MANCHMAL WERFE ICH MITTEN IM SATZ EINEN BLICK AUF DIE BILDER

Die Seite wird erstellt Hauke-Heda Kuhlmann
 
WEITER LESEN
«MANCHMAL WERFE ICH MITTEN IM SATZ EINEN
                                        BLICK AUF DIE BILDER…»
                                        EINE ANDERE ART DES LESENS: ERGEBNISSE AUS DEM PROJEKT
Tema                                    «READING GRAPHIC NOVELS IN THE EFL CLASSROOM»

                                        Reading graphic novels in general and in the foreign language classroom, is a
                                        complex multimodal decoding process which calls for comics literacy. Even though
                                        many pupils are familiar with comics and graphic novels, the project «Reading
                                        Graphic Novels in the EFL classroom» provides both evidence of the pupils’ comics
                                        literacy and the need to embed graphic novels in the curriculum in order to train
                                        their competences of reading graphic novels, at the same time enhancing further
                                        competences (linguistic, cultural and literary). The article shares insights into the
                                        pupils’ reading habits, their oral retelling competences.

     Nikola Mayer |
                                        Graphic Novels1 haben in den vergange-             argumentierten: «[…] either comics are
                                        nen 20 Jahren den Buchmarkt und die Le-            effective aids to literacy, because they are

     PH Zürich
                                        senden erobert. Ihr Weg in die Literatur           “easy”»; or comics are poor aids, perhaps
                                        und ihre Akzeptanz als ebenbürtige und             even obstacles to literacy, because they
                                        gewinnbringende Lektüre und Leseer-                are “easy”.» (Hatfield 2005, 38)
               Prof. Dr. Nikola Mayer   fahrung, die schliesslich Eingang in die
               ist Professorin an       Lehrpläne der Schulen fand, war steinig.           Eine andere Art des Lesens:
               der Pädagogischen        Hatfield (2005) liefert eine Darstellung           Comics Literacy
               Hochschule Zürich        dieses Prozesses anhand der US-amerika-            Was in dieser frühen Debatte keine Be-
               und als Dozentin in      nischen Comics-Forschung ab den 1940er             achtung fand, wird heute herausgehoben,
               der Ausbildung von       Jahren. Er stellt die abwertenden Ein-             nämlich dass Comics und Graphic Novels
               Englischstudierenden     schätzungen dar, mit denen Comics und              eine eigenständige Kategorie bilden und
               für die Sek I tätig.     Comics-Lesende konfrontiert wurden                 dass das Lesen dieser Texte nicht mit dem
                                        und die über allem schwebende Grund-               Lesen von Verbaltexten2 gleichgesetzt
                                        satzdiskussionen, ob die Lektüre von Co-           werden kann, sondern eigenen, nicht
                                        mics überhaupt als «Lesen» bezeichnet              minder komplexen, Gesetzmässigkei-
                                        werden könne. Im Vergleich zum Lesen               ten folgt. Hatfield benennt dies als «the
                                        von Verbaltexten fielen Comics stark ab,           specificity of the comics reading experi-
                                        da die Bildebene zu dominant sei und               ence.» (ibid.) Der aktuelle Forschungs-
                                        der verbale Teil nur «einfache» Spra-              stand zu graphischen Texten anerkennt
                                        che biete. Es kristallisierten sich zwei           dieses Alleinstellungsmerkmal. Schüwer
                                        Denkschulen heraus, die beide mit der              betitelt sein Abschlusskapitel «Only in
                                        Einfachheit dieser visuell/verbalen Texte          the comics» und zahlreiche andere Co-

                                        1 Für eine Diskussion des Begriffs Graphic Novels verweise ich auf die Einleitung in diesem Heft.
                                           Mitunter verwende ich bewusst den Begriff Comics, wie z.B. beim Verweis auf die Diskussion
                                           von Hatfield. Oder ich verwende beide Begriffe, um so eine umfassendere Textgruppe zu
                                           adressieren.

