GEMEINDEN MIT WIRKUNG - Die "Frühe Förderung" in Root ist vorbildlich - Netzwerk Bildung und Familie
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GEMEINDEN MIT WIRKUNG Die «Frühe Förderung» in Root ist vorbildlich Mit einer breiten Palette von Angeboten schulische und soziale Erfolg zeigte sich schon nach kümmert sich die Gemeinde Root um die einem Jahr. «Im Kindergarten und dann auch in der gezielte Förderung von Kindern im Vorschul- alter. Davon können insbesondere Familien Primarschule verfügten die Kinder über einen brei- mit Migrationshintergrund profitieren. teren Wortschatz, konnten sich besser ausdrücken Auch das Förderprogramm conTAKT-kind.ch und waren auch gewohnter, sich in der Gruppe zu ist involviert. bewegen», sagt Künzler. In einem nächsten Schritt ging es darum, dieses «2014 stellten wir fest, dass immer mehr Kinder bei freiwillige Angebot auch jenen Eltern beliebt zu ma- Schuleintritt schlecht oder gar kein Deutsch spre- chen, die ihr Kind nicht in die Spielgruppe schickten. chen und teilweise unzureichend sozialisiert sind», Für diese Vermittlung wurden Schlüsselpersonen sagt Margrit Künzler, Sozialvorsteherin der Gemein- ausgebildet, die sowohl mit den kulturellen Gege- de Root. Das gab den Startschuss für das Projekt benheiten der Migrantenfamilien vertraut, als auch Frühe Förderung, mit dem sich die Gemeinde im Lu- in der Schweiz integriert sind. Inzwischen sind zerner Rontal dank sukzessiver und sorgfältiger Ent- 17 Schlüsselpersonen aktiv, die aus 13 Kulturen wicklung einer breiten Angebotspalette inzwischen stammen. Sie pflegen den Kontakt mit den Eltern, viel Aufmerksamkeit und Respekt verschafft hat. um sie zu motivieren, ihre Kinder in die Spielgruppe Das Projekt wurde 2019 vom Kanton Luzern ausge- zu schicken. Manchmal werden sie auch beigezo- zeichnet. Die Jury strich insbesondere die hohe Ver- gen, um schulische Massnahmen zu erklären, For- netzung zwischen den Angeboten und zwischen mulare auszufüllen oder mit den Sprachbeurtei- den Generationen hervor. lungsbögen zurechtzukommen, mit welchen die Gemeinde die Deutschkurse koordiniert. Aufgrund dieser Bemühungen konnten sich der Schlüsselpersonen vermitteln grössere Teil der Eltern entschliessen, ihre Kinder in Eine der ersten Massnahmen war ein Angebot für die Spielgruppe anzumelden. Die Schlüsselperso- Deutsch-Unterstützung in der Spielgruppe. Die Lei- nen leisten auch Überzeugungsarbeit für eine Teil- terinnen wurden entsprechend dafür geschult. Der nahme am Muki-Deutsch. Bei diesem Angebot be- Bericht 2021 – 1 – Gemeinden mit Wirkung
conTAKT-kind.ch Das von Migros-Kulturprozent entwickelte An- gebot conTAKT-kind.ch richtet sich mit vielfäl- suchen Mütter oder Väter gemeinsam mit einem tigen Informationen und Arbeitsmaterialien Kind im Vorschulalter einen Deutschkurs. Aufgrund an Fachpersonen und Multiplikatorinnen und der ersten Erfahrungen wurde das Angebot weiter Multiplikatoren, die in unterschiedlichen Be- optimiert, um mehr Teilnehmende zu gewinnen. reichen mit Eltern arbeiten: in der Elternbil- Margrit Künzler: «Der Unterricht für die Erwachse- dung, in Eltern-Gesprächsgruppen oder El- nen und die Kinder findet in zwei nebeneinanderlie- terntreffs, in Femmes-/Männer-Tischen, in genden Räumen statt, die mit einer Türe verbunden Angeboten für Migrantinnen und Migranten, sind. Dadurch können Lehrpersonen die beiden als Erziehende in Kitas und Spielgruppe und Gruppen zielgemäss unterrichten, und die Kinder Familienzentren, Kindergarten und Schule so- fühlen sich ihrem Mami nahe.» wie als Kursleitende im Sprachunterricht nach fide. Das Angebot beinhaltet fundierte theore- Begleitung durch Mentor/innen tische Hintergründe, praktische Vorschläge und direkt einsetzbare Arbeitsmaterialien für Neben der «Sprachförderung» und den «Schlüssel- die Arbeit mit Eltern mit Kindern bis 12 Jahre. personen» hat Root weitere Handlungsfelder ausge- Eine Arbeitsmappe mit zahlreichen attrakti- schieden, in denen die Frühe Förderung aktiv wird. Im ven Unterlagen und ein Quartett können kos- Handlungsfeld «Generationenverpflichtung» vermit- tenlos bestellt