Kultusgemeinde der Organisation Islamischer Kulturzentren in Österreich Geschichtlicher Hintergrund

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Kultusgemeinde der Organisation Islamischer Kulturzentren in Österreich Geschichtlicher Hintergrund
Kultusgemeinde der Organisation Islamischer Kulturzentren in Österreich
Geschichtlicher Hintergrund
Die Union Islamischer Kulturzentren (UIKZ) wurde 1981 als Dachverband der sufischen Süleymancılar-Bewegung
gegründet und stellt neben der ATIB (Avrupa Türk-İslam Birliği) – einem Ableger der türkischen Religionsbehörde
Diyanet – und der Islamischen Föderation (IF) den wichtigs-ten türkisch-islamischen Dachverband in Österreich dar.
Die Zentrale für Österreich befindet sich in der Pelzgasse 9 in 1150 Wien.1
In den Bundesländern Oberösterreich, Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten tritt die Organisation unter der Be-
zeichnung Vereinigung Islamischer Kulturzentren (VIKZ), in anderen Bundesländern als UIKZ auf; als VIKZ wurde sie
bereits 1972 gegründet. Heute sind sämtliche 50 registrierten Moscheegemeinden vereinigt und werden allesamt
von der Zentrale in Wien verwaltet. Die Kultusgemeinden Nach Inkrafttreten des neuen Islamgesetzes im Jahr 2015,
das eine Neustrukturierung der IGGÖ – und damit von Moscheevereinen und Moscheegemeinden – vorsah, orga-
nisierte sich die UIKZ innerhalb der IGGÖ mit ihren 50 Moscheevereinen in insgesamt fünf Kultusgemeinden mit je
zehn Vereinen. Die einzelnen Kultusgemeinden sind gemäß Islamgesetz innerhalb der IGGÖ stimmberechtigt und
haben das Recht, einen Vertreter/eine Vertreterin in den Schurarat zu entsenden (Art. 8, Abs. 3 der Verfassung der
IGGÖ); zudem muss jede Kultusgemeinde mit zumindest einem Vertreter/einer Vertreterin im Obersten Rat der
IGGÖ repräsentiert sein (Art. 9, Abs. 3 der Verfassung der IGGÖ). Derzeit wird die UIKZ im Obersten Rat von Dr.
Murat Doymaz vertreten.2

                                                Gemäß dem Präsidenten und Mitgliedern des Obersten Rates der IGGÖ soll jedoch noch
                                                im Jahr 2021 durchgesetzt werden, dass bei der IGGÖ kein Verband mehr als Kultus-
                                                gemeinde vertreten ist. Die formelle Organisation der Union Islamischer Kulturzentren
                                                spiegelt nicht die tatsächliche Struktur der Kultusgemeinden wider, wie sich an der Zu-
                                                sammensetzung der fünf Kultusgemeinden der UIKZ zeigt. Süleymancılar-Bewegung Der
                                                Name „Süleymancılar“ leitet sich vom Gründungsvater der Bewegung, dem Prediger Sü-
                                                leyman Hilmi Tunahan (1888–1959), ab, der diese nach der Abspaltung vom – ebenfalls
                                                sufischen – Naqschbandi-Orden in den 1930er-Jahren ins Leben rief. „Süleymancılar“ ist
                                                allerdings eine Fremdbezeichnung, die von den Mitgliedern der Organisation als abwer-
                                                tend abgelehnt wird. Sie selbst nennen sich einfach „Cemaat“ (dt. Gemeinschaft).

                                                Süleyman Hilmi Tunahan, Gründer der Süleymancı-Bewegung.

