Langzeitbehandlung von Übergewicht und Adipositas mit Polyglucosamin (PG L112): Randomisierte, placebokontrollierte Studie an Versuchspersonen ...
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Langzeitbehandlung von Übergewicht und Adipositas mit Polyglucosamin (PG L112): Randomisierte, placebokontrollierte Studie an Versuchspersonen nach Einschränkung der Kalorienaufnahme Umberto Cornelli1, Giovanni Belcaro2, Martino Recchia3, und Nicolantonio D’Orazio4
Langzeitbehandlung von Übergewicht und Adipositas mit Polyglucosamin (PG L112): Randomisierte, placebokontrollierte Studie an Versuchspersonen nach Einschränkung der Kalorienaufnahme Umberto Cornelli1, Giovanni Belcaro2, Martino Recchia3, und Nicolantonio D’Orazio4 Abstract gewicht (KG), Taillenumfang (TU), Blutdruck (RR), Blutzucker, Lipide und hochsensitives C-reaktives Hintergrund: Protein (hs-CRP) wurden ebenfalls überwacht. In klinischen Doppelblindstudien hat sich gezeigt, Ergebnisse: dass bei Übergewicht und Adipositas eine Kurzzeit- Die Studie wurde von 97 Probanden (49 in der PG- behandlung mit Polyglucosamin (PG) wirksamer ist und 48 in der PL-Gruppe) abgeschlossen. Beide als Placebo oder Orlistat. Gruppen waren ähnlich bezüglich der Kalorienre- Zielsetzung: duktion und der Veränderung der Portionenzahl Ziel der Studie war der Vergleich von Langzeitbe- (P > 0,05, ANOVA). Die Abnahme von KG und TU handlungen (12 Monate) mit PG bzw. Placebo (PL) betrug in der PL-Gruppe 8,0 kg bzw. 10,2 cm, bezüglich der Wirksamkeit bei der Gewichtsreduk- während sie in der PG-Gruppe 12,1 kg bzw. 13,3 cm tion. erreichte (P < 0,001, ANOVA). In der mit PG behan- delten Gruppe war die Abnahme von Blutdruck, Methodik: Plasmalipiden, Blutzucker und hs-CRP deutlicher Es handelte sich um eine randomisierte Doppel- ausgeprägt (P < 0,05, ANOVA). In Bezug auf die blindstudie an 100 Versuchsteilnehmern beider- Lipidaufnahme - mit Ausnahme von Olivenöl extra lei Geschlechts mit einem Body-Mass-Index (in vergine - wurde eine direkte Korrelation mit dem kg/m²) >30 bis
Einleitung Obwohl bestimmte Medikamente und Nahrungs- ergänzungsmittel aufgrund der allgemein Obwohl medizinische Vereinigungen bereits seit herrschenden Überzeugung, dass sie weniger einiger Zeit davor warnen, dass Übergewicht und Nebenwirkungen haben, immer beliebter wer- Adipositas epidemische Ausmaße annehmen und den, ist das Problem unerwünschter Reaktionen häufig mit einer Reihe von Komorbiditäten wie Herz- im Zusammenhang mit der Verwendung dieser kreislauferkrankungen und Krebs einhergehen, Mittel nach wie vor von großer Bedeutung (4). bilden diese Krankheiten zwei der größten Proble- Unter vielen vorgeschlagenen Therapien ist eine, me der öffentlichen Gesundheit im 21. Jahrhundert. die auf Chitosan basiert, einem Polysaccharid, das 2014 waren mehr als 1,8 Mrd. Menschen über- besonders reichlich in Insekten, Pilzen, Tinten- gewichtig (1), und jedes Jahr führt Übergewicht fischen, Austern, Krill, Venusmuscheln und Scha- bei etwa 3,4 Millionen Menschen zum Tode; lentieren vorhanden ist. Es ist ein natürliches erschwerend kommt hinzu, dass für die erforderliche N-deacetyliertes Chitinderivat (5), das mit hydro- medikamentöse Therapie viele Einschränkungen phoben Verbindungen wie Cholesterin, Trigly- bezüglich Sicherheit und Wirksamkeit bestehen. ceriden, Fettsäuren und Gallensäuren in Wechsel- Auch wenn es sich um eine oft vergessene Wahr- wirkung tritt und so bei Tieren und Menschen deren heit handelt, ist die mehr als zehn Jahre alte Fest- Resorption oder Wiederaufnahme durch die Muko- stellung, „Adipositas ist nunmehr auf jedermanns sazellen herabsetzt. In einer Übersichtsarbeit auf Teller“ (2), nach wie vor von großer Relevanz. der Grundlage von bis 2008 durchgeführten klini- Die finanziellen Implikationen übermäßigen Ge- schen Studien (6) kamen die Autoren zum Schluss, wichts sind ein echtes Problem, da sie nicht mehr dass trotz gewisser Hinweise, dass Chitosan bei auf die entwickelten Länder beschränkt sind. Die der Kurzzeitbehandlung von Übergewicht und Adi- Adipositasepidemie zeigt weltweit wirtschaftliche positas wirksamer sei als Placebo, die schlechte Auswirkungen, die sich rasch auch in den ärmsten Qualität der Studien darauf hindeute, dass die Wir- Ländern zunehmend bemerkbar machen. kung von Chitosan minimal und wahrscheinlich ohne klinische Relevanz sei. Ein Aspekt war in der Ärzte warnen ihre Patienten generell vor den Auswertung dieser Studien jedoch unberücksich- Risiken, die übermäßiges Gewicht und Adipositas tigt geblieben, nämlich das Molekulargewicht (MG) für deren Gesundheit darstellen. Diese Probleme von Chitosan. Es fehlen Angaben dazu, dass die lassen sich üblicherweise durch eine Verringerung Fettbindungsaktivität von dieser Variable abhängt, der Kalorienzufuhr angehen; ein wirklich ernstes denn Polymere mit hohem MG zeigen tendenziell Problem ist in diesem Zusammenhang jedoch die eine niedrigere Fettbindungsaffinität (7). Wirkung von Fernsehwerbung mit Nahrungsbezug (etwa 75 % aller Fernsehwerbespots). Vor kurzem wurde gezeigt, dass Polyglucosamin (PG), ein neues Produkt aus der Gruppe der Medi- Ernährungswissenschaftler und Diätetiker wissen, zinprodukte, eine sehr hohe Fettbindungskapazität dass Essensabhängigkeit zu den am schwersten hat (8), ohne Steatorrhoe hervorzurufen (9, 10). PG zu überwindenden Abhängigkeiten gehört. Um das ist ein niedermolekulares Chitosan, das in festen Problem einer übermäßigen Nahrungsaufnahme zu Kombinationen mit Ascorbinsäure und Weinsäure beheben, stehen jedoch wirksame integrierte Instru- eingesetzt wird. Pharmakologische Studien haben mente zur Verfügung. Eins davon besteht darin, das gezeigt, dass PG zu einer Senkung des KG und ei- Essverhalten zu optimieren, indem man die richtige ner Steigerung der fäkalen Glucoseausscheidung Menge an hochwertigen Nahrungsmitteln zu sich führt (10); bei gleichzeitiger peroraler Verabrei- nimmt; ein anderes dieser Instrumente ist der Einsatz chung von [9-14C]-Ölsäure an Minischweine zeigte von Substanzen, durch die ein bestimmter Anteil der sich ein konsistenter Rückgang des Fettgehalts in dem Körper zugeführten Kalorien an der Resorption den Fäzes (11). Die Darmbakterien scheinen die im gehindert wird. Die medikamentöse Behandlung ist Dickdarm freigesetzten PG-gebundenen Fette als ebenfalls eine wichtige Option; bisher wurde in Lang- Energiequelle zu nutzen und tragen so zu einer Ver- zeittherapien (1 Jahr) die Wirksamkeit verschiedener minderung der Kalorienaufnahme und Reduktion Substanzen nachgewiesen, welche eine dauerhafte von Steatorrhoe bei (9, 10). Reduktion des Körpergewichts um ≥ 5 % erlauben (3). 2