42 | BABYLONIA tema 2|2020
Graphic Novels haben
                                                                                                        in den vergangenen 20
                                                                                                       Jahren den Buchmarkt
                                                                                                    und die Lesenden erobert.
                                                                                                      Ihr Weg in die Literatur
                                                                                                            und ihre Akzeptanz
mics-Forschende werden nicht müde,                dern, sondern Verstehen erfordert die ak-
die Eigenständigkeit des Mediums und              tive Mitarbeit und das Sich-Einlassen der                als ebenbürtige und
die Andersartigkeit des Leseprozesses zu          Leserschaft. McCloud (1994: 68) spricht
betonen (vgl. u.a. Hescher 2016, Schüwer          von einer Komplizenschaft zwischen Au-            gewinnbringende Lektüre
2008, Hatfield 2005). Es gibt verschiedene        tor und Lesenden als «silent accomplice»
Auffassungen dazu, ob graphische Texte            und «equal partner in crime». Aus dem                und Leseerfahrung, die
eher vom Bild oder vom Wort her ge-               Zusammenspiel von sinnentnehmenden
dacht werden sollten, ob also eine Ebene          Lesekompetenzen und der Fähigkeit,                   schliesslich Eingang in
stärker im Vordergrund steht. Unterm              visuelle Medientexte zu dekodieren
Strich geht es aber immer darum, wie              – Visual Literacy – entwickelt sich die           die Lehrpläne der Schulen
sich diese beiden sinngebenden Elemen-            multiliterate Kompetenz, Graphic Novels
te ergänzen oder auf einander beziehen            zu verstehen. Hierfür erscheint mir der                    fand, war steinig.
und wie durch diese Wechselbeziehung              Begriff der Comics Literacy als Bündelung
ein Mehrwert generiert wird: «[…] the             der verschiedenen Literalitäten, wobei
interesting issue about the comics dis-           das Ganze mehr ist als die Summe der
course is how the verbal and the pictorial        Einzelteile, besonders aussagekräftig.
cross-reference to each other, how they           Hammond definiert Comics Literacy als
intersect on different planes and generate        «fluency in the unique language of co-
meaning on a larger, more complex sca-            mics and its visual grammar» (Hammond
le: in short, the verbal-pictorial mise en        2009, 42). Wallner (2017) geht darüber
scène» (Hescher 2016: 107). Bild und Text         hinaus und spricht sich für die Notwen-
stehen miteinander in Verbindung, aber            digkeit der gegenseitigen Verquickung
sie verschmelzen nicht notwendigerwei-            der Ebenen aus. Er definiert Comics Liter-
se. Aus diesem Grund macht es Sinn,               acy als «social and contextual meaning
Comics und Graphic Novels als hybride             making with comics – both how we view
Textform – «hybrid medium» (Chute                 comics as a form of literature and how
/ DeKoven 2006, 767) – zu verstehen:              we make meaning with those comics we
«The medium of comics […] is compo-               have in front of us.» Ich schliesse mich
sed of verbal and visual narratives that          diesem Verständnis von Comics Literacy
do not simply blend together, creating            an. Koch (2016) verwendet den Begriff
a unified whole, but rather remain dis-           der Comickompetenz (im Folgenden zur
tinct.» (ibid. 769) Es handelt sich also          besseren Lesbarkeit Comic-Kompetenz).
nicht um einfache Texte, sondern um               Comic-Kompetenz ist für Koch kein se-
komplex verwobene, multimodale Texte              parater Kompetenzbereich und umfasst
(siehe hierzu die Darstellung zu Bull/            «zugeschnitten auf Comics relevante
Anstey 2019 später im Text).                      Rezeptionsmodalitäten» wie «Sprechrei-
Auch der Leseprozess ist keineswegs nur           henfolge bzw. Leserichtung», «Gefühle»
ein Überfliegen mit Fokus auf den Bil-            und «Text-Bild Bezüge». (Koch 2016, 26)

2 Der Begriff «Verbaltexte» ist im Deutschen etwas ungewöhnlich, ist aus meiner Sicht eine
   treffende Formulierung. Verwendet wird er z.B. von Hangartner, Keller, Oechslin (2014). Wissen
   durch Bilder. Bielefeld: transcript Verlag. Ebenfalls bei O’Sullivan (2000) und Weinkauf/von
   Glasenapp 2018, 3. Aufl. In der englischsprachigen Literatur findet sich häufig die Gegenüber-
   stellung von «verbal» and «visual» text.