Die Bewegung verstand sich von Beginn an als Gegengewicht zum säkularisierten Bildungssystem der Türkei: Als Re-
aktion auf die vom türkischen Staat 1924 unter Berufung auf den Laizismus verfügte Abschaffung des Religionsunter-
richts an staatlichen Schulen gründete Tunahan Koranschulen und Studentenheime, um das Wissen über den Koran
zu wahren – eine Mission, der die Bewegung bis heute ebenso treu geblieben ist wie der strikten formalen
Befolgung der Sunna und einer Lebensführung im Einklang mit den Regeln der Scharia.3

1
    https://www.uikz.org/uber-uikz/. Zugegriffen: 28. April 2021.
2
    https://www.derislam.at/struktur/. Zugegriffen: 3. Juni 2021.
3
    Yilmaz, M. A. (2017). Süleymancılik-Cemaatçilik. http://www.anafikir.gen.tr/suleymancilik-cemaatcilik-mehmet-ali-yilmaz/. Zugegriffen: 4. Juni 2021.
Kultusgemeinde der Organisation Islamischer Kulturzentren in Österreich Geschichtlicher Hintergrund
Schätzungen zufolge (genaue Zahlen liegen nicht vor) betreibt die Süleymancı-Bewegung in der Türkei über 3.000
Koran-Internate und Studentenheime, die über das gesamte Staatsgebiet verbreitet sein dürften. Eine besonders
hohe Dichte an solchen Einrichtungen herrscht in Universitätsstädten, in welchen insbesondere bedürftige Studie-
rende Adressat*innen von
Anwerbeversuchen sind. Diese Rekrutierungsarbeit ist allerdings in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger
geworden, da der Sohn des türkischen Präsidenten mit seinem Verein TÜRGEV (Türkiye Gençlik ve Eğitime Hizmet
Vakfı, dt. Türkische Stiftung für Jugend- und Bildungsservice) Studierenden ein weitaus attraktiveres Angebot macht
und damit in ernsthafte Konkurrenz zu den Süleymancılar getreten ist.16
Im Bereich der Korankurse nimmt die Süleymancı-Bewegung weltweit eine führende Rolle ein, weshalb bisweilen von
einem Imperium von Korankursen und Internaten der Süleymancı- Bewegung die Rede ist.5 Darüber hinaus betreibt
die Organisation zahlreiche Kindergärten sowie private Schulen, die durch Spenden von Sympathisant*innen getra-
gen werden, und seit einigen Jahren tritt sie – unter dem Namen „Hizmet Turizm“ oder „Mizaç Turizm“ – auch als
Reiseveranstalter und als Träger von Krankenhäusern, wie etwa dem Hisar Intercontinental Hospital oder dem Sur
Hospital in Istanbul, in Erscheinung.
Glaubt man den zahlreichen Zeitungsberichten, ist die Süleymancı-Bewegung sehr daran interessiert, die durch das
Verbot der Gülen-Bewegung entstandene Lücke zu füllen.6

Eine weitere Aktivität der Organisation ist ihre Verlagstätigkeit. Die bekanntesten drei Betriebe in diesem Bereich sind
das Fazilet-, das Osmanlı- und das Çamlıca-Verlagshaus. Zu den von der Süleymancı-Bewegung veröffentlichten Pu-
blikationen gehören die Zeitschriften Yedi Kıta (dt. Sieben Kontinente), Çamlıca (eine Kinderzeitschrift) und Insan ve
Hayat (dt. Mensch und Leben). Zudem betreibt sie eine Lebensmittelkette (Arden Hipermarketleri).7 Die Grundpfeiler
der Ideologie der Süleymancılar sind der traditionelle Islam und der türkische Nationalismus. Und obwohl sie das in
der Türkei etablierte laizistische System ablehnen, gelten sie nicht wirklich als staatskritisch, tatsächlich unterhalten
sie gute Beziehungen zur staatlichen Verwaltung und zu diversen politischen Parteien.8
Die Migration ins europäische Ausland hat rechtliche Freiräume eröffnet, die es den Süleymancılar erlauben, ihre
mystisch geprägte Form des Islams öffentlich zu leben und zu lehren – Letzteres etwa mit ihrem Angebot einer
klassischen theologischen Ausbildung9. Diese steht sowohl Männern als auch Frauen offen, findet jedoch strikt nach
Geschlechtern getrennt statt. Die Zeugnisse der Bildungseinrichtungen der Süleymancı-Bewegung werdenweder in
der Türkei noch im Ausland anerkannt.