In Doppelblindkurzzeitstudien (zwischen 12 und 24 der Gemeinde Rende genehmigt (Genehmigung Wo.) zum Vergleich dieses Produkts mit Placebo N14 gemäß Abschnitt 48 der Verordnung 267/2000 (12) oder Orlistat (13) erwies sich PG bei Kombi- der italienischen Legislative vom 28.01.2010). Die nation mit eingeschränkter Kalorienzufuhr (500 Untersuchung wurde an Probanden durchgeführt, kcal/Tag) und erhöhter körperlicher Aktivität (3 - 7 die ihren Wohnsitz während der MAP-Studie (Mo- MET-Stunden/Woche) als sehr sicher und als er- nitoraggio Alimenti e Patologie) im geographischen heblich zuverlässiger als Placebo oder Orlistat, was Dreieck zwischen Rende, Rovito und San Lucido die Senkung von KG, BMI und Taillenumfang (TU) hatten. Die Durchführung der Studie fand zwischen betraf. Ein 5 %iger Rückgang des Körpergewichts Mai 2014 und Oktober 2016 statt, wobei die Rekru- wurde in viel kürzerer Zeit erreicht als mit Placebo. tierung der Probanden drei Monate dauerte. Auch Ziel der vorliegenden Studie war, PG in Rahmen ei- erfolgte eine formale Registrierung der Studie bei ner Langzeitbehandlung (12 Mo.) zu untersuchen clinicaltrials.gov unter der Nummer U111111292405. und festzustellen, ob sich die in früheren Studien Substanzielle Änderungen der Methodik nach Be- gesehenen Verbesserungen bestätigen ließen. Wie ginn der Untersuchungen waren nicht erforderlich. bei jeder Studie, in der es um die Senkung des KG Probanden geht, war die Einhaltung der reduzierten Kalorien- Insgesamt wurden 187 Personen untersucht. Es gal- zufuhr einer der relevantesten Aspekte, da Men- ten folgende Einschlusskriterien: 1) Alter zwischen schen dazu neigen, eine Diät aufzugeben, wenn die 25 und 65 Jahren; 2) BMI (in kg/m²) im Bereich von Einschränkungen zu drastisch sind. Daher wurde >30 bis
der Grund erachtet, den jeweiligen Probanden von suchung Anweisungen zum Ausfüllen des Frage- der Endauswertung auszuschließen. Bei Eintritt bogens, und die letztlich in die Studie aufgenom- akuter Erkrankungen waren Behandlungen aller menen Probanden bekamen Hinweise zum Vorge- Art zulässig. hen bei der Wahl alternativer Nahrungsmittel mit Die Patienten wurden von den Prüfärzten sowohl geringerem Kaloriengehalt. Ein Ernährungsberater mündlich als auch schriftlich über die Studie infor- stand während der Baseline-Untersuchung sowie miert. Ein Formular zur schriftlichen Einverständ- während der gesamten Studie für Beratungen zur niserklärung wurde sowohl von den einzelnen Verfügung. Studienteilnehmern als auch von den Prüfärzten Die Teilnehmer entschieden meistens selbst, unterzeichnet. Die Patienten waren entsprechend welche Arten von Nahrungsmittel sie ersetzen und den Angaben im Einverständnisformular versichert. wie sie die Kalorienreduktion umsetzen wollten, denn der Ernährungsberater gab nur Empfehlun- FIA-Fragebogen und gen. Auf diese Weise waren die Teilnehmer für ihre Ernährungsempfehlungen jeweils eigene Ernährungsumstellung verantwort- Der FIA ist ein typischer Verzehrshäufigkeitsfra- lich und erhielten entsprechende Informationen gebogen (FFQ), in dem alle verfügbaren Nahrungs- über die Zusammenstellung üblicher Nahrungsmit- mittel berücksichtigt sind, die vom Istituto Naziona- tel und Portionen mit niedrigem Kaloriengehalt. Der le di Ricerca per gli Alimenti e la Nutrizione (INRAN; Hauptvorteil dieser Methode lag darin, dass sich so Nationales Institut zur Nahrungsmittel- und Ernäh- die Wirksamkeit des geprüften Produkts, PG oder rungsforschung) erfasst werden. Das INRAN führt PL, untersuchen ließ, während gleichzeitig Verzer- Nahrungsmittel in Bezug auf ihren Kaloriengehalt rungen aufgrund unterschiedlicher Diätbefolgung und alle anderen nahrungsmittelbezogenen Vari- beschränkt blieben. Wir wussten aus unserem ablen auf (z.B. Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß, Was- früheren Versuch in derselben geographischen ser, Vitamine und Spurenelemente). In den INRAN- Region, dass mehr als 75 % der wöchentlichen Tabellen sind fast alle in Italien erhältlichen Kalorienzufuhr auf 9 Nahrungsmittelkategorien Nahrungsmittel verzeichnet (15). entfallen: Hauptgericht, Gebäck (zum Frühstück, Der FIA besteht aus einem Fragebogen mit 250 der während des Tages oder beides), Brot, Käse, meistverwendeten Nahrungsmittel, den die Teilneh- Gemüse, Eier, Spirituosen, Fleisch und Fleischpro- mer an sieben aufeinanderfolgenden Tagen täg- dukte. Mit Ausnahme von Gemüse und Eiern ver- lich ausfüllen mussten. Für die vorliegende Studie suchte der Ernährungsberater, die Probanden zu wurde eine erweiterte FIA-Version verwendet: Die überzeugen, Nahrungsmittelkategorien zu reduzie- Zahl der Nahrungsmittelkategorien wurde von den ren oder zu ersetzen, insbesondere solche, deren üblichen 9 (16) auf 25 erweitert. Die Nahrungsmen- Hauptbestandteil Kohlenhydrate oder Fette sind. ge war in Gramm anzugeben und wurde anschlie- In Bezug auf Änderungen am Hauptgericht bestand ßend auf der Grundlage der INRAN-Tabellen mit- der Ansatz in einer Halbierung der Nudelmenge tels eines Algorithmus in „Durchschnittsportionen“ (z. B. von 100 auf 50 g) und Zubereitung des Gerichts umgerechnet. mit der dreifachen Menge der gewohnten Gemüse Alle Nahrungsmittel wurden in 25 verschiedene (Steigerung von 20 auf 60 g gekochtes Gemüse). Kategorien eingeteilt. So wurden Milch, Eier und Auf diese Weise lässt sich das Volumen mehr oder Käse drei unterschiedlichen Kategorien zugeordnet weniger aufrechterhalten bei gleichzeitiger Verrin- und nicht einfach unter „Molkerei- und ähnliche gerung des Kaloriengehalts um bis zu 40 %. Produkte“ zusammengefasst. Das Hauptgericht Die Verringerung des Gebäckkonsums [auch Crois- wurde als eigene Kategorie behandelt, da zu ihm sants und Zwieback fallen in diese Kategorie] Vorbereitung und Kochen einer Mahlzeit gehörten war schwieriger, da Gebäck zusammen mit Milch, (z. B. Nudeln zusammen mit einer Sauce aus Wurst- Kaffee, Orangensaft und Konfitüre zum typisch waren, Hülsenfrüchten, Gemüse, Öl oder Butter italienischen Frühstück gehört. Es wurde empfoh- sowie geriebenem Käse oder ähnlichem). len, es durch Omeletts aus einem Ei und 10 g belie- Alle Teilnehmer erhielten vor der Baseline-Unter- biger Konfitüre zu ersetzen. So wäre das Volumen 4
