Handout Herdenschutzhunde (HSH) im Allgemeinen (Ausnahmen gibt es immer) - Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021

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Handout Herdenschutzhunde (HSH) im Allgemeinen (Ausnahmen gibt es immer) - Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021
Handout
Herdenschutzhunde
(HSH) im
Allgemeinen
(Ausnahmen gibt es
immer)

                 Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021
Hirtenhund mit primär
                                      Schutzfunktion und sekundär
                                      Herdengebrauchshundqualität

Namenserklärung                       KEIN Hütehund
HSH

                                      KEIN Schäferhund

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Es wird immer wieder angenommen, dass ein HSH eine
                                  Herde benötigt – das ist jedoch FALSCH. Er hat kein
                                  HÜTEverhalten, sondern ein Schutzverhalten, d.h. er
                                  kann auch Bauten, Gelände oder ähnliches schützen,
                                  eine Herde benötigt er nicht.

HSH und die
Herde                             Sollte er für eine Herde eingesetzt werden, so muss
                                  dieses im Welpenalter antrainiert werden unter
                                  Begleitung von Hunden, die ihn anlernen können. Immer
                                  mit dem Wissen, dass er hinterher SCHÜTZT und nicht
                                  HÜTET.

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Er will das Territorium beschützen und alles, was
                                       sich darauf befindet (Gebäude, Gegenstände,
                                       Lebewesen, Auto, Nahrung etc.)

Beweggründe des
Schutzverhaltens                       Er schützt Ressourcen und zwar auch das eigene
                                       Überleben – Selbstschutz ist sein Talent! Da
                                       arbeitet er mit Leidenschaft.
                                       Er ist auch nicht gefährlich. Ein „gesunder“ HSH
                                       greift nicht einfach hinterhältig an, er warnt! Das
                                       ist seine Schutzfunktion: WARNEN, wenn er dann
                                       nicht Gehör findet, kann es in die Verteidigung
                                       gehen!
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FALSCH! Ein HSH ist ein hochsensibles Tier,
                                was immer bei seinen Menschen sein
Der HSH                         möchte und im HAUS leben möchte, bei
                                seinen Menschen. Er braucht den
möchte am                       Sozialkontakt um psychisch gesund zu
                                bleiben!
liebsten                        Auch Sozialkontakte zu anderen Hunden ist
alleine                         sehr wichtig für ihn. Ein HSH gehört weder
                                in den Zwinger, noch in den Stall oder auf
sein?                           den Schrottplatz. Er braucht die Nähe zu
                                seinen Menschen und den Kontakt zu
                                anderen Hunden.

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Der größte Stressauslöser für einen HSH
                                                           ist soziale Einsamkeit!

                                                           Auch zu viele Aufgaben oder zu wenig
                                                           Aufgaben sind ein großer Stressauslöser.
HSH und
                                                           Ein Leben in der Stadt ist ein
Stress             (die Punkte werden                      Stressauslöser
noch genauer erläutert)
                                                           Ein Leben in einer Wohnung im
                                                           Mehrfamilienhaus ist ein Stressauslöser

                                                           Ungewollte Kontakte zu anderen Hunden
                                                           und Menschen sind Stressauslöser
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Der größte Stressauslöser für einen HSH ist soziale Einsamkeit!

  Grenzt man einen HSH aus und lässt ihn nicht am Familienleben teilhaben, wird er krank. Er
  möchte nicht draußen in Einsamkeit leben, er möchte bei seiner Familie sein. HSH aus dem
  Ausland haben anfänglich schon mal Schwierigkeiten, in das Haus zu gehen und halten sich
  eher draußen auf. Er kennt dieses nicht anders, leidet aber psychisch darunter. Hat man ihm
  einmal gezeigt, wie schön das Leben mit im Haus ist, nimmt er dieses dankend an. Natürlich
  wacht er gerne über das Grundstück und liebt es dort unterwegs zu sein, jedoch braucht er
  das Leben im Haus um psychisch gesund zu bleiben!