                                                                                                       2|2020 tema BABYLONIA | 43
Zudem erfordert das
    Lesen von Graphic Novels
    andere Strategien als das
    Lesen von Verbaltexten.
    Statt schnell darüber
    hinwegzufliegen, geht es
                                 Mit Blick auf die Comic-Kompetenz der          Das Projekt «Reading Graphic
    darum, in die Bildwelten     SuS weisen Kochs Daten darauf hin, dass        Novels in the EFL Classroom»
                                 in den von ihr überprüften Bereichen die       Um mehr darüber herauszufinden, wie
    einzutauchen, sie zu         Mehrzahl der SuS über eine mittlere oder       SuS Graphic Novels in der Fremdsprache
                                 hohe Comic-Kompetenz verfügt. Dabei            Englisch lesen, habe ich an einer Schwei-
    studieren, mit dem Text      zeigt sich, dass mit steigender Klassen-       zer Kantonsschule in drei Parallelklassen
                                 stufe und sprachlicher Kompetenz auch          der Klassenstufe 8 ein Forschungsprojekt
    abzugleichen und erneut zu   die Comic-Kompetenz der SuS wächst.            durchgeführt. Die Lehrperson unterrich-
                                 (vgl. Koch 2016, 217-220). Wenig über-         tete in allen drei Klassen die Graphic No-
    lesen.                       raschend lässt sich auch ein «positiver        vel American Born Chinese (im Folgenden
                                 Zusammenhang» (Koch 2016, 219) zwi-            ABC) von Gene Luen Yang. Erkenntnis-
                                 schen der Häufigkeit, in der Comics im         leitend für meine Untersuchung waren
                                 Englischunterricht eingesetzt werden           folgende Forschungsfragen:
                                 und der Comic-Kompetenz der SuS ab-              1. Wie lesen bzw. dekodieren Schülerin-
                                 lesen.                                           nen und Schüler eine englische Graphic
                                                                                  Novel? Welche Verbindungen entstehen
                                 Graphic Novels im                                zwischen der visuellen und der verbalen
                                 Englischunterricht der                           Ebene? Wie werden die multimodalen
                                 Sekundarstufe                                    Informationen in Sprache bzw. in die
                                 Auch wenn die Meinung häufig vertre-             Fremdsprache überführt?
                                 ten wird, dass Jugendliche bereits mit           2. Welche methodischen und inhalt-
                                 der Lektüre von Graphic Novels vertraut          lichen Schlussfolgerungen lassen sich
                                 sind, widersprechen die Erfahrungen von          daraus für das Unterrichten mit Graphic
                                 Lehrpersonen dieser Auffassung: «Tea-            Novels im Englischunterricht ziehen?
                                 ching graphic novels to students has           Der Ansatz von Bull and Ansteys für die
                                 taught me that it is important to avoid        Arbeit mit multimodalen Texten im Klas-
                                 the assumption that students are fami-         senzimmer war eine wichtige Leitlinie
                                 liar with reading comics merely because        für die Analyse meiner Daten. Die Auto-
                                 comics are most often associated with          ren haben fünf semiotische Systeme der
                                 kids.» (Bakis 2014, 2). Vor allem das vi-      Multimodalität (u.a. Bull/Anstey 2019)
                                 suelle Dekodieren, das einen wesentli-         herausgearbeitet: linguistic, visual, audio,
                                 chen Teil der Comics Literacy darstellt, ist   gestural, spatial. Sind zwei dieser Systeme
                                 nicht automatisch vorhanden, sondern           gegeben, so sprechen Anstey/Bull von
                                 muss im Zusammenhang mit dem Ein-              einem multimodalen Text. In Graphic
                                 satz von Graphic Novels geschult wer-          Novels sind, in einer comics-spezischen
                                 den. Decke-Cornill/Küster (2015, 150)          Auslegung, fast immer alle Systeme
                                 verweisen darauf, wenn sie schreiben,          vorhanden. Die verbale (linguistic) und
                                 dass «[d]em Bildhaften fälschlicherweise       visuelle Komponente bilden jeweils die
                                 gemeinhin eine Selbstevidenz unterstellt       Grundlage. Bei der auditiven Dimension
                                 [wird].» Zudem erfordert das Lesen von         (zentral sind volume und sound effects)
                                 Graphic Novels andere Strategien als das       fehlen zwar akustische Signale, aber die-
                                 Lesen von Verbaltexten. Statt schnell da-      se kommen über Comics-Elemente wie
                                 rüber hinwegzufliegen, geht es darum,          Lautmalerei (Bang, Arrgh etc.), beson-
                                 in die Bildwelten einzutauchen, sie zu         dere Markierungen (Fettdruck = laut;
                                 studieren, mit dem Text abzugleichen           gestrichelte Sprechblase = Flüstern etc.)
                                 und erneut zu lesen oder anders ausge-         und die Auswahl der Farben in den Text.
                                 drückt, um das Anwenden einer «in der          Das gestische System präsentiert auf der
                                 Textgattung angelegten Zickzack- und           visuellen Ebene alle von Anstey/Bull an-
                                 Mehrfachlektüre» (Koch 2016: 23).              gegebenen Aspekte (movement, speed and

44 | BABYLONIA tema 2|2020
In Graphic Novels sind, in
                                                                                                  einer comics-spezischen
                                                                                               Auslegung, fast immer alle
                                                                                                     semiotischen Systeme
                                                                                               vorhanden. Die verbale und
                                                                                               visuelle Komponente bilden
stillness in facial expression and body langu-    zu ihrem Leseprozess heraus. Der he-           jeweils die Grundlage. Bei
age). Auch die Untergruppen des räumli-           terogenen Schülerschaft3 wurde wurde
chen Systems (proximity, direction, position      die unten abgebildete Aufgabe vorgelegt          der auditiven Dimension
of layout and organisation of objects in space)   (vgl. Abb. 1):
sind elementar für Graphic Novels.                Eine ausführliche Analyse dieser Szene            fehlen zwar akustische
Im Folgenden möchte ich nun Einblicke             findet sich im Babylonia 2/2019 und in
in das Projekt geben und ausgewählte              Mayer/Tesch 2020 (hier vor allem mit                  Signale, aber diese
Ergebnisse darstellen. Ich stelle zunächst        einem kulturellen Fokus). An dieser
die Comics-Aufgabe «Journey into Moha-            Stelle sollen deshalb nur die markanten             kommen über Comics-
wk Country» aus dem ersten Fragebogen             Ergebnisse gebündelt werden:
(Q1) vor, die sowohl den Leseprozess als            › Ein Teil der SuS fokussiert zuerst auf    Elemente wie Lautmalerei,
auch die Interpretation der Szene bein-             das Gesicht des jungen Schreibers und
haltet. In einem zweiten Schritt präsen-            versucht dessen sich leicht ändernde          besondere Markierungen
tiere ich die Videostudie zu ABC. Hierbei           Mimik zu deuten. Die SuS stellen eine
handelt es sich um eine mündliche Nach-             Verbindung zu der dargestellten Person     und die Auswahl der Farben
erzählung mit Bildunterstützung einer               her, nehmen den Schreiber als Gegen-
zuvor gelesen Originalszene.                        über wahr und dekodieren seinen Ge-                        in den Text.
                                                    sichtsausdruck: «Der Mann wird von
Fragebogen 1 (Q1): Die Comics-                      Bild zu Bild wütender»; «[…] and that
Aufgabe «Journey into Mohawk                        he has another face»
Country»                                            › Ein anderer Teil der SuS richtet das
Vor Beginn des Unterrichtsprojekts                  Augenmerk als erstes auf das Kreuz,
mit der Graphic Novel ABC füllten die               das durch den Strahlenkranz und die
Schülerinnen und Schüler den ersten                 zentrale Position auf der Brust des
Fragebogen (Q1) aus, über den ich gene-             Schreibers auf dem mittleren der drei
relle Informationen über die SuS, aber              Panels und die goldene Farbe herausge-
auch Einblicke in ihre Comics Literacy              hoben ist. Für die Szene ist das Kreuz,
gewinnen wollte. Ich greife aus diesem              das eine kulturkritische Anmerkung
Fragebogen die Comics-Aufgabe und die               des Comiczeichners aus dem Jahr 2006
daran anschliessenden Aussagen der SuS              zu dem Originaltext aus dem Jahr 1634