fast genau gleich oder sogar höher, doch die Kalori- die errechnete Kalorienzufuhr viel niedriger war als enaufnahme rund 30 % niedriger. Zur Verringerung die Menge, die gemessen an Gewicht, Geschlecht des Käsekonsums wurden ebenfalls Omeletts als und Alter für die Aufrechterhaltung ihrer Stoff- Ersatz empfohlen - mit einem Ei und 20 g beliebigem wechselrate erforderlich war. Käse. Insgesamt stieg so das Volumen der Portion an, doch wurden etwa 30 % weniger Kalorien aufge- Körperliche Aktivität nommen. Es wurde empfohlen, weniger Spirituosen Die körperliche Aktivität wurde mittels eines einfa- zu trinken oder Drinks mit 42 - 45 % Alkohol durch chen Fragebogens zur täglichen Aktivität gemes- gleiche Volumina mit einem Alkoholgehalt von un- sen, welche dann in MET-h pro Tag umgerechnet ter 30 % zu ersetzen (z. B. Zitronenlikör, Myrthen- wurde. Eine sitzende Lebensweise (< 35 MET-h/ likör, verschiedene Amaros, trockener oder süßer Tag) war sehr verbreitet. Die Probanden wurden Marsala). Empfehlungen gab es auch zur Reduktion angehalten, täglich einige Strecken rasch gehend der mit Pizza aufgenommenen Kalorien, z. B. durch zurückzulegen, wobei für die Dauer nicht mehr als Entfernen der Kruste am Rand (die ein Viertel der eine Stunde vorgegeben war bei einer Aufteilung in Portion ausmacht). Eine italienische Pizza wiegt ca. vier Einzelabschnitte je nach den täglichen Aktivi- 325 g und liefert ca. 880 kcal. Mit der vorgeschlage- täten. Angesichts dessen, dass 1 Std. langsamen nen Maßnahme sinkt der Kaloriengehalt der Porti- Gehens 2 MET-h und 1 Std. schnellen Gehens 3,3 on auf rund 660 kcal. MET-h entspricht, machte die vorgeschlagene Stei- gerung der körperlichen Aktivität etwa 9 MET-h/ Darüber hinaus erhielten die Probanden eine Liste Wo. aus. Die von den Probanden gehend verbrach- mit alternativen Rezepten, besonders für die Haupt- te Zeit (in Stunden) wurde alle drei Monate für gerichte, um die verzehrte Nudelmenge zu senken eine bestimmte Woche, gewöhnlich die Woche vor und die Menge an Hülsenfrüchten und anderem Überprüfung des Ernährungsverhaltens, sowie für Gemüse pro Portion zu erhöhen. So konnte auch die Woche vor Studienende angegeben. Zusätz- die Menge an Olivenöl und zur Mahlzeit verzehrtem liche körperliche Aktivität war nicht erforderlich, Brot auf ein Minimum reduziert werden. war jedoch, sofern vorliegend, zusammen mit der Mit dem FIA-Fragebogen ließ sich eine Art „diäteti- Zeit raschen Gehens anzugeben. scher Fingerabdruck“ erstellen, der die Mengen der Nahrungsmittel aus den 25 Kategorien in Gramm Weitere Variablen als Durchschnittsportionen auswies. Daher war es KG, Taillenumfang (TU), Blutdruck (RR, diastolisch sehr wichtig, dass die Probanden den FIA-Frage- und systolisch), Plasmalipide, Blutzucker und hoch- bogen ausfüllen und das Gewicht der einzelnen sensitives C-reaktives Protein (hs-CRP) wurden zu Nahrungsmittel korrekt angeben konnten, damit Studienbeginn und danach in 3-monatigen Abstän- sich diese dann in Durchschnittsportionen pro Wo- den (d. h. nach 3, 6, 9 und 12 Monaten) gemessen. Die che umrechnen ließen. KG-Messung erfolgte morgens nach 12-stündigem nächtlichem Fasten in leichter Kleidung ohne Schu- Vor Behandlungsbeginn wurden alle von den he und nach Blasenentleerung und Stuhlgang. Falls Probanden aufgezeichneten Daten zweimal über- möglich, wurde die Messung vor der Abnahme der prüft: zunächst nach den ersten Anweisungen, Blutprobe zur Bestimmung der Laborwerte durch- so dass die Probanden sich mit dem Fragebogen geführt. Zum Wiegen wurde eine Waage Tecnilab vertraut machen konnten, und das zweite Mal bei 2 mit einer Genauigkeit von 50 g verwendet. Falls ein der Baseline-Untersuchung. Auf der Grundlage der Proband an zeitweiliger Verstopfung litt, wurde die Mifflin-St.-Jeor-(MSJ)-Formel wurde als Aufnah- KG-Messung verschoben, bis das Problem durch mekriterium ein Schwellenwert hinsichtlich der erhöhte Wasserzufuhr behoben war. Der TU wurde Datenerhebungsgenauigkeit festgelegt. Nur Per- auf Nabelhöhe von zwei verschiedenen Prüfärzten sonen mit einem MSJ-Score ≥ 90 % x 1.2 wurden gemessen und das Mittel der beiden Werte ein- aufgenommen. Der Faktor 1,2 wurde willkürlich als getragen. Der RR wurde mit einem automatischen Ausdruck einer minimalen Tagesaktivität gewählt. digitalen Blutdruckmessgerät A&D UA-851 an bei- In ca. 13 % der Fälle (25 von 187) waren die von den den Armen gemessen, nachdem der Proband ≥10 Teilnehmern aufgezeichneten Daten ungenau, da min sitzend verbracht hatte; als Wert wurde das 5
Mittel der beiden Messungen eingetragen. suchungen durchgeführt; der FIA-Fragebogen war Plasmaproben zur Bestimmung von Blutzucker, bei Studienbeginn und nach 3, 6 und 9 Monaten hs-CRP und Gesamt; LDL und HDL-Cholesterin wur- auszufüllen. den nach einer nächtlichen Nüchternperiode von Stichprobengröße 12 Stunden und unmittelbar nach der KG-Mes- Die Größe der Stichprobe wurde auf der Grundlage sung genommen. Die abgenommene Blutmenge der Änderungen der hs-CRP-Konzentrationen in der betrug 15 ml und wurde in drei gleiche Teile zu je PL- und PG-Gruppe festgelegt, nicht auf der Grund- 5 ml aufgeteilt. Alle für die Auswertung vorbereite- lage der KG-Änderungen. Die Messungen wurden ten Proben wurden bis zur Auswertung bei 4°C auf- bei Studienbeginn und nach 3, 6, 9 und 12 Monaten bewahrt. Die Labortests wurden mit dem Analyse- vorgenommen. Wir gingen von einer Autokorrela- gerät Beckman Coulter AU 500 durchgeführt. tion der Kovarianz von 0,7, einem Unterschied von Verfahren: Behandlungsregime und ≥ 20 % zwischen den beiden Gruppen und einem Unterschied von ≥ 15 % während der Beobach- Dosierungsschema tungsperiode aus. In der Studie sollte auch ein Zur Anwendung kamen die folgenden Produkte: Interaktionseffekt in der gleichen Größenordnung PG (formoline L112; hergestellt von Certmedica In- wie der „Faktor Zeit“ festgestellt werden. Dazu ternational GmbH); die damit behandelte Gruppe wurde der nach Greenhouse-Geisser korrigierte wurde als PG-Gruppe bezeichnet. Die andere Grup- F-Test verwendet. pe (die PL-Gruppe) erhielt Placebo, das aus mit jenen der PG-Gruppe identischen Tabletten aus den Bei Annahme eines Baselinewertes für hs-CRP von Hilfsstoffen und Gummi arabicum bestand. Jeder 5 mit einer SD von 0,12 und einer Teststärke von Patient nahm zu den beiden Tagesmahlzeiten mit 95 % erhält man einen signifikanten Wert für α von dem höchsten Fettgehalt jeweils 2 Tabletten, d.h. 0,05 bei Rekrutierung von 50 Probanden pro Be- 4 Tabletten täglich mit 400 mg PG L112 bzw. in der handlungsgruppe. Bei einer Dropoutrate von 25 % PL-Gruppe 400 mg Placebo. Patienten, die ande- betrüge die Teststärke bei 40 Probanden ≥ 80 %. re Therapien mit lipophilen Medikamenten beka- Randomisierung men, wurden angehalten, diese in einem zeitlichen Abstand von ≥ 2 h zu nehmen. Die Randomisierungsliste wurde vor dem Die vom Hersteller zur Verfügung gestellten Beginn der Rekrutierung mittels der JMP-Software Studienmedikationen wurden in identischen (SAS-Institut) erstellt und zur Endverpackung der Blisterpackungen geliefert. Von einem unab- Proben direkt zu einem zertifizierten Logistikunter- hängigen, zertifizierten Dienstleister wurden die Blis- nehmen für klinische Studien geschickt. Die beiden terpackungen mit einem doppelten Etikett mit dem Produkte wurden aufeinanderfolgenden Proban- Randomisierungscode versehen. Bei Aufnahme in die den in der Reihenfolge ihrer Rekrutierung zuge- Studie klebte der Prüfarzt eines der Etiketten auf den ordnet. Es wurde keine Randomisierungsnummer Prüfbogen des jeweiligen Probanden. ausgelassen. Sobald eine Randomisierungsnum- Die Behandlung begann unmittelbar nach der mer vergeben war, konnte sie nicht erneut einem Aufnahme in die Studie. Die Teilnehmer erhielten Probanden zugeordnet werden, selbst wenn die 3 Packungen mit jeweils 48 Tabletten, d. h. eine für betreffende Person nicht an der Studie teilnehmen dreimal 12 Behandlungstage ausreichende Menge. konnte. Die Teilnehmer wussten nicht, zu welcher Am Ende eines jeden Monats sollten sie weitere Gruppe sie gehörten. Die Behandlungsgruppen wa- Tabletten abholen. Alle Teilnehmer wurden darauf ren auch in Bezug auf die folgenden Personen oder hingewiesen, dass sie die Teilnahme an der Stu- Personengruppen verblindet: Prüfärzte, Personal die jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne (Ernährungsberater und technisches Personal), jegliche negative Konsequenzen beenden konnten. Labormitarbeiter, Auftraggeber und Biostatistiker. Unerwünschte Ereignisse oder Reaktionen sollten Compliance bei jedem Untersuchungstermin mitgeteilt werden, Die Einhaltung der Ernährungsvorgaben wurde und alle Bemerkungen der Probanden wurden re- mittels eines FIA-Fragebogens ermittelt, und jeden gistriert. Nach Einschluss in die Studie wurden Monat wurde die Behandlung durch Abzählen der nach 3, 6, 9 und 12 Monaten insgesamt vier Unter- übrig gebliebenen Tabletten überprüft. Zur Bestim- 6
mung der körperlichen Aktivität dienten die Anga- Von den 100 aufgenommenen Probanden schieden ben der Probanden über die Anzahl der Stunden, nur 3 aus (2 in der PL- und 1 in der PG-Gruppe), die sie in der Prüfwoche (der Woche vor der FIA- wobei der Grund jeweils Wegzug aus der Regi- Erhebung) mit raschem Gehen verbracht hatten. on war. Insgesamt beendeten 97 Probanden die Studie: 50 Männer und 47 Frauen (s. Abb. 1). Statistische Verfahren Die allgemeinen Eigenschaften der Probanden Zu den Verfahren gehörte eine mixed ANOVA (Split- finden sich in Tabelle 1. Zwischen den Grup- Plot-Design oder ANOVA mit Innersubjektfaktor pen bestanden keine Unterschiede in Bezug auf und Zwischensubjektfaktor). Der Zwischensub- Altersverteilung (χ² = 0,2240), Hypertonie (χ² = 0,749), jektfaktor war der Vergleich zwischen den beiden Rauchen (χ² = 0,7666), Bildung (χ² = 0,749) oder Gruppen (PL und PG), während der Innersubjekt- körperliche Aktivität (χ² = 1,000). faktor die 4 oder 5 Untersuchungen waren (Base- line und 3, 6, 9 und 12 Mo.). Das Verfahren war nicht Die Behandlungen wurden gut vertragen, und es nur in methodologischer Hinsicht korrekt (gleich- wurden keine Klagen wegen Nebenwirkungen ge- zeitige Datenanalyse für jede Variable), sondern äußert, mit Ausnahme einiger Fälle von Verstop- lieferte auch detaillierte Informationen und führte fung, die gleichmäßig auf die beiden Gruppen ver- zu einer signifikanten Reduktion der unkontrollier- teilt waren. Das Problem wurde behoben, indem die ten Variabilität der Antworten, was sich in größe- Patienten zu einer Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr rer Sensitivität bzw. Trennschärfe der Auswertung angehalten wurden. selbst äußerte. Die Bestimmung von Unterschie- Die Gesamtaufnahme an Kalorien und die Haupt- den zwischen Studienbeginn und 12 Monaten komponenten der Nahrungsmittelkategorien wur- sowie zwischen den Produkten wurde mit dem den in der Baseline-Untersuchung und nach 3,6 Tukey-Test vorgenommen. Zwischen hs-CRP und 9 Monaten bestimmt. Da bei den einzelnen Zwi- und den Hauptbestandteilen der Nahrungsmittel schenuntersuchungen keine substanziellen Ände- (Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Zucker) wurden rungen der Daten eintraten, sind in Tabelle 2 ledig- Korrelationskoeffizienten berechnet. Für die Va- lich die Durchschnittswerte der 3 Untersuchungen riable hs-CRP wurde mittels eines Modells der (Durchschnitt über 12 Monate) angegeben. multiplen linearen Regression oder einem Stan- dardmodell kleinster Quadrate eine Untersuchung Die Abnahme der Kalorienaufnahme pro Woche auf hs-CRP-basierte Prädiktoren durchgeführt. war in beiden Gruppen fast gleich und lag bei etwas über 10 %. Dies entsprach dem Zielwert der Andere aus den Modellen ableitbare Informationen Diät. Der durchschnittliche Rückgang in Kalorien wurden durch graphische Abschätzung ermittelt, pro Woche betrug 1667 kcal in der PG- und 1688 und zur Untersuchung des Ansprechens diente kcal in der PL-Gruppe. Er beruhte weitgehend auf ein Prediction Profiler. Diese Optionen wurden ge- der Senkung der Kohlenhydratzufuhr (Abnahme wählt, weil verschiedene Effekte auf der Grundlage um >860 kcal/Wo. sowohl in der PG- als auch in nur weniger Beobachtungen analysiert wurden und der PL-Gruppe), gefolgt von Rückgängen bei Fet- das Ziel im Aufdecken einer starken Wirkung und ten, Alkohol und Eiweiß, für welche in den beiden nicht in der Prüfung auf Signifikanz bestand. Für Gruppen Rückgänge von 240 bis 300 kcal/Wo. ermit- Frequenzanalysen wurde der χ²- oder Fishers χ²- telt wurden. Die Änderung der Hauptnahrungsbe- Test eingesetzt. standteile war innerhalb der beiden Gruppen signi- fikant (P < 0,05) und für beide Gruppen sehr ähnlich Ergebnisse (P > 0,05). Die Abnahme des Eiweißkonsums war in den beiden Gruppen fast identisch (49 g/Wo. in der Insgesamt bestand die Kohorte der Teilnehmer aus PG- und 50 g/Wo. in der PL-Gruppe) und entsprach 187 Fällen, von denen 87 aus den folgenden Gründen Reduktionen um 7,5 % bzw. 7,8 %. ausgeschlossen wurden: 62 wegen eines BMI au- ßerhalb des in den Einschlusskriterien festgelegten Die Rückgänge beim Kohlenhydrat- und Alkoholkon- Bereichs und 25, weil sie laut ihren Antworten im sum waren prozentual am größten: Die Kohlenhy- FIA-Fragebogen weniger als 85 % der Kalorienmen- drataufnahme sank in der PG- und der PL-Gruppe ge aufnahmen, die sich aus der MSJ-Formel ergab. um 221 bzw. 215 g/Wo., die Alkoholaufnahme um 43 7
bzw. 37 g/Wo. In beiden Fällen war der Unterschied In Tabelle 3 ist die Zahl der Portionen vor und wäh- zwischen den Behandlungsgruppen nicht signifi- rend der Behandlung angegeben. kant (P > 0,05). Der „diätetische Fingerabdruck“ der beiden Grup- Der Wassergehalt der Nahrung sank um 499 ml pen war nicht identisch, doch können bei Betrach- in der PG-Gruppe und um 586 ml in der PL-Grup- tung der gesamten Nahrungszusammensetzung pe, doch auch hier war der Unterschied zwischen die Unterschiede als marginal bzw. im Rahmen der den Behandlungen nicht signifikant (P > 0,05). Oli- normalen Variabilität liegend angesehen werden. venöl extra vergine wurde gesondert betrachtet, Für die Unterschiede zwischen den Behandlungs- doch war bei Behandlungsbeginn der Unterschied gruppen wurde keine Signifikanz nachgewiesen für beide Gruppen nicht signifikant (P > 0,05). In (P > 0,05). Kalorien gemessen, stieg der Konsum von Olivenöl Trotz gewissen prozentualen Veränderungen war extra vergine während der Studie in beiden Grup- für 8 der 25 Nahrungsmittelkategorien in beiden pen leicht an, wobei wiederum keine Signifikanz Gruppen keine Signifikanz der Änderung nachzu- erreicht wurde (P > 0,05). Die Abnahme der Fett- weisen (P > 0,05): Schokolade, Trockenfrüchte, Hül- aufnahme zeigte in der PL-Gruppe größere Konsis- senfrüchte, Fleisch, Fisch, Joghurt, Getränke und tenz als in der PG-Gruppe (33 bzw. 27 g/Wo.), was Pommes frites. Für manche Nahrungsmittelkatego- aus dem Rückgang bei Käse, Fleischprodukten rien (Wein und Bier) war ein stärkerer Rückgang in und Milch resultierte (s. Tabelle 3), doch waren die der PL-Gruppe, für andere, nämlich Kuchen, Spei- Unterschiede nicht signifikant (P > 0,05). Die Auf- seeis, Mozzarella und Früchte, eine größere Ab- nahme von Nahrungsfasern (Ballaststoffen) ging nahme in der PG-Gruppe festzustellen. Für all diese ebenfalls in beiden Gruppen zurück. Jedoch wurde Nahrungsmittelkategorien bestand jedoch keine dies in der PG-Gruppe durch die Zufuhr von 11,2 g Signifikanz (P > 0,05) zwischen den Behandlungs- PG/Wo. kompensiert, denn bei PG handelt es sich gruppen. um einen mehrfach positiv geladenen Faserstoff. Abb. 1 Patientenrekrutierung für die monozentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische PG-L112-Studie bei übergewichtigen und adipösen Patienten. FIA = Bestimmung der Nahrungsaufnahme, PG = Polyglucosamin. 8
Tabelle 1 Allgemeine Eigenschaften der Probanden, die eine PG- oder PL-Behandlung erhielten1 1 Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Mittelwerte ± SD. KG = Körpergewicht, MET-h = metabolisches Äquivalent (Stunde), PG = Polyglucosamin, PL = Placebo 2 Bachelor oder Universitätsabschluss Rund 75 % der Kalorienreduktion entfielen in bei- ten stand einem Gewichtsverlust von 8,9 kg in die- den Gruppen auf sechs Nahrungsmittelkategorien: ser Gruppe ein Verlust von 5,6 kg in der PL-Gruppe Brot, Pizza, Hauptgericht, Käse, Gebäck und Spiri- gegenüber. In der zweiten Hälfte der Studie (Mona- tuosen. Zwar kam es auch bezüglich der Aufnah- te 6 bis 12) war die Abnahme in beiden Gruppen we- me von Nahrungsmitteln aus anderen Kategorien niger markant (3,2 kg unter PG und 2,4 kg unter PL), (Zucker, Milch, Fleischprodukte, Wein, Getränke doch war auch in diesem Abschnitt der KG-Rück- und Kuchen) zu einem signifikanten Rückgang, gang in der PG-Gruppe signifikant größer (P < 0,05, doch waren die Auswirkungen auf die wöchentli- Tukey-Test). Lediglich 17 % (8 von 49) der Patien- che Gesamtmenge an Kalorien hier viel geringer. In ten in der PL-Gruppe hatten nach 3 Monaten eine zwei Kategorien - Gemüse und Eier - war ein leich- KG-Reduktion von 5 % erreicht, während dies in der ter, aber signifikanter Anstieg zu verzeichnen (P < PG-Gruppe bei 55 % (27 von 49) der Fall war; der 0,05). In Bezug auf Gemüse wurde der Vorschlag, Unterschied war signifikant (χ² = 16,04, P < 0,0001). den Konsum von Nudeln zugunsten eines höheren Nach 6 Monaten hatten 67 % bzw. 98 % diesen Wert Gemüseanteils im Essen zu verringern, von vielen erreicht (χ² = 16,43, P < 0,0001). Probanden umgesetzt. Was Eier betrifft, so stieß die Die Abnahme des BMI verlief ähnlich wie der Idee, Omeletts zu machen, ebenfalls in vielen Fällen KG-Rückgang und war für beide Behandlungen auf Interesse und stand gleichzeitig im Einklang mit signifikant (P < 0,05). In den ersten 6 Monaten be- der Reduktion von Kohlenhydraten (beim Frühstück) trug die Abnahme des BMI in der PG-Gruppe -3 und Käse (während der Hauptmahlzeiten). und setzte sich mit langsamerer Geschwindigkeit Die Werte der Hauptvariablen änderten sich in bei- fort, um nach 12 Monaten -4,3 zu erreichen. In der den Gruppen. In der PG-Gruppe war diese Verände- PL-Gruppe war die BMI-Reduktion signifikant ge- rung jedoch signifikant größer (s. Tabelle 4). Tabelle ringer (P < 0,05) und wies eine flachere Kurve auf, 4 enthält auch Daten zur körperlichen Aktivität in die nach 12 Monaten einen Rückgang von nur -2,8 MET-h pro Tag (Mittelwerte). anzeigte. Der Rückgang des KG betrug in der PG-Grup- Die Veränderung des TU erreichte -13,3 cm in der pe 12,1 kg (-12,7 %) und in der PL-Gruppe 8,0 kg PG-Gruppe und -10,2 cm in der PL-Gruppe (P < 0,05). (-8,4 %) (P < 0,05). Auch sank in der PG-Gruppe das In beiden Fällen wurde der stärkste Rückgang in KG schneller (P < 0,05), denn in den ersten 6 Mona- den ersten 6 Monaten verzeichnet. 9