werden. Weiterbildungen füh- telt der Verein MUNTERwegs, der für das ganze Rontal ren in die Arbeit mit den Materialien und das zuständig ist, ehrenamtliche Mentorinnen und Men- Konzept der «Elterntreff Erziehung» ein. toren, die ein Kind während acht Monaten zweimal im Monat begleiten und unterstützen. Das sind Studie- Netzwerk Bildung und Fami- rende, Berufstätige, Senioren und Seniorinnen. lie wurde beauftragt, die An- gebote zu übernehmen und Mit einem Steckbrief werden Kinder und Mentor/in- ab 2023 in eigener Verant- nen aufgrund ihrer Interessen und Hobbies mög- wortung zu koordinieren. lichst passend miteinander verbunden. Zweimal jährlich gibt es Austauschtreffen mit den Familien und den Mentor/innen. «Auswertungen zeigen, dass das Mentoring positive Auswirkungen auf das Fami- die Gemeinde ab 2021 in der Mütter- und Väterbe- liensystem hat», sagt Künzler. «Viele Kontakte beste- ratung das aufsuchende Konzept angehen: «So kön- hen auch nachher noch weiter, was sich natürlich nen wir dort gezielt beraten, wo sich in einer Familie integrationsfördernd auswirkt.» Schwierigkeiten abzeichnen.» Die Beratung wird von der Gemeinde finanziert und steht allen Eltern und Um die Früherkennung sicherzustellen und so den Erziehungsberechtigten kostenlos zur Verfügung. Unterstützungsbedarf möglichst rechtzeitig zu er- kennen, arbeitet die Gemeinde eng mit der regional Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ver- organisierten Mütter- und Väterberatung zusam- bessern, werden für die familienergänzende Betreu- men, die 10 Wochen nach der Geburt zum Einsatz ung von Kindern im Vorschulalter Betreuungsgut- kommt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Hebamme scheine ausgestellt. Mit diesen können Eltern frei die Ansprechperson. Nach einer ersten Phase will wählen, wo sie ihre Kinder betreuen lassen wollen: in Bericht 2021 – 2 – Gemeinden mit Wirkung
parentu - die App für informierte Eltern parentu informiert Eltern in 13 Sprachen – da- mit alle Kinder in einem förderlichen und ge- Es braucht auch Geduld sunden Umfeld aufwachsen können. Die App Margrit Künzler hält immer Augen und Ohren offen, schickt alle wichtigen Informationen zur kind- um neue Impulse und Verbindungen zu erkennen, lichen Entwicklung via Push-Nachrichten di- die dem Projekt Frühe Förderung dienen könnten. rekt auf das Smartphone der Eltern. Kürzlich las sie in einem Inserat, dass die Bibliothek parentu ist einfach und praktisch: Ohne auf- Root Leute sucht, die Geschichten erzählen, singen wendige Suche sind alle Informationen über- und basteln und ein Flair für Kinder haben. «Das sichtlich und verständlich aufbereitet sowie je- können wir vielleicht auch unterstützen und so von derzeit zugänglich. Die App vermittelt über 300 Synergien profitieren, die allen zugutekommen. Inhalte altersentsprechend ab Geburt bis zum Wichtig ist, dass wir die verschiedensten Angebote, 16. Geburtstag. Themen sind das Aufwachsen, die schon bestehen, wahrnehmen und sie so gut die Bildung und Erziehung der Kinder. Fachper- wie möglich miteinander vernetzen können.» Auch sonen finden Informationen für ihre Beratungs- mit dem Turnverein, der MuKi-Turnen anbietet oder tätigkeit. parentu unterstützt Gemeinden und dem Frauenverein, der Kinder-Mami-Treff organi- Organisationen in der Kommunikation mit den siert, bestehen Kontakte. Familien. Dank dem Erwerb einer Lizenz kön- Auf eine geringe Resonanz stiess bisher das MiTu nen sie den Familien Anregungen für die Ge- (Miteinander Turnen), das den Austausch und die staltung des Familienalltags sowie Hinweise auf Begegnungen zwischen Familien aus verschiede- Events und Aktuellem aus der Region zustellen. nen Kulturen sowie die Integration von Kindern mit Diese können über Google Translate in 12 Spra- einer Beeinträchtigung fördern und erleichtern chen übersetzt werden. soll. «Da bleiben wir dran und suchen nach Wegen, Der Download ist ganz einfach: das Angebot beliebter zu machen.» Corona-Pech parentu im Store eingeben hatte das mit Unterstützung von conTAKT-kind.ch oder den QR-Code, der zum lancierte Elternkaffee, das trotz guten Rückmel- App-Store