                                                                                               3 In Absprache mit der Lehrperson habe
                                                                                                  ich die Aufgabe auf Englisch und Deutsch
                                                                                                  formuliert, um so die unterschiedlichen
                                                                                                  Kompetenzen der SuS zu berücksichtigen.
                                                                                                  Einige SuS der Klasse sind muttersprach-
                                                                                                  lich Englisch. Es stand den SuS frei, in
Abbildung 1: Journey into Mohawk Country 2006, 22.                                                welcher Sprache sie antworten.

                                                                                                     2|2020 tema BABYLONIA | 45
Die Fokussierung auf
     den Text verweist
     auf unsere westliche
                                                  ist, der Schlüssel zum Verständnis. Erst     42% der Schülerschaft (n=78) kreuzt an,
     kulturelle Prägung, die                      wenn das Kreuz in Verbindung mit den         dass ihr Fokus zuerst auf die Bilder ging.
                                                  Glücksbringern der amerikanischen            Ein ebenfalls hoher Anteil der SuS (36%)
     dem geschriebenen Wort                       Ureinwohner gebracht wird, verändert         liest zuerst den Text. Die Option Text
                                                  sich die Auslegung der Szene: die Le-        und Bild gleichzeitig aufgenommen zu
     einen hohen Stellenwert                      serschaft sieht und weiss sozusagen          haben, wählen 15%. Ein geringer Pro-
                                                  mehr als der Schreibende selbst und          zentsatz (6%) der SuS sieht die eigene
     einräumt.                                    so können jetzt kulturelle Praktiken         Lesart in keiner der drei vorgegebenen
                                                  hinterfragt werden (vgl. hierzu Mayer/       Varianten bestätigt.
                                                  Tesch 2020).                                 Die vorangestellten Ergebnisse zu der Co-
                                                  › Für einen Teil der Schülerschaft blei-     mics-Aufgabe haben bereits die visuelle
                                                  ben die Ebenen getrennt; sie beschrei-       Auslegung aufgegriffen, deshalb gehe ich
                                                  ben die Szene, entschlüsseln sie aber        nun auf die anderen Antwortmöglichkei-
                                                  nicht oder nur in Ansätzen.                  ten ein. Die Fokussierung auf den Text
                                                  › Ein weiteres Ergebnis, das sich an-        verweist auf unsere westliche kulturelle
                                                  hand der kurzen Texte der SuS ablesen        Prägung, die dem geschriebenen Wort
                                                  lässt, ist, dass die SuS die kleinen Ver-    einen hohen Stellenwert einräumt. Eine
                                                  änderungen zwischen den drei Panels          Schülerin bringt dies auf den Punkt: «I
                                                  wie die kleinen, aber bedeutsamen Be-        am a person that starts reading a text
                                                  wegungen (der Griff zum Kreuz) und           automatically, if there is one. My eyes
                                                  die (scheinbar plötzliche) Präsenz des       just start reading every written thing
                                                  Kreuzes, verbalisieren und so ihren          they see.» Interessant sind auch die bei-
                                                  Texten eine neue Dynamik verleihen:          den anderen Zugänge («I took it all in at
                                                  «[…] but then I saw the cross»; «Mir fiel    once.» bzw. «other»). 12 SuS sprechen
                                                  auf, dass plötzlich das Kreuz da war.»;      sich dafür aus, dass sie alles gleichzei-
                                                  «Then, suddenly, a cross falls out of his    tig im Blick haben. Schüwer zweifelt
                                                  shirt, a symbol of luck in the Christian     an, dass das wirklich möglich sei und
                                                  world.» (meine Hervorh.)                     argumentiert stattdessen für eine so-
                                                                                               genannte «virtual simultaneity» (vgl.
                                                 Bild oder Text? Wohin geht der                Schüwer 2008: 322; 399). Diejenigen SuS,
                                                 primäre Fokus?                                die sich für keine der drei vorgegebenen
                                                 Im Anschluss an die Comics-Aufgabe            Aussagen entscheiden konnten, doku-
                                                 wurden die SuS gebeten, zu markieren,         mentieren ihren Leseprozess bewusst als
                                                 welche der folgenden Aussage für ihren        Wechselbeziehung zwischen Wort und
                                                 Leseprozess zutrifft:                         Bild: «Manchmal werfe ich mitten im
                                                                                               Satz einen Blick auf die Bilder, damit
                                                  How did you do it? Please tick::             der Satz einen Zusammenhang mit der
                                                                                               bisherigen Geschichte für mich ergibt.»
                                                       I first read the text and then          Eindrücklich ist auch das Beispiel eines
                                                  o                                     33 x
                                                       looked at the pictures.                 Comics-affinen Schülers, der ein mehr-
                                                       I first looked at the pictures          schrittiges Verfahren dokumentiert:
                                                  o                                     88 x
                                                       and then read the text.                   › Ich sah zuerst die Art des Comics.
  4 Eine Zusatzfrage war an Comics-affine SuS     o    I took it all in at once.        12 x     › Dann überflog ich das Bild für einen
     adressiert und bezog sich darauf, ob sie                                                    Gesamteindruck.
                                                       Other ways / further com-
     graphische Texte schneller oder langsamer                                          05 x     › Dann las ich den Text genau durch
                                                       ments
     lesen.                                                                                      › und dann sah ich mir das Bild noch-