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Auch zu viele Aufgaben oder zu wenig Aufgaben sind ein
großer Stressauslöser.

  • Gibt man dem HSH zu viele Aufgaben, ohne Grenzen, Anleitung und Hilfe, kommt es zu
    massiven Stress. Er möchte nicht einfach auf den Hof gesetzt werden und dort umherirren
    und schützen. Er braucht klare Regeln und Unterstützung bei dem, was er tun soll.
  • Wenn er keine Auslastung erhält, sucht er sich Aufgaben, die meistens nicht erwünscht
    sind.

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Ein Leben in der Stadt ist ein Stressauslöser

  Ein HSH ist hochsensibel und nimmt Geräusche und Bewegungen sehr bewusst und früh
  wahr. Es ist seine Aufgabe, auf diese zu reagieren. In einer belebten Stadt, hört er ständig
  irgendwelche Geräusche (Autolärm, Hupen, Menschenmengen etc.). Er steht also ständig
  „unter Strom“ und kann dieses nicht händeln. Dieses kann ihn krank machen.

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Ein Leben in einer Wohnung im Mehrfamilienhaus ist ein
Stressauslöser

  Hier kommt es zu der gleichen Problematik. Seine Aufgabe ist es, Gefahren anzuzeigen. In
  einer Wohnung hört er ständig Geräusche, der Nachbar der in der Wohnung darüber
  trampelt, die Nachbarskinder die im Hausflur spielen, der Nachbar der bohrt und hämmert
  etc. Auch hier kommt es dauerhaft zur Ausschüttung von Stresshormonen, die ihn krank
  machen können.

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Ungewollte Kontakte zu anderen Hunden und Menschen sind
Stressauslöser

  Jeder Hund hat eine sogenannte kritische Distanz. D.h. eine Distanz, die er von anderen
  Menschen oder Hunden benötigt, um nicht in Stress zu geraten. Diese Distanz ist beim HSH
  meistens noch etwas ausgeprägter. Er akzeptiert den Kontakt z.B. nur bis auf 50 Meter.
  Werden diese 50 Meter unterschritten, gerät er in Stress, weil es ihm zu nah ist. Es gibt
  jedoch immer wieder Menschen, die ihre Hunde einfach auf einen zulaufen lassen oder
  selbst ständig näher kommen, weil sie meinen, man könne den fremden Hund einfach
  anquatsche oder anfassen.

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Ungewollte Kontakte zu anderen Hunden und
Menschen sind Stressauslöser

Diese ungewollten Kontakte sind schädlich für den HSH. Man darf ihn auch nicht dazu zwingen,
dieses zu akzeptieren. Warum sollte er dieses auch? Wenn man nahen Kontakt zu fremden
Menschen und Hunden wünscht, sollte man sich keinen HSH aussuchen. Das wäre ungefähr so, als
gehe man selbst durch die Stadt und müsse es über sich ergehen lassen, dass fremde Menschen
einen anfassen, am Hintern riechen und einen belästigen. Das möchte ja auch keiner oder?

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Falsche                         • Leider hat kaum ein Verein der HSH vermittelt wirklich
                                  Ahnung von einem HSH. Sie werden als Hütehunde
Vermittlung als                   verkauft, als Schäferhunde, als flauschige so liebe und
                                  witzige Welpen und einfach in jeden Haushalt
Stressauslöser                    vermittelt, egal wie ungeeignet dieser sein sollte.
                                • Ein HSH wird erst mit 3-4 Jahren erwachsen und
                                  entwickelt dort sein „echtes“ Verhalten. Der flauschige
                                  verspielte Welpe wird also noch „zum Mann“, mit all
                                  seinen Wünschen und Bedürfnissen.

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Falsche                         • Falsche Vermittlungen sorgen früher oder später zu
Vermittlung als                   Stress und der HSH endet oftmals im Tierheim oder als
                                  Wanderpokal bei zig Besitzern. Gerade ein
Stressauslöser                    Halterwechsel ist äußerst ungesund für den HSH. Fällt
                                  ihm Vertrauen sowieso schon schwer in der Anfangszeit,
                                  wird er auch noch enttäuscht und abgeschoben.

