sein: wie eine Neugeburt, wie eine Auferstehung in ein neues
Leben, das geistliche Leben.
Darum kann Paulus geradezu enthusiastisch sagen: „So gibt es nun keine
Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des
Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem
Gesetz der Sünde und des Todes“.
Mit „Gesetz des Geistes“ ist hier das Wirkprinzip des Geistes Gottes gemeint;
und entsprechend geht es beim „Gesetz der Sünde und des Todes“ um das
Wirkprinzip der Sünde und des Todes.
Man könnte es darum auch so sagen: Der Heilige Geist befreit von der Macht
und der Diktatur der Sünde und des Todes; er befreit die, die zu einem Sein
in Sünde und Tod verdammt waren, die der Sünde und dem Tod hoffnungs-
los verfallen waren. Er befreit sie zu einem Leben für Gott, zu einem
gottzugewandten Leben, zu einem auf Gott ausgerichteten Leben; er macht
sie zu freien Kindern Gottes im Glauben.
Weil es dazu eben den Heiligen Geist braucht, der das bewirkt und diese
Befreiung von Sünde und Tod wirkt, darin wird deutlich, dass wir Menschen
das von uns aus nicht können. Es ist Gottes Geist, der zum Leben befreit –
nicht wir selbst tun das. Wir können das nur staunend und dankbar erfahren,
können nur staunend und dankbar erfahren, dass Gott uns fleischlich-
irdische Menschen zu geistlichen Menschen macht – zu „Geistlichen“.
Ja: Wenn wir Pfingsten erst nehmen und das jährlich wiederkehrende
Pfingstfest nicht nur als schönes verlängertes Wochenende wahrnehmen und
als Sprungbrett für die Pfingstferien und den Pfingsturlaub, dann werden wir
das dankbar und stauend feiern: Wir alle sind Geistliche! In uns wohnt der
Geist Gottes! Wir können geistlich leben.
So sehr es nun allein Gottes Geist ist, der uns zu „geistlichen“ Menschen
macht, so sehr ist es freilich dann an uns zu fragen, was „geistlich gesinnt
sein“ für uns konkret bedeutet: für unser Denken, Reden und Handeln. Dann
werden wir uns fragen, wie das sichtbar werden kann, dass wir Christi Geist
haben, dass wir uns an seiner Geisteshaltung orientieren und nicht an einem
„Weltgeist“ und „Zeitgeist“.
Da werden wir uns zum Beispiel sehr konkret fragen, ob wir uns in die
zunehmende Militarisierung der Sprache einfach einfügen – oder darauf
achten, dass wir nicht durch unsere Worte ein Klima der Gewalt fördern,
wovor Jesus in der Bergpredigt warnt.
Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
Da werden wir uns zum Beispiel sehr konkret fragen, ob wir den Krieg in der
Ukraine und das Setzen auf Waffen als Normalzustand hinnehmen wollen –
oder ob wir uns daran erinnern, dass Jesus diejenigen selig preist, die
Frieden stiften.
Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir auch einstimmen in das
Gejammere, dass alles teurer wird und uns wegen ein paar Cent an der
Zapfsäule aufregen und gleichzeitig die Augen verschließen, dass Krieg und
Krisen der Gegenwart den Hunger in anderen Teilen der Welt dramatisch
verschärft – oder ob wir uns an das prophetische Wort erinnern: „Brich mit
dem Hungrigen dein Brot!“
Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir achselzuckend hinnehmen,
dass vieles, was zur Bekämpfung der Klimakrise auf den Weg gebracht
worden ist, jetzt stillschweigen aufgehoben oder aufgeschoben wird – oder
ob wir unseren Auftrag in Gottes Schöpfung erst nehmen wollen.
Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir eine Politik unterstützen
wollen und von ihr profitieren wollen, die in aberwitziger Größenordnung
Schulden macht auf Kosten der nächsten Generationen – oder ob wir wissen,
dass Jesus ein Sehnen und Dürsten nach Gerechtigkeit will, und das umfasst
ja auch eine Gerechtigkeit gegenüber den Nachkommenden.
Ja: „Geistliche“ sein, „geistlich“ sein durch Gottes Geist und geistlich leben –
das betrifft unser Leben in seiner Gesamtheit. Pfingsten und der Heilige Geist
macht den Unterschied – in allem: auch in unserem kleinen Alltag.
Denn die, die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder – und Gottes
Kinder erkennt man daran, dass der Geist Gottes sie treibt, weil sie nach
seinem Geist leben sollen und ihm gefallen sollen.
Wohl uns, wenn wir das wissen!
Amen.
Atme in uns, Heiliger Geist
Refrain

Strophen
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