46 | BABYLONIA tema 2|2020
Die Antworten der SuS
                                                                                           zeigen die individuellen
  mal genau an und achtete auf die Einzelheiten.
                                                                                            Lesarten und dass die
Diese Beschreibungen des Leseprozesses korrespondieren mit den Erkenntnissen
von Comics-Forschenden und der Strategie des Zickzack- und Mehrfachlesens und
                                                                                         Frage nach dem primären
unterstreichen die Hybridität des Mediums und des Dekodierungsprozesses (vgl. z.B.
Downey 2009, 181). Einige SuS4 haben zudem Aussagen zur Lesedauer gemacht.
                                                                                          Fokus auf Text oder Bild
Einige bestätigen das überfliegende Lesen von Comics mit dem Argument, dass es
nur wenig Text gibt: «I think [I read] faster, because there is less text and I mostly
                                                                                                          variiert.
browse comics.»und «I think I just fly through the text. I think normal reading takes
much more concentration. In comics there’s often less text than in normal books.»
Demgegenüber stehen diejenigen Schülerinnen und Schüler, die sich mehr Zeit zum
Lesen eines Comics nehmen, die die Bilder eingehend betrachten, richtiggehend
studieren, Text und Bild abgleichen und im wahrsten Sinne auf der Seite verweilen:

Hier schliesst sich der Kreis zu der Comics-Aufgabe: die Antworten der SuS zeigen
die individuellen Lesarten und dass die Frage nach dem primären Fokus auf Text oder
Bild variiert. Zentral ist jedoch, dass immer dann, wenn die SuS zwischen beiden
Ebenen hin- und herwechseln und sie miteinander in Verbindung setzen, so wie das
die erfahrenen Comics-affinen SuS beschreiben, die sich in der Regel hierfür auch
Zeit nehmen, die Komplexität der Szene aufgebrochen und der Sinn erschlossen wird;
oder anders ausgedrückt, diese SuS belegen, dass sie über Comics Literacy verfügen.

Die Videostudie zu einer Szene aus American Born Chinese
Während die Graphic Novel ABC im Unterricht behandelt wurde, habe ich mit
ausgewählten SuS eine Lernaufgabe videographiert. Die Aufgabe bestand aus zwei
Teilen: im ersten Teil wurde den SuS eine doppelseitige Szene aus ABC (Abb. 2) im
Original vorgelegt. Die Probanden durften diese in Ruhe durchlesen und Fragen zum
Verständnis stellen. In einem zweiten Schritt wurde die Szene mit leeren Sprech-
blasen angeboten, wobei die Denkblase mit der Abbildung der Schildkröte (Panel 7)
beibehalten wurde und bei den letzten beiden Panels zwei Sprechblasen (Panel 8) und
eine Denkblase (Panel 9) eingefügt wurden.

                                                                                           2|2020 tema BABYLONIA | 47
Amelia, in die Jin Wang verliebt ist, hat    die Phrase «in actuality…». Zudem finden
                                  sich freiwillig für eine Zusatzaufgabe ge-   sich typische Elemente von classroom
                                  meldet. Der Lehrer sucht nun noch ei-        language wie «to raise one’s hand», «to
                                  nen zweiten Freiwilligen. Wei Chen will      volunteer» oder «to make noise».
                                  seinen Freund Jin Wang dazu überreden.
                                  Jin Wang versucht ihn zum Schweigen          «… then why are you making so
                                  zu bringen und so entsteht das Miss-         much noise back there?»
                                  verständnis, dass der Lehrer Wei Chens       Bei der Analyse der Videos habe ich mich
                                  ausladende Arme als Meldung auffasst.        an den semiotischen Systemen der Mul-
                                  Wei Chen bleibt nichts anderes übrig,        timodalität von Bull/Anstey (2019) ori-
                                  als den Job selbst zu übernehmen. Die        entiert. In meinem Beispiel stehen das
                                  Panels sind alle aus der Frontal- bzw.       akustische und das gestische System im
                                  Semifrontal-Perspektive dargestellt. Der     Vordergrund. Mein Fokus liegt darauf,
                                  Blick geht auf die hinteren beiden Reihen    wie die SuS die Frage des Lehrers an Wei
                                  im Klassenzimmer; nur auf den Panels 3       Chen: «… then why are you making so
                                  und 5, wo der Lehrer zu sehen ist, dreht     much noise back there?» aufgegriffen
                                  sich die Perspektive. Die Panels 1, 2, 4,    haben. Das akustische System in diesen
                                  6 und 7 sind gleich gross und zeigen Jin     5 Panels (Abb. 3 ABC 2006, 92 ) bezieht
                                  Wang und Wei Chen vor der braunen            sich zum einen auf das Gespräch zwi-
                                  Wandtafel. Panels 3 und 5 (Fokus auf         schen den beiden Jungen auf der verbalen
                                  den Lehrer) rahmen Panel 4 graphisch         Ebene. Dies findet im Flüsterton statt
                                  ein. Panel 8 nimmt Amelia und Greg in        (gestrichelte Sprechblase), eskaliert aber
                                  den Fokus. Panel 9 ist ein schmales Ein-     rasch (Fettdruck). Parallel dazu verläuft
                                  zelbild von Jin Wang. Aus sprachlicher       das gestische System auf Bildebene. Jin
                                  Sicht enthält die Szene die idiomatische     Wang beugt sich zu Wei Chen und nimmt
                                  Wendung bzw. den Chunk «Now is a             den Zeigefinger vor den Mund, um ihn
                                  chance for your lifetime.»; die kulturell    zum Schweigen zu bringen. Wei Chen
                                  kodierte Metapher «cowardly turtle» und      macht eine ausladende Bewegung mit

