Geistlich sein durch Gottes Geist - Gottesdienst zum Pfingstfest
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Wochenspruch: Sacharja 4,6b „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“. Psalmworte aus Psalm 118* Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. O Herr, hilf! O Herr, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch vom Hause des Herrn. Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist; wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gebet Gott, Heiliger Geist! Du bist die Kraft allen Lebens. Wo du Menschen anrührst, erkennen sie die Wahrheit und werden frei. Wo du mit deiner Kraft wirkst, finden Menschen in deiner Gemeinde zusammen. Wo du Menschen ins Herz kommst, finden sie zum Glauben. Wo du Menschen erfüllst werden sie zu geistlichen Menschen. So bitten wir dich: Wirke du auch jetzt und hier bei uns und erfülle du auch uns hier und jetzt und immer wieder neu mit deiner dynamischen lebendigen Kraft, damit wir dein Wort recht hören können, damit deine Wahrheit unsere Herzen erreicht und wir geistliche Menschen sind und uns als geistliche Menschen erweisen auch in unserem kleinen Alltag und uns als deine Gemeinde zu dir bekennen und dich loben und ehren, der du mit Jesus Christus, unserem Herrn und dem Vater im Himmel lebst und wirkst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Wieland Bopp-Hartwig Predigt über Römer 8,1-14 (in Auswahl) Einleitung Liebe Pfingstgemeinde! Wissen Sie, was ein „Geistlicher“ ist? Wenn man ins Lexikon schaut oder im Internet googelt, dann erfährt man: Ein Geistlicher ist „ein ausgebildeter Theologe, der gottesdienstliche oder seelsorgerische Aufgaben in Kirchengemeinden wahrnimmt“ [wiktionary]. Und als Beispiele für „Geistliche“ werden dann genannt: Ortsgeistlicher, Stadtgeistlicher, Anstaltsgeistlicher, Feldgeistlicher, Gefängnisgeistlicher, Hilfsgeistlicher, Hofgeistlicher, Landgeistlicher, Militärgeistlicher, Ordensgeistlicher, Regulargeistlicher, Spitalgeistlicher – sowie als geistliche Ämter: Abt, Bischof, Bruder, Dekan, Diakon, Erzbischof, Kaplan, Kardinal, Mönch, Papst, Pastor, Pfaffe, Pfarrer, Pope, Priester, Propst, geistlicher Rat, Weihbischof. Also alles kirchliche Ämter mit einem höheren oder tieferen Rang in der kirchlichen Hierarchie, und unterschieden von den normalen Gläubigen, die nach dieser Definition keine „geistliche“ Würde haben. Diesem Verständnis eines „Geistlichen“ würde der Apostel Paulus vehement und ganz energisch widersprechen. Warum? Weil für ihn „geistlich sein“ und „Geistlicher sein“ eine ganz andere Bedeutung hat. Hören wir das in Versen aus dem 8.Kapitel des Römerbriefes. : Römerbrief 8,1-2.4b-9b.14 So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. … Wir leben wir nun nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn denn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. … Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Predigt Liebe Pfingstgemeinde! Es ist nicht zu überhören: In diesen Versen geht es nicht um eine Unterscheidung von ausgebildeten Theologen und sogenannten „Laien“, um die Unterscheidung von kirchlichen Würdenträgern und sogenannten einfachen Gemeindegliedern. Hier geht es um die Unterscheidung von „geistlich“ und „fleischlich“ und so um die Unterscheidung von geistlich gesinnten Menschen und nicht-geistlich gesinnten Menschen. Für Paulus ist das eine Fundamentalunterscheidung: ein ganz klares „entweder – oder“. Und das, was den Unterschied ausmacht, das ist nicht eine theologische Qualifikation, die Menschen erworben haben, sondern das, was den Unterschied ausmacht, ist der Geist Gottes, der einem Menschen gegeben ist, der in einem Menschen wohnt, der einen Menschen treibt. Ja: Wer „geistlich“ ist, in dem ist der Geist Gottes; wo das nicht der Fall ist, da ist ein Mensch „fleischlich“, ist „fleischlich“ gesinnt, da lebt er ohne Gott, ja in Feindschaft gegen Gott und ist darum dem Tod verfallen, egal ob einer eine theologische Ausbildung hat oder nicht. Ein „Geistlicher“ kann nach Paulus also jeder und jede sein – sofern eben das gegeben ist, dass er oder sie vom Heiligen Geist Gottes bestimmt ist und durch den Heiligen Geist „geistlich“ gesinnt ist und nach dem Geist lebt. Und ganz selbstbewusst sagt Paulus: „Wir leben nun nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist“. Warum kann er das so selbstbewusst sagen? Er kann das so selbstbewusst von Pfingsten her sagen. Er weiß: Gott hat seinen Heiligen Geist in diese Welt gegeben, er hat seinen Heiligen Geist geschickt und „ausgegossen, und dieser Heilige Geist wirkt machtvoll in dieser Welt. Pfingsten macht den Unterschied! Das genau ist das, was uns die Pfingstgeschichte sagt – ganz unabhängig davon, wie man die im Pfingstbericht geschilderten Begleitumstände im Einzelnen verstehen mag: das gewaltige Brausen vom Himmel, die Feuerzungen, das Sprachenwunder usw. Entscheidend ist: Gott gibt - an diesem ersten Pfingsten – seinen Heiligen Geist, wie Jesus das angekündigt hat und seinen Jüngern verheißen hat. Und dieser Geist bewirkt eine fundamentale Veränderung: Er macht Menschen, die zuvor „fleischlich“ waren und den Gesetzen dieser Welt verhaftet waren und im Denken dieser Welt gefangen waren und darum innerlich fern von Gott waren und von Gott getrennt waren und gegen Gott ausgerichtet waren – er macht diese Menschen zu „Geistlichen“, zu „geistlichen“ Menschen. Das ist eine fundamentale Wesensveränderung, also nicht nur so etwas wie eine äußerliche Kosmetik und oberflächliche Retousche, ein facelifting oder eine Hautglättung. Das betrifft nicht nur etwas am Menschen, sondern das betrifft den ganzen Menschen – komplett und in einer umfassenden Weise.
