Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...

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Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...
Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern
unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus

                                                                     Foto: Simon Fowler
zu erleben.

Ausschnitt: „Großes Kino“ – eine filmische Annäherung

Raumausschnitt:
   52           Don Giovanni kauft sich eine Lederhose
         SCHLOSSSEITEN
Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...
Fotos: Salzburg Museum/Luigi Caputo

                                                                                                                 Regiebuch mit handschriftlichen Eintragungen von
                                                                                                          Max Reinhardt zu Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“,
                                                                                                   1911, 1920, 1927, 1930er-Jahre, Archiv der Salzburger Festspiele

                                                   GROSSES WELTTHEATER
                                       100 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE
                                           DIE LANDESAUSSTELLUNG IM SALZBURG MUSEUM
                                        Am 22. August 1920 findet die erste Aufführung des Schauspiels „JEDERMANN“ von Hugo von
                                         Hofmannsthal unter der Regie des begnadeten Regisseurs Max Reinhardt auf dem Domplatz in
                                       Salzburg statt. Diese Vorstellung gilt als Geburtsstunde der Salzburger Festspiele, heute das weltweit
                                        größte und bedeutendste Festival der klassischen Musik und der darstellenden Kunst. Die Höhen,
                                      aber auch die Tiefen auf dem hundertjährigen Weg zum Kultur-Olymp erlebt der Besucher auf mehr
                                      als 1.800 qm Ausstellungsfläche in der ehemaligen Neuen Residenz der Salzburger Fürsterzbischöfe.
                                          In keiner Stadt der Welt verschmelzen Kunst und Kul-       stellung die Geschichte der Gründung der Festspiele,
                                          tur, Architektur und Landschaft, Eliten und Bürger-        deren künstlerische und kulturelle Entwicklung sowie
                                          tum so intensiv wie in Salzburg. Gespielt und musi-        die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen
                                          ziert wurde hier bereits seit dem Mittelalter, pompöse     auf die Stadt Salzburg.
                                          Messen und Oratorien gehörten zum Alltag, ebenso
                                          Mysterienspiele, Kostümfeste und Umzüge. Die erste         In der Säulenhalle unmittelbar nach dem Eingang er-
                                          Opernaufführung nördlich der Alpen fand 1614 am            wartet den Besucher „GROSSES KINO“ – eine filmi­
                                          Hof des Salzburger Erzbischofs Marcus Sitticus, Graf       sche Annäherung an die Festspiele. Nimmt man vor
                                          von Hohenems (1574–1619) statt. Die Aula der 1622          der Kulisse des imposanten Salzburger Domes mit der
                                          gegründeten Benediktiner-Universität war Veranstal-        Tischgesellschaft des „Jedermann“ aus dem Jahr 1920
                                          tungsort studentischer Aufführungen von Dramen             Platz, um die vom ORF produzierte Dokumentation
                                          und Singspielen, unter anderem 1767 auch der Oper          zu sehen, ist die einzigartige Atmosphäre spürbar, die
                                          „Apollo et Hyacinthus“ des erst elfjährigen Wolfgang       bis heute die Zuschauerinnen und Zuschauer faszi­
                                          Amadeus Mozart.                                            niert.

                                          Das Salzburg Museum mit Direktor Martin Hochleit-          „IM DIALOG“ den Festspielen begegnen – das ist die
                                          ner sowie das Team der Salzburger Festspiele mit Mar-      Botschaft des Rundganges durch die zwölf Räume des
                                          garethe Lasinger und den Gestaltern Michael Veits          ersten Obergeschosses. Unter dem Titel „WAS WÄRE
                                          und Ferdinand Wögerbauer zeigen in der Landesaus­          SALZBURG OHNE DIE FESTSPIELE?“ sind im