  Abbildung 2: ABC 2006, 92-93.

48 | BABYLONIA tema 2|2020
seinem Arm (Panel 1); seine Gestik wird      ziehen, dass die idiomatische Wendung
im folgenden Panel grösser, wenn sein        «to make noise» bei der Mehrzahl der
Arm nach oben geht und er mit dem            SuS noch nicht gefestigt ist. Die Ver-
Zeigefinger auf Jin Wang deutet. Diese       wendung im Originaltext im present
Interaktion wird durch die erste Frage       Continuous – «why are you making so
des Lehrers unterbrochen «Wei Chen, are      much noise» und die Verstärkung mit
you volunteering?» Dadurch verändert         «much» könnten mögliche Stolpersteine
sich die Körperhaltung der Jungen. Sie       sein. Die Paraphrasierung mit den Adjek-
sitzen jetzt kerzengerade und verharren      tiven «loud» und «quiet» ist zwar eine
in ihren jeweiligen Positionen, so dass      sprachliche Vereinfachung, erfüllt aber
Panel 4 wie ein «freeze frame» wirkt.        den Zweck, die Geschichte sinngemäss zu
Wei Chen gerät in Stress (die kleinen wei-   erzählen und könnte ein Hinweis darauf
ssen Flecken hinter ihm deuten Schwit-       sein, dass die SuS die visuelle Ebene als
zen an) und stottert («uh…»), bis ihn der    Unterstützung herangezogen haben.
Lehrer mit seiner zweiten, in zwei Panels    Im Nachgespräch habe ich die SuS ge-
aufgebrochene Frage unterbricht: «Wei        beten, mir die Panels zu zeigen, bei de-
Chen if you aren’t volunteering» (Panel      nen ihnen die Bilder geholfen haben.
4) «then why are you making so much          Ein Grossteil der SuS weist auf Panel 2
noise back there?» (Panel 5) Das «back       hin und dass dieses Panel sozusagen ein
there» ist verbal und visuell verankert:     Schlüssel für das Verständnis der Sze-
hinter den beiden Jungen ist jeweils eine    ne ist: «Also, zum Beispiel da halt die
Wandtafel sichtbar.                          Gestik, da steht sozusagen schon alles,
Bei der Auswertung der Schülertexte          dass er sagt «Nein, du bist jetzt einfach
zeigt sich, dass der Baustein «back the-     ruhig!» Und er ruft so und es sieht so
re» nur von zwei SuS aufgegriffen wird:      aus, als wäre er ganz laut, weil er noch
«Wei Chen, why are you volunteering?         die Hand so hebt. Also, das sieht so aus,
And when not, why are you making
so much noise back there?» und «You
boys back there, what are you doing right
now?» (meine Hervorheb.) Die übrigen
SuS lassen diese räumliche Verortung
weg. Die Wendung «making so much
noise» hingegen ist zentral für die Sto-
ryline. Alle SuS rekurrieren darauf, wenn
auch nicht alle mit dem Idiom selbst. Es
zeigen sich folgende Variationen: die SuS
übernehmen die Formulierung fast ori-
ginalgetreu; einige verwenden «noise»
in der nicht gebräuchlichen Pluralform
«Why do you make such noises?»; das
Verb «make» wird mit «do» ersetzt
«Why did you done so much noise?»
[sic] Einige SuS paraphrasieren die idi-
omatische Wendung mit akustischen
Adjektiven: «Wei Chen, why are you
so loud?»; «Wei Chen, why so loud?»;
«Please be quiet.»
Aus den Texten der Schülerinnen und
Schüler lässt sich die Schlussfolgerung      Abbildung 3: ABC 2006, 92

                                                                                         2|2020 tema BABYLONIA | 49
Gerade das Spiel mit der Perspektive, dass wir als Lesende
     den Schreiber mitbeobachten und über seine eigene
     Befremdung bzw. Begrenztheit hinausgehen können, ist
     ein grosses Potential bei der Arbeit mit Graphic Novels im
     Fremdsprachenunterricht.