AKP und Süleymancı-Bewegung
Die Süleymancılar haben stets auch politische Ziele verfolgt. Führende Persönlichkeiten der Bewegung waren und
sind Teil der türkischen Politik und haben für verschiedene Parteien kandidiert: Kemal Kacar, bis zu seinem Tod im
Jahre 2000 geistiger Führer der Süleymancı- Bewegung, war 1969 für die Stadt Kütahya und von 1977 bis 1980 für Is-
tanbul Abgeordneter der Gerechtigkeitspartei (AP) des Süleyman Demirel im türkischen Parlament. Sein Nachfolger,
Arif Ahmet Denizolgun, ist intensiv
in die aktuelle Politik der AKP involviert und bekleidete für kurze Zeit das Amt des Verkehrsministers. Sein Bruder
Mehmet Denizolgun war bis 2011 Abgeordneter der AKP.10

In Verfolgung ihrer Interessen treten die Süleymancılar immer wieder in strategische Verhandlungen mit unterschied-
lichen türkischen Parteien ein.

Das Verhältnis zur AKP scheint derzeit etwas angespannt, was sich jedoch in naher Zukunft ändern könnte – schließ-
lich eröffnet die Vertreibung von Gülen-Anhängern aus staatlichen Stellen der Süleymancı-Bewegung die Chance, ihr
Verhältnis zur AKP zu verbessern und eigene Mitglieder im Staatsapparat unterzubringen. Ein Enkel von Tunahan,
Fatih Süleyman Denizolgun, der eine andere Richtung der Süleymancı-Bewegung vertritt, ist weiterhin Abgeordneter
der AKP.
Seit dem Tod von Ahmet Arif Denizolgun im Jahre 2016 ist Alihan Kuriş die neue charismatische Führungspersönlichkeit, der
die Mitglieder der Bewegung zu Gehorsam und Gefolgschaft verpflichtet sind. Diese Gehorsamspflicht gilt als höchstes und
wichtigstes Prinzip der Organisation, demgegenüber dient die rechtliche Organisationsform der Süleymancılar nur der
öffentlichen Selbstdarstellung.11

4
  Caglar, I. (2016). Tevarüs Edilmemiş Gelenek: Süleymancılik. Uluslararası Politik Araştırmalar Dergisi, 2016, Yıl:2, Cilt:2, Sayı:2. https://dergipark.org.tr/tr/download/article-file/583753.
Zugegriffen: 24. März 2021.
5
  https://web.archive.org/web/20210320123221/https://www.hurriyet.com.tr/gundem/kurslar-ve-yurtlar-imparatorlugu-suleymancilar-40303192. Zugegriffen: 24. Mai 2021.
6
  Saymaz, I. (2019). Şehvetiye Tarikatı Istanbul: Iletisim Yayinlari, S. 17.
7
  Turan, A. (1997). Süleymancılik. O.M.Ü-Fakultätszeitschrift. Samsun: Ilahiyat Fakültesi Dergisi. Nr. 9. 1997. http://isamveri.org/pdfdrg/D00095/1997_9/1997_9_TURANA.pdf. Zugegrif-
fen: 23. März 2021.
8
  Caglar, A. Ebd.
9
  Mehr über die Theologie der VIKZ/UIKZ: Evaluierung ausgewählter Islamischer Kindergärten und –gruppen in Wien, in: https://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/Zentrale/Inte-
gration/Studien/Abschlussbericht__Vorstudie_Islamische_Kindergarten_Wien_final.pdf, S. 60. Zugegriffen: 08.09.2021.
10
   https://www.tarafsizhaberajansi.com/2019/08/16/ak-parti-ile-suleymancilar-arasinda-ne-oluyor-kurban-bagisi-yasagi-haberlerinin-arkasinda-ne-var/. Zugegriffen: 14. Mai 2021.
11
   Caglar, I. (2016). Tevarüs Edilmemiş Gelenek: SüleymancılıkInternational Journal of Political Studies, 2016, Year: 2, Vol: 2, Issue: 2. In: https://dergipark.org.tr/tr/download/article-
file/583753. Zugegriffen: 15. April 2021.
Kultusgemeinde der Organisation Islamischer Kulturzentren in Österreich Geschichtlicher Hintergrund
Alihan Kuriş ist der neue charismatische Führer der Süleymanci-Bewegung.