                                                                                                                                              SCHLOSSSEITEN           53
Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...
ersten Raum Interviews über Hypothesen zu hören          Bild unten:
      und Modelle nie erbauter Festspielhäuser zu sehen.       Johann Wolfgang von Goethe, „Faust I“, Probe 1933;
      Es folgen „FRÜHE VISIONEN“, eine Zusammenar-             Regie: Max Reinhardt;
                                                               Max Reinhardt, Johannes Reich und Hans Niederführ;
      beit mit dem Theatermuseum Wien. Zitate auf von
                                                               © Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger
      der Decke hängenden Textfahnen, diverse Doku-
      mente und Materialien in Vitrinen sowie Entwürfe
      für Festspielhäuser führen durch ein verschlungenes      Berliner Aktionskünstlers John Bock (* 1965), nimmt
      Labyrinth – Irrwege bis zur Gründung des Festivals       Bezug auf das Stück „Jedermann“. Die Skulptur im
      im Jahr 1920.                                            Raum „DER VOGELFÄNGER BIN ICH JA …“
                                                               ist eine Hommage an Mozarts „Die Zauberflöte“ des
      Der herrliche Blick vom rückseitigen Portal des          britisch-nigerianischen Künstlers Yinka Shonibare
      Schlosses Leopoldskron auf die steinernen Seepferd-      (* 1962), der durch die Arbeit mit Dutch Wax – be­
      chen am Ufer des Leopoldskroner Weihers und das          druckten, farbenprächtigen Baumwollstoffen – be­
      Foto des Grabmales des Gründervaters Max Reinhardt       kannt wurde. „DAS WORT“, ein Raum, den die
      sowie diverse Gegenstände aus dessen Besitz symboli­     Künstlerin Eva Schlegel und das Literaturarchiv Salz-
      sieren „DIE BRÜCHE“. Diese Rauminszenierung              burg gestalteten, beendet den Rundgang. Videoinstal-
      entstand in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen             lationen und ausgewählte Texte sollen die Bedeutung
      Museum Wien und verweist auf die vom                                    des zeitgenössischen Schauspiels bei den
      National­sozialismus erzwungenen Ein-                                         Festspielen dokumentieren.
      schnitte in Reinhardts Leben.
                                                                                          „AUF DER BÜHNE – ON
      Pompös mit Spiegeln und ro-                                                            STAGE“ der Felsenreit-
      tem Teppich wie in einem                                                                 schule glaubt man sich
      Theaterfoyer, mit Moni-                                                                    zu befinden, wenn
      toren und Animationen                                                                       man die Kunst­
      ausgestattet, ist der                                                                        halle im Unterge­
      Raum „JEDERMANN                                                                               schoss des Muse-
      ERWARTET           SICH                                                                       ums betritt. Hier
      EIN FEST“. Unter-                                                                             sind     Kostüme
      strichen werden soll die                                                                      aus      verschie-
      einmalige und herausra-                                                                       denen     Produk-
      gende Rolle der Festspiele                                                                   tionen ausgestellt
      im europäischen Kon-                                                                        und Fotowände mit
      text. „DON GIOVANNI                                                                       Darstellungen aus al-
      KAUFT SICH EINE LE-                                                                     len Neuinszenierungen
      DERHOSE“ – und steigert                                                              der Festspiele. In dem
      damit die Produktion der Trach­                                                    anschließenden Studio be-
      tenmode in Salzburg. Hier wird an-                                             findet sich die Videoinstallation
      hand von zahlreichen Fotos Prominenter                                    „DEATH AND BIRTH IN MY
      und einigen Trachtenmodellen, die in der aus                       LIFE“ des Schweizer Dramaturgen und
      dem Jahre 1606 stammenden holzgetäfelten „Goldeg­        Künstlers Mats Staub (* 1972), dessen Arbeiten sich
      ger Stube“ ausgestellt sind, der Zeitgeist der frühen    mit Erinnerung, Lebenserzählung und biografisch ein-
      Jahre der Festspiele dokumentiert. Gezeigt wird je­      schneidenden Erfahrungen befassen. Auf Fauteuils aus
      doch auch, dass das Tragen der Tracht zu dieser Zeit     der „Jedermann“-Produktion von 2002 sitzend, hört
      ein politisches Statement sein konnte.                   man Gespräche mit Menschen, die an der Produktion
                                                               des „Jedermann“ vor oder hinter den Kulissen beteiligt
      Der Schweizer Lionel Favre (* 1980) bearbeitete künst­   waren, aber auch aus den Zuschauerreihen.
      lerisch in „DIE STADT ALS BÜHNE – SPIELSTÄT-
      TEN DER SALZBURGER FESTSPIELE“ historische               Der gewölbte, stuckierte und durch zehn Marmorsäu-
      Baupläne und technische Skizzen der Festspielhäuser.     len in zwei Schiffe geteilte prunkvolle Saal der Max
      Mit schwarzer Tinte entstanden gezeichnete Momente       Gandolph Bibliothek, unter Erzbischof Max Gan-
      der Festspielgeschichte. Reinsten entspannenden          dolph von Kuenburg 1674 bis 1684 erbaut, wurde für
      Hörgenuss mit ausgesuchten Konzertaufnahmen der          die Ausstellung „DAS ARCHIV – 100 JAHRE SAL-
      Wiener Philharmoniker erlebt der Besucher auf den        ZBURGER FESTSPIELE“ zum Theaterhimmel für
      weichen Sitzsofas im „KLANG.RAUM/KLANG.                  historisch interessierte Besucher. Eine Chronologie der
      KÖRPER“. Die „REQUISITE“, eine Installation des          Festspiele von 1920 bis 2020 zeigt besondere