                                  als würde er halt ganz laut sprechen und     verschiedenen semiotischen Systeme
                                  ihm sagen «Du musst das machen, das          aufgegriffen haben, um die Geschichte
                                  ist deine Chance!»                           kohärent nachzuerzählen. Sprachlich gab
                                  In der Gesamtschau der Schülertexte          es eine Bandbreite an Formulierungen
                                  zeigt es sich, dass alle SuS die Storyline   und Komplexität und Korrektheit. Ein
                                  stimmig nachvollziehen und dabei so-         spannendes Ergebnis war auch, dass die
                                  wohl durch die leeren Sprechblasen als       SuS stark auf die Emotionen und Be-
                                  auch durch die Bilder unterstützt und ge-    wegungen fokussierten und dies auch
                                  leitet werden. Anhand der Frage «…then       sprachlich verarbeiteten. Als Ausblick
                                  why are you making so much noise back        möchte ich nun mit Bezug auf die zweite
                                  there?» wird eine Priorisierung auf das      Forschungsfrage einige zentrale metho-
                                  Wesentliche deutlich – die Szene funk-       dische und inhaltliche Vorgehensweisen
                                  tioniert nur, wenn das Missverständnis       für die Arbeit mit Graphic Novels im
                                  zwischen Wei Chen und dem Lehrer er-         Fremdsprachenunterricht vorstellen:
                                  zählt wird, wohingegen die räumliche
                                  Verortung «back there» in dieser iso-        Die Strategie des Verweilens:
                                  lierten Szene nicht signifikant ist. Die     Aufbau von Comics Literacy
                                  Nachgespräche haben zudem deutlich           In beiden Aufgaben habe ich mit begrenz-
                                  gemacht, dass die SuS die visuelle Ebene,    ten Szenen gearbeitet. Die Comics-Lern-
                                  und hier vor allem auch die Körperspra-      aufgabe bestand aus 3 Panels, die Szene
                                  che interpretiert und in Verbindung mit      aus ABC aus 9 Panels. Die Zentrierung auf
                                  der Textebene gebracht haben.                kurze, sinnvolle Ausschnitte – das kann
                                                                               auch ein Einzelpanel sein – bietet die
                                  Zusammenführung und Ausblick                 Möglichkeit, inhaltlich und analytisch in
                                  Abschliessend möchte ich meine For-          die Tiefe zu gehen. Dabei geht es zunächst
                                  schungsfragen nochmals aufgreifen.           darum, vor allem die Visual Literacy der
                                  Frage 1 verfolgte das Anliegen, mehr da-     SuS durch detaillierte Beschreibungen
                                  rüber herauszufinden, wie die SuS eine       und Wahrnehmung der Wirkung be-
                                  englische Graphic Novel lesen, wie sie       stimmter visueller Aspekte auszubauen:
                                  die visuelle und verbale Ebene verbin-       Describe the panel in your own words? What
                                  den und ihr Verstehen in die (Fremd-)        is presented in the front/middle/back of the
                                  Sprache überführen. Hierzu haben mir         panel? How do the colors affect your reading
                                  die Aussagen der SuS aus dem Frage-          of the panel? How do the persons stand to
                                  bogen 1 wichtige Informationen über          each other? etc. Dann wird die Verbindung
                                  die verschiedenen Lesegewohnheiten           zur Textebene hergestellt, wobei hier die
                                  gegeben und vor allem die Comics-af-         Reihenfolge nicht vorgegeben sein muss
                                  finen SuS konnten sehr klar über ihren       und es letztlich darum geht, die Strategie
                                  Leseprozess berichten. Ein Teil der SuS      des Zickzack-Lesens und des Mehrfach-
                                  war bereits in der Lage, die komplexe Co-    lesens zu etablieren und um damit auch
                                  mics-Aufgabe aufzuschlüsseln und zeig-       die Komplexität des Lesens von Graphic
                                  te so ein hohes Mass an Comics Literacy.     Novels zu untermauern. Reflektierende
                                  Auch bei der Lese- Nacherzählaufgabe         Gespräche über das Leseverhalten können
                                  zu ABC zeigte es sich, dass die SuS die      diesen Prozess positiv unterstützen.