Süleymancılar in Europa
Seit einigen Jahren ist eine gewisse Öffnung der Organisation zu beobachten – so lässt sie zum Beispiel Imame ver-
mehrt in Europa ausbilden und Teile der Freitagspredigt auf Deutsch halten. Für Freitagspredigten in deutscher Spra-
che ist auf der österreichischen Website sogar eine eigene Rubrik eingerichtet worden, die allerdings bislang nur drei
Einträge enthält.16 In den Schriften und Predigten der UIKZ ist zwar immer wieder vom interkulturellen Dialog und
von Integration die Rede, in der praktischen Tätigkeit findet dieses Bekenntnis jedoch kaum Niederschlag.13Neben
dem Betrieb von Moscheen, der Organisation von Pilgerfahrten und der Ausbildung von islamischen Theologen liegt
laut Angaben auf der eigenen Website ein weiterer Schwerpunkt der operativen Arbeit der UIKZ auf der religiösen
Bildungsarbeit und der Förderung des schulischen und beruflichen Fortkommens muslimischer Kinder und Jugendli-
cher. Das diesbezügliche Angebot umfasst Hortbetreuung, Hilfe bei Hausaufgaben, Nachhilfe, Deutsch- und Compu-
terkurse sowie die Veranstaltung von Feriencamps.

Der Unterricht in den angebotenen Korankursen und den Internaten beruht auf den traditionellen Unterrichtsme-
thoden von Süleyman Hilmi Tunahan, wobei Gehorsam gegenüber dem Lehrer ausdrücklicher und unverrückbarer
Bestandteil der theologischen Orientierung dieser Bewegung ist.
Die Imame der UIKZ werden entweder in einer privaten Koranschule der Bewegung oder an einem Imam Hatip Lisesi
(Prediger- und Vorbeterschule) in der Türkei ausgebildet und von der Zentrale in Istanbul in die jeweiligen Ortsge-
meinden der UIKZ entsandt. 1998 wurde in der deutschen VIKZ mit der Umsetzung einer vom Direktor der damals
neu eröffneten Islamischen Akademie in Köln-Mülheim, Nurettin Akman, initiierten Reform begonnen. Teil dieser Re-
form sollten die Öffnung und der Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft ebenso sein wie die Aufwertung der Rolle von
Frauen in der Bewegung. Allerdings wurde der von Akman eingeschlagene Kurs im Jahre 2000 vom damals eingesetz-
ten Süleymancı-Direktor Arif Ahmed Denizolgun, ebenfalls ein Enkel des Gründers Tunahan, abrupt beendet.14

Das Wirken der Süleymancılar in Österreich und Europa unterliegt denselben Prinzipien, die auch in der Türkei gelten.
Wiewohl die Bewegung in Österreich im Rahmen der gesetzlich geregelten Vereinsstrukturen und des Islamgesetzes
agiert, empfängt sie ihre Anweisungen, bis hin zur Wahl der Führungspersönlichkeiten, aus den in der Türkei ansässi-
gen Führungskreisen.

Ausrichtung
Die UIKZ vertritt eine sehr konservative, sunnitisch-hanafitische Richtung des Islams.

Aktuelle Aktivitäten
Die UIKZ sieht sich selbst als „Diener der religiösen Bedürfnisse“ in Österreich lebender Menschen muslimischen
Glaubens. Dafür stellen die einzelnen Vereine Räumlichkeiten für die täglichen Gebete, für Freitags- und Festgebete
sowie für Vorträge und Veranstaltungen zur Verfügung. Die diversen Vereinsräumlichkeiten können auch für private
religiöse Feierlichkeiten und Hochzeiten, Verlobungen und Beschneidungsfeste nach islamischem Ritus genutzt
werden.
Eine Besonderheit der UIKZ gegenüber den anderen islamischen Verbänden ist die von ihr angebotene verbandsin-
terne Ausbildung für Imame. Hierbei handelt es sich um eine klassische theologische Ausbildung, die in mehreren
Phasen stattfindet: Nach einer Ausbildung in lokalen Vereinen und anschließend in regionalen Zentren erfolgt der
endgültige Abschluss in Köln und Istanbul. Gelehrt werden klassische Fächer wie Koranrezitation, Hadith-Wissen-
schaft, fiqh, arabische Grammatik und Predigtschulung zur Khutba.15