oder zu Google Play dungen bei der ersten Ausgabe letztes Jahr auf- führt, skannen. grund von wenigen Anmeldungen nicht mehr zu- stande kam. Die Sozialvorsteherin ist sich bewusst, dass nicht alle Angebote immer gleichermassen «zum Flie- einer anerkannten Kindertagesstätte oder in einer gen» kommen und es oft Geduld braucht, ein Pro- Tagesfamilie in Root, in der Stadt oder in der Agglome- jekt durchzuziehen. «Die ganze Organisations- ration Luzern. Im Gegensatz zu anderen Gemeinden struktur für das Elternkaffee haben wir aufgegleist, bezahlt Root Betreuungsgutscheine an alle erwerbs- also werden wir versuchen, es zu einem späteren tätigen Eltern, eine Einkommensobergrenze existiert Zeitpunkt wieder zu realisieren.» Nichtsdestotrotz nicht. 20 Franken müssen von den Familien in jedem ist sie froh um die Unterstützung und bereichern- Fall selber beigesteuert werden. den Inputs, die sie durch conTAKT-kind.ch erhalten hat. «Die Beraterin Maya Mulle hat uns im Aufbau sehr geholfen, unter anderem auch mit dem Erstel- Bericht 2021 – 3 – Gemeinden mit Wirkung
« Es hilft, die Massnahmen auf die Bedürfnisse der Eltern und der Kinder abzustimmen. So werden die Angebote abgeholt und können ihre Wirkung entfalten.» Margrit Künzler, Gemeinderätin len eines Wirkungsberichtes, in dem wir die Wir- 250 000 Franken für die Frühe Förderung. Das ist kung der Massnahmen möglichst gut darlegen für eine kleinere Gemeinde doch bemerkenswert konnten.» und erfüllt mich mit Genugtuung.» Rege benutzt wird in Root das Angebot von parentu Das Engagement hat sich gelohnt. Die Frühe Förde- (www.parentu.ch). Über eine App erhalten interes- rung sei ganz klar eine Erfolgsgeschichte, sagt Künz- sierte Eltern regelmässig Informationen, Inputs und ler. «Das Projekt hat eine sehr gute Resonanz und es Tipps rund um die Erziehung und die Gesundheit wird auch von der Bevölkerung getragen.» Die Sozial- ihrer Kinder zwischen 0-16 Jahren. Die Inhalte sind vorsteherin ist überzeugt, dass die Gemeinde auch auf die Entwicklungsphasen der Kinder abgestimmt für eine Förderung der Integration etwas von diesem und in 12 Sprachen übersetzt. Auch Margrit Künzler Flow mitnehmen kann. «Hier sind wir noch nicht so- schätzt als Mutter das Angebot. «Ich habe während weit, aber diese Anschlusslösungen sind wichtig.» des Lockdowns über parentu täglich Meldungen Die bisherigen Erfahrungen haben Margrit Künzler und Tipps erhalten. Die Informationen sind vielseitig gezeigt, wie ein solches Projekt bestmöglich veran- aufbereitet und begleiten die verschiedenen Pha- kert werden kann. «Es ist die Vielzahl von Angebo- sen der Kinder. Zudem können wir über diese App ten, die schon bestehen oder die man ergänzt und auf passende Veranstaltungen hinweisen und die die dann miteinander zu einem Ganzen verknüpft Eltern direkt erreichen.» werden.» Auch würden die Massnahmen vor allem dann Früchte tragen, wenn sie möglichst früh ange- setzt werden. «Und es hilft enorm, die Massnahmen Eine Erfolgsgeschichte immer wieder auf die Bedürfnisse der Eltern und Margrit Künzler bezeichnet das Projekt Frühe der Kinder abzustimmen. So werden die Angebote Förderung als eine «Herzensangelegenheit» in ihrer auch abgeholt, können ineinandergreifen und ihre Gemeinderatstätigkeit. Sie hat selber vier Kinder Wirkung entfalten.» und von daher ein grosses Verständnis für die an- spruchsvolle Aufgabe, Erziehung und Beruf zu ver- Frühe Förderung Unterstützung für binden. Sie hat für die Frühe Förderung gekämpft Gemeinde Root: Gemeinden: und zusammen mit Monika Marbacher, Leiterin So- ziales und Gesundheit Gemeinde Root, das Projekt mit viel Überzeugungsarbeit bei ihren Kollegen im Gemeinderat durchbringen können. «Wir haben im- mer wieder einen kleinen Baustein dazugefügt, wo es Sinn gemacht hat, und sind so Schritt für Schritt zum Ziel gekommen. Heute investiert Root jährlich Bericht: Pirmin Bossert, Luzern – April 2021 Netzwerk Bildung und Familie Geschäftsstelle | Bergstrasse 4 | 8157 Dielsdorf | 044 380 03 10 | mulle@bildungundfamilie.ch www.bildungundfamilie.ch | www.facebook.com/bildungundfamilie
Sie können auch lesen