50 | BABYLONIA tema 2|2020
Förderung fremdsprachlicher                        der Sprachproduktion, und zwar sowohl
Kompetenzen mit Graphic                            mündlich als auch schriftlich. Durch das
Novels                                             genaue Hinschauen und das daraus er-
Die beiden von mir verwendeten Aufga-              wachsende Verstehen kann, mit einiger
benformate bieten viele Möglichkeiten,             Übung, eine detaillierte sprachliche Dar-
die sprachlichen Kompetenzen der SuS               stellung angeregt werden.
auf- bzw. auszubauen. Bei der Arbeit
mit Graphic Novels bietet es sich an, die          Kulturelles und literarisches
Vokabelarbeit (auch in den Vokabelhef-             Lernen mit Graphic Novels
ten der SuS) immer situativ einzubetten            Bei der Comics-Aufgabe geht es um eine
und bildlich zu untermalen. Ausgehend              kulturelle Aufarbeitung der Szene und
von einzelnen Wörtern kann der Fokus               das Hinterfragen von Perspektiven und
zudem auf idiomatische Wendungen                   kulturellen Prägungen: What is familiar?
und Chunks gelegt werden, die häufig               What is different? Gerade das Spiel mit
der Alltagssprache entnommen sind. Es              der Perspektive, dass wir als Lesende den
lohnt sich, intensiv an Szenen/Panels zu           Schreiber mitbeobachten und über seine
arbeiten und den Wortschatz mit bild-              eigene Befremdung bzw. Begrenztheit
lichen Darstellungen zu kodieren. Die              hinausgehen können, ist ein grosses Po-
«cowardly turtle» ist hierfür ein gutes            tential bei der Arbeit mit Graphic Novels          5 Hierzu gibt es noch wenige Studien.
Beispiel, aber auch die idiomatische Wen-          im Fremdsprachenunterricht. Die visuelle              Angwin, Cummings und Daellenbach
dung «to make noise». Durch die Knüp-              Ebene bietet eine direkt zugängliche Ver-             (2019) haben eine Studie vorgelegt, bei
fung an die visuelle Darstellung, kann die         stehensbrücke an, die in einem Verbal-                der sie der einen Hälfte der Probanden
Behaltensleistung erhöht werden.5 Auch             text nicht in dieser Form vorhanden ist.              eine PP Präsentation mit Text, der anderen
können so feine Unterschiede themati-              Durch das Format der «Text-Bild-Auf-                  eine Präsentation mit Text und Bildern
siert und herausgearbeitet werden, wie             gabe» wird die Neugier der SuS geweckt                vorlegte. Das Fazit der Forscher ist, dass die
z.B. der zwischen «to raise one’s hand»            und durch die Verbindung von Bild und                 Probanden mit der visuellen Unterstützung
und «to volunteer», der für alle SuS zu-           Text kommen die SuS kulturellen Fragen                sich besser an die vorgestellten Strategien
nächst unklar war.                                 auf die Spur. Bei der von mir ausgewähl-              erinnern konnte. Auch das eigene Malen
Beide Aufgaben haben gezeigt, dass die             ten Szene aus ABC stehen literarische                 und Zeichnen scheint sich hier positiv auf
SuS ihre visuellen Wahrnehmungen (v.a.             Aspekte wie Perspektivenwechsel und                   die Erinnerung und das Verstehen auszu-
Emotionen, Körpersprache und Bewegun-              Charakterentwicklung stärker im Vor-                  wirken vgl.: https://journals.aom.org/doi/
gen) in Sprache überführen. Auch das               dergrund.                                             epub/10.5465/amle.2018.0066
ist ein spannendes Feld zur Förderung

Referenzen
Bakis, M. (2012). The Graphic Novel Classroom.     Hammond, H. (2009). Graphic Novel and              der Befremdung’ – Kulturelles Lernen mit
Powerful Teaching and Learning with Images.        Multimodal Literacy. A Reader Response             Graphic Novels. In: König, Lotta/ Schädlich,
Thousand Oakes, CA: Corwin / Sage.                 Study. Zugriff 15. Juni 2020: http://hdl.handle.   Birgit/Surkamp, Carola (Hrsg.): unterricht_
Bogaert, van den H.M.; O’Connor, G. (2006).        net/11299/48560                                    kultur_theorie – Kulturelles Lernen im
Journey into Mohawk Country. New York and          Hatfield, C. (2005). Alternative Comics: An        Fremdsprachenunterricht gemeinsam anders
London: First Second.                              Emerging Literature. Jackson: University Press     denken. Stuttgart: Metzler. Erscheint.
Bull, G.; Anstey, M. (2019). Elaborating           of Mississippi.                                    McCloud, S. (1994). Understanding Comics. The
Multiliteracies through Multimodal Texts.          Hescher, A. (2016). Reading Graphic Novels.        Invisible Art. New York: Harper.
London, New York: Routledge.                       Genre and Narration. Berlin / Boston: De Gryter    Schüwer, M. (2008). Wie Comics erzählen:
Chute, H.; DeKoven, M. (2006). «Introduction:      Koch, C. (2016). Texte und Medien in               Grundriss einer intermedialen Erzähltheorie
Graphic Narrative.» In: Modern Fiction Studies,    Fremdsprachenunterricht und Alltag. Eine           der grafischen Literatur. Trier: WVT
vol. 52,2006: 767-782.                             empirische Bestandsaufnahme per Fragebogen         Wissenschaftlicher Verlag Trier.
Decke-Cornill, H.; Küster, L. (2015, 3. vollst.    mit einem Schwerpunkt auf Comics. Stuttgart:       Wallner, L. “Comics Literacy in the Classroom.
überarb. Auflage). Fremdsprachendidaktik.          ibidem-Verlag.                                     Comics as Narrative Tools.” Zugriff 14.06.2020:
Tübingen: Narr.                                    Mayer, N. (2019). Multimodales Lesen               https://comicsforum.org/2018/10/24/comics-
Downey, E. (2009). «Graphic Novels in              bzw. Dekodieren – Graphic Novels im                literacy-in-the-classroom/
Curriculum and Instruction Collections.» Zugriff   Englischunterricht der Sekundarstufe. In:          Yang, G. L. (2006). American Born Chinese. New
16. Juli 2020: https://journals.ala.org/index.     Babylonia 2/2019: 36-37.                           York / London: First Second.
php/rusq/article/view/4165                         Mayer, N.; Tesch, B. (2020 erscheint). ‘Momente

                                                                                                             2|2020 tema BABYLONIA | 51
Sie können auch lesen