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Was bei Stress u.a. im Körper passiert

  Anhaltender Stress kann zu Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten führen. Negativer
  Stress nennt man Disstress, es kommt zu einer übermäßigen Belastung und Überforderung
  oder Unterforderung des Hundes.
  • Das vegetative Nervensystem wird beeinträchtigt (z.B. beschleunigter Herzschlag, Magen-
    Darm-Probleme, Bluthochdruck, extremes Speicheln/Hecheln).
  • Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol steigen stetig an (dieses schwächt das
    Abwehrsystem im Körper)
  • Gehirnprozesse werden gestört: Amygdala (Der Mandelkern im Gehirn, der emotionale
    Erinnerungen speichert, auch Angstzentrum genannt). Kommt es hier durch dauerhafte
    Stress zu Störungen, kommt es zu starken körperlichen Reaktionen wie z.B. Panik,
    Übelkeit, Bewusstlosigkeit.

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Wie sich Stress noch äußert

Ständiges Knabbern                                                                  Ständiges Gähnen,
                           Schlechtes
und Aufbeißen von                                                Mundgeruch         hecheln, tropfende
                      Fell/Hautprobleme
      Pfoten                                                                              Nase

                           Häufiges                        Appetitlosigkeit oder
Dauerbellen/Kläffen                                                                      Rastlosigkeit
                       Urinieren/Koten                          Fresslust

                             Verhaltensauffälligkeiten mit
                              Aggressionsproblematiken,
                           Übertriebenes Schutzverhalten
                        Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021      Aufzählung nicht abschließend.
Wie ist der HSH denn so drauf?

• Der HSH ist anfänglich sehr misstrauisch und benötigt mehr Zeit, um Vertrauen aufzubauen.
• Wurde er vorab misshandelt und/oder kommt aus schlechter Haltung, ist das Misstrauen noch
  ausgeprägter
• Mit Freunden spielen sie gerne und sich dann auch fit und agil mit dabei (manchmal recht wild
  und laut, was oftmals mit Aggressionen verwechselt wird)
• Es ist ein eigenständiger Hundetypus
• Sie eignet sich NICHT für den Schutzdienst
• Der sogenannte „Erste Eindruck“ ist wichtig für den HSH, geht der schief, braucht es mehr Zeit,
  um diesen schlechten Eindruck wieder zu revidieren.
• Man braucht mehr Zeit für den Bindungsaufbau

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Wie ist der HSH denn so drauf?

• Sie denken mit, agieren selbstständig und selbstbewusst
• Für hektische Haushalte mit stetigen Besuchen, Kindergeburtstagen und wilden
  Grillabenden NICHT geeignet (Stressauslöser). Auch kein Hund, der mit auf die Arbeit
  möchte (Stressauslöser).
• HSH haben fast immer einen Jagdtrieb, der unter Umständen auch recht ausgeprägt sein
  kann
• Sie können bis zu 15 Jahren alt werden und haben nicht so häufig Anzeichen wie Demenz
  (die bleiben im Kopf recht fit)
• Durch ihren Schutztrieb und ihr Jagdverhalten, eignen sie sich eher nicht zum Freilauf auf
  den Spaziergängen. Ein plötzlicher Pilzsammler aus dem Gebüsch würde als Feind
  angesehen werden und entsprechende Reaktionen auslösen. Anleinen!

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Was ist das richtige Zuhause für einen HSH?

• Eher ruhig gelegen, ohne viele Außenreize
• Garten, Hof, Grundstück, damit er sich auch mal strecken kann (siehe Punkt Leinenpflicht aufgrund
  Jagdtrieb und eigenständigem Handeln bei Kontakt mit Fremden)
• Unbedingt mit Familienanschluss, auch Kinder stellen hierbei kein Problem da, wenn das richtige
  Verhalten vorliegt und der Alltag stimmig ist
• Die Menschen eines HSH sollten souveräne Führer sein, keine Herrscher! Dominanz und Brutalität ist
  fehl am Platz (im übrigen bei jedem Hund unangebracht und stammt noch aus der Steinzeit)

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Was ist das richtige Zuhause für einen HSH?