Tabelle 2 Aufnahme der Hauptnahrungsbestandteile in der Woche vor Beginn der Behandlung und während der einjährigen Behandlung in der PG- und der PL-Gruppe1 1 Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Mittelwerte ± SD. N = 49 (PG-Gruppe) N = 48 (PL-Gruppe), OEV = Olivenöl extra vergine; PG = Polyglucosamin, PL = Placebo 2 Unterschied zwischen Baseline und 12 Monaten, P < 0,05 (Tukey-Test) 3 Einschl. OEV 4 Unterschied gegenüber PL, P < 0,05 (Tukey-Test) Tabelle 3 Zahl der Portionen in der PG- und PL-Gruppe zu Studienbeginn (Baseline) und während der einjährigen Diätintervention 1 10
1 Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Mittelwerte ± SD. N = 49 (PG-Gruppe) N = 48 (PL-Gruppe), PG = Polyglucosamin, PL = Placebo 2 Einschl. Süßigkeiten 3 Unterschied zwischen Baseline und 12 Monaten, P < 0,05 (Tukey-Test) 4 Bezieht sich auf komplette Mahlzeiten (einschließlich gekochtem Gemüse/Hülsenfrüchten, Fleisch, Öl/Butter, Käse als Zugabe zu Nudel- oder Reisgerichten, Polenta, Gnocchi und Tortellini) 5 Einschl. Öldressing 6 Einschl. Hamburger, Cheeseburger und Big Burger; Letztere enthalten mehr Fleisch und Käse 7 Einschl. Omeletts und Mayonnaise Die Sekundärvariablen zeigten ebenfalls eine zu- festgestellt. nehmende Verbesserung, und auch hier waren die Die Mittelwerte von hs-CRP lagen zu Studienbeginn Ergebnisse bei den PG-behandelten Probanden in beiden Gruppen bei nahe 5 mg/l und befanden besser als in der PL-Gruppe (s. Tabelle 5). Die kör- sich am Ende der einjährigen Therapie innerhalb perliche Aktivität stieg in beiden Gruppen um 1,5 des normalen Bereichs (2,9 mg/l in der PL-Gruppe MET-h/Tag. und 2,1 mg/l in der PG-Gruppe). Allerdings zeigten In beiden Behandlungsgruppen kam es bei allen in der PL-Gruppe nur 13 von 47 Probanden Werte Variablen zu einer Verbesserung (P < 0,05, Tu- im Normbereich, verglichen mit 48 von 49 PG-be- key-Test), ausgenommen HDL-Cholesterin, wo nur handelten Probanden (χ² = 17,82, P < 0,001). Dieser in der PG-Gruppe eine signifikante Zunahme ein- Aspekt wurde durch Fokussierung auf hs-CRP als trat. Gegenüber den mit PL behandelten Proban- Hauptvariable genauer untersucht, wobei zunächst den wurden in der PG-Gruppe signifikant bessere die Baseline-Daten betrachtet und danach die Da- Ergebnisse für Gesamtcholesterin und hs-CRP ab ten der beiden Gruppen gepoolt wurden. Es fand dem dritten Monat, für Triglyceride ab dem sechs- sich eine gute Korrelation zwischen hs-CRP und der ten Monat und für LDL-Cholesterin ab dem neunten Gesamtkalorienaufnahme (r² = 0,48, P < 0,0001); die Monat erreicht (P < 0,05). anschließende Untersuchung einzelner Nahrungs- Die systolischen und diastolischen Blutdruckwerte bestandteile zeigte, dass zu Eiweiß und Kohlenhy- gingen in der PL-Gruppe signifikant zurück (-5,1 % draten keine Korrelation bestand, während Fette bzw. -5,8 %; P < 0,05, Tukey-Test). Obwohl die Re- sich als sehr stark korreliert erwiesen (r² = 0,685, duktion in der PG-Gruppe sogar -7,8 % bzw. -8,8 % P < 0,0001). OEV wurde gesondert von den anderen betrug, wurde zwischen den beiden Gruppen kein Fetten untersucht und zeigte keine signifikante Kor- signifikanter Unterschied festgestellt (P > 0,05, Tu- relation (r² = 0,05, P > 0,05). key-Test). Verschiedene Korrelationswerte wurden für Hinsichtlich der Plasmalipide wirkten sich beide PG- und PL-Gruppe gesondert betrachtet. In der Therapien am stärksten auf die Triglyceridkon- PG-Gruppe zeigte keine der Variablen eine Korrela- zentrationen aus: -12,2 % in der PL-Gruppe und tion mit hs-CRP. Für die PL-Gruppe wurde dagegen -17,3 % in der PG-Gruppe. Zwischen den beiden Be- für die Fette - mit Ausnahme von OEV - erneut eine handlungen wurde kein signifikanter Unterschied direkte Korrelation festgestellt. 11
Diskussion poutzahl zu vermeiden, wie sie bei dieser Art von Langzeitstudien häufig ist. Mit derartigen Studien Eine Stärke dieser Studie ist die Kontrolle der vertraute Forscher wissen, wie schwer es den Teil- Nahrungszusammensetzung, doch gleichzeitig ist nehmern fällt, eine Diät über lange Zeit einzuhalten. dies auch ihr Schwachpunkt, denn es wurden nur Im Lichte dieser Gegebenheiten wurde Compliance solche Personen ausgewählt, die auch fähig wa- mit den Ernährungsvorgaben als ein fundamentaler ren, die Anweisungen zum Ausfüllen des ziemlich Aspekt betrachtet. komplexen FIA-Fragebogens zu verstehen. Um Es gibt viele Verzehrshäufigkeitsfragebögen (FFQs) zuverlässige Informationen bezüglich der mit PG (16 - 20), die für die Studie hätten angepasst wer- erzielbaren Ergebnisse zu erhalten, waren wir der den können. Wir wählten jedoch einen FIA-Bogen, Ansicht, dass wir bei der Probandenrekrutierung da die Prüfärzte mit dieser Art Datenerhebung bes- selektiv vorgehen müssten, um eine hohe Dro- ser vertraut waren (16, 21, 22). Tabelle 4 Primärvariablen und körperliche Aktivität zu verschiedenen Zeitpunkten während der 12-monatigen Behandlung mit PG oder PL1 1 Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Mittelwerte ± SD. N = 49 (PG-Gruppe) N = 48 (PL-Gruppe), KG = Körpergewicht, MET-h = metabolisches Äquivalent (Stunde), PG = Polyglucosamin, PL = Placebo, TU = Taillenumfang 2 Unterschied zwischen Baseline und 12 Monaten, P < 0,05 (Tukey-Test) 3 Unterschied gegenüber PL, P < 0,05 (Tukey-Test) Tabelle 5 Veränderungen der Sekundärvariablen zu verschiedenen Zeitpunkten während der 12-monatigen Behandlung mit PG oder PL1 12