Also: „Geistlich“ sein – das ist eine grundlegende Wesensqualität; eine grundlegend neue Wesensqualität gegenüber dem alten vorherigen Zustand. Da liegen buchstäblich Welten dazwischen – eben wie zwischen Leben und Tod Welten liegen, wie zwischen Gott und Gottlosigkeit Welten liegen. Pfingsten, wo es um das Kommen und Wirken des Geistes Gottes geht, ist darum das Fest der Zeitenwende in einem geistlichen Sinne. Und für den Menschen, dem das Wirken des Geistes zuteil wird, ist Pfingsten das Ereignis der Befreiung: der Befreiung zu einem ganz neuen Wesen, zu einem ganz neuen Sein: wie eine Neugeburt, wie eine Auferstehung in ein neues Leben, das geistliche Leben. Darum kann Paulus geradezu enthusiastisch sagen: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes“. Mit „Gesetz des Geistes“ ist hier das Wirkprinzip des Geistes Gottes gemeint; und entsprechend geht es beim „Gesetz der Sünde und des Todes“ um das Wirkprinzip der Sünde und des Todes. Man könnte es darum auch so sagen: Der Heilige Geist befreit von der Macht und der Diktatur der Sünde und des Todes; er befreit die, die zu einem Sein in Sünde und Tod verdammt waren, die der Sünde und dem Tod hoffnungs- los verfallen waren. Er befreit sie zu einem Leben für Gott, zu einem gottzugewandten Leben, zu einem auf Gott ausgerichteten Leben; er macht sie zu freien Kindern Gottes im Glauben. Weil es dazu eben den Heiligen Geist braucht, der das bewirkt und diese Befreiung von Sünde und Tod wirkt, darin wird deutlich, dass wir Menschen das von uns aus nicht können. Es ist Gottes Geist, der zum Leben befreit – nicht wir selbst tun das. Wir können das nur staunend und dankbar erfahren, können nur staunend und dankbar erfahren, dass Gott uns fleischlich- irdische Menschen zu geistlichen Menschen macht – zu „Geistlichen“. Ja: Wenn wir Pfingsten erst nehmen und das jährlich wiederkehrende Pfingstfest nicht nur als schönes verlängertes Wochenende wahrnehmen und als Sprungbrett für die Pfingstferien und den Pfingsturlaub, dann werden wir das dankbar und stauend feiern: Wir alle sind Geistliche! In uns wohnt der Geist Gottes! Wir können geistlich leben. So sehr es nun allein Gottes Geist ist, der uns zu „geistlichen“ Menschen macht, so sehr ist es freilich dann an uns zu fragen, was „geistlich gesinnt sein“ für uns konkret bedeutet: für unser Denken, Reden und Handeln. Dann werden wir uns fragen, wie das sichtbar werden kann, dass wir Christi Geist haben, dass wir uns an seiner Geisteshaltung orientieren und nicht an einem „Weltgeist“ und „Zeitgeist“. Da werden wir uns zum Beispiel sehr konkret fragen, ob wir uns in die zunehmende Militarisierung der Sprache einfach einfügen – oder darauf achten, dass wir nicht durch unsere Worte ein Klima der Gewalt fördern, wovor Jesus in der Bergpredigt warnt.
Da werden wir uns zum Beispiel sehr konkret fragen, ob wir den Krieg in der Ukraine und das Setzen auf Waffen als Normalzustand hinnehmen wollen – oder ob wir uns daran erinnern, dass Jesus diejenigen selig preist, die Frieden stiften. Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir auch einstimmen in das Gejammere, dass alles teurer wird und uns wegen ein paar Cent an der Zapfsäule aufregen und gleichzeitig die Augen verschließen, dass Krieg und Krisen der Gegenwart den Hunger in anderen Teilen der Welt dramatisch verschärft – oder ob wir uns an das prophetische Wort erinnern: „Brich mit dem Hungrigen dein Brot!“ Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir achselzuckend hinnehmen, dass vieles, was zur Bekämpfung der Klimakrise auf den Weg gebracht worden ist, jetzt stillschweigen aufgehoben oder aufgeschoben wird – oder ob wir unseren Auftrag in Gottes Schöpfung erst nehmen wollen. Da werden wir uns sehr konkret fragen, ob wir eine Politik unterstützen wollen und von ihr profitieren wollen, die in aberwitziger Größenordnung Schulden macht auf Kosten der nächsten Generationen – oder ob wir wissen, dass Jesus ein Sehnen und Dürsten nach Gerechtigkeit will, und das umfasst ja auch eine Gerechtigkeit gegenüber den Nachkommenden. Ja: „Geistliche“ sein, „geistlich“ sein durch Gottes Geist und geistlich leben – das betrifft unser Leben in seiner Gesamtheit. Pfingsten und der Heilige Geist macht den Unterschied – in allem: auch in unserem kleinen Alltag. Denn die, die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder – und Gottes Kinder erkennt man daran, dass der Geist Gottes sie treibt, weil sie nach seinem Geist leben sollen und ihm gefallen sollen. Wohl uns, wenn wir das wissen! Amen.
Atme in uns, Heiliger Geist Refrain Strophen
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