• Bei richtiger Integration leben sie auch gerne mit anderen Hunden zusammen
• Sollte keine Erfahrungen über HSH vorliegen, tatsächlich lieber einen erwachsenen HSH wählen und
  keinen Welpen! Klingt erstmal befremdlich, ist aber die richtige Entscheidung! Erzieht man den HSH
  Welpen aus Unkenntnis falsch, erzieht man sich „das Problem groß“.
• Für Auslastung sorgen! Der HSH möchte weder vor sich hin vegetieren, noch ziellos mit Aufgaben
  überschüttet werden.

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Wie kann ich den HSH erziehen und wie lastet man ihn aus?

Der HSH kann genauso erzogen werden wie jeder andere Hund auch. Egal ob Welpe oder
erwachsener HSH – sie können alle lernen!
Beim HSH gibt es jedoch kleine feine Unterschiede:
- Die Motivation muss stimmen (und er muss den Sinn hinter der Übung erkennen können)
- Die Trainingseinheiten müssen kurzweilig sein (er verliert sonst zu schnell die Lust und Geduld)
- Er möchte selbstständig Dinge erarbeiten
Also: keine 20ig fachen Wiederholungen einer Übung! Abwechslung mit reinbringen! Ihn motivieren
und eigenständig arbeiten lassen. Sei einfühlsam, habe Geduld und zeige Konsequenz bei ruhiger
und bestimmter Führung!

                                 Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021
Welche Trainings kann man mit
dem HSH ausführen?
Der HSH möchte nicht den ganzen Tag faul im
Garten liegen. Wofür er sich in der Regel nicht
eignet (und es gibt bestimmt Ausnahmen) sind
Joggen, am Fahrrad rennen und Co.

Was er jedoch sehr gerne mag sind:
- Schnüffelarbeit
- Lernparcour
- Tricktraining
- Freies Formen durch Ausprobieren, ggf. mit
  Clicker
- Intelligenzspiele

Aufzählung nicht abschließend.
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Mein Leben mit einem HSH

          • Ich selbst habe eine HSH-Mischlingshündin aus Rumänien. Sie ist ca. 6 Jahre alt und kam
            als sie ca. 1 Jahr alt war. Sie lebt hier zusammen mit meinem Boxerrüden (8 Jahre alt) und
            meinen zwei kleinen Kindern (1 Jahr und 4 Jahre jung). Wir haben ein Einfamilienhaus mit
            riesigen umzäunten Grundstück.
          • Ihr Name ist Bonni. Bonni liebt meine Kinder und zeigt einen wunderbaren Umgang mit
            den Beiden. Sie liebt es im Haus mit zu leben, schläft nachts mit im Schlafzimmer, liebt
            Schnüffelarbeit, hat starken Jagdtrieb, ist im Haus eine total chillige Hündin und bewacht
            „im Rahmen“. Bei Besuch (gerade Kindergeburtstage) setze ich sie keinem Stress oder
            Kontakt aus, sondern verbringe sie, zusammen mit dem Boxer, in unser Schlafzimmer, wo
            sie ihre Ruhe hat und von jeglichen „Aufgaben“ befreit wird.

          Das Zusammenleben Zuhause klappt hervorragend

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Blaulichtpfoten-Campus
              Tierschutzverein Blaulichtpfoten e.V.
               Abteilung Blaulichtpfoten-Campus
Maike Schmidt (Hundetrainerin, Stresscoach, Ernährungsberaterin)
                        Zum Bollwerk 15
                         58091 Hagen
                www.blaulichtpfoten-campus.de
                    info@blaulichtpfoten.de
                         01632429919

                    Copyright: Maike Schmidt/Blaulichtpfoten-Campus, 2021
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