1 Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich um Mittelwerte ± SD. N = 49 (PG-Gruppe) N = 48 (PL-Gruppe). HDL-C = HDL-Cholesterin, hs-CRP = hochsensitives C-reaktives Protein, LDL-C = LDL-Cholesterin, PG = Polyglucosamin, PL = Placebo, RRd = diastolischer Blutdruck, RRs = systolischer Blutdruck, TC = Gesamtcholesterin 2 Unterschied zwischen Baseline und dem Untersuchungszeitpunkt, P < 0,05 (Tukey-Test) 3 Unterschied gegenüber PL, P < 0,05 (Tukey-Test) Die Kost im vorliegenden geographischen Gebiet Ziel bestand ja nicht in der Untersuchung einer Diät, von Süditalien wird allgemein als mediterrane Kost sondern darin, die Wirksamkeit von PG aufzuzeigen bezeichnet (23). Allerdings gibt die Bevölkerung die und gleichzeitig die Zahl der Dropouts während der Nahrungsmittel, die mit gesundem Essen assoziiert Langzeitstudie so gering wie möglich zu halten. werden, mehr und mehr auf (24), wenn man von Unseres Wissens ist dies die erste Langzeitstudie, OEV absieht. Das bedeutet, dass für diese Studie in der PG mit Placebo verglichen wurde. Die Ergeb- der FFQ zur Sicherstellung seiner Eignung an die nisse bestätigen die Feststellungen aus früheren Art der Ernährung und an die für diese spezifische Studien, in denen ein Kurzzeitvergleich zwischen Region charakteristische Küche angepasst werden PG und Placebo oder anderen Therapien durch- muss. geführt wurde (12, 13, 21, 22). Chitosane sind eine Im FIA-System wird „Getreide“ nach Art des Ver- Familie verschiedener Polymere, und es ist zu er- zehrs verschiedenen Nahrungsmittelkategorien warten, dass ihre Fettbindungskapazität und ihre zugeordnet (Hauptgericht, Brot, Gebäck und Piz- Affinität zu Glucose, Gallensalzen und Wasser za), und alle anderen Kategorien (Gemüse, Hülsen- unterschiedlich ist (19 - 21, 25). Allerdings haben früchte, Fleisch und Fisch) werden ähnlich behan- Versuche zur Vorhersage ihrer Fettbindungskapa- delt. Die Validität eines FIA im Vergleich zu anderen zität auf der Grundlage ihrer physikalisch-chemi- Methoden zu beurteilen, geht über den Rahmen schen Eigenschaften strittige Ergebnisse gezeitigt dieser Studie hinaus, doch hat uns die Erfahrung (7, 26). Die Aktivität von Chitosanen beschränkt sich gelehrt, dass eine hohe Zahl von Dropouts zu er- auf den Darm, da sie wegen ihrer polykationischen warten ist, wenn man den Probanden lediglich sagt, Natur nicht resorbiert werden. Dies bedeutet je- weniger Kohlenhydrate, fettreiche Nahrungsmittel doch nicht, dass sie nicht (indirekt) mit jenen Stoff- oder Käse zu sich zu nehmen, ohne genaue Anga- wechselpfaden in Wechselwirkung treten können, ben darüber zu machen, welche Gerichte sie denn über die Cholesterin, Glucose, Triglyceride und an- schließlich essen sollten. dere Substanzen metabolisiert werden, wie auch in Des Weiteren war ein Kennzeichen dieser Studie, dieser Studie gezeigt wurde. dass der Schwerpunkt auf die Reduktion der wö- Der Blutdruck sank - ähnlich wie es für hs-CRP chentlich aufgenommenen Kalorien - bei gleich- gezeigt worden war - mit dem Körpergewicht. Die zeitiger Beibehaltung des gewohnten Verhältnisses sowohl in der PL- als auch der PG-Gruppe beob- zwischen Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß - so- achtete Wirkung auf den RR war zu erwarten, steht wie im Besonderen auf einen geringeren Alkohol- diese Variable doch mit einer Abnahme des KG in konsum gelegt wurde. So sollte eine mengenmäßige Zusammenhang. Unter PG war ein stärkerer Ge- Änderung der konsumierten Nahrungsmittel ohne wichtsrückgang festzustellen; die daraus folgende eine Änderung der Nahrungszusammensetzung Abnahme des Blutdrucks war nicht mit einem be- erreicht werden. Dieser Ansatz sollte dazu beitra- stimmten Wirkmechanismus von PG verknüpft. gen, drastische Veränderungen des Essverhaltens Eine Änderung der Cholesterinwerte ist ein für die der Probanden zu verhindern, denn das eigentliche meisten Chitosane bekanntes und gut dokumen- 13
tiertes Phänomen. Laut der Europäischen Behörde nen, abgesehen von der Zone-Diät, nicht signifikant für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dürfen Chitosa- waren) (32). ne unabhängig vom spezifischen Typ als Mittel zur Die mit PL behandelten Teilnehmer in unserer Stu- Cholesterinsenkung beworben werden, sofern die die zeigten einen recht großen Rückgang ihrer hs- tägliche Dosis ≥ 3 g beträgt. In der vorliegenden CRP-Werte (-41 % gegenüber den Baselinewerten), Studie war die PG-Dosierung wesentlich niedriger obwohl sie weniger Ballaststoffe aufnahmen als zu (1,6 g/d), und die Abnahme der Cholesterinwerte Studienbeginn. Dies bedeutet, dass bei den durch um rund 10 % ging mit großer Wahrscheinlichkeit hs-CRP angezeigten entzündlichen Bedingungen auf die gleichzeitig eingehaltene Diät zurück, die weitere Faktoren von Belang sein können. als cholesterinsenkend bekannt ist. Auch der Effekt Gemäß den Berechnungen, die ausgehend von den auf die Triglyceride war zu erwarten, da eine Diät Baselinedaten für die gepoolten Werte der PG- und wegen des niedrigeren Nahrungs- und Alkoholkon- der PL-Gruppe vorgenommen wurden, bestand sums zu einer Reduktion der TG-Werte führen kann. eine direkte Korrelation der Kalorienaufnahme und Allerdings hat PG auch in vitro eine TG-bindende insbesondere der Fettaufnahme mit dem hs-CRP- Affinität (20). Wert. Was die Fette betrifft, so war interessant, Der Rückgang der Blutzuckerwerte war zu erwar- dass OEV nicht für den Anstieg der hs-CRP-Werte ten, zum einen wegen der Gewichtsabnahme und verantwortlich war, was auf die Bedeutung oxi- zum anderen, weil bei Ratten, die Normalkost mit dierter Fette hindeuten könnte. Diese finden sich in zusätzlichem PG erhielten (10), eine Zunahme der Nahrungsmitteln oder entstehen beim Kochen und Glucoseausscheidung über die Fäzes zu beobach- können von den Darmzellen aufgenommen werden; ten war. Eine ähnliche Veränderung war auch in an- durch die daraus gebildeten Chylomikronen können deren klinischen Studien zu finden (16, 21, 22). Der oxidierte Lipide in Gefäßen und Geweben verteilt Mechanismus für diesen Effekt ist unbekannt, doch werden (32). OEV begrenzt aufgrund seines Gehalts kann er auf die bakterielle Hydrolyse von kurzket- an Antioxidantien die oxidativen Prozesse im Darm. tigem Chitosan zurückgehen, das in PG in kleins- Darüber hinaus wirkt auch PG antioxidativ, wobei ten Mengen vorkommt (27). Durch Hydrolyse wird eine seiner Eigenschaften die besondere Affinität ein Teil des Glucosamins verfügbar. Infolgedessen für oxidierte Fette ist (aufgrund von deren höherer kommt es zur Induktion lokaler Insulinresistenz (28), Polarität). Durch diese Affinität wird die „Explosi- was wiederum