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Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...
„Das Salzburger Land ist das Herz vom Herzen
             Europas. Das mittlere Europa hat
         keinen schöneren Raum – und gerade hier
              musste Mozart geboren werden.“
         Hugo von Hofmannsthal, Gründungsmanifest der Salzburger Festspiele, 1919

 „Komponirt ist schon                                             „Mein Haus hat
alles – aber geschrieben                                        ein gut Ansehn, das
      noch nicht.“                                                  ist wahr, steht
  Wolfgang Amadeus Mozart, Brief an seinen Vater,
 „Mon très cher Père!“, „Munic ce 30 decembre 1780“               stattlich da, vor-
„Was ist das Erste, das dem                                      nehm und reich!“
                                                                      Hugo von Hofmannsthal, „Jedermann“
Chaos des Kriegs entsteigt?
 Ein Mozart-Festspielhaus                                        „Die menschliche Stimme ist
      in Salzburg.“                                            das schönste Instrument, aber es
                                                               ist am schwierigsten zu spielen.“
    Berta Zuckerkandl-Szeps (1864–1945) war eine
  jüdische österreichische Schriftstellerin, Journalistin,         Richard Strauss (1864–1949), Gründungsvater
               Kritikerin und Salonnière.                                      der Salzburg Festspiele

    „Ich habe achtzehn Jahre in Leopoldskron gelebt, wirklich gelebt, und ich habe es
     lebendig gemacht. Ich habe jedes Zimmer, jeden Tisch, jeden Sessel, jedes Licht,
   jedes Bild gelebt. Ich habe gebaut, gezeichnet, geschmückt, gepflanzt und geträumt
     davon, wenn ich nicht da war. [...] Ich habe es immer feiertäglich geliebt; nie als
    etwas Alltägliches. Es waren meine schönsten, reichsten und reifsten Jahre [...] Ich
   habe es verloren, ohne zu jammern. Ich habe alles verloren, was ich hineingetragen
                      habe. Es war der Ertrag meiner Lebensarbeit.“
                                               Max Reinhardt (1873–1943)

  „Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust
   getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu
   verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst
                      zu entdecken.“
                                               Max Reinhardt (1873–1943)

                                                                                               SCHLOSSSEITEN     55
Marianne Crebassa ist am 23. Jänner mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Daniel Barenboim im Großen Festspielhaus zu erleben ...
Foto: Archiv der Salzburger Festspiele/Ellinger
     Richard Strauss, „Der Rosenkavalier“, 1960;
     Dirigent: Herbert von Karajan; Regie: Rudolf Hartmann;
     Hilde Güden (Sophie), Sena Jurinac (Octavian)

        Momente, Dokumente und Fotos, jeweils gebündelt          Oktober 2021 verlängert. Schließlich feiern auch die
        aus einer Dekade. 100 Objekte mit Bezug zu den           Salzburger Festspiele ihren runden Geburtstag aus-
        Festspielen, darunter das Regiebuch des „Jedermann“      giebigst noch im Jahr 2021, und ein mehrmaliger
        mit Eintragungen von Max Reinhardt aus den Jahren        Besuch ist angesichts der Fülle der Informationen zu
        1911, 1920, 1927 und den 1930er-Jahren, oder das         empfehlen.
        Skizzenbuch von Richard Strauss zur Oper „Frau                                           Text: Eva von Schilgen
        ohne Schatten“, Erstaufführung bei den Festspielen
        im Jahr 1932. Kostüme erinnern an den Schauspiel-
        er Attila Hörbiger, Darsteller des „Jedermann“ des                            I N F O B OX
        Jahres 1947, oder an die Sängerin Anna Netrebko in
        der Rolle der Violetta in Verdis „La Traviata“ aus dem              GROSSES WELTTHEATER
        Jahr 2005. Und wem die Fülle des bereits Gezeigten
                                                                           100 Jahre Salzburger Festspiele
        noch nicht genügt, der kann sich im Bild-, Ton- und
                                                                          26. Juli 2020 bis 31. Oktober 2021
        Klangarchiv weitere Informationen holen.
                                                                          Salzburg Museum, Neue Residenz
        In Zeiten von Corona hat das Salzburg Museum Vor-                            Mozartplatz 1
        sorge getroffen, damit sämtliche Hygienevorschriften                       5010 SALZBURG
        mehr als erfüllt werden. Die Ausstellung ist so an-                    T +43 662 620808-700
        gelegt, dass die Besucherinnen und Besucher ausrei­                   office@salzburgmuseum.at
        chend Abstand halten können. Einen Vorteil hat die                     www.salzburgmuseum.at
        Pandemie gebracht: Die Ausstellung wurde bis Ende

56    SCHLOSSSEITEN
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