Luzerner Regierung will die Kitaplätze für behinderte Kinder verdoppeln - Kibesuisse

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Luzerner Regierung will die Kitaplätze für behinderte Kinder verdoppeln - Kibesuisse
Luzerner Regierung will die Kitaplätze für behinderte Kinder verdoppeln | Luzerner Zeitung                                                28.04.20, 09)24

                                 Luzerner Regierung will die Kitaplätze für
                                 behinderte Kinder verdoppeln
                                 Kinder mit einer Behinderung haben nur beschränkt Zugang zu Kitas. Die
                                 Luzerner Regierung will die Lücke nun schliessen – auch finanziell.

                                 Evelyne Fischer
                                 28.04.2020, 05.00 Uhr

                                 Miro, 3, und Lea, bald 4, zählen zu den Kindern mit besonderen
                                 Bedürfnissen: Bei Miro, einem Bub aus einer Luzerner Landgemeinde,
                                 besteht der Verdacht auf Autismus; Lea, ein Mädchen aus der Agglo,
                                 besitzt die mentalen und motorischen Fähigkeiten einer 1,5-Jährigen. Die
                                 Beispiele sind anonymisiert und haben eines gemein: Zusammen mit
                                 Kindern ohne Behinderung besuchen die beiden eine Kita plus. Eine
                                 Tagesstätte, deren Personal von heilpädagogischem Fachkräften
                                 unterstützt wird. 18 Gemeinden kennen solche Institutionen, davon
                                 profitieren rund 30 Vorschulkinder.

                                           Das Pilotprojekt Kita plus

                                           Vorschulkinder mit besonderen Bedürfnissen konnten lange nur in
                                           heilpädagogischen Tagesspielgruppen betreut und gefördert
                                           werden. Da dies nicht ausreichte, wurde 2012 in der Stadt Luzern
                                           das Pilotprojekt Kita plus lanciert. Inzwischen kennen auch
                                           folgende Gemeinden das Angebot: Adligenswil, Ebikon, Emmen,
                                           Entlebuch, Geuensee, Hochdorf, Horw, Kriens, Malters, Mauensee,
                                           Meggen, Oberkirch, Ruswil, Schenkon, Sursee, Triengen und Zell.

                                 Künftig sollen es doppelt so viele sein: Die Luzerner Regierung will eine
                                 Motion von Jim Wolanin als erheblich erklären, wie die am Dienstag
                                 publizierte Antwort zeigt. Der FDP-Kantonsrat und Sozialvorsteher von
                                 Neuenkirch verlangt eine entsprechende Finanzierungsregelung im
                                 Volksschulbildungsgesetz. Denn: Eltern von einem behinderten Kind
                                 werden aktuell für einen Kitaplatz stärker zur Kasse gebeten, als Eltern
                                 mit einem Kind ohne besondere Bedürfnisse.

                                 Und: Eine frühzeitige Förderung erhöht die Chance, dass das betroffene
                                 Kind integrativ in einer Regelklasse unterrichtet werden kann. Besucht es
                                 elf Jahre eine Sonderschule, kostet das die öffentliche Hand rund eine

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                                 Million Franken. Zum Vergleich: Ein Kind in der Volksschule verursacht
                                 Ausgaben von rund 200'000 Franken, mit integrativer Sonderschulung je
                                 nach Behinderung zwischen 400'000 und 600'000 Franken.

                                                                                                    Symbolbild: Pius Amrein, 18. März
                                 In der Kita plus treffen Kinder mit und ohne Behinderung                                        2020
                                 aufeinander.

                                 Kita-plus-Plätze sollen von 30 auf 60 steigen

                                 Wie die Regierung schreibt, ist das Angebot an Betreuung und Förderung
                                 für Kinder mit geistigen Behinderungen, Sprach- oder
                                 Verhaltensauffälligkeiten derzeit «klein». Das will sie ändern.
                                 Hochrechnungen zufolge bräuchte es im Kanton 60 bis maximal 75 Kita-
                                 plus-Plätze. Die Regierung will nun 30 zusätzliche Plätze schaffen.