eine partielle Verhinderung der Glu- on“ der oxidativen Belastung im Darm gesenkt. Die coseresorption durch die Dickdarmzellen bewirkt. allgemeine Schlussfolgerung ist, dass PG vor fett- Auch die Wirkung von PG auf hs-CRP war erwart- bedingten Entzündungskrankheiten schützen kann. bar; dieser Effekt wurde bereits früher gezeigt Die Betrachtung einiger vergleichbarer klinischer (U. Cornelli, unveröffentlichtes Ergebnis, 2014), doch PG-Studien führt uns zu einer wichtigen Beobach- ist seine Relevanz nicht bekannt. In unserer Studie tung. In den beiden früheren Doppelblindstudien scheint der Effekt relevant gewesen zu sein, da die mit ≥ 3-monatiger Behandlung in derselben Dosie- Teilnehmer vor der PG-Behandlung hs-CRP-Kon- rung betrug die durchschnittliche KG-Abnahme im zentrationen außerhalb des Normalbereichs auf- einen Fall 5,6 kg (12) (bei einer Steigerung der kör- wiesen, während am Ende der Studie nur noch perlichen Aktivität um 1 MET-h/d) und im anderen 1 Proband einen hs-CRP-Wert > 3 mg/l hatte. Fall 6,2 kg (13) (bei einer Steigerung um 3 MET-h/d). Die Wirkung von Ballaststoffen auf hs-CRP ist um- In der vorliegenden Studie lag der Gewichtsverlust stritten. In der Women’s Health Initiative Observa- nach 3 Monaten bei 4,7 kg (bei einer Steigerung tional Study (39) wurde eine inverse Beziehung zur um 1,3 MET-h/d), was signifikant weniger ist (P < Ballaststoffaufnahme beschrieben (29), doch von 0,05). Der Grund für diese Diskrepanz kann auf den denselben Autoren nicht bestätigt. Die hs-CRP- Grad der Kalorienbegrenzung zurückgehen: durch- Werte gelten jedoch als guter Prädiktor für vasku- schnittlich < 250 kcal/d in dieser Studie gegenüber läre Ereignisse (31), und praktisch alle bekannten rund 500 kcal/d in den beiden älteren Kurzzeitstudi- Diäten (Atkins, Ornish, Weight Watchers und Zone) en. Nach 12 Monaten endete die vorliegende Stu- führten zu einer Reduktion der CRP-Konzentration die jedoch mit einer KG-Reduktion um 12,1 kg, was um etwa 15 bis 20 % (auch wenn diese Reduktio- darauf hindeuten könnte, dass PG selbst bei relativ 14
leichten Einschränkungen einen substanziellen Ge- me um < 4 kg, wobei der Einfluss auf alle anderen wichtsverlust begünstigt. In der PL-Gruppe betrug Variablen (körperliche Aktivität, Blutzucker, Fette der Gewichtsverlust nur 8 kg, und über die Wirk- und hs-CRP) viel geringer war als in der PL-Gruppe samkeit der verwendeten Methode und die Zeit bis unserer Studie. Darüber hinaus lag die Dropoutrate zum Erreichen zufriedenstellender Ergebnisse lässt bei ≥ 35 % der in der Studie aufgenommenen Teil- sich diskutieren. nehmer. Der Grund für diese hohe Zahl an Dropouts Laut der MSJ-Formel und unter Berücksichtigung war, dass die Probanden ihre Diät nicht mochten eines Faktors von 1,2 für die Tagesaktivitäten lag oder nicht einhalten konnten. Unsere Studie wurde der theoretische Kalorienbedarf in der PL-Gruppe nur von 4 % der Probanden abgebrochen. zu Studienbeginn im Mittel (± SD) bei 2033 ± 251,7 Auch wenn ein Vergleich von in verschiedenen kcal/d, doch war die berechnete tatsächliche Ka- Ländern durchgeführten Studien nur mit Vorsicht lorienaufnahme viel höher, nämlich 2315 ± 289,4 möglich ist, möchten wir doch bemerken, dass mit kcal/d. Am Ende der Studie sollte unter Berücksich- unserer Methode, die in einer minimalen Kalorien- tigung eines Gewichtverlusts von 8,1 kg und einem restriktion und leichter körperlicher Aktivität bei Faktor 1,3 für tägliche Aktivitäten der theoretische aktiver Beteiligung der Teilnehmer besteht, bes- Bedarf 2259 ± 277,6 kcal/d betragen haben, was sere Resultate zu erzielen sind als bei Befolgung über der berechneten Kalorienaufnahme von 2080 üblicher Diäten mit strengeren Regeln. Praktisch ± 254,7 kcal/d liegt. Das heißt, dass theoretisch alle über ein Jahr hinweg mit Placebo behandelten noch Raum für eine weitere KG-Reduktion durch Probanden erreichten eine KG-Senkung von 8,7 %. Fortführung derselben Diät bestünde. Die gleiche Solche Ergebnisse wurden mit den üblicherweise Berechnung zeigt auch für die PG-Gruppe, dass für die Adipositasbehandlung eingesetzten Me- durch Weiterführung desselben Protokolls eine dikamenten (3) nicht erzielt, während dieses Ziel zusätzliche KG-Reduktion möglich sein sollte. bei Verwendung von PG regelmäßig noch rascher Auf der Grundlage der vorliegenden Versuchs- erreicht wurde. bedingungen wäre es in der PL-Gruppe unter der Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Annahme linearer Regression und Berücksichti- einjährige PG-Behandlung in Verbindung mit einer gung der KG-Werte zwischen dem 3. und 12. Monat Begrenzung der Kalorienaufnahme und leichter kör- theoretisch möglich, einen BMI von 25 innerhalb perlicher Betätigung sich als signifikant wirksamer von ca. 4,5 Jahren zu erreichen, während dieses Ziel erwies als unter denselben Versuchsbedingungen unter PG in etwa der Hälfte der Zeit (d.h. nach ca. verabreichtes Placebo. Die Verwendung des auf 25 2,3 Jahren) erreichbar wäre. Bei quadratischer verschiedenen Nahrungsmittelkategorien aufbau- oder logarithmischer Regression ergibt sich eine enden FIA-Fragebogens sowie die Befolgung der Bestätigung dieses Resultats. selbstgewählten Kalorienrestriktion durch die Stu- In der einzigen ähnlichen Langzeitstudie, von der dienteilnehmer stellte sich als extrem wichtig für wir wissen, wurden über einen Zeitraum von 12 Mo- die Minimierung der Dropoutrate heraus. naten an Kohorten von 40 Teilnehmern, die den un- Danksagung seren bezüglich des BMI (im Durchschnitt zwischen 34 und 35) sehr ähnlich waren, 4 verschiedene Di- Die Verantwortlichkeiten der Autoren waren wie äten (Atkins, Ornish, Weight Watchers und Zone) folgt verteilt: UC, GB und ND: verantwortlich für miteinander verglichen (33). Der Vergleich von Diä- Design und Durchführung der Studie; MR: verant- ten, deren Reduktion der täglichen Kalorienaufnah- wortlich für die Auswertung der Studiendaten; me (251 kcal/d unter der Zone-Diät und 244 kcal/d UC, GB und MR: Abfassung des Manuskripts; alle unter der Weight-Watchers-Diät) ähnlich war wie Autoren: Korrekturlesung und Genehmigung der bei unserer Diät (244 kcal/d), ergab eine KG-Abnah- Endversion des Manuskripts. 15
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