12
   https://www.uikz.org/wp/freitagspredigten/. Zugegriffen: 17. März 2021.
13
   Heinisch, H., & Imet, M. (2017). Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess. Wien: ÖIF, S. 68.
14
   Jonker, G. (2002). Eine Wellenlänge zu Gott. Wiesbaden: transcript, S. 136.
15
   Aslan, E., Ersan-Akkilic, E., & Kolb, J. (2015). Imame in Österreich. Wiesbaden: Springer, S. 72.
Die UIKZ bzw. ihre Mitgliedsvereine organisieren Haddsch-Reisen (Pilgerfahrten nach Mekka), bieten Koranunter-
richt für Kinder und Jugendliche an und bilden selbst Imame und weibliche Hodschas für die eigene Organisation
aus. Zur Förderung des Bildungserfolgs muslimischer Kinder und Jugendlicher wird Unterstützung in schulischen
Belangen angeboten, darunter Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe, Deutsch- und Computerkurse. Außerdem betreiben die
Süleymancılar in verschiedenen Städten Österreichs Internate und Koranschulen, so etwa ein Mädchenwohnheim in
Kematen an der Ybbs und ein Jungenwohnheim in Steyr.                              16

Nach Aussagen von Betroffenen gründet die Erziehung in den Internaten der UIKZ auf einem eher fragwürdigen päd-
agogischen Verständnis und leistet auch antiwestlichen Ressentiments Vorschub – was von einem Vorstandsmitglied
der UIKZ bestritten wird. Als weitere Leistung offeriert die Union ihren Mitgliedern Beistand und Unterstützung im
Fall des Todes von Angehörigen. So etwa kümmert sich ein eigener Bestattungsfond – falls gewünscht – um die Über-
führung der Verstorbenen in die Herkunftsländer und eine den religiösen Riten entsprechende Bestattung.17

Zusammenarbeit

Die UIKZ ist innerhalb der IGGÖ in fünf Kultusgemeinden organisiert, das Verhältnis zur IGGÖ ist allerdings seit den
letzten Wahlen angespannt. Eine vorsichtige Zusammenarbeit gibt es mit ATIB und Millî Görüş. Die UIKZ bemüht sich
um gute
Beziehungen zu den staatlichen Behörden. Enge Verbindungen bestehen zur türkischen Süleymancı-Bewegung.

Ausblick

Auch wenn die Organisation formelle Verbindungen zu ihren Schwesterorganisationen in der Türkei zu verbergen
sucht – ohne die Beziehungen zu den religiösen Zentren in der Türkei würde die Süleymancı-Bewegung ihre Legitimi-
tät unter ihren Mitglieder*innen verlieren. Und obwohl die Bewegung – anders als etwa Milli Görüş – niemals den
Charakter einer politischen Partei angenommen hat, pflegt sie nach wie vor enge Beziehungen zu verschiedenen
Parteien in der Türkei.18

Laut Friedrich-Ebert-Stiftung gilt es mit Blick auf diese Organisation, zwischen den äußerenErscheinungsformen und
den inneren Strukturen zu unterscheiden:
Demnach sei „ein innerer Kreis von Mitgliedern oder Funktionsträgern einer mystischen Gemeinschaft zuzuordnen
[…], die ihren Bezugspunkt in dem verstorbenen Oberhaupt der Gemeinschaft hat. Darüber hinaus ist mit einem
weitaus größeren Kreis von Vereins- oder Gemeindemitgliedern zu rechnen, die am religiösen Leben des Verbands
teilnehmen.“ Die Anweisungen aus der Türkei sind nicht nur in organisatorischer, sondern auch in theologischer Hin-
sicht verbindlich, weil die mystisch begründete Organisationsform
des Verbandes die Mitglieder zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet.19 In Österreich erwartet man mittelfristig
weder in den hierarchischen Strukturen des Verbandes noch in den Internaten, die von diesem Verband betrieben
werden, nennenswerte Änderungen.
In einem Forschungsbericht des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wird die Rolle der UIKZ im Integrationsprozess wie
folgt beschrieben:

„Es bleibt jedoch festzustellen, dass die Süleymancılar hinsichtlich ihrer Haltung zur Integration als problematisch angesehen
werden können. Die Organisation ist nicht nur streng hierarchisch und sektenähnlich aufgebaut, sondern vertritt ein extrem
konservatives Gesellschaftsbild.“20

16
   http://www.dasbiber.at/content/sueleymans-kinder. Zugegriffen: 6. März 2017.
17
   https://www.uikz.org/. Zugegriffen: 30. Mai 2021.
18
   https://www.fes.de/fulltext/asfo/00803008.htm: Zugegriffen: 5. September 2021.
19
   Ebd.
20
   https://web.archive.org/web/20210601093009/https://www.integrationsfonds.at/fileadmin/content/AT/Fotos/Publikationen/Forschungsbericht/Forschungsbericht_Heinisch_Die_
Rolle_der_Moschee_web.pdf. Zugegriffen: 31. Mai 2021.
LITERATURVERZEICHNIS
Aslan, E., Ersan-Akkilic, E., & Kolb, J. (2015). Imame in Österreich. Wiesbaden: Springer.
Caglar, I. (2016). Tevarüs Edilmemiş Gelenek: SüleymancılıkInternational Journal of Political Studies, 2016, Year: 2, Vol: 2, Issue: 2.
In: https://dergipark.org.tr/tr/download/article-file/583753. Zugegriffen: 15. April 2021.
Heinisch, H., & Imet, M. (2017). Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess. Wien: ÖIF.
http://www.dasbiber.at/content/sueleymans-kinder. Zugegriffen: 6. März 2017.
https://web.archive.org/web/20210320123221/ https://www.hurriyet.com.tr/gundem/kurslar-ve-yurtlar-imparatorlugu-suley-
mancilar-40303192. Zugegriffen: 24. Mai 2021. https://web.archive.org/web/20210601093009/ https://www.integrationsfonds.
at/fileadmin/content/AT/Fotos/Publikationen/Forschungsbericht/Forschungsbericht_Heinisch_Die_Rolle_der_Moschee_web.
pdf. Zugegriffen: 31. Mai 2021.
https://www.derislam.at/struktur/. Zugegriffen: 3. Juni 2021.
https://www.fes.de/fulltext/asfo/00803008.htm: Zugegriffen: 5. September 2021.
https://www.tarafsizhaberajansi.com/2019/08/16/ak-parti-ile-suleymancilar-arasinda-ne-oluyor-kurban-bagisi-yasagi-haberleri-
nin-arkasinda-ne-var/. Zugegriffen: 14. Mai 2021.
https://www.uikz.org/. Zugegriffen: 30. Mai 2021.
https://www.uikz.org/uber-uikz/. Zugegriffen: 28. April 2021.
https://www.uikz.org/wp/freitagspredigten/. Zugegriffen: 17. März 2021.
Jonker, G. (2002). Eine Wellenlänge zu Gott. Wiesbaden: transcript.
Saymaz, I. (2019). Şehvetiye Tarikatı Istanbul: Iletisim Yayinlari.
Turan, A. (1997). Süleymancılik. O.M.Ü-Fakultätszeitschrift. Samsun: Ilahiyat Fakültesi Dergisi. Nr. 9. 1997. http://isamveri.org/
pdfdrg/D00095/1997_9/1997_9_TURANA.pdf. Zugegriffen: 23. März 2021.
Yilmaz, M. A. (2017). Süleymancılik-Cemaatçilik. http://www.anafikir.gen.tr/suleymancilik-cemaatcilik-mehmet-ali-yilmaz/. Zuge-
griffen: 4. Juni 2021.
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