                                 Das dürfe nicht als Minimallösung gewertet werden, sagt Charles Vincent,
                                 Leiter der Dienststelle Volksschulbildung: «Die Beanspruchung eines Kita-
                                 Platzes ist freiwillig. Wir gehen davon aus, dass nicht alle Eltern von
                                 behinderten Kindern davon Gebrauch machen.» Da zwei Drittel der
                                 Bevölkerung in der Stadt und Agglo von Luzern leben und hier die
                                 Kitanutzung am höchsten ist, würden primär hier zusätzliche Plätze
                                 geschaffen. «Aber auch bei Krippen auf dem Land gibt es Nachholbedarf.»

                                 «Es geht hier um Chancengleichheit»

                                 Die jährlichen Mehrkosten, die sich Kanton und Gemeinden teilen sollen,
                                 beziffert die Regierung auf rund 400'000 Franken. Zur Einordnung: Ein
                                 Kita-plus-Platz verursacht durch den Einsatz von Früherziehrinnen und
                                 dem höheren Betreuungsaufwand Mehrkosten von rund 12'650 Franken
                                 jährlich. Eltern haben den regulären, allenfalls kommunal subventionierten

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                                 Kitabeitrag zu leisten. Vincent: «Es geht hier um Chancengleichheit. Eltern
                                 mit einem behinderten Kind sollen nicht mit höheren Kitakosten bestraft
                                 werden.»

                                 Noch ist offen, wann der Vorstoss ins Parlament kommen wird. Klar ist:
                                 Mit Unterzeichnern aus allen Fraktionen liegt eine Überweisung auf der
                                 Hand. Laut Vincent könnte das revidierte Gesetz per 2022 in Kraft treten.

                                 «Absolut happy» über die Erheblicherklärung zeigt sich Jim Wolanin. Der
                                 Vorstoss habe ihm einiges abverlangt. Bis zur Motion im Wortlaut und
                                 einem dazugehörigen Factsheet sei ein halbes Jahr vergangen. «Danach
                                 brauchte es Überzeugungsarbeit bei Kantonsräten von links bis rechts»,
                                 so Wolanin.

                                            «Wenn es um eine zusätzliche staatliche
                                              Leistung geht, ist man vorsichtig.»

                                 Doch Forschungsergebnisse würden zeigen: Das Angebot sei ein Gewinn
                                 für die Kinder, die Eltern und den Staat. «Dieses Argument stimmte selbst
                                 die grössten Skeptiker um.»

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                                          Kibesuisse begrüsst die gesetzliche Verankerung

                                          Dass die Luzerner Regierung die Motion von Jim Wolanin (FDP,
                                          Neuenkirch) als erheblich erklären will, wird auch vom Verband
                                          Kinderbetreuung Schweiz – kurz Kibesuisse – begrüsst. «Denn
                                          der Vorstoss zielt nicht nur darauf ab, die heutigen Kita-plus-
                                          Strukturen gesetzlich zu verankern. Insbesondere sichert er auch
                                          die Mehrkosten finanziell ab, die in Kindertagesstätten bei der
                                          Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen anfallen»,
                                          sagt Simone Sprecher, Regionalleiterin Zentralschweiz.

                                          Kibesuisse ist überzeugt: Eine «volle und wirksame Teilhabe an
                                          der Gesellschaft» lässt sich am besten realisieren, wenn sie von
                                          Geburt an beginnt. «Kitas sind der erste ausserfamiliäre
                                          Kontaktpunkt für Kinder. Hier lernen sie mit- und voneinander»,
                                          sagt Sprecher. Wenn alle Kinder, ob mit oder ohne
                                          Beeinträchtigung, gemeinsam die gleichen Tagesstätten
                                          besuchen, werde Verschiedenheit für alle selbstverständlich. «Für
                                          Eltern bedeuten die inklusiven Strukturen zudem eine
                                          Entlastung.»

                                          Das Luzerner Modell hat bereits Schule gemacht und wurde von
                                          den Kantonen Nidwalden, Uri, St. Gallen, Basel-Landschaft und
                                          der Stadt Bern übernommen. Weitere Kantone habe ihr Interesse
                                          angemeldet.

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                                                                 aber mit Bürokratie verbunden.

                                                                 Evelyne Fischer